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miah

Bewertungen

Insgesamt 15 Bewertungen
12
Bewertung vom 26.09.2018
Heute schon für morgen träumen
Spielman, Lori Nelson

Heute schon für morgen träumen


ausgezeichnet

Inhalt:
Emilia ist 29 Jahre alt, Single und arbeitet als Bäckerin im Familienbetrieb. Sie führt ein einfaches, zurückhaltendes Leben. Sie geht nie aus. Denn auf ihr lastet der Fluch der Fontana-Frauen: Zweitgeborene Mädchen bleiben ihr Leben lang unvorheiratet und kinderlos. Emilia kommt das gerade recht. Sie nimmt den Fluch als Ausrede. Bis ein Brief ihrer Großtante Poppy eintrifft, die sie zu einer Reise nach Italien einlädt.

Meine Meinung:
Schon zu Beginn der Handlung lernt man Emilia und ihre Familie ganz gut kennen. Nach dem sehr frühen Tod der Mutter wuchsen Emilia und ihre große Schwester praktisch bei ihrer Nonna Rosa auf. Rosa glaubt an den Fluch der Fontana-Frauen und lebt ihn auch aus. Sie selbst war die Erstgeborene. Daher setzt sie früh alle Hoffnungen in Daria, die mittlerweile verheiratet ist und zwei Töchter hat. Emilia wird schon in ihrer Kindheit eingeredet, dass sie ohnehin nie einen Mann finden wird. Für Rosa ist sie daher die Mühe nicht wert.

Rosa wird schnell zur unsympathischsten Figur im ganzen Roman. Ihr Verhalten Emilia gegenüber ist boshaft und gemein. Im Laufe der Handlung wird auch ihre Vergangenheit erzählt. Bis zum Schluss ändert sich meine Meinung über sie aber nur wenig.

Emilia lässt sich von ihrer Familie unterdrücken und kleinmachen. Sie wehrt sich nicht. Auch wenn sie hartnäckig behauptet, nicht an den Fluch zu glauben, scheint er bei ihr zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung zu werden. Denn Emilia schottet sich ab und benutzt den Fluch als Ausrede, um nie zu flirten oder Dates zu haben.
Der Brief ihrer Tante Poppy kommt genau zum richtigen Zeitpunkt.

Poppy ist lebensfroh, ein bisschen verrückt, bunt und fröhlich. Sie hat immer einen guten Spruch parat. Sie genießt das Leben trotz trauriger Schicksalsschläge. Poppy lässt Emilia gar keine Wahl, ihre Einladung abzulehnen. Sie ignoriert ihre Zweifel und schließlich bleibt Emilia nichts anderes übrig, als nach Italien zu reisen. Sie überredet sogar Emilias Cousine Lucy, sie zu begleiten. In Italien beginnt für Emilia und Lucy eine Suche nach sich selbst und eine Reise in die Vergangenheit.

Die Entwicklung von Emilia ist authentisch und glaubwürdig. In kleinen Schritten öffnet sie sich endlich. Sie genießt die Zeit in Italien und lernt Tante Poppy besser kennen. Poppy erzählt aus ihrer Vergangenheit und zeigt Emilia und Lucy wichtige Stationen ihres Lebens. Dabei deckt sie ein großes Familiengeheimnis auf.

Lucy ist das genaue Gegenteil zu Emilia. Sie ist offenherzig, quirlig und flirtet mit jedem Mann, der sie anschaut. Sie geht gerne aus und hat viele Dates, aber nie eine feste Beziehung. Dabei wünscht sie sich nichts sehnlicher als eines Tages zu heiraten und Kinder zu bekommen. Lucy ist ebenfalls eine Zweitgeborene und versucht mit aller Macht, den Fluch zu brechen.

Der Schreibstil ist wie gewohnt locker und flüssig. Sehr schnell hat mich die Handlung mitgerissen. Es gibt Höhen und Tiefen, viele Emotionen, traurige und spannende Momente. Das Ende ist einerseits traurig, aber andererseits auch hoffnungsvoll. Einiges bleibt offen, aber ich bin damit zufrieden.

