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thisisher

Bewertungen

Insgesamt 45 Bewertungen
Bewertung vom 10.03.2023
Macht
Furre, Heidi

Macht


sehr gut

Bedrückend

Heidi Furres Roman begleitet eine Frau, die ihr Leben nach einer Vergewaltigung bewältigt und zeigt auf, dass ihre traumatische Erfahrung in allen Bereichen ihres Lebens Auswirkungen hat.

Wir folgen Liv, die als Pflegekraft arbeitet in ihrem Alltag. Immer wieder wird in einer bedrückenden Atmosphäre die Auswirkung der Vergewaltigung deutlich. In jedem Bereich ihres Lebens, auf der Arbeit, mit den eigenen Kindern und in ihrer Freizeit, in ihrer Art die Straße entlang zu gehen ist sie konfrontiert mit den Folgen des Übergriffs, den sie zu ihrer Studienzeit erlebt hat.
Die Geschichte zu lesen lässt auch Lesende bedrückt zurück und zeigt das Ausmaß das eine solche Erfahrung hinterlässt.

Das Buch war schwer zu lesen, weil immer wieder die Gedanken der Hauptfigur um die Vergewaltigung geschweift sind. Und die Nachdrücklichkeit mit der die Autorin das alles beschrieben hat (ohne die Tat selbst zu beschreiben) mich betroffen gemacht hat. Ein Buch über das ich noch lange nachgedacht habe.

Bewertung vom 10.03.2023
Young Mungo
Stuart, Douglas

Young Mungo


ausgezeichnet

Es geht um Mungo, der in Glasgow aufwächst, mit einer älteren Schwester, die die Mutterrolle für ihn übernommen hat, einer Mutter, die alkoholkrank ist und einem Bruder, der mit Gewalt versucht sein Leben zu bewältigen.
Mungo verliebt sich eines Tages in James, einen Katholiken, womit wir auch schon beim zentralen Thema sind.
Mir hat das Buch wahnsinnig gut gefallen. Ich mochte, die sanfte Art Mungos, die zum Teil drastischen Sprünge, die er erlebt und wie nah Sanftheit und Gewalt hier liegen. Wenn Mungo mit James zusammen ist, kommen Zärtlichkeit und Wärme zum Vorschein, die sonst in seiner Welt eher selten sind. Gleichzeitig gibt es auch krasse Gewalterfahrungen, die sehr schwierig zu lesen sind.
Tatsächlich aber hat mir das Buch richtig gut gefallen, ich mochte die Charaktere, die Art von Douglas Stuart Mungo zu beschreiben, seine Verletzlichkeit zu zeigen.

Von vorne bis hinten eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 06.09.2022
Anleitung ein anderer zu werden
Louis, Édouard

Anleitung ein anderer zu werden


ausgezeichnet

Edouard Louis hat mit "Anleitung ein anderer zu werden" einen Roman verfasst, der so fesselnd ist, dass er sich am Stück lesen lässt. Er beschreibt seine eigene Geschichte, sein Leben, alles was ihn dazu gebracht hat, Schriftsteller zu werden und die Welt seiner Eltern hinter sich zu lassen.

Die eigenen Gedanken und Gefühle in Bezug auf sein ganzes Leben und sein Streben nach mehr, nach einem besseren Leben, als das was seine Eltern hatten, lesen sich faszinierend und fast schon hypnotisch.

Seine Entwicklung als Getriebener, der immer weiter sucht, immer weiter, schneller, höher will, der so viel Abstand wie möglich zwischen sich und seine Kindheit bringen will, ist wahnsinnig spannend zu lesen.

Ich fand besonders gut, wie er die Gesellschaft in der er sich jeweils aufhält gleichzeitig von außen und innen betrachtet. Wie er seine Abscheu und seine Faszination beschreibt, seinen unbedingten Willen weiterzukommen und seinen Ehrgeiz es in der Welt zu etwas zu bringen.

Einfach ein krasses, schmerzhaftes und eindrücklicher Roman, der von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung bekommt!

Bewertung vom 05.09.2022
Die Kriegerin
Bukowski, Helene

Die Kriegerin


ausgezeichnet

"Die Kriegerin" ein wahnsinnig gutes Buch über zwei Frauen und ihren Kampf mit der Welt und mit sich selbst. Ich mag wie wütend Lisbeth und die Kriegerin sind, wie ihre Beziehung zu Gewalt und zueinander beschrieben wird. Kurzum ich liebe dieses Buch!
Lisbeth arbeitet als Floristin und bricht eines Tages aus ihrem Alltag aus und flüchtet ans Meer. Dort trifft sie die Kriegerin wieder, die sie noch aus ihrer Zeit bei der Bundeswehr kennt. Die Beziehung der beiden Frauen ist einfach wunderschön geschrieben. Ich liebe, dass es hier um Frauen geht, in deren Welt Gewalt eine Rolle spielt und die irgendwie damit umgehen müssen. Ich liebe, dass es beschrieben wird, dass es weh tut beim Lesen, dass es so schön ist beim Lesen und dass es die beiden Frauen von einer Seite zeigt, die normalerweise für Frauen in der Literatur nicht vorgesehen ist, nämlich eine Welt in der Frauen wütend sind und auch Frauen Gewalt ausüben.
Ich mochte, dass die Frauen gleichzeitig sensibel und grausam sind, dass sie damit kämpfen geliebt zu werden und zu lieben, dass es ihnen so schwer fällt sich zu öffnen. Ich mochte, dass es gleichzeitig anonym und wahnsinnig intim ist, dass kollektive Erfahrungen und individuelle Auswirkungen beschrieben werden, dass das Buch so spannend und voller Momente ist, die einen noch lange beschäftigen. Ich liebe dieses Buch!

