Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
LindaRabbit
Wohnort: 
Freiburg
Über mich: 
Leseratte erster Klasse!

Bewertungen

Insgesamt 254 Bewertungen
Bewertung vom 28.10.2024
Die außergewöhnlichen Abenteuer der Alice Tonks
Kenny, Emily

Die außergewöhnlichen Abenteuer der Alice Tonks


sehr gut

Mutmacherin Alice Tonks

Was für ein Name für eine Titelheldin, der erste Gedanke. Das ist doch eher ein Name für eine ältere Tante statt für ein Schulmädchen. Doch auch ältere Namen sind wieder 'up to date', und eigentlich sehr schön. Und ja, der Name Alice passt zu dem Gör:

Der Einstieg in das Buch beginnt damit, dass eben diese Alice den schlimmsten Tag ihres Lebens erleben muss. Nun, da Alice noch nicht besonders viele Jahre auf dem Buckel hat, da würden noch einige Tage kommen, die durchaus nicht angenehm sein könnten. Jedoch, eine neue Schule und der erste Schultag muss am Strand sein. Alice hasste zwei Dinge, Schule und Strände. Das Mädel ist autistisch oder 'neurodivers' und möchte am Liebsten für sich sein, doch eine sprechende Möwe belästigt sie in ihrer Zurückgezogenheit. Agent T.

Damit beginnt für Alice ein abenteuerliches Leben in 'Pepples', wie sie die Schule nennen. Sie trifft auf Freunde und Freundinnen, obwohl sie eigentlich nicht eine ist, die leicht Kontakt zu anderen findet. Und dann ist da immer Agent T. und seine seltsamen Aufforderungen...

'...bis der Morgen seine ungeduldigen Finger durch die beigen Gardinen schob' (Es sind Sätze wie der zitierte, die das besondere Sprachgefühl der Autorin hervorheben. 'Ungeduldige Finger... durch die Gardinen schob... nein, nicht nur Gardinen, beige müssen sie sein, so wie sie oft in Hotels sind... hervorragend!). Sprachlich sehr gut und sehr eigen werden eben die besonderen Eigenheiten Alices dargestellt.
Ihre Sicht auf die Welt ermutigt im Büchlein zum Weiterlesen. Denn sie ist nicht die Einzige, die etwas anders ist in dieser Schule:
Die Illustrationen stammen von Flavia Sorrentino. Auch das Umschlagsbild passt. Die Autorin Emily Kennys ist selbst Autistin und kann daher aus eigenen Erfahrungen schöpfen

Für Jugendliche ab 10 Jahren, 336 Seiten, dtv – Verlag, übersetzt von Susanne Hornfeck (im Original "The Extraordinary Adventure of Alice Tonks")

Bewertung vom 28.10.2024
Spellshop
Durst, Sarah Beth

Spellshop


sehr gut

Kiela mit den dunkelblauen Haaren

Allein die Widmung nimmt einem schon für das Büchlein ein: Für Adam, mit Liebe und Himbeermarmelade

Eine sogenannte 'cosy Romantasy', also ein angenehmer Phantasie Roman: Darin spielt Kiela mit himmelblauer Haut und dunkelblauen Haare die tragende Rolle. Doch auch ihr Assistent, Chaz, ein sprechendes Spinnenkraut, regt die Phantasie an. Ein schreckliches Feuer zerstört die riesige Bibliothek im Mondsichelinselreich, in der Kiela und Chaz leben. Sie müssen aus Alyssium flüchten, denn Revolutionäre setzten die Bibliothek und die Stadt unter Feuer. Im letzten Moment gelingt es Kiela mit einigen Büchern und Chaz per Ruderboot zu entkommen. Eigentlich sind die Bücher Zauberbücher und dürfen auf keinen Fall, unter hoher Strafe, die Bibliothek verlassen. Doch Kiela ist ihre Rettung vor dem Feuer wichtiger.
Bei ihrer Flucht auf die Insel ihrer Jugend versucht sie im Haus der Familie ein Neuanfang. In dem Ort Caltrey besitzt ihre Familie ein 'cottage', überwuchert und vernachlässigt. Dort beginnt sich Kiela einzurichten und hofft von den Einwohnern des Ortes nicht bemerkt zu werden. Pusteblume, denn der Züchter von Seepferdchen, Nachbar Larran, ist bereits am ersten Tag nach ihrer Ankunft da, um nachzuschauen, wer sich in dem Häuschen eingenistet hat. Kiela, die jedoch nur mit ihren geretteten Zauberbüchern und dem Spinnenkraut in Ruhe ihre Lage überdenken will, fühlt sich vom ihm gestört. Vor allem, da niemand von den Zauberbüchern wissen darf.
Es kommt wie es kommen muss, Larran hilft Kiela und die beiden, auch Chaz, das Spinnenkraut, gewöhnen sich aneinander in einer liebevollen Weise. Und dann hilft Kiela mit ihrem Wissen aus den Zauberbüchern dem Dorf.

