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Marie aus E.

Bewertungen

Insgesamt 790 Bewertungen
Bewertung vom 15.11.2024
Die Lungenschwimmprobe
Renberg, Tore

Die Lungenschwimmprobe


sehr gut

Das Buch hat einen anderen Schwerpunkt, als ich es vom Klappentext und Titel erwartet habe.
Es geht um die Lungenschwimmprobe - deshalb habe ich hier einen medizinischen Schwerpunkt erwartet. Dem ist aber nicht so, der Teil nimmt einen eher untergeordneten Raum im Buch ein.
Es ist ein historischer Roman und es geht um das Leben im 17. Jahrhundert, als Folter das Mittel zur Urteilsfindung war und und langsam Ansätze der Aufklärung in das mittelalterliche Leben strömten und von den Herrschenden stark bekämpft wurde. Sei es wissenschaftliche Methoden (wie eben die Lungenschwimmprobe) oder den Einzug der deutschen Sprache statt Latein in Büchern.

Der Autor hat sehr akribisch recherchiert. Die Handlung spielt in und um Leipzig und dass es ein norwegischer Autor ist, der sich hier so hineinvertieft hat, macht es noch mal Besonders. Spannend dazu auch die Anmerkung der Übersetzung am Buchendende. Sie mussten die knifflige Aufgabe übernehmen, ein Buch aus dem norwegischen in eine deutsche Sprache von "damals" zu übersetzten. Es ist natürlich angepasst, es liest sich anfangs schwerfällig, mit langen Schachtelsätzen, vielen lateinischen Wörtern, aber man kommt sehr schnell in den Lesefluss. Ich finde, das hat die Übersetzung hier sehr gut gelöst.

Insgesamt fand ich es mit den 700 Seiten aber zu lang, gegen Ende hin war ich keine sehr aufmerksame Lesende mehr. Es war schon sehr ausschweifend und ich vermute, dass 200 Seiten weniger dem Buch guttun würden und trotzdem die tiefen Einblicke in das damalige Leben und Rechtssystem möglich gewesen wäre.
Ansonsten aber ein Buch, das aus der Masse der historischen Romane heraussticht.

Bewertung vom 10.11.2024
Sternenschweif, Wimmelbuch, Abenteuer im Einhornland
Chapman, Linda

Sternenschweif, Wimmelbuch, Abenteuer im Einhornland


gut

Ich bin riesiger Sternenschweif-Fan und liebe die Hörspiele und das Titellied. Deshalb war ich sehr gespannt auf das Wimmelbuch.

Das gefällt mir allerdings nur in Teilen. Die Trolle und ihre Trollwelt sind fantastisch, das macht richtig Spaß, ins Gewimmel einzutauchen.

Die Einhorn-Wimmelwelt hingegen, hmmmm, ich weiß nicht. Hier gefallen mir weder die Zeichnungen an sich noch das Gesamt-Wimmelbild.
Laura und Sternenschweif haben hier auch keinen großen Auftritt, die ganze Story ist etwas sehr dünn.
Ehrlich gesagt, war ich hier schon enttäuscht, denn die Kombination "Einhorn und noch dazu Sternenschweif und Wimmelbuch" ist meines Erachtens ja schon fast ein Selbstläufer. Aber eben doch nur fast.

Insgesamt m. E. nur für sehr kleine Kinder (bis ungefähr drei Jahren würde ich mal schätzen) - ich bleibe bei den Hörspielen.

Bewertung vom 10.11.2024
Der König
Nesbø, Jo

Der König


ausgezeichnet

Es ist der zweite Teil um ein mörderische Brüderpaar, aber man kann es getrost unabhängig von Teil eins lesen. Die Vorgeschichte ist zwar essenziell für den Fortgang der Handlung, wird aber gut erklärend mit eingebaut. Auch praktisch für Lesende wie mich, die zwar den ersten Teil gelesen haben, aber sich nicht mehr wirklich gut erinnern. Ich wurde prima abgeholt.

Die Story ist tragisch-komisch und die Sympathien sind eindeutig verteilt.
Es wird alles aus der Sicht des einen Bruders, Roy, erzählt und damit nimmt man natürlich seine Perspektive ein.
Wäre interessant, es noch einmal aus der Perspektive vom kleinen Bruder zu lesen.

Es ist sehr spannend, man hat ständig das ungute Gefühl, dass bald wieder etwas Grauenhaftes geschieht. Gleichzeitig werden die großen Themen des Lebens bespielt: Familie, Schuld, Eifersucht, Rache.

