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easymarkt3
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Insgesamt 850 Bewertungen
Bewertung vom 30.03.2025
Hase und ich
Dalton, Chloe

Hase und ich


sehr gut

Aufschlussreich, informativ, mit gedanklicher Nachwirkung!
Der graumelierte Hase des Covers scheint direkten Blickkontakt zum Leser aufbauen zu wollen und bekräftigt dadurch den besonderen Kontakt zwischen Mensch und Tier. Jedem Kapitel in diesen zwei Teilen des Romans sind zarte, lebendige Darstellungen des Hasen eingestreut mit anhängender Grundstückskarte, die diese Geschichte zu mehr als einem reinen Sachbuch aufwerten. Die detaillierten Beschreibungen seines Wachstums, verbunden mit Verhaltensänderungen, aber auch Veränderungen an Augenfarbe oder Fell sind aufschlussreich. Historische Fakten, Unterschiede zu Kaninchen, Gedanken zu ihrer Jagd etc. wechseln zu Mythen und Legenden über den Hasen. Das Zusammenleben in Haus und Garten wird akribisch beschrieben, stets im Fokus, dieses wild lebende Tier in seiner Reinlichkeit, Unabhängigkeit und Nachtaktivität nicht zu behindern. Während im ersten Teil der Schwerpunkt auf das Aufwachsen des Hasen im Wandel der Jahreszeiten liegt, behandelt der zweite Teil den Nachwuchs des Hasen über mindestens zwei Jahre und seine Charaktereigenschaften wie Geduld, Würde, innere Ruhe und Stärke. Die Autorin scheint dabei einen Prozess der Selbstfindung und einer viel klareren Wahrnehmung der unmittelbaren Umgebung gemacht zu haben. Ihrem Verhältnis zur Natur, zur technisierten Landwirtschaft und zur Jagd ohne Schonzeit widmet sie viele abwägende Gedanken.
Ein emotionales Werk über das Miteinander von Menschen und Hasen im Speziellen.

Bewertung vom 29.03.2025
Die Summe unserer Teile
Lopez, Paola

Die Summe unserer Teile


sehr gut

Mutterschaft in drei Frauengenerationen in interessanter, fiktiver Konstellation.
Das Cover zeigt einen Gemäldeausschnitt aus einem seitlich festgehaltenen Frauenporträt ohne Gesicht in zeitloser Bekleidung – neutral genug für jede der hier festgehaltenen Generation. Die Großmutter Lyudmiła flieht aus Polen nach Beirut 1944 und arbeitet dort erfolgreich als Chemikerin. Ihre Tochter Daria studiert ab 1976 in München Medizin und arbeitet als berufstätige Mutter in eigener Kinderarztpraxis. Ihre 23-jährige Tochter Luzy studiert Informatik 2014 in Berlin. Aus den Perspektiven dieser drei Frauen, Mütter und gleichzeitig auch Töchtern ergibt sich über den Zeitraum von sieben Jahrzehnten eine zwischenmenschliche Beziehung voller Distanz, kaum spürbarer Liebe, auch wenn beste Intentionen zu erfolgreicher Mutterschaft besonders von Daria vorgelegen haben. Das Scheitern der Mutter-Tochter-Beziehung ist besonders hart zwischen ihr und Luzy spürbar. Die große Distanziertheit teils auch durch Unkenntnis wichtiger Familiengeheimnisse zwischen den Generationen führt zum Scheitern von „Familie“. Ihre diversen Wege der Vergangenheitsbewältigung und gleichzeitigen Zukunftssuche braucht Mut zu offenen Worten. Die vielen emotionalen Spannungen untereinander sind einfühlsam und realistisch beschrieben.
Die Summe unserer Teile ergibt nicht immer etwas harmonisch Ganzes.

Bewertung vom 28.03.2025
Die Magnolienkatzen
Morishita, Noriko

Die Magnolienkatzen


gut

Etwas enttäuschend!
Das Cover mit schwarz-weißer Katze und Jungkatze unter einem blühenden Magnolienbaum gefällt sowohl in dieser Komposition als auch in der Farbgebung – sehr ansprechend! Die Autorin beschreibt als Ich-Erzählerin – vermutlich autobiographisch – das Auffinden einer Straßenkatze mit ihrem Wurf im Gebüsch beim abgesägten Magnolienbaum. Wie sich das Zusammenleben von Noriko mit ihrer Mutter positiv verändert, gelingt ihr während der gesamten Zeit der Aufzucht von fünf quirligen, schnurrenden Persönlichkeiten samt fürsorglicher Katzenmutter sachlich zu dokumentieren. Detailliert beschreibt sie sämtliche Entwicklungsstufen ihrer tierischen Schützlinge über Impfungen, Kastration bzw. Sterilisation, Stressverhalten bis zur liebevollen Interaktion mit Ihnen und ihrem familiären Freundeskreis. In sechs Kapiteln reflektiert Noriko auch über die starke emotionale Bindung bis zum Glücksgefühl, über ihre Verantwortung gegenüber ihren zunächst unerwünschten, tierischen Mitbewohnern. Leider fehlen Tiefgang, mehr Twists und Turns hinsichtlich der hier involvierten Menschen. Für Katzenliebhaber ist dieser Roman sicher ein Highlight.

