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wanderer.of.words

Bewertungen

Insgesamt 225 Bewertungen
Bewertung vom 01.12.2024
Lieferdienst
Hillenbrand, Tom

Lieferdienst


sehr gut

Eine originelle und unterhaltsame Kurzgeschichte

Das Buch, eher eine Kurzgeschichte, hat nur 190 Seiten und kommt gleich auf den Punkt. Hillenbrand erzählt seine Geschichte schnell, ohne hektisch zu wirken, viel Platz für Plottwists oder Charakterentwicklung ist aufgrund der wenigen Seiten aber nicht. Schade, ich hätte gerne mehr gelesen. Auch am Ende geht der Platz etwas aus, worunter leider die Logik leiden muss.

Trotzdem, eine originelle, witzige und sehr unterhaltsame Story. Die Ideen sind super, mal kommen sie einem bekannt vor, wie unausgepackte Bestellungen, die sich im Flur stapeln oder Stapelweise leere Kartons im Wohnzimmer. Mal kann man sich gut vorstellen, dass seine Ideen auch heute bei vielen Anklang finden würden, etwa Flatrates für Schuhe oder Androiden, die den von den vielen Bestellungen überforderten Menschen das Anprobieren der Kleidung abnehmen.

Bewertung vom 23.11.2024
NEXUS
Harari, Yuval Noah

NEXUS


sehr gut

Yuval Noah Harari wurde mit seinem Buch über die Geschichte der Menschheit weltweit bekannt, diesmal widmet er sich mit „Nexus“ Informationsnetzwerken und künstlicher Intelligenz. Dabei geht es aber um kein hollywoodreifes Zukunftsszenario, wo Roboter außer Kontrolle geraten und die Welt zerstören möchten. Vielmehr wird thematisiert, welche Auswirkung blindes Vertrauen in KI-Entscheidungen und KI-Wissen haben und welche Einflüsse Algorithmen auf uns nehmen können und teils schon heute haben.

Im ersten Drittel des Buches bleiben Computer und KI aber erstmal außen vor, denn es geht um menschliche Netzwerke. Harari berichtet wie sich die Weitergabe von Informationen historisch entwickelt hat, beginnend mit mündlichen Erzählungen, über Tontafeln bis hin zu Buchdruck, Telegrafie und Fernsehen. Aus Hararis Sichtweise bilden sich aus Informationen Informationsnetzwerke, das waren z.B. im Mittelalter die Dorfgemeinschaft oder heutzutage der Freundeskreis. Früher wie heute tauschte man sich über das Gehörte und die eigene Meinung dazu aus. Hier beschreibt Harari auch, wie lange sich Menschen schon von Fehlinformationen und Verschwörungstheorien beeinflussen lassen, bestes Beispiel dafür ist die Hexenverfolgung im Mittelalter. Durch den Buchdruck war es plötzlich möglich, dass Geschichten nicht nur von Ohr zu Ohr wanderten sondern in gedruckter Form eine viel breitere Masse erreichten. Den ersten Abschnitt des Buches fand ich großteils sehr interessant, an manchen Stellen aber auch sehr theoretisch und etwas zu ausschweifend.

Der Rest des Buches thematisiert dann die angekündigte künstliche Intelligenz, permanent wachsende Datenmengen und die aktuellen technologischen Entwicklungen. Was also ändert sich durch KI? Kurz gesagt: bisher haben Menschen Informationen erstellt, weitergetragen oder gefiltert. Mit der KI gibt es hier nun einen weiteren Akteur, der nicht nur durch Algorithmen beeinflussen kann, welche Nachrichten wir in unserem Newsfeed sehen, sondern auch Texte oder Bilder selbstständig erstellen kann. Zwar orakelt Harari für meinen Geschmack an manchen Stellen etwas zu viel, insgesamt verteufelt er moderne Technologien aber nicht, sondern picht auf einen verantwortungsvollen, durchdachten Umgang und weist auf Gefahren, Risiken und ethische Herausforderungen hin. Ich habe mich ohne viel Vorwissen zum Thema an das Buch gewagt und hatte keine Probleme mit dem Verständnis. Harari erklärt so deutlich, dass er auch Laien abholt. Das Buch ruft einem ins Gedächtnis, wieder kritischer zu sein. Beeindruckend fand ich, wie schon heutzutage Algorithmen in der Lage sind unsere Entscheidungen zu beeinflussen, oft nimmt gar nicht mehr so wirklich wahr, wie tief KI bereits in unser Leben eingreifen kann.

