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CalicoCat

Bewertungen

Insgesamt 138 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2024
Der Zögling
Craven, M. W.

Der Zögling


ausgezeichnet

Großartig!

“Der Zögling” ist Band eins der preisgekrönten englischen Krimireihe um die eigensinnigen Ermittelnden DS Washington Poe und die Analystin Tilly Bradshaw sowie deren Chefin DI Stephanie Flynn. Das Buch erschien 2018 unter dem Titel “Flammen der Vergeltung” bei Weltbild.

Ein cleverer, gut organisierter Serienmörder foltert seine Opfer in den alten Steinkreisen der Grafschaft Cumbria und verbrennt sie bei lebendigem Leibe. Dann kommt der Verdacht auf, dass der suspendierte DI Washington Poe sein nächstes Opfer werden könnte ...

Man ist sofort mitten im Geschehen: Eine entsetzlich zugerichtete Leiche, das dritte Opfer eines Serienmörders, führt zur Aufhebung von Poes Suspendierung, denn auf dem Körper des Toten wurde sein Name eingeritzt. Da Poe 18 Monate weg war, hat sich einiges geändert: seine ehemalige Untergebene ist nun seine Chefin und er braucht die eine oder andere Minute, um den richtigen Umgang mit der neuen, ungewöhnlichen Analystin zu finden.

Innerhalb weniger Kapitel wird klar, wer wie drauf ist und wer welche Stärken bzw. Schwächen hat - all das wird ungemein gewitzt, fast schon cartoonhaft dargestellt! Der geistreiche, schräge Humor bildet einen tollen Kontrast zu den grauenvollen Serienmorden. Poe ist sehr direkt, er lässt sich keinen Sch... bieten und ignoriert Vorschriften, die keinen Sinn machen oder Zeit kosten. Die junge Analystin redet mit Zeugen auch Mal über Verdauungsprobleme und die Chefin der beiden ist vollauf damit beschäftig die Wogen zu glätten, denn Poes eigenmächtiges Handeln sorgt für Entrüstung bei den hohen Tieren.

“Der Zögling” ist hochspannend, wendungs- sowie facettenreich und unterhaltsam: Der komplexe Fall, der immer wieder neue Fragen aufwirft, und schließlich auf einen völlig unerwarteten Weg führt, ist absolut mitreißend. Die nervenaufreibenden, ereignis- sowie temporeichen Ermittlungen sind interessant und die burleske Figurendynamik brachte mich regelmäßig zum Schmunzeln. Für Fans von Elizabeth George, AK Turner und/oder Nicci French.

Bewertung vom 31.10.2024
The Wilderness of Girls
Franklin, Madeline Claire

The Wilderness of Girls


ausgezeichnet

Außergewöhnlich!

Rhi hat es nicht leicht: sie wurde von ihrer Stiefmutter schikaniert (ich finde ja, dass diese stereotypische Begebenheit nicht nötig gewesen wäre), dann wurde ihr krimineller Vater verhaftet, jetzt wohnt sie bei ihrem Onkel, der im Happy Valley Wildreservat arbeitet.

Als sie dort sie eine Gruppe von “verwilderten” Mädchen entdeckt, will sie helfen, auch weil eins der Vier verletzt ist. Sie landen also im Krankenhaus, wo schnell wird klar, die Zivilisation ist nichts für sie. Sie haben in einem hohlen Baumstamm gelebt, bei einer Person, die sich als Mutter bezeichnet hat und ihnen ein Leben in der Wildnis “anerzogen” hat. Sie lebten im Einklang mit der Natur: erwachen bei Sonnenaufgang, schlafen legen bei Sonnenuntergang. Sie aßen Fisch, Bärenfett und Nüsse. Sie waren wild, frei, glücklich, denn Mutter hat ihnen ein Märchen aufgetischt, über ihre Identität, über ihr Leben ...

Die Mädchen werden zu einer öffentlichen Sensation, man will sie zivilisieren, zähmen, und sie werden von einer Psychiaterin betreut.

Man findet Angehörige eines Mädchens, die anderen kommen in Pflegefamilien. Zwischen Rhi und ihnen besteht eine interessante Nähe, aber alle zwischenmenschlichen Beziehungen (innerhalb der Pflegefamilien etc.) sind faszinierend (verstörend).

