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* Vivi *
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Bayern
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Vielleserin

Bewertungen

Insgesamt 32 Bewertungen
Bewertung vom 04.12.2019
Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2
Pötzsch, Oliver

Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2


ausgezeichnet

Spannend, geheimnisvoll und sehr unterhaltsam

Die spannenden Legenden um „Doktor Faustus“ und seinen Pakt mit dem Teufel ist das Thema im zweiten Teil des Romans „Der Lehrmeister“.

Nach einem schwungvollen Anfang bekommt man schnell einen gut vermittelten Eindruck über die Umgebung und die Charaktere. Dank der präzisen Beschreibungen ist es leicht, sich die Ereignisse vor der lebhaften Kulisse im 16. Jahrhundert vorzustellen. Ein Zeitalter, in dem Wissenschaftler als Zauberer galten und oft nur mit Glück der Verbrennung entkamen. Heiler wiederum mussten mit allen Tricks arbeiten, damit sie nicht als Zauberer und Teufelsanbeter angeklagt wurden.

Die sympathischen Helden erleben abwechslungsreiche Abenteuer, die historischen Details im Hintergrund runden die unterhaltsame Erzählung sehr schön ab.

Für diese literarische Erfahrung mit dem Autor Oliver Pötzsch gibt es nur Lobgesang. Sein exzellenter Schreibstil wird in der gekürzten Hörbuchversion einwandfrei bewahrt. Der Sprecher, Tobias Kluckert, betont die gut inszenierte Dramatik hervorragend. Die fesselnde Erzählung unterstützt er mit seiner klaren, lebendigen Darstellung.

Bewertung vom 09.11.2019
Alles, was wir sind
Prescott, Lara

Alles, was wir sind


ausgezeichnet

Shiwagos abenteuerlicher Weg zum weltweiten Literaturerfolg

Der Roman „Doktor Shiwago“ wird zur Zeit des Kalten Krieges für politische Zwecke benutzt: Boris Pasternaks Worte werden zu einer Waffe erklärt. Aus einem literarischen Werk – aus einer Liebesgeschichte – entsteht die Shiwago-Mission, ein amerikanischer Propagandazug gegen den Osten unter strenger Geheimhaltung. Das unveröffentlichte Manuskript wird aus Russland geschmuggelt, wo keine Möglichkeit besteht, es der Öffentlichkeit legal zugänglich zu machen. Die Wirkung der folgenden Ereignisse ist verblüffend.

Die Autorin, Lara Prescott, stützt sich bei ihrem Roman auf freigegebene CIA-Dokumente, doch ihre Darstellung ist wesentlich mehr als die pure Schilderung sorgfältig protokollierter Handlungen. Vielmehr bettet sie die Tatsachen in eine detailreiche, authentische Umgebung, die sie mit realen Persönlichkeiten bevölkert. Im Hintergrund zeichnet sie ein präzises Gesellschaftsbild, das für die Jahre von 1949 bis 1961 typisch ist und die Unterschiede zwischen Osten und Westen klar definiert. Als Kulisse dazu dienen überwiegend Moskau, Peredelkino in Russland und Washington.

Für Stimmung sorgen auf der einen Seite die lebhaften amerikanischen Agency-Stenotypistinnen, Geheimdienstmitarbeiter und Spione der alten Schule. Auf der anderen Seite entsteht große Sympathie und Verständnis dem russischen Volk gegenüber. Stille Alltagsszenen und angsteinflößende Machtspiele bringen die menschlichen Schicksale fühlbar nah.

Die emotionale Liebesgeschichte aus „Doktor Shiwago“ (vor, während und nach der Russischen Revolution 1917) lässt sich in die gegebene Zeit (50er Jahre) übertragen, es gibt gut erkennbare Parallele mit dem wahren Leben Pasternaks, die menschliche Seite ist meisterhaft gefühlvoll hervorgehoben. Durchgehend fragt man sich: Könnte es tatsächlich so gewesen sein? Und ob es so gewesen ist, oder nicht, bekommt man mit „Alles, was wir sind“ eine bewegende, fesselnde Geschichte, die auf jeden Fall für anspruchsvolle literarische Unterhaltung sorgt.

