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Benutzername: 
portobello13
Wohnort: 
Erfurt

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 13.09.2019
Tagebuch eines Buchhändlers
Bythell, Shaun

Tagebuch eines Buchhändlers


sehr gut

Als begeisterter Leser und Buchhandlungs-Besucher hat mich das Cover von „Tagebuch eines Buchhändlers“ natürlich direkt eingefangen: Abgebildet ist hierbei der eigene Buchladen des Autors Shaun Bythell sowie er selbst in einer Art Comic-Stil. Die Aufmachung finde ich wirklich toll und sehr passend zum Buch.

In diesem Buch geht es um die größte Second-Hand-Buchhandlung Schottlands, die ganz originell ‚The Bookshop‘ genannt wurde ;-) Ihr Besitzer Shaun Bythell erzählt in seinem Buch über die Arbeit im Buchladen selbst und alles, was damit zusammenhängt. So erfährt man u. A. die Prozesse beim An- und Verkauf von antiquarischen Büchern, die Probleme und Reibungspunkte mit Amazon & Co. Auch erfährt man viel über die Angestellten des Buchladens, die teilweise kuriose Kundschaft und das Privatleben des Autors.

„Tagebuch eines Buchhändlers“ ist in Tagebuchform geschrieben – es ist kein Roman!
Der Autor beschreibt von jedem Tag die Anzahl der Kunden, Verkäufe, Einnahmen und seine Begegnungen mit der Spezies Kunde sowie die Arbeit im Buchladen. Das Buch hat somit keinen roten Faden, es liest sich eher wie eine Art Geschäftsbericht. Dadurch kann man das Buch allerdings gut nebenbei und/oder mit Unterbrechung lesen, ohne dass man den Anschluss verliert.
Der Autor erzählt dabei aus der Ich-Perspektive, mit einem teilweise sehr ironischen Stil.

Obwohl „Tagebuch eines Buchhändlers“ nicht ganz so war, wie ich es mir vorgestellt habe (ich hatte mehr auf einen romanähnlichen Schreibstil gehofft), habe ich es doch gern gelesen.
Shaun Bythell hat mir mit seinem Werk einen Einblick in das Leben eines Buchhändlers gegeben und dabei nicht nur die schönen Seiten gezeigt. Eher im Gegenteil: Manchmal berichtet er so negativ über den Buchladen und das Drumherum, dass ich mich wunderte, warum er den Laden immer noch führt… An manchen Stellen brachte mich seine Art zu Schreiben jedoch zum Schmunzeln, was das Negative wieder wett machte.

Alles in allem ist „Tagebuch eines Buchhändlers“ genau das, was der Titel verspricht: Der Bericht eines Buchshop-Inhabers über seine Arbeit. Wer als Leser nicht vor der Schreibart zurückschreckt, dem sei das Buch empfohlen. Es öffnet den Blick für die anstrengende und wertvolle Arbeit der Buchhändler im Zeitalter von Amazon & Co.
Ich vergebe 4 Sterne.

Bewertung vom 27.08.2019
The Black Coats - ... denn wir vergeben keine Schuld
Oakes, Colleen

The Black Coats - ... denn wir vergeben keine Schuld


gut

Ein junges Mädchen wird brutal niedergeschlagen und vergewaltigt. Aus Scham erzählt sie ihrer Familie nichts davon, lässt ihren Peiniger aber auch nicht davonkommen: Mit Hilfe einer Freundin rächt sie sich, verprügelt ihren Vergewaltiger und sorgt für Gerechtigkeit.
Jahre später haben die beiden Frauen einen Geheimbund aus Frauen – ‚Black Coats‘ genannt - aufgezogen, die gewalttätigen Männern eine Lektion erteilen. Die ‚Black Coats‘ verheißen auch der jungen Thea Gerechtigkeit im Fall ihrer ermordeten Cousine und werben sie an. Wenn sie sich gut schlägt, könne sie Rache am Mörder nehmen, so lautet das Versprechen des Geheimbundes. Wird sich Thea darauf einlassen?