Bewertung vom 06.09.2018
Zehn Jahre musst du opfern / Dark Palace Bd.1
James, Vic

Zehn Jahre musst du opfern / Dark Palace Bd.1


gut

Inhalt:
In England muss jeder Mensch zehn Jahre seines Lebens als Sklave verbringen. Wann man diese Sklavenzeit ableisten will, entscheidet jeder selbst. Luke, Abi, Daisy und ihre Eltern wollen diese Zeit gemeinsam als Familie durchstehen. Doch während die Eltern mit Abi und Daisy nach Kyneston zur Familie Jardine kommen, muss Luke nach Millmoor, einer der gefährlichsten und brutalsten Sklavenstädte.

Meine Meinung:
Ich hatte schon so viel von dem Buch und vor allem so viele begeisterte Stimmen darüber gehört, dass ich es einfach lesen musste. Leider wurde ich etwas enttäuscht, was vielleicht auch an den sehr hohen Erwartungen lag.

Die Welt an sich ist schon unvorstellbar, aber faszinierend und interessant. Die Idee, dass es Menschen mit einem besonderen Geschick gibt, hat mich neugierig gemacht. Diese Adligen verlangen in dem Roman, dass alle die nicht zu den so genannten Ebenbürtigen gehören, eine Sklavenzeit von 10 Jahren ableisten. Schon allein der Gedanke macht mir Angst.

Die Handlung dreht sich um die Familie Hadley, die ihre Sklavenzeit gemeinsam ableisten will. Tochter Abi hat es geschafft, die Familie Kyneston und damit der mächtigen Familie Jardine zuordnen zu lassen, um der brutalen Sklavenstadt Millmoor zu entkommen. Sie hofft darauf, so angenehmere 10 Jahre verleben zu können, da die Arbeit in Millmoor hart, kräfteraubend und brutal ist.
Mutter, Vater, Tochter Abi und die erst zehnjährige Daisy kommen so nach Kyneston, doch der Bruder Luke muss trotzdem nach Millmoor. Die Familie wird schon zu Beginn getrennt. Dadurch ergeben sich zwei Haupthandlungsorte: das Anwesen der Jardines und Millmoor.

Die Handlung wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Abi und vor allem Luke sind die Erzähler der meisten Kapitel, aber es gibt auch Kapitel aus Sicht der Jardine-Söhne und anderen Protagonisten. Mir war das eindeutig zu viel. Immer wieder musste man sich auf neue Charaktere einstellen und viele Szenen gingen irgendwie unter. Es war so auch schwieriger, einen Bezug zu den Protagonisten aufzubauen, da man ihnen nicht so nahekommen konnte. Gedanken und Gefühle blieben mir meist fremd. Die Kapitel aus Lukes Sicht waren insgesamt die besten, da sie am interessantesten waren und ich das Gefühl hatte, ihn wirklich gut kennenzulernen.

Insbesondere die Ebenbürtigen bereiteten mir Schwierigkeiten. Nicht nur bleibt ihr sogenanntes Geschick reichlich unerklärt, auch ihre Ziele blieben verborgen, trotz Kapitel aus ihrer Perspektive. Sie wirkten unnahbar, fremd und undurchschaubar. Mit ihrem Geschick können sie unmögliche und unmenschliche Taten vollbringen, sodass sie fast übermenschlich und ziemlich unbesiegbar erscheinen.

Lange Zeit passierte so viel gleichzeitig, dass es mir manchmal schwerfiel, mich an alle Details zu erinnern. Es gibt sehr viele Nebenhandlungen, die am Ende zwar zusammenlaufen und zum Teil auch aufgeklärt werden, aber mich hat es leider nicht ganz überzeugt.

Das Ende ist offen, immerhin ist dies der erste Band einer Trilogie. Die letzten Kapitel waren sehr spannend, weil alles auf einen Höhepunkt hinauslief und viele unerwartete Ereignisse geschahen. Dennoch hätte ich mir wenigstens ein bisschen Hoffnung gewünscht, die mich dazu motivieren würde, mich auf Band 2 zu freuen. Das ist leider eher nicht der Fall.