Bewertung vom 17.11.2024
In den Farben des Dunkels
Whitaker, Chris

In den Farben des Dunkels


ausgezeichnet

Obwohl das Buch im Mittelteil seine Längen hat und durch seine Tragik nicht leicht verdaulich ist, hat es mich gepackt. Es ist eines dieser Bücher, bei denen man sich bereits morgens auf das abendliche Lesen freut.

Die Charaktere sind das absolute das Herzstück des Romans. Sie sind so vielschichtig erschaffen, als würden sie direkt aus dem echten Leben kommen. Abwechselnd begleiten wir Patch und Saint über viele Jahre ihres Lebens, leben und leiden mit ihnen. Patch ist getrieben von der verzweifelten Suche nach Grace. Wenn von einem vermissten Mädchen berichtet wird, sucht er die Eltern auf, in der Hoffnung, endlich Grace zu finden. Saint hingegen versucht Patch wieder in das normale Leben und die Gegenwart zurückzuholen, sie möchte ihren Freund zurückgewinnen, den sie an ein Mädchen verloren hat, dessen Gesicht er in der vollkommenen Dunkelheit seines Gefängnisses nie gesehen hat und an dessen Existenz jeder zweifelt.

Verlust und Hoffnung sind tragende Elemente der Geschichte. Und auch wenn die Geschichte auf einem Verbrechen fußt, ist es kein Krimi, der Fokus liegt stärker auf dem Emotionalen als auf den Ermittlungen. Es geht darum, was es mit einem Menschen macht, der Furchtbares erlebt hat, wie es ihn, seine Familie und Freunde aus dem Leben herausreist und wie schwer der Weg zurück in die Normalität ist.

Die blumige, manchmal fast ins kitschige abrutschende Sprache von Chris Whitaker muss man mögen. Ich fand bereits seine anderen beiden Bücher toll und auch dieses ist für mich wieder ein Highlight!

Bewertung vom 02.11.2024
Eine Frage der Chemie
Garmus, Bonnie

Eine Frage der Chemie


ausgezeichnet

Das Buch erzählt eine nette Geschichte mit einer wichtigen Botschaft und auch der Inhalt wäre interessant gewesen: eine Frau, die wissenschaftlich hochbegabt ist und in den 1950ern gegen den Status quo ihrer Zeit ankämpfen muss. Als feministisches Meisterwerk gelobt, habe ich nun also eine Geschichte über eine toughe Wissenschaftlerin erwartet, die beeindruckt, inspiriert und Mut macht. Stattdessen ist da Elizabeth Zott. Sie ist überragend in allem was sie tut: eine intelligente Chemikerin, strahlend schön und eine phantastische Köchin. Wenn andere Eltern Spinat kochen hassen die Kids es, wenn Elizabeth Spinat kocht ist es das Beste was das Kind jemals gegessen hat. Mhm, ja…

Überhaupt habe ich das mit der Kochshow nicht verstanden. Den Job bekommt sie, weil sie den Produzenten mit ihrer „besonderen Art“ begeistert und das ganze Land interessiert sich plötzlich für Chemie. Elizabeth ist ruppig, schon fast dämlich naiv, sozial komplett unbeholfen und kaum in der Lage zwischenmenschliche Beziehungen zu knüpfen. Sie trägt einen meist unbegründeten Hass und eine Verachtung gegen so ziemlich alles in sich. Wie also kann sie die Zuschauer für sich einnehmen und mit einer Kochshow, bei der sie Salz als Natriumcarbonat bezeichnet und zum Kochvorgang die chemischen Prozesse beschreibt, die Massen begeistern? Nur weil sie Elizabeth Zott ist? Das ist mir zu wenig - und Sätze wie “Furchtlosigkeit in der Küche wird zu Furchtlosigkeit im Leben” sind mir zu plump.

Auch beim Rest der Familie geizt die Autorin nicht mit Superlativen. Tochter Madeline liest mit vier Jahren bereits Romane und wissenschaftliche Artikel, begreift komplexe Zusammenhänge und schreibt im Sandkasten lieber E=mc² anstatt dort zu spielen. Der Familienhund ist ebenfalls absurd intelligent, holt das Kind selbstständig von der Schule ab, versteht hunderte Worte und begreift die Welt um sich herum als wäre er ein Mensch. Wenn er aus eigenem Antrieb Blumen aufs Grab legt oder über Philosophen nachdenkt ist mir das zu fantastisch und für mich fehlplatziert im Roman.

