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Frechdachs

Bewertungen

Insgesamt 121 Bewertungen
Bewertung vom 17.07.2024
Der Bademeister ohne Himmel
Pellini, Petra

Der Bademeister ohne Himmel


ausgezeichnet

Eine verschworene Schicksalsgemeinschaft zwischen Leben und Tod

Petra Pellini ist wie ihr Hauptprotagonist Hubert in ihrem aktuellen Roman "Der Bademeister ohne Himmel" eine passionierte Meisterin in ihrem Fach, die wohl nicht einfach so vom Himmel gefallen ist.

Pellinis Werk glänzt insbesondere durch sehr feinfühlige Zwischentöne, die man während der Lesezeit einfach so fast nebenbei in sich aufsaugt.

Der Titel wie auch der Klappentext verrät bereits ein klein wenig des Inhalts. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist der 86 Jahre alte und demente Hubert, um den sich zwei Personen ganz besonders in seinem immer mehr verschwindenden Alltag kümmern. Linda und Ewa sind quasi die Sidekicks des ehemaligen passionierten Bademeisters dessen Gedächtnis dann immer mehr nachlässt. Hubert zieht sich dann immer mehr in seine ganz eigene Welt zurück.

Genau diesen spannenden, aufregenden und nicht immer leicht zu verdauenden Mikrokosmos erzählt Petra Pellini wirklich sehr glaubhaft und transportiert auch zig verschiedene Emotionen während dem ganzen Erzählstrang hinweg.

Mit den Handelnden wurde ich persönlich sehr schnell warm und konnte mich auch sehr gut in die verschiedenen Perspektiven hineinversetzen. Ich wähnte mich ganz einfach dicht im Alltag dieses außergewöhnlichen Trios mit dabei.

Jeder hat praktisch sein eigenes Schmerzköfferchen bzw. seinen eigenen Rucksack zu tragen. Die 15-jährige Linda, die lieber heute als morgen von dieser Welt abtreten möchte. Die polnische Pflegerin Ewa, die den dementen Hubert sehr liebevoll umsorgt, aber mit der Zeit auch Heimweh nach Polen und ihrem dort lebenden Freund hat.

Dieses vordergründig vielleicht nicht ganz stimmige Trio wächst dann im Alltag über sich hinaus und durchlebt wirklich viele Höhen und Tiefen. Pellini gibt diesen Charakteren dann unheimlich viel Tiefe, indem man immer mehr von ihren tatsächlichen Lebensumständen erfährt.

Wer sich auf genau dieses Buch einlässt, wird mit einer sehr liebevollen und vor allem tiefgründigen Story belohnt. Sie bietet einen nicht alltäglichen Einblick in die Begleitung eines Demenzkranken, dessen besonderer Gefühlswelt und Emotionen bzw. spiegelt auch sehr glaubhaft die Herausforderungen der pflegenden und begleitenden Personen wieder.

Ich persönlich pflege aktuell auch ein dementes Familienmitglied und mir ging die Handlung dann sehr nahe. Ich schmunzelte, weinte und fieberte einfach die komplette Story mit Hubert und seinen Freunden mit und wurde auch vom Finale nicht enttäuscht, auch wenn es eine echte Überraschung birgt.

Für mich persönlich ist Petra Pellinis Werk bereits jetzt eine echte Buchperle in diesem aktuellen Lesejahr 2024, die ich aus dem Nichtschwimmerbecken mit zahlreichen anderen Exemplaren herausfischen konnte.

Bewertung vom 22.06.2024
Partikel
Harlander, Wolf

Partikel


sehr gut

Harlanders packender Öko-Thriller bietet mehr als nur reine Spannung

Wolf Harlander als Autor kannte ich bis dato vor seinem aktuellen Roman "Partikel - Überall. Unsichtbar. Tödlich." noch nicht.

Ich komme einfach schnell auf den Punkt. Nach diesem sehr genialen Öko-Thriller bin ich Fan von diesem Autor.

Harlander erschafft hier ein Werk, das seinesgleichen sucht. Er liefert vom Prolog bis zum Finale hin einfach ununterbrochen gnadenlos ab.

Genau so muss für mich ein Thriller aussehen, damit man als Leser gepackt und in die Story schnell hinein gezogen wird.

Gleich beim kurzen Prolog holte mich der Autor komplett ab und hielt mir dabei auch schön den Spiegel vor.

