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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
SandraLi
Wohnort: 
Oberndorf (Neckar)

Bewertungen

Insgesamt 20 Bewertungen
12
Bewertung vom 18.11.2024
Lass uns tanzen, Fräulein Lena
Aden, Hanna

Lass uns tanzen, Fräulein Lena


sehr gut

Dieses Buch nimmt uns Leser mit, auf eine Reise in die Zeit um 1949.

Lena ist aus ihrer Heimat geflohen und lebt in einem Dorf in Niebüll. Die Einheimischen sind verpflichtet, Flüchtlinge bei sich wohnen zu lassen, was zu starker Ablehnung und etlichen Konflikten führt. Geflüchtete Menschen werden hier als "Rucksackdeutsche" bezeichnet und es wird ihnen allerhand unterstellt und zugetraut.

Als sich Lena in Rainer verliebt, wird ihre Liebe leider nicht auf die Weise erwidert, wie sie es erwartet. Die Beziehung zu ihm bleibt distanziert und freundschaftlich. Ob es wohl daran liegt, das der junge Mann, ihr keine Existenz bieten kann? Die Exverlobte von Rainer streut immer wieder böse Gerüchte und macht ihnen das Leben schwer. Wenn da nicht Doro wäre, Lenas neue Freundin aus der Arbeit, wäre Lenas Leben fad und traurig. Doro nimmt Lena mit zum Tanzen und zeigt ihr, dass es auch ein schönes Leben nach dem ganzen Elend gibt.

Ich fand den Roman sehr berührend. Die einzelnen Charaktere wurden ausführlich beschrieben und ich konnte mich in die Rollen gut einfühlen. Auch die Gedanken und Gefühle wurden offengelegt und es gab viele Informationen über das Erlebte im Krieg und im KZ.

Das Ende dieser Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Ich möchte nichts verraten aber ich denke, das war die beste Lösung des Problems.

Ganz große Überraschungen während der Erzählung blieben allerdings aus und die Spannung war etwas seicht.

Das Buch liest sich leicht, der Roman hat eine gute Struktur und einen roten Faden. Es gibt übrigens einen ersten Teil aber den muss man nicht unbedingt gelesen haben um das Geschehen zu verstehen. Alles erschließt sich irgendwann von selbst.

Die Handlungen waren für mich oft nachvollziehbar und ganz authentisch beschrieben.

Die Liebesgeschichte fand ich nett aber die Person "Rainer" ist einfach Geschmackssache. Ich denke, so eine Beziehung ist zum Scheitern verurteilt. Die beiden Protagonisten sind zu verschieden. Lena ist dynamisch, jung im Denken, modern und lebenslustig. Rainer dagegen ist verstaubt, hat kein Selbstbewusstsein, anfangs kaum Rückgrat, ein schweres Kriegstrauma und ein "altes" Denken.

Da ich bei dem hübschen Cover und dem Titel, eher eine Geschichte mit den Schwerpunkten "Tanzen" und "Leichtigkeit" vermutet habe, war ich etwas enttäuscht. Mir kam das Thema zu kurz, es war am Rand der Geschichte platziert und dem Roman fehlte dadurch etwas positive Lebensfreude und "Swing".

Hier geht es hauptsächlich um Probleme, unerwiderte Gefühle, Schuld, Verarbeitung von Kriegstrauma, böse Gerüchte, Eifersucht, Neid und um viele weitere schwierige Themen, die mit der Nachkriegszeit in Verbindung stehen. Deshalb gibt es von mir einen Stern weniger.

Ich fand das Buch gut und empfehle es jedem Leser ab 16!

Es ist meiner Meinung nach wichtig, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Das Buch enthält viele Informationen und vermittelt uns gut das damalige Lebensgefühl.

Bewertung vom 26.10.2024
Die Nacht der Bärin
Mohn, Kira

Die Nacht der Bärin


ausgezeichnet

Die Autorin Kira Mohn nimmt uns mit in eine Familie, die von psychischen Spielchen und entsetzlicher Gewalt geprägt ist.

