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Frechdachs

Bewertungen

Insgesamt 160 Bewertungen
Bewertung vom 05.04.2025
Zipfelmaus und die grandiose Gartenschule
Becker, Uwe

Zipfelmaus und die grandiose Gartenschule


ausgezeichnet

Der Ernst des Lebens beginnt nun auch in Frau Bienenstichs Schrebergarten

Die Zipfelmaus-Buchreihe von Uwe Becker und dem Südpol-Verlag ist für uns keine Unbekannte.

Wir hatten bereits die Gelegenheit die Zipfelmaus, das kleine gewitzte Tierchen mit der rot-weiß-gestreiften Zipfelmütze, bei einem anderen Abenteuer zu begleiten. So waren wir nun auf das neue Abenteuer in der grandiosen Gartenschule schon sehr gespannt.

Wir hatten ehrlich gesagt überhaupt keine Probleme in die Story zu kommen. Den Großteil der Charakteren kannten wir aus dem bereits gelesenen Buch und für uns war es dann fast ein wenig wie ein Heimkommen. Wer von der Zipfelmaus bis dato noch nie gehört hatte, braucht allerdings keine Angst zu haben. Das Buch liest sich auch ohne große Vorkenntnisse sehr gut. Gleich eingangs werden dann die wichtigsten Protagonisten in einem kurzen Steckbrief vorgestellt, bevor dann auch gleich das spannende neue Abenteuer beginnt.

Wie bereits gewohnt bei der Zipfelmaus-Buchreihe, besticht auch dieses Werk durch die durchgängig sehr üppige und bunte Bebilderung. Für die Illustrationen möchten wir uns dann auch nochmals ganz herzlich bei der Illustratorin Ina Krabbe bedanken. Erst durch die sehr geniale Symbiose zwischen Text- und Bildanteilen nimmt die durchweg spannend erzählte Story richtig Fahrt auf. Auch Lesemuffel dürfen hier unserer Meinung nach gerne zugreifen, da es ein stets kurzweiliges Leseerlebnis ist und die tierischen Protagonisten die Story sprichwörtlich zum Leben erwecken.

Mit viel Wortwitz für Jung und Alt treibt Becker die Geschichte rund um die Zipfelmaus und ihre tierischen Gefährten voran. Dabei baut er dann auch immer wieder sehr kindgerecht lehrreiche Botschaften fast spielerisch mit ein, die dann den Kindern unterbewusst den rechten Weg aufzeigen (ohne erhobenem Zeigefinger).

Wir waren bereits zuvor große Zipfelmaus-Fans und uns hat auch das neue Abenteuer sehr gut unterhalten. Unbeschwerte und vor allem spannende Lesestunden sind auf alle Fälle garantiert mit dem kleinen possierlichen Tierchen.

Das Buch eignet sich unserer Meinung nach durch das Thema Schule insbesondere für Vorschulkinder bzw. Kinder direkt bei der Einschulung. Mit dem Buch wird vielleicht eine anfängliche Furcht oder Angst vor dem neuen Lebensabschnitt vermieden und der Schulalltag sehr spielerisch durch die tierischen Charakteren vermittelt. Bloß blöd, wenn vielleicht am ersten Schultag der Direktor dann wirklich auch Herr Maulwurf heißt.

Uwe Becker wie auch der Südpol-Verlag verstehen ihr Handwerk exzellent von der Pike auf und genau deshalb ist auch dieses Zipfelmaus-Abenteuer wieder eines unserer Lesehighlights 2025 im Bereich Kinderbücher.

Bewertung vom 28.03.2025
Sepia und die Verschwörung von Flohall / Sepia Bd.2
Bell, Theresa

Sepia und die Verschwörung von Flohall / Sepia Bd.2


weniger gut

Die dunklen Geheimnisse rund um das Städtchen Flohall

Theresa Bells Auftaktband "Sepia und das Erwachen der Tintenmagie" hatte mir damals bereits gut gefallen und daher hat auch der zweite Band "Sepia und die Verschwörung von Flohall" meine Aufmerksamkeit geweckt.

Bell bemerkt im Nachwort selbst, dass der Mittelband einer Trilogie es manchmal richtig in sich hat und auch fordernd ist, damit er auch auf Touren kommt und dem Beginn wie auch dem Ende in nichts nachsteht.