Bewertung vom 27.03.2025
Maybe Meant to Be
Walther, K. L.

Maybe Meant to Be


sehr gut

Eine Young Adult Romanze mit besonderem Kick
Das Cover soll wohl den Bexley-Campus in den USA wiederspiegeln mit einigen, im Roman beschriebenen Features wie das Tandem, die Liegewiese mit zwei architektonisch unterschiedlichen Gebäuden im Randbereich – eine passende Einstimmung für diesen Debütroman über zwei Liebende, die sich erst nach vielem Straucheln mutig dem Out-Coming stellen. Die Hauptfiguren Sage, Charlie und Nick, dicke Freunde seit Kindheitstagen, Schüler der 12. Klasse der Bexley Boarding-School, werden aufgemischt durch die Ankunft von Luke Morrissey. Aus Freunden werden schließlich Liebende, die viele Geheimnisse, emotionale Tiefpunkte und Glücksmomente teilen auf ihrem Weg der Selbstfindung. Die Dialoge sind unterhaltend und clever und die sympathischen Charaktere wirken authentisch in ihrem sozialen Verhalten. Die thematische Entwicklung dieser heimlichen Liebe könnte sehr gut einer genauen Beobachtung im realen Umfeld der Autorin entsprungen sein.
Eine schöne Hommage an Boarding-School-Zeiten!

Bewertung vom 26.03.2025
Pearly Everlasting
Armstrong, Tammy

Pearly Everlasting


ausgezeichnet

Der Schreibstil um pure Tierliebe berührt.
Die Szenerie spielt um 1934 zunächst in der kanadischen Wildnis um Greenlaw Mountain im Holzfällercamp 33. Die fiktive Geschichte um die neugeborene Tochter Pearly Everlasting Hazen und den noch blinden Schwarzbärenjungen Bruno, deren gemeinsamem, beschütztem Aufwachsen im Wald ist faszinierend im Detail erfasst mit dem Vater als Koch im Camp und der Mutter als Heilerin für Verletzungen der sie umgebenden Menschen und Tiere. Die Härte beim Holzfällen unter bitteren Wetterverhältnissen, aber auch die Kameradschaft oder der Aberglaube innerhalb der Männertruppe schwingt atmosphärisch mit beim Lesen. Die Figuren der Liederfängerin, eine Art Musikethnologin, und ihre Freundin Ebony bringen in ihrer Einzigartigkeit die wahre Seele des Waldes zum Schwingen mit ihren Vorträgen über Bruno rund um Smoke River. Auf der zweiten Erzählebene geht es um den Hilfskoch Ansell, der sich schließlich auf die Suche nach der 17-jährigen Pearly macht und in abwechselnden Kapiteln mit Pearlys Abenteuern konkurriert. Mit der bedrohlichen Figur von Swickers als Campboss und seinem heimlichen, illegalen Verkauf von Bruno breitet sich in dieser doch heilen, vertrauten Welt ein spannendes Unheil auf mit dramatischen Erfahrungen für Pearly, Ansell und Bruno. Im Bemühen um Brunos Rettung treten weitere gut gezeichnete Figuren auf, zeitgemäß beschrieben, umgeben von modernen Errungenschaften wie z.B. elektrischem Licht und Automobilen. Historischen Momenten wie der Weltwirtschaftskrise und dem Aufkommen von Gewerkschaften wird ebenso Raum eingeräumt. Die ursprüngliche Inspiration zu dieser Geschichte geht wohl auf die tatsächliche Begegnung des Naturfotografen William Lyman Underwood mit dem Bären Bruno zurück, der jedoch im Alter von zwei Jahren für den Rest seines Lebens in ein Tierasyl gebracht wurde. Insgesamt berührt diese fiktive Geschichte, die in unserer heutigen Realität so nicht vertretbar wäre.