„The Black Coats“ von Colleen Oakes ist ein Jugendthriller ab 14 Jahren.
Der Schreibstil ist flüssig und rasant, als Leser fliegt man förmlich durch die Seiten. Das Buch ist in zwei große Abschnitte unterteilt; innerhalb der Abschnitte finden sich einzelne Kapitel, die mit ca. 15-20 Seiten eine angenehme Länge haben.

Colleen Oakes schafft es bereits mit dem Prolog und den ersten Kapiteln Spannung aufzubauen und neugierig auf die Geschichte zu machen. Die Spannungskurve ist bei dem Buch zwar nicht konstant hoch, steigt zum Ende hin aber nochmal gut an.

Die Idee hinter „The Black Coats“, dass sich weibliche Protagonisten am männlichen Geschlecht für Unterdrückung und Gräueltaten rächen, fand ich wirklich interessant. Besonders der Zwist, wo die Grenze zwischen Gerechtigkeit und Rache verläuft sowie die Frage, wer diese „Gerechtigkeit“ umsetzen und Selbstjustiz üben darf, ist spannend.

Leider beschäftigt sich das Buch bzw. die Protagonistin Thea nicht so ausführlich mit diesen Fragen, wie ich gedacht hatte. Die Story wird gut abgehandelt und nimmt vor allem ab der 2. Hälfte an Fahrt auf, bleibt jedoch oberflächlich. Ich finde, hier hat die Autorin das Potenzial der Thematik nicht voll ausgeschöpft.
Leider bleiben auch die verschiedenen Charaktere, allen voran die Mädels um Thea aus ihrer eigenen Gruppe bei den Black Coats, recht flach. Ebenso gibt es eins, zwei kleine Fehler im Buch, die mich etwas gestört haben.

Dennoch finde ich „The Black Coats“ lesenwert - vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass es sich hierbei um ein Jugendbuch handelt. Hier muss für mich nicht alles bis zum Ende logisch sein und ich kann über die Überzogenheit mancher Aspekte des Buches (z. B. Teenager können es mit erwachsenen Männern aufnehmen und sie verprügeln) hinwegsehen.
Positiv ist, dass das Buch sich schnell weg liest und spannend ist. Zum Ende hin gibt es noch die ein oder andere Überraschung, auf die ich selbst nicht gekommen wäre. Zudem regt das Buch zum Nachdenken an:
- Wie würde ich mich in Theas Situation verhalte?
- Würde ich Rache nehmen wollen?
- Kämpfen die Black Coats wirklich für Gerechtigkeit oder sind ihre Taten genauso gewalttätig und sinnlos wie die der Täter, die sie bestrafen?

Ich denke, das Buch ist für jeden geeignet, der sich selbst und sein Verständnis von Recht & Gerechtigkeit hinterfragen will – egal ob Jung oder Alt. 3,5 Sterne von mir!

Bewertung vom 31.07.2019
Wir von der anderen Seite
Decker, Anika

Wir von der anderen Seite


sehr gut

Rahel Wald muss kurz vor Weihnachten ins Krankenhaus und erwacht Tage später auf der Intensivstation wieder. Ohne Erinnerung an die letzte Zeit, dafür aber mit Halluzinationen über Monster und Eichhörnchen. Nur langsam bessert sich ihr Zustand, jeder Tag ist ein Kampf, alles muss neu gelernt werden. Mit Humor und Unterstützung ihrer Familie kämpft sich Rahel zurück in ihr altes Leben.

Das Cover von „Wir von der anderen Seite“ passt hervorragend zur Geschichte und Rahels Halluzinationen. Je länger ich es anschaue, umso mehr gefällt mir das bunte Tierchen auf dem schwarzen Untergrund.
Auffallend bei dem Buch ist, dass es zwar ein Hardcover ist, jedoch in Taschenbuch-Größe daherkommt.

Der Schreibstil ist locker und humorvoll, manchmal jedoch etwas abgehackt. Hier merkt man etwas, dass die Autorin Anika Decker sonst eher Drehbücher schreibt. Das tut der Story jedoch keinen Abbruch: Die Autorin schafft es, die Verwirrung und Hilflosigkeit, das Gefühlschaos von Rahel nach dem Aufwachen im Krankenhaus authentisch einzufangen. Man spürt fast selbst die vielen Schläuche und die Beklemmung, wenn man ans Bett gefesselt aufwacht und nicht mal mehr einen Löffel halten kann.

