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Heike

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Insgesamt 97 Bewertungen
Bewertung vom 08.04.2025
Sepia und die Verschwörung von Flohall / Sepia Bd.2
Bell, Theresa

Sepia und die Verschwörung von Flohall / Sepia Bd.2


sehr gut

Nach den Ereignissen in Band 1 erwartet die Protagonistin mit "Sepia und die Verschwörung von Flohall" das nächste Abenteuer. Erneut tauchen wir in die Welt der Tintenmagie ein und erfahren mehr über die Geschichte von Flohall und den Tintenkrieg.

Ich bin ein großer Fan vom Schreibstil der Autorin. Sie versteht es sehr gut, eine stimmige Welt und einnehmende Atmosphäre zu schaffen. Dabei gelingen ihr immer wieder schöne, buchige Wortkreationen. Die Geschichte lief auch diesmal wieder vor meinem inneren Auge wie ein Film ab. Die magischen Tintenwesen konnte ich mir sehr gut vorstellen und die Form der Magie ist einzigartig. Einen neuen Schwerpunkt bilden in diesem Band auch die alchemistischen Zauber und damit verbundene Alchefakte.

Das Tempo dieses Zwischenbands der Trilogie ist gemächlicher als der erste Teil. Es passieren weniger storyrelevante Dinge, dafür wird mehr Wert auf den Ausbau der Charaktere und ihren Beziehungen zueinander gelegt. Wir lernen etwas mehr darüber, wie die Welt funktioniert und warum Sepia in dieser Welt so etwas besonderes ist. Dazu gibt es noch einen gruseligen Gegenspieler und mehrere zwielichtige Charaktere, die es düster und geheimnisvoll machen.

In diesem Band geht es etwas weniger um Bücher und die Druckerei als noch in Band 1. Dafür stehen Themen wie Maskenhandwerk, Schneiderei und Schauspielerei im Vordergrund. Das Theatersetting fand ich faszinierend. Ich würde gerne einmal zum "Glimm" und eine Vorstellung der Kompanie Feuervögel besuchen.

Der Showdown zum Ende hin ist wieder sehr gelungen. Auch das kann die Autorin richtig gut. Mich hat sie überrascht und in den letzten 120 Seiten mitgerissen. Einiges war zwar auch vorhersehbar, aber ein spezieller Plot-Twist am Schluss hat mich wieder extrem neugierig auf den letzten Teil der Reihe gemacht.

Insgesamt finde ich den ersten Band der Reihe etwas stärker, da dort alles noch so neu ist und deshalb auch spannender. Aber ich mag es einfach, in Sepias Tintenwelt einzutauchen und mich von den Buchseiten davontragen zu lassen. Dazu tragen auch die wunderschönen kleinen Zeichnungen der Illustratorin vor jedem Kapitel bei. Die Ausstattung mit Lesebändchen und glänzenden Elementen auf dem Cover macht das Buch auf jeden Fall zu einem Schmuckstück im Regal.

Die Fortsetzung der Reihe ist für mich auf jeden Fall gelungen. Es sind noch einige Rätsel rund um Flohall und Sepia offen und ich bin gespannt auf die Auflösung. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Story im letzten Teil wieder anzieht und uns ein großartiges Finale bescheren wird.

Bewertung vom 23.03.2025
Metty Jones und das Schicksalstattoo / Inkbound Bd.1
Leathley, Philippa

Metty Jones und das Schicksalstattoo / Inkbound Bd.1


sehr gut

Metty hat Geburtstag und bekommt wie alle in ihrem Alter endlich das ersehnte Schicksalstattoo, das ihren Lebenweg prägen soll. Doch das hochbezahlte Medium verpasst ihr einen Totenkopf, was darauf hindeutet, das Metty eine Mörderin wird. Während das Mädchen mit ihrem Schicksal hadert, muss sie zu ihrer Tante nach New London ziehen, da Vater und Mutter eigene Ziele verfolgen.

