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Steffi

Bewertungen

Insgesamt 34 Bewertungen
Bewertung vom 14.07.2024
Das Lied des Propheten
Lynch, Paul

Das Lied des Propheten


ausgezeichnet

Sehr aktuell und anspruchsvoll
Paul Lynch schreibt einen Roman , der das leider aktuelle Bild einer Dystrophie zeigt. Wir befinden uns – gerade jetzt nach der Europawahl- in einer Periode des Wandels zum Negativen. Wie stellt man sich diesen Herausforderungen ? Eine Frage , die Paul Lynch anhand der Familie Stack zu beantworten versucht.
Das Cover passt gut zur Thematik , ist düster, wirkt bedrohlich. Der Text , oft ohne Satzzeichen , erfordert Konzentration , zeigt aber dadurch sehr gut die überbordenden Eindrücke, denen man nahezu atemlos folgt.
Der Roman beginnt mit einem Zitat:
„In den finsteren Zeiten,
Wird da auch gesungen werden?
Da wird auch gesungen werden.
Von den finsteren Zeiten.“
Die obigen Zeilen verfasste Bertolt Brecht 1939 im dänischen Exil. Sie sind ebenso wie sein bekanntestes Gedicht „An die Nachgeborenen“ Teil der „Svendborger Gedichte“. Das ist jener Gedichtzyklus, in dem die inneren Konflikte des Schriftstellers, das Leben im Exil, die Flucht vor der nationalsozialistischen Diktatur und die daraus resultierende Hilflosigkeit im Widerstand gegen Hitler-Deutschland den Schwerpunkt bilden.
Paul Lynch hat dieses Zitat gut gewählt für den Anfang seines Buches, umso mehr wenn man die Sachverhalte dahinter kennt. (s.o.)
Die Handlung dieses Romans spielt in Irland, eine neue Regierung hat die Macht übernommen, die Gesellschaft wandelt sich in eine Tyrann , die seine Bewohner kontrolliert und beobachtet.
Worüber wird heute gesungen? Was kann uns allen passieren , wenn sich unsere Demokratie ändert? Dieses Szenario - lange Zeit unvorstellbar für uns - wirkt heute nicht mehr unrealistisch.
Die Protagonistin , Eilish Stack ist verheiratet, vierfache Mutter und arbeitet als Wissenschaftlerin . Sie kümmert sich um alles , noch intensiver , als ihr Partner verschwindet. Dass sie dabei keinerlei Pause hat , von Aufgabe zu Aufgabe stürzt , hat der Autor unglaublich gut umgesetzt : keine Zeit für Anführungszeichen in Dialogen; kaum Absätze. Das erschwert das Lesen , ist aber gewollt, um die Situation noch intensiver zu beleuchten.
Der Roman hat mich sehr nachdenklich zurückgelassen – eine Reflexion, die nicht aktueller sein könnte.

Bewertung vom 12.06.2024
Verräterisches Lavandou / Leon Ritter Bd.10
Eyssen, Remy

Verräterisches Lavandou / Leon Ritter Bd.10


ausgezeichnet

Wie bekannt …
… ticken in der Provence die Uhren anders.
Das Cover mit dem typischen Dorf steht für die Gegend, in der dieser Krimi angesiedelt ist, in der Provence. Für mich schon immer ein Grund , einen Roman wie Verräterisches Lavandou zu lesen. Für mich hat diese Gegend auch deshalb einen ganz besonderen Reiz, weil ich schon dort war und vieles wieder erkannt habe, sei es die Landschaft oder die Menschen.
Das Cover ein eher gelb gehalten diesmal – ohne Lavendel-Feld – wirkt daher etwas bedrohlich.
Remy Eyssens Kriminalroman „Verräterisches Lavandou“ ist sein zehnter mit dem deutschen Rechtsmediziner Leon Ritter und Capitaine Isabelle Morell . Leon fühlt sich längst als echter Südfranzose . Beim Lesen fühlt man sich schnell in die Provence versetzt, der Autor kann die Atmosphäre um Le Lavandou und das Savoir-vivre sehr gut einfangen.
Ich habe den Krimi in einem Stück durchgelesen, dafür ist er auch spannend genug, auch wenn er passend zur Gegend eher ruhig daherkommt. Der Schreibstil ist flüssig, daher leicht lesbar.
Man muss aber die anderen Bände nicht gelesen haben, um der Geschichte folgen zu können – allerdings hat man dann etwas verpasst. Alle zehn Bände sind eine prima Urlaubslektüre für Daheimbleibende.
Merci beaucoup.