Insgesamt war die Idee gut und die Umsetzung zum Teil auch, allerdings gibt es für mich zu viele Kritikpunkte, sodass ich diese Reihe wahrscheinlich nicht weiterverfolgen werde.

Bewertung vom 10.05.2018
Schwestern für einen Sommer
Lyra, Cecilia

Schwestern für einen Sommer


ausgezeichnet

Inhalt:
Der letzte Wunsch ihrer Großmutter zwingt die Halbschwestern Cassie und Julie einen Sommer in Nanas Haus zu verbringen. Nach einem schrecklichen Unglück vor vielen Jahren sprechen die beiden nicht mehr miteinander. Ohnehin hatten sie keinen leichten Start. Beide Mädchen haben denselben Vater. Während er mit Cassies Mutter verheiratet ist und die meiste Zeit bei ihnen lebt, verbringt er nur hin und wieder Zeit bei seiner Geliebten und der gemeinsamen Tochter Julie. Doch die Mädchen werden unzertrennliche beste Freundinnen. Werden sie sich den Familiengeheimnissen stellen?

Meine Meinung:
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Cassie und Julie erzählt. Es hat nicht lange gedauert, da brauchte man die Überschriften über den einzelnen Kapiteln gar nicht mehr, weil man so schon ganz schnell wusste, welche Schwester jetzt erzählt. Die Erzählstimmen spiegeln sehr schön den Charakter von Cassie und Julie wieder. Man hatte wirklich das Gefühl, dass in Cassies Kapiteln Cassie die Geschichte erzählt und in Julies Kapiteln Julie dran ist, als ob zwei verschiedene Personen das Buch geschrieben hätten. Das hat einem die Schwestern noch nähergebracht. Mir hat dabei auch gefallen, dass einige Situationen so aus der Sicht beider erzählt wurden und man genau nachvollziehen konnte, was in Cassie und Julie jeweils vorging.

Cassie ist das Kind einer unglücklichen Ehe. Ihr Vater ist stets übelgelaunt und schnell wütend. Die Mutter sucht Halt in Alkohol und Tabletten, bis sie sich schließlich das Leben nimmt. Cassie leidet sehr darunter. Sie wird Psychotherapeuten, um anderen helfen zu können. Dabei berät sie hauptsächlich Ehepaare, will aber selbst niemals heiraten.

Julie hat sich schon immer eine Familie gewünscht. Sie wuchs bei ihrer Mutter auf, die Vollzeit arbeiten musste, um für Julie sorgen zu können. Der Vater kam nur selten zu Besuch, war aber stets liebevoll und herzlich. Julie heiratet jung, ist in ihrer Ehe aber nicht glücklich. Ihr Mann Patrick schreibt ihr vor, was sie zu tun, zu sagen, zu essen hat, welches Kleid sie anziehen soll, etc. Julie wünscht sich unbedingt Kinder. Patrick ist dagegen, weil sie sonst ihre Figur ruinieren würde.

Der Sommer in Nanas Haus startet holprig. Die Schwestern sind nicht bereit, aufeinanderzuzugehen und offen über die Vergangeheit zu sprechen. Es dauert sehr lange, bis es endlich zu klärenden Gesprächen kommt. Beide tragen die Vergangenheit als schwere Last mit sich herum. Es hat mir gut gefallen, wie Rückblendungen und Erinnerungen in die Handlung eingearbeitet wurden, um die Kindheit und Jugend von Cassie und Julie kennenzulernen.

Die Geschichte hat mich sehr berührt. Das Leben von Cassie und Julie war nie leicht. Sie kämpfen noch immer mit den Folgen der Handlungen und Entscheidungen, die ihr Vater getroffen hat. Beide sind unglücklich. Im Laufe der Handlung können sie aber endlich von der Last befreien. Auch wenn die Geschehnisse zum Teil leicht vorhersehbar waren, gab es doch auch genügend Überraschungen. Es wurde nie langweilig. Viele Geheimnisse kamen ans Licht. Das Happy-End gefiel mir sehr. Die Schwestern haben es verdient.