Besonders gut hat mir das World Building gefallen: Neue magische Städte, die durch ein schlagendes Herz in der Luft schweben. Wer dort ankommt, wird erstmal durch einen der vielen hohen Kaminschächte eingesaugt und auf dem Boden wieder ausgespuckt. Doch Magie ist nicht für jedermann zugänglich, denn die Tinte, die man dafür benötigt, ist so teuer, dass sich nur die Wohlhabenden Magie leisten können. Das ruft natürlich Widerstand auf den Plan, und so wird die Stadt New London seit kurzer Zeit von den Schwarzen Motten terrorisiert.

Metty versucht derweil herauszufinden, was es mit ihrem Tattoo auf sich hat, denn die Erwachsenen scheinen zwar etwas zu wissen, wollen aber nicht mit ihr darüber reden. Also schmiedet Metty mit ihrem neuen Freund Sundar und der Hilfe von ihrer neuen Freundin Faith den Plan, das Tattoo ändern zu lassen. Doch sie ahnt nicht, dass es für sie gefährlich ist, so unbedacht durch die Straßen der Stadt zu laufen. Als sie herausfindet, dass auch ihr Vater in Gefahr ist, setzt sie alles daran, ihn zu retten.

Die Geschichte wird sehr temporeich erzählt und hat mir viel Spaß gemacht. Die Autorin hat einige schöne fantastische Ideen, die mir gut gefallen haben. Einige Charaktere dagegen sind für mich ein bißchen zu blass geblieben, so z.B. Mettys Onkel Rupert, der doch recht häufig dabei ist, über den man aber kaum etwas erfährt. Man merkt, dass dieses Buch der erste Band einer Reihe ist, denn auch Mettys Familiengeschichte bietet noch viel mehr Potential. Trotzdem hätte auch Metty für mich mehr Tiefe gebraucht, bei allem, was ihr passiert. Faith dagegen mochte ich sehr, weil sie einfach ein nicht so glatter Charakter, sondern vielschichtiger war.

Insgesamt hat mich Inkbound sehr gut unterhalten. Beim Lesen fand ich es hilfreich, ab und zu auf der Karte von New London nachzuschauen, wo Metty sich gerade befindet. Am Ende des Buches werden ein paar Bedeutungen der Schicksalstattoos aufgeführt, die mir etwas knapp vorkamen. Hier hätte ich mir mehr Symbole gewünscht. Ein Highlight sind aber natürlich die beigelegten Klebe-Tattoos, die gut gelungen sind, sich in der Geschichte wiederfinden lassen und an denen Kids sicher viel Freude haben werden.

Der erste Teil von Inkbound ist in sich abgeschlossen und lässt sich auch gut als Einzelband lesen. Ein paar Kleinigkeiten bleiben am Ende trotzdem offen und machen Lust auf die Fortsetzung. Wer gerne Fantasygeschichten mit Magie und Geheimnissen liest, für den ist Inkbound sicher einen Blick wert.

Bewertung vom 10.03.2025
Maggie Blue - Das Portal zur Düsterwelt
Goodall, Anna

Maggie Blue - Das Portal zur Düsterwelt


ausgezeichnet

Wieder ein Buch, das mich total überrascht und dessen Cover mich in die Irre geführt hat. Denn dieses Kinderbuch ist keine knuffige Geschichte in einer heimeligen Fantasywelt. Stattdessen bekommt man ernste Themen in einer wirklich düsteren Parallelwelt serviert, gespickt mit echt harten Szenen und temporeichem Nervenkitzel. Ich habe mich sofort in dieses Buch verliebt, aber die Altersangabe ist meiner Meinung nach mit Vorsicht zu genießen.

Denn die kleine Maggie Blue lebt in keinen einfachen Lebensumständen: Ihr Vater hat sich mit einer anderen Frau davon gemacht und ihre Mutter muss Maggie zu ihrer Tante Esme geben, da die Mutter wegen Depressionen in einer Klinik behandelt werden muss. Maggie leidet darunter, dass ihre Mutter sich nicht für sie zu interessieren scheint. In der Schule wird Maggie zudem gemobbt und ihre Hoffnung, sich mit ihrer Mitschülerin Ida anzufreunden, wird enttäuscht.