Bewertung vom 25.03.2025
Flusslinien
Hagena, Katharina

Flusslinien


sehr gut

Ein sprachlich taktvoller Roman über Tod, Stille, zahlreiche Erinnerungen.
Das Cover zeigt wilde Vegetation mit Schilf, Buschwerk und fliegendem Storch, passend zum Elbstrand unter NABU – Betreuung. Die Elbe mit ihren Flusslinien bei Ebbe, Flut, Hochwasser und Trockenzeiten spielt eine gewichtige Rolle für die drei Hauptfiguren mit all ihren seelischen Narben, Schuldgefühlen und Erinnerungen. Die historischen Fakten über Else Hoffa, der Gestalterin des Römischen Gartens in Hamburg, sind interessant. Während über zwölf Tage hinweg die Seniorin Margrit über den Tod, ihr Leben, über den Krieg und ihre Mutter, über die Angst um ihre Enkelin Luzie, über die Sorge um Sohn Frieder und all die Gespräche sinniert zwischen dem geruhsamem Ein- und Ausatmen im Alter von 102 Jahren, stellt sich auch ein liebevolles, rücksichtsvolles Miteinander mit Luzie ein, die bockige Schul-Abbrecherin, die Trauma Geschädigte, die das Tätowieren als Zwischenschritt zu ihrem Kunststudium nutzt. Ihre zarte Annäherung an Arthur gefällt. Einstmals Taucher, beladen mit Schuldgefühlen seinem Zwillingsbruder gegenüber, entwickelt er künstliche Sprachen für Fantasy- und Science-Fiction-Spiele bzw. Filme nach seiner Fahrertätigkeit in der Seniorenresidenz. Auch sein Engagement bei der NABU und sein Hobby mit der Metallsonde lassen ihn wie auch die weiblichen Figuren sehr sympathisch wirken. Innerhalb dieser Zeitspanne entwickelt sich ein harmonisches, verlässliches Interagieren, mit neuer Zielrichtung für Luzie und Arthur trotz einiger seelischer Narben. Teils poetisch, geht es auch um das Nachdenken über Wortbedeutungen, z.B. um das Wort für Stille, nachdem jemand gegangen ist. Das Alltagsleben von Senioren mit unzähligen gesundheitlichen Gebrechen wird taktvoll, teils humorvoll beschrieben. Ein lesenswerter Mix aus Fakten und Fiktion!

Bewertung vom 23.03.2025
Das Leben fing im Sommer an
Kramer, Christoph

Das Leben fing im Sommer an


gut

Der Fußballprofi Christoph Kramer erinnert sich.
Das Cover zeigt einen 10-m Sprungturm in einem Freibad, anlehnend an den Debüt-Roman von Christoph Kramer, Fußball-Weltmeister von 2014. In seinen Erinnerungen als 15-Jähriger geht es im Sommer 2006 um seine ersten Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht und um seine jahrelange, tiefe Freundschaft mit seinen zwei Freunden. Die Beschreibungen auf dem Dach der Scheune in Solingen, beim Hoffest und Parties, im Freibad oder im Club Le soleil zeigen die große Spannweite zwischen emotionalen Hochs und Tiefs, die Teenager mit den vielen neuen Anfänger-Erfahrungen treffen können. Vom Zehner im Freibad zu springen, verleiht ihm das wohltuende Gefühl angespannter Freiheit, im Hinterkopf stets den großen Wunsch Fußball zu spielen in einem großen Stadion in einem Trikot mit seinem Namen. Mit der Fußballweltmeisterschaft im Sommer 2014 endet diese erfolgreiche Zeitreise mit dem Autor als Fußballprofi, ganz oben wie einst auf dem Zehner vor dem großen Sprung. Trotz des Konkurrenzkampfes mit strengen Auswahlkriterien und hartem Training in diesem Sport liest sich dieses Buch wie eine Hommage. Die Rückerinnerung an das coole Teenagerleben im familiären Rahmen mag manch jungen Fußballfan positiv beeinflussen.

Bewertung vom 22.03.2025
Hier draußen
Behm, Martina

Hier draußen


sehr gut

Das Dorfleben lebendig beschrieben.
In 47 Kapiteln der fünf Teile geht es um ein fiktives Dorf in Schleswig-Holstein und dortigem Aberglaube beim Tod von weißen Hirschkühen. Stadtmenschen wie das Ehepaar Lara, stellvertretende Grafik-Chefin, und Ingo Fenske, eigentlich Wirtschaftsinformatiker, beide aus Hamburg mit zwei schulpflichtigen Kindern, suchen das Dorfidyll und die Dorfgemeinschaft. Traditionen, Dorffeste, Jagd und Rentabilität von Viehzucht werden ausgiebig und detailliert beleuchtet. Manche Figur ist wortkarg, verbittert und ohne Sentimentalität charakterisiert, teils im typischen Dialekt lebendig herausgestellt. Das Miteinander in der Dorfgemeinschaft gefällt durch seine durchschimmernde Tier- und Menschenliebe, aber auch durch die kritischen bis bissigen Verhaltensweisen manch eines Dorfbewohners. Der Schreibstil vermittelt klar die Schwierigkeiten von Stadtmenschen, sich im Landleben glücklich wiederzufinden. Einige Rückblicke in die Jahre 1990 und 1972 erhellen tragische wie glückliche Momente der Beteiligten. Das Cover geht sinnvoll ein auf den im Buch behandelten Aberglauben um weiße Hirschkühe. Ansonsten viel Anpassung und Einbildung – nicht jedermanns Sache.