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven: Es gibt Rhis Sicht, die der einzelnen Mädchen, Einblicke in ihre Vergangenheit, in E-Mails, in Notizen der Psychiaterin und einiges mehr.

“The Wilderness of Girls” ist spannend, ergreifend, erschütternd, überraschend sowie feministisch gestaltet. Es geht um (überholte) Rollenbilder, Bodyshaming, psychische und physische Misshandlungen, Kannibalismus, Suizid. Keine leichte Kost, das Schmerzliche macht allerdings auch das Schöne in dieser Geschichte aus: Stärke, die aus Zusammenhalt erwächst, Verständnis und Aufgeschlossenheit fühlen sich intensiver bzw. wertvoller an, wenn sie in der Not entstehen bzw. zur “Heilung” beitragen.

Die außergewöhnliche, mutige, gehaltvolle sowie bewegende Geschichte mit komplexen, Figuren und unerwarteten Wendungen wird ungemein einfühlsam erzählt. Die Autorin schildert die Verzweiflung der Mädchen, angesichts der einengenden Konventionen der zivilisierten Welt, emotional, nachvollziehbar, hautnah.

In “The Wilderness of Girls” prallen eine Fantasiewelt und die Realität aufeinander. Das Buch regt zum Nachdenken an, lässt tiefverwurzelte Normen hinterfragen, hallt lange nach!

Bewertung vom 26.10.2024
Last Seen
Clarke, Lucy

Last Seen


ausgezeichnet

Ich möchte 10 Sterne vergeben!

Südengland, Sommer 2010: Zwei 10-jährige Jungs schwimmen ins Meer hinaus, zu weit. Sie drohen zu ertrinken, einer wird von einem Fischer gerettet, an Land gebracht. Derweil machen sich zwei Mütter Sorgen um ihre Söhne, weil sie sie aus den Augen gelassen haben und sie am Strand nicht finden können. Sie hoffen, sie bangen, die Hände eng miteinander verflochten. Eine ist schließlich erleichtert, die andere am Boden zerstört.

Südengland, Sommer 2017: Sarah und Isla sind seit ihrer Jugend beste Freundinnen. Sie verbringen fast jeden Sommer zusammen, in einer abgelegenen Bucht in Südengland, in nebeneinander liegenden Strandhütten. Am Abend des 17. Geburtstags von Sarahs Sohn Jacob kommt es allerdings zum Streit: zwischen den Freundinnen sowie zwischen Mutter und Sohn. Er stürmt wütend davon, bleibt über Nacht weg. Er kommt auch am nächsten Tag nicht nach Hause. Sarah und ihr Mann bleiben zunächst relativ ruhig, doch ihre Verzweiflung wächst mit jedem weiteren Tag, dann tauchen allmählich beunruhigende Informationen auf ...

Jacob verschwand am selben Tag, an dem vor sieben Jahren ein Junge im Meer verloren ging – gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Ereignissen?

Schnell wird klar, Sarah hat dunkle Geheimnisse, sogar vor ihrem Mann. Am meisten belügt sie sich jedoch selbst. Aber hier verheimlichen alle etwas und die Dynamik zwischen den undurchsichtigen Charakteren ist herrlich kompliziert, problembelastet sowie vertrackt.

Erzählt wird aus Sarah und Islas Sicht, auf mehreren Zeitebenen. Von Sarah erfährt man hauptsächlich was 2017 passiert, Isla berichtet größtenteils was zwischen 1991 und 2017 geschah bzw. geschieht: was die Freundinnen erlebt bzw. durchgestanden haben, wie sich ihre Freundschaft im Lauf der Zeit veränderte. Ich fand die Schilderungen ihrer unbeschwerten Jugend sehr berührend: Sie waren wild, frei, unvernünftig sowie unvorsichtig, sind dennoch unbeschadet geblieben. Besonders Isla musste jedoch, unabhängig von jugendlichem Wagemut, einige schmerhafte Schicksalsschläge ertragen ...

Der Schreibstil ist intensiv, ausdrucksstark und manchmal poetisch - “So fand uns Nick am nächsten Morgen – wie die beiden Schalen einer Muschel um die verborgenen Perlen unserer Trauer geklammert.” oder “All diese alten Ungewissheiten, die wie Falken über uns kreisten und nur auf den rechten Moment warteten, um sich auf uns herabzustürzen.”

Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind ungemein interessant und nuanciert gestaltet, die zahlreichen erschütternden Enthüllungen haben es wirklich in sich, sind zugleich absolut glaubwürdig, und die rätselhafte, beklemmende, tiefschürfende Handlung ist nonstop fesselnd – ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen!

“Last Seen” ist ein hoch komplexes Geflecht aus widersprüchlichen Gefühlen sowie Kindheitstraumata, Schuld, Trauer, Mutterliebe, Misstrauen, Täuschungen, und Lügen rund um eine Freundschaft, eine Ehe und eine herzzerreißende Tragödie. Der brillante Handlungsaufbau erzeugt immer wieder neue Spannung, es gibt viele atemberaubende Überraschungen, zudem ist das Ende ergreifend sowie stimmig!

Bewertung vom 15.10.2024
Deep Water / Dark Venice Bd.1
Wesseling, Antonia

Deep Water / Dark Venice Bd.1


ausgezeichnet

4,5 Sterne von mir - toll komponiert!

Das Auslandssemester in Venedig bedeutet der 22-jährigen Kölnerin Merle viel: Sie will sich von ihrer kontrollierenden, konventionellen Familie emanzipieren und einem Familiengeheimnis auf den Grund zu gehen. Als die geplante Unterkunft wegen eines Wasserschadens ausfällt hat sie Glück im Unglück: Die Italienerin Giulia bietet ihr ein Zimmer in einer WG an, die früher mal ein Hotel war. Doch die anderen vier Bewohner sind und bleiben abweisend. Matteo ist besonders schlimm, er ist regelrecht unausstehlich, Merle fühlt sich dennoch zu ihm hingezogen und läuft ihm in Venedig ständig über den Weg. Matteo ist extrem misstrauisch, zudem sehr auf seine Privatsphäre bedacht, seine Gefühle für Merle bringen ihn aus dem Konzept, da er eigentlich niemanden an sich ranlassen will bzw. kann. Die Anspannung zwischen Merle und Matteo ist greifbar und sein Verhalten wird häppchenweise, mehr oder weniger vage, erklärt. Als sich herausstellt, dass sie einander behilflich sein können, müssen beide ihre Prinzipien über Bord werfen, und kommen sich näher ...

Der Schreibstil ist eindringlich, atmosphärisch, voller lebendiger Eindrücke und man bekommt direkt einen guten Eindruck von den Figuren. Die Grundzüge von Merles Geheimnis werden relativ schnell enthüllt (die Auflösung natürlich nicht!), bei Matteo tappt man lange im Dunkeln, was wunderbar rätselhaft ist.

Für meinen Geschmack nimmt die “Hassliebe” ein bisschen zu viel Raum ein, ich hatte einfach gehofft, dass der Fokus auf den dunklen Geheimnissen liegt. Die Nebenhandlungen (Merles Studium, Ihre Freundschaft mit Giulia, die Telefonate mit ihrer besten Freundin in Deutschland) sind interessant sowie ereignisreich und ihr Geheimnis ist überraschend gestaltet!

Zum Ende hin wird es spannend, düster und wendungsreich, denn es gibt einige erschütternde Enthüllungen, die mich wirklich total überrascht haben!

Da “Dark Venice – Deep Water” bietet viel (dark) Romance, aber auch Freundschaft (mit ganz viel Herz & Seele) und Spannung – sowie natürlich jede Menge Venedig-Flair! Da es sich um den Auftakt der Dark-Venice-Reihe, bleiben am Ende einige Fragen offen.

Bewertung vom 13.10.2024
Villa Obscura (eBook, ePUB)
Hill, Melissa C.; Stapor, Anja

Villa Obscura (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein fesselnder Pageturner!

Eine Halloweenparty am sagenumwobenen Brocken im Harz wird zum Albtraum:

Die Villa Obscura (ein herrschaftliches Herrenhaus) ist ein Fotostudio sowie der Wohnsitz von Constanze. Die junge Frau ist eine erfolgreiche Fotografin und lädt zu einer spektakulären Halloweenparty ein. Doch es gehen seltsame Dinge vor sich und schließlich werden sechs junge Erwachsene von zwei verhüllten Gestalten gefangengenommen. Dann werden sie gezwungen am zerklüfteten Gelände des Brockens “Aufgaben zu erfüllen” ...