Bewertung vom 09.11.2019
Postscript - Was ich dir noch sagen möchte / Holly Kennedy Bd.2
Ahern, Cecelia

Postscript - Was ich dir noch sagen möchte / Holly Kennedy Bd.2


ausgezeichnet

Eine würdige Fortsetzung des Bestsellers um die trauernde Holly Kennedy

Als »P.S. Ich liebe Dich« erschien, ahnte wohl die Autorin selbst nicht, dass sie die selbständige Story von 2004 fortsetzen würde. Es war keine Ergänzung nötig, doch die aktuelle Erzählung »Postscript – Was ich dir noch sagen möchte« ist in jeder Hinsicht eine würdige Weiterführung der Geschichte.

Vor sieben Jahren verlor Holly Kennedy ihren Mann, Gerry, unter besonders tragischen Umständen. Nach langer Zeit scheint sie endlich Fuß gefasst zu haben, ihr Verlust ist verarbeitet, Gerrys Andenken wird liebevoll bewahrt. Doch nach einer leichtsinnigen Handlung tritt Gerrys Geist wieder in Hollys Leben, was bedeutende Änderungen hervorruft.

Der Schreibstil der Autorin basiert auf eine Kombination von Erfahrungen und Fantasie: Präzise Beobachtungen präsentiert sie fesselnd und unterhaltsam in Romanform. Dabei hält sie gefühlvolle Momente in schlichten Worten fest, Worte, die Leben und Tod gleichermaßen ausdrucksvoll beschreiben. Besonders interessant sind die Ansichten sterbenskranker Menschen, die mit unkontrollierbaren Umständen konfrontiert sind und dennoch die Motivation aufbringen, sich noch einige neue Ziele zu setzen.

Die Entwicklung der Protagonistin gleicht einem eisernen Kampf zwischen Traurigkeit und Hochgefühlen, Verzweiflung und Zuversicht. Hollys Weg auf der Suche nach einem Kompromiss zwischen Loslassen und Bewahren ist eine sehr emotionale Erfahrung. Die mitfühlenden Worte der Autorin klingen noch lange Zeit in den Gedanken weiter.

Bewertung vom 09.11.2019
Nichts bleibt so, wie es wird
Bechtolf, Sven-Eric

Nichts bleibt so, wie es wird


gut

Theatralisch

Man befindet sich mitten drin in den schleppenden Ereignissen um die Realisierung eines Bühnenstücks während man mit der Lektüre von Sven-Eric Bechtolf startet. Doch gleich am Anfang bekommt man auch den Leitsatz direkt vom Autor: „Im Grunde verstehe ich überhaupt nicht, um was es da geht.“ Man muss schon Insider sein, um so viel über Theater und Schauspieler zu wissen und man braucht eine ganze Menge Intelligenz, dieses Insider-Wissen den Lesern so leicht nachvollziehbar zu präsentieren. Außerordentliches Detailreichtum, verrückte Zwischenfälle, Dekadenz im Wechselspiel mit Existenzangst überrollen geradezu die Leserschaft.

Eine Sympathie mit einer der Romanfiguren – inklusive Hauptfigur – fällt schwer. Alle Personen wirken grotesk wie eine Karikatur und alle handeln theatralisch. Aber sie erreichen ohne Frage, die gedrückte Grundstimmung perfekt zu vermitteln und lassen viel Raum fürs Nachdenken. Es gibt oft sogar Grund zum Schmunzeln. Und dann noch eine ziemlich klischeehafte Liebelei...

Insgesamt ein sehr spezielles Buch, doch authentisch und sehr interessant geschrieben.