Die Figuren in „Wir von der anderen Seite“ sind allesamt sehr individuell und liebevoll gezeichnet: Angefangen bei der Hauptfigur Rahel selbst, über ihre spezielle Familie bis hin zu ihrem Freundeskreis.

Auch wenn manche Aspekte der Story etwas vorhersehbar sind, so ist das Buch doch eine Leseempfehlung. Mit Humor wird ein ernstes Thema behandelt und auch Kritik am derzeitigen Gesundheitssystem geübt (Überlastung des Personals, dadurch kaum Zeit für die Patienten und richtige Diagnosen).
Vier Sterne von mir für „Wir von der anderen Seite“.

Bewertung vom 31.07.2019
Die Gärten von Monte Spina
Scriverius, Henrike

Die Gärten von Monte Spina


weniger gut

Auch wenn ich kein Blumenfan bin, so finde ich das Cover doch recht hübsch. Die karge Insel im Hintergrund, im Vordergrund die bunten & exotischen Pflanzen – all dies passt wunderbar zum Setting von „Die Gärten von Monte Spina“.
Auch im Inneren zieht sich das Pflanzenthema durch: An jedem Kapitelbeginn ist eine andere Pflanzenzeichnung abgebildet.

Meine Meinung:
Sowohl der Klappentext als auch die ersten Kapitel von „Die Gärten von Monte Spina“ versprechen eine gefühlvolle und spannende Geschichte. Die Autorin schafft es zu Beginn des Buches auf wenigen Seiten das komplexe Gefühlschaos nach einem Verlust glaubwürdig durchzustellen. Und dies ohne kitschig zu werden. So weit, so gut…

Leider konnten meine Erwartungen, die diese ersten Seiten geweckt haben, jedoch nicht erfüllt werden: Die vermeintlichen Geheimnisse um den Inselbesitzer Max Bror sowie die Insel selbst entpuppen sich als langweilige Nichtigkeiten. Der ach so mysteriöse Max Bror ist einfach nur böse und behandelt seine Mitmenschen wie Dreck. Ab und an blitzt zwar mal ein bisschen Menschlichkeit durch, aber mit seinen anschließenden Taten lässt er einen dies als Leser schnell wieder vergessen.
Die Hauptfigur Toni, als Gärtnerin äußerst engagiert und nicht bereit, ein Pflänzchen aufzugeben, legt diese Hartnäckigkeit auch bei Menschen an den Tag: Egal wie mies sie von Max Bror behandelt wird, sie kriecht immer wieder zu ihm zurück.

Je mehr ich von der Geschichte gelesen habe, umso nerviger fand ich Max und vorallem Toni. Ab dem letzten Drittel musste ich mich regelrecht quälen, dass Buch zu beenden. Toni ihr Verhalten wurde immer absurder: Max eröffnet ihr, dass er sie im Falle einer Beziehung quälen und brechen wird – und Toni denkt immer noch, sie könne ihn ändern und er wolle sie nur abschrecken. Wie ein kleines dummes Mädchen redet sie vom „ihn lieb haben“ und erträumt sich eine Beziehung zu diesem Mann.

Die guten, authentischen und gefühlvollen Stellen in „Die Gärten von Monte Spina“ wurden durch das alberne und unglaubwürdige Verhalten der Hauptfigur kaputtgemacht. Ebenfalls schade fand ich, dass die Nebenfiguren recht farblos blieben. Bis auf die ersten Kapital bekommt man von Tonis verstorbenem Ehemann und ihrem Versuch, damit umzugehen, nicht mehr viel mit. Irgendwann steht nur noch die Hassliebe zu Max im Vordergrund.
Dadurch entwickelte sich die Geschichte in eine Richtung, die ich nie erwartet und freiwillig gelesen hätte.
Der gute Anfang sowie die Beschreibungen der Gartenarbeit und Insel (hier versteht die Autorin ihr Fach wirklich), bekommt das Buch noch zwei Sterne. Schade, schade.

