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Sommerkindt
Über mich: 
Bin eine leidenschaftliche Leserate. Alle Bücher für die ich eine Rezi schreibe habe ich auch gelesen.

Bewertungen

Insgesamt 194 Bewertungen
Bewertung vom 10.07.2024
Totholz / Kreuthner und Wallner Bd.11
Föhr, Andreas

Totholz / Kreuthner und Wallner Bd.11


ausgezeichnet

Rätselspaß garantiert
Mit diesem äußerst humorvollen Regionalkrimi entführt der Autor den Leser in die bayrische Provinz. Auch für Nordlichter ist der typisch bayrische Dialekt, der zentrales Element dieses Krimis ist gut verständlich.

Wenn man denkt in der bayrischen Provinz ist alles eitel Sonnenschein der Irrt. Leo, der ermittelnde Beamte steht plötzlich einen mehr als undurchsichtigen Fall gegenüber. Es geht um Geld genauer gesagt um sehr viel Geld, um Mord, Entführung, Drogen und Schusswaffen und um eine Hütte, die wie aus dem nichts in die Luft fliegt. Ja dieses Knäuel aus verschiedenen Handlungssträngen ist für den Leser zeitweilig eine Herausforderung, stellt aber gleichzeitig eine tolle Herausforderung an Kombination und kriminalistischen Spürsinn dar. Ich hatte einen heiden Spaß, zu rätseln und das große Knäuel zu entwirren.

Leo ist ein Ermittler mit Ecken und Kanten, nicht der typische Saubermann. Und genau das macht ihn sympathisch, immer am Rande der Legalität oder in der Grauzone des gerade noch erlaubten und eigentlich schon nicht mehr legal. Mit einem festen Freundeskreis im kriminellen Milieu, macht es seine Arbeit nicht immer einfacher. Kurz er ist ein Schlingel, der gerne mal mit dem Feuer spielt, sein Herz aber am rechten Fleck hat.

Aber auch die anderen Figuren allen voran Pippa wachsen einen mit der Zeit ans Herz. Ja gut Pippa ist kriminell und hat wirklich viel Dreck am Stecken. Aber mutig und selbstbewusst ist sie eben auch. Ich meine wer bringt schon den Mut auf einen der ganz großen mit einer Bratpfanne auszuschalten, um einen Polizisten zu retten? Es ist eben nicht alles in rein schwarz oder weiß zu teilen. Die Wahrheit liegt mitunter im Graubereich.

Das Cover finde ich einfach nur genial. Es wurde mit wirklich viel Liebe erstellt und wenn man es in den Händen hält ist es nochmal was ganz anderes als wenn man es nur so sieht.

Fazit: Ein wirklich gelungener Regionalkrimi, bei dem man Freude am Lesen und Rätseln hat. Tolle Figuren und eine Handlung, die zwar teilweise etwas verwirrend ist, aber genau das macht den Reiz dieses Krimis aus. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 17.06.2024
Komm schon, Baby!
Berg, Ellen

Komm schon, Baby!


weniger gut

nicht lustig
Nachdem alle so von den Romanen der Autorin geschwärmt haben, wollte ich mich mit diesem Roman ein wenig entspannen und gute Stimmungen einfangen. Tja auch wenn sich der Roman wirklich gut ließt und die Autorin gezielt Kalauer einsetzt um für Lacher zu sorgen, fand ich den Roman und die Geschichte um Julie alles andere als erbaulich.

Die Story um die Hebamme Julie ist eigentlich gut gedacht. Der Anfang war ja auch richtig gut, aber dann dieser Mittelteil, wo sich handlungstechnisch als auch die Entwicklung der Figuren scheinbar alles nur im Kreis drehte, fand ich schon sehr schwierig. Das es dann auch noch Verwicklungen gab war zwar schön, aber die Umsetzung war nicht so gelungen. Erst der Schlussteil konnte mich dann wieder überzeugen. Aber ganz ehrlich mir hat bei diesem Roman etwas gefehlt. Ich bin bei weiten nicht humorfrei, aber das ich diesen Roman als lustig und schön in Erinnerung behalten werden, ist leider nicht der Fall.