„Es war nicht so, dass sie Menschen nicht mochte. Sie mochte bloß Bücher lieber.“ Darin liegt die Philosophie des Romans, Kiela ist ein echter 'Bücherwurm' und verkriecht sich in ihren Büchern.
Das Schöne an dem Büchlein, neben der wunderschönen Sprache und phantasievollen Erlebnissen, ist das Vertrauen zueinander gewinnen. Bücher sind etwas Schönes, doch letztendlich gehören auch die lebenden Wesen dazu. Larran, der in erster Linie mit seinen Seepferden lebt , und Kiela, der Bücherwurm, öffnen sich zueinander.

Das Umschlagsbild dazu ist sehr passend und deutet auf den phantasievollen Inhalt hin. Eine sehr schöne und phantasievolle Schreibe rundet alles ab und das Buch liest sich angenehm.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2024
Juli, August, September
Grjasnowa, Olga

Juli, August, September


sehr gut

Olga Grjasnowa - ihr neuer Roman!

Eine literarische Neuheit und ein gewagtes Unterfangen über die Grenzen hinweg: Ein Resümee am Anfang (vor allem zu dem Begriff 'Unterfangen') – die einen sagen, zu klischeehaft, die anderen zu überladen, die dritten 'schadet dem Judentum'. So ehrlich zu sein?
Die Grenzen – Deutschland, Kanaren, Israel. Russland und UdSSR...

Allein schon der Titel – Juli, August, September – und die eigenwillige Aufteilung, Juli in Deutschland, August auf den Kanaren, September in Israel, deutet an, dass dies kein gewöhnlicher Roman ist. Denn es geht der Autorin auch, oder vor allem, um die Verarbeitung der eigenen familiären Geschichte, obgleich natürlich der Roman Fiktion ist. Verwischung der Grenzen? Beziehen schreibende Menschen nicht oft ihre eigene Geschichte mit ein? Wertfrei sind auch sie nicht, die Schreibenden.

Die Autorin Olga Grjasnowa stammt aus Baku, Aserbaidschan, doch bereits bei ihrem Namen weiß die gewiefte Leserschaft, da scheint eine kürzliche oder vor langem vollzogene Migrationsgeschichte (ohne Namensänderung, das muss durchaus erwähnt werden, denn bei nicht wenigen Namen wurde bei der Ankunft in ein neues Land oder Region angepasst der traditionelle Namen geändert...) dabei zu sein. Doch um es gleich zu sagen – Grjasnowa ist kein jüdischer Name, jüdische Familien nahmen in der Sowjetunion Namen an, um der Diskriminierung zu entgehen (kommt mir das nicht sehr bekannt vor...? Denn nicht nur dort passierte das...). Kontingentflüchtling aufgrund des jüdisch – russischen Hintergrundes (ist denn bekannt, dass auch in der UdSSR Progrome gegen jüdische Teile der Bevölkerung stattfanden?)

Das Buch: Inhalt - eine 'fiktive' Familiengeschichte, oder Frauengeschichte, oder Generationengeschichte? Oder sogar eine Liebesgeschichte?
Die Hauptfigur ist Ludmilla (Lou), Galeristin in ihren Dreißigern, Mutter von Rosa, Gattin des erfolgreichen Pianisten Sergej. Eine Ehe die so ganz in Ordnung ist, aber auch nicht mehr... (keine Liebesgeschichte mehr?)
Ihrer aller Jüdischsein ist eher nur auf dem Papier vorhanden.
Doch dann kommt die kleine Rosa, nach einem Besuch bei einer Freundin, mit Fragen zum Buch über Anne Frank an. Denn Rosa glaubt, dass es ein gewisser Hitler geschrieben hat. Nun setzt bei Lou eine schmerzhafte Auseinandersetzung mit der jüdischen Identität ein. Der Glaube, die jüdische Kultur (was mehr oder weniger doch bereits ständig ihr Leben und das der Familie bestimmte), zumindest in der Erinnerung an die kürzliche Vergangenheit der Familie, sich jedoch kaum in den Begebenheiten und dem tagtäglichen Leben wiederfindet – die Kleinfamilie in Berlin sind sozusagen assimilierte Juden. Als Lou ihren Mann auf ihre jüdische Identität ansprich, sagt dieser: „ Juden haben keine Wurzeln, Juden haben Beine.“
Das ist der Juli.
Dann kommt die Einladung zum Geburtstag der 90jährigen Großtante - die Großfamilie tritt in Erscheinung. Sehr jüdisch und noch traditionell osteuropäisch, wobei ihr Leben in Israel daran nichts änderte (wer Israel kennt, weiß das aus dem Alltag, dass die aus unterschiedlichen Regionen stammenden jüdischen Menschen ihre jeweiligen Traditionen beibehalten haben).
Der August eben – der Besuch auf den Kanaren. Die Großtante und die ex-sowjetische Familie aus Israel kommen in Gran Canaria in diesem 'all-inclusive' Hotel zusammen. Im Hotel wird Lou mit dem Holocaust und den Auswirkungen auf ihre Familie konfrontiert.