Die beiden Kinder Anna und Maja müssen täglich die Grausamkeiten ihres Vaters ertragen. Die Mutter ist zu schwach um ihre Kinder zu schützten und kann sich selbst auch nicht aus der Situation befreien. So flüchten die beiden Mädchen jeden Tag nach der Schule, in den nahe gelegenen Wald und in ihre grenzenlose Phantasie. Maja erschafft sich im Geiste eine Bärenmutter, um das Erlebte zu ertragen. Die vier Jahre ältere Anna, ist anfangs sehr stark und versucht trotz der vielen Schläge, sich dem Vater zu widersetzen. Bis eines Tages das unaussprechliche passiert.

Die Geschichte wird in zwei Erzählsträngen erzählt. Die Vergangenheit mit all ihren schockierenden Ereignissen, reicht bis in die Gegenwart zu der 26 jährigen Jule. Jule wächst ganz behütet, in einer liebevollen Familie auf. Nach einem schrecklichem Streit mit ihrem Freund, flüchtet sie zu ihren Eltern. Dort nimmt das Schicksal seinen Lauf und Jule stößt auf unausgesprochene Familienangelegenheiten. Sie kommt einem schrecklichem Geheimnis auf die Spur. Werden letztendlich, die schockierenden Erkenntnisse, ihre eigenen Entscheidungen beeinflussen?

Die Handlungen sind absolut authentisch beschrieben. Ich kann die ganze Anspannung, Last und Angst der Mädchen spüren, als wäre ich selbst dabei. Frau Mohn hat sich sehr einfühlsam mit den Charakteren beschäftigt und die Gedankengänge und Situationen ganz genau beschrieben. Der Erzählstil ist flüssig und es gibt viel wörtliche Rede. Jedes Kapitel endet so unglaublich spannend, dass ich einfach weiterlesen möchte um alles zu erfahren. Das Ende kommt für mich nicht ganz überraschend. Ich dachte die ganze Zeit, dass so etwas in der Art passieren müsste. Es ist mit Absicht und durch die Situation etwas verstörend und undurchsichtig beschrieben. Ich denke, dadurch kann jeder das ganze Ausmaß des Dramas recht gut nachfühlen.

Dieses Buch hat mir wirklich sehr gut gefallen, auch wenn es sich mit einem sehr unbequemen Thema auseinander setzt. Ich finde es wichtig das Häusliche Gewalt kein Tabuthema bleibt. Kira Mohn gibt den Opfern eine Stimme und versucht ganz bildhaft und verständlich zu beschreiben, wie es zu solchen grausamen Ereignissen kommen kann. Dieses Buch rüttelt wach und zeigt unter anderem warum sich Opfer aus ihrer Situation nicht so leicht befreien können.

Tragisch und für mich gar nicht akzeptabel ist allerdings das Verhalten der Mutter (Marjanna). Sie wird gut beschrieben aber ich erfahre leider nicht viel von ihren Gedanken. Ich denke, es gibt sicher viele solcher Mütter, die ihre Kinder nicht vor Gewalt und Missbrauch beschützen und das kann und darf nicht sein.

Dieses ganz besondere Buch empfehle ich allen Lesern und Leserinnen ab 16 Jahren. Jeder sollte sich mit diesem Thema auseinander setzen. Ich denke, dass macht sensibel für die Situation und vielleicht erkennt sich der ein oder andere wieder oder kann anderen besser verstehen und zur Seite stehen. Mein Gefühl sagt mir, dass es erst ab 16 gelesen werden sollte denn die beschriebenen Ereignisse können für Kinder und Jugendliche verstörend sein.

Bewertung vom 14.10.2024
Der lange Schatten
Fremlin, Celia

Der lange Schatten


sehr gut

…. "Professorengattin verschleiert Tod des Ehemannes"...

Der Anruf erfolgt spät abends. Ivor ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Diese Nachricht ist für seine Frau Imogen nur schwer zu fassen. Erst 24 Stunden später ist sie in der Lage darüber zu sprechen und das Geschehene zu realisieren.

Ivors Tod wirft einen langen Schatten auf das prächtige Haus und die ganze Familie samt der geschiedenen Exfrau. Es ist fast so, als wäre er noch unter ihnen. Der faule und unverschämte Stiefsohn mit seiner neuen Bekannten, die herrische Stieftochter samt ihrem untreuen Mann und den süßen kleinen Kindern, Ivors nervtötende Exfrau, alle rücken Imogen auf die Pelle. Sie machen sich über Weihnachten ganz selbstverständlich und ungefragt, in die vielen Räume des Herrenhauses breit. Imogen erträgt das mit Humor, das Chaos nimmt seinen Lauf.

