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Benutzername: 
Blondschopf
Wohnort: 
Tübingen

Bewertungen

Insgesamt 85 Bewertungen
Bewertung vom 07.04.2025
Before I Let Go
Ryan, Kennedy

Before I Let Go


gut

Before I Let Go von Kennedy Ryan ist ein bewegender Roman, der die Geschichte von Yasmen und Josiah Wade erzählt, einem schwarzen Paar aus Atlanta, das durch eine schwere Krise geht: Nach dem Verlust ihres ungeborenen Sohnes Henry und dem Tod von Josiahs Tante Byrd zerbricht ihre Ehe. Doch obwohl sie sich scheiden lassen, bleiben sie als Co-Eltern ihrer Kinder und Geschäftspartner ihres Restaurants Grits verbunden. Die Handlung begleitet sie auf ihrem schmerzhaften Weg der Trauerbewältigung und zeigt, wie sie mit Depressionen, Schuldgefühlen und der Frage nach einer möglichen zweiten Chance kämpfen. Besonders positiv hervorzuheben ist die selbstverständliche und authentische Darstellung von People of Color als Protagonisten. Ihre Erfahrungen – sei es in der Familie, im Beruf oder im Umgang mit Trauer – werden ohne Exotisierung oder Klischees erzählt, was dem Roman eine besondere Tiefe verleiht. Ebenso wertvoll ist die konstruktive Auseinandersetzung mit psychischen Belastungen: Die Themen Depression, Therapie und langsame Heilung werden einfühlsam behandelt, ohne oberflächliche Lösungen anzubieten. Kritisch zu sehen ist jedoch, dass sich die Handlung fast ausschließlich auf die inneren Konflikte konzentriert. Man weiß eigentlich schon zu Beginn der Geschichte, dass beide wieder zueinanderkommen, liest dann aber Kapitel für Kapitel nur von neuerlichem Zögern beide, während sie sich körperlich weiterhin höchst attraktiv finden. Estrem störend ist die unnötig derbe Sprache in den erotischen Szenen. Zwar ist die leidenschaftliche Anziehung zwischen Yasmen und Josiah ein zentrales Element, doch die expliziten Formulierungen passen nicht zum ansonsten sensiblen Ton des Buches und wirken teilweise deplatziert.

Bewertung vom 31.03.2025
Die verborgene Erinnerung
Abresch, Michaela

Die verborgene Erinnerung


ausgezeichnet

Michaela Abreschs Roman "Die verborgene Erinnerung" ist ein beeindruckendes Werk, das Leserin von der ersten bis zur letzten Seite in den Bann zieht. Die Autorin entführt uns auf die schwedische Insel Gotland und lässt uns eintauchen in eine Welt voller Geheimnisse, Emotionen und menschlicher Schicksale. Besonders hervorzuheben sind die sympathischen Protagonistinnen Mella und Siri, deren Lebensgeschichten sich auf faszinierende Weise miteinander verweben. Abresch gelingt es, ihren Figuren mit großem Feingefühl zu begegnen und ihre individuellen Schicksale einfühlsam zu beleuchten. Die Charaktere sind vielschichtig und authentisch gezeichnet, sodass die Leserin schnell eine emotionale Verbindung zu ihnen aufbaut. Die Intensität, mit der die Autorin die Insel Gotland beschreibt, ist bemerkenswert. Die raue Schönheit der Landschaft, ihre Architektur und die einzigartige Atmosphäre der Insel werden so lebendig dargestellt, dass man sich als Leser direkt dorthin versetzt fühlt. Abresch zeigt dabei eine tiefe Wertschätzung für das Alte, Traditionelle und Überkommene, das die Insel prägt und ihren besonderen Charme ausmacht. Ein weiterer Aspekt, der in diesem Roman besonders positiv auffällt, ist der respektvolle Umgang der Figuren untereinander. Die Charaktere lassen ihren Mitmenschen den Freiraum, sich selbst zu entfalten und zwingen niemanden zu etwas, das ihm schaden könnte. Diese Haltung zeugt von großer menschlicher Reife und verleiht dem Roman eine zusätzliche Tiefe. Der Spannungsbogen des Buches ist äußerst gelungen. Abresch versteht es, die Geheimnisse der Vergangenheit nach und nach zu enthüllen und dabei die Spannung kontinuierlich zu steigern. Die geschickte Verknüpfung der verschiedenen Handlungsstränge hält den Leser bis zum Schluss in Atem. "Die verborgene Erinnerung" lehrt uns, hinter die Fassaden zu blicken - sowohl bei Lebensgeschichten anderer als auch bei der Selbstwahrnehmungen. Die Autorin zeigt eindrucksvoll, dass hinter verwundeten und vernarbten Fassaden Heilung und Versöhnung möglich sind. Diese Botschaft der Hoffnung verleiht dem Roman eine besondere Strahlkraft. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Michaela Abresch mit "Die verborgene Erinnerung" ein bewegendes und tiefgründiges Werk geschaffen hat, das weit mehr ist als nur ein Familiengeheimnis-Roman. Es ist eine einfühlsame Studie menschlicher Beziehungen, eine Hommage an die Kraft der Versöhnung und eine liebevolle Darstellung der schwedischen Inselwelt. Ein absolut lesenswertes Buch, das noch lange nachwirkt.