Die Dreigliedrigkeit des Romans führt ein in die Gedankenwelt der Ich-Erzählerin Lou: In Juli steht die Kleinfamilie im Mittelpunkt, vor allem auch die Beziehung der Ehepartner zueinander und ihr Judentum. Den August dominiert das Familientreffen (mit den Feinheiten und Auseinandersetzungen auf Cran Canaria)
Lous wird erschüttert durch die Rückgriffe auf die Vergangenheit von Großmutter und der gefeierten Großtante, was Lou dann im September zum letzten Teil ihrer Identitätssuche führt – nach Israel.

Das Buch hat die perfekte Kürze! Zugegeben, dass habe ich bei jemanden Anderem gelesen, aber es hat mir gefallen...perfekte Kürze. 224 Seiten sind perfekt zum Einlesen in das Thema 'jüdische Familie', perfekt zum Mitnehmen, perfekt zum sich Stimulieren lassen z.B. mehr zur jüdischen Kultur in Osteuropa zu lesen... Ich merke zunehmend, dass kürzere Bücher (also um die 200 Seiten) viel mehr Literatur versprechen als die 'langen Schmöker'. Wie heißt das Sprichwort – 'In der Kürze liegt die Würze', scheint darauf abgestimmt zu sein...

Ein nachdenkliches Buch und bestimmt keine leichte Kost, daher ist die Kürze des Romans genau richtig. Die perfekte Kürze!

Bewertung vom 23.08.2024
Triple Duty Bodyguards / Why Choose Bd.2
Gold, Lily

Triple Duty Bodyguards / Why Choose Bd.2


gut

Gutaussehende Menschen, die Sex lieben...

Ein Promi, der sich weiß daneben zu benehmen (aber eigentlich im Grunde ihres Herzens ein guter Mensch ist, doch ihre Rolle verlangt, dass sie das 'bad girl' spielt). Als die Bedrohung massiv wird – stalking in der schlimmsten Form – werden ihr Bodyguards besorgt, drei auf einmal...

Alle drei Bodyguards sind großartig aussehende Kerle, was natürlich das Promi – girl sehr gut findet. Und bald hopsen sie in der einen oder anderen Möglichkeit miteinander ins Bett, zu zweit, zu dritt und letztendlich zu viert... Heureka, hier werden Träume verwirklicht...

Interessant sind die Stellen wo es um Stalking geht, was das bei dem gestalkten Menschen anrichtet (auch die Psychologie um krankhafte Stalker, um Promi Stalking etc.). Ebenso aufschlussreich fand ich die Beschreibungen, was Menschen, die im öffentlichen Rampenlicht stehen (künstlerisch arbeitende Menschen oder in der Politik verankert) ertragen müssen...

Die Arbeit der Bodyguards (Leibwächter, Personenschützer:innen) ist relativ realistisch dargestellt, außer dem Fakt natürlich, dass diejenigen NIE MIT IHREM Klientel Sex haben dürfen. Das wäre das definitive Aus ihres Auftrages. (Heidi Klum hatte mit ihrem Body Guard..., der arme Kerl ist jetzt im Nirvana verschwunden...)
Gut beschrieben ist auch das 'Jammertal' durch das aktive Militärs mussten, mit Entführung und Folter. Ich kenne selbst traumatisierte Ex-Kombattanten. Oder wie einer mal zu mir sagte, wir reden nicht über den Tod, das ist unser Geschäft.

Gute Recherche geht einher mit einer lapidaren Geschichte, einfach und mit 'juicy' Szenen beschrieben... Diese Kombination ist nicht uninteressant. Die Sexszenen sind sehr 'juicy' beschrieben...als Erotikliteratur haben die beschriebenen Sex Szenen eine sehr gute Qualität ...

