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Josi (dasfraeuleinliest)

Bewertungen

Bewertung vom 16.05.2021
Baby, Don't You Cry
Kay, Nina

Baby, Don't You Cry


ausgezeichnet

„Baby Don't You Cry“ ist nicht nur eine literarische Glanzleistung, sondern auch ein Meisterwerk der Gefühle. Selten wurde emotionale Vielfalt so authentisch, roh und allgegenwärtig präsentiert, wie in diesem Buch. Nina's Schreibstil ist einzigartig schön und verzaubert den/die Leser*in mit bildnerischer Sprache, poetischer Note und dem gewissen Etwas, das ich in New Adult Romanen gern öfters finden würde. Jedes Wort geht ins Herz und schlägt dort nachhaltig Wurzeln. Man muss zwischen den Zeilen lesen, um das Leise vom Lauten zu trennen und den Protagonisten auch dort Gehör schenken, wo Worte vielleicht nicht ausreichen. Denn die Geschichte von Noah und Phil ist keine für zwischendurch. Sie verdient Geduld und Verständnis und wer sich die Zeit nimmt, wird das Flüstern hören.

Auf insgesamt 412 Seiten entführt uns Nina nach Livermore, Kalifornien, wo wir gleich zu Beginn des Buches Phil und kurz darauf Noah kennenlernen. Die jungen Männer könnten unterschiedlicher nicht sein und doch spürt man von der ersten Begegnung an ein aufregendes Knistern. Phil ist ein Bilderbuch Sonnenschein, während Noah's Wesen das komplette Gegenteil zu sein scheint. Und schnell wird klar, dass beide schon den ein oder anderen Schicksalsschlag im Leben erfahren mussten.

Nina hat mit „Baby, Don't You Cry“ einen Raum geschaffen, in dem der Spagat zwischen ernster Thematik und Liebesgeschichte gelingt und der Schauplatz ist dabei so clever unaufregend gewählt, dass das Wesentliche zu jeder Zeit im Fokus steht. Es ist immer Phil und Noah und Noah und Phil und ganz viel dazwischen. Es ist ein Genuss, zu lesen, wie der lebensfrohe Phil den verschlossenen Noah komplimentiert und seine Schale Stück für Stück abschält, wie Noah irgendwann nackt (nicht physisch) vor ihm steht und Phil bereit ist, alles was er ist und nicht ist, anzunehmen, die Lücken in Noah's Sein zu füllen. Und wie Noah es schafft, Phil ein Sicherheitsnetz zu sein, obwohl sein eigenes schon viel zu lange Löcher aufweist, und ein Anker, wenn doch sein eigener ihn auf den Tiefen des Meeresbodens gefangen hält.

Es war mir ein Vergnügen, Noah und Phil auf ihrem steinernen Weg von einem „du und ich“ zu einem „wir“ zu begleiten und sie nicht nur an ihren Sorgen und Ängsten, sondern auch aneinander wachsen zu sehen. Es war witzig, charmant und liebevoll. Es war aber auch schmerzhaft, bittersüß und tragisch. Und so, so schön. – Wie fantastisch kann eine Geschichte sein? – Nina: Ja.

Ich liebe den Buchtitel und das Cover (und die Gestaltung im Inneren des Buches) ist ein absoluter Blickfang. Es schmeichelt dem Auge und ist eines der schönsten, die ich bisher im New Adult Bereich gesehen habe. Auch hier hat Nina fantastische Arbeit geleistet.

Sie hat sich mit ihrem einzigartigen Schreibstil und ihren unerschrocken realitätsnahen Charakteren und Geschichten einen Platz am Himmel queerer Literatur geschaffen und ist außerdem eine wahre Bereicherung für das New Adult Genre.

Ganz klar ein Jahreshighlight für mich!