Doch als Ida plötzlich von der neuen Vertrauenslehrerin Miss Cane entführt und durch ein Portal gezerrt wird, fasst Maggie trotzdem den Entschluss, Ida zu retten. Gemeinsam mit dem sprechenden, einäugigen Kater Hoagy und einem magischen Schutzring folgt Maggie Ida durch das Portal. Sie findet sich in einer finsteren Welt wieder, in der der grausame Herrscher Eldrow das Sagen hat. Ihm werden von seinen Dienern wie Miss Cane regelmäßig Menschen gebracht, die er auf brutale Art einsperrt, um ihnen das Lebensglück abzuzapfen. Von ihnen bleibt nur eine seelenlose Hülle zurück, während der Körper weiter funktioniert. Maggie erkennt die Parallele zur Depression ihrer Mutter und lernt so, sie besser zu verstehen.

Die bedrückende Atmosphäre kommt im Buch sehr gut rüber. Maggie sieht sich immer wieder mit anspruchsvollen Themen wie Einsamkeit, Wertlosigkeit, Wut und Selbstmitleid konfrontiert. Im emotionalen ersten Teil der Geschichte wird die Spannung langsam aufgebaut, während mich im zweiten Teil die rasante Handlung gefesselt hat. Maggie ist eine sympathische, mutige und glaubwürdige Heldin, aber auch die Nebencharaktere sind der Autorin gut gelungen. Es sind faszinierende Figuren mit eigener Vergangenheit und unterschiedlichen Motiven. Kater Hoagy ist z.B. anfangs ein eigensinniger und arroganter Charakter, der sich aber positiv weiterentwickelt, so dass man ihn und seine witzigen Sprüche nicht mehr missen möchte.

Das Abenteuer ist packend und toll geschrieben. Ob die schwierigen Themen, die düstere Atmosphäre und teils verstörenden Szenen etwas für zehnjährige Kinder sind, ist eine Frage, die vermutlich jeder selbst für sich beantworten muss. Für mein Gefühl ist es als Jugendbuch für ältere Kinder ab 13 oder 14 besser geeignet.
Mir als Erwachsene hat der erste Band der Fantasyreihe um Maggie Blue jedenfalls richtig Spaß gemacht und ich freue mich sehr auf weitere Teile.

Bewertung vom 03.03.2025
Courting - Be mine through all time
Kingsley, Felicia

Courting - Be mine through all time


sehr gut

In diesem spannenden Regency Roman reist die junge Rebecca in der Zeit zurück ins Jahr 1816. Dort erlebt sie eine vollkommen andere Welt, in der Männer das Leben von Frauen bestimmen und die Ehre das Wichtigste im Leben ist. Aber sie findet auch die wahre Liebe und überwindet ihre Ängste. Sie erkennt, dass sie Menschen helfen kann und deckt sogar einen Mordfall auf.

Ich muss sagen, dass ich aufgrund des Covers und Klappentextes eine eher seichte Lovestory erwartet hatte, doch das Buch hat mich überrascht. Die Geschichte ist unterhaltsam, berührend und atmosphärisch. Ich konnte mir die Straßen von London im 19. Jahrhundert gut vorstellen und habe mit den Frauen mitgelitten. Schnell bin ich zusammen mit der Protagonistin in die damalige Zeit eingetaucht, war erstaunt, entrüstet, aber auch verzaubert. Besonders die Szenen in der Nervenheilanstalt haben mich bewegt und sind mir im Gedächtnis geblieben.

Ich mochte Rebecca, die zunächst eine eher in sich gekehrte Studentin ist, die erst im Jahr 1816 aufblüht. Hier ist sie eine moderne Frau, die natürlich überall aneckt und sich unverschämt verhält. Sie findet sich im alten London gut zurecht und hat den Vorteil, dass sie aus der Geschichte heraus weiß, was passieren wird. Kein Wunder, dass der Ex-Pirat Reed auf sie aufmerksam wird. Zwischen den beiden entwickelt sich langsam eine schöne Liebesgeschichte, die auch ein wenig Spice enthält. Aber beiden ist klar, dass ihre Liebe wahrscheinlich keine Zukunft hat.

