Bernsteintränen

ausgezeichnet

Eine Reise in das ehemalige Ostpreußen öffnet der toughen, kühlen Karrierefrau Nicola die Augen für einen Abschnitt deutscher Historie, dem sie freiwillig nie gern entgegentreten wollte. Im bitterkalten Winter 2005 begegnet ihr die Geschichte einer Frau, die im Januar 1945 vom elterlichen Gut aus allein zu Pferd die Flucht durch Eis und Schnee gen Westen angetreten hat, in den entsetzlichen Kriegswirren die Liebe ihres Lebens verlor und offenkundig nie wieder zurückgekehrt ist.
Freundlich aufgenommen von einem jungen polnischen Arzt, verzaubert von einer Landschaft, die sich in melancholischer Schönheit präsentiert, geradezu besessen vom Drang, die alten Fäden der Vergangenheit zu einem sinnvollen Gesamtbild zusammenzuflechten, und ganz gegen ihre ursprünglichen Absichten dabei, sich unsterblich zu verlieben, lässt sich Nicola auf etwas ein, das sie am Ende vollkommen verändern soll.
Nachzuverfolgen, wie sich diese höchst positive Wandlung vollzieht, war ein rauschhaftes Lesevergnügen. Noch einmal nachzuvollziehen, wie sich das Verlassen der Heimat, die Flucht vor der russischen Armee für den Einzelnen angefühlt haben muss, war schmerzhaft. Empfehlenswert für alle, die sich an hochemotionale Romane vor bedeutender historischer Kulisse wagen und dramatische Liebesgeschichten mögen.