Und mittendrin immer wieder unerklärliche Begebenheiten. Wer hat Ivors Whisky getrunken, was hat es mit den Beschuldigungen des nächtlichen Anrufers auf sich und wer war die Frau, die angeblich bei Ivor gewesen sein soll, während der Unfall passierte?

Eine leichte Spannung entsteht und ich fühle mich ein bisschen, als wäre ich in das Gesellschaftsspiel Cluedo versetzt. War es doch kein Unfall und wenn nicht, wer war der Mörder und wie konnte das passieren?

Der Roman ist nun 50 Jahre alt und dennoch ist er interessant, humorvoll und aktuell. Eine gewisse Komödie entsteht durch den Umstand, dass sich die ganze Familie samt Exfrau bei der traumatisierten Witwe einnistet. Wer würde sich schon derart überrumpeln lassen?

Mich hat dieses Buch sehr gut unterhalten und ich mag das überraschende Ende. Ich habe oft geschmunzelt und ich möchte Imogens Humor. Manchmal las die Geschichte etwas zäh aber alles Erzählte hatte seine Berechtigung und seinen Sinn.

Ich empfehle dieses Buch allen Leserinnen und Lesern, die gern seichte Krimis mit schrulligen oder außergewöhnlichen Charakteren lesen. Die Leserschaft wird geschätzt zu einem Alter von über 40 gehören.

Bewertung vom 10.10.2024
Wie wir waren
Duken, Heike

Wie wir waren


ausgezeichnet

In der Geschichte "Wie wir waren" hält eine Freundschaft so ziemlich alles aus, bis es irgendwann zum Bruch kommt. Aber auch das scheint zu einer echten Frauenfreundschaft dazu zu gehören und muss gemeinsam gemeistert werden.

Das Buch ist wirklich sehr spannend geschrieben. Es geht schon mit einem großen Rätsel los, was ist mit Paula passiert, bevor sie mit ihrer Freundin in den Flieger nach Griechenland steigt? Die Leser erfahren es nach und nach und die Geschichte bleibt durchweg interessant. Auch Zett trägt ein schweres Päckchen mit sich. Die Frauen sind geprägt von ihrer Vergangenheit und ihrem Umfeld. Sie halten zusammen.

Am Anfang steht eher Paula im Vordergrund. Es sind ihre aktuellen sehr schwierigen Beziehungsprobleme und ihre Ängste, die sie ein bisschen egoistisch wirken lassen aber wer selber schon einmal in einer ähnlichen Situation war oder es von einer Freundin kennt, wird Paula gut verstehen können. Zum Ende des Buches ist es dann Zett, die die Hilfe von ihrer langjährigen Freundin braucht. Das Buch hat sehr viel Emotionen.

Es dreht sich alles um Freundschaft, gewalttätige Männer, Drama, Vergebung und Liebe.

Ich habe selten so ein authentisches Buch gelesen und es wirkt noch lange nach. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen und ich empfehle sie wirklich gern weiter.

Alle Leserinnen und Leser, die gern auch einmal nicht nur rosa rote Geschichten lesen, in denen es um Beziehungen geht und Freundschaft, werden sicher gebannt die Erlebnisse von Paula und Zett verfolgen. Manchmal ist es wie ein kleiner Psycho Krimi und man mag nicht aufhören zu lesen.

Ich halte den Roman für absolut lesenswert. Er liest sich leicht und es gibt hin und wieder auch etwas zu schmunzeln.

Das Buch empfehle ich ab 16, weil es schon einige sehr heftige Szenen beschreibt in denen sehr viel Spannung herrscht.

Vielleicht gibt es ja irgendwann eine Fortsetzung, mich würde sehr interessieren wie es mit den beiden Frauen weitergeht!

Bewertung vom 09.10.2024
So laut der Himmel
Winter, Jessica

So laut der Himmel


sehr gut

Ist es Schicksal oder Zufall, dass Talia und Seven sich immer wieder bei ereignisreichen Momenten begegnen?