Es passiert einiges, während Rebecca sich in der Vergangenheit aufhält und mir wurde nie langweilig. Ich war gespannt, wie sich Rebecca entscheidet: Ob sie im Jahr 1816 bleibt (mit all den Einschränkungen) oder zurück in die Zukunft geht, um ihr altes Leben weiter zu leben. Aber nicht nur Rebecca, sondern auch die Nebenfiguren wie zum Beispiel ihr Verwandter Archie, machen eine interessante Entwicklung durch. Die Charaktere sind alle sehr gelungen und glaubwürdig, weshalb ich nicht aufhören konnte zu lesen.

Das Ende hat mir schließlich wie die Geschichte insgesamt sehr gut gefallen. Wer eine abwechslungsreiche Regency Romance sucht, die viel mehr als nur den Love Interest zu bieten hat, der ist hier richtig.

Bewertung vom 23.09.2024
Ich fürchte, Ihr habt Drachen
Beagle, Peter S.

Ich fürchte, Ihr habt Drachen


sehr gut

Robert ist Drachenjäger und dafür verantwortlich, Gebäude von Drachen zu säubern. Aber eigentlich mag er die kleinen Kreaturen und nimmt gerne mal einen Drachen mit nach Hause. Die Tiere scheinen auf ihn zu hören, und deshalb begleitet er eines Tages einen Prinzen und eine Prinzessin auf ein Abenteuer, um einen richtig großen Drachen zu erlegen. Doch dann läuft alles anders als geplant...

Die Geschichte beginnt flott und witzig, als Robert angeheuert wird, das Schloss von Drachen zu befreien. Ich mochte ihn als verkannten Helden, der nicht einmal seine eigene Begabung wertschätzt. Aber die verwöhnte Prinzessin Cerise stielt allen die Show. Sie ist herrlich unstandesgemäß und sorgt sich lediglich um den richtigen zukünftigen Gatten. Den scheint sie im Prinzen Reginald gefunden zu haben, wäre da nicht das Problem, dass er sich gar nicht für sie, sondern nur für Abenteuer interessiert. Leider gibt er weder einen guten Verlobten noch einen guten Helden ab.

Die drei müssen sich erst den Drachen stellen, um zu erkennen, wer sie sind und was sie wirklich wollen. Die Geschichte ist ein herrliches Märchen, das sich in einem Rutsch durchlesen lässt. Es gibt ruhige Momente, witzige Dialoge und viel Action. Im ersten Teil ist die Geschichte eher heiter, wird aber ab der Mitte zunehmend düsterer und auch blutig. Es ist also kein Kinderbuch, auch wenn man es nach den ersten Seiten meinen könnte. Trotzdem fand ich gerade das Spiel zwischen der Ernsthaftigkeit der Geschichte und den überzeichneten Figuren sehr gelungen. Es gibt viel zwischen den Zeilen zu entdecken.

Lediglich gegen Ende fand ich die Ereignisse etwas zu verworren. Hier wurde sehr viel wichtiger Inhalt auf wenige Seiten gepresst, so dass es recht kompliziert wurde. Das liegt vermutlich daran, dass man die Welt und die Figuren zu diesem Zeitpunkt nur oberflächlich kennengelernt hat. 304 Seiten sind für diese Geschichte einfach zu knapp, da wäre ich gerne auf 200 zusätzlichen Seiten noch mehr in die Welt eingetaucht.

Peter S. Beagle hat aber einmal mehr bewiesen, dass er atmosphärische, märchenhafte Geschichten schreiben kann. Einem Vergleich mit "Das letzte Einhorn" hält es freilich nicht stand, dafür fehlt "Ich fürchte, Ihr habt Drachen" etwas an Tiefe. Aber ich habe mich gut unterhalten gefühlt und mochte die Ironie und das Augenzwinkern an vielen Stellen sehr. Wer Drachen mag und gerne Märchen liest, kommt hier auf seine Kosten.