Jane, Amadeus, Linda, Kiyoshi, Émile und Sarah sind während ihrer Gefangenschaft hin und hergerissen zwischen Verzweiflung, Kampfgeist sowie Erschöpfung. Sie versuchen zu herauszufinden was hier los ist, suchen einen Ausweg, wollen überleben.

Alle haben Geheimnisse, Probleme bzw. Pläne, über die sie nicht sprechen wollen - könnte das eine Rolle spielen? Was wollen die Geiselnehmer?

Als eine der Geiseln stirbt, überschlagen sich die Ereignisse ...

Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht der Sechs, die alle sehr interessant sind, die Dynamik zischen ihnen ist jedoch noch interessanter ...

Der ausdrucksstarke, atmosphärische Schreibstil ist mitreißend und die mysteriösen Begebenheiten sorgen, zusammen mit den wechselnden Blickwinkeln, für anhaltende Spannung. Alles ist mit unheimlichen Details ausgeschmückt, sodass die beklemmende Stimmung hautnah ankommt! Die unheimlichen Settings um und am Brocken, welche die Autorinnen wirklich optimal nutzen, sind herrlich gruselig!

“Villa Obscura” ist ein packender, ausgeklügelter Thriller voller tiefer, dunkler Abgründe, lebensbedrohlicher Gefahren, erschütternden Enthüllungen und Überraschungen! Ich habe das Buch in zwei Zügen verschlungen!

Ein, zwei Elemente waren für mich eher wenig plausibel, daher vergebe ich nicht fünf Sterne, obwohl ich das Buch insgesamt als raffinierten Pageturner wahrgenommen habe!

Bewertung vom 09.10.2024
Tee auf Windsor Castle (eBook, ePUB)
Parker, Claire

Tee auf Windsor Castle (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein zauberhafter Zufall!

Der amüsante Schreibstil, die liebenswerten Charaktere und die gemütliche Atmosphäre sind von Anfang an mitreißend!

Kate hält nicht viel von den Royals, sie hat sich jedoch von einer Freundin überreden lassen, eine Führung durch Windsor Castle mitzumachen. Als sie sich auf der Suche nach den Toiletten verläuft, trifft sie auf eine alte Dame, die liebenswürdig Hausangestellte Betty, und ihren Corgi.

Kate und Betty freunden sich an, sie verbringen viele Stunden damit Windsor Castle zu erkunden und gehen in einen Pub. Die beiden haben eine richtig gute Zeit miteinander und es entsteht ein wertvoller Austausch...

“Tee auf Windsor Castle” ist ein amüsantes, bewegendes Buch über die Royals, Tee und wie man vornehm die Regeln umgeht...

Man erfährt viel Interessantes über Windsor Castle sowie die königliche Familie.

Mit seinen 160 Seiten hat mir das Buch zwar “nur” kurz Vergnügen bereitet, aber es ist eben perfekt für zwischendurch, wie eine Tasse Tee - locker leicht aber mit Substanz!

Bewertung vom 09.10.2024
Everything We Never Said - Liebe lässt uns böse Dinge tun
Harlow, Sloan

Everything We Never Said - Liebe lässt uns böse Dinge tun


ausgezeichnet

Bittersüß!

Der lebendige, eindringliche Schreibstil, die düstere Atmosphäre und die Dynamik zwischen den Charakteren sind faszinierend, außerdem machen die rätselhaften Andeutungen gleich zu Beginn neugierig!



Die 17-jährige Ella saß am Steuer, als es zu dem Autounfall kam, bei dem sie verletzt und ihre beste Freundin Hayley getötet wurde. Ella fühlt sich unendlich schuldig, dann kommen sie und Sawyer, er war Hayleys Freund, sich in ihrer Trauer näher - noch mehr Schuldgefühle. Als Ella zufällig Hayleys Tagebuch findet, liest sie es aus Verzweiflung, weil sie Hayley so sehr vermisst. Dann stößt sie auf erschütternde Informationen, sodass es plötzlich um viel mehr als um Trauerbewältigung geht...



