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Benutzername: 
Janina
Wohnort: 
Schenefeld

Bewertungen

Insgesamt 47 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2024
Das Haus der Bücher und Schatten
Meyer, Kai

Das Haus der Bücher und Schatten


ausgezeichnet

Wie immer super!
Bereits zum dritten Mal entführt uns Kai Meyer mit dem seinem Buch „Das Haus der Bücher und Schatten“, das heute erscheint, in die geheimnisvolle Welt der Bücher und nach Leipzig ins Graphische Viertel. Ich bin ein großer Fan dieser Reihe - und wurde auch diesmal nicht enttäuscht. Denn auch in diesem Roman zeigt Meyer wieder, dass er ein Meister im Inszenieren paralleler Handlungsstränge ist.
Leipzig 1933:
Cornelius Frey, ehemaliger Kommissar, rettet Emilie Abel vor dem Freitod. Er merkt schnell, dass die junge Frau vor irgendetwas massiv Angst hat. Als sich ihre Wege trennen, flüstert sie: „Sie weinen alle im Keller ohne Treppe“. Nur wenige Stunden später wird er Zeuge zweier Morde. Die Toten sind Emilie Abel und sein ehemaliger Kollege Josef Zirner. Um den mysteriösen Fall Aufzuklären, kämpft sich Frey zurück in seinen alten Job. Nicht ohne Hürden, denn im Kommissariat geben inzwischen – ebenso wie in ganz Deutschland – die Nazis den Ton an, und wer sich denen in den Weg stellt, muss um sein Leben fürchten. Doch es sind nicht die einzigen Gegner, vor denen er sich in Acht nehmen muss. Während seiner Ermittlung stößt er auf ein Netz aus Lügen, Macht, Okkultismus, Fanatismus, Gewalt und Intrigen. Schnell wird klar: Die Wahrheit ist in diesen Zeiten oft relativ.
Baltikum,1913:
Die junge Lektorin Paula Engel und ihr Kollege und Verlobter Jonathan reisen von Leipzig ins einsame Livland, um das überfällige Manuskript des Schriftstellers Aschenbrand abzuholen. Schnell wird Paula klar, dass in dem riesigen Herrenhaus irgendetwas nicht stimmt. Sie fühlt sich beobachtet, hört seltsame Geräusche und trifft unheimliche Erscheinungen. Auch Aschenbrand, mit den sie seit Jahren engen Briefkontakt pflegt, scheint anders zu sein als erwartet. Auf eigene Faust geht sie den Geheimmissen auf die Spur.
Wie immer sind beide Erzählstränge sehr geschickt und spannend miteinander verwoben. Sieht man am Anfang des Buches noch gar keinen bis kaum einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen, verflechten sich die Erzählstränge von Seite zu Seite immer mehr miteinander. Und das mag ich an den Büchern von Kai Meyer sehr. Hervorzuheben sind auch diesmal wieder die sehr vielschichtigen und glaubwürdigen Charaktere, die es einen sehr leicht machen, beim Lesen in die Geschichte einzutauchen. Besonders freue ich mich immer darüber, wenn eine Figur aus einem der anderen Bücher einen Gastauftritt hat oder eine wiederkehrende Rolle spielt.
Am Anfang dieses Buches war ich zunächst etwas verhalten, weil mich der Erzählstrang aus der Sicht des Kommissars zu sehr an einen Kriminalroman erinnerte. Ein Genre, das ich normalerweise so gut wie gar nicht lese. Aber die Szenerie des Graphischen Viertels, der spannende Schreibstil und die mystische Stimmung zerstreuten die Sorgen schnell. Ich habe es sehr genossen, das Buch zu lesen. Besonders im zweiten Teil nimmt die Handlung so viel Fahrt auf, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung.
Und ganz besonders hoffe ich, dass noch weitere Bücher aus dem Graphischen Viertel herauskommen werden! Denn ich denke, das eine oder andere Geheimnis/Rätsel muss noch aufgeklärt werden!