So ganz anders als die Harry-Hole-Reihe, aber mindestens genauso gut.

Ich habe die Hörbuch-Version davon genossen und der Sprecher Sascha Rotermund ist hier genau die richtige Wahl gewesen. Angenehm zum Zuhören, auch in der Sprechgeschwindigkeit und ohne ständiges albernes Stimmenverstellen. Hat mir sehr gut gefallen.

Bewertung vom 02.11.2024
Und dahinter das Meer
Spence-Ash, Laura

Und dahinter das Meer


sehr gut

Die Handlung beginnt 1940 in London. Es ist Krieg und die Luftangriffe nehmen zu, das Leben wird immer gefährlicher. Beatrix Vater beschließt, die Tochter in Sicherheit zu bringen. Nicht einfach nur auf das Land, nein, wirklich sicher ist man dort auch nicht, sondern nach Amerika. Die Mutter ist dagegen, die elfjährige Beatrix natürlich auch, aber es hilft nichts, es ist beschlossene Sache.

Alleine die Überfahrt mit dem Schiff in die ungewisse Zukunft, so ganz ohne Familie, wie furchtbar das für eine Elfjährige sein muss. Anfangs ist die Trennung natürlich allgegenwärtig, doch Beatrix hat eine sehr herzliche Gastfamilie gefunden, die sie liebevoll wie eine eigene Tochter aufnimmt.
Die Mutter dort wollte immer eine Tochter und findet sie mehr als ein Stückweit in Beatrix und auch die beiden Söhne integrieren Beatrix in die Familie. Selbst der distanzierte Vater schließt sie ins Herz.

Die Zerrissenheit Beatrix zwischen dem so schönem neuen Leben in der Fremde und dem Wissen, dass es irgendwann vorbei sein wird, die Frage, wo eigentlich das Zuhause ist und wo das Herz wohnt, die Schuldgefühle und dann der Tag des Abschiednehmens. Das war großes Herzschmerzkino.

Es ist kein Abschied für immer, aber doch für einige Zeit und die Entwicklungen dies- und jenseits des Atlantiks können wir weiterverfolgen. Spannend, tragisch und nicht immer so, wie ich es mir insgeheim gewünscht habe.
Auch eine kleine Zeitreise, Einblicke in die Kriegszeit in den USA, die zwar nicht auf dortigem Boden stattfand, aber dennoch Auswirkungen hatte. Dann die Ära Kennedy und die 60er-Jahre - beim Lesen wähnte ich mich oft in der Gegenwart und wurde dann wieder durch solche Sidenotes zurück in die Vergangenheit geholt.

Ich habe nur zwei kleine Punkte, die mich etwas gestört haben: Beatrix kam mir nicht wie eine Elfjährige vor, in dem Altern ist man noch richtig Kind und auch wenn der Krieg sicherlich ein schnelleres Erwachsenwerden bewirkt hat, die Zeit der Trennung von den Eltern hat sie für mich zu schnell weggesteckt bzw. war mir das ein wenig zu unnahbar, auch schon bei der Überfahrt. Überhaupt hat sie auf mich nicht wie eine Elfjährige gewirkt.
Zweiter Punkt: Beatrix siezt ihre Pflegemutter. Nicht nur als Kind, auch später als Erwachsene. Nachdem beiden so ein inniges Verhältnis haben, finde ich das eigenartig, zumal sowohl in England als auch in den USA ja das "you" verwendet wird. Hier würden mich die Beweggründe der Übersetzung interessieren.

Insgesamt aber ein wirklich schönes Buch, das ich gerne gelesen habe.

Bewertung vom 01.11.2024
Wir treffen uns im nächsten Kapitel
Bickers, Tessa

Wir treffen uns im nächsten Kapitel


sehr gut

Das Buch war anders als ich es erwartet habe.
Erwartet habe ich mir eine süße, harmlose Liebesgeschichte, aufgehängt an der Liebe zu Büchern. Genau das richtige für Bücherwürmer und ideal nach einem harten Tag, ein wenig Herz-Schmerz und Buchliebe.

Dem war aber nicht (nur) so.
Es geht um Erin, die einen Job hat, den sie mit vollem Einsatz wuppt, aber leider auch eine Chefin, die toxisch ist.
Als sie dann bei einer Ausmistaktion auch noch versehenlich ihr Lieblingsbuch in einem öffentlichen Bücherschrank stellt, da kann es eigentlich nicht mehr schlimmer kommen.
Aber welch Glück - beim nächsten Besuch steht das geliebte Buch wieder da und ist auch noch kommentiert. Erin berühren die Gedanken des Fremden und es entwickelt sich eine Buchfreundschaft und Stück für Stück auch noch ein wenig mehr.