Bewertung vom 09.07.2019
Das Rezept unserer Freundschaft
Killoren, Kelly

Das Rezept unserer Freundschaft


sehr gut

„Das Rezept unserer Freundschaft“ von Kelly Killoren dreht sich um Billy und ihre drei Freundinnen Lucy, Lotta und Sarah. Alle scheinen ihr Leben fest im Griff und alles, was man sich nur wünschen kann (Geld im Überfluss, Ehemann, Karriere) zu haben. Nur bei Billy läuft es nicht so gut: Sie weiß trotz ihrer 42 Jahre nicht, wie es beruflich weitergehen soll, das Geld wird langsam knapp und auf ihren Sexpartner Brett will sie sich auch nicht festlegen.
Bei einer Hochzeit lernt Billy den Nachwuchskoch Ethan kennen und fühlt sich sowohl beruflich als auch körperlich zu ihm hingezogen. Nach einem Streit mit ihrer besten Freundin kehrt Billy New York den Rücken und will ihr Glück auf dem Land bei Ethan suchen.
Langsam merkt sie, dass sich durch einen Ortswechsel nicht alle Probleme in Luft auflösen und man manchmal das festhalten sollte, was man hat.

Das Buchcover ist optisch und haptisch ein Genuss: Das leckere Törtchen darauf hat mich als begeisterte Hobbybäckerin & -köchin sofort angesprochen. Die Schrift sowie Designelemente wie Tarte und Blaubeeren auf dem Cover sind hervorgehoben und glänzend.

Nach Klappentext und einer Leseprobe des Buches habe ich eine leichte und witzige Sommerlektüre gepaart mit Foodporn zum Lesen erwartet. Dies hat „Das Rezept unserer Freundschaft“ auch gehalten. Kelly Killorens Schreibstil ist flüssig und ausdrucksstark sowie bildhaft, ihre Beschreibungen der Gerichte, die Billy kocht und vertilgt, haben mir mehr als einmal das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Die Geschichte ist dabei aus Sicht von Billy geschrieben.
Die Figuren sind glaubhaft gezeichnet, auch wenn ich mich nicht mit allen identifizieren konnte. Manche, wie z. B. Sarah, waren mir einfach zu sehr „reiche Tussi“. Andere dagegen habe ich sofort ins Herz geschlossen.
Durch Billys beruflichen Bezug zum Essen nimmt dieses auch einen großen Teil des Buches ein. Es werden verschiedene Gerichte und Zubereitungen beschrieben, die Figuren philosophieren ab und an über Anbau und Qualität diverser Zutaten. Ich fand diesen Teil sehr interessant und vom Umfang her perfekt: Nicht zu umfangreich, aber auch nicht lieblos und kurz abgehandelt. Perfekt für einen Roman, der sich um eine Köchin dreht.

Ich habe das Buch innerhalb von nicht mal zwei Tagen durchgelesen. Die Geschichte zwar ist kein großes literarisches Werk und auch nichts wirklich Neues, aber ich habe mich beim Lesen sehr wohlgefühlt. Ich musste das ein oder andere Mal über Billy schmunzeln; habe mitgefiebert, ob und mit wem Billy am Ende zusammenkommt; wie es mit den Mädels weitergeht.
Manche der Wendungen zum Schluss sind zwar vorhersehbar, aber alles in allem ist „Das Rezept unserer Freundschaft“ perfekt für ein Wochenende zum Abschalten. Eine leichte, dabei aber keineswegs seichte Lektüre, die zeigt, dass sich das vermeintliche Glück sehr schnell wenden kann und man manchmal schon alles hat, was man zum glücklich sein braucht.

Einziger großer Kritikpunkt an dem Buch ist für mich die fast schon exzessive Alkohol- und Haschnutzung der Figuren. Der leichtfertige Umgang mit Drogen hat mich ziemlich an dem Buch gestört. Ich denke, auch ohne oder zumindest weniger Alk & Co. hätte die Story Sinn gemacht.