Können wir uns eigentlich eine Welt überhaupt noch ohne die verschiedensten Kunststoffe um uns herum vorstellen?

Wenn man bewusst darüber nachdenkt und die Frage setzen lässt wird es wohl sehr schwierig für uns, dem Plastikwahn von heute auf morgen eine Absage zu erteilen.

Genau dieses Thema nutzt Harlander dann als Aufhänger für seinen hier vorliegenden Öko-Thriller. Das Thema Mikroplastik ist bekanntlich in aller Munde und wer hat nicht bereits davon gehört oder gesehen.

Harlander strickt sehr geschickt genau daraus eine Storyline die unheimlich schnell verfängt. Die Charaktere sind gut getroffen und vor allem gut nachvollziehbar ausgearbeitet. Von Beginn an baute sich eine sehr innige Beziehung für mich zu den unterschiedlich Handelnden auf. Man wird fast sprichwörtlich in die Szenerien hineingezogen und fiebert dann im gesamten Plot einfach mit.

Die einzelnen Kapitel aus unterschiedlichen Persepktiven bringen die nötige Kurzweil in das Werk. Immer wieder wird die Handlung ergänzt rund um Zahlen, Daten und vor allem wissenswerte Fakten zum Thema Mikroplastik. So ganz nebenher erfährt man hier allerlei Wissenswertes, das einem selbst auch noch lange zu denken geben wird.

Der Öko-Thriller macht einfach Spaß, lediglich hätte ich mir persönlich gewünscht, dass die Handlung als solches vielleicht noch die ein oder andere Unwägbarkeit gehabt hätte, denn in dieser aktuellen Form war der Plot für mich leider fast zu berechenbar.

Summa summarum mein allererster Roman von Wolf Harlander und ganz sicher nicht mein letzter.

Bewertung vom 04.06.2024
Die Spaghetti-vongole-Tagebücher
Maiwald, Stefan

Die Spaghetti-vongole-Tagebücher


gut

Ein Italien-Roadtrip der ganz besonderen Art - In kulinarischen Häppchen nähern wir uns gemeinsam dem Ziel

Stefan Maiwald erzählt in seinem aktuellen Roman "Die Spaghetti-vongole-Tagebücher" von seiner wahnwitzigen Idee, die italienischen Schwiegereltern zu seinem eigenen Geburtstag mit allerlei italienischen Spezialitäten bekochen zu wollen.

Der Untertitel "Wie ich mit drei Kilo Pasta, zwei Kisten Prosecco und einem toten Fisch von Venedig nach Triest fuhr, um meine Schwiegereltern zu beeindrucken" verrät dabei das Grundkonzept des Buches und damit auch das Unterfangen, das der Autor auf sich nimmt, um hoffentlich final bei den Schwiegereltern mit köstlichen italienischen Leckereien punkten zu können.

Mit viel Charme, Witz und Verve nimmt uns Maiwald mit auf diese unvergleichliche Tour. Landläufig meint man ja, der Weg wäre das Ziel. Hier bei Maiwalds Roadtrip gibt es immer wieder kurze kulinarische Etappen, indem der Autor die Zutaten der Gerichte besorgt und etwaige Tipps von ausgewiesenen Experten mit aufschnappt.

Insgesamt liest sich das Werk durchweg sehr kurzweilig. Mir sind teilweise die ganzen Infos mitunter dann fast zuviel des Guten und manchmal fragte ich mich, ob Maiwald nicht in einer Sackgasse gelandet ist. Im Manövrieren ist Maiwald allerdings wirklich Weltklasse und bringt sein Vehikel immer wieder in die Spur zurück, auch wenn er buchtechnisch immer wieder Exkurse einstreut.

Der Roman ist geprägt von sehr vielen, vielleicht manchmal auch viel zu flüchtigen, Eindrücken zu Italiens (Ess)Kultur. Hier ein Schlenker, dort ein kurzer Exkurs. Ich hätte mir dort ganz einfach mehr Zielstrebigkeit gewünscht.

Hungrig sollte man das Buch übrigens nicht lesen, denn was Maiwald an italienischer Kulinarik im Beisein der Schwiegereltern auf die große Familientafel bringen will klingt richtig verlockend und unheimlich lecker. Wird er das Ziel überhaupt erreichen und im siebten Kochhimmel landen? Oder tut sich bei der finalen Zubereitung der Speisen dann sprichwörtlich eine Falltür auf und Maiwald landet vielleicht in der italienischen Kochhölle?