Bewertung vom 03.05.2018
Die Rebellinnen / Iron Flowers Bd.1
Banghart, Tracy

Die Rebellinnen / Iron Flowers Bd.1


ausgezeichnet

Inhalt:
Die Schwestern Nomi und Serina leben in einer Welt, in der Frauen keine Rechte haben. Serina sieht ihren einzigen Ausweg darin, eine Grace des Thronfolgers zu werden, um ihrer Familie so ein besseres Leben zu bieten. Nomi begleitet sie als ihre Dienerin. Doch Nomi ist nicht einverstanden mit den Regeln ihrer Welt. Sie ist ganz anders als ihre Schwester. Am Tag der Auswahl werden die Schwestern plötzlich voneinander getrennt und jede muss für sich kämpfen.

Meine Meinung:
Anfangs hatte ich eine romantische, märchenhafte Geschichte erwartet. Serina wird schon ihr ganzes Leben lang auf den Tag vorbereitet, an dem sie dem Thronfolger auf einem Ball vorgestellt wird, in der Hoffnung, dass er sie zu seiner Grace macht. Sie lernt sticken, tanzen und Harfe spielen. Sie hat gute Manieren, ist stets unterwürfig und liebreizend. Ihre langen Haare sind gepflegt, sie hat weibliche Kurven und ein schönes Gesicht. Die perfekte Prinzessin. Doch es kommt anders als erwartet.

Am Tag der Auswahl begleitet Nomi ihre Schwester als Dienerin zum Ball. Nomi wurde ebenfalls ihr Leben lang auf diesen Tag vorbereitet. Sie kann kochen, putzen und ihre Schwester schminken. Sie steht schon immer im Schatten von Serina. Doch Nomi will ihre Rolle nicht akzeptieren. Sie rebelliert. Sie lernt heimlich lesen, was Frauen eigentlich verboten ist. Sie ist wild, unerschrocken und trotzig. Heimlich schleicht sie in den Palast und läuft prompt dem Thronfolger und seinem Bruder über den Weg. Ihre freche, aufgeweckte Art scheint Malachi zu beeindrucken. Denn statt ihrer Schwester wählt er Nomi zu seiner Grace. Serina kommt ins Gefängnis.

An dieser Stelle wird es spannend. Die Handlung wird von Anfang an abwechselnd aus Serinas und aus Nomis Perspektive erzählt. Das ist zunächst noch ein bisschen verwirrend, da sich die beiden Mädchen am selben Ort aufhalten. Erst, als sich die beiden voneinander trennen müssen, wird es besser.

Der Rollentausch ist wirklich gut gelungen. Nomi muss nun tanzen lernen und eine unterwürfige Grace werden, die ihrem Thronfolger alle Wünsche erfüllt. Da Nomi sich mit den Regeln und Erwartungen an eine Grace nicht auskennt, lernt man als Leser mit ihr zusammen. Auch die Geschichte dieser Welt wirkt zunächst befremdlich, aber nach und nach erfährt man auch hier mehr, was es leichter macht, die Handlung zu verstehen.

Serina muss dagegen im Gefängnis über sich hinauswachsen. Aus einem zurückhaltenden, unterwürfigen Mädchen wird eine starke, selbstbewusste Frau, die für ihre Rechte kämpft. Das ist sehr schön zu sehen. Mir hat Serina sehr gefallen. Ihre Entwicklung ist toll beschrieben und vor allem glaubwürdig dargestellt. Ihre Kapitel mochte ich sehr.

Zeitweise war die Handlung um Nomi allerdings fast langweilig. Sie verbringt ihre Tage im Palast, lernt eine Grace zu werden und denkt darüber nach, wie sie ihre Schwester retten kann. Erst mit den Verstrickungen um den Thronfolger Malachi und seinen Bruder Asa wird es hier interessant und am Schluss sogar richtig spannend.

Der Schreibstil ist fesselnd. Die Handlung schreitet zügig voran. Das Buch entwickelt damit einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Ich hatte das Buch sehr schnell durch und kann es nun kaum erwarten, wie es im zweiten Teil weitergeht.