Mich hat interessiert, warum die jüngeren Generationen so sehr auf solche Geschichten abfahren... ansonsten ist der Verlauf ein wenig seicht... Einfach erzählt, einfach Worte, verlangt keine intellektuellen Bodensprünge. Und natürlich ein 'happy end' der besten Art... wer wünscht sich das nicht!

Bewertung vom 23.08.2024
Unlock My Heart / Golden Heights Bd.1
Louis, Saskia

Unlock My Heart / Golden Heights Bd.1


gut

Lexie und Logan

Diese Rezension zu einer Young / New Adult Geschichte fällt aus meinem Rahmen, denn sie ist eigentlich nicht die Literatur, die ich sonst lese.
Ich hörte das Hörbuch zu 'Unlock my heart', die Geschichte von Logan und Lexie. Und obwohl Young Adult weniger mein Genre ist, wollte ich dem Buch eine Chance geben (um zu verstehen, was Jüngere lesen und was sie an dem Genre interessiert).

Natürlich ist es eine Aschenputtel – Geschichte; Die puterarme Lexie (aufgrund familiärer Probleme zur Kriminellen geworden) trifft auf den puterreichen Logan (der auf seine Art arm ist, weil der Vater ihn nur striezt, der Erbe usw., kein eigenes Leben...).
Typisch für das Genre, spielt sich alles wieder an einer US-amerikanischen Uni ab: Lexie (die arme Kirchenmaus mit einem kriminellen Vater) fälscht Uni Dokumente, um sich über Wasser zu halten. Logan ist superreich, doch der Millionenerbe beauftragt Lexie mit einem gefährlichen Deal (bzw., er zwingt sie regelrecht dazu). Logan ist natürlich sehr gut aussehend, heiß wie es heißt und … die Liebe spielt bald eine große Rolle. Bad girl mit großem Herz, It Boy mit großem Ego.

Wieder mit tollem Farbschnitt und natürlich einem Young Adult - mäßigem Umschlagsbild, Genre - Erkennung. Die Autorin ist phantasiebegabt und schrieb wohl schon einige ähnliche Bücher - na dann! Text – üblich, Leben ist besch...eiden... auch wenn man reich ist und für die Armen sowieso!

Das Hörbuch ist sehr spannend gesprochen, vor allem die Erzählerin versteht unterschiedliche Stimmen herauszuarbeiten und Nuancen zu betonen.

Charaktere: Lexie ist die coole Socke, die ihr Leben geheimnissvoll halten muss, weil etwas Dunkles über ihr Leben und das ihres Bruders liegt, sie ist erpressbar. Logan spielt den reichen Schnösel, doch die gegenseitig Anziehung ist vorhanden, bei ihr von Anfang an (weil er verdammt gut aussieht, aha... ist das einer der Hauptpunkte wie attraktiv ein Mann ist? Und er merkt auch bei den Verhandlungen, dass dieses Girlie anders ist als die anderen, die sich bei ihm anschleimen, ihm - den attraktiven, reichen Typen, sie schleimt nicht!)

Ethan, sein Kuchen- und Keksbackender Mitbewohner, desssen Eltern sein Backen schrecklich finden (ein Quarterback, oh gott, welcher Sport?) … auch vermutlich reich... Warum sind junge Leute so verrückt nach diesen Young Adult Bücher? Heile Welt....? Ethan und Logan unter Druck von den Eltern...Karriere vorgeschrieben... und in den Genen... Ablenkung von ihrem 'beschissenen' Leben von ihrem vorgeschrieben Leben, keine eigene Entscheidung (aber dann die herrlichen Rosmarin Kekse).

Lexie empfindet Logan als arroganten reichen Idioten... in den sie sich so langsam aber unaufhörlich verliebt, weil er auch nette Seiten besitzt...Lexie läßt sich auf den Deal mit Logan ein für ihn ein Papier bei einer Gala zu stehlen... und für diese Gala muss sie ein tolles Outfit haben... also gehen sie zusammen shoppen... bei der Motorradfahrt dahin kann sich Lexie die erotischen Gedanken nicht verwehren... sie wird scharf auf ihn... das scheint auch YA zu sein... Liebe, Sex etc.

Logan muss sich mit dem Promi Bonus abquälen, armer reicher Kerl - aber es stimmt, es ist übel bekannt zu sein! Zwischen Hörbuch und Buch scheint es Diskrepanzen zu geben.

Eine männliche und weibliche Sprechstimme - kommt ganz gut!