Die Worte des Autors wirken zusammen mit den Romanhandlungen eine ganze Weile noch nach: „Du lieber Gott, was war das denn?“

Bewertung vom 25.05.2019
Dschungel
Karig, Friedemann

Dschungel


ausgezeichnet

Bevor man verschwindet muss man erst mal da sein

Friedemann Karigs „Dschungel“ ist voller Überraschungen. Die Ausgangssituation der Geschichte ist an sich nicht ungewöhnlich: Alltagschaos, Gefühlschaos, die Oberflächlichkeit einer Konsumgesellschaft in der heutigen, schnell gelebten Zeit, die großes Vertrauen in fertig gelieferte Dinge setzt. Und in seichte zwischenmenschliche Beziehungen. Zwei Freunde, die jungen Männer Felix und der „Herr Doktor“ bilden als Hauptfiguren eine winzige Therapiegruppe. Felix flüchtet, verschwindet aus Deutschland und macht sich auf eine alles entscheidende Reise nach Kambodscha. Sein Freund macht sich auf den langen, abenteuerlichen Weg, um ihn zu finden. Doch wo soll die Reise enden?

Die melancholischen Kindheitserinnerungen schaffen eine besondere Atmosphäre. Sie werden durch den Erzähler, den „Herr Doktor“, gefühlvoll wiedergegeben. Nach wenigen Jahren Abstand, im jungen Erwachsenenalter, kommen unterdrückte Emotionen auf die Oberfläche, die damals im Kindesalter keine besondere Bedeutung hatten.

Im Laufe der Erzählung vermittelt der Autor kluge Erkenntnisse und stark gesellschaftskritische Aussagen, die man je nach Situation ernst oder eben locker und leicht – vielleicht sogar mit wohl wissendem Augenzwinkern – nachempfinden kann. Doch die Gedanken über die Wahrnehmung der Realität und über die Entwicklung der modernen Zivilisation hinterlassen Nachklang.

Der philosophische, nachdenkliche Grundton macht diesen Roman besonders bemerkenswert. Die Reise ins unbekannte, für Europäer fremdartige Land, Kambodscha – im Vordergrund stets der „Herr Doktor“–, zeigt einen gut ausarbeiteten Entwicklungsweg, ein leises Ausbrechen aus dem grauen Alltag mit zynischem und nebenbei sehr intelligentem Spott geschmückt.

Wird es etwa erst im kambodschanischen Dschungel klar, was Freundschaft bedeutet? Muss man durch schweres Dickicht, um sich selbst zu erkennen, Zusammenhänge zu verstehen und Prioritäten zu setzen? Was riskiert man für einen besonderen Freund und welchen Preis zahlt man (gern) dafür?

Die ungekürzte Hörbuch-Version: Entsprechend der vom Autor vorgegebenen meditativ-nachdenklichen Szenen bringt der Sprecher, Fabian Busch, leise Gedanken, Hoffnung und Verzweiflung gleichermaßen sensibel näher. Sein kumpelhafter, frischer Ton verhilft zu einem außergewöhnlichen Hörbuch-Erlebnis.

Bewertung vom 21.05.2019
Tante Poldi und die Schwarze Madonna / Tante Poldi Bd.4
Giordano, Mario

Tante Poldi und die Schwarze Madonna / Tante Poldi Bd.4


ausgezeichnet

Leidenschaftliche Verbrecherjagd im Poldi-Paralleluniversum

Tante Poldis Name ist wohl bekannt im Kreis der Liebhaber unterhaltsamer Krimikomödien und in der Reihe von Mario Giordanos Kriminalromanen erlebt die liebenswerte Bayerin bereits ihren Mordfall Nummer vier. Dabei sind sowohl ihr Wesen als auch ihre Methoden äußerst ungewöhnlich.

Tante Poldi ist eine waschechte Bayerin, ein Original mit scharfer Zunge und sie ist immer wild auf Alkohol und Sex – möglichst mit heißen, uniformierten Polizisten – und in einen Mordfall verwickelt sie sich grundsätzlich ohne wenn und aber. Kurz vor ihrem 60. Geburtstag gelingt es ihr sogar den Papst flachzulegen, obwohl es ursprünglich nicht ihr Plan war. Denn die Poldi ist da ganz und gar unschuldig, sie wollte ursprünglich nur nach Sizilien umsiedeln, um sich dort mit Meerblick gepflegt zu Tode zu saufen.