Bewertung vom 10.03.2025
Strandkorbbriefe / Nordsee-Reihe Bd.2
Merburg, Marie

Strandkorbbriefe / Nordsee-Reihe Bd.2


gut

Auf der Suche nach dem Geheimnisvollen Absenders eines vermeintlich an sie gerichteten Liebesbriefes bereits Merle nicht nur einen Teil Ostfrieslands, sondern führt mehrere Liebespaare zusammen, erfährt eine wundersame Heilung der physischen und psychischen Schäden ihres Dienstunfalls, streitet und versöhnt sie sich mit ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin. Und natürlich findet sie selbst auch die große Liebe – natürlich ganz unverhofft und bevor es zum Happy End kommt macht sie auf wenigen Seiten noch eine Verhaltens- und Beziehungstherapie so erfolgreich durch, dass dann am Ende auch wirklich alle nur denkbaren Probleme weggeräumt sind. Elternkomplexe, Beziehungsdramen, Traumata, Bindungsstörungen alles kommt irgendwie vor und wird auf wenigen Seiten abgehandelt.
Man weiß, es geht alles gut aus und fragt sich ein bisschen, warum gar so viele kleine Dramen hineingepackt wurden in ein gut zu lesendes und leicht geschriebenes Buch. Wirklich Tiefgang hat es nicht, aber wer ein Beispiel braucht, dass man selbst in Krisenzeiten nicht die Hoffnung verliert, der findet es in Merle.

Bewertung vom 03.03.2025
Sommernachtsküsse auf Fehmarn
Hof, Kira

Sommernachtsküsse auf Fehmarn


gut

Ein bisschen Amore am Urlaubsort
Ben und Merle finden sich, verlieben sich, verlieren sich und kriegen sich am Ende doch – das ist (wie so meist) die Kurzform auch dieses Buches. Irgendwie weiß man schon früh, wie es ausgehen wird und soll. Die angekündigten dramatischen Wendungen erscheinen dann im Buch längst nicht so aufregend und dramatisch, bzw. man weiß nicht recht, warum die Protagonisten um solche kleinen Mücken solch große emotionalen Elefanten machen.
Aber was soll´s. Die Autorin erzählt lebhaft, man bekommt einen Einblick in das Wechselhafte Wetter an der See und lernt nette Menschen kennen, die zueinander halten und füreinander einstehen.

Bewertung vom 03.03.2025
Das Parlament der Tiere
Schönberger, Sophie

Das Parlament der Tiere


ausgezeichnet

Dieses Buch ist einfach der Hammer und sollte in jedem Kindergarten und in jeder Grundschulklasse vorhanden sein - in jeder aufrechten Familie sowieso!
Es ist absolut kindgerecht erzählt und die Erwachsenen lernen auch noch etwas dazu. Die Geschichte regt zum Diskutieren und Erzählen an - genau so wie wir es für eine aufrichtige Demokratiebildung benötigen. Es werden auch nicht Herausforderungen und Schwierigkeiten verschwiegen - genau so, wie es in der politischen Realität ist. Am Ende zählen Kompromissfähigkeit und Freundschaft!
Auch zum Selberlesen ab der 2. Klasse geeignet.
Absolute Empfehlung!