Genau dort hege ich dann ganz persönlich wirkliche Bedenken, denn genau dieser Umstand ist mir beim Lesen dann doch viel zu sehr aufgefallen.

Ich kam zwar anfänglich sehr schnell wieder in die ganz besondere Kulisse von Flohall rein, allerdings hatte ich keine so enge Beziehung zu Sepia, ihren Mitstreitern wie auch den Antagonisten in der Story. Mir war die Erzählung fast zu distanziert erzählt und arg in die Länge gezogen.

Für Sepia selbst steht die erste Prüfung an, die dann anschließend durch den legendären Floball besiegelt werden soll. Doch bereits vor dieser fordernden Prüfung gibt es allerlei Hinweise und Ungereimtheiten in Flohall, die mit Magie und Alchemie zu tun haben könnten. Nur, wer steckt hinter diesem Hokus-Pokus?

Mich konnte der gesamte Plot der Geschichte leider nie so richtig abholen oder auch fesseln. Auch Sepias Entwicklung innerhalb der Story ist für mich persönlich leider viel zu wenig nachvollziehbar erzählt. Ich fremdelte dann auch leider einen überwiegenden Teil der Erzählung mit Sepia, obwohl mir diese im ersten Band echt ans Herz gewachsen war.

Es passiert zwar sehr viel im zweiten Band und man begegnet auch alten Bekannten wieder, aber summa summarum fehlte mir irgendwo der rote Faden. Auch die Spannungsmomente erreichten mich persönlich nur eher mäßig.

Eine Trilogie aufzulegen erscheint zunächst aus Autorensicht sehr verlockend. Manchmal wäre dann aber vielleicht eine Dilogie auch einfach ausreichend und der bessere Weg.

Bewertung vom 24.03.2025
Wenn Russland gewinnt
Masala, Carlo

Wenn Russland gewinnt


ausgezeichnet

Sind Russlands historische Ressentiments mit der Ukraine bereits gestillt?

Carlo Masalas neues Buch birgt unheimliche Sprengkraft, ist dabei hochaktuell und enthält viel Brisanz mit Blick auf die aktuell beginnenden Friedensgespräche/-verhandlungen zwischen dem russischen Aggressor und der überfallenen Ukraine.

Sind die historischen Ressentiments Russlands dann mit der Ukraine bereits gestillt? Oder ist der Überfall der Ukraine erst der Beginn einer bald folgenden weiteren kriegerischen Eskalation?

Viel zu realistisch entwickelt er ein Szenario aus der Annahme, was passieren könnte, wenn Russland den Angriffskrieg in der Ukraine für sich entscheiden kann. Alles andere als eine bittersüße Dystopie stellt sich hier interessierten Lesern dar. Man würde sich vielleicht wünschen Masala erzählt hier einen vom Pferd, aber die Dinge, die der strategische Militärexperte hier in den Fokus rückt und eskalieren lässt wirken überaus realistisch und sind wenn es denn so kommen sollte eher beängstigend.

Die hybride Kriegsführung Russlands ist bereits jetzt in unserer Realität Wirklichkeit geworden und genau daraus strickt Masala dann das passende weiterführende Szenario, wie Russland quasi über Nacht dann die NATO-Partner, insbesondere hier die USA, auf ihren Treueschwur prüft. Ob wirklich der Artikel 5 des Nordatlantik-Vertrags dann wirklich zum Zuge kommen würde und auch der Bündnisfall ausgerufen wird?

Das Buch wirkte in mir sehr lange nach und machte mich dabei auch sehr nachdenklich, welchen Zeiten wir zukünftig entgegen gehen werden. Verschließen wir aber gerade in den aktuell anspruchsvollen Zeiten die Augen nicht vor dem Offensichtlichen. Genau solche mögliche Szenarien sind es, die uns zu denken geben sollten. Daraus abgeleitet sollten wir uns bestmöglich auf etwaige Handlungen vorbereiten.

Bewertung vom 24.03.2025
Das Parlament der Natur
Darwin, Sarah;Vogel , Johannes;Herrmann, Boris

Das Parlament der Natur


ausgezeichnet

Wie geht richtiges Leben im Einklang mit der Natur?

