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Iamnomorningperson

Bewertungen

Insgesamt 26 Bewertungen
Bewertung vom 25.01.2020
Kaltes Licht
Disher, Garry

Kaltes Licht


ausgezeichnet

Wow, es hat mir die Sprache verschlagen. Und das hat vor diesem Werk schon lange kein Buch mehr geschafft! Es war irgendwo so gar kein typischer Disher, und dann auch wieder doch. Sehr schwer zu erklären, aber fangen wir mal an:


Alan Auhl war schon in Pension, kam aber wieder zurück, was dem "Nachwuchs" natürlich ein Augenrollen und blöde Kommentare en masse abverlangt. Doch Alan ist nicht nur ein sympathischer Kerl, er hat darüber hinaus Ahnung, ein gutes Gespür und vor allem das Herz am rechten Fleck. Dieses Herz ist so groß, dass er sein Haus in eine Zufluchtsstätte für Leute in Not, aber auch andere Gäste, umgewandelt hat. Auch dort treffen wir auf spannende Charaktere, die dem Roman die nötige Würze und Tiefe verleihen. Da gibt es Schicksale, bei denen einfach kein Auge trocken bleibt ...


Alan Auhl ist so anders als andere Ermittler, aber zu viel darf ich hier nicht verraten, um nicht zu spoilern. Ich sage euch noch: es lohnt sich wirklich, dieses Werk in die Hand zu nehmen. Man wird in einen Strudel aus Ermittlungsarbeit, Schicksalen und Psychospielchen gezogen, aus dem man gar nicht wieder entkommen will, weil es einfach zu spannend wird. Darüber hinaus fühlt man sich an Alans Seite immer sicher. Der Mann weiß sich zu helfen, auch wenn seine Mittel recht ungewöhnlich sind.


Die Handlung hat mich einige Male sehr überrascht, ohne jemals unschlüssig oder unauthentisch zu werden. Jeder Faden verknotet sich perfekt mit dem anderen, als wäre er für den jeweils anderen Strang gemacht worden. Es war ein köstliches Lesevergnügen der Meisterklasse!


Wie bei Disher üblich gibt es den tollen Rahmen um die Protagonisten, die seine Bücher so lebendig werden lassen. Alan trägt genug Ballast aus der Vergangenheit mit sich herum. Da gibt es seine Ehefrau, die eigentlich gar nicht mehr wirklich da ist, und die Tochter, die er sehr liebt, sowie seine Partnerin Claire Pascal, die ihm anfangs recht unterkühlt gegenübertritt. Wie sich alles entwickelt, müsst ihr selbst rausfinden! Ihr werdet es keine Zeile lang bereuen und beim fulminanten Ende den Atem anhalten!

Bewertung vom 31.01.2019
Aurora Floyd
Braddon, Mary E.

Aurora Floyd


sehr gut

Seit "Das Geheimnis der Lady Audley" bin ich ein großer Fan von Mary Elizabeth Braddon, die eine wahre Meistern der Feder ist! Allerdings hatte sie mit besagtem Buch ein derart perfektes Lesevergnügen geschaffen, dass "Aurora Floyd" es schwer hatte, da mitzuhalten - und es schließlich nicht ganz geschafft hat.

Mary E. Braddon begeistert einen wie gewohnt mit ihrem unschlagbaren Humor und dem Flair der damaligen Zeit, den sie natürlich als damals Lebende hervorragend rüberzubringen weiß *gg*
Es bleibt stets spannend, weil ständig etwas vor sich geht oder Andeutungen gemacht werden - auch darin ist Braddon eine Meisterin. Sie versteht es, den Leser anzusprechen, ohne ihn aus dem Flow zu bringen. Ihre eingestreuten Bemerkungen lassen einen nur so durch die Seiten fliegen, weil man weiß: Oh Gott, da kommt noch was Großes ...