Das Leben ist nicht einfach für beide Protagonisten. Talia hat eine chronische Krankheit und Seven ist eigentlich ein Sunnyboy mit einem ausgeprägten Helfersyndrom. Ihre erste Begegnung ist ein bisschen turbulent. Seven rettet Talia das Leben. Es sprühen die ersten Funken und es ist noch der falsche Zeitpunkt.

Die beiden haben einige schwierige familiäre Probleme zu meistern aber das Schicksal führt sie immer wieder zusammen. Auch wenn Talia und Seven das Gefühl haben, nicht gut genug für den anderen zu sein, meistern sie ihre größten Herausforderungen zusammen.

Das Buch kommt ohne Beziehungsstress aus. Zwischen den beiden entsteht etwas Besonderes und es fällt nie ein böses Wort. Das fand ich sehr angenehm. Es passieren viele Dinge, die ich als extreme Zufälle oder Schicksalsschläge werte. Ob das im wahren Leben auch in dieser Menge geschieht, kann ich mir nicht vorstellen. Für mich war es manchmal ein bisschen zu viel des Guten.

Dennoch, es ist alles schlüssig und es gibt einen roten Faden.

Die Geschichte wird aus zwei verschiedenen Blickwinkeln erzählt, dass macht es interessant. Der Roman liest sich meines Erachtens locker und leicht.

Auch wenn es sich hier um eine chronische Krankheit, Gehörlosigkeit, das Abrutschen ins Drogenmilieu und Adoption dreht, wird sich am Ende alles zum Guten wenden. Dieser Roman ist ein absoluter Wohlfühlroman mit einem gelungenem Happy End.

Ich empfehle dieses Buch allen Leserinnen und Lesern die gern schöne, harmonische Romane lesen auf einem angenehmen Sprachniveau. Vielleicht auch Personen, die mit Gehörlosigkeit konfrontiert sind. Die Geschichte macht ihnen eventuell Mut.

Den Roman empfehle ich ab einem Alter von 16 Jahren, weil es hier unter anderem um Drogenprobleme und einem verwahrlosten Kind geht, das der Mutter entzogen wird.

Ich schätze, die meisten Leser die diese Geschichte anspricht, werden zwischen 25 und 40 Jahre sein.

Bewertung vom 04.09.2024
Seinetwegen
Del Buono, Zora

Seinetwegen


ausgezeichnet

Zora del Buono lässt uns teilhaben an ihrer persönlichen Familiengeschichte. Als sie nur ein paar Monate alt ist, verunglückt ihr Vater tödlich. Die Mutter und die restliche Familie sprechen nicht offen über den Unfall und die heranwachsende Frau traut sich auch nicht genauer nachzufragen. Sie möchte keine alten Wunden aufreißen.

Die Autorin beschreibt ausführlich und sehr authentisch wie sie sich nach sechzig Jahren endlich auf die Suche macht, um Antworten auf alles zu erhalten. Zu diesem Zeitpunkt ist ihre Mutter schon stark an Demenz erkrankt und lebt in ihrer eigenen Welt.

In diesem Roman geht es um Schuld, Prägung, Scham und Vergangenheitsbewältigung. Immer wieder sind interessante Dialoge eingefügt, in denen sich Frau del Buono mit ihren Freunden in einem Kaffeehaus trifft und sich über ihre Recherche austauscht. Dabei kommen auch viele andere Gedanken auf den Tisch. Es werden an passenden Stellen einige Fremdwörter aus dem Schweizerdeutschen in das Hochdeutsche erklärt.

Die Geschichte schweift ob ab und es kommen viele andere Situationen und Themen zu Tage. Die Autorin nimmt uns immer wieder mit, auf ihre Reise in die Vergangenheit und erklärt auch ihre Gefühlswelt. Es gibt auch ein paar Fotos und die Todesanzeige zu entdecken. Am Ende erhält sie Antworten und versöhnt sich in Gedanken mit dem Unfallverursacher.