Auch wenn ich die Hauptfigur Julie anfangs noch mochte, ging sie mir im Laufe des Romans gehörig auf die Nerven. Gedanklich drehte sich förmlich alles im Kreis. Das mag womöglich auch den Hormonen zugeschrieben werden können. Aber Himmel wäre es wirklich so schlimm gewesen, ganz frei und offen mit dem Kindsvater zu sprechen, vollkommen egal ob er sich in eine Beziehung befindet oder nicht. Karten auf den Tisch, Probleme ansprechen, so kam Julie noch zu
Beginn des Romans als selbstbewusste Frau rüber. Und genau diese selbstbewusste Frau habe ich im Mittelteil schmerzlich vermisst. Sie war nur noch ein Schatten jener Frau, die Berge versetzen konnte. Ja die Konstellation, dass der Erzeuger ihres Kindes bereits vergeben war, ist nicht so einfach. Aber sich weg ducken kann es doch auch nicht sein. Darüber reden auch wie sie sich eine Zukunft vorstellen könnte, das wäre es doch gewesen. Wenn sich alle an einen Tisch setzen und darüber reden. Aber nein warum einfach wenn es auch kompliziert geht.

Das Cover fand ich ja so richtig klasse, mit ein Grund warum ich den Roman unbedingt lesen wollte. Nur leider passt der Roman nur bedingt zum Roman.

Fazit: Nicht wirklich lustig, langatmig und wahrscheinlich nur für eingefleischte Fans dieser Autorin eine richtige Perle. Ein paar Kalauer machen nun mal keinen lustigen Wohlfühlroman.

Bewertung vom 06.05.2024
Frühling, Sommer, Herbst und du
Krohn, Henriette

Frühling, Sommer, Herbst und du


gut

kein leichter Sommerroman
In Erwartung einen seichten mit Turbulenzen gewürzte Romanze passend zum Sommer zu lesen bin ich in diesen Roman gestartet. Das ich dabei erstmal im übertragenen Sinne mit 180 km/h über die Autobahn kessel ok warum nicht.

Denn in den ersten 100 Seiten passiert dermaßen viel, dass man als Leser nicht nur Schnappathmung bekommt, sondern auch das Herz rast und der Puls davon galoppiert. Um dann dann im nächsten Moment mit Wucht auf 10 km/h heruntergebremst zu werden.

Meiner Meinung nach handelt es sich bei diesem Roman in keinster weise um einen seichten Roman, den man mal soeben schnell weg lesen kann. Die die Autorin packt in diesen sommerlich leicht anmutenden Roman wirklich harte Themen an, wie Traumatisierung, sexuelle Belästigung, Alkoholsucht und den alltäglichen Wahnsinn, der zur Aufheiterung diesen Romans und des Lesers beiträgt.

Bei Maya, einer der Hauptfiguren habe ich anfangs nur gedacht, also schlimmer kann es ja bald nicht kommen, doch es wurde viel viel Schlimmer. Dabei hatte sie immer nur gutes im Sinn. Dem Geschäft der Mutter helfen, populärer zu werden. Doch Sozialmedia Sternchen sind auch nur Menschen und haben aufgrund ihrer Präzens im Netz eine gewisse Macht, die Maya mit volle Wucht in Form eines Shitstorms trifft, an dessen Grund sie nur wirklich vollkommen unschuldig ist. Das der Grund für ihr plötzliches Ausrasten, viel tiefer in ihr sitzt und viel weiter zurückreicht erfährt der Leser erst im späteren Verlauf des Romans. Dabei hätte Maya nicht nur durch ihr Talent soviel bewegen können.

