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No_Sprung
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Koblenz

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 04.12.2024
Die Frau des Serienkillers
Hunter, Alice

Die Frau des Serienkillers


sehr gut

Serienkiller im Familienidyll
Die Frau des Serienkillers von Alice Hunter, herausgegeben bei Lübbe 2024, wartet mit knapp 400 Seiten auf, die sich aber schnell und kurzweilig lesen lassen.

Der Titel des Buches ist Programm. Wir begegnen Beth, die mit Ihrem Mann Tom und ihrer Tochter Poppy unweit von London im kleinen Dorf Lower Tew wohnt. Als Tom zu spät von der Arbeit nach Hause kommt, wird er dort schon von der Polizei für eine Befragung erwartet.
Beth kann nicht verstehen was die Polizei von Tom will, aber an seiner Unschuld kommen schnell Zweifel auf. Doch wer ist ermordet worden und wann und wie und wer hat in dem kleinen Örtchen Lower Tew womöglich noch ein Verbrechen begangen? Dies erfahren wir zumeist aus der Sicht von Toms Ehefrau Beth und gelegentlich auch aus der Sicht von Tom oder in kurzen Rückblicken.
Im Dorf Lower Tew begegnen uns einige spannende Personen. Da sind die Kita Mütter, welche die Gerüchteküche anheizen, allen voran Julia. Da ist die Pub-Besitzerin Shirley Irish, der Witwer Adam und die Cafémitarbeiterin Lucy.
Wollen sie Beth beistehen, glauben sie ihr oder führen sie anderes im Schilde?

Alice Hunter schreibt sehr flüssig und in angenehm kurzen Kapiteln. Sicher trägt auch die gute Übersetzung von Rainer Schumacher dazu bei, dass man dieses Buch in einem Rutsch kann. Die Entlarvung eines Killers steht hier weniger im Vordergrund. Vielmehr geht es darum, die Tat zu ergründen und die Frage wie es dazu kam, dass ein scheinbar harmloser Familienvater verdächtigt wird. Diese Form der Erzählung bietet eine interessante neue Perspektive, die man so vielleicht vorher nicht erwartet. An manchen Stellen, wenn Beth sich wiederholt fragt, wie das Dorf reagieren wird und unter der Situation leidet, sinkt die Spannung aber diese kehrt dann doch schnell wieder zurück. Die Figurenkonstellation ist spannend aber manch eine Person aus dem Dorf hätte noch etwas mehr in Erscheinung treten oder etwas mehr Tiefe erhalten dürfen. Bei der Handlung gibt es auch ein oder zwei kleinere Lücken oder Dinge die so nicht ganz logisch oder realistisch erscheinen. Darüber kann man aber aufgrund der guten und kurzweiligen Unterhaltung aber hinwegsehen.

Insgesamt eher ein Buch für diejenigen, die gerne mal einen kurzweiligen und nicht zu blutigen Thriller lesen möchten. Für die hartgesottenen Thriller-Fans ist er dann vielleicht doch zu seicht oder vorhersehbar.
In jedem Fall ist die Geschichte so gut konstruiert und geschrieben, dass man anschließend Lust bekommt zu schauen, wie Alice Hunter die weiteren Bände aus der Reihe „Die Familie des Serienkillers“ umsetzt.

Bewertung vom 08.09.2024
Blue Sisters
Mellors, Coco

Blue Sisters


sehr gut

Blue Sisters - außergewöhnliche Schwestern
Im neuen Buch der amerikanischen Autorin Coco Mellors, wunderbar übersetzt von Lisa Kögeböhn, begegnen wir den Blue Schwestern Avery, Bonnie, Nicky und Lucky.

In einem schwierigen Verhältnis zu ihren Eltern aufgewachsen, haben sich die Schwestern gegenseitig aufgefangen und dabei hat jede ihre eigene Rolle eingenommen. Avery ist die Vernünftige, Bonnie die Starke, Nicky die Fürsorgliche und Lucky das Baby. Doch als Nicky unerwartet stirbt, gerät das Gefüge der Schwestern durcheinander.
Nach Nickys Beerdigung treibt es sie in unterschiedliche Winkel der Welt und sie versuchen fortan jede für sich, die Trauer um den Verlust von Nicky zu verarbeiten.

Aber nicht nur Nickys Tod beschäftigt die Blue Schwestern. Obwohl sie alle beruflich erfolgreich sind – Avery als Anwältin, Bonnie als prämierte Boxerin und Lucky als internationales Model – tragen alle Schwestern auch Geheimnisse mit sich.
Als ihre Eltern die Familienwohnung verkaufen wollen, in der Nicky zuletzt lebte, kommen die Schwestern wieder zusammen und müssen sich erstmals gemeinsam dem Verlust von Nicky stellen und auch ihren Geheimnissen.

Durch den eingänglichen Sprachstil und die gelungene Übersetzung wird man schnell von der Geschichte der Blue Schwestern mitgenommen. Coco Mellors gelingt es dabei überzeugend die unterschiedlichen Charaktere der Schwestern und ihre Rollen in der Familie herauszuarbeiten. Vermutlich findet hier jeder etwas, womit er sich identifizieren kann.
Obwohl sie gleich zu Beginn alle Schwestern vorstellt, erfährt man mit jedem Kapitel noch etwas mehr von ihnen und auch von Nicky und den Hintergründen ihres Todes. Dadurch gelingt es der Autorin in geschickter Weise die Spannung aufrecht zu erhalten. Zugleich sind die Charaktere so überzeugend, dass man ihnen fühlt und sie an mancher Stelle beschützen und von einer Dummheit abhalten will.

In der Handlung rund um Bonnie merkt man schnell, dass Coco Mellors eigene Bezüge zum Boxsport hat, denn dieser wird hier teilweise recht detailliert beschrieben. Wer sich dafür gar nicht interessiert könnte diese Passagen vielleicht als etwas zu lang oder ausführlich empfinden.
Das Ende ist ebenfalls Geschmackssache. Coco Mellors versucht dabei rund um ihre Protagonistinnen keine allzu offenen Enden zu interlassen. Mir persönlich hat das gefallen aber manch einem könnte das Ende dadurch auch zu harmonisch erscheinen.

Insgesamt kann ich für das Buch eine klare Empfehlung aussprechen. Die Geschichte ist spannend, gut aufgebaut und vielschichtig. Ein kurzweiliges und bewegendes Buch für Millenials und Fans von mitreißenden Familiengeschichten.