Bewertung vom 01.07.2018
Hoffnung und Schicksal / Die Charité Bd.1
Schweikert, Ulrike

Hoffnung und Schicksal / Die Charité Bd.1


gut

Kurzinhalt:
Im August 1831 bricht in Deutschland die Cholera aus. In Berlin versucht man, der Verbreitung durch Quarantäne Herr zu werden, während in der Charité verzweifelt nach einem Heilmittel gesucht wird. Der Kampf scheint aussichtslos, als immer mehr der Seuche zum Opfer fallen.
Inmitten des Geschehens kämpfen drei Frauen mit ihrem eigenen Schicksal: Eine Gräfin mit ihrer unglücklichen, lieblosen Ehe; eine Hebamme, die nun als Totenfrau arbeitet; und eine junge Krankenwärterin, die entgegen aller Regeln die Liebe zur Medizin und einem Arzt entwickelt...


Cover & Schreibstil:
Das Buchcover ist wirklich ein Blickfang - die rote Rose auf weißem Grund, passend zu dem in rot gehaltenen Schriftzug, sticht sofort ins Auge. Auch haptisch ist das Buch ein Genuss: Buchtitel und Rose sind hervorgehoben, sodass man sie erfühlen kann. Auf den Innenseiten der Buchdeckel hat man zum Einen eine Zeichnung der Charité, zum Anderen einen Übersichtsplan über die verschiedenen Einrichtungen des Krankenhauses. Wirklich ansprechend gemacht.

Der Schreibstil dagegen ist sehr einfach gehalten. Die Sprache ist flüssig, klar und schnörkellos. Ulrike Schweikert fliegt mit ihrer Erzählung durch die Jahre und handelt historische Gegebenheiten fix ab, ohne allzu viele Worte darauf zu verschwenden. Einzig bei Beschreibungen der Gefühlswelt einiger ihrer Figuren hält sie sich länger auf und beschreibt ausführlich, wie sich die Charaktere vor Sehnsucht voreinander verzehren.


Meine Meinung:
Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut und wurde leider enttäuscht. Erwartet hatte ich einen historischen Roman mit etwas Gefühl. Leider kam beides zu kurz.
Ich habe nichts gegen einen klaren Schreibstil, aber der Schreibstil von Ulrike Schweikert war stellenweise fast schon emotionslos. Das krasse Gegenteil dazu waren die kitschigen Tagebucheinträge der Gräfin, die vor Sehnsucht nach einem verheirateten Mann fast zerfließt.
Durch diesen einfachen und emotionslosen Schreibstil bleiben die Figuren allesamt recht blass. Obwohl auch die Hebamme Martha neben Gräfin Ludovica und Wärterin Elisabeth als Hauptfigur gilt, erfährt man von ihrer Geschichte das Wenigste. Und von ihrem Gefühlsleben gar nichts.
Der historische Aspekt der Geschichte war für meinen Geschmack nur fades Beiwerk. Einige Gegebenheiten und Meilensteine der Medizin wurden so kurz abgehandelt, dass ich das Gefühl bekam, sie wurden nur erwähnt, damit das Buch zurecht als "historischer Roman" bezeichnet werden darf. Hier hätte ich mir ausführlichere Beschreibungen von z. B. Dieffenbachs Forschung, bahnbrechenden Operationen und Krankheitsbildern gewünscht.
Die Vorhersehbarkeit einiger Geschichtsstränge trug ihren Teil dazu bei, das Lesevergnügen zu schmälern.

Alles in allem schöpft die Autorin schöpft das Potenzial des Buches nicht aus. Die Story hätte durch etwas mehr Tiefgang und mehr Augenmerk auf die Historie ein wirklich gutes Buch werden können. So ist es jedoch nur Mittelmaß mit seichter Story. Drei Sterne ***

Bewertung vom 14.10.2017
Der Wunderling
Bartók, Mira

Der Wunderling


ausgezeichnet

Mira Bartók hat mit „Der Wunderling“ eine wunderschöne Geschichte verfasst – eine Geschichte über Freundschaft, Freiheit und Mut.
Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht ein Mischwesen (halb Mensch, halb Fuchs), der auf Grund seines ungewöhnlichen Aussehens schlimme Schikanen erleiden muss. Er ist nicht nur äußerlich etwas Besonderes, denn er kann Geräusche hören, die kein anderer hört. Mit dieser Gabe ausgestattet findet sich ‚Nummer Dreizehn‘, der Held der Geschichte, schon bald in einem Abenteuer wieder, das er sich nicht hätte träumen lassen.