Bewertung vom 23.08.2024
Das falsche Blut / Ishikli Caner Bd.2
Gravenbach, Philipp

Das falsche Blut / Ishikli Caner Bd.2


ausgezeichnet

Ishikli Caner, eigenwillig und famos!

Das Buch „Das falsche Blut“ von Philipp Gravenbach ist der zweite Band über Ishikli Caner, Türkin durch Geburt, Weltbürgerin aufgrund ihres Lebens. Zuvor, in Band 1, war sie noch Auftragskillerin wider Willen einer türkischen Mafia-Organisation. Nun wurde sie vom MAD als Agentin eingesetzt, doch ihr Identität musste streng geschützt bleiben. Denn a) der Mafia entkommt man nicht so leicht und b) sollen Agenten immer geheim bleiben. Doch genau dieses Geheimnis wird kolportiert, als ein völlig verängstigtes Mädchen, mit einer Fotografie in der Hand von Ishikli als junge Frau und ihrem Namen Polizisten in die Arme läuft.
Das ist der erste Strang im Krimi – Ishikli und das Mädchen. Was hat die Kleine mit ihr zu tun?

Der Krimi beginnt mit einer häßlichen 'crime scene', zu dem ein Polizistenpaar, Meissner und Yvonne Cassel, gerufen werden. Meissner zeigt sich als ein ziemlich Kauz, nicht sehr freundlich und autoritär, sehr eigen, aber wohl auch sachorientiert. Überall liegen Tote, ziemlich brutal hingemetzelt. Doch der schlimmsten Anblick ist der einer Frau (Augen ausgestochen, Fingerkuppen abgeschnitten – also der Versuch ihre Identifizierung zu erschweren). Der zweite Strang im Buch.

Die Pariser Polizei versucht herauszubekommen, wer die gemeuchelte Frau ist und was in dieser Autowerkstatt mit dem seltsamen Mobiliar abging. Bald stellt sich heraus (der MAD), dass eine Agentin des Mossad unauffindbar ist. Wie stehen die beiden Stränge miteinander in Verbindung? Lassen sie sich verknnüpfen?

Das ist genau die Kunst des Autors Philipp Gravenbach innerhalb kurzer Zeit zwar viele Möglichkeiten aufzuzeigen und ein Sammelsurium unterschiedlicher Szenarien aufzuzeigen, doch dann ganz geschickt die Richtung so zu lenken, dass sich die Stränge verbinden. Ishikli Caner lernt Meissner und Yvonne Cassel kennen. Die Verbindung ist tatsächlich das kleine Mädchen. Das Polizistenpaar, das ebenfalls wie Ishikli Caner ein paar Geheimnisse mit sich herumtträgt, filtert aus einer Vielzahl von Möglichkeiten diejenigen heraus, die zu einem Ergebnis führen und zum Zusammentreffen der drei Hauptfiguren. Doch dazwischen entwickelt sich eine rasante Fahrt (wortwörtlich) zwischen Paris, Montpellier und Spanien... auf der rasanten Reise vom Norden in den Süden treffen alle Akteure auf einige (zwielichtige) Gestalten.

Es passieren Dinge, wo der lesende Mensch sich sagt, oh Gott, das ist echt zuviel … aber ach, es ist ja nur ein Thriller. Spannend und wie beim ersten Band Fingernägelkauend... überleben meine Lieblingsfiguren? Nicht alle, tut mir Leid, das sagen zu müssen, es gibt einige Verluste, auch unter bereits liebgewonnenen Mitspielenden... Doch genau recherchiert, vom Autor, und nach etwas Überlegung sagt sich der lesende Mensch - passieren kann so etwas schon, vorkommen auch, nein und soweit aus der Luft gegriffen ist es wohl nicht... es passieren Dinge in diesem Universum.
Einfach sehr gute Unterhaltung und wer die vielen Details nicht überfliegen möchte im rasanten Taumel des Umblätterns, der macht es wie ich und liest mindestens ein zweites Mal das Buch. Und fühlt sich auch weiterhin gut unterhalten.

Philippe Gravenbach ist ein neuer Autor auf dem Thrillermarkt und er versteht es wirklich Suspense aufzubauen und einem stundenlang Gänsehaut zu besorgen.
Das Umschlagsbild des Buches ist schlicht – lediglich eine rote Schrift, aber passend zum Titel 'Das falsche Blut' feinsinnig gewählt. Daneben die Kanüle voller Blut.
Wer einen höchst unterhaltsamen Krimi sucht, ist mit dem zweiten Band der Ishikli Caner Serie genauso gut beraten wie mit dem ersten Band.
Klug aufgebaut, Neuland betretend mit akribische Recherche des Autors, neue Ideen und auch passend zur post-Corona Zeit ... also ein pures Lesevergnügen!