Boris Herrmann, der Interviewer im neuen Sachbuch "Das Parlament der Natur - Was uns Farne, Finken und ihre Verwandten zu sagen haben" entlockt den beiden Naturforscher-Koryphäen Sarah Darwin und Johannes Vogel vielerlei wissenswerte Details zu unserem Leben mit und in der Natur um uns herum.

Darwin und Vogel sind wahrliche Kenner ihres jeweiligen Fachgebiets und lassen den Lesenden an ihren Erkenntnissen in diesem Buch direkt teilhaben.

Gestaltet ist das Werk durchweg in Interviewform und kommt genau deshalb als Sachbuch eher außergewöhnlich daher. Gerade diese spezielle Form bringt allerdings sehr viel Kurzweil mit sich und hebt sich dabei von anderen, vielleicht eher spröden, Sachbüchern ab. Ich habe das Buch tatsächlich in einem Rutsch durchgelesen.

Kein Wunder, dass mit Darwins Ur-Ur-Enkelin dann eben auch mehr als ein Hauch von Charles Darwin und seiner Evolutionstheorie im Buch enthalten ist. Generell merkt man dem Forscherpaar die Passion für ihre Berufe sowie die Natur wirklich bei nahezu jeder Aussage an. Für mich wirken beide sehr authentisch und vor allem nahbar.

Das Werk selbst beleuchtet sehr viele Aspekte, wie der aktuelle Stand in verschiedenen Ökosystemen gerade ist. Auch die zukünftige Perspektive gerät dabei nicht in Vergessenheit. Denn beide Forscher sehen konkrete Ansatzpunkte, wie wir unseren Planeten dann vielleicht doch noch retten können. Wer beispielsweise wissen möchte, wieso wir aktuell im Zeitalter des Huhns leben, der sollte bei diesem Werk hier direkt zugreifen.

Die Ausstattung des Buches gefällt mir ganz besonders. Nimmt man den Schutzumschlag außen ab, dann eröffnet sich nochmals ein sehr prächtiger Einband. Die matten innenliegenden Seiten bringen dann insbesondere auch die immer wieder eindrücklichen Fotos sehr genial zur Geltung. Die matte Gestaltung hat zusätzlich den Pluspunkt, dass man Fingerabdrücke (insbesondere bei dunklen Bildern) weniger bzw. kaum sieht.

In unserem täglichen Autopilotenmodus nehmen wir die Natur um uns herum und unsere Stellung als Spezies innerhalb der Natur kaum mehr wahr. Genau diesen Blick gewähren uns dann Darwin und Vogel und lassen uns auch wissen, wie wichtig es ist, uns dieser kost- und verletzbaren Ökosysteme anzunehmen. Schlussendlich interagiert jede Spezies mit allen anderen um sich herum (egal ob in Flora oder Fauna) und beeinflusst wirklich jede Art mit ihrem ganz eigenen Verhalten.

Schließen möchte ich meine Rezension mit einem starken Zitat:

"Wir Menschen sitzen alle gemeinsam auf dem Ast, an dem wir kräftig sägen. Und: Wir, nur wir gemeinsam, wissensbasiert und demokratisch, können das ändern."

Bewertung vom 18.03.2025
Die Herde
Winter, Thilo

Die Herde


weniger gut

Unsere (H)Erde außer Rand und Band

"Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan." (1. Mose 1,28)

Mir persönlich fiel beim Lesen von Thilo Winters neuem Thriller "DIE HERDE" dann ziemlich schnell das o.g. biblische Sprichwort ein, das denke ich sehr passend zum Plot im Buch ist.

Anfangs präsentierte Winter eine außerordentliche Gemengelage, die mich sehr schnell in den leserischen Bann zog. Er verknüpft dabei dann real existierende Geschehnisse, die ausgebüchste Elefantenherde, mit Thrillerfiktion und kombiniert diese nach seinem ganz persönlichen Gusto.

Ob sich der Lübbe-Verlag allerdings einen Gefallen getan hat, Winters neues Buch als Thriller zu klassifizieren mag ich bezweifeln?