Der sagenhaft mitreißende Schreibstil hat mich sofort eingesaugt: Die düstere, dramatische Handlung wird ungemein geistreich, intensiv und teilweise auf sensible Weise schwarzhumorig geschildert.



Erzählt wird abwechselnd aus Ellas und Sawyers Perspektive zudem gibt die Tagbucheinträge von Hayley. Es geht um Schuld, Verlust, Trauer, Freundschaft, Familiendynamiken, verbotener Gefühle, dunkle tiefe Abgründe und darum, dass verletzte Menschen, andere Menschen verletzen - In Form von physischer Gewalt, psychischer Gewalt, Rücksichtslosigkeit...



Die Charaktere sind nuanciert sowie lebensecht gezeichnet und die komplizierten, tragischen Geschehnisse sind ergreifend. Zum Ende hin überschlagen sich die Überraschungen und Twists - “Everything we never said – Liebe lässt uns böse Dinge tun” ist ein packendes Leseerlebnis mit einigen wertvollen Botschaften.

Bewertung vom 03.10.2024
Das mörderische Christmas Puzzle
Benedict, Alexandra

Das mörderische Christmas Puzzle


gut

2,5 Sterne von mir - konnte mich nicht begeistern

Die als Rätsel-Rentnerin und passionierte Puzzlerin bekannte Edie erhält kurz vor Weihnachten 6 Puzzleteile, die einen Teil eines Tatortes ergeben. Die Nachricht auf der beiliegenden Karte lautet: Wenn sie es nicht schafft, das Rätsel zu lösen, den anonymen Absender/die anonyme Absenderin aufzuhalten, werden bis Weihnachten 4 Menschen zum Mordopfer. Wenig später taucht die erste Leiche auf - zum Glück ist ihr Großneffe Polizist und die Ermittlungen beginnen. Je näher sie der Lösung kommen, desto klarer wird, dass es um Edies Vergangenheit geht ...

Dieser Weihnachts-Krimi von Alexandra Benedict konnte mich nicht begeistern: Es geht sehr viel um die unglückliche Vergangenheit von Edie und diese Vergangenheitsbewältigung fand ich meistens schleppend, genau wie die Ermittlungen.

Obwohl klar ist, dass Edie (sowie weitere Charaktere) gewollt “eigensinnig” daherkommen, waren sie mir eher unsympathisch und ich konnte ihr Denken bzw. Handeln nur selten nachvollziehen.

Den Schreibstil empfand ich oft als demonstrativ: Viele der Kleinigkeiten, die (normalerweise) zur Atmosphäre einer Geschichte beitragen, sind hier für meinen Geschmack häufig zu plakativ.

Die Prämisse ist interessant (auch wegen der Perspektive des Mörders/der Mörderin), aber die Umsetzung fand ich insgesamt spannungsarm und sentimental. Für mich wurden die Geschehnisse erst zum Ende hin interessant: Die ausgeklügelte Auflösung bietet eine gelungene, erschütternde Verbindung zwischen Edies unglücklicher Vergangenheit und den Weihnachtsmorden.

Bewertung vom 01.10.2024
Die Wächter von Knightsbridge / Jewel & Blade Bd.1
Lück, Anne

Die Wächter von Knightsbridge / Jewel & Blade Bd.1


ausgezeichnet

Ich bin begeistert!

“Jewel & Blade: Die Wächter von Knightsbridge” ist der Auftakt der New-Adult-Romantasy-Reihe rund um Harper und ihre Verbindung zu den Rittern der Tafelrunde, Excalibur, König Artus sowie Morgana.

Der atmosphärische, lebendige Schreibstil, die bildstarken Eindrücke, die interessanten Figuren, die über Tiefe verfügen und die Dynamik zwischen ihnen entwickeln, zusammen mit der ereignisreichen Handlung, von Anfang an einen starken Sog, sodass ich das Buch in nur zwei Zügen verschlungen habe!

Die Studienabbrecherin und passionierte Goldschmiedin Harper hat nie über ihr spezielles Gespür für Metall nachgedacht, doch dann taucht der geheimnisvolle Londoner Archer mit einem antiken Ring in der Familiengoldschmiede in Liverpool auf, was alles verändert. Als sie das Schmuckstück reinigen will, hat sie eine verstörende Vision. Sie spricht Archer darauf an und erfährt Erstaunliches sowie Erschütterndes über die Artussage, über ihre Familie, über sich ...