Soweit die süße, harmlose Variante, mit der ich auch gerechnet habe.
Doch darum herum werden viele, sehr ernste Themen angesprochen.
Es geht um Mobbing, um toxische Familie, um tragische Verluste, ja, auch um Tod und um den Umgang mit dem eigenen Versagen und schlechtem Gewissen. Das ist alles nicht wirklich lockig-flockig und die Geschichte dadurch eben keine "seichte" Lovestory.
Auch wenn ich damit nicht gerechnet habe, fand ich es gut.
Allerdings waren das schon ganz schön viele Problemfelder, die unsere Charaktere da zu wuppen hatten, mir fast etwas zu viel, denn banal war da nichts.
Gleichzeitig zog es sich zeitweise trotzdem etwas.

Insgesamt aber lesenswert - für Buchliebhaberinnen und Buchliebhaber sowieso.

Bewertung vom 30.10.2024
Das Buch der neuen Anfänge
Page, Sally

Das Buch der neuen Anfänge


sehr gut

O.k., meine Überschrift ist ein klein wenig sperrig, dafür komme ich in der Rezension schnell auf den Punkt. Versprochen!

Es geht um drei Menschen, die in London stranden bzw. schon dort leben. Alle haben ein einschneidendes Erlebnis in ihrem Leben gehabt und daran knabbern sie.
Im Mittelpunkt steht Jo, die von ihrem Freund verlassen wurde und das Schreibwarengeschäft ihres dementen Onkels wuppt.
Dabei lernt sie viele Menschen kennen und vor allem die Kraft der Freundschaft.

Die Charaktere sind teilweise ganz schön schräg, allen voran Malcolm und Ruth.
Das Buch ist rührend und geht ans Herz, ich musste sogar ein Tränchen beim Lesen verdrücken. Einfach eine schöne Herbst/Winterlektüre (passend dazu spielt Weihnachten im Buch auch noch eine große Rolle).

Geheimnisse gibt es natürlich auch aufzuklären, hier insbesondere das um die flüchtige Vikarin.

Insgesamt hatte es für mich aber auch einige Längen, weshalb es nicht ganz zum vollen fünf-Sterne-Regen gereicht hat.

Bewertung vom 29.10.2024
Everything We Never Said - Liebe lässt uns böse Dinge tun
Harlow, Sloan

Everything We Never Said - Liebe lässt uns böse Dinge tun


sehr gut

Vorab: Das Buch enthält eine Triggerwarnung, allerdings ist diese so winzig geschrieben, dass man sie leicht übersieht. Am Buchende dann zu entdecken und mit dem Hinweis auf Spoiler, falls man sie liest. Gut fand ich die Hilfeseiten und Nummern zum Thema.

Aber nun zum Buch.
Ella hat jegliche Lebensfreude verloren, seit sie ihre beste Freundin Haley bei einem Unfall verloren hat. Emma ist schuld daran und jetzt hat sie sich auch noch in Sawyer verliebt, ausgerechnet, denn er war der Freund ihrer Freundin.
Sawyer verhält sich noch dazu oft merkwürdig und als Ella das Tagebuch ihrer toten Freundin findet, entdeckt sie eine schreckliche Wahrheit.

Uff. Ganz schön viel, was das Buch da auffährt.
Ich wurde auch ziemlich überrumpelt, weil ich bei einem Buch empfohlen ab 14 Jahren nicht so heftige Themen erwartet habe. Das ist auch mein Kritikpunkt an dem Buch, trotz dunklem Einband war es mir thematisch für die empfohlene Altersgruppe zu heftig. Aber vielleicht bin ich da zarter besaitet als die heutigen Teenies.

Ansonsten ist es gut gemacht. Die Mischung aus düsterer Lovestory und dem dunklen Geheimnis in Hayleys Tagebuch macht es spannend und beklemmend und gleichzeitig hofft man auf das Liebesglück.

Es ist trotzdem ziemlich vorhersehbar, allerdings gab es am Ende noch einen für mich unerwarteten Twist, das war fein.

Auch wenn ich es stellenweise unplausibel fand, insgesamt war es ein spannendes Buch und mit vielen Alltagsszenen aus dem Leben von Ella konnte man sich ihr richtig nahe fühlen.

Bewertung vom 24.10.2024
Ex-Wife
Parrott, Ursula

Ex-Wife


sehr gut

Es geht um Patricia, die als junge Frau in ihren Zwanzigern von ihrem Mann verlassen wird. In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts.
Beworben wurde das Buch mit Parallelen zu "Sex and the city" - das passt vermeintlich nicht wirklich und doch wieder gut.