Für mich mäandert die ganze Story nach dem sehr starken Entrée einfach so vor sich hin - egal welchen Erzählstrang ich genauer betrachte. Winter biegt meiner Meinung nach leider einige Male falsch ab und zieht beispielsweise die abenteuerliche Story rund um Abel in Mexiko unnötig in die Länge

Auch die unterschiedlichen Protagonisten sind mir mitunter zu stereotyp dargestellt und einige auch unheimlich überzeichnet.

Ganz ehrlich bin ich nach dem Schmökern des selbst ernannten "Thrillers" etwas unentschieden und hätte mir rückblickend sehr viel mehr "Lametta" erwartet.

Rückblickend konnte Winter mich nie richtig an die Handlung wie auch an die unterschiedlich Handelnden binden, als ich das persönlich bei Thrillern erwarte. Ich bin quasi so die ganze Story daneben hergelaufen und habe die Story verfolgt - nicht mehr und auch nicht weniger. Die Nähe hat mir persönlich leider durchweg gefehlt auch die Tiefe der unterschiedlichen Charakteren ging für mich zu stark unter. Das Werk liest sich, durch die andauernden Perspektivwechsel, unheimlich kurzweilig.

Die Eingangssequenz mit dem Mondfest und dem Pressetermin zum Staudammprojekt hatte mich ein ganz anderes Szenario erwarten lassen. Gut 3/4 des Plots ist man dann irgendwie gefangen, ohne überhaupt einen blassen Schimmer zu haben und ich fragte mich persönlich dann auch, was Winter damit eigentlich genau bezweckt.

Richtige Spannungs- und Thrillmomente muss man quasi mit der Lupe suchen, obwohl zum Grande Finale sich die Situation dann fast förmlich überschlägt. Eigentlich wären dafür dann die vorherigen Seiten reserviert gewesen. Ich selbst bin jetzt nicht wirklich zartbesaitet, aber die Gewalt-Eskalation ganz zum Schluss hätte ich persönlich so nicht gebraucht und auch nicht so erwartet.

Zum Teil hudelt der Autor dann zum Schluss hin und stellt den Leser dann fast vor vollendete Tatsachen, die für die Exzesse der Tiere verantwortlich sein sollen. Also wenn ich schon Tags wie Wissenschaftsthriller, Ökothriller und dergleichen verwende erwarte ich hier bereits sehr viel früher dann entsprechendes Material. Teils kam mir der Schluss wie eine Black-Box vor, nur um innerhalb einer kurzen Schluss-Sequenz alles aufgelöst zu bekommen. Dort wird dann einfach mal innerhalb kürzester Zeit das vorherige mysteriöse Rätsel aufgelöst. Wie beispielsweise das dafür zugrundeliegende Sediment in Mexiko geborgen wurde spielt auf einmal leider keine Rolle mehr und geht komplett unter.

Die ganzen "Indiana-Jones-Momente" rund um Abel in Mexiko überstrahlten für mich den ganzen vorherigen Plot, ohne dass es für mich wirklich spannend gewesen ist.

Generell steckt im Plot nach meiner Meinung sehr viel Potenzial, das der Autor dann leider nach meinem ganz persönlichen Geschmack leider nie zu heben vermag. Er geht mir persönlich viel zu wenig bei bestimmten Themen dann in die Tiefe, reißt allerdings auf der anderen Seite sehr viele interessante Themen an, die er dann nur sehr oberflächlich abhandelt. Genau hier wäre dann vielleicht weniger mehr gewesen.

Bei mir hat der "Thriller" so in dieser Form leider nicht gezündet und wird daher auch nicht weiter im Gedächtnis bleiben.

Bewertung vom 27.02.2025
Impossible Creatures - Das Geheimnis der unglaublichen Wesen
Rundell, Katherine

Impossible Creatures - Das Geheimnis der unglaublichen Wesen


sehr gut

Ein fabelhafter Auftakt einer neuen Jugend-Fantasy-Buchreihe im maritimen Setting

Die Vorschusslorbeeren zu Katherine Rundells aktuellem internationalem Fantasybestseller "Impossible Creatures - Das Geheimnis der unglaublichen Wesen" haben mich persönlich sehr neugierig gemacht. Wird die Autorin doch über den grünen Klee gelobt und sogar mit den Koryphäen Tolkien und Pullman verglichen. Beide genannten Autoren sind für mich keine Unbekannten und stehen für mich persönlich für richtig gute Fantasyunterhaltung. Kann Rundells Werk dort dann wirklich mithalten?