Die Geschichte ist unglaublich schön geschrieben. Die Figuren sind allesamt liebevoll gezeichnet und (bis auf die Bösewichte) natürlich sehr sympathisch. Ich denke, besonders mit Nummer Dreizehn können sich viele Kinder identifizieren und durch ihn selbstbewusster werden.

Mechthild Großmann mit ihrer markanten Stimme als Sprecherin für das Hörbuch auszuwählen war eine großartige Idee. Sie schafft es, den Figuren Leben einzuhauchen und gibt jeder ihren individuellen Klang.


Auch wenn Hörbücher sonst nicht so mein Geschmack sind (ich lese einfach lieber selbst, als jemand anderem beim Lesen zuzuhören) - aber hier passt einfach alles zusammen: Eine wunderschöne Geschichte mit Herz, die markante und trotzdem angenehme Stimme der Sprecherin sowie das tolle Cover. Fünf Sterne!

Bewertung vom 14.10.2017
Der Tiger in der guten Stube
Tucker, Abigail

Der Tiger in der guten Stube


gut

Die Wandlung von der Wild- zur Hauskatze, der Weg aus Mesopotamien hin auf unsere Couch und in unsere Herzen – diese Veränderung beleuchtet „Der Tiger in der guten Stube“.

Das knapp 300 Seiten fassende Buch beleuchtet die Entwicklungsgeschichte der Katze. Es werden die typischen Eigenarten der Stubentiger, die wohl jeder Katzenbesitzer kennt, erläutert und körperliche Besonderheiten beschrieben. Ebenso ist das Buch prallt gefüllt mit Zahlen und Fakten.

Der Schreibstil ist zum Großteil angenehm und nicht zu trocken. Abigail Tucker, die Autorin, lässt ihre eigenen Erfahrungen als Katzenbesitzer und –Fan mit einfließen und kann die ein oder andere lustige Geschichte über ihren Stubentiger Cheetoh berichten. Dies lockert das Buch um einiges auf und schafft es, den Leser zum Schmunzeln zu bringen.
Allerdings wirkt das Buch stellenweise wie eine wissenschaftliche Abhandlung: viel zu viele Fakten und Zahlen werden benannt, allen voran die USA betreffend.
Die vielen Fakten machen das Lesen mitunter sehr schwierig und auch langweilig. Ich musste mich an manchen Stellen doch arg zwingen, um weiterzulesen.

Auch wenn ich es interessant fand, etwas über die Entwicklung unserer Hauskatzen zu lesen – das Buch hat mich nicht vom Hocker gerissen.
Zu sehr hat mich das Herunterrasseln von Fakten und Zahlen gestört. Schade fand ich hier vor allem, dass fast nur Daten zur USA beschrieben wurden. Eine etwas globalere Ansicht hätte ich besser gefunden.
Positiv gefallen haben mir dagegen die persönlichen Berichte der Autorin über ihre eigene Katze und die witzigen Katzen-Illustrationen im Buch.

Bewertung vom 01.10.2017
Fünf Zutaten für die Liebe / Pasta Mista Bd.1
Fülscher, Susanne

Fünf Zutaten für die Liebe / Pasta Mista Bd.1


sehr gut

Der Teenie Liv und ihre Single-Mutter leben in München und sind bisher ohne Mann im Haushalt gut klargekommen. Bis ihre Mutter überraschend mit ihrem italienischen Lover inkl. seinen zwei 16-jährigen Kindern vor der Tür steht. Nun muss sich Liv nicht nur mit den üblichen Problemen eines Teenagers herumschlagen, sondern auch noch in ihrer neuen Patchwork-Familie behaupten. Zu der auch noch der außerordentlich süße Angelo gehört – von Livs Freundinnen liebevoll „das Sahneschnittchen“ genannt…