Seid auf alle Fälle gespannt auf diesen interessanten kulinarischen Roadtrip durch Italien und genießt dabei die sehr vielfältigen Eindrücke zu Land, Leuten und Kultur.

Bewertung vom 27.04.2024
Die Stimme der Kraken
Nayler, Ray

Die Stimme der Kraken


weniger gut

Trotz der vielen Tentakel der Kraken konnte mich dieser "Öko-Thriller" leider nicht wirklich packen

Der Teasertext wie auch die Leseprobe zu Ray Naylers aktuellem Roman "Die Stimme der Kraken" klangen unheimlich spannend und vielversprechend. Die Empfehlung der Washington Post "Ein Öko-Thriller, der es in sich hat!" gab dann den finalen Ausschlag für mich, weshalb ich mich in das Abenteuer in der Tiefsee stürzte, tief abtauchte und dem Geheimnis der sehr speziellen Kraken auf den Grund gehen wollte.

Leider blieb der Roman über die komplette Länge weit hinter meinen ganz persönlichen Erwartungen zurück.

Gleich zu Beginn merkte ich sehr schnell, dass ich mir ziemlich schwer tat, um mich mit den unterschiedlichen Perspektiven wie auch den unterschiedlichen Handelnden zu identifizieren.

Für mich als Leser ist dies allerdings wirklich Grundvoraussetzung, damit bei mir ein richtiger Leseflow entsteht. Die wechselnden Perspektiven machen den Roman zwar sicherlich recht kurzweilig allerdings fehlte mir persönlich von aller Anfang an bis zum Finale hin dann der durchgängige rote Faden. Zum Teil dachte ich, ich sitze vor einem Puzzle mit tausenden von Teilen und weiß nicht, wie ich dies zusammensetzen soll.

Zur Spezies der Kraken wusste ich als Tier- und Natur-Dokunerd bereits vor diesem Buch einige interessante Details. Hier gibt der Roman zwar interessante Einblicke konnte mir aber auch nicht wirklich neue Erkenntnisse vermitteln.

Die eingangs jedes Lesekapitels vorangestellten Fakten sind durchweg lesenswert und waren für mich persönlich dann fast bereits schon der Höhepunkt des für mich sehr undurchsichtigen und mitunter stark verwirrenden Plots. Vielleicht würde hier auch ein Personenverzeichnis etwas mehr Klarheit und Struktur sorgen.

Das Zusammenspiel zwischen KI, der menschlichen Spezies und den Kraken liefert eigentlich eine gute Ausgangsbasis für einen spannenden angekündigten Öko-Thriller. Für mich kamen über das Buch hinweg diese ganz speziellen Thrillmomente nie richtig zur Geltung. Dort hatte ich persönlich dann beispielsweise schon ganz andere Kaliber in der Hand, die mich dann von Beginn an mitgerissen haben.

So bleibt für mich leider nach Abschluss des Romans nur eine interessante Idee übrig, die mich persönlich ziemlich kalt lies. Ich bin quasi blindlings mit hohen Erwartungen in die Tiefsee gesprungen, um hinter das Geheimnis der Kraken zu kommen. Bei meinem Tauchgang war die Sicht nahe Null und fast sprichwörtlich so vernebelt, dass ich an diesem Ausflug leider keinen rechten Lesespaß hatte.

Bewertung vom 21.04.2024
Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland (mit gestaltetem Farbschnitt)
Wise, A. C.

Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland (mit gestaltetem Farbschnitt)


sehr gut

Die Schattenwelt von Nimmerland erwacht erneut - Was führt der einstmals so quirlige Peter im Schilde?

Wer kennt nicht die ursprüngliche Geschichte rund um den pfiffigen Jungen, der auf den Namen Peter Pan hört?

J. M. Barrie erweckte den Jungen, der nie erwachsen werden wollte, und hauchte ihm vor sehr langer Zeit Leben ein.

A. C. Wise greift in ihrem aktuellen Roman "Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland" die ursprüngliche Geschichte auf und erzählt diese dann mit einem gewissen Zeitversatz weiter.

Wo früher Peter die Hauptrolle in der Erzählung übernahm, gibt es in der Erzählung von Wise eine andere Sichtweise bzw. Perspektive auf die Sicht der Dinge. Dreh- und Angelpunkt der Storyline ist hierbei nun Wendy, die nach ihrer Rückkehr aus ihrem ersten Nimmerland-Abenteuer, dann erwachsen geworden ist und mittlerweile eine eigene Familie hat.