Die Ausstattung zum Buch stimmte mich bereits sehr froh. Mit einer Karte, um das turbulente Geschehen während dem Lesen besser zu verfolgen sowie einem anfänglichen Überblick zu den fabelhaften Wesen (inklusive Illustrationen) ist das Buch von aller Anfang bestens gerüstet.

Die Stilistik Rundells selbst lädt dazu ein sich bereits zu Beginn fallen zu lassen und sehr eng mit den beiden Hauptprotagonisten auf Tuchfühlung zu gehen. So stolpert man dann fast, wie Christopher im Buch, in ein rasantes maritimes Abenteuer.

Mal und Christopher bilden das Duo, das sich sehr schnell anfangs im Buch findet. Beide Charakteren sind zwar schnell greifbar, ich hätte mir allerdings dann hier und dort noch mehr Details zu ihren Hintergründen gewünscht. Dies würde auch der abenteuerlichen Erzählung noch mehr Tiefgang geben.

Teilweise kommt mir dieser Band vor wie ein Prequel. Dies macht allerdings der durchweg spannenden Story keinen wirklichen Abbruch.

Die bereits zuvor genannten Vorschusslorbeeren sowie die Vergleiche mit renommierten Fantasyautoren kommen daher nicht von ungefähr und Rundell kann sich schon mit den Werken von Pullman messen lassen. An einen Tolkien kommt die Autorin allerdings dann nicht ganz ran. Aber dies hatte ich ehrlich gesagt auch so nicht wirklich erwartet. Am ehesten ist das vorliegende Werk wohl mit Pullmans "His Dark Materials"-Büchern und der Narnia-Buchreihe von Lewis vergleichbar.

Alles in allem bietet sich hier eine neue maritime Fantasywelt, die entdeckt werden möchte. Für mich persönlich bot das Werk richtig gute Unterhaltung, bei der man von der ersten bis zur letzten Seite mitfiebert.

Bewertung vom 16.02.2025
Ginsterburg
Frank, Arno

Ginsterburg


gut

Vom Aufstieg und Fall des "Tausendjährigen Reichs" - Uns allen zur Mahnung

Arno Franks aktueller Roman "Ginsterburg" greift ein hochaktuelles Thema unserer dunkelsten Stunde in unserer jüngeren Geschichte auf.

Franks Roman kommt meiner Meinung nach genau zur richtigen Zeit. Aktuell erhält nationalistisches, faschistisches und rassistisches Gedankengut wieder immensen Auftrieb in unserem schönen Deutschland. Gesellschaftsgruppen werden gegeneinander ausgespielt und vorschnell sind jeweils die (vermeintlich) Schuldigen ausgemacht.

Mit Frank reisen wir zurück ins letzte Jahrhundert und betrachten dabei das fiktive Örtchen Ginsterburg ins all seinen Facetten. Das NS-Regime hat längst die Zügel in der Hand und Frank nimmt uns mit zu den Anfängen des aufblühenden NS-Regimes anno 1935. Im weiteren Zeitstrahl begleiten wir dann die Protagonisten während der Blütezeit anno 1940 und während des Niedergangs im Jahr 1945.

Gerade solche Bücher sind es wert, unsere jüngere unheilvolle Geschichte weiterhin präsent zu halten, damit solche Zeiten nie mehr geschehen mögen.

Gleich zu Beginn holte mich Franks Erzählung komplett ab, als er mich direkt in die Szenerie eines Absturzes eines britischen Lancaster-Bombers hineingeworfen hatte. Diese Szenerie rund um den Briten Alfie, einer aus der Bomber-Crew, taucht dann immer wieder bruchstückhaft während der weiteren Erzählung auf.

Ich hätte damit gerechnet, dass Arno Franks Erzählung komplett fiktiv erzählt wird, allerdings verwebt Frank dann doch real existierende Personen (Lothar Sieber und Erich Bachem) von damals mit dem fiktiven Ort Ginsterburg, ohne dass der Autor darauf speziell in einem dafür geeigneten Nachwort näher darauf eingeht. Genau diese Aufklärung hätte ich persönlich dann doch vorausgesetzt und auch erwartet.