Jetzt lest ihr mein Lob und fragt euch bestimmt, warum ich dann einen Stern abziehe? Nun, die Charaktere in dieser Geschichte waren nicht so leicht - wenn überhaupt - ins Herz zu schließen wie der junge Anwalt Robert Audley aus dem Geheimnis gleichnamiger Lady. Das wäre bei seinem Charme und Esprit natürlich auch schwer zu erreichen gewesen, aber ich hatte mir dennoch etwas mehr von den Agierenden erhofft als Auroras verbissene Verschwiegenheit, Talbots überstolze Arroganz, Lucys naive Schwärmerei und Johns kindlicher Leichtsinnigkeit. Die Protagonisten hatten zu wenige Facetten ist vielleicht das, was ich ausdrücken will. Jedenfalls hat etwas gefehlt.

Nichtsdestotrotz ist Mary E. Braddon wieder ein wunderbares Stück Literatur gelungen, das man sich zu Gemüte führen sollte. Seien wir ehrlich: Die Frau ist einfach der Wahnsinn! Ihr Schreibstil ist einmalig schön, ihr Witz sehr trocken und doch frech, und in Sachen Spannung macht ihr niemand etwas vor. Also ab nach Felden Woods und wohin euch das Buch sonst noch entführen möchte!
Und lest unbedingt auch "Das Geheimnis der Lady Audley"!
Es ist mein Ernst, Leute. Das ist sooo verdammt gut!


Bewertung und mein Fazit

Gekonnt wickelt einen die Autorin mit ihrem Humor und ihrer Art zu schreiben um den Finger, um einen dann mit kleinen, gut eingestreuten Andeutungen bei der Stange zu halten. Trotz etwas einseitiger Charaktere ein schöner Roman, der viel zu bieten hat.

Gewohnt hervorragendes Lesevergnügen einer Meisterin mit kleineren Schwächen.

Bewertung vom 13.12.2018
Philosophenpunsch
Bauer, Hermann

Philosophenpunsch


ausgezeichnet

Also, DAS war ein wirklich gelungener Krimi! Gleich von der ersten Seite an hat mich die heimelige Kaffeehausatmosphäre in ihren Bann gezogen, weil sie total authentisch und echt beschrieben wurde, sodass ich gar die erste Schale Kaffee riechen konnte, die sich der Oberkellner Leopold aus der Maschine lässt, bevor er morgens das Café Heller aufsperrt und sich mit näselnder Stimme um die Kundschaft kümmert.

"Philosophenpunsch" ist ja der vierte Band der Wiener Kaffeehauskrimis um den guten Leopold, aber es hat meinem Lesevergnügen keinerlei Abbruch getan, dass ich die Vorgänger noch nicht kannte. (Die Betonung liegt auf NOCH, weil ich sie nämlich schon nachbestellt habe *gg*) Man war sofort in der Geschichte und hatte einen guten Überblick.

Der Autor schreibt flüssig, mit kleinen altmodischen, aber irgendwie typisch wienerischen Ausreißern. Sein Wiener Schmäh und Charme kommen gut durch und der bissige Humor lässt einen oft laut auflachen, selbst wenn grad eine Leich' im Schnee liegt.
Die Dialoge und Gespräche, bei denen sich dann auch plötzlich Leute vom Nebentisch einmischen, sind unschlagbar gut geschrieben. Es ist, als wäre man mittendrin und würde lauschen, während man vorgibt, in der Zeitung zu blättern und seine Melange zu trinken.

Der Fall, den Leopold zwischen dem Kampf um ein paar Netsch Trinkgeld und dem Kümmern um die liebe Tante, untersucht, war vielleicht ein wenig übertrieben dargestellt, aber das hat trotzdem super gepasst. Hermann Bauer hat da eine geniale Mischung von "Mundl" und "Sissi" geschrieben - halt bloß in Krimiform und im Kaffeehaus Heller statt beim Mundl daheim oder im Schloss Schönbrunn.

Die Charaktere sind facettenreich und vielfältig. Ich denke da nur an den Inspektor Bollek, Leopolds besten Freund Thomas Korber oder das Muttersöhnchen Franz Jäger. Mein einziger Kritikpunkt sind die Frauen, die vielleicht etwas zu mannstoll sind *lach* Aber darüber kann man bei diesem Lesevergnügen getrost hinwegsehen. Ich will mehr von Leopold!