Die zweite Hauptfigur Alex war mir auf Anhieb sympathisch. Ein liebenswerter Typ, der leider erstmal an die falsche gerät wodurch sein Leben erstmal kräftig durchgerüttelt wird. Ein wirklich liebenswerter und netter Typ, der mit Maya ihren Bruder, Cousine Grata und Matilda samt Katze und eigenen Graupapagei in einen Transporter gesperrt und in Baskenland verfrachtet wird.

Nein die Geschichte ist nicht nur traurig es gibt auch immer wieder lustige und auch heitere Passagen, vor allem im Zusammenhang mit den Tieren, da habe ich wirklich herzhaft lachen müssen. Aber sonst war diese Geschichte größtenteils wirklich emotional sehr anstrengt. Hinzu kam leider auch dass die Schrift wirklich sehr klein ist.

Das Cover strahlt eine Heiterkeit und Fröhlichkeit aus, die leider nicht unbedingt zum Roman passen will.

Fazit: Ein an sich schöner Roman, nur eben keine leichter Wohlfühlroman, sondern ein Roman, der schwierige Themen anpackt und mitunter emotional belastend wirken kann.

Bewertung vom 30.04.2024
Vengeance / Academy of Dream Analysis Bd.1
Braun, Ruby

Vengeance / Academy of Dream Analysis Bd.1


ausgezeichnet

bin restlos begeistert
In Pageturnermanier erzählt die Autorin mit einem nicht nur packenden sondern auch fesselnden Schreibstil den Leser. Thematisiert werden unter anderen Themen wie Freundschaft, Familie, elitäre Geheimgesellschaften, Drogenkonsum und Übergriffe.


Wer damals die Harry Potter Bände geliebt hat, wird diese Reihe mögen. Nein es geht nicht um Zauberer, sondern um eine recht exklusive ja geradezu elitäre Gesellschaft von Menschen, die das Weltgeschehen beeinflussen, indem diese sich der Taumbeeinflussung bemächtigen. Sie operieren im Verborgenen.


Die Hauptfigur ist eine junge Frau, die von ihrer Familie entsandt wurde, um den Tod ihres Schlafwandelnden Bruders zu rächen. An dieser Stelle muss ich darauf hinweisen, dass hier der Begriff Schlafwandler gänzlich anders von unseren Verständnis zu verstehen ist. Ein Schlafwandler ist ein Mensch, der im Schlaf in die Träume anderer gewaltsam einbrechen kann und unter Umständen so sehr großen Schaden anrichten kann. Diese Angst vor der Macht der Schlafwandler hat dazu geführt, das es fast keine Schlafwandler mehr gibt, da diese bis vor einigen Jahren verfolgt, getötet und ihre Nachkommen ihrer Mächte beraubt wurden.


Diese junge Frau nun wird mit den Nachkommen anderer Traumgeborenen eine Akademie nach Lappland geschickt, um dort eine ganz spezielle Ausbildung zu erhalten und auch um Kontakte zu anderen jungen Traumgeborenen zu knüpfen.


Doch die schöne makellose Fassade gerät sehr schnell ans brökeln, nicht zuletzt wie sie merkt, das auch die anderen Traumgeborenen ihr Päckchen tragen müssen. Sie alle erlebten in ihren Familie Gewalt. Aber selbst der Unterricht wirkt traumatisierend.


Ich fand es wirklich spannend zu sehen, wie die Hauptfiguren sich nicht nur entwickeln sondern auch über sich hinauswachsen.


Schon das Cover ist genial und wunderschön und greift einen Teil der Story wunderbar auf.


Fazit ein geniales Buch das super ließt. Ich kann es jeden nur wärmstens ans Herz legen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 31.03.2024
Lichtspiel
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


sehr gut

dunkles Kapitel der Filmindustrie
Selten hat mich ein Buch bereits am Anfang so verwirrt wie dieses hier, aber dies ist ja auch kaum verwunderlich, wenn der Erzähler aus einer dementen Figur heraus erzählt. Zum Glück hielt diese Phase nur kurz an.


