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Benutzername: 
Sinan
Wohnort: 
Karlsfeld

Bewertungen

Bewertung vom 28.04.2021
Südosteuropa
Calic, Marie-Janine

Südosteuropa


weniger gut

Reißerisch eurozentrisch und zu teilen islamophobes Sachbuch über den Balkan, was Klischees bedient. Die Professorin Marie-Janine Calic von der LMU, hätte eher einen schillernden historischen Roman schreiben sollen, den Anspruch eines distanzierten, detaillierten und vor allen nicht wertenden Sachbuch über Geschichte wird sie mit ihren subjektiven und manchmal sogar fehlen an Wissen nicht gerecht. Wer ein Buch über die Geschichte Süd Osteuropas schreibt muss sich auch zwingend mit dem osmanischen Reich auseinandersetzen, was Marie-Janine Calic zwar tut, aber leider auf Stammtisch Niveau – für sie bleibt es das fremde – unverstandene und somit schlechte und beängstigende. Es wäre ihr das kleine Buch von Reinhard Pohanka „Das Osmanische Reich“ ans Herzen gelegt – hier würde sie einiges an Fehlern und Wissenslücken aufklären können, was sie einfach mit alten Wissen und Klischees aus rein europäischer Sicht ausfüllt, fatal bei einen Buch über Südosteuropa, der Teil Europas welcher immer ein Schmelztiegel zwischen, östlicher, westlicher, südlicher und nördlicher Kultur war. Ihre Gewichtung ist klar westlich und das Publikum und die Leser somit klar definiert. Auf das muslimische Leben oder deren Geschichte und Einfluss wird im Verhältnis zum katholischen zB. kaum eingegangen -und das obwohl es damals bis heute einen wesentlichen Teil in Südosteuropa ausmacht. Wenn sie es doch macht dann nur sehr herablassen und minderwertig, es wird stets auf die vermeintliche Überlegenheit der aufgeklärten westlichen Kultur hingewiesen gegenüber der degenerierten und rückständigen orientalischen Kultur, aber den Fortschritt, Kultur und auch die Toleranz die es gab wird übergangen und sie setzt sich nur mit dem Niedergang des Orients auseinander bzw. es werden fast vier Jahrhunderte der Kulturblüte übergangen und der Fokus auf das ablösen der Vormachtstellung der Osmanen durch die Europäer im Balkan eingegangen– das kulturelle Schaffen des Orients, der immense Wissen Transfer usw. werden fast komplett übergangen – da der Autorin anscheinend hier auch das Wissen fehlt und sie somit dieses Buch nicht schreiben dürfte. Statt muslimische Quellen zu bemühen werden nur europäische Quellen bemüht und somit mit verzehrten Bild auf ein multiethnisches Gebiet Betrachtungen gezogen, dabei müsste man sein Blickwinkel ändern und von allen Seiten Quellen bemühen, so entsteht in diesen Buch eine verfälschte, simplifizierte, antiquare einseitige Betrachtung eines komplexen vielschichtigen Gebietes. So werden diese Klischees auch meistens von zeitgenössischen Zitaten fast ausschließlich christlicher Beobachter ausgeschmückt Ansonsten lässt es sich gut lesen und ist unterhaltsam – aber viel neues an Wissen wird hier nicht vermittelt, leider.

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