Wer sich also bis dato immer gefragt hatte, was wird wohl aus Wendy und ihren Brüdern geworden sein bekommt hier aus allererster Hand eine wirklich beeindruckende wie auch gleichzeitig sehr düstere Geschichte vorgesetzt.

Peter, wenn auch nicht mehr in der Hauptrolle, ist hier allerdings dennoch wieder prominent am Werk. Schlussendlich ist er es, der Wendy abermals mit ihrer Vergangenheit in Nimmerland und danach konfrontiert, als er ihre Tochter eines Abends stiehlt.

Die große Kunst von A. C. Wise ist es, die unterschiedlichen Szenerien aus dem ursprünglichen Original mit der nun sich anschließenden Fortsetzung sehr eng und fein zu verweben. Die Stilistik ist sehr ausgeprägt von einer bildhaften Sprache, die einen selbst in dieses Setting hineinzieht und bis zum Schluss nicht mehr loslässt. Die Bilder, die dabei im Kopf entstehen sind einmalig und wirken doch sehr real.

Wendy wird in diesem speziellen Plot sehr extrem mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Diese besteht dann eben nicht nur aus dem abenteuerlichen Ausflug nach Nimmerland sondern besitzt so viele andere sehr dunkle und dystopisch anmutende Facetten, die man beim Lesen erstmal verdauen muss. Durch verschiedenen zeitlichen Perspektiven nähern wir uns als Leser immer mehr Wendy hinzu, die dabei selbst einem harten Konfrontationskurs unterzogen wird. Dabei wird der Charakter immer bildhafter und man spürt förmlich die eigene Zerissenheit und Verletzlichkeit von Wendy.

Die hellen wie auch dunklen Schatten ihrer eigenen Vergangenheit holen sie urplötzlich ein und nichts ist mehr so rosarot, wie es vielleicht vorher schien. Wendy muss sich ihrer eigenen Vergangenheit wie auch ihren ureigenen Ängsten stellen und dabei über sich selbst hinauswachsen, will sie ihre Tochter Jane aus den Fängen des listigen Peters befreien.

Dieser Roman ist in meinen Augen so viel mehr als nur eine bloße "Fortsetzung" des ursprünglichen Nimmerland-Abenteuers. Der Plot geht viel mehr in die Tiefe, als man vielleicht zunächst gedacht hätte. Der Charakter von Wendy ist unheimlich tiefgründig aufgebaut. Es lohnt sich, diesen wirklich zu ergründen. Auch der nicht alternde Peter erscheint hier in einem ganz neuen Licht. Summa summarum eine tolle und lesenswerte Fortsetzung, die uns nach Nimmerland zurückführt und uns ganz andere Perspektiven auf die Welt zeigt. Wer dann beginnt zwischen den Zeilen zu lesen, erlebt ein äußerst tiefgründiges Buch, das noch sehr lange im Gedächtnis bleiben wird.

Bewertung vom 01.04.2024
Nic Blake - Die Prophezeiung der leuchtenden Welt
Thomas, Angie

Nic Blake - Die Prophezeiung der leuchtenden Welt


ausgezeichnet

Lebe lieber ungewöhnlich! - Ein 12. Geburtstag, der urplötzlich komplett zu eskalieren droht

Was die Autorin Angie Thomas mit ihrem aktuellen Kinderroman "Nic Blake - Die Prophezeiung der leuchtenden Welt" abliefert ist alles andere als gewöhnlich oder langweilig, wie wir beim Lesen schnell feststellen mussten.

"Herzlich willkommen in der Welt der Manifestoren!" so oder so ähnlich würde uns Nic Blake wohl begrüßen, wenn wir ihr persönlich begegnen würden.

Dreh- und Angelpunkt des Plots ist nämlich das Mädchen Nic, das zu den Ungewöhnlichen gehört, allerdings in der Welt von uns Otto-Normalos oder besser gesagt der Gewöhnlichen alleine bei ihrem Vater heranwächst.

Als ihr zwölfter Geburtstag ansteht hofft Nic darauf endlich mehr von ihrem innig geliebten Vater über ihre besondere Gabe zu erfahren und wie sie diese anwenden kann. An ihre Mutter hat sie leider keine großen Erinnerungen, da diese sie und ihren Vater sehr frühzeitig verlassen hat.