Bewertung vom 11.04.2018
DUMPLIN'
Murphy, Julie

DUMPLIN'


sehr gut

Inhalt:
Willowdean ist 16 Jahre alt und eigentlich ein ganz normaler Teenager. Bisher hat sie sich immer wohl gefühlt in ihrem Körper, egal, was die anderen sagen. Sie ist eben dick. Doch dann verliebt sie sich in den gutaussehenden, sportlichen Bo. Als er sie küsst, kommen dann aber Selbstzweifel auf. Um es sich selbst und allen anderen zu beweisen, meldet sie sich beim Schönheitswettbewerb an.

Meine Meinung:
Am Anfang mochte ich Will sehr. Sie strahlte Selbstbewusstsein aus. Die dummen Sprüche der anderen über ihr Körpergewicht waren ihr egal. Ganz besonders ihre beste Freundin Ellen gab ihr Halt. Die beiden sind unzertrennlich. Doch ihre Freundschaft ist nicht mehr so stark, wie sie einst war. Ellen freundet sich mit anderen Mädchen an, die ihr ähnlich sind, sodass Will Angst bekommt, ihre Freundin zu verlieren. Will zieht sich zurück und verheimlicht sogar ihre Gefühle für den gutaussehenden Bo vor Ellen.

Aber Willowdean will es allen zeigen und meldet sich beim Schönheitswettbewerb an. Denn warum sollte sie nicht teilnehmen? In den Regeln steht nirgendwo, dass man dünn sein muss. Sie will allen zeigen, dass sie sich wohlfühlt, so wie sie ist. Und sie will sich selbst beweisen, dass ihr Gewicht sie niemals daran hindern sollte, etwas zu tun, was sie möchte. Dabei denkt sie besonders an ihre kürzlich verstorbene Tante Lucy, die selbst sehr dick war und sich deswegen kaum aus dem Haus getraut hat.

Aus Solidarität melden sich noch andere Klassenkameradinnen von Will an. Sie alle sind schon oft gemobbt worden, hauptsächlich aufgrund ihres Aussehens. Will fühlt sie für diese Mädchen verantwortlich. Doch sie ist beleidigt, als sich auch ihre beste Freundin Ellen anmeldet. Ellen ist rein äußerlich das genaue Gegenteil von Will. Es kommt zum Streit, woraufhin sich die beiden voneinander entfernen.

Ab diesem Punkt wurde Will nach und nach immer unsympathischer. Sie hat es immer verabscheut, dass andere ihr gegenüber Vorteile haben, nur weil sie dick ist. Doch auch sie selbst fängt an, so über andere zu denken. Am Anfang war es noch süß, dass sie ihre Mitschülerin Millie, die noch dicker ist als sie selbst, vor den Anfeindungen eines anderen Klassenkameraden beschützen will. Doch Will beginnt, von sich auf andere zu schließen, und unterstellt Millie, so zu sein wie sie. Während die anderen Mädchen den Wettbewerb ernst nehmen und sich Gedanken machen, wie sie sich präsentieren wollen, scheint er für Will nur noch lästig zu sein. Sie findet keine Ideen, welches Talent sie präsentieren könnte, und geht davon aus, dass auch die anderen kein Talent haben.

Auch das Verhältnis zwischen Will und ihrer Mutter ist schwierig, was vor allem an Wills Verhalten liegt. Ihre Mutter hat den Schönheitswettbewerb einst gewonnen und ist seitdem jedes Jahr bei der Organisation dabei. Das hat Will nie verstanden. Sie versucht es nicht einmal. Ihre Mutter geht so oft einen Schritt auf sie zu, aber Will blockt einfach alles ab. Das fand ich sehr schade. Es machte Will unsympathisch.