Bewertung vom 09.05.2024
Kantika
Graver, Elizabeth

Kantika


ausgezeichnet

Von Konstantinopel in die Welt hinaus

KANTIKA
Elisabeth Graver, übersetzt von Juliane Zaubitzer, mare verlag

Widmung: Zur Erinnerung an meine Großmutter Rebecca Cohen Baruch Levy
Epigraph:Deshame entrar, y me azere lugar (in Ladino)

Inhalt:
Konstantinopel, 1907 - führt die Geschichte nach Spanien und Kuba, und letztendlich in die USA. Rebecca, Tochter eines jüdisch - sephardischen Textilunternehmers, wächst in vermögenden Umfeld auf. Modebewußt näht sie gerne, dazu ist sie auch selbstbewusst. Mit zunehmenden Alter jedoch macht sie sich klar, dass die jüdische Herkunft und das jüdische Erbe ihr Schwierigkeiten im Leben bereiten könnte. Ganz egal, in welchem Land sich die Familie aufhält.

Stil: Die Enkelin schreibt über das Leben ihrer Großmutter, allein der Name zeigt schon – mehr jüdisch geht gar nicht. Sie entstammt – dem Namen nach – einer wichtigen jüdischen Familie, Gelehrte. Kapitel sind mit Fotos unterlegt. Es beginnt mit Konstantinopel, 1907, ein Foto einer Frau mit drei Kinder. Der Einstieg in den Text – was für eine schöne Reihung von Worten, was für außergewöhnliche Metapher...
Rebecca sieht alles als ein Lied. Um sie herum ist Musik, ist ein farbenfrohes multikulturelles Leben, das sich für sie in Tönen ausdrückt. Babies hängen in den Bäumen wie 'herabhängende reife Früchte'. Rebeccas Familie, eine jüdische Familie, die die Gebräuche befolgt (aber nicht orthodoxisch, sondern mit Leben erfüllt).

Beim Lesen dieser Zeilen überkommt einem die Sehnsucht dieses jüdische Leben kennenzulernen. Doch leider wurde Konstantinopel ausgelöscht und existiert nur noch als Istanbul … das multikulturelle Miteinander für immer verbannt aus der Stadt … Ladino Ausdrücke werden eingebaut, was den Text noch authentischer macht

Der Klappentext verspricht einen interessanten Roman mit vielen Einsichten in eine unbekannte Welt, aber vor allem in das Leben von Rebecca, einer mutigen Frau.
Umschlagsbild – wunderschön, wie eine portugiesische Kachel, beeindruckend durch die muslimische körperlose Kunst, dazu auffallende Farben Blau gelb grün.

Bewertung vom 02.04.2024
Sepia und das Erwachen der Tintenmagie / Sepia Bd.1
Bell, Theresa