Bewertung und mein Fazit

Ich spreche eine absolute Leseempfehlung aus! "Philosophenpunsch" ist ein wirklich gelungener kleiner Krimi mit viel Kaffeehaus-Flair und witzigen Charakteren. Eine tolle Einstimmung auf den Advent, auch wenn meiner sicher etwas ruhiger verlaufen wird, als der vom Leopold.

Bewertung vom 11.10.2018
Ein irischer Dorfpolizist
Norton, Graham

Ein irischer Dorfpolizist


ausgezeichnet

Manche Bücher schaffen es einfach, nicht nur einen Protagonisten zu begleiten, sondern einem das Fühlen und Leben eines ganzen Dorfes, einer ganzen Gemeinschaft näher zu bringen. Graham Norton gelingt es wunderbar, eine fast filmische Atmosphäre zu schaffen, eine Bühne zu bereiten für seine Akteure, denen man vom ersten Moment an nahe steht.
Allen voran natürlich der nicht nur dicke, sondern fette Sergeant PJ Collins, der so liebenswert unbeholfen agiert und dennoch einen echten Bullen in sich trägt, der sich in einem Fall verbeißen kann (wenn auch aus ein bisschen Eigennutz) und diesen zu lösen versucht.

Die Story ist spannend, lud zum Miträtseln ein und überraschte mit vielen stimmigen, aber unerwarteten Wendungen. Wohl durchdacht und höchst authentisch, als hätte der Autor die Geschichte aus der Realtität entnommen.

Die flüssige und bildhafte Sprache machen dieses Buch zu einem besonderen Diamanten. Der schwarze Humor, der einen zum lauten Lachen bringt, gepaart mit dem empathischen Einfühlen in die Charaktere, die alle ihre Lasten und Laster zu tragen haben, sorgen für eine zauberhafte Mischung und lassen einen noch lange über das Buch nachdenken, nachdem man es nach der letzten Seite bedauernd aus der Hand gelegt hat.

Es war auch richtig toll, einmal einen Helden zu erleben, der nicht den gängigen Idealen und Klischees entspricht, sondern seine Schwächen, sein Gewicht und eine große Portion Menschlichkeit mit sich trägt. PJ Collins und ganz Duneen wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Deshalb gibt es eine Leseempfehlung mit einem riesigen Ausrufezeichen von mir!


Bewertung und mein Fazit

Spannend, authentisch, voll Melancholie und schwarzem Humor! Ein Kriminalroman, der begeistert, und ein Autor, der ein wahnsinniges Können besitzt! Hut ab und unbedingt lesen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.09.2018
Friedhof der Unschuldigen
Miller, Andrew

Friedhof der Unschuldigen


sehr gut

Wir begleiten den jungen Ingenieur Jean-Baptiste Baratte während eines Auftrages, den er vom Minister des Königs höchstpersönlich bekommt. Er soll den Friedhof der Unschuldigen leeren und das ganze umliegende Viertel von dessen Gasen und Geruch befreien.

Der Autor schafft es ganz wunderbar, einen in das alte Paris zu entführen. Er weiß, wie man Beschreibungen formuliert, die einem Bilder des Schlosses Versailles, der schmutzigen Gassen, des Marktes, des Friedhofes und der Kirche in den Kopf zaubern. Es gelingt ihm auch, den Leser mit seinem beiläufigen Humor einige Male zum Lachen zu bringen. Die Charaktere sind allesamt liebevoll gezeichnet, wenngleich man ihnen auch niemals so richtig nahe kommt. Man ist eher ein außenstehender Beobachter, denn ein Teilhaber am Geschehen, was durch die wunderschöne, erschaffene Umgebung allerdings nicht weiter schlimm ist.

Ich war anfangs höcht begeistert von der überwältigenden Atmosphäre, die Andrew Miller geschaffen hat, doch in den letzten paar Abschnitten wurde alles ein wenig mau. Der große Knall blieb irgendwie aus, dennoch kann man das Buch nicht aus der Hand legen, weil man mit der Handlung mittreiben möchte, wie auf sanften Wellen, die in den Sonnenuntergang gespült werden. Man wird immer getrieben von dieser unterschwelligen Spannung.