Der Schreibstil hat mir sehr gefallen, da er so mitreißend und humorvoll war. Die Sprache ist authentisch, genau wie die Handlung selbst. Auch wenn ich zwischenzeitlich sehr genervt war von der Hauptprotagonistin, war ihr Verhalten realistisch. Ich muss die Hauptfigur nicht mögen, um das ganze Buch zu mögen. Denn am Ende hat Will mich doch wieder überzeugt. Vor allem die Botschaft dieser Geschichte ist wichtig und wertvoll. Man darf sich in seinem Körper wohlfühlen, egal, was die anderen denken und sagen. Niemand ist perfekt und das muss auch niemand sein.

Bewertung vom 01.04.2018
Der Zorn der Gerechten / Scythe Bd.2
Shusterman, Neal

Der Zorn der Gerechten / Scythe Bd.2


ausgezeichnet

Inhalt:
Im zweiten Band der Reihe geht es weiter mit der Geschichte um Citra. Nun ist sie Scythe Anastasia und entscheidet darüber, wer leben darf und wer sterben muss. Rowan dagegen ist auf der Flucht und versucht auf seine Art Ordnung in die Welt der Scythe zu bringen. Denn es formiert sich eine neue Ordnung, gegen die Citra und Rowan kämpfen wollen.

Meine Meinung:
Das Buch ist in sechs Teile gegliedert. Die Kapitel werden aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. So begleitet man nicht nur Citra bei der Ausübung ihrer neuen Rolle, sondern auch Rowan im Untergrund oder auch anderen Protagonisten. Immer wieder gibt es Einblicke in die Gedankenwelt des Thunderhead, die mir immer sehr gut gefallen haben. Man lernt die Welt besser zu verstehen. Zum Teil sind die Äußerungen des Thunderhead hoch philosophisch oder sogar witzig.

Die Handlung hat mich vom Anfang bis zum Ende gefesselt, denn sie ist abwechslungsreich und spannend. Immer wieder gab es neue Überraschungen, mit denen ich absolut nicht gerechnet hatte. Allerdings muss man beim Lesen ganz schön aufpassen. Es gibt sehr viele verschiedene Perspektiven und viele Handlungsstränge, die erst nach und nach miteinander verbunden werden. Manchmal war es etwas schwierig, sich alles zu merken, um die Zusammenhänge zu verstehen. Denn die Handlung springt natürlich hin und her.

Die Charaktere sind allesamt interessant. Man weiß gar nicht, wessen Geschichte man lieber begleiten möchte, denn bei allen passiert so viel. Die unterschiedlichen Perspektiven ermöglichen es, ganz nah bei den Protagonisten zu sein und in ihre Gedanken abzutauchen. Jeden begleitet man ein Stück. Man fühlt mit, man leidet mit. Das hat mir sehr gefallen.

Der Sprachstil ist großartig. Die Seiten flogen nur so dahin. Alles, was die Welt betrifft, war wunderbar beschrieben und verständlich erklärt. Es war schön, einen Einblick in die Strukturen der Welt zu erhalten, insbesondere der Randgruppen wie Tonisten oder Widerlinge. Die Erklärungen waren sehr gut in die Handlung verwoben, sodass es nie langweilig wurde. Das Tempo war insgesamt durchgehend hoch. Die Ereignisse überschlagen sich fast.

Der Autor verarbeitet sehr viele aktuelle Themen und gestaltet eine Welt, die der unseren in mancher Hinsicht doch näher ist als man auf den ersten Blick glauben könnte. Damit gibt er dem Leser sehr viel Stoff zum Nachdenken. Das macht das Buch unglaublich interessant.

Alles läuft auf das fulminante Finale hinaus. Der letzte Teil ist wirklich großartig, weil er so sehr überrascht und den Leser sprachlos zurücklässt. Die Konsequenzen dieser Ereignisse sind auf den ersten Blick gar nicht greifbar. Erst nach und nach kann man das als Leser verarbeiten und ist umso schockierter. Die Wartezeit auf Band 3 wird definitiv unerträglich lang sein.