Bewertung vom 01.10.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


sehr gut

Vielschichtig
Yellowface ist mein erstes Buch von Rebecca F. Kuang und wird auf jeden Fall nicht das letzte sein. Da das Buch die letzten Monate rauf und runter rezensiert wurde und wahrscheinlich inzwischen jeder weiß, worum es grob in der Handlung geht, fasse ich mich hier kurz.
Kuang schreibt fesselnd, ist wortgewandt, spricht heikle Themen an, ohne dabei selbst zu werten. Wo fängt kulturelle Aneignung an? Wann ist eine Geschichte/Idee geklaut? Wer ist Opfer? Wer ist Täter? Was ist moralisch erlaubt? Und lässt sich das hier in der Geschichte wirklich eindeutig sagen? Meiner Meinung nach nicht! Je weiter die Story voranschritt, umso schwerer fiel es mir, klare Grenzen zwischen Schwarz und Weiß, Gut und Böse zu ziehen. Und wahrscheinlich übt gerade das diesen besonderen Reiz dieses Buches aus.
Ich mochte den Roman sehr, auch wenn er ein paar Längen hatte und mir stellenweise dann doch etwas zu übertrieben und unglaubwürdig war. Deshalb gibt es von mir 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 10.09.2024
Zwei in einem Leben
Nicholls, David

Zwei in einem Leben


ausgezeichnet

Mitten aus dem Leben

Auf einer von einer gemeinsamen Freundin initiierte Wanderung von Küste zu Küste Großbritanniens treffen die Londoner Lektorin Marni und der Erdkundelehrer Michael aus York aufeinander. Beide haben keine einfachen Jahre hinter sich und haben sich nach mehreren Schicksalsschlägen ins Alleinsein geflüchtet. Umso schwerer fällt es ihnen, über ihren Schatten zu springen und mit fast völligen Fremden Zeit auf einer Wanderung zu verbringen. Doch sie stellen sich dieser Herausforderung.

Schon nach wenigen Tagen bleiben von der kleinen Wandergruppe nur noch Marni und Michael übrig, und so beschließen sie, zu zweit weiterzuwandern. Beim gemeinsamen Wandern weichen Skepsis und Unbeholfenheit immer mehr und beide fangen an sich zu öffnen. Sie reden und tauschen sich über ihr Leben und ihre Sorgen und Wünsche aus, über vergangene Beziehungen, Elternschaft, Partnerschaft, verlorene Lieben und über die Einsamkeit, die ihrer beider Leben begleitet. Ganz langsam und behutsam spannt sich ein Band zwischen den beiden. Doch können beide ihre Vergangenheit hinter sich lassen und in die Zukunft schauen?

Ich mag diesen Roman sehr. Gerade weil er ohne große Spannung, ohne viel Tamtam und große Gesten auskommt. Das Besondere liegt hier in den kleinen Details und Gesten. Man hat das Gefühl, zwei gute Freunde zu begleiten, die sich kennenlernen und die von Stunde zu Stunde mehr merken, dass sie auf einer Wellenlänge liegen. Zunächst noch zurückhaltend und bemüht, dann immer natürlicher und privater. Der Austausch zwischen den beiden bringt Spaß. Sie kommunizieren auf Augenhöhe, unterstützen sich und spielen einander die Bälle zu. Und dann gibt es natürlich, wie im echten Leben auch, die Momente, in denen man sich fragt: War das zu privat? Bin ich bei der Frage zu weit gegangen? Was hat er/sie denn damit gemeint? Fühlt er/sie sich in meiner Nähe wohl? … Halt: das echte Leben! Das alles macht das Erzählte so authentisch und greifbar.