Bewertung vom 09.09.2024
Klippo
Goldfarb, Tobias

Klippo


sehr gut

Klippo lebt allein bei seinen Eltern, wird zu Hause unterrichtet und hat keine Freunde, außer sein Hermelin Red. Da er es nicht anders gewohnt ist, hinterfragt er nicht, weshalb ihn seine Eltern zu Hause verstecken und er sich sein Wissen über die Welt nur aus Büchern aneignen darf. Erst als sie eines Tages vor den Salpetern fliehen müssen, erfährt Klippo, dass seine Eltern keine normalen Eltern sind.

Sie sind Spione und haben den Zorn des Anführers der Salpeter geweckt, der sich nun an ihnen rächen will, indem er Klippo tötet. Deshalb flieht Klippo mit seinen Eltern auf ein Schiff und segelt zu einer verborgenen Insel im Nebel, auf der er sicher sein soll. Sie verstecken ihn in einem alten Turm, doch Klippo ist es leid, sich immer einsperren zu lassen. Er erkundet die Insel und trifft dort auf ein Mädchen, das ihm etwas erzählt, das sein Leben erneut auf den Kopf stellt. Klippos Abenteuer ist noch nicht vorbei.

Mir gefiel es richtig gut, dass die Geschichte so viele Wendungen hat. Zwar war nicht alles überrschend für mich, aber die Spannung blieb immer hoch und die Story hatte ein gutes Tempo. Klippo muss einiges durchmachen, zumal er sich sehr leicht von anderen beeinflussen lässt. Aber was will man erwarten, wenn man sein ganzes bisheriges Leben von den Eltern isoliert wurde. Klippo hat ja kaum Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen und ich finde, das kommt hier sehr gut rüber.

Ein Highlight war natürlich das Hermelin Red, das ich ab der ersten Zeilen sofort ins Herz geschlossen hatte. Toll, dass das Buch auf jeder Seite eine Zeichnung von Red hat, so dass ein Daumenkino entsteht. Eine tolle Idee, an der ich viel Spaß hatte.
Weniger gut hat mir leider das Cover gefallen. Es ist sehr dunkel geraten und hat dann noch einen metallisch-spiegelnden Überzug. So kann man das Motiv, das eigentlich gut zur Geschichte passt, kaum erkennen. Sehr schade.

Den Autor Tobias Goldfarb kannte ich bisher nicht, bin aber durch Klippo jetzt neugierig auf seine Reihe über den Drachen Spekulatius geworden. Denn der Autor hat in Klippo vielfältige Charaktere entworfen und eine märchenhafte Atmosphäre geschaffen, die mich fesseln konnte.

Das Geheimnis rund um Klippo hat mich vor allem deshalb gut unterhalten, weil es so abwechslungsreich ist. Ich hätte mir sogar einige Stellen noch länger gewünscht, zum Beispiel die Ereignisse auf der Distrukta. Hier ging es mir etwas zu schnell, obwohl viele gute Ideen da waren. Aber das zeigt nur, wie ungern ich die Charaktere am Ende losgelassen habe, und dass ich gerne mehr Zeit mit ihnen verbracht hätte.

Klippo ist eine tolle Abenteuergeschichte für alle, die sich gerne überraschen lassen.

Bewertung vom 09.08.2024
Pi mal Daumen
Bronsky, Alina

Pi mal Daumen


ausgezeichnet

Wir befinden uns an der Uni im Studiengang Mathematik. So weit, so unspannend. Aber dann begegnen wir dem hochbegabten Oscar und der fünfzigjährigen Moni und möchten nie mehr woanders sein als im Hörsaal, um die beiden zu beobachten.

Die beiden Protagonisten sind einfach ne Wucht: Er ist strukturiert, Einzelgänger, intelligent und ehrgeizig. Sie hat zu viel Schminke im Gesicht, ist hilfsbereit, äußerst kontaktfreundig und geplagt von einem chaotischem Familienleben. Dazu kommt der Altersunterschied: Oscar ist sechzehn und Moni über fünfzig, aber sie haben beide den gleichen Traum: Ein Abschluss in Mathematik.