Bewertung vom 27.03.2018
Für immer ist die längste Zeit
Fabiaschi, Abby

Für immer ist die längste Zeit


ausgezeichnet

Inhalt:
Als Maddy vom Dach einer Bibliothek in den Tod stürzt, lässt sie ihren Mann und ihre Tochter mit vielen Fragen zurück. Brady und Eve finden einfach keine Erklärung, warum Maddy Selbstmord begangen haben soll, wo sie doch noch Pläne für das kommende Osterwochende geschmiedet hatte oder ihre To-do-Liste in der Küche lag. Sie verstehen nicht, was passiert ist. Wie soll ihr Leben bloß ohne Maddy weitergehen?

Meine Meinung:
Die Kapitel sind immer in drei Abschnitte eingeteilt. Jeder Abschnitt erzählt die Geschichte aus einer anderen Perspektive, erst Maddy, dann Eve und zum Schluss Brady. Diese Einteilung hat mir sehr gefallen. Man konnte in die Gedanken und Gefühle dieser drei Protagonisten eintauchen und ganz nah bei ihnen sein. Das hat viel dazu beigetragen, ihr Handeln nachzuvollziehen, da manche Ereignisse zum Beispiel sowohl von Eve als auch von Brady erzählt wurden. So hatte man beide Sichtweisen.

Maddy versucht nach ihrem Tod das Leben von Brady und Eve zu beeinflussen, um die beiden weiterhin zu unterstützen. Mich hat es gewundert, dass sie selbst gar nicht wütend über ihren Tod ist. Sie schien ausgeglichen und mit sich im Reinen. Dadurch hat man den Selbstmord in ihrer Perspektive nur sehr selten infrage gestellt. Maddy sucht außerdem einen geeigneten Ersatz für sich selbst und findet Rory, eine Lehrerin. Für mich schien diese ganze Aktion etwas verfrüht, aber Maddy hat schnell gemerkt, dass ihr Einfluss begrenzt ist und sie nicht viel Zeit haben wird.

Eve ist 16 Jahre alt und mitten in der Pubertät. Ihre Mutter war stets für sie da und hat alles für sie gemacht. Für Eve war das selbstverständlich, immer war ihre Mutter Hausfrau und hatte Eves Meinung nach genug Zeit dafür. Erst mit ihrem Tod beginnt sie zu verstehen, was ihre Mutter alles für sie aufgegeben hat. Eve entwickelt sich. Sie beginnt, alles zu hinterfragen, doch hauptsächlich quält sie die Frage, warum ihre Mutter von dem Dach gesprungen ist. Sie gibt sich selbst die Schuld dafür und muss erst lernen, mit ihrer Trauer umzugehen. Rory ist ihr dabei eine große Hilfe.

Brady ist ein Workaholic. Er liebt seine Arbeit und kommt immer erst spät nach Hause. Bisher war es ihm egal, dass Eve und Maddy mit dem Essen auf ihn warten mussten, wenn er später nach Hause kam, häufig auch ohne Bescheid zu sagen. Auch ihm öffnet Maddys Tod die Augen. Er ist gezwungen, sich mit seiner Tochter auseinanderzusetzen, deren Erziehung komplett Maddy übernommen hatte. Die beiden müssen sich erst neu kennen lernen.
Aber auch Brady ist in seiner Trauer gefangen. Er sucht Gründe für Maddys Selbstmord und gibt ebenfalls sich selbst die Schuld daran.

Immer wieder gibt es kleine Hinweise, die entweder darauf hindeuten, dass Maddy tatsächlich Selbstmord begangen hat, oder eben genau das Gegenteil andeuten. Erst am Schluss wird die Sache aufgeklärt. Ich war mit dem Ende zufrieden, denn für mich beantwortet es alle offenen Fragen.

Der Schreibstil war unglaublich fesselnd. Mir hat es sehr gefallen, dass man die unterschiedlichen Perspektiven auch im Schreibstil auseinanderhalten konnte. Maddy erzählte anders als Eve oder Brady. Der Ton von Eve war ihrem Alter entsprechend, Brady und Maddy wirkten erwachsener. Von humorvoll bis traurig war alles dabei. Die Geschichte ist emotional und wundervoll erzählt. Für mich ein echtes Buch-Highlight.