Sepia und das Erwachen der Tintenmagie / Sepia Bd.1


ausgezeichnet

Sepia und Silbersilbe in Flohall

Eine großartige Reise der Phantasie durch eine Welt der Tinte, Staub, Hurenkinder und Witwen:
Sepia, schüchtern und verängstigt, kommt in Flohall an. Während der Reise ist sie wieder einmal gedemütigt worden. Dieses Mal vom Kutscher, der sie nach Flohall bringt. Bislang kannte Sebia nur ein schlimmes Leben, gemoppt und als unfähig verachtet. Tintenfinger genannt, denn immer hatte sie Tinte an ihren Fingerspitzen.
Doch die Ankunft in Flohall war anders als erwartet. Der Meister, ein sehr netter Mensch, und ein geheimnisvolles Haus erwarten sie mit Büchern und Tinte. Doch von einigen ihrer Mitlehrlinge wird sie wieder gemoppt. Und sie sieht Bleimäuse. Doch der Duft der Papierbögen und das Setzen der Buchstaben nimmt sie ein für diese neue Welt. Meister Silbersilbe ist immer nett zu ihr, eigentlich sogar sehr protektiv. Doch warum? Und dann befreundet sie sich mit Sanzio und Nikki. Mit ihnen zusammen lernt sie Flohall kennen und die Geheimnisse dieser anmutigen, aber auch seltsamen, Welt öffnen sich ihr. Der Markt, das große Fest, die anderen Wesen dort...
Sebia fühlte sich noch nie so glücklich in ihrem Leben und der Meister schenkt ihr sogar ein wunderschönes Kleid. Doch dann treffen harte Schicksalsschläge die Gemeinschaft. Warum wieso weswegen?
Zaubertinte, Aschewesen, Schleich und die Tintenräuber. Ein geheimnisvoller Untergrund und die fast Vernichtung der Welt, die Sebia lieben gelernt hat. Doch Freundschaft verbindet und endlich ist Sebia da angekommen, wo sie hingehört... Sepia lernt in der Druckerei Silbersilbe die Kunst des Buchdruckens. Bei Meister Aelius Atramento aka Silbersilbe. Pagina, Optima, Caslon und Melior sind ihre Mitlehrlinge. Im Atelier Panthea malt die Meisterin Magia Perugina. Niki Perugina ist deren Tochter, der sie jedoch immer die Unfähigkeit zum Malen vorwirft. Zur Buchbinderei Seidenhand mit dem Meister Folio Seidenhand gehört der ebenfalls elternlose (so wie Sepia) Sanzio Quarto Demi. Dagegen lebt in dem mehr als unergründlichen Außenseiterbezirk Schleich Sanzios Bruder Francesco, dessen Freundin Medya Simoni und ihre Mithelfenden. Eine bunte Welt voller interessanter Gesalten, Helden und Heldinnen...
Ich hörte das Hörbuch - ein großartiges Hörbuch für Kinder. Der Sprecher versteht es wunderbar verschiedene Stimmungen zu intonieren. Ein Hörgenuss erster Klasse! Das Hörbuch (zum Buch) ist sehr fantasieanregend... und die gute Sprechstimme des Vorlesers ist ein Genuss, er versteht es wunderbar sich über verschiedene Tonanlagen zu einer anderen Person mutieren zu lassen... Seine Vorlesekunst hat mich so eingefangen und ich wollte immer mehr hören (Kopfkino), dass ich wieder bei Track 1 ansetzen musste... Denn bei den spannenden Vorkommnisse habe ich mir nicht die Namen der Beteiligten merken können und dann fehlte mir manchmal der Bezug, wer ist wer? Also hörte ich nochmals alles... und machte mir ein paar Notizen zu den Namen...who is who... (außerdem half die Leserunde bei Wissenslücken).
Das Umschlagsbild zu dem Hörbuch (wie auch dem Buch) ist kreativ gestaltet: Die zerflossenen Farben sollen wohl Tinte darstellen. Das Verschwimmende der Farben, Ineinander hineinfließen regt die Fantasie stark an - denn ich sehe Tierchen, Wesen, Kreaturen in dem fließenden Farbengemenge. Inmitten des Farbensalates sitzt Sepia - schüchtern? Doch sie strahlt bereits Kraft und Zuversicht aus. Und sie ist in ihrer 'Tracht' gekleidet... Schwarz, weil sie ein Buchdruckerlehrling ist... Das alles passt und ist auffällig! Sehr gut gewählt, Layout!
Das Buch ist mehr als empfehlenswert!

Bewertung vom 01.04.2024
Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
Berg, Sibylle

Mein ziemlich seltsamer Freund Walter


ausgezeichnet

Klakalnamananazdta

Klakalnamananazdta oder mein ziemlich seltsamer Freund Walter:

Der seltsame Ankömmling aus dem All, kurvig und in einer Kluft der Althippis angezogen, mit einem Schwanz, der sich kringelt wie bei Marsupilami, und der innerhalb kürzester Zeit zum Freund von Lisa wird... Da braut sich etwas zusammen. Lisa dagegen hat sich als das einsamste Kind der Welt gefühlt und wollte nichts schneller als ganz schnell eine Erwachsene werden, um dem allem zu entfliehen: Eltern, die nur 'couch potatoes' sind; die aggressive Jugendbande, die ihr auf dem Schulweg immer auflauert; eine Lehrerin, die sie nicht mag und Mitschüler:innen, die sie moppen...

Doch Walter, wie sie Klakalnamananazdta nennt – der Name ist doch etwas zu schwierig, zeigt ihr wie sie sich wehren kann..

Ein großartiges Büchlein für junge Menschen, die an sich zweifeln und damit lernen können, heh, es gibt immer ein Weg aus dem Dilemma.

Dazu, diese wunderschönen anregenden Zeichnungen. Lisa mit der Knollennase, Klakalnamananazdta mit dem gekringelten Schwanz, das All mit seinen kleinen und großen Planeten...