Die Stilistik von Franks Roman ist durchweg geprägt von sehr bildhaften Beschreibungen und eher sanften leisen Tönen. Er arbeitet dabei auch sehr viel mit Metaphern und lässt die damalig menschenverachtende und grausame Zeit auf ganz eigene Art und Weise wiederauferstehen, als ich es mir persönlich vorher ausmalte.

Die Bindung zu den Hauptcharakteren hätte meiner Meinung nach sehr viel enger sein dürfen. Mitunter kam es mir persönlich so vor, dass man auch bei den Haupthandelnden Lothar und Merle dann nicht wirklich die zeitliche Entwicklung gut nachvollziehen konnte. Der Halbwaise Lothar, zunächst abgeneigt von der Hitlerjugend, wird dann über ein Jugendlager zum wahren Fliegerass und Helden des NS-Regimes. Genau diese Entwicklung hätte ich persönlich sehr viel ausführlicher lesen wollen. Gerade seine Mutter Merle war eigentlich alles andere als eine Befürworterin des NS-Regimes und dessen braunen Gedankenguts.

Durch die eher leisen Töne und die sprunghafte Erzählung, ohne die Entwicklung der Charakteren gut nachvollziehen zu können flacht der Roman nach meiner Meinung leider viel zu schnell ab und kann dies auch bis zum dramatischen Finale hin auch nicht mehr aufholen.

Das Thema selbst, wie eine zivilisierte Gesellschaft für die Ideen der damaligen Rattenfänger eigenommen werden konnte und wer welche Rollen darin übernahm, ist unheimlich wichtig, um zu erkennen, dass wirklich jeder ein kleines Zahnrad im damaligen Regime darstellte. Leider und spreche hier wirklich von leider spricht mich persönlich die stilistische Umsetzung von Arno Frank viel zu wenig an.

Bewertung vom 16.02.2025
Tinte, Staub und Schatten: Das Buch der Verlorenen
Metz, Alina

Tinte, Staub und Schatten: Das Buch der Verlorenen


gut

Verloren im rätselhaften unterirdischen Bücherlabyrinth

Das aktuelle Kinderbuchdebüt "Tinte, Staub und Schatten - Das Buch der Verlorenen" von Alina Metz klang für mich alleine vom Teasertext und der Leseprobe her sehr spannend.

Metz große Stärke ist es, die Lesenden direkt in das beschriebene Szenario hineinzuziehen. Ohne großes Vorgeplänkel wähnt man sich direkt an der Seite der sechzehnjährigen Minna, die "notgedrungen" in die Fußstapfen ihrer verschollenen und totgeglaubten Mutter tritt und beim kauzigen Antiquar Raban Krull eine Ausbildung zur Büchersucherin antritt.

Die verschiedenen Charakteren in der Story sind gut greifbar, auch wenn ich mir persönlich hier noch mehr Tiefe gewünscht hätte.

Die Story selbst ist vielleicht passend zum eher unübersichtlichen unterirdischen Bücherlabyrinth meiner Meinung nach eher ausbaufähig. Hier hätte ich mir persönlich zur Büchersucher-Ausbildung selbst mehr Informationen erwartet. Dazu gibt es quasi leider nahezu nichts zu lesen.

Phasenweise war für mich die Erzählung auch etwas langatmig, ohne dass man relevante Details erfahren hat. Zum Ende hin überschlagen sich dann einige Dinge und es bleiben für mich persönlich viel zu viele Fragen offen, als diejenigen, welche beantwortet werden. Dies ist vielleicht dann allerdings auch dem Tatbestand geschuldet, dass der abschließende zweite Band im Herbst 2025 erscheint.

Die verschiedenen Charakteren lassen leider eine gewisse Tiefe und auch Nähe vermissen und so bleibt immer eine gewisse Distanz zu den entsprechend Handelnden.

Für mich wirkt der erste Band der neuen Jugend-Fantasystory leider nicht ganz so ausgeklügelt wie von mir zunächst erwartet.

So ist es zwar noch ein solider Auftakt, der allerdings auch sehr klar seine Höhen und Tiefen zeigt. Ich persönlich weiß leider aktuell noch nicht, ob ich dann ein weiteres Mal mit Minna und ihren Gefährten in die Katakomben zum Bücherlabyrinth absteigen werde.