Aus der Mischung der deftigen bayrischen Redensart und italienischer Gegebenheiten ergibt sich eine kaum ernst zu nehmende, lustige Geschichte. In Schlagfertigkeit ist der Autor kaum zu übertreffen und er landet Satz für Satz einen gut pointierten Treffer, was die Lachmuskeln ins Äußerste strapaziert. Unmögliche Ereignisse und Altweiberweisheiten inklusive.

Die Abenteuer der unwiderstehlichen Hobbyermittlerin Isolde Oberreiter, alias Tante Poldi, in Begleitung von weiteren eigensinnigen Romanfiguren ergeben eine geniale, kurzweilige Geschichte mit einer stimmungsvollen Verbrecherjagd in Italien.

Bewertung vom 21.05.2019
Die Perlenfischerin
Weiß, Sabine

Die Perlenfischerin


ausgezeichnet

Ein stürmischer Lebensweg, eine sympathische Frauenfigur

Es gibt eine neue starke Frauenheldin von Sabine Weiß. Im aktuellen Buch „Die Perlenfischerin“ tritt eine sympathische junge Dame, Ida, in den Vordergrund. An der Wende des 12. zum 13. Jahrhundert wird sie bereits als kleines Kind Opfer eines Krieges und verliert bis auf ihr Leben alles. Ihr stürmischer Lebensweg bildet die Grundlage zum naturnahen historischen Roman.

Die Ereignisse verwickeln Romanhelden und Leser gleichermaßen in spannungsgeladene Szenen, bereits von der ersten Seite an ist die Geschichte fesselnd und dynamisch geführt. Die damalige Lebensweise und alte Gewohnheiten werden leicht nachempfindbar näher gebracht, sowohl in der städtischen als auch in der ländlichen Umgebung. Die Betrachtung der Natur mit dem Perlenfischen als hervorgehobenes Thema ist bildhaft und respektvoll.

Die Hauptfigur Ida fügt sich harmonisch in die Geschichte, ihr Auftritt wirkt stets authentisch, doch auch die anderen Romanhelden – ob Schurken oder Sympathieträger – kommen ausdrucksstark zur Geltung. Dabei bietet die Geschichte eine große Vielfalt an Emotionen, Abenteuern, Mystik, häufig wechselnden, lebhaften Kulissen, ohne die Chance auf die Berechenbarkeit des Ausgangs.

„Die Perlenfischerin“ ist eine abwechslungsreiche, dramatische Lektüre, beeindruckend und anspruchsvoll formuliert, reich an liebevollen und gut recherchierten Details. Jederzeit eine grandiose Leseerfahrung.


„Das Leben hatte sich in Schichten auf ihre Gesichter gelegt, so wie Perlmutt eine Muschel bedeckt...“

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.12.2018
Ofirs Küche
Graizer, Ofir Raul

Ofirs Küche


ausgezeichnet

Küchenmission in familiärer Atmosphäre

„Ofirs Küche“ ist ein buntes, persönliches Kochbuch. Der Autor veröffentlicht nicht nur Rezepte zum Nachkochen, sondern auch praktische Tipps und interessante Erfahrungsberichte aus seinem Leben. Das alles ist reich illustriert mit großformatigen Bildern; sowohl eine Darstellung von Lebensmitteln als auch von stimmungsvollen Momentaufnahmen aus der israelisch-palästinensisch-türkisch-arabischen Welt, unter anderem gibt es lebhafte Fotos von Märkten, Backstuben, Straßenszenen. Entsprechend konzentriert sich das Buch auf dieses (Küchen-)Gebiet, auf den Nahen Osten.

Ofirs Darstellung ist einladend: Sein Schreibstil ist offen und freundlich, seine Beschreibungen sind schlicht und somit sind die Anweisungen leicht umsetzbar. Die Leidenschaft zum Kochen lässt sich sofort wahrnehmen. Tatsächlich erkennt man den unkomplizierten, sympathischen Künstler und Filmemacher hinter den Zeilen. Dabei ziehen bereits die Namen der Gerichte magisch an, die man möglicherweise schon gekostet, doch nie selbst zubereitet hat – und zwar nach Anleitungen aus erster Hand.