"Friedhof der Unschuldigen" ist ein wundervoller Roman, der vieles in sich birgt. Dem Leser begegnen Leid und Liebe, Lust und Verlangen, Schicksal und Trauer. Jean-Baptiste ist die meiste Zeit ein sympathischer Begleiter durch das alte Paris und bekommt mit dem charmanten Organisten Armand, der undurchschaubaren Hure Héloïse, dem wissbegierigen Arzt Guillotin und einer Reihe weiterer Charaktere eine ganze Riege an interessanten Nebendarstellern an die Seite gestellt.


Was es sonst noch zu sagen gibt

Ich bin hin und weg von dem zauberhaften Umschlagbild. Es ist nämlich hervorragend passend und schafft es, dass einem die Sache mit dem neuen Anzug noch trauriger vorkommt. Aber lasst euch überraschen!


Bewertung und mein Fazit

Alleine seiner ausgezeichneten Sprache wegen, wird das nicht mein letztes Buch von Andrew Miller bleiben. In diesem Roman begegnet man Leid und Liebe, Lust und Verlangen, Schicksal und Trauer. Man darf einen jungen Mann begleiten, der unfreiwillig als Metapher für etwas viel Größeres dient.

Ein lesenswerter Roman, der mit atmosphärischer Sprache und liebevoll gezeichneten Charakteren in das alte Paris entführt.

Bewertung vom 10.09.2018
Der Pflegefall
Monti, Olivia

Der Pflegefall


ausgezeichnet

Ich ging ganz unvoreingenommen an das Buch herangegangen und wurde mit einer flüssigen und spannenden Geschichte überrascht, die mich einen Nachmittag lang sehr gut unterhalten hat. Zwar konnte ich mich nicht wirklich in die Protagonistin hineinversetzen, was vielleicht auch am Altersunterschied lag, doch ich mochte es, Anna auf ihrem Weg/in dieser Episode ihres Lebens zu begleiten.

Die restlichen auftretenden Charaktere waren interessant beschrieben, wenn auch vielleicht manchmal etwas einseitig, doch das ist vermutlich Annas Perspektive geschuldet. Sie lernt diese Leute in jener Situation kennen, die der Klappentext beschreibt und hat dadurch natürlich einen gewissen, vielleicht auch voreingenommenen Blickwinkel auf die Menschen um sich herum.

Spannend wurde die Geschichte dadurch, dass man lange nicht wusste, wer im Recht und wer im Unrecht ist. Ist Brunt nun ein Monster oder das Opfer? Natürlich lehne ich Selbstjustiz im realen Leben strikt ab, doch es war nervenaufreibend, sich nicht sicher zu sein, ob der alte Mann seines Geldes wegen vergiftet wird - oder ob er überhaupt vergiftet wird!

Interessant waren die kleinen Einblicke in das Leben einer Hauspflegerin. Das war - meiner Meinung nach - recht authentisch beschrieben und ließ Anna umso menschlicher und realer wirken. Es gab in diesem Roman traurige, nachdenkliche und auch dramatische Momente, die ihn einfach zu einem angenehmen Lesevergnügen gemacht haben.

Bewertung vom 10.09.2018
Der Klügere lädt nach
Freeman, Castle

Der Klügere lädt nach


ausgezeichnet

Nachdem ich "Männer mit Erfahrung", "Auf die sanfte Tour" und vor allem den lakonischen Sheriff Lucian Wing heiß und innig liebe, musste auch der dritte Teil der losen Reihe bei mir einziehen. Und ich habe es keinen Buchstaben lang bereut. Castle Freeman ist ein Meister, der es versteht, seine Leser bei der Zeile zu halten :)

Meine Meinung

Was für ein fulminanter dritter Teil der Reihe um den gemächlichen Sheriff Wing!

Seine geliebte Clemmie hat sich einem anderen Mann zugewandt und sogar er selbst wird kräftig umworben, was dem Leser das ein oder andere breite Grinsen ins Gesicht treibt. Das Verbrechen schläft natürlich auch nicht und diesmal kann sich Lucian nicht wie gewohnt mit seiner ruhigen, abwartenden Art bis zur Auflösung des Falles kämpfen ... Diesmal arbeitet nämlich DAS GESETZ gegen ihn bzw. seine Überzeugungen.