Bewertung vom 16.07.2022
So sind Familien
Allert, Judith

So sind Familien


ausgezeichnet

Endlich ein Kinderbuch, das verschiedene Familienentwürfe wertschätzt und wunderbar darstellt. In diesem Kinderbuch sind verschiedene Geschichten zusammengestellt, die alle unterschiedliche Familien zeigen.
Manche haben zwei Mamas, andere Eltern, die aus unterschiedlichen Ländern stammen, aber auch Patchwork und Familien mit Omas und Opas werden hier erzählt.
Ich mochte besonders, dass alle Familien gleichberechtigt dargestellt wurden und auf Diversität viel Wert gelegt wurde. Die Illustrationen sind ganz passend und wunderschön gezeichnet und zeigen die vielen Arten von Familien, die es nunmal gibt und die sonst nicht so oft dargestellt werden.
Ich fand schön, dass es intersektional erzählt wurde und die Geschichten nicht zu lang und nicht zu kurz waren, so dass jede Familie ihren eigenen Platz hatte.
Alles in allem ein ausgesprochen empfehlenswertes Buch, das zum Vorlesen und zum Selberlesen sehr gut geeignet ist und großen und kleinen Menschen Spaß macht!

Bewertung vom 16.07.2022
Baumschläfer
Duda, Christian

Baumschläfer


gut

Dieses Buch beruht ist inspiriert von einer wahren Geschichte, von einem Jungen, der miterlebte, wie seine Mutter von seinem Vater getötet wurde und dann durch das soziale System fällt und auf der Straße lebt und dann in einem Baum tot aufgefunden wurde.
Ich fand es tatsächlich eher schwierig in die Geschichte einzusteigen und wirklich die Hauptfigur nachvollziehen zu können. Für mich las es sich eher wie ein gesellschaftskritisches Jugendbuch, das, bis auf den Schreibstil, nichts wirklich neues oder emotional berührendes zeigen konnte.
Für mich war die Art des Erzählens, und damit meine ich gar nciht unbedingt den Schreibstil, sondern eher die Art, wie die Figuren angelegt waren, eher oberflächlich und schwer greifbar.
Was mir dagegen wirklich ausgesprochen gut gefallen hat und immer noch gefällt, ist das Cover. Ich liebe diese Zeichnung und ich habe mir ein fast fantastisches Buch vorgestellt, das dann aber eher krass realistisch sein wollte und bruchstückhaft zusammengestellt wurde.

Bewertung vom 27.05.2022
Queergestreift
Köller, Kathrin;Schautz, Irmela

Queergestreift


ausgezeichnet

Wenn auf dem Buch drauf steht: Alles über LGBTIQA+, dann ist hier auch wirklich ALLES drin, was es über dieses spannende und wunderbare Thema zu wissen gibt. Mir hat sehr gut gefallen, wie detailliert alles beschrieben wurde, wie wertschätzend mit jedem einzelnen Thema umgegangen wurde und wie gleichberechtigt alle Themen nebeneinander standen.

Die Illustrationen sind dabei natürlich besonders hervorzuheben, denn sie sind bunt, vielfältig und super schön gezeichnet. Ich hab mich während der Lektüre einfach die ganze Zeit gefreut, dass es jetzt ein Buch gibt, das alles mal erklärt und das zeigt dass Körper, Identitäten und Begehren ganz verschieden sind und das das nicht nur okay, sondern sogar ganz toll ist.

Man kann es von vorne nach hinten lesen, wie ein Lexikon benutzen oder auch einfach ein paar Seiten lesen und hin und her springen beim Lesen.

Den Einband finde ich superschön, vor allem, dass der Buchschnitt auch in Regenbogenfarben gestaltet ist. Ich mag, wie einzelne Feiertage der Community genauso drinstehen, wie Stimmen aus der Community, die aus ihrem eigenen Leben erzählen und das Buch so zu einem rundum gelungenen Erlebnis machen.