Die Buchgestaltung und der Inhalt unterstützen eine angenehme Küchenstimmung und machen Lust auf die Gerichte. Keine Sorge, alle Zutaten sind hierzulande problemlos aufzutreiben.

Die Kombination aus Rezepten und persönlichen Geschichten ist eine gute Idee. „Israelisch-palästinensisch“ und „Familienrezepte“ sind wohl gewählte Schlüsselworte für eine kleine, persönliche und friedliche Mission in Deutschland: ein „kuscheliges“, internationales Beisammensein in Ofirs Küche mit lieben Grüßen aus Berlin.

Bewertung vom 19.12.2018
Das letzte Schaf
Hub, Ulrich

Das letzte Schaf


ausgezeichnet

Die Weihnachtsgeschichte mit den verkehrten Schafen

Die Schafe von Ulrich Hub sorgen für Heiterkeit in der Vorweihnachtszeit. Sie diskutieren untereinander die Geheimnisse der heiligen Nacht. Trotzdem sieht nichts einfach aus, irgendwie wird alles verkehrt dargestellt. Das Verschwinden der Hirten ist geradezu mysteriös, sogar UFOs könnten dabei eine Rolle spielen. Wo sie in Wahrheit sind, wissen wir doch alle und quittieren die Sichtweise der dummen Tiere mit einem Augenzwinkern. Genauso, wie viele andere Feststellungen, die etwas verwirrend klingen.

Hier geht es nicht um eine klassische Weihnachtsgeschichte. 'Das letzte Schaf' ist ein modernes Märchen, das die Einstimmung auf die Feiertage mächtig auflockert und öfters zum Lachen animiert. Dass der Autor seine Geschichte selbst liest (Hörbuch-Version), verleiht den Eindruck einer persönlichen Widmung. Seine angenehme Stimme und die lockere Erzählweise machen das Hörbuch zu einem Unikat.

Bewertung vom 20.11.2018
Die wundersame Mission des Harry Crane
Cohen, Jon

Die wundersame Mission des Harry Crane


ausgezeichnet

Märchenhafte Realität

Ein leicht schimmerndes Buchcover lädt in eine märchenhafte Welt ein. Doch alles in diesem Buch passiert in einer realen Welt, auch wenn die Ereignisse immer wieder unnatürlich und zauberhaft vorkommen.

Harrys schweres Schicksal, der Verlust seiner geliebten Ehefrau, lässt den sympathischen Titelhelden höllische Qualen erleiden: Er fühlt sich schuldig, den Tod seiner Beth verursacht zu haben. Er flüchtet aus seinem gewohnten Alltag – beinahe führt sein Weg in den Selbstmord – doch er findet eine Möglichkeit, die Trauer zu verarbeiten und damit auch eine kleine Schicksalsgenossin zu unterstützen. Er regeneriert sich rasch, indem er in ein Baumhaus zieht, Wälder und Bäume liebt er von Kindheit an. Fortan wird sein Leben von Zufällen und Fügungen aufgewirbelt.

Eine wundersame Mission ist diese Geschichte auf jeden Fall. Doch nicht nur der sinngemäß perfekt übertragene deutsche Titel, sondern auch der feinfühlige Schreibstil des Autors verspricht eine beeindruckende Lektüre. Dabei spielen Bücher und Bäume eine große Rolle, diese sind der Schlüssel zum Glück. Diesbezüglich gibt es sogar einige herzerwärmende Weisheiten und Wortspiele, wobei „Baumgedanken“ einer der bestgelungenen Ausdrücke ist.

Im Laufe der Geschichte erleben die Romanhelden oft etwas Unwirkliches, Wunder geschehen in den Waldgebieten von Pennsylvania und deren Umgebung. Der Autor hat ein gutes Gefühl für das Fabelhafte in jeder realen Lebenssituation und mit der ironischen Betrachtung ernsthafter Dinge entschärft er häufig dramatische Umstände: Harry Cranes Abenteuer ergeben eine unterhaltsame, spannende Erzählung mit gut geformten Charakteren. Ein Buch zum Loslassen und zum Genießen.


„Weißt du, was noch wunderlicher ist als jedes Märchen? (…) Die Zufälle und Fügungen des Lebens.“