Bewertung vom 29.08.2024
Schlaf gut, kleine Fledermaus Wegda! / Die kleine Fledermaus Wegda Bd.3
Neßhöver, Nanna

Schlaf gut, kleine Fledermaus Wegda! / Die kleine Fledermaus Wegda Bd.3


ausgezeichnet

Tolle Gute-Nacht-Geschichte
Was für ein wunderschönes Kinderbuch zum Vorlesen für die ganz Kleinen! Die farbenfrohen Illustrationen und die kurzen Texte ergänzen sich ideal und schicken die Kinder auf eine kleine Entdecker-Tour. Toll ist auch, dass Vorleser und Kinder immer wieder zum Mitmachen animiert werden. Aber das Beste am Buch ist definitiv die kleine Fledermaus Wagda, die jedes Herz – egal ob jung oder alt – ganz schnell für sich gewinnt. Mit ihrem Mut, ihrer Neugier und ihrer Fröhlichkeit ist sie ein tolles Vorbild für jedes Kind.
Das Buch ist die ideale Gute-Nacht-Geschichte für das abendliche Einschlafritual und erklärt den Kleinsten, dass auch andere Lebewesen schlafen müssen. Einfach nur süß!

Bewertung vom 17.08.2024
Mitternachtsschwimmer
Maguire, Roisin

Mitternachtsschwimmer


ausgezeichnet

Ein kleiner Funken Hoffnung
Nach einem tragischen Schicksalsschlag ist die Welt für Evan und seine Familie nicht mehr dieselbe. Sie entfremden sich immer mehr voneinander. Vorwürfe, Enttäuschung und die Wut aufeinander steigen von Tag zu Tag. Als letzten Ausweg beschließt Evan, für ein paar Tage allein ein Cottage an der irischen Küste zu mieten, in der Hoffnung, dass der Abstand seine Ehe rettet. Doch aus ein paar Tagen wird eine Auszeit auf unbestimmte Zeit: Das Coronavirus breitet sich aus und der Lockdown zwingt ihn dazu, vor Ort zu bleiben. Die Einheimischen des malerischen Küstenortes Ballybrady beäugen den zerbrechlich wirkenden Großstädter zunächst etwas argwöhnisch, und auch Evan weiß mit den Dorfbewohnern nichts anzufangen. Besonders seine wortkarge und unfreundliche Vermieterin Grace ist für ihn ein Rätsel. Ihre ungeplanten Aufeinandertreffen sind eine Mischung aus Ablehnung und Faszination. Als Evans achtjähriger gehörloser Sohn Luca unerwartet vor der Tür steht, ist Evan mehr als überfordert. Doch erstaunlicherweise ist es Grace, die einen Zugang zu dem verschlossenen Jungen findet. Ganz langsam scheint das Eis zwischen allen Personen zu brechen und Hoffnung und ein Miteinander entstehen …

Roisin Maguire hat mit „Mitternachtsschwimmer“ einen ganz besonderen Roman kreiert. Mir hat besonders gefallen, wie atmosphärisch und bildgewaltig die Autorin die irische Küstenlandschaft und das Leben dort in Szene setzt. Und auch ihre verschrobenen und erst auf dem zweiten Blick sehr warmherzigen Protagonisten erwachen beim Lesen förmlich zum Leben. Besonders berührt haben mich vor allem die Szenen, in denen Grace und Luca aus sich herauskommen und gemeinsam die Welt erkunden. Das war magisch. Maguire hat ein besonderes Händchen für die kleinen besonderen Momente, die sich zwischen den Dramen des Lebens verstecken, und schafft es damit, dass der kleine Funken Hoffnung immer stärker erstrahlt.

Einzig und allein mit dem Ende war ich nicht zu 100 Prozent glücklich. Wie sich das Miteinander zwischen Evan und Grace entwickelt, war für mich überraschend und irgendwie unpassend. Das hat die Geschichte für mich nicht gebraucht.

Große Leseempfehlung und 4,5 Sterne.