So missglückt ich die extrem überzeichneten Charaktere fand, so gut ist der Schreibstil. Die Story ist spannend und temporeich erzählt und liest sich richtig gut. Schade ist dann aber wieder, dass viele sehr ernste Themen inhaltlich aufgegriffen werden und einfach dadurch gelöst werden, dass die Charaktere sie ignorieren. Gerade bei der vorkommenden psychischen und physischen Gewalt ist mir das zu wenig.

Ich wollte das Buch wirklich mögen, aber am Ende hat es mich nur enttäuscht.

Bewertung vom 30.10.2024
Ottolenghi Comfort (deutschsprachige Ausgabe)
Ottolenghi, Yotam;Goh, Helen

Ottolenghi Comfort (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

Ich hatte bereits viel Spaß beim Ausprobieren der Rezepte und habe mich an mehreren Rezepten versucht. Bisher haben alle davon super einfach geklappt und wahnsinnig gut geschmeckt!

Zu jedem Rezept gibt es ein paar Sätze zur Entstehung, warum es für den Autor zum Comfort Food zählt und wo es Abwandlungen zum „Original“ gibt. Super fand ich, dass oft auch angegeben ist, was sich ggf. einen Tag vorher vorbereiten lässt und wie lange sich das fertige Gericht im Kühlschrank hält.

Die Zubereitung macht viel Spaß, benötigt oft aber auch einiges an Zeit, nur ein Teil der Rezepte wäre für mich entspannt nach der Arbeit machbar. Hilfreich wäre es daher, wenn gleich zu Beginn des Rezeptes die Zubereitungs- und Kochzeit angegeben wäre, so könnte man schnell sehen was man lieber in Ruhe am Wochenende kocht. Die meisten Rezepte lassen sich ohne umständliche Suche nach den Zutaten nachkochen und für spezielle Zutaten werden oft Alternativen angeboten.

Bewertung vom 21.09.2024
Die Frauen jenseits des Flusses
Hannah, Kristin

Die Frauen jenseits des Flusses


ausgezeichnet

In Vietnam gibt es keine Frauen, Schätzchen

Am fiktiven Beispiel von Frances „Frankie“ McGrath erzählt Kristin Hannah von den Grauen des Vietnam-Krieges und der Hilflosigkeit nach der Rückkehr in die Heimat

Frankie ist zwar ausgebildete Krankenschwester, aber nichts hätte sie darauf vorbereiten können, was sie im Vietnamesischen Dschungel erwartet. Es ist heiß und feucht, es stinkt, in ihren einfachen Unterkünften sind Ratten und Insekten. Die verletzten Soldaten werden massenweise eingeliefert, mit Wunden die Frankie sich nicht mal vorstellen konnte. Doch einen Weg zurück gibt es nicht und so stürzt sie sich in das Chaos des Feldkrankenhauses. Sie erlebt Bombardierungen, steht unzähligen sterbenden Menschen bei, verzweifelt an Napalm-Verbrennungen und führt kleine Eingriffe durch, wenn mal wieder die Ärzte fehlen. Die Arbeit bringt sie an ihre körperlichen und psychischen Grenzen, doch zwischen all dem Schmerz, Tod und der Zerstörung, findet Frankie auch Freundschaft und bedingungslosen Zusammenhalt.

Als sie nach zwei Jahren in die Heimat zurückkommt, erwarten sie ganz andere Herausforderungen. Bei ihrer Ankunft wird sie als Babymörderin beschimpft und bespuckt. Im örtlichen Krankenhaus darf sie nur Bettpfannen leeren, weil ihr reguläre Fortbildungen fehlen und man die Erfahrungen aus dem Feldlazarett nicht anerkennen will. Wenn sie von ihren traumatischen Kriegserlebnissen erzählen will, wird sie mit „Im Vietnam gibt es keine Frauen“ abgewehrt.

Obwohl einige Abschnitte und grausige Details nur schwer zu ertragen sind, kann man das Buch kaum aus der Hand legen. Auch wie man mit den Veteranen und Veteraninnen umging macht wütend. Ihre traumatischen Erfahrungen wurden kaum anerkannt, sie wurden allein gelassen, viele wurden drogenabhängig. Als Folge des Einsatzes von Agent Orange erkrankten hunderttausende an Krebs, Frauen erlitten Fehlgeburten. Durch Frankie sind die Erlebnisse während und nach dem Krieg eindrücklich beschrieben, man kann ihre Wut, Trauer und oft auch Ratlosigkeit gut nachvollziehen.