Ich finde den Erzählstil sehr flüssig und angenehm aber nicht poetisch, wie es auf dem Klappentext beschrieben ist. Der Titel passt zum Inhalt. "Seinetwegen" kann hier den Unfallverursacher, sowie auch den verstorbenen Vater bedeuten. Auch das Foto auf dem Cover könnte beide Männer darstellen. Die Geschichte hat keinen Höhepunkt und ist nicht aufregend oder spannend. Trotzdem, ich empfand sie als interessant. Das Buch hab ich recht zügig durchgelesen. Dabei ist das Erzählte weder reißerisch noch blutig. Es ist einfach sehr direkt und manchmal etwas verstörend (die Szene mit dem zweijährigem im Zug).

Am besten fand ich die Gespräche im Kaffeehaus. Da hätte ich zu gern mit philosophiert. Das war wirklich gefühlvoll und direkt. Und das hat der Geschichte ihre Würze gegeben.

Ich konnte mich gut in die Geschichte einfühlen. In manchen Passagen, habe ich mich selber wiedergefunden. Das Ende der Erzählung war stimmig und so hab ich es auch erhofft.

Dieses Buch würde ich eher älteren Lesern empfehlen, die gern reale Lebensgeschichten lesen und selbst schon einiges erlebt haben. Ich bin 49 und mich interessieren zwischendurch immer mal wieder Tatsachenromane. Von mir gibt es 5 Sterne weil ich finde, dass Frau del Buono ihre persönliche Geschichte sehr verständlich und detailgenau erzählt hat. Auch das ganze Buch sieht sehr hochwertig aus.

Bewertung vom 08.07.2024
Die Sache mit Rachel
O'Donoghue, Caroline

Die Sache mit Rachel


gut

In diesem Roman geht es um die junge Studentin Rachel und wie sie erwachsen wird.

Rachels Eltern sind Zahnärzte und finanziell nicht gut gestellt. Dadurch muss Rachel ihre Studiengebühren selbst aufbringen und arbeitet nebenbei in einer Buchhandlung. Dort lernt sie eines Tages den schwulen Jungen James kennen. Er wird ihr bester Freund und engster Vertrauter. Die beiden ziehen in eine karge und runtergekommenen Wohnung, in einem armen Viertel von Cork. Ab da an, stehen sie gemeinsam alle Probleme des Alltags durch. Es geht dabei um Liebe, Freundschaft, Coming-out, Abhängigkeit, Selbstfindung, Herzschmerz, Drogen, Lügen und sicher nicht um das ganz normale und einfache Durchschnittsleben.

Das Buch erzählt in der Ich - Form und springt immer wieder in den Zeiten. Es hat einen einfachen Schreibstil. Ich fand es manchmal etwas vulgär. Ich möchte nicht von Titten, ficken, vögeln, vot..., etc. lesen, weil ich selbst so nicht spreche. Ich denke diese Art sich auszudrücken, sollte die Jugend widerspiegeln und abwertend klingen für das was da in diesen Momenten geschieht. Es ist Geschmackssache.

Die einzelnen Charaktere konnte ich mir gut vorstellen und auch die Handlung wurde realistisch erzählt. Das Buch ist spannend, das Leben der zwei Protagonisten authentisch beschrieben. Die Erzählung hat ihren Höhepunkt im letzten Drittel. Da dachte ich, schlimmer kann es nicht kommen.

Diese Geschichte ist so ganz anders wie mein Leben und meine Jugend. Die Erfahrungen die Rachel macht, habe ich zum Glück nie erfahren müssen. Das Buch beschreibt keine rosa rote Jungend, es ist schonungslos, hart und direkt. Als schlimm empfand ich die Umstände in denen die beiden Protagonisten gelebt haben. Im Dreck und in der Gosse würde ich sagen. Aber da ist so viel mehr in diesem Buch und es hat mich unheimlich bewegt. Lustig fand ich es gar nicht aber auch das ist Ansichtssache.

Das Ende hält eine Überraschungen bereit und ich finde das Ende schön.

Mir hat das Buch gut gefallen. Ich empfehle es gern weiter an alle Leser und Leserinnen, die mal etwas anderes lesen möchten, als herkömmliche rosa-rote Liebesgeschichten. Vom Alter würde ich sagen, ist es ab 18 Jahren. Es ist nicht ganz Jungendfrei durch einige beschriebene Szenen und könnte auf Kinder verstörend wirken, denke ich.