Oscar hält Moni schon wegen ihres äußeren Erscheinungsbildes für dumm und hat Mitleid mit ihr, da sie das Studium niemals schaffen wird. Moni wiederum sorgt sich um den kleinen Jungen mit den autistischen Zügen, ob er denn auch genug Schlaf und zu essen bekommt. Aus der Zweckgemeinschaft entwickelt sich allmählich eine ganz besondere Freundschaft.

Die Story ist flott und witzig erzählt. Immer wieder musste ich über Oscars pragmatische Herangehensweise schmunzeln, während ich Moni am liebsten als Mutti oder Omi adoptiert hätte. Moni ist in ihrer Familie irgendwie für alles zuständig: Haushalt, Kochen, Kinder betreuen. Da bleibt eigentlich keine Zeit fürs Studium, wie Oscar treffend feststellt: "Ihre Familie behindert Sie offensichtlich. Warum verlassen Sie sie nicht einfach?" (Zitat, Seite 48). Die Familie wäre auch aus anderen Gründen nicht glücklich, von Monis Studium zu erfahren, und so hält sie es geheim. Sie braucht erst Oscar, um zu lernen, für sich selbst einzustehen.

Oscar hilft ihr bei den Hausaufgaben und beim Lernen, und stellt schnell fest, dass Moni gar nicht so dumm ist. Vor allem ist sie sehr beliebt bei Kommilitonen und Lehrpersonal. Sie trägt dazu bei, dass auch Oscar in den Genuss sozialer Kontakte kommt, obwohl er das gar nicht für nötig hält. Bis plötzlich sein großes Mathe-Vorbild als Wissenschaftler an die Uni kommt und Moni sich mit ihm bestens versteht.

Oscar wird immer mehr in Monis Leben hineingezogen und die Verwicklungen sind spannend, überraschend und humorvoll geschrieben. Ich konnte dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen, denn auch mich hatte Moni innerhalb von wenigen Seiten um den Finger gewickelt.

Ich fand die beiden Figuren fantastisch - das beste Pärchen seit "Alte Sorten" von Ewald Arenz. Auch hier gab es diese erfrischende Kombination von jung und alt, von weise und ambitioniert und gegenseitigem herausfordern. Für mich war dieses Buch eine Überraschung und eines meiner Jahreshighlights 2024.

Bewertung vom 29.07.2024
Das Verrückte Orakel / Die magische Bibliothek der Buks Bd.1
George, Nina;Kramer, Jens J.

Das Verrückte Orakel / Die magische Bibliothek der Buks Bd.1


ausgezeichnet

Die Freunde Finn, Thommy, Nola und Mira leben in einer Welt ganz ohne Bücher, in der man sich an strenge Regeln halten muss, ständig überwacht wird und träumen verboten ist. Sie kennen keine Bücher - weder Harry Potter noch Alice im Wunderland - und wissen nicht, wie es ist, wenn Geschichten beim Lesen lebendig werden.
Als sie eines Tages in einem verwilderten Garten hinter einer hohen Mauer eine versteckte Bibliothek entdecken, werden sie plötzlich in ein Abenteuer hineingezogen, dass das Leben aller Menschen verändern könnte.

In dieser großen und wunderbaren Bibliothek treffen die Freunde nicht nur auf Bücher, die ja in ihrer Welt als gefährlich gelten, sondern auch auf kleine Wesen mit großen, leuchtenden Augen, die diese Bücher beschützen.
Für die Buks wiederum ist das Erscheinen der Kinder die Erfüllung einer Prophezeiung, die das verrückte Orakel gerade erst ausgesprochen hat, nachdem es jahrelang geschwiegen hatte. Die Bücher der Bibliothek leiden nämlich an einer Bleichkrankheit, die ihre Texte nach und nach auslöscht und der Buchmeister ist seit fast neun Jahren verschwunden. Auch die Büchergilde gibt es wohl schon lange nicht mehr, seitdem Bücher verboten wurden. Die Buks haben die Hoffnung, dass jetzt mit den Kindern die Rettung kommt, wäre da nicht ein Problem: Vorhergesagt wurden nicht vier Kinder, sondern fünf.