Im eigentlichen Roman ging es um eine Regisseur im Dritten Reich, G. W. Papst. Dieser war bereits in Klauen der Nazis entkommen und in Amerika eigentlich schon in Sicherheit. Auch wenn er dort in Sicherheit war, hatte er dort schlicht und einfach keinerlei Erfolg. Wie er dann durch einen wirklich faulen Trick wieder nach Österreich gelockt wird, tritt er „unter Druck des Propagandaministeriums“ in dessen Dienst.


Zum einen sieht man zwar in welcher Zwickmühle die Hauptfigur, aber auch wie Papst doch ein Opportunist ist und das System so nutzt, wie er es braucht. Er nutzt die Gelder um seine Filmprojekte zu verwirklichen. Ob seine Statisten da auch aus eigenen Antrieb freiwillig mitwirken interessiert ihn null. Er lebt in seiner eigenen Welt und blendet alles andere halbwegs aus. Er nimmt den Krieg in dem sich Deutschland befindet als Widrigkeit war. Aber das scheint ihn nicht wirklich zu tangieren solange er nur drehen kann. Was ihn so wirklich aus der Bahn haut ist, wie sein Film verschwindet.


Auch wenn das Thema dieses Romans ein recht schwieriger Stoff ist, habe ich den Roman sehr gerne gelesen. Nur den Hauptprotagonisten habe ich nicht wirklich etwas abringen können. Da er schlicht und einfach ein Egoist und Opportunist vor dem Herrn war.


Fazit: Der Roman beleuchtet ein düsteres Thema der Filmbranche zu Nazizeiten. Zeigt unter welchen Bedingen Dreharbeiten erfolgten und auch die Einflussnahme von der Partei. Mit den Figuren bin ich gar nicht warm geworden. Dennoch war es interessant zu lesen.

Bewertung vom 31.03.2024
Vakuum
Peterson, Phillip P.

Vakuum


ausgezeichnet

Das Ende der Welt wie wir sie kennen
Selten habe ich so eine wirklich spannende und zudem gut geschriebene Dystopie gelesen. Ich bin förmlich durch die Seiten geflogen und konnte es kaum aus der Hand legen, da die Story so fesselnd und packend war.

Der Autor konfrontiert den Leser in seinem Roman mit einem Endzeitszenario, dass schlimmer nicht sein könnte. Das Unheil kommt diesmal nicht direkt von den Menschen selbst sondern aus dem Universum. Der Autor hat es zum einen gut geschafft wissenschaftliches Wissen soweit runter zu brechen, dass man dies als Leihe auch versteht. Gut bei einigen Sachen bin ich ausgestiegen, dass liegt aber schlicht und einfach an der Tatsache, dass ich was Physik angeht eine totale Niete bin.

Und wie so oft bringen auch hier Katastrophen sowohl das schlechteste als auch das beste im Menschen zu tage. Versprechen werden gebrochen. Aber auch eine Rückbesinnung auf das was wirklich wichtig ist findet statt.

Besonders spannend fand ich jedoch das der Autor in zwei Handlungssträngen erzählt hat. Zum einen wie die Menschheit auf die nahende Katastrophe regiert. Der Wettlauf gegen die Zeit und auch gegen die Ressourcen. Und zum anderen viele Genrationen später, was von der Menschheit übrig blieb. Wie all das Wissen einfach so verloren ging. Und der Rest der Menschheit zurückgeworfen in einer vorindustriellen „Welt“ lebt.

Fazit: Ein wirklich gelungener Roman, den ich jeden nur empfehlen kann. Ich bin förmlich durch die Seiten geflogen und der Roman hat so einen Sog entwickelt, dass ich das Buch kaum aus den Händen legen konnte. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 31.03.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


sehr gut

KI steht im Mittelpunkt
Zunehmend beschäftigen sich nun auch Autoren mit dem Thema KI. Hier in diesem Thriller spielt die KI eine entscheidende Rolle. Da dies der erste Roman für mich von dieser Autorin war, musste ich mich erst einmal mit dem Schreibstil anfreunden. Dieser ist zwar schön flüssig, aber anfangs eben auch gewöhnungsbedürftig.