Was auf den ersten Blick vielleicht nun recht schräg von der Konstellation anmutet, ist von Angie Thomas sehr clever gewählt. Wer keine Berührungsangst vor den Ungewöhnlichen, den Manifestioren, hat wird sehr ausführlich in deren besondere Welt nach um nach eingeführt. Auch die Hintergründe zu Nics Familie werden immer wieder beleuchtet und hier wird auch das Bild immer mehr klarer, je weiter man mit dem Buch voranschreitet.

Mit dem zwölften Geburtstag steht dann allerdings leider keine richtig große Sause an, sondern vielmehr bricht fast sprichwörtlich die Welt auf Nic Blake ein. Die Ereignisse überschlagen sich und nichts ist mehr, wie es vorher war bzw. schien. Das teilweise mysteriöse, magische wie auch sehr rasante Abenteuer des Trio infernale nimmt unheimlich Fahrt auf und riss uns auf jeder einzelnen Seite dann gehörig mit.

Die rasante Hatz nach einem Relikt der Vergangenheit entspinnt nach um nach immer wieder neue Details und auch unvorhergesehene Wendungen, die das Leseerlebnis insgesamt sehr kurzweilig gestalten. Man ist auf Schritt und Tritt direkt beim Geschehen dabei und begleitet quasi die drei Freunde Nic, Alex und JP als wäre man an ihrer Seite. Mit viel Charme, Witz, Magie und Verve zieht Angie Thomas hier wirklich alle Register.

Summa summarum wird das Buch innerhalb der Zielgruppe der ab zehnjährigen Lesenden aus unserer Sicht gut ankommen, da die unterschiedlichen Charakteren und deren Handlungen sehr gut nachvollziehbar sind, die Story selbst einfach fantastisch erzählt wird und die ganzen mysteriösen Umstände die Spannung bis zum Schluss hoch halten.

Bewertung vom 25.03.2024
Der Wald
Catton, Eleanor

Der Wald


gut

Die Gärtner mit dem grü... äh Guerilla-Daumen

Die mir bis dato noch unbekannte Autorin Eleanor Catton greift in ihrem aktuellen Roman "Der Wald" ein auf den ersten Blick sehr spannend wirkendes Zeitgeistthema auf.

Die Kontrahenten im vorliegenden Ökothriller könnten unterschiedlicher nicht sein. Auf der einen Seite die Guerilla-Gardening-Gruppe Birnam Wood rund um Mira und ihre Mitstreiter. Als Counterpart zu den vorgenannten Ökoaktivisten wirkt der Milliardär Robert Lemoine.

Mir fiel der Einstieg extrem schwer in diesen für mich eher außergewöhnlichen Plot. Catton zeichnet die verschiedenen Charakteren sehr akribisch und detailliert und dies zieht sich seitenweise über die komplette erste Hälfte des Buches. Für mich zog sich dieser Teil dann vergleichbar wie Kaugummi in die Länge. Nicht, dass ich an den Charakteren kein Interesse gehabt hätte, allerdings fehlt mir gerade hier anfänglich dann irgendwie der Drive und die Story dümpelte für mich leider eher nur so dahin. Gerade hier hätte ich mir dann viele Kürzungen gewünscht, um im eigentlichen Thema voranzukommen.

Hier ist echte Ausdauer sowie Hartnäckigkeit gefragt gewesen, denn zwischenzeitlich dachte ich auch bereits an einen vorzeitigen Abbruch des Buches.

Wer bis zum Schluss hin durchhält, wird dann mit einem Finale Furiosum, das einem richtig filmreifem Spektakel gleicht, ein klein wenig entschädigt. Das Buch gipfelt in einer Situation, die ich persönlich so während des sehr behäbigem Beginns nicht ins Kalkül gezogen hätte. Mehr möchte ich hier dazu allerdings nicht verraten.

Für mich ist der Roman leider viel zu unausgewogen durch den sehr zähen Start, als dass er mich richtig gefesselt hätte. Licht und vor allem die Schatten sind für mich persönlich zu deutlich spürbar gewesen. So wurde für mich der Lese-Ausflug nach Down Under dann doch eher zur Geduldsprobe, obwohl ich mich auf einen durchweg spannenden Ökothriller gefreut hatte.

Bewertung vom 10.03.2024
Sparks
Dawson, J.R.