Da die Bibliothek streng geheim bleiben muss, stehen die Freunde vielen Hindernissen gegenüber. Sie dürfen mit niemandem in ihrem Umfeld über Bücher reden, werden ständig über Handys und Tablets abgehört bzw. verfolgt, wo sie sich aufhalten und zu allem Überfluss heftet sich die feindselige Tochter der Ministerin an ihre Fersen, die ahnt, dass die Freunde etwas Verbotenes tun. Sehr schön finde ich, dass das "böse" Verhalten von Geraldine nicht so stehen gelassen wird, sondern deutlich wird, warum sie das tut, nämlich um die Liebe und die Aufmerksamkeit ihrer Mutter zu bekommen. Die Ministerin ist entsetzlich zu ihrer Tochter und man bekommt Mitleid mit Geraldine, obwohl sie für die Freunde zur Feindin wird. Auch die meisten anderen Erwachsenen machen in diesem Buch übrigens keine gute Figur, da war ich teilweise echt entsetzt und habe den Kindern noch mehr gewünscht, dass sie mit ihrer Mission Erfolg haben.

Die Geschichte ist durchweg spannend und humorvoll geschrieben und strotzt nur so von kreativen Einfällen. Die Autoren erfinden Wörter und Namen, die perfekt in die Welt passen und eine buchige Atmosphäre schaffen. Da werden Dinge aus Büchern "herausgebukst" oder auf die "verflixte Lektorin" geschimpft und die verschreckten Lesebändchen flattern im Regal herum. Auch die Namen der Kinder haben alle eine wichtige Bedeutung, derer sie im Laufe der Geschichte gerecht werden sollen.

Die vielen Buks haben ebenfalls eingängige Namen, die gleich ihren Charakter oder ihre Funktion mitbringen. Gleich zu Beginn treffen wir auf Reimling Buk, der nur in Reimen spricht oder auf Thesaurus Buk, den Meister des Orakels. Romantika Buk hat leider ein kleines Rülps-Problem und schlägt Attila Buk regelmäßig in die Flucht.
Und das sind nur wenige der Buks, die uns in dieser Geschichte begegnen. Sie sind alle sehr unterschiedlich und gut auseinander zu halten. Durch ihre sympathischen und witzigen Eigenheiten schließt man sie gleich ins Herz. Ich musste oft schmunzeln, wenn die Queen wieder SSSCHT machte und die Buks davon genervt sind. Und dann sind da noch die Warnungen von Sherlokko Buk, der der Königin damit "auf den Drucksatz" geht. Ich sehe schon die ersten bukschen Wimmelbild-Bücher vor meinem inneren Auge.

Der erste Band "Das verrückte Orakel" endet schließlich mit einem fiesen Cliffhanger mitten in der Story. Jetzt kann ich es kaum erwarten, dass im Frühjahr nächsten Jahres endlich der zweite Teil erscheint.
Ein Buch für alle abenteuerlustigen Kids, die gerne lesen!

Bewertung vom 02.07.2024
Baskerville Hall - Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talente
Standish, Ali

Baskerville Hall - Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talente


sehr gut

Der erste Teil der Baskerville Hall Reihe von Ali Standish stellt uns Arthur Doyle vor, einen Jungen aus ärmlichen Verhältnissen, der an einem Elite-Internat aufgenommen wird. Hier lernt er neue Freunde kennen und sieht sich zahlreichen Abenteuern, aber auch Gefahren gegenüber.

Die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert und verbindet gekonnt naturwissenschaftliche Entdeckungen mit Fantastischem. Alchemie und Elektrizität sind ein Thema, aber auch die Paläontologie. Es wird spannend erzählt und vor allem temporeich. Mir war es stellenweise sogar zu rasant, da sich Ereignisse, Informationen und gefährliche Experimente nahezu überschlagen. Zwischendurch hätten der Geschichte etwas mehr Beschreibungen und Charakterisierungen gut getan und etwas weniger Abenteuer.