Die Story, eine Gruppe sich vollkommen fremder Leute, in ein Escapeszenario wiederfinden zu lassen, fand ich richtig interessant. Zumal die Gruppenzusammensetzung recht heterogen war. Und damit auch ein mögliches Konfliktpotenzial gegeben ist.


So werden gängige Klischees bedient, dass Superreiche sich über das Gesetz stellen, um Profit aus ihren Geschäften zu generieren. Besonders dreist fand ich ich wirklich, wie sich der Millionär schamlos an fremden Ideen bedient, nur um zu zeigen um wie viel besser seine Umsetzung mit Hilfe der KI im Vergleich zu einem anderen Escapanbieter, der auch noch anwesend ist, ist.


Das eine KI nur so gut ist wie sie auf Grund ihrer Programmierung sein kann, zeigt sich in diesem Thriller auch sehr gut. Wegen einer Einflussnahme ist sie alles andere als nett. Sie ist brutal und blutrünstig. Ganz ehrlich ich bin froh das ich manche Bilder nur gelesen habe und nicht wirklich sehen musste, da diese wirklich sehr sehr blutig waren.


Allerdings war ich auch häufig einfach verwirrt, wo im Höhlensystem die Gruppe zeitweise war, aber dass denke ich war auch Absicht. Auch wenn die Autorin so nett war eine Skizze der verschiedenen Höllensysteme beizufügen.


Das Cover fand ich richtig klasse, mit ein Grund warum ich diesen Thriller unbedingt lesen wollte.


Fazit: Ein wirklich brutaler und bildgewaltiger Thriller, der sehr blutig ist. Mich hat er zeitweise ziemlich verwirrt. Aber schon allein für die Auflösung lohnt sich dieser Thriller.

Bewertung vom 05.03.2024
Arctic Mirage
Kokkonen, Terhi

Arctic Mirage


ausgezeichnet

Femizid
In einem stroboskopisch anmutenden Schreibstil widmet sich die Autorin dem Thema Gewalt gegen Frauen insbesondere in der Ehe.

Für einen Kurzurlaub sind die Eheleute Karo und Risto nach Lappland gefahren und werden bereits bei der Anreise in einen schweren Unfall verwickelt. Infolge dieses Unfalles bröckelt nach und nach die sorgfältig aufgebaute Fassade der Eheleute. Nicht nur das beide in ihrer Kindheit unter Gewalt in der Familie gelitten haben, scheinen beide genau das weiter zu leben und auch weiter zu geben was sie in ihrer Kindheit erlebt haben. Unfassbar und sogleich gelebter Alltag, ist das bewusste Wegschauen der Gesellschaft. Am schockierensten jedoch wird mir wohl die Szene einen Arztes im Gedächtnis bleiben, der Karo Psychopharmaka verschreibt, um diese ruhig zustellen, nur damit Risto es noch leichter hat sie zu misshandeln. Meiner Meinung nach leben diese beiden in einer absolut toxischen Beziehung, in einer Spirale aus Gewalt und Demütigung, aus der es scheinbar kein Entkommen gibt.