Bewertung vom 29.01.2025
Von Schafen und Wölfen
Zons, Achim

Von Schafen und Wölfen


gut

Wer ist hier eigentlich der Wolf im Schafspelz?

Der aktuelle Thriller "Von Schafen und Wölfen" von Achim Zons klang für mich bereits vom Teasertext her sehr spannend, brisant und hochaktuell und genau deshalb hatte das Werk mein Leseinteresse geweckt. Vor allem der Passus "Hochaktuell, rasant und voll beißendem Witz" hatte mir den Mund wässrig gemacht.

Sehr klug ist wohl der offizielle Erscheinungstermin des Thrillers gewählt, nur neun Tage nach der Vereidigung des neuen 47. Präsidenten der USA am 20. Januar 2025.

Thriller leben für mich persönlich vor allem durch die Thrill-Momente, die unfassbare Spannung und von Charakteren, mit denen man quasi mitfiebern kann.

Meine ganz persönlichen Erwartungen traf das vorliegende Werk dann leider nicht gänzlich sondern blieb überwiegend große Teile weit davon zurück.

Gleich zu Beginn im Plot hat man es mit einer ganz undurchsichtigen Gemengelage zu tun, bei der ich mir persönlich schwer tat einen roten Faden zu finden und auch die unterschiedlichen Protagonisten auseinanderzuhalten. Man wird quasi unverhohlen in die Szenerie geworfen und weiß ehrlich gesagt nicht so recht wo links und wo rechts ist.

Die Undurchsichtigkeit ist jetzt für mich normalerweise kein generelles K.O.-Kriterium, aber hier im vorliegenden Fall nicht perfekt zum Einstieg in die Story gewählt. Wenn es allerdings das Anliegen vom Autor war, den Leser komplett zu verwirren, so ist dies grandios gelungen.

Die unterschiedlichen Charakteren wirkten auf mich in großen Teilen auch zu wenig nahbar und vor allem in Teilen auch nur mäßig nachvollziehbar. Gerade auch bei den "Bad Boys" im Plot hege ich persönlich meine berechtigten Zweifel, wieso dann zum Teil in der Art und Weise gehandelt wurde, wenn es sich denn, wie im Roman beschrieben, um extra ausgewählte Spezialisten handeln soll.

Die Aktualität und die Brisanz des Themas sind seitens des Autors sehr clever gewählt. Schlussendlich verwebt er seine fiktive Story mit dem tatsächlichen Sturm auf das Capitol von der letzten präsidialen Amtsübergabe. Auch bei den Kontrahenten selbst muss man doch immer wieder bei der Namensgebung schmunzeln und erkennt hier sofort Parallelen zu unserer Welt.

Die Erzählung selbst teilt sich in sehr kleine Puzzlestücke auf, die dann peu à peu zum großen Ganzen zusammengesetzt werden müssen. Bei diesen mitunter kleinen Blitzsequenzen darf man nur nicht falsch kombinieren oder abbiegen, sonst entsteht zum Schluss das falsche "Kunstwerk". Diese bruchstückhafte Darlegung hat seine Vor- und auch Nachteile, wobei für mich in diesem Fall die Nachteile wegen dem fehlenden roten Faden dann leider überwiegen. Auch waren mir ziemlich schnell die Bad Boys im Plot klar und so war für mich dann doch die Spannung und damit auch die Luft sehr schnell raus.

Ich persönlich hätte eine Story ähnlich dem Hollywood-Blockbuster "Shooter" mit ähnlichen Thrill-Momenten erwartet. Da lag ich dann leider falsch und musste mich eher mit einer in Teilen eher nüchternen Erzählung vorlieb nehmen.

Alles in allem ein solider Thriller für zwischendurch, der allerdings sein vorhandenes Potenzial leider nie voll ausspielt und weit hinter meinen persönlichen Erwartungen blieb. Vielleicht findet ja der baldige 47. US-Präsident mehr Gefallen daran.

Bewertung vom 26.01.2025
Du hast die Wahl
Raschke, Marc

Du hast die Wahl


ausgezeichnet

Wer die Wahl hat ... - Drum prüfe, wer sich "ewig" bindet ...