Witzige Dialoge und Sprüche mit gut Lebensphilosophie: „Man muss seine Energie gut einteilen. Du brauchst Deine Kraft, um eine gute Erwachsene zu werden...“ Wow, also das ist eine gute Einstellung, die die Texterin Sibylle Berg zum Kindsein, Erwachsenwerden und ihrem Comic hat. (Und nach vier guten 'Guts' sage ich nun, dazu passend der Zeichner Julius Thesing, dessen Comic Zeichnungen mir ausgezeichnet gefallen haben... hier hätte nochmals ein 'gut' reingepasst).

Fischer Verlage, 19.90 Euro
(Das dürfte doch drin sein, um unsicheren Kindern witzig etwas über Anderssein zu erzählen)

Bewertung vom 13.03.2024
Roter Sand - Mord auf Gran Canaria
Berg, Eric

Roter Sand - Mord auf Gran Canaria


sehr gut

Mord mit der Pitchgabel

Fabio Lozano, aka „Flaco“, 33, einst Polizist der Nationalpolizei auf Gran Canaria, ist nun persönlicher Assistent oder Butler oder Butlerguard bei der schon sehr eigenen Doña Esmeralda Reyes Beltrán de la Cuestra mit einer langen Ahnentafel. Sie ist stolze Besitzerin der 'Siete Cielos' Hotel Kette (im Siebten Himmel) auf allen sieben kanarischen Inseln. Und er wohnt im Hotelkomplex, neben Doña Esmeralda, fast so wie eine Art Hausklave.

Flaco, abends beim Spaziergang am Strand des Hotels findet einen Toten mit einer Pitchgabel in der Brust (so eines kleines Teil, was man beim Golfen braucht). Den Toten kennt er, also stilisiert man ihn schnell zum Hauptverdächtigen. Er fühlt sich von seinen früheren Kollegen bei der Polizei unter Druck gesetzt, um den Verdacht von sich zu weisen geht er selbst auf Tätersuche. Schlechte Idee, denn nun passiert, Schlag auf Schlag, einiges - Überfälle, Beinah-Verhaftungen, Warnungen, Bedrohungen...

Mit Fabio „Flaco“ Lozano ist der lesende Mensch gerne unterwegs. Recht stoisch geht er voran, lässt sich weder von seiner Doña noch von den bösen Buben und Mädels aus der Ruhe bringen, verfolgt seine Fährten, wobei man sich schon konzentrieren muss, um am Ball zu bleiben. Es geht wirklich Schlag auf Schlag. Flaco weiß, was er will, überlegt sich Wege, um Informationen zu erhalten. Eigentlich manipuliert er ganz gut. Dabei weicht er aber keiner gefährlichen Situationen aus, auch wenn er weiß, dass es mehr als idiotisch ist sich darauf einzulassen. Der Ich – Erzähler Flaco führt durch den Krimi, interpretiert natürlich so wie er die Dinge sieht.

Am Anfang empfindet man den toten Vincente als unangenehm, doch Flaco entwickelt mit der Zeit eine gewisse Zuneigung zu dem toten Jüngling und so ergeht es auch dem Lesenden. Während ich am Anfang mir nicht im Klaren war über die Geschichte, was da gerade abläuft, viele Ereignisse, viele Mitspielende, nimmt der Roman an Spannung zu.Wen Flaco dann als den Mörder enttarnt ist überraschend. Berg versteht sogenannte 'rote Heringe' auszulegen und der Lesende gerät auf die falsche Spur.

Was die kanarische Insel Gran Canaria betrifft – der Stil von Eric Berg: Er hat einen sehr bildhaften Erzählstil. Wer sich auf Gran Canaria auskennt, findet einen hohen Wiedererkennungwert im Buch. Dank der Karte auf der Umschlagsinnenseite ist es möglich ständig den Standort des Hauptspielers abzuklären.

Da die Geschichte im Januar spielt (Weihnachtsgeschäft gerade vorbei und die Frühlingstouristen sind noch nicht da) ist es relativ ruhig auf der Insel und der Roman ist bevölkert von überwiegend Einheimischen. Doch die Blumenpracht ist bereits vorhanden, Hibiskus, Oleander, Bougainvilleen... Der Autor versteht es eine Sogwirkung auszuüben – sofort ist man in die Geschichte und die Landeseigenheiten hineingetaucht. Er kennt sich auf Gran Canaria gut aus und seine Liebe zu Land und Leute ist mehr als spürbar.

Vorne im Umschlag, die Karte der Kanaren sowie eine ausführliche von Gran Canaria mit allen wichtigen Orten. Im hinteren Bereich Erklärungen Aussprache einiger spanischer Worte, ein Glossar mit einheimischer Wörter und des Autors Hintergrund zu Gran Canaria.

Eric Berg, Roter Sand – Mord auf Gran Canaria
Limes Verlag