Ich möchte eigentlich gar nicht zu viel von der Handlung verraten, weil man das Buch einfach selbst gelesen haben muss! Ich sage nur, dass alte Bekannte zurückkehren und noch mal einen ganz großen, bedeutenden Auftritt bekommen. Man erfährt einmal mehr etwas über Lucians Vergangenheit und wie er zu seinem Posten als Sheriff kam. Das war herzerwärmend und höchst amüsant zu lesen. Ich liebe die Dynamik zwischen den Agierenden und ich liebe Sheriff Wingate. Hoffentlich kommt da noch mehr!

Geschrieben ist es in Freemans gewohnt lakonischer Art, die mir so gut gefällt. Und wieder gibt es lustige Dialoge zwischen den Alten, die sich wie ein Film vor dem geistigen Auge abspielen. Da wird zackig geliefert, ähnlich Pistolenschüssen. Ob wirklich geschossen wird, müsst ihr selbst nachlesen!

Bewertung und mein Fazit zu "Der Klügere lädt nach"

Ein fulminanter dritter Teil, der noch mehr Einblicke in Sheriff Lucian Wings Werdegang gibt und mit einer spannenden Handlung aufwartet, die sich in einem ganz großen Knall löst! Wie immer herrlich amüsant, spannend und liebevoll geschrieben! ABSOLUT LESENSWERT!

Bewertung vom 08.03.2018
Dreck / Pulp Master Bd.11 (eBook, ePUB)
Disher, Garry

Dreck / Pulp Master Bd.11 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nachdem sein letzer Coup ja gehörig schief ging, wie man in "Gier" nachlesen kann, begleiten wir Wyatt in die Wüste. Sechs Wochen sind vergangen, seit er in Melbourne jemandem auf die Füße getreten ist. Jetzt wird er gesucht. Und zwar nicht nur von der Polizei ...

Klasse fand ich, dass die Handlung an den ersten Teil anschloss und die Geschehnisse (wie es in anderen solchen Reihen oft nicht der Fall ist) auch eine direkte Auswirkung auf Gegenwart und Zukunft haben. Auch dieser Roman endet damit, dass man weiß, wohin es geht und wie der nächste Coup aussehen wird - den gibt es dann in Band 3 zu lesen. Allerdings lege ich hier erst mal eine Wyatt-Pause ein. Warum?

Nun, der Schreibstil war wie gewohnt knapp und prägnant, was ich ganz angenehm finde. Der Plot hat auch recht interessant begonnen. Mit den Charakteren tat ich mir schon wieder schwerer, weil einach so gar niemand dabei war, den man irgendwie ins Herz schließen konnte. Klar, es ist ein Gangsterroman, aber auch da kann ich jemanden mögen. Was hier nicht wirklich der Fall war.

Erzählt wir natürlich aus Wyatts Perspektive, dann noch aus der des Hitmans Letterman - ein Ex-Bulle und Anzugträger - und auch der Ganove Raymond Trigg kommt des Öfteren zu Wort.

Bis zum zweiten Drittel war das Buch halbwegs spannend, dann passierte jedoch etwas Unerwartetes und der Rest war eher als antiklimatisch zu beschreiben. Näher möchte ich darauf nicht eingehen, weil ich sonst spoilern müsste, aber auch in Band 1 ist mir aufgefallen, dass die Spannung ab einem bestimmten Punkt rasant abnimmt, so als wären die Cliffhanger falsch gesetzt. Es kristallisiert sich ja heraus, dass die Wyatt-Reihe eine Serie ist, die man nahtlos weiterlesen kann und sollte. Vielleicht hätte man das anders gestalten können, um es spannender zu machen. So war irgendwann ganz plötzlich der Wind aus den Segeln und ich überflog den Rest der Seiten nur noch, anstatt fingernägelkauend die Hitze Australiens im Rücken zu spüren.