Bewertung vom 03.02.2025
Die Eigensinnige
Müller, Lucca

Die Eigensinnige


sehr gut

Eine moderne Frau kämpft sich durch
Lucca Müller erzählt eindringlich und gekonnt aus dem Leben der Marie von Ebner-Eschenbach: Ihre Kindheit mit herrischem Vater und auf Anstand bedachter Stiefmutter, ihrer großen Liebe zu Cousin Moritz, glücklicher Ehe, unglückliche Versuche als Dramaturgin, Gesellschaftliche Anlässe der Damen der oberen Gesellschaft, Ehekrisen, Abschied von den Eltern und schließlich doch noch der große Literarische Erfolg. Die Situation der Zeit und die verschiedenen Perspektiven der verschiedenen Gesellschaftsschichten kommen dabei gut zum Ausdruck. Marie hat durchgehend einen Blick auch für Gleichberechtigung, Antisemitische Haltungen, Bildungsfragen und moderne Entwicklungen in Technik und Politik. Wie spannungsgeladen die Zeit war, kommt dadurch gut zum Ausdruck. Auf sehr angenehme Art lernt man sehr viel über die Zeit, ihre Werte und Probleme.
Durch viele Nebenthemen und ein Schwerpunkt auf ihr frühes Erwachsenenleben kommt die Biografie von Marie Ebner-Eschenbach streckenweise etwas kurz. Von ihrem Durchbruch wird nur noch sehr schnell erzählt, auch von ihren dadurch ermöglichtem sozialen Aktivitäten. Das ist angesichts der tatsächlich belegten Informationen über sie etwas schade. Um so mehr lenkt der Roman auch einen Blick auf den Mann an ihrer Seite, der uns Leserinnen als durchaus sympathischen und modern ausgerichteten Zeitgenossen vorgestellt wird.

Bewertung vom 16.12.2024
Wir leben unsere Träume / Himmelsstürmerinnen Bd.2
Lark, Sarah

Wir leben unsere Träume / Himmelsstürmerinnen Bd.2


gut

Kunstvolle Themenvielfalt
Eines gleich vorweg: Man kann – wie ich – den 2. Band auch ohne Kenntnis des ersten lesen. Wir haben ein gunstvoll komponiertes Opus Magnum vor uns, das anhand von einem knappen Dutzend an Personen ums ganz verschiedene Szenen des ersten Viertels des 20. Jahrhunderts vorstellt. Die Erzählweise ist sehr lebendig und präzise. Man gewinnt die Figuren liebt und lebt mit ihnen einige Jahrzehnte in einer Zeit voller Umbrüche. Von der Szenerie her bewegen wir uns zwischen Südafrika, Nordamerika, Schottland und Frankreich – das allein schon eine Herausforderung. Auch die verschiedenen Familien haben sehr unterschiedliche Hintergründe und Interessen. Das eigentlich verbindende Thema der Astronomie geht da manchmal unter. Zumal sich die Autorin auch noch der Herausforderung gestellt hat, gleich eine ganze Reihe an zeitgeschichlichen intensiven Spezialthemen mit zu verarbeiten: z.B. die Orphan Trains in Nordamerika, die Pestepidemie in Johannesburg sowie den ersten Weltkrieg, die Existenz des Scottish Women's Hospital in Royaumont (Frankreich), die Emanzipationsbewegungen, Prohibition, Rassentrennung usw. Da es sich dabei um sehr gewichtige Themen handelt, steht die berechtigte Kritik im Raum, dass diese jeweils nur oberflächlich abgehandelt und sehr schnell glücklich gelöst werden. Wie immer: Auch hier wäre weniger mehr gewesen.