Anfangs glaubte ich wirklich Karo hätte psychische Probleme, zumal ihre so akkurate Fassade in nur kurzer Zeit vollkommen zusammenbricht. Hinzu kommt natürlich das ihr Risto auch wirklich übel mitspielt und sie dadurch an ihrem Verstand zweifeln lässt. Noch schlimmer jedoch ist das Ärzte einfach die Augen verschließen vor der Tatsache, das der Ehemann seine Frau einfach nur ruhigstellen will, um sie nicht nur zu misshandeln sondern Stück für Stück zu zerstören und dafür ist natürlich eine selbstbewusste Frau mit klaren Verstand schlicht und einfach nicht zu gebrauchen. Aber es ist natürlich falsch nur Ärzten die Schuld in die Schuhe zu schieben. Nein die Gesellschaft versagt, nicht nur hier in diesem Roman sondern überall auf der Welt. Wir verschließen die Augen. Schauen weg. Auch wenn in regelmäßigen Abständen das Thema Femizide in den Medien auftaucht, schieben wir es immer schön weg.

Risto steht stellvertretend für Männer, die in ihrer Kindheit nicht nur selbst Gewalt ertragen haben sondern, die diese auch weiter geben. Er steckt in einer Lebenswirklichkeit einer Spirale fest, in der Gewalt gegen Frauen, sei es körperliche oder auch psychische vollkommen legal ist. Es ist für ihn vollkommen richtig. Es gelingt ihm sich der Gesellschaft gegenüber als Opfer einer einer instabilen Ehefrau darzustellen, nur um sie ruhigstellen zu können und sie weiter malträtieren zu können. Für ihn wird es zu einer Stresssituation, wie sie anfängt ihre Rolle in dieser toxischen Ehe in Frage zu stellen und ihre Medis absetzt.

Ein ruhiges, ja friedlichen Cover, das die Fassade dieser Ehe gut darstellt und auch wie allein sich Karo fühlt, wie isoliert.

Fazit: Ein wirklich eindringliches Buch, das an den Leser appeliert, nicht wegzuschauen und nicht die Augen zu schließen. Gut an den Erzählstil muss man sich erst gewöhnen, aber wenn man erst mal in der Story drin ist, kann man einfach nicht mehr aufhören zu lesen. Also lest dieses Buch auch wenn es schwere Kost ist.

Bewertung vom 03.03.2024
Weil morgen ein neuer Tag beginnt
Ryan, Rebecca

Weil morgen ein neuer Tag beginnt


ausgezeichnet

rein ins Leben und raus aus der Komfortzone
Zentrale Themen dieses Romans sind neben Trauerbewältigung auch Neuanfang und Freundschaft.

Die Autorin schafft mit ihrem Schreibstil einen gelungenen Spagat zwischen hochemotionalen Erzählelementen und urkomischen Phasen.

Emely, die Hauptfiguren wird durch eine Reportage im TV gründlich in ihrer Komfortzone durchgerüttelt. Ihr geht auf, dass sie ein vollkommen durchschnittliches Leben führt. Nach und nach beginnt sie ihr Leben umzugestalten. Engagiert sich sozial, wird sportlich aktiv, ändert ihre Ernährung, kurz öffnet sich für die Vielfalt des Lebens.

Emely ist mir wirklich sehr schnell ans Herz gewachsen. Auch wenn ich anfangs nicht wirklich verstand, was denn so schlimm ist durchschnittlich zu sein. Erst im Laufe der Geschichte ist man den wirklichen Grund auf die Spur gekommen. Emely´s Zwillingsschwester verstarb infolge einer Krebserkrankung. Und dieses Trauma, der Verlust nicht nur einer Schwester sondern eben eines Teils von ihr, dass sie trotz Therapie in Kindheitstagen nicht überwinden konnte, holt sie unbarmherzig ein und zwingt sie dazu ihr Leben zu überdenken. Auch wenn ich nur den Kopf schüttelt konnte, da sie immer und immer wieder nicht an ihr eigenes Leben denkt und auch nicht ihr eigenes Leben lebt sondern immer das von Clare, ihrer toten Zwillingsschwester. Ihre eigenen Interessen und Gefühle stellt sie immer hinten an. Bis ihr dann endlich ein Licht auf geht.

Das Cover ist einfach wunderschön und passt richtig gut zur Story.