Bewertung vom 25.05.2024
Und alle so still
Fallwickl, Mareike

Und alle so still


ausgezeichnet

Öffnet Augen
Wow, was für ein Buch! Es ist lange her, dass mich ein Buch so mitgerissen und bewegt hat und ich am Ende erst einmal durchatmen musste. Ja, die Geschichte und ihr Verlauf sind natürlich rein fiktional und überspitzt, aber mit dem Kern der Wahrheit trifft Mareike Fallwickl wieder mitten ins Schwarze. Vielleicht muss man manchmal das „Was wäre wenn?“ etwas aufbauschen, um den gegenwärtigen Ist-Zustand mehr in den Fokus zu rücken von denjenigen, die so gern die Augen vor der Wahrheit verschließen. Denn Fakt ist, vieles läuft nicht richtig und ist alles andere als gerecht.
Mareike Fallwickl spricht Themen an, die brisant sind, über die aber gesprochen werden muss: Welchen Wert hat Care-Arbeit hierzulande? Sollte sie nicht als Grundlage jedes funktionierenden Miteinanders mehr wertgeschätzt werden? Und wie kann es dann sein, dass Menschen, die sich kümmern, immer öfter alleine dastehen und durch die Maschen des Systems fallen? Noch so ein Thema: billige Arbeitskräfte. Wie ist es möglich, dass manche Menschen tagtäglich bis zum Umfallen schuften, aber sich kaum die Wurst auf dem Brot leisten können? Weitere Themen unserer Zeit wie häusliche Gewalt, Unterdrückung, festgefahrene Rollenbilder, Hass im Netz, Selbstliebe und Selbsthass weiß die Autorin hier mit einem beeindruckenden Gespür beim Namen zu nennen. Alles keine leichte Kost.
Und doch ist das Buch bei all dem nicht desillusionierend. Ganz im Gegenteil, es macht sogar Mut und weckt die Hoffnung auf Veränderung und Zusammenhalt. Das mag jetzt seltsam erscheinen, aber lest es am besten selbst. Ich kann es euch nur empfehlen.
Für mich wäre „Und alle so still“ übrigens die perfekte Schullektüre. Das Buch und die Diskussion dahinter würde vielleicht dem einen oder anderen Jugendlichen/jungen Erwachsenen die Augen öffnen und einen ganz neuen Blickwinkel auf die Dinge bescheren.

Bewertung vom 14.04.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


gut

Kleine Flamme statt Leuchtfeuer

Eine Entscheidung kann dein Leben verändern, ihm eine positive oder negative Wendung geben. Diese Erfahrung müssen die Geschwister Sarah und Theo sehr früh im Leben machen. Im Teenager-Alter verursachen sie einen Unfall, bei dem eine Freundin stirbt. Auch ihr Vater Ben, ein Arzt, fühlt sich für den Tod des jungen Mädchens mitschuldig. Von da an ist nichts mehr so, wie es vorher war. Statt die Geschehnisse gemeinsam aufzuarbeiten, schweigt die Familie. Sie werden sich immer fremder und hadern mit ihrem Leben. Jahrzehnte später verschwindet in einer kalten Winternacht nicht nur ein kleiner Nachbarsjunge, sondern auch die inzwischen demente Mutter von Sarah und Theo spurlos. Ein Zufall, der tragische Folgen hat und ein Wendepunkt für alle Beteiligten ist.
„Leuchtfeuer“ von Dani Shapiro ist ein Roman, der zeigt, wie fragil unser aller Glück ist. Eine (falsche) Entscheidung, ein unbedachter Moment, ein Zufall kann unser Leben in eine ganz neue Bahn lenken. Aber auch, dass wir oftmals unser Unglück selbst heraufbeschwören – um uns zu bestrafen, aus Schuld, weil wir unseren eigenen Erwartungen nicht gerecht werden, uns der Mut fehlt oder alles in uns hineinfressen, statt miteinander zu reden. Zweifelsohne intensive Themen, die die Autorin in ihrem neuen Roman anspricht. Und doch konnte mich die Story nicht für sich einnehmen. Mir fehlte die Tiefe. Das lag zum einen an den ständig wechselnden Erzählperspektiven, aber vor allem daran, dass ich mit den meisten Charakteren einfach nicht warm wurde. Vielleicht lag es daran, dass sich die Autorin bei ihren Figuren sehr stark auf bestimmte, meist selbstzerstörerische Wesenszüge fokussiert hat und deshalb der Mensch als Ganzes dabei auf der Strecke blieb. Bis auf Waldo und Ben fand ich eigentlich keine der Figuren irgendwie greifbar oder sympathisch. Einzig die Szenen mit Waldo und Ben dagegen sind mir positiv im Gedächtnis geblieben. Sie waren berührend und tröstlich. Das reicht aber nicht aus, um eine klare Leseempfehlung zu geben.