Bewertung vom 23.01.2018
Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie
Joyce, Rachel

Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie


ausgezeichnet

Inhalt:
Frank hat eine besondere Gabe. Er weiß, welche Musik die Menschen brauchen. Bis eines Tages eine Frau in Grün auftaucht und vor seinem Laden in Ohnmacht fällt. Frank kann einfach nicht hören, welche Musik sie braucht.
Und es gibt noch ein Problem. In Franks Laden treffen sich immer die anderen Ladenbesitzer der Straße. Sie sind eine Gemeinschaft, die bald schon zu zerbrechen scheint, da es die Läden immer schwerer haben, weiter zu bestehen.

Meine Meinung:
Die Geschichte beginnt 1988. Frank besitzt einen Plattenladen, in dem er nur Vinyl verkauft. Auch nachdem die CD modern wird, weigert sich Frank sein Sortiment zu erweitern. Das macht den Laden gleich sympathisch. Rachel Joyce beschreibt ihn so lebhaft, dass man das Gefühl hat, mittendrin zu sein, wenn Frank seinen Kunden eine neue Platte empfiehlt.

Franks Laden dient außerdem als Treffpunkt für die anderen Ladenbesitzer der Straße. Sie sind eine Gemeinschaft, auch wenn sie recht zusammengewürfelt scheinen, denn sie sind völlig unterschiedliche Charaktere. Alle sind auf ihre Art liebenswürdig. Franks Angestellter Kit ist zum Beispiel noch sehr jung. Frank rettet ihn davor, in der großen Chipsfabrik anfangen zu müssen, in der man nur landet, wenn man sonst keine Perspektive mehr hat. Kit ist allerdings sehr tollpatschig und macht häufig Dinge kaputt. Oder Maud, die Besitzerin eines Tattoostudios in einer Zeit, in der Tattoos noch nicht so angesagt sind. Sie wirkt stets unnahbar, hat aber ein gutes Herz.

Dann passieren zwei Dinge. Zum einen fällt die Frau in Grün vor Franks Laden in Ohnmacht und zieht ihn damit in seinen Bann. Der eingefleischte Single Frank, der niemanden an sich ranlässt, kann diese Frau nicht vergessen und muss ständig an sie denken.
Und zum anderen haben es die Läden in der Straße immer schwerer, gute Geschäfte zu machen, und befürchten, bald schließen zu müssen. Das lukrative Angebot einer Firma namens Fort Development lockt in dieser Situation natürlich. Doch Frank will die Gemeinschaft zusammenhalten.

Inhaltlich ist die Geschichte an vielen Stellen recht vorhersehbar. Aber die Musik macht das Buch zu etwas ganz Besonderem. Frank ist schon immer mit der Musik verbunden. Seine Mutter hat ihm viel über Musik erzählt und ihm ihre Plattensammlung vermacht. In Rückblenden erfährt der Leser mehr über Franks Kindheit und seine recht schwierige Beziehung zu seiner Mutter. Diese Kapitel vervollständigen das Bild über Frank.

Das Buch ist in 4 "Seiten" eingeteilt. Seite A, B und C spielen im Jahr 1988, Seite D in der Zukunft. Am Ende gibt es eine Playlist. Das Buch behandelt so viel Musik, es lädt förmlich dazu ein, die Lieder direkt beim Lesen zu hören oder auch danach, um nachzufühlen, was darüber gesagt wurde.

Der Schreibstil von Rachel Joyce ist schön. Es fiel mir leicht, einen Zugang zu der Geschichte zu finden, auch wenn ich von Musik nicht so viel verstehe. Es hat Spaß gemacht, so viel Neues in den Liedern zu entdecken. Das Buch liest sich sehr gut. Die Beschreibungen sind sehr lebhaft, sodass man das Gefühlt hat, dabei zu sein. Die Orte konnte ich mir sehr gut vorstellen.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gefallen. Natürlich gab es ein paar Schwächen, die mich aber nicht so sehr gestört haben. Es hat Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Es war eine neue Welt für mich, die ich entdecken durfte. Die Welt der Musik. Auch die Charaktere haben das Buch ausgemacht. Es war schön zu lesen, wie sie alle füreinander da waren und sich in der Not geholfen haben.

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