Ein paar Anmerkung habe ich noch nachdem ich das Buch wirken lassen habe. Ich finde man darf nicht alles glauben was an Auslobungen auf diesem Buch steht. Unter "verdammter Knaller" verstehe ich etwas anderes. Und brillant finde ich den Roman überhaupt nicht. Auch die Satire, die suche ich hier noch. Und das Buch ist sicher nicht witzig oder lustig. Das sind so reißerische Aussagen, die stören mich und hätte ich das Buch gekauft dann wäre ich vielleicht enttäuscht gewesen.

Bewertung vom 01.07.2024
Die Geschichte zweier Welten
Martin, Christina

Die Geschichte zweier Welten


schlecht

Das Buch fängt interessant an. Die 25 jährige Studentin Tabea trifft eines Tages, in ihrem Badezimmer, auf ein Lichtwesen, dass sich ihr als Chirra vorstellt. Ab diesem Zeitpunkt taucht Chirra ohne Ankündigung immer wieder in Tabeas Leben auf und erklärt Tabea was Richtig und was Falsch ist. Tabea hinterfragt dabei gar nichts. Sie nimmt die Worte als Wahrheit hin und zieht sich eine Zeitlang aus ihrem Leben zurück. Tabea trifft ihren Freund und auch keine Freundinnen mehr und geht auch nicht mehr in die Uni. Sie muss die neuen Informationen erst einmal verarbeiten. Auch ihrem Freund gibt sie keine großen Erklärungen warum sie sich nicht meldet.

Es wird im Buch viel über Werte gesprochen. Den Sinn des Lebens, der nur darin besteht, für die Seelen, hier auf Erden, Erfahrungen zu sammeln. Für die Lichtwesen spürbar zu machen was wir Menschen fühlen in unseren unterschiedlichen Leben.

Am Ende der Erzählung hat Tabea ihr altes Leben abgeschlossen. Sie ist frisch getrennt und sitzt in einem Privatflugzeug mit ihrer neuen Freundin. Sie sind auf dem Weg ins Ausland, auf dem Weg in ihr neues unbekanntes Leben und trinken dabei Champagner.

Der Leser erfährt sehr wenig über Tabeas Lebensumstände, ihre Umwelt wie z.B. Freunde und Hobbies. Das Buch lenkt den Blick nur auf die belehrenden Gespräche zwischen Chirra und Tabea. Deshalb ist es für mich kein Roman und auch keine Geschichte. Es geht hier ausschließlich um Selbstfindung, die These "wir sind alles Götter und Göttinnen", verschiedene Dimensionen in der wir leben und weitere Thesen. Manche Behauptungen die hier aufgestellt werden, finde ich sehr grenzwertig. Es gibt ein paar interessante Denkansätze.

Dennoch, das Buch hat mich gar nicht überzeugt und ich hatte teilweise den Eindruck es wäre etwas Schizophren, besonders am Ende des Buches.

Ich kann das Buch leider nicht als Lebensratgeber, als Roman oder was auch immer weiterempfehlen, weil ich nicht hinter der Meinung der Autorin stehe.

Ich sehe das Leben allgemein und den Grund unserer Lebens anders, als hier beschrieben. Ich glaube nicht, dass wir uns vorher ausgesucht haben, was wir sein wollen (Mensch, Tier, Pflanze) und wie wir leben wollen. Kein Lebewesen muss beabsichtigt die Erfahrung machen, Leid in seinem Leben zu erfahren, damit irgendeine Seele davon lernt. Der Gedanke schon alleine, wäre respektlos den Menschen gegenüber, die viel ertragen müssen und kein schönes Leben haben können. Chirra würde hier sagen, dass sich genau dieses Leid, das Wesen so ausgesucht hat und das alles der Erfahrung dienen würde.

Bewertung vom 30.05.2024
Wir werden wachsen
van Hooven, Andreas

Wir werden wachsen


ausgezeichnet

Die taffe Biologiestudentin Maja verliebt sich in den hübschen Unternehmersohn Jasper. Aber wie kann das gut gehen wenn beide so unterschiedlich denken und aus verschiedenen Gesellschaftsschichten kommen?