Bewertung vom 29.01.2024
Dieses schöne Leben
Brammer, Mikki

Dieses schöne Leben


gut

Mir fehlte das Ja zum Leben

Mit viel Vorfreude und Erwartungen bin ich an dieses Buch herangegangen, da die Story und auch die ersten 1-2 Kapitel mehr als vielversprechend klangen. Erwartet hatte ich nach den ersten Seiten viel Tiefe, Empathie, Feingefühl, Miteinander und eine Geschichte, die ans Herz geht. Doch dieses hohe Level konnte die Autorin nicht halten. Das Buch hat ein paar sehr schöne Erzählstränge, die liebevoll ausgearbeitet sind, z.B. die „Freundschaft“ zwischen Clover und Claudia, oder aber die Beziehung zwischen Clover und ihrem Großvater. Ihre persönliche Entwicklung im Verlauf der Geschichte konnte mich dagegen gar nicht überzeugen. Zu lang war fast gar keine Entwicklung zu spüren, der Fokus viel überwiegend auf all die Selbstzweifel und die vielen Versäumnisse in der Vergangenheit. Dann passierte gefühlt alles auf einmal und am Ende war irgendwie alles gut. Das kam mir alles dann doch zu plötzlich, mir fehlten die Einblicke in den inneren Prozess. Vor allem die Momente, in denen sie erkannt hat: Hey, ich will jetzt nicht das Leben der verstorbenen Personen leben. Nicht das machen, was diese Menschen in ihrem Leben nicht mehr machen konnten. Sondern: Ich will mein eigenes Leben leben. Mir meine Träume erfüllen. Generell, das Nachdenken über die eigenen Träume und Wünsche. Die Erkenntnis: Das Leben ist schön! Und dieses „Lebensbejahende“, das ich mir gewünscht und das ich erwartet hatte (auch durch den Titel) kam mir zu kurz.

Bewertung vom 19.11.2023
Das Buch Eva
Clothier, Meg

Das Buch Eva


weniger gut

Der Anfang des Buches klang spannend und vielversprechend. Ein geheimnisvolles und machtvolles Buch, dessen Besitzer gejagt werden und das beschützt werden muss. Selbst der magische Aspekt machte mich neugierig. Doch leider hielt dieses gute Gefühl bei mir nicht lange an.
Die Autorin schrieb in ihrer Danksagung, das Buch sei vor der Überarbeitung des Lektorats „ein verworrenes, verknotetes, verschlungenes Chaos“ mit „lauter fallen gelassenen Maschen und zahlreichen Löchern“ gewesen. Und ja, das glaube ich, denn ich empfand das beim Lesen tatsächlich immer noch sehr häufig. Zeitweise ist das Buch sehr langatmig, dann wiederum gibt es Sequenzen, bei denen mir der Kontext fehlte, die nicht selbsterklärend waren. Auffällig oft erging es mir so, wenn die Magie in der Geschichte ins Spiel kam. Warum kam den Protagonisten in manchen Szenen in gefährlichen Momenten die Magie des Buches zur Hilfe? Warum in anderen nicht? Warum hat das Buch diese Kraft? Was passierte genau in solchen Momenten mit diesen Menschen und dem Buch? Das war für mich leider alles andere als stimmig. Vielleicht hätte man an der einen oder anderen Stelle doch lieber auf die immer wiederkehrenden Beschreibungen des tristen Lebens im Kloster verzichten sollen, um dafür an anderen Stellen die Geschichte runder, nachvollziehbarer und spannender zu machen.
Gestört habe ich mich auch immer wieder an den Beschreibungen der dort lebenden Nonnen. Ich empfand die Aussagen zu den äußeren Erscheinungsbildern und zu den Charaktereigenschaften als sehr plump, unausgereift und oftmals völlig fehl am Platz. Vielleicht ist es ein besonderes Stilmittel der Autorin? Oder aber sie wollte den „besonderen“ Charakter der Hauptprotagonistin und deren negative Sichtweise verdeutlichen? Das wäre meiner Meinung nach nicht so massiv nötig gewesen. Der Hauptcharakter Beatrice ist auch so alles andere als einnehmend und sympathisch. Dass es einem so wahnsinnig schwerfiel, mit ihr warm zu werden, lag vor allem daran, dass die Autorin die Leser so wenig in ihre Gedanken und Gefühle blicken lässt. Und wenn doch, dann waren es überwiegend negative.
Alles in allem bin ich mit der Geschichte, dem Schreibstil und den Charakteren nicht warm geworden. Ich habe es zwar bis zum Schluss gelesen, aber war einige Male kurz vor dem Abbrechen. Die Idee zur Story finde ich aber nach wie vor spannend und neu, nur konnte mich die Umsetzung nicht überzeugen.