Die Ähnlichkeiten zu Harry Potter sind unverkennbar, aber sie haben mich nicht gestört, da es auch genug eigene Ideen gab. Die gewollte Ähnlichkeit zu Sherlock Holmes war dagegen, abgesehen von den benutzen Namen wie Moriarty und Dr. Watson, so gut wie nicht vorhanden. Das Buch ist eher eine Fantasy- als eine Detektivgeschichte.

Gut gefallen haben mir der Zusammenhalt von Arthurs Freunden und ihre Unterschiedlichkeit. Vor allem das Mädchen Pocket stiehlt Arthur in Punkto Mut und Einfallsreichtum fast die Show. Ein spezieller Charakter ist Arthurs Freund Grover, der sehr spirituell geprägt ist und sich gerne mit dem Tod beschäftigt.

Der Fall an sich ist komplex und hält einige Wendungen parat. Das Ende klärt die meisten Fragen, lässt aber auch noch etwas offen für die Fortsetzung. Man spürt, dass dies ein Einführungsband ist, aber auch, dass die Story um Baskerville Hall noch einiges mehr zu bieten hat.
Im Anhang finden sich noch einige kurze Informationen über Arthur Conan Doyle, den Schöpfer von Sherlock Holmes. Wie schon erwähnt trug dieser Zusammenhang für mich nicht zur Geschichte bei und hätte auch komplett weggelassen werden können.

Mir hat die Geschichte im Großen und Ganzen gut gefallen. Sie war sehr unterhaltsam und abwechslungsreich geschrieben und hatte schöne Ideen. So richtig gepackt hat es mich aber auch nicht, dafür waren mir die vielen Themen zu wirr. Zwischen hypnotisierten Schimpansen, fragwürdigen Geheimklubs und schulischen Boxkämpfen habe ich den Bezug zur Handlung immer wieder verloren. Vielleicht wäre hier weniger mehr gewesen. Auf jeden Fall würde ich das Buch aufgrund der Komplexität und der Themen eher für Jugendliche empfehlen.

Bewertung vom 20.06.2024
Mein Freund, der Dino / Tiberius Rex Bd.1
Fuchs, Florian

Mein Freund, der Dino / Tiberius Rex Bd.1


sehr gut

Tiberius Rex ist eine niedliche Geschichte über die kleine Leonie, die in einem Museum einen Dinosaurier entdeckt. Doch dieses Exemplar ist nicht ausgestorben, sondern ein sehr lebendiger Tyrannosaurus Rex. Nach dem ersten Schreck stellt Leo fest, dass Tiberius sogar sprechen kann und sehr freundlich ist. Zusammen erleben die beiden das ein oder andere Abenteuer und werden dicke Freunde.

Leonie ist ein aufgewecktes Mädchen, das neugierig und mutig ist. Mit ihr wäre man gerne befreundet. Der gutmütige Tiberius erinnert mich ein bißchen an den berühmten Elefanten Benjamin Blümchen, der ja auch sprechen kann und ziemlich groß ist. Die Geschichte ist spannend erzählt und an vielen Stellen auch witzig, das Tempo ist aber eher langsam und das Abenteuer an sich reißt einen nicht völlig vom Hocker. Trotzdem habe ich gerne über diese außergewöhnliche Freundschaft gelesen. Die Kapitel sind nicht zu lang, so dass sich das Buch gut vorlesen oder auch mit 8 Jahren selber lesen lässt. Die Zeichnungen sind ansprechend gestaltet, hätten aber gerne noch mehr Details haben können.

Mir gefällt es, dass Tiberius selber schon ganz alt ist, also quasi ein Dino-Opa, und auch die Erwachsenen nach kurzem Erstaunen positiv auf den Saurier reagieren. So einen schokoverliebten Dino muss man ja auch einfach mögen. Das kleine Abenteuer ist unterhaltsam und macht definitiv Lust auf weitere Teile der Reihe. Für alle Dinosaurierfreunde und Fans von Benjamin Blümchen eine klare Empfehlung.