Der Roman war sehr interessant, spannend, modern und kurzweilig. Die Gesinnung von Maja zog sich wie ein roter Faden bis zum Ende. Das Buch hat sich leicht gelesen und im Glossar, ganz am Ende, konnte ich immer nachlesen wenn ich ein paar Fachwörter nicht verstanden habe.

Dadurch, dass immer im Wechsel aus Sicht von Jasper oder Maja erzählt wird, erfährt der Leser viele Beweggründe, Gedanken und Gefühle der beiden. Auch Jaspers Mutter Hanne, kommt ab Mitte des Romans, zweimal kurz zu Wort und der Leser erfährt ihre Sicht auf die jungen Leute. Erst mochte ich diese kalte Frau nicht aber nach und nach wurde sie mir immer sympathischer. Ich weiß nicht, ob ich diese Charakterstärke hätte wie sie.

Die besondere Geschichte der beiden Protagonisten finde ich durchaus realistisch. Bis auf das Ende. Das habe ich wirklich anders erwartet und ich bin etwas überrascht. Es ist für mich keine Lösung des Problems aber das sieht jeder sicher anders. Ein bisschen Action und Drama ist ok aber zum Schluss ging mir alles viel zu schnell. Ich hätte mir etwas anderes gewünscht. Dennoch, das Buch ist toll und zeitgemäß. Es regt zum Nachdenken an.

Ich empfehle es allen, die nicht nur romantische Liebesgeschichten mit Happy End lesen möchten und ein bisschen Politik schadet ja niemandem. Normalerweise.... :)

Bewertung vom 30.04.2024
Die Tage des Wals
O'Connor, Elizabeth

Die Tage des Wals


ausgezeichnet

Die Geschichte "Die Tage des Wals" nimmt den Leser mit, auf eine kleine Insel in der Nähe von Irland. Zwölf Familien leben dort und die 18 jährige Manod ist eine von ihnen. Die junge Frau hat schon früh die Mutterrolle übernommen und führt dem verwitweten Vater den Haushalt. Sie kümmert sich, so gut sie kann, um die leicht zurückgebliebene jüngere Schwester. Das Leben der Inselbewohner ist karg, hart und sehr einfach. Es lässt kaum Platz und wenig Möglichkeit, für die schönen Dinge des Lebens und so entstehen Träume, Sehnsüchte und Aberglaube. Die Inselbewohner, soweit sie die Insel nicht verlassen, entwickeln sich in ihrem Leben nicht weiter und bleiben naiv und rückständisch.

Für Außenstehende mag das alles exotisch wirken und so geschieht es, dass eines Tages zwei junge Engländer auf die Insel kommen und das Leben dort erforschen möchten.

Manods Wunsch die Insel zu verlassen wächst immer mehr, als sie sich auf die beiden Studierenden einlässt. Zeitgleich strandet auf der Insel ein großer Wal und ein Krieg auf dem Festland naht.

Die Autorin hat die Stimmung ganz einfach in kurzen Sätzen eingefangen. Ähnlich wie im Stil eines Tagesbuchs. Oft werden die Momente und das Erlebte ganz abgeklärt und kühl beschrieben. Dennoch sind viele Begebenheiten recht farbig erzählt und der Leser/die Leserin kann sich dadurch, die Gerüche, Farben und Formen sehr gut vorstellen. Die Texte der studierenden Engländern, mit ihren erforschten Geschichten, werden immer wieder in die Erzählung mit eingebunden.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Ich fand ihn schön leicht zu lesen. Der Erzählstil war anfangs etwas ungewöhnlich für mich aber durchaus interessant. Ich konnte mich gut in die Situationen einfühlen und mir taten die Inselbewohner unheimlich leid. Sie wurden regelrecht von den Engländern in ihrer Naivität und Gastfreundschaft ausgenutzt. Einige Geheimnisse der Inselbewohner und das Ende von Manod und ihrer Familie sind offen gelassen. Ich würde wirklich sehr gern eine Fortsetzung der Geschichte lesen und mehr über diese Zeit und diese Region erfahren. Wobei es sich hier allerdings um eine erfundene Geschichte handelt. Ich denke dennoch, dass es sehr nah an der Wirklichkeit erzählt ist.

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