Bewertung vom 18.11.2024
Was wir nicht kommen sahen
Seck, Katharina

Was wir nicht kommen sahen


ausgezeichnet

Ein absolut wichtiges Buch
Das Buch erzählt sehr gelungen das Drama um eine junge Videogamerin, die das Cybermobbing in den Suizid treibt. Wir lernen neben ihrer eigenen Perspektive auch die der Eltern, der Freundin und – besonders eindrucksvoll – auch die verschiedener digitaler Anonymitäten kennen. Damit gelingt es dem Buch, das komplexe Thema in seiner Vieldimensionalität deutlich zu machen. Man merkt, dass das Buch von einer jungen Autorin geschrieben ist, die sich im Metier auskennt. Nebenbei thematisiert sie auch noch Fragen der Gleichberechtigung und der Frauenbenachteiligung im öffentlichen Diskurs. Das Buch macht eindrucksvoll deutlich, wie wichtig es ist, dass wir uns alle als Gesellschaft mit dem Thema Cybermobbing auseinandersetzen, insbesondere alle, die Kontakt mit Jugendlichen haben (Familie, Schule…). Erschreckend wird deutlich, dass unser Rechtssystem und auch unser Bildungssystem in keiner Weise auf dieses ja nicht ganz neue Phänomen vorbereitet ist und so beide letztlich den Opfern keinerlei Schutz bieten. Ich halte das Buch deshalb für eine Pflichtlektüre für alle Lehrerinnen und Lehrer und alle Eltern von Jugendlichen. Auch erzählerisch und sprachlich ist es sehr gelungen.

Bewertung vom 28.10.2024
Ein Funke nur, ein kleines Licht - Eine Geschichte über Liebe und Mut
Shan, Milla

Ein Funke nur, ein kleines Licht - Eine Geschichte über Liebe und Mut


gut

Das Buch erzählt in Reimform ein Mäuseleben, das von dem Motto "Liebe und Mut - mehr braucht es nicht" getragen ist. Wunderschön gestalte und liebevoll gezeichnet. An sich ein Motto, das wir den Kindern gerne mitgeben möchten und das sie für´s Leben stärkt.
Leider wurde beim Erzählen der Geschichte nicht auf das Alter der kleinen Leserinnen und ihre kognitiven Fähigkeiten, sowie ihre Wirklichkeitswahrnehmung geachtet. Sehr plötzlich wird von partnerschaftlicher Liebe und eine Seite später vom Tod erzählt. Immer nur in sehr wenigen Worten und viel zu voraussetzungsreich für die Zielgruppe. Hier fehlt definitiv medienpädagogisches Geschickt.

Bewertung vom 14.10.2024
Ein neuer Anfang / Palais Heiligendamm Bd.1
Grünig, Michaela

Ein neuer Anfang / Palais Heiligendamm Bd.1


sehr gut

"Palais Heiligendamm: Ein neuer Anfang" von Michaela Grünig ist ein fesselnder Auftakt einer historischen Familiensaga, die den Leser in die Welt der Hoteliersfamilie Kuhlmann im frühen 20. Jahrhundert entführt
Handlung und Charaktere
Die Geschichte spielt zwischen den Jahren 1912 und 1918 im neu eröffneten Palais Heiligendamm in Mecklenburg-Vorpommerns. Die älteste Tochter der Familie, Elisabeth ist eine starke, ihrer Zeit vorauseilende Frau mit beeindruckendem wirtschaftlichem Sachverstand. Ihre Entwicklung und ihr Kampf um Anerkennung in einer männerdominierten Welt sind besonders überzeugend dargestellt. Dabei verliert die Figur aber ab und zu den Bezug zu ihren Gefühlen und vor allem zu einem liebevollen Handeln ihrem Lebensgefährten gegenüber, was sie lettztlich in große Probleme führt. Ihre drei Geschwister verkörpern andere Figuren und Lebensthemen der Zeit (Homosexualität, Antisemitismus…)
Grüning gelingt es meisterhaft, die Geschichte des Hotels mit den dramatischen Ereignissen der Zeit zu verknüpfen. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs und seine verheerenden Auswirkungen werden schonungslos, aber nicht übertrieben dargestellt. Die Figuren sind vielschichtig und überwiegend authentisch gezeichnet. Die Autorin hat offensichtlich gründlich recherchiert und vermittelt ein lebendiges Bild der Epoche. Auch die Nebenfiguren haben ihre eigenen interessanten Geschichten. Eine Leseempfehlung für Liebhaber historischer Romane und Familiensagas. Der Cliffhanger am Ende lässt die Leserinnen gespannt auf die Fortsetzung warten.