Bewertung vom 19.02.2022
Die Feuer
Thomas, Claire

Die Feuer


sehr gut

Summer, Ivy und Margot sehen sich ein Theaterstück an während draußen vor der Stadt die Buschbrände wüten. Sie sinnieren während des Stückes über ihr jeweiliges Leben und kommen alle drei zu Entschlüssen, die ihr weiteres Leben beeinflussen wird. Summer arbeitet im Theater, um sich ihr Schauspielstudium zu finanzieren und ist besorgt über ihre Freundin, die in die Berge gefahren ist, um nach ihren Eltern zu schauen. Ivy war Margots Studentin und ist jetzt erfolgreiche Kunstmäzenin und Margot, Literaturprofessorin, erlebt Gewalt von ihrem Ehemann, bei dem eine Demenzerkrankung diagnostiziert wurde. In der Pause des Stückes treffen die drei aufeinander.
Der Roman wird aus den drei Sichten der drei Frauen erzählt. Gemeinsam ist allen drei Erzählperspektiven jedoch, dass sie das auf der Bühne Geschehene sehen und erzählen und dadurch in ihren Gedanken beeinflusst werden. Keine der drei ist wirklich auf das Stück konzentriert, sondern dieses dient eher als roter Faden und Stichwortgeber für die inneren Monologe, die wir hier lesen können.
Mir hat die Sprache und die Erzählweise gut gefallen. Sie wirkt erfrischend und spannend, es wird nie langweilig, weil die Perspektive oft wechselt und man sich wieder in andere Gedanken hineinversetzen muss. Das Ende ist relativ offen, was aber zu dem Buch passt, da wir hier nur einen sehr kurzen Moment im Leben der drei Figuren erleben, das ganze Buch spielt eigentlich an einem Abend.
Die Figuren sind rund gut erzählt, ihre Schicksale miteinander verbunden, aber jede hat eine eigenständige Geschichte, die ihre jeweilige Daseinsberechtigung hat. Mir hat gut gefallen, wie sie miteinander verbunden sind, dass nicht jede Kleinigkeit erzählt wird, sondern auch Raum für Interpretationen lässt. Claire Thomas ist ein gut durchkomponierter und spannend erzählter Roman gelungen, der die großen und die kleinen Probleme wahrnimmt und sie gelungen erzählen kann.

Bewertung vom 12.09.2021
Das Glashotel
Mandel, Emily St. John

Das Glashotel


sehr gut

Also. Am Anfang habe ich das Buch gelesen mit der Erwartung, dass ich die Geschichte einer jungen Frau namens Vincent lese. Doch schnell merkte ich, dass es weniger um Vincent sondern mehr um Menschen geht, die in Vincents Leben eine mehr oder weniger große Rolle spielen. Vincent kommt dabei nur so im Vorübergehen vor. Als würde man sie draußen vor dem Fenster vorbeigehen sehen oder aus großer Entfernung am Ende der Straße erblicken.

Davon abgesehen hat mir der Schreibstil sehr gut gefallen. Die Geschichte entwickelt sich in eine Richtung, die am Anfang nicht so wirklich klar ist und mäandert so vor sich hin. Das ist aber nicht störend oder langweilig, weil über weite Teile, der Stil des Erzählens so gut und so elegant ist.

Am Ende war es jedoch eine Geschichte über einen Finanzskandal, die schön und gekonnt in Szene gesetzt wurde. Ein bisschen schade jedoch, da ich lieber eine Geschichte, die eine individuellere Figurenzeichnung hat, gelesen hätte. Also 10 Punkte für den Erzählstil und 7,5 für die Geschichte ergeben doch eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 09.08.2021
Unsichtbar im hellen Licht
Gardner, Sally

Unsichtbar im hellen Licht


gut

Celeste findet sich in einer Parallelwelt wieder und ist mit einigen Herausforderungen konfrontiert, die mit dem geheimnisvollen und unheimlichen Mann im smaragdgrünen Anzug zusammenhängen.

Also. Die Geschichte an sich ist eigentlich ganz interessant, ein klassisches Fantasybuch für Jugendliche. Mir gefällt auch, dass der "böse Mann" nicht so eindeutig böse ist wie es eigentlich scheint. Allerdings fehlt mir bei ihm total die Hintergrundgeschichte, die nur einmal kurz ein bisschen angerissen wird. Der Grund, warum er dieses grausame Spiel spielt, wird nicht so eindeutig aufgeklärt bzw. reichen mir seine Motive nicht aus, um sein Verhalten zu rechtfertigen.

Die Figuren sind ganz interessant, aber ihre Geschichten und Beweggründe kamen mir beim Lesen manchmal ein bisschen zu kurz. Einzelne Figuren nehmen sehr viel Raum ein, es wird aber nicht genau klar, warum jetzt diese Figur so viel Raum hat und eine andere gar keinen.

Die Geschichte ist eigentlich so vielversprechend, allerdings scheint sie überhaupt nicht durchdacht. Manche Erzählstränge werden nicht zufriedenstellend aufgelöst, bzw. fehlt ein bisschen mehr HIntergrundschattierung. Manchmal wirkt es so als wäre die Geschichte einfach vor sich hingeschrieben, ohne dass sie wirklich konsequent auf ein Ziel hinausläuft und das ist eher unbefriedigend zu lesen!

Das Ende ist ganz schön gestaltet, aber am Anfang hat es lange gedauert, bis ich überhaupt in die Geschichte hineingefunden habe und mich mit den Figuren anfreunden konnte.

Die Geschichte hat eigentlich alles, was sie spannend und interessant machen würde, ist jedoch nicht so durchdacht und rund wie sie sein könnte und das ist bei Büchern wie diesem sehr schade!