Nicht mehr knapp einen Monat ist es hin, bis der Bundestag in Deutschland am 23. Februar 2025 von uns, dem Souverän, neu gewählt wird.

Wir leben aktuell in sehr volatilen und unsteten Zeiten. Ein Blick über den großen Teich reicht aus, wie demokratisch freiheitliche Wahlen dann von Tech-Milliardären beeinflusst und entschieden werden können. Deshalb verwundert es wohl nicht, dass sich genau dieser Tech-Milliardär auch in den deutschen Wahlkampf aktiv einmischt.

Erst vor ein paar Tagen hatten wir das Gespräch innerhalb der Familie, wen wir wählen sollten. Die Meinungen dazu waren sehr vielfältig, aber Grundtenor war auch bei uns, dass es immer schwieriger wird die eigentlichen Kernkompetenzen der Parteien dann wirklich bereits abseits der Wahlwerbeversprechen herauszufinden.

Genau dort setzt dann das sehr kurzweilige Buch von Marc Raschke an. Er gibt Halt in einer immer mehr unübersichtlichen politischen Welt (nicht nur in Deutschland), in der alle Parteien vor den Wahlen Vieles versprechen, das sie dann nach Koalitionsverhandlungen nicht einhalten können. Bei uns trten ja quasi gleich zwei vermeintliche Alternativen für unser Land in den Wettbewerb, eine mit und eine ohne Substanz. Beide klingen für mich persönlich ziemlich gleich und liegen weit rechts der eigentlichen Mitte. Beide fischen dabei am (ultra)rechten Rand und wollen genau in dieser Art und Weise unzufriedene Wahlberechtigte für sich gewinnen.

Raschke gibt im Buch keine expliziten Tipps, welche Partei schlussendlich am Wahltag in der Wahlkabine das Votum bekommen soll. Der Autor stellt vielmehr sehr clevere Fragen und fühlt dabei dann insbesondere den beiden Alternativen für Deutschland auf den Zahn. Wer den aktuellen politischen oftmals sehr schwierigen Diskurs in den Medien verfolgt wird hier im Buch vielleicht nur sehr wenig neue Fakten finden. Die Prässentation derselbigen in der angesprochenen Form verdichtet dann allerdings nochmals den (teils fehlenden ) ethischen Wertekanon der entsprechenden Parteien.

Immer mehr spüren wir, dass der Umgangston zwischen verschiedenen Gesellschaftsschichten rauher wird und diese dann bewusst oder unbewusst gegeneinander ausgespielt werden. Die Kürzung des Bürgergelds sowie auch die deutsche/europäische Migrationspolitik sind beispielsweise Aufhänger, die Raschke in seinem Buch dann sehr schlüssig beleuchtet.

Marc Raschke spricht mir mit seinen Beobachtungen zu unserer Gesellschaft wie auch dem manchmal sehr unverantwortlichem Verhalten unserer politischen Leader dann direkt aus der Seele heraus.

Ich empfehle dieses kleine aber sehr feine Buch wirklich jedem vor seiner Wahlentscheidung zu lesen und erst danach das Votum abzugeben. Wir in Deutschland können uns glücklich schätzen, dass wir freie demokratische Wahlen etabliert haben und sollten genau diese Bürger-"Pflicht" nicht ungenutzt verstreichen lassen. Raschke hat mich persönlich in der Sicht auf die aktuelle politische Lage in Deutschland dann klar bestärkt.

Schließen möchte ich meine Rezension mit einem Zitat der Holocaust-Überlebenden Ágnes Heller, das auch im Buch vorkommt und die Wichtigkeit zur Wahl zu gehen nochmals unterstreicht.

"Die größte Gefahr ist, sich nicht bewusst zu sein, dass eine Gefahr überhaupt existiert und gibt in Europa. Das ist die größte Gefahr. Wenn man die Gefahr sieht, dann kann man es vermeiden. Dann kann man etwas gegen diese Gefahr tun. Wenn man es nicht sieht, wenn man so bequem ist und sagt, alles ist passiert, alles wird doch nicht schief gehen und alles gut gehen, dann wird die Gefahr wirklich bedrohlich sein. Das ist die größte Gefahr – Gleichgültigkeit"

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