Meine Erwartungen an das Buch waren hoch und wurden übertroffen. Ein packender, bewegender und aufwühlender Roman der noch lange Nachhallt.

Bewertung vom 25.08.2024
Winterwölfe
Jones, Dan

Winterwölfe


ausgezeichnet

Das Sterben einer Stadt

Die Essex Dogs sind zurück! Mit Band 2 seiner historischen Trilogie knüpft Dan Jones direkt an das Ende des ersten Bandes an. Die Schlacht von Crécy, in der tausende den Tod fanden, ist beendet. Nach ihrem triumphalen Sieg ziehen die Engländer nun nach Norden, um die Hafenstadt Calais einzunehmen, ein waghalsiges Unternehmen. Die Stadt ist durch ihre Lage am Meer und starke Verteidigungsanlagen gut geschützt, so wird aus der geplanten Eroberung eine monatelange Belagerung. Die Menschen in Calais hungern, unter Edwards Soldaten grassieren Seuchen und Krankheiten. Dan Jones zeigt wieder eindrucksvoll, dass es im Krieg auf beiden Seiten keine Sieger geben kann.

Es gibt zwar weniger Schlachten, geht aber weiterhin brutal und rau zu, wobei vieles nicht mal der Fantasie des Autors entspringt, sondern in Chroniken beschrieben ist, also tatsächlich so ähnlich stattgefunden hat. Noch mehr als im ersten Band stehen die einfachen Soldaten im Fokus, Ritter in glänzenden Rüstungen sucht man hier vergebens. Stattdessen beschreibt Jones die Gräuel des Krieges mit Staub, Schlamm, Blut und irgendwie auch der Sinnlosigkeit des ganzen Sterbens. Kein Wunder, dass sich die Essex Dogs irgendwann fragen wofür sie hier eigentlich kämpfen. Für Geld? Ursprünglich ja, aber davon haben sie noch nicht viel gesehen. Für Ruhm? Für den König? Am Ende steht dort nur Ernüchterung.

Fazit
Eine sehr gelungene Fortsetzung der Essex Dogs-Trilogie. Dan Jones bringt sein umfangreiches Geschichtswissen gekonnt ein, ohne den Leser zu überwältigen und liefert einen ganz anderen Fokus auf geschichtliche Ereignisse. Für mich eine perfekte Mischung aus packender Erzählweise und der Verknüpfung von historischen und fiktiven Ereignissen.

Bewertung vom 04.08.2024
Solito
Zamora, Javier

Solito


sehr gut

Alleine auf der Flucht

Javier und seine Gruppe sind wochenlang unterwegs: in kleinen Boot geht es über das offene Meer, in Bussen versuchen sie unentdeckt durch Grenzpunkte zu kommen und die Wüste wird zu Fuß, mit minimaler Ausrüstung und oft zu wenig Wasser durchquert. Dazwischen geht es von Versteck zu Versteck, in abgelegene Motels und dunkle, stickige Hinterzimmer. Sprachlich ist die Geschichte passend auf das Alter des Erzählers abgestimmt, eher einfach geschrieben, aber dennoch angenehm zu lesen. Die Geschehnisse sind durchgängig interessant, aber nicht immer nervenaufreibend. Wenn die Gruppe abwarten muss, bis es weitergeht, passiert logischerweise für einige Seiten auch mal nicht allzu viel.

Der Autor schafft es, sein 9-jähriges Ich sehr authentisch zu Wort kommen zu lassen. Die Sorgen und Ängste sind die eines Kindes, das seine Eltern vermisst, ihm unbekannten Dingen erfundene Namen gibt und dessen größtes Problem an manchen Tagen einfach ist, dass er seine Schuhe noch nicht selbst binden kann und einen quasi Fremden um Hilfe bitten muss. Politische Themen spielen für das Kind logischerweise kein Thema und sind daher auch kein Bestandteil des Buches. Ich hätte es allerdings gut gefunden, im Nachwort ein paar Sätze zur damaligen Situation in San Salvador zu erfahren. Auch warum die Eltern ohne ihren Sohn fliehen mussten bleibt unbeantwortet.