Fazit Ein wirklich emotionaler und humorvoller Roman, der nicht über das Ziel hinausschießt und den Leser auch nicht in ein tiefes Loch zieht. Urkomische und gefühlvolle Phasen wechseln sich gekonnt ab. Ich habe köstlich amüsiert und habe ich wirklich gut unterhalten mit dieser Geschichte. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung. Auch für die Romantiker unter euch bietet dieser Roman etwas.

Bewertung vom 03.03.2024
Rot / Die Farben Bd.2
Fforde, Jasper

Rot / Die Farben Bd.2


sehr gut

Der Autor entführt den Leser in eine Endzeitumgebung, in der es seit über 500 Jahre immer wieder Rücksprünge vom Fortschritt gibt. Das heißt sämtliche einstige technische Fortschritte werden nach und nach ausradiert oder schlichtweg verboten und damit auch vergessen. Normale Menschen scheint es nur noch vereinzelt zu geben. Die neuen „Menschen“ sind wesentlich kleiner und haben unter anderen auch ein anderen Habitus. Damit verbunden ist die selektive Wahrnehmung von Farben, der diesen auch einen unterschiedlichen gesellschaftlichen Rang verleiht.

Keine Frage der Autor hat einen wirklich tollen Roman geschrieben, allerdings konnte ich mich mit seinen sonderbaren Wortneuschöpfungen so gar nicht anfreunden. Bei einigen technischen Funktionsweisen bin ich irgendwann einfach ausgestiegen.

Dafür waren die Figuren einfach nur Klasse. Besonders die beiden Hauptfiguren haben mich beeindruckt. Das währen zum einen Eddie ein Roter mit einen sehr hohen Rotwert, der dadurch für die in seinem Dorf herrschende Herrscherfamilie vom größten Interesse ist. Denn diese ist darauf bedacht nicht nur ihr Blut aufzufrischen sondern ihre Nachkommen mit einem möglichst hohen Rotwert auszustatten, um ihre Position zu festigen. Tja nur haben sie nicht damit gerechnet, dass eben dieser Eddie seit dem er Jane Grey kennen und lieben gelernt hat einen freien und eigenen Willen hat und angefangen hat das gesellschaftliche System in Frage zu stellen. Er torpediert eben jenes Bestreben der Herrscherfamilie nach Leibeskräften.

Und Jane ist einfach klasse. Sie ist mutig und taff schert sich nicht um irgendwelche Klassen. Sie liebt wen sie liebt mit Haut und Haar. Sie ist wagemutig und hat ein ausgeprägtes technisches Verständnis. Und sie ist eine Graue mit leichten Grün. Also eigentlich eine jener, die wie Sklaven in einer Fabrik arbeiten, bis sie tot umfallen.

Als Eddie durch einen wirklich dummen Zufall den Sitz des gefallenen Mannes, der so ganz nebenbei eine Frau war, aktiviert kommt in sein langweiliges Leben mächtig Bewegung. Denn plötzlich findet er sich quasi auf einer Todesliste nicht nur auf der der Herrscherfamilie sondern auch noch auf der des Schöpfers. Er schafft es mit viel Glück eine tödliche Seuche zu überleben, nicht zerquetscht zu werden und für den Schöpfer kurzfristig unsichtbar zu sein.

Was ihn jedoch fast den Boden unter den Füßen wegzieht ist die brutale Erkenntnis, ja die Tatsache, das er nur ein Objekt auf einer Insel ist. Aber genau aus dieser brutalen Ausweglosigkeit schöpft er nicht nur Hoffnung sondern auch Energie.

Trotz der kleinen Mängel hat sich dieses Buch unglaublich gut gelesen, so das man es gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Fazit: Eine wirklich gute Dystopie mit starken Charakteren, nur die seltsamen Wortneuschöpfungen schmälern teilweise das Lesevergnügen. Dafür entfaltet die Geschichte so einen Sog, dass man den Roman gar nicht mehr aus die Hand legen will.