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Susanne Fülscher hat keine völlig neue Idee in diesem Buch erschaffen – das Thema Patchwork-Familie, in der es zu Liebeleien zwischen den Kindern kommt erinnert mich stark an „Türkisch für Anfänger“ - aber die Umsetzung ist hier wahrlich witzig.
Die Protagonistin tappt von einem Fettnäpfchen ins nächste und durchlebt die typischen Teenie-Probleme. Man leidet mit ihr und wird an seine eigene Jugend erinnert (zumindest, wenn man so wie ich schon etwas älter ist ;-)

Der Schreibstil ist passend für ein Jugendbuch locker und umgangssprachlich. Lustig sind vor allem Livs innerliche Streit- bzw. Selbstgespräche. Diese lockern das Ganze noch weiter auf.

Das bunte Cover sowie die Illustrationen im Buch sind ebenfalls passend gewählt: Liv liebt das Kochen & Pasta, daher werden die einzelnen Kapitel durch Makkaroni geteilt. Witzig ist auch, dass die Kapitel immer die verspeisten Gerichte als Titel haben.


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„Pasta Mista – 5 Zutaten für die Liebe“ ist das erste Buch einer zweiteiligen Reihe und ein schönes, kurzweiliges Jugendbuch. Es ist witzig und realistisch geschrieben. Man fiebert und lacht gemeinsam mit Liv.
Auch wenn das Ende des Buches etwas vorhersehbar ist - mir hat das Buch gut gefallen und ich bin sicher, dass die eigentliche Zielgruppe damit auch ihren Spaß haben wird.

Bewertung vom 01.10.2017
Palast der Finsternis
Bachmann, Stefan

Palast der Finsternis


gut

Ein geheimer Palast, tief unter der Erde gebaut…
Aurelie betritt ihn im 18. Jahrhundert, Anouk im 21.
Für Aurélie soll er ein Zufluchtsort vor den Schrecken der Französischen Revolution sein.
Für Anouk ein Abenteuer, als sie ihn nach über zwei Jahrhunderten Verfall erkunden will.
Beide finden im Palast der Finsternis etwas, was sie sich in ihren schlimmsten Albträumen nicht hätten vorstellen können…

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Das Cover von „Palast der Finsternis“ entfaltet seine Wirkung vollends, wenn man es in den Händen hält: Metallisch glänzend und mit leichtem 3D-Effekt ist es ein echter Hingucker. Es passt hervorragend zur Geschichte und ist wirklich gelungen.


Die Geschichte ist abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Aurélie und Anouk geschrieben. Die Sprache ist dabei dem jeweiligen Jahrhundert angepasst, jedoch immer flüssig und klar zu lesen. Die einzelnen Kapitel sind mit durchschnittlich 3-4 Seiten recht kurz und dadurch gut, wenn man nur wenig Zeit zum Lesen hat.

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„Palast der Finsternis“ beginnt rasant. Stefan Bachmann schafft es zu Beginn, vor allem mit dem Wechsel zwischen Vergangenheit und Zukunft, also zwischen Aurelie und Anouks Geschichte, Spannung aufzubauen. Man möchte wissen, was mit Aurelie und ihrer Familie passiert ist. Warum den Palast Jahrhunderte niemand mehr betreten hat. Und warum ausgerechnet 5 Jugendliche mit zu den ersten Menschen gehören dürfen, die den Palast in unserer Zeit erkunden dürfen.

Leider kann die Spannung nicht das ganze Buch über gehalten werden. Die Story braucht nach dem rasanten Start etwas, um Fahrt aufzunehmen und das Buch hat einige Längen. Auch waren mir die Charaktere zu blass. Zum Schluss schlichen sich ein paar Ungereimtheiten in die Geschichte ein und nicht jedes Detail wird aufgeklärt, was mich persönlich sehr stört. Für mich muss eine Story rund sein. Daher landet das Buch für mich dadurch nur bei 3 Sternen.
Die Idee ist klasse, die Umsetzung jedoch nicht vollständig gelungen.

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