Bewertung vom 20.03.2025
Von Stufe zu Stufe
Kucher, Felix

Von Stufe zu Stufe


sehr gut

Suche nach Raritäten in der Ukraine und nach neuer beruflicher Chance
Auf dem Cover schlängelt sich das Negativfilm einer Filmrolle älteren Datums wie ein langer Regenwurm – zielgerecht zum Thema des Romans über die Entwicklung der österreichischen Filmindustrie ab 1906 hinführend. Auf zwei Erzählebenen geht es zunächst um den bald arbeitslosen Erzähler Marc, der unzufrieden mit seinem Archivjob und als Kartenabreißer im Kino nach seinem Studium der Filmwissenschaft im Dezember 2021 als Roofer illegal auf Wiens Hochhausdächern herumgeistert. Über Omas Betreuerin Katalina aus der Ukraine entwickelt sich dann eine abenteuerliche Rettung von Filmdosen für Zelluloidfilme aus der Stummfilmzeit. Der Buchtitel bezieht sich auf den Film Von Stufe zu Stufe, der 1908 von dem Team Louise Kolm und Jakob Fleck, den österreichischen Filmpionieren, gedreht wurde als ersten abendfüllenden österreichischen Spielfilm. Die Recherchearbeit des Erzählers, seine Suche nach raren Quellen, ist gut nachvollziehbar.
Die zweite Erzählebene handelt sehr detailliert von der Entwicklung der ausleihbaren Pathé-Kinematographen, der Kinematographen-Theater und den Bemühungen des Ehepaars Anton und Louise Kolm, neben der Arbeit in ihren Fotoateliers einen niveauvollen Spielfilm zu erstellen, weg vom billigen Klamauk in Kurzfilmen.
Der Schreibstil lässt sowohl die Gegenwart als auch die Vergangenheit lebendig, realistisch, menschlich greifbar werden. Der Leser geht mit auf diese sehr spezielle Reise in die Vergangenheit der österreichischen Filmindustrie, verknüpft mit universitärer Jobsuche in Wien und den harten Realitäten in der Ukraine – sicher interessant für Filmfans der Stummfilmzeit.

Bewertung vom 19.03.2025
Halbinsel
Bilkau, Kristine

Halbinsel


sehr gut

Verlogene Welt rund um Emissionshandel und CO2-Zertifikaten – interessant.
Die Szenerie spielt auf der Halbinsel Nordstrand, nahe beim Watt, mit Blick auf Felder, Wald und Vögel. Die Ich-Erzählerin Annett, Mutter der 25-jährigen Linn, lässt in vielen Rückblicken ihre tiefgehenden Gedanken zu Linns Kindheit und über das kurze Familienleben mit dem früh verstorbenen Ehemann Johan Revue passieren. Während des beschriebenen Zeitraums zwischen Mai und September wandelt sich das Verhältnis von Mutter und Tochter zu Gefährtinnen in einem langsamen Prozess des neu Kennenlernens und des vertrauensvollen Gewährens. Ist Linn mit gekündigtem Job und aufgelöster Wohnung in Berlin unerwartet wieder im Elternhaus eingezogen, verhält sie sich zunächst depressiv, antriebslos, abweisend und ist voller Enttäuschung über ihren bisherigen verlogenen Jobinhalt. Nach anfänglicher Verunsicherung, belastet auch durch einen vermeintlichen Versicherungsfall mit Bildrestaurierung und Neuanstrich in einem Hotel, füllt sich das Miteinander mit tiefgehenden Gesprächen z.B. über ihre Zukunft in 5 Jahren oder über den verlogenen Emissionshandel und CO2-Zertifikaten. Eigentlich leben Eltern wie Annett oft im Konflikt zu ihren Kindern, indem sie aus Fürsorge, getragen mit Hoffnungen und Erwartungen gleichzeitig deren Freiheit einschränken für eine Welt, die so anders sein mag als jene, in der man als Eltern selbst aufgewachsen ist – ein Generationenkonflikt. Künstler wie Gustav Mahler, Vilhelm Hammershøi, Detlev von Liliencron, Henrik Ibsen oder Theodor Storm sind bereichernd eingeflochten in Überlegungen der Ich-Erzählerin. Historisch interessant ist auch die Erwähnung der 2. Marcellusflut im Januar 1362, verbunden mit Verhaltensregeln im Watt für den Notfall.
Ein tiefgründiger Versuch einer Konfliktauflösung!