Bewertung und mein Fazit

Von mir gibt es diesmal nur 3 Sterne, da mir die Spannung zu schnell abfiel und die kleinen Minuspunkte sich ansammelten. Ob ich die Reihe weiterverfolgen werde? Ich weiß es noch nicht. Jetzt gönne ich mir erst mal eine Auszeit vom eiskalten Wyatt.

Gangsterroman mit einigen Schwächen

Bewertung vom 28.02.2018
Der Herr der Unterstadt Bd.1
Polansky, Daniel

Der Herr der Unterstadt Bd.1


ausgezeichnet

Der Schreibstil und die Story haben mir ausgesprochen gut gefallen. Die flapsige Gossensprache, sowie die wohlklingenden Bezeichnungen für Ermittler und diverse Drogen, passten super zum Ich-Erzähler und dem Setting eines düsteren, dreckigen Ghettos, in dem allerhand Verbrecher ihr Unwesen treiben und jeder ums tägliche Überleben kämpft, während die Adligen weit abseits in ihren schönen Häusern hocken und dem Gestank der Unterstadt den Rücken kehren.

Der Patron ist ein Antiheld, für den ich allerdings sehr schnell Sympathie hegte. Er ist ein Großmaul und selten um einen blöden Spruch verlegen, auch wenn seine große Klappe ihn oftmals in Schwierigkeiten bringt. Ich mochte seinen trockenen Humor - denn ja, ich habe eine Schwäche für Zyniker. Vor allem, wenn zwischendurch immer wieder durchscheint, dass sich dahinter noch etwas ganz anderes verbirgt. Besonders das Verhältnis zu seinem Laufburschen Zeisig und seinem ehemaligen Partner beim Geheimdienst zeigte, dass auch ein Simeon Dubois nicht so hart ist, wie er tut.

Die Fantasy-Elemente (die teilweise etwas Kindliches und teilweise etwas Horrorhaftes an sich hatten) hielten sich in Grenzen und waren ganz natürlich zu lesen und nachzuvollziehen. Man kann sich also an den Roman wagen, auch wenn man kein großer Fan von Fantasy ist, aber gerne mal einen Noir-Krimi lesen möchte.

Manche Charaktere blieben etwas blass oder klischeehaft, was aber durchaus seinen eigenen Charme versprühte. Besonders Zeisig mochte ich sehr gerne und das Zusammenspiel mit dem Patron fand ich einfach nur herzerwärmend. Man erfährt einiges über Simeon Dubois' Vergangenheit, wobei etliches nur angedeutet wird, um in einem späteren Band aufgelöst zu werden. Das schürt das Interesse am Protagonisten und macht neugierig auf mehr.

Der Krimi hält die Spannung größtenteils aufrecht, wenn auch meiner Meinung nach in der zweiten Hälfte oder dem letzten Drittel ein paar kleinere Durchhänger waren, wo etwas zu detailreich erzählt wurde. Das ist aber reine Ansichtssache und ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch, also vermute ich, dass einem anderen Leser so etwas gar nicht aufgefallen wäre.


Besonderheiten, die eine Erwähnung wert sind

Besonders schön fand ich die Kapitelgestaltung, bei der man wirklich das Gefühl hat, der Verlag hat sich Gedanken zum Roman gemacht.


Was es sonst noch zu sagen gibt

Die Story (zumindest die Krimihandlung) an sich ist abgeschlossen, aber es gibt Folgebände. Diese erschienen bis jetzt leider nicht auf Deutsch, so werde ich sie mir auf Englisch zulegen, denn die Reihe möchte ich auf jeden Fall fertiglesen. Vor allem, da in diesem Band Geschehnisse aus des Patrons Vergangenheit angeschnitten werden, deren Auflösung man nicht verpassen möchte.


Bewertung und mein Fazit zu 'Der Herr der Unterstadt'

Wer diese Rezension aufmerksam gelesen hat, wird meine Bewertung gewiss voraussehen :) Ich mochte die Charaktere und die Story. Der Krimi war spannend und der Roman hat mich insgesamt sehr sehr gut unterhalten. Der Herr der Unterstadt darf sich also über volle 5 Sterne freuen!

Ein Wahnsinns-Buch, das mich wirklich sehr begeistern konnte.