Den Schreibstil fand ich erstaunlich: so gar kein bisschen sperrig, gut und leicht lesbar, gar nicht antiquiert wie von mir befürchtet.

Das Vorwort zum Buch sollte keinesfalls überblättert werden, es hat mir sehr geholfen, die Autorin in Kontext der damaligen Zeit einzuordnen und auch ein stückweit wütend gemacht.

Aber zurück zum Buch.
Patricia ist eine selbständige junge Frau, die ihren Lebensunterhalt selbst verdient und im New York der 20er Jahre ins Nachtleben eintaucht und Beziehungen nach Lust und Laune pflegt. Wirklich? Ja, aber glücklich ist sie dabei nicht und sie definiert sich trotz allem über die Männer und würde - sofern möglich - das Leben als Ehefrau der Unabhängigkeit jederzeit vorziehen.

Ich fand das Buch thematisch spannend, auch nachdenklich machend und deutlich weniger feministisch, streng genommen gar nicht feministisch. Eine interessante Zeitreise in eine mir völlig unbekannte Welt. Auf jeden Fall lesenswert.

Bewertung vom 21.10.2024
L wie Lafer
Lafer, Johann

L wie Lafer


sehr gut

Das Buch ist ein echter Wälzer. Schwer ist kein Ausdruck, versehentlich auf den Fuß fallen sollte es einem nicht.
Ich finde es schon optisch sehr gelungen, eine edle, schlichte Aufmachung, die neugierig auf den Inhalt macht.

100 Lieblingsgerichte, das ist eine Hausnummer.
Ich war überrascht, wie vielfältig die Auswahl ist.
Es finden sich bekannte Klassiker wie Gulasch, Martinsgans und rheinischer Sauerbraten genauso wie eine kulinarische Reise um die Welt mit Pad Thai aus Thailand, vietnamesische Reisröllchen und Ceviche aus Südamerika.

Es gibt Fisch, Fleisch, Süßes, Vegetarisches, kleine Gerichte und Suppen.
Immer jeweils auf mindestens einer Doppelseite mit schönem Foto und dem Rezept.
Manche Rezepte auch mit einer ausführlichen Bild für Bild Anleitung.

Die Fotos sind sehr ansprechend - mein Highlight ist die Gemüsesülze, diese ist schon fast, ach was sage ich, nicht nur fast, sie ist ein Gesamtkunstwerk.
Auch wenn ich das Glibbrige nicht essen möchte, optisch so, so hübsch!

Mir gefällt auch, dass die Rezepte so unterschiedlich sind, auch hinsichtlich des Aufwands und der Zutaten. Es gibt die Rucki-Zucki Tomatensuppe genauso wie die aufwändigere klare Ochsenschwanzsuppe oder Pilzmaultaschen im Kartoffelsud.

Für absolute Koch-Anfängerinnen und Anfänger würde ich das Buch eher nicht empfehlen (auch wenn man anhand der Rezepte gut nachkochen kann), aber nach dem ersten Grundkochbuch kann man hier gut aufbauen.

Warum hat es nicht ganz zu fünf Sternen gereicht? Tatsächlich ist es mir insgesamt etwas zu Meeresfruchtlastig und die Anzahl der "Muss ich unbedingt-nachkochen-Rezepte" bleibt trotz sehr positivem Eindruck überschaubar.

Bewertung vom 20.10.2024
Kleine Monster
Lind, Jessica

Kleine Monster


gut

Das Buch beginnt noch, wie im Klappentext angegeben: Pia und Jakob, die Eltern des siebenjährigen Luca, wurden in die Schule geordert.
Es gab einen Vorfall (der auch später nicht konkretisiert wird).

Während Jakob schnell wieder zur familiären Tagesordnung übergeht, wachsen in Pia immer mehr Zweifel. Ist Luca wirklich der unschuldige, brave Junge?

Dann wechselt die Handlung zu Pias Kindheit und einem Kindheitstrauma. Die Beziehung zu Eltern und Geschwistern - um dann wiederum zu Jakobs Familie zu springen, zurück zu Luca und wieder weiter tief in Pias Kindheit.

Es lässt ein Gefühl von unguter Spannung im Sinne von "Was wird noch Schreckliches passieren und was geschah Furchtbares" immer weiter gären.
Um mich dann mit einem schalen Gefühl von "Hm. So endet die Geschichte also" zurückzulassen.
Ich habe mir hier mehr erwartet.