Sparks


weniger gut

Entzündet J.R. Dawsons Buchdebüt wie ein kleiner Funke ein loderndes Feuer in mir?

Das Erstlingswerk "Sparks - Die Magie der Funken" von J.R. Dawson kommt mit einem bezaubernden Einband und Cover daher, dass die schillernde und funkelnde Zirkuswelt ziemlich stark greifbar macht.

Der Teasertext als solches lies mich persönlich dann aufhorchen und ich wollte hinter das Geheimnis der Sparks und deren Zirkus blicken.

Vielleicht muss ich hier gleich noch mit vorausschicken, dass ich ziemlich hohe Erwartungen an das Buch hatte.

Dawson lässt Interessierte zurück in der Zeit anfangs des letzten Jahrhunderts reisen und beginnt ihre Erzählung in der Zeit nach den Wirren des Ersten Weltkriegs.

Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist dabei Ringmaster (aka Rin), welche die Geschicke des Phantastischen Zirkus von Windy van Hooten leitet. Dabei stehen ihr ihre engsten Vertrauten Odette und Mauve an der Seite, die auch in der gesamten Storyline dann immer wieder eine tragende Rolle spielen.

Die Erzählung selbst wechselt immer wieder die Perspektiven und Zeiten ziemlich schnell, so dass eigentlich nie so richtig Langeweile aufkommt. Einige Zeitsprünge konnte ich persönlich nicht unbedingt nachvollziehen und waren für mich leider nicht wirklich immer von allerhöchstem Interesse.

Der Phantastische Zirkus selbst bekommt nicht nur Konkurrenz, sondern wird regelrecht vom Circus King verfolgt. Wie die Schicksale der beide dann zusammenhängen ergibt sich mit Fortlauf der Geschichte immer weiter.

Ich hatte bereits ziemlich am Anfang eine Vorahnung in welche Richtung es vielleicht gehen könnte und mein Sherlock-Gen hat mich hier nicht im Stich gelassen, so dass ich schlussendlich richtig lag. Dies war allerdings der Spannung nicht unbedingt förderlich.

Zu den Handelnden habe ich leider nie so wirklich eine sehr innige Beziehung aufbauen können. Dawsons Debütroman wird dem Fanatsygenre zugeordnet und mir waren hier persönlich leider dann viel zu wenig Fantasyelemente eingearbeitet.

Der Funke wollte bei mir einfach nie so richtig zünden, obwohl die Story selbst denke ich noch sehr viel mehr hergegeben hätte.

Bewertung vom 24.02.2024
Sepia und das Erwachen der Tintenmagie / Sepia Bd.1
Bell, Theresa

Sepia und das Erwachen der Tintenmagie / Sepia Bd.1


sehr gut

Wer kann sich schon dem Ruf des Buchdruckers Aelius Atramento alias Silbersilbe aus Flohall entziehen?

Theresa Bells Kinderbuchdebüt "Sepia und das Erwachen der Tintenmagie" entwickelte sich für mich persönlich sehr schnell zum echten Pageturner.

Maßgeblich dafür ist die Protagonistin Sepia, mit der man sich beim Lesen schnell Seite an Seite wähnt und mit ihr gemeinsam dieses fantastische Abenteuer durchlebt.

Rein nur vom Cover sowie dem Teasertext hatte ich sehr schnell aufgrund des Wortes Tintenmagie Assoziationen zu Funkes Bestseller-Buchreihe, der Tintenwelt-Tetralogie.

Dreh- und Angelpunkt der Handlung in der neu zu erkundenden Welt von Flohall ist das zwölfjährige Waisenmädchen Sepia, das eingangs des Buches eher einen Außenseiterstatus genießt. Der Charakter von Sepia selbst ist so geheimnisvoll wie ihr Mentor der Buchdruckerei Silbersilbe selbst, unter dessen Fittichen sich Sepia beweisen muss.

Theresa Bell gelingt hier nach meiner Meinung ein ganz besonderer Coup. Auch wenn vielleicht auf den ersten Blick der Plot mit der Außenseiterin nicht ganz neu erscheint so ist die Kulisse dafür wirklich genial ausgesucht. Wer Bücher und deren Herstellung mag wird dieses Werk dann schnell ins Herz schließen.