Daraufhin fährt sie mit ihm nach London, um mehr über die Nachfahren der Ritter der Tafelrunde zu erfahren, die ihre “Wächtertätigkeit” in dem Stadtteil Knightsbridge ausüben. Insgeheim hat sie jedoch eine heimliche, sehr persönliche Mission, denn in Archers Erklärungen ist ihr eine Ungereimtheit aufgefallen, der sie auf den Grund gehen will. Lügt er oder weiß er nicht über alles Bescheid? Kann sie ihm trauen? Kann sie überhaupt jemandem trauen? Was wissen die Mitglieder der Wächterfamilien wirklich über die jahrhundertealten Prophezeiungen? Was wollen sie? Ziehen alle an einem Strang? Und wie weit sind sie bereit zu gehen, um sich ihre Ziele zu erreichen?

Harper lernt in London weitere Nachfahren Ritter der Tafelrunde kennen und erlebt so einiges: Freundschaft, eine Häufung von beunruhigenden Vorfällen, Romantic Interests, Komplikationen bei der Erfüllung der Prophezeiung, entsetzliche Erkenntnisse und vieles mehr.

Ich mochte Harper sehr, denn sie ist tatkräftig, mutig und mitfühlend. Die anderen Figuren sind auch toll ausgearbeitet und einige sind herrlich undurchsichtig!

Das Buch bietet eine grandiose Mischung aus New Adult, Magie, Mythos, Spannung und Romanik. Die Geschehnisse sind einfallsreich, dynamisch, atmosphärisch, emotional sowie wendungsreich gestaltet.

Bewertung vom 29.09.2024
Freier Fall
Mackintosh, Clare

Freier Fall


ausgezeichnet

4,5 Sterne von mir

Es ist eine Sensation, die Medien spielen verrückt: kurz vor Weihnachten startet der erste Nonstop-Flug von London nach Sydney. Die Flugbegleiterin Mina kümmert sich um die anspruchsvollen Gäste in der Business Class, doch dann lässt ihr jemand einen Brief zukommen – sie soll eine bestimmte Person ins Cockpit lassen, sonst muss ihre 5-jährige Tochter sterben.

“Freier Fall” führt zunächst in das Leben der Hauptfiguren ein: Mina und ihr Mann Adam, ein Detective für Schwerverbrechen, sind sich uneinig, was die Erziehung ihrer Tochter mit besonderen Bedürfnissen angeht. Die innige Bindung zwischen Mutter und Tochter führt zudem dazu, dass Adam sich ausgeschlossen fühlt. Sein Frust über all das ließ eine kleine Schwäche langsam, aber sicher zu einem allumfassenden Problem anwachsen – mit verheerenden Folgen ...

Die differenzierten, ungeschönten Schilderungen der inneren und äußeren Konflikte beleuchten die komplexen Eheprobleme der beiden von allen Seiten.

Mina bekommt es während des Fluges mit beunruhigenden Vorfällen und einer herausfordernden Ausnahmesituation zu tun. Am Boden geht es Adam, der sich um Sophia kümmert, ähnlich. Dann passiert etwas, das alle bisherigen Probleme in den Schatten stellt, denn für beide beginnt ein nicht endend wollender Albtraum ...

Die Leute, die hinter den Bedrohungen, in der Luft und am Boden, stecken, sind intelligent, gut organisiert, perfide sowie wild entschlossen, aber macht sie das unbesiegbar?

Erzähl wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven, hauptsächlich aus Minas und Adams, zudem tragen einige Passagiere ihre Lebensgeschichten, deren Bedeutung sich allmählich erschließt, vor. Die Handlung ist nervenaufreibend sowie raffiniert gestaltet, die emotionalen Schilderungen von Minas und Adams Innenleben empfand ich allerdings als etwas redundant.

“Freier Fall” ist eine fesselnde Mischung aus Familiendrama, spannendem Locked-Room-Psychothriller und entsetzlichem Katastrophen-Szenario - mit Wahnsinns-Enthüllungen sowie genialen Wendungen bis zur letzten Seite! Die Prämissen sind hochaktuell und die sich daraus ergebenden moralischen Dilemmata regen zum Nachdenken an.