Bewertung vom 25.10.2023
Ich träumte von einer Bestie
Blazon, Nina

Ich träumte von einer Bestie


ausgezeichnet

Wieder ein Volltreffer
„Liebten wir“, „Das Wörterbuch des Windes“ und jetzt aktuell „Ich träumte von einer Bestie“ - Nina Blazon hat mich bisher mit jedem dieser drei Bücher komplett überzeugt. Mich begeistert, wie unterschiedlich und vielfältig die drei Werke von ihr sind und doch zeigt sich in jedem einzelnen von ihnen, die besondere Feinfühligkeit der Autorin. Nur wenige SchriftstellerInnen schaffen es meiner Meinung nach so gut, diese leisen Zwischentöne und Schwingungen während der Kommunikation und dem Miteinander zweier Menschen so gut aufs Papier zu bringen. Sie hat ein sehr feines Gespür für all das Ungesagt, das bei jedem Gespräch mitschwingt. Für die besondere Chemie und Dynamik zwischen zwei Menschen. Und genau das macht es für mich so glaubhaft, echt und nachvollziehbar.
Ihre Protagonisten haben alle ihre Ecken und Kanten, ihre Geheimnisse und Stolpersteine, die sie umgehen müssen. Sie stehen teilweise an einem Scheideweg, müssen Erlebtes hinter sich lassen und Neues entdecken. Wie sie sich diesen Aufgaben stellen, ist nicht wildromantisch in eine herzzerreißende Rahmenhandlung verpackt, sondern vielmehr mitreißend, lebensnah und inspirierend in echt guten Geschichten festgehalten. Auch diesmal entfaltet sich die Geschichte mit jeder Seite mehr, zeigt neue charakterliche Facetten der Protagonisten und lässt die Hauptcharaktere neue Wege gehen.
Spannend bei „Ich träumte von einer Bestie“ ist diesmal vor allem auch die historische Thematik, die Nina Blazon hier aufgegriffen hat, um daraus eine sehr spannende Geschichte zu erzählen. Die Thematik der alten Märchen- und Bestien-Erzählungen bietet per se schon viel Raum für Fantasie und Geheimnisvolles - dabei nicht ins Unglaubwürdige abzudriften, ist sicherlich eine große Herausforderung. Der Autorin gelingt es hier aber sehr gut, die historischen und vom Volksglauben geprägten Einzelheiten mit einer modernen Story im Hier und Jetzt zu verweben und so den Leser bis zur letzten Seite zu fesseln.
Ja, ihr merkt es wahrscheinlich schon: Ich bin großer Fan der Bücher von Nina Blazon. Von daher gibt es von mir eine große Leseempfehlung