Ich selbst konnte der Einladung von Silbersilbe auch nicht widerstehen und folgte seinem Aufruf. Schnell umgarnte mich der ganz besondere magische Charme des Städtchens Flohall und ich tauchte schnell tief ein in diese neue mystische Welt. Welches dunkle Geheimnis sich hinter dem adretten Örtchen Flohall und dessen Einwohnern versteckt wird nach um nach in der Storyline aufgedeckt.

Über weite Teile wurde ich immer mehr vertraut mit dieser für mich neuen Welt und der darin befindlichen Magie. Für mich hat dieser Roman dann eher Prequelcharakter, um sich mit den Protagonisten sowie dem Worldbuilding vertraut zu machen. Die Handlung selbst kommt dabei allerdings in keinster Art und Weise zu kurz und es passiert unheimlich viel im ersten Band der angedachten Trilogie.

Sepia selbst wächst mit ihren Aufgaben, auch wenn sie eingangs des Buches vielleicht etwas verloren und schüchtern wirkt macht sie bereits hier im Werk eine beachtliche Entwicklung durch.

Bei mir hat Theresa Bell mit "Sepia" fast komplett ins Schwarze getroffen. Lediglich das Grande Finale war für mich dann fast zu schnörkel- und reibungslos und gerade hier hätte ich mir persönlich etwas mehr Raffinesse und auch noch mehr Spannung gewünscht.

Ich habe Sepia sehr gerne bei ihrem ersten Abenteuer in Flohall begleitet und bin bereits jetzt Fan von ihr. Ich hoffe die nachfolgenden beiden Erzählungen lassen nicht allzu lange auf sich warten und ich kann hoffentlich bald wieder ein Werk aus Silbersilbes Buchmanufaktur in Händen halten.

Bewertung vom 19.02.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


ausgezeichnet

Großwildjagd in Afrika - Ein "Hobby" für gut betuchte Kunden mit ungeahnten menschlichen Abgründen

Gaea Schoeters aktuelles literarisches Baby ist wohl selbst so ikonisch, wie die Trophäen der im gleichnamigen Buch thematisierten Großwildjagd in Afrika.

"Trophäe" ist für mich persönlich vor allem eines - auf jeder einzelnen Seite sehr bildgewaltig und detailliert umgesetzt. Vorausschicken möchte ich vielleicht auch gleich noch, dass Zartbesaitete dann bei der ein oder anderen Szene schnell an ihr persönliches Limit kommen könnten. Hier wäre vielleicht auch eine Triggerwarnung eingangs im Buch nochmals angebracht.

Wer sich allerdings auf Schoeters Trophäenjagd in Afrika dann einlässt wird sehr schnell in die Szenerie eingesaugt. Als absoluter Wildlife- und Afrika-Fan sowie auch Dokunerd in Sachen Umwelt-, Natur- und Wildlifedokus war mir die sehr umstrittene Trophäenjagd bereits bekannt gewesen.

Was sich mir allerdings hier im Buch dann relativ schnell präsentierte schlug dann doch nochmals dem Fass den Boden aus. Ziemlich frühzeitig im Buch gibt es eine für mich bis dahin nicht absehbare Wendung im Geschehen und ich war persönlich vor den hier gezeigten menschlichen Abgründen dann einfach mehr als schockiert.

Das Werk lässt mich irgendwie richtig fassungslos zurück. Die "normale" Trophäenjagd ist bereits schon sehr speziell und ich kann sicherlich die im Roman präsentierten unterschiedlichen Sichtweisen nachvollziehen verabscheue aber auch nach dem Buch dann diese organisierte Großwildjagden nach wie vor, auf denen gut betuchte Kunden dann quasi Gott spielen.

Die Stärke dieses Romans ist es, die Lesenden direkt in die Handlungen reinzuziehen und die Protagonisten dann Seite an Seite zu begleiten. Es prasseln immer wieder sehr viele Infos und Eindrücke auf einen selbst beim Lesen ein und der Plot wird andauernd weiter voran getrieben, ohne dass man kurz verschnaufen könnte.

Ich persönlich erwartete einen kurzweiligen und interessanten Bushwalk in Afrika und bekam genau dieses organisierte "Abenteuer" präsentiert. Die stetige Intensität hat meine Erwartungen um Welten übertroffen und die menschlichen Abgründe haben mich teilweise arg überrumpelt.

Nichtsdestotrotz dürfen wir vielleicht auch gerade vor diesen thematisierten Abgründen nicht die Augen verschließen.