Mit den vielen spanischen Begriffen und Sätzen hatte ich so meine Probleme und wurde immer wieder im Lesefluss gestört. Zwar gibt es ein knapp 20 Seiten langes Glossar, beim eBook war aber nicht jeder Begriff dorthin verlinkt, was das Nachschlagen sehr umständlich machte. Zusätzlich ist das Glossar nach Kapiteln und nicht alphabetisch sortiert, für wiederkehrende Worte müsste man umständlich im Glossar zurückblättern. Ich habe dann irgendwann mit dem Handy übersetzt oder die spanischen Worte und Sätze einfach übersprungen. Auch eine Landkarte mit der Fluchtroute wäre toll gewesen.

Trotz dieser Kritikpunkte war es eine spannende und beeindruckende Geschichte.

Bewertung vom 26.07.2024
Feuerjagd
French, Tana

Feuerjagd


sehr gut

Feuerjagd macht vieles besser, als der für meinen Geschmack zu zähe erste Band (Der Sucher). Aus dem ersten Buch werden Schauplatz und Personen aufgegriffen, die Story baut aber nicht auf der ersten Handlung auf. Man kann es also auch ohne Kenntnisse aus dem ersten Band lesen.

Die Handlung nimmt deutlich schneller als beim Vorgänger Fahrt auf, wobei es auch hier immer wieder Abschnitte gibt, die etwas zäh sind. Wo die Protagonisten dann aber handeln und miteinander interagieren ist es großartig geschrieben, die Spannung zwischen den kauzigen und oft abweisenden Männern und Frauen ist greifbar. Die Unfähigkeit der Menschen einfach mal offen miteinander zu kommunizieren tut manchmal richtig weh, ist aber absolut treffend beschrieben. Ganz vieles spielt sich zwischen den Zeilen ab. Es ist daher auch kein Buch, das man an einem Nachmittag mal nebenbei liest. Tana French schreibt literarisch anspruchsvoll, mal bildgewaltig, mal fast poetisch.

Eine Leseempfehlung für Leser, die viel Geduld für eine sich langsam entwickelnde Handlung haben. Tana French belohnt dafür mit vielschichtigen, komplexen Charakteren und einer sehr atmosphärischen Stimmung.

Bewertung vom 15.07.2024
Relight My Fire / The Stranger Times Bd.4
McDonnell, C. K.

Relight My Fire / The Stranger Times Bd.4


ausgezeichnet

Es gibt nicht viele Bücher die ich blind kaufen würde - die Stranger-Times-Reihe von C. K. McDonnell gehört definitiv dazu! Nur wenige Autoren schaffen es, einen so speziellen Humor über mehrere Bücher aufrechtzuerhalten, ohne dass er sich abnutzt und zu nerven beginnt.

Gleich vorneweg: Quereinsteigen in die Reihe ist absolut nicht mehr sinnvoll, denn man braucht einige Vorkenntnisse aus den ersten Büchern. Ich habe alle gelesen, musste aber trotzdem an manchen Stellen überlegen, auf welchen der Vorgänger sich McDonnell nun bezieht und wie das in den bisherigen Büchern mit Person x und Handlung y nochmal war.

„Relight my fire“ ist nun also bereits der vierte Band der eigentlich als Trilogie angelegten Reihe. Diesmal beginnt die Handlung damit, dass Stella ein junger Mann direkt vor die Füße klatscht und dabei ein beachtliches Loch im Bürgersteig hinterlässt. Seltsamerweise sprang er nicht vom Wolkenkratzer sondern schwebte in der Luft daneben. Wenn das mal keine Story für die Stranger Times gibt! Und auch abseits davon wird es nicht langweilig: das übersinnliche Manchester hat wie immer einiges zu bieten.

Im Gegensatz zum letzten Band gibt es diesmal weniger Handlungsorte und eine klarere Storyline. Nach dem roten Faden muss man diesmal also nicht ewig suchen und auch nicht bis zum Ende warten, bis die ersten Vorkommnisse aufgeklärt werden. Spannend bleibt es trotzdem und mir hat es besser gefallen, wie die Erzählung diesmal aufgebaut ist.

Als kleinen Wermutstropfen empfand ich, dass zu den Charakteren, allen voran Stella, noch immer so viele Fragen offen sind, da würde ich mir langsam wünschen ein bisschen mehr zu erfahren.

Fazit
McDonnell trifft wieder voll meinen Humor, ich habe mich köstlich amüsiert, wurde aber auch spannend Unterhalten. Jetzt heißt es also wieder ein Jahr auf die Fortsetzung warten.