Bewertung vom 01.05.2024
Nice to miez you / Cat Girls Bd.1
Scharf, Claudia

Nice to miez you / Cat Girls Bd.1


sehr gut

Cool
Der Klappentext hat mich sofort angesprochen ; ein Buch , das bestimmt meine Enkelin interessieren wird.
Ein typischer Manga ist das nicht , eher wohl eine Graphic Novel. Das tut dem Buch aber keinerlei Abbruch.
Die Familienkonstellation ist durchaus witzig, die Zeichnungen gefallen mir sehr gut.
Das leichte Durcheinander und die Sprache passen gut zur Thematik und auch zum empfohlenen Lesealter. Der Spannungsbogen ist jetzt nicht atemberaubend, aber die Rückmeldung meiner Enkelin nach der Lektüre fiel positiv aus. Sie hat das Buch in einem Rutsch gelesen.
Teenies interessiert nicht , ob das nun ein Manga oder ein Comic oder eine Graphik Novel ist , Hauptsache es gefällt. Und passt zur typischen Welt der Teenies, vorrangig bestehend aus Schule und erste Liebe .

Für Leser , wie meine Enkelin ,die auch selbst gerne zeichnet das ideale Geschenk!

Bewertung vom 01.05.2024
Unter dem Moor
Weber, Tanja

Unter dem Moor


ausgezeichnet

Interessante Geschichte
»Wir wissen nicht, was wir haben, erst wenn die Wände zittern und der Boden unter unseren Füßen wankt, wenn diese Welt einzustürzen droht, ahnen wir, was Leben bedeutet …« Maxie Wander am 5. Oktober 1976
Bereits dieses Zitat ganz am Anfang des Buches hat mich bewegt , unbedingt weiter zu lesen.
Und das Cover hat mich sofort angesprochen, ebenso wie der Klappentext. Die anscheinend interessante Geschichte über mehrere Generationen hinweg macht mich neugierig, zumal ich in der Gegend wohne, in der der Roman spielt.
Bisher war mir die Autorin , deren Schreibstil plastisch und spannungsaufbauend ist , unbekannt. Der Roman liest sich gut und verbindet gekonnt historische Ereignisse mit Krimispannung und ergänzt wunderbar durch Naturbeschreibungen der endlosen Weiten Mecklenburg-Vorpommerns. Auch weil ich da wohne , ein Muss für mich!
Wir begegnen drei Frauen am Stettiner Haff in einem übergreifenden Generationenroman . Die Schicksale spielen in der NS-Zeit , zu Zeiten der DDR und in der Gegenwart. Durch die angegebenen Zeitangaben kann man den drei Handlungssträngen gut folgen. Die zusätzliche Einteilung in die Kapitel passen gut zu Thematik und Landschaft.
Ich möchte dieses Buch unbedingt an Alle weiterempfehlen, die spannende historische Lektüre lieben.

Bewertung vom 14.04.2024
Bedrohliche Provence / Commissaire Leclerc Bd.10
Lagrange, Pierre

Bedrohliche Provence / Commissaire Leclerc Bd.10


ausgezeichnet

In der Provence ticken die Uhren anders.
Ich habe fast alle Bücher dieser Reihe gelesen. Das herrliche Cover mit dem Lavendel-Feld steht für die Gegend, in der dieser Krimi angesiedelt ist, in der Provence. Für mich schon das Grund genug , den Roman zu lesen; hat doch diese Gegend deshalb einen ganz besonderen Reiz, weil ich schon oft dort war und vieles wieder erkenne, sei es die Landschaft oder die Menschen.
Dieses Cover könnte zum Träumen vom nächsten Urlaub einladen , aber schon holt ein Mord uns ein …
Ex-Kommissar Leclerc ermittelt wieder : ein alter Bekannter bat ihn um Hilfe. Ein junges Pärchen ,Sandrine und Thierry, ist seit einigen Tagen verschwunden und wird schließlich tot aufgefunden…
Dahinter stecken üble korrupte Personen verschiedenster Bereiche.
Die Bücher von Autor Pierre Lagrange sind immer äußerst spannend
und gleichzeitig lebendig geschrieben. Lustig auch die Dialoge zwischen Mops und Vater …

Bei all den bösen Machenschaften , Urlaubsfeeling ist immer inklusive. Die perfekte Lektüre für den nächsten (Provence-)Urlaub.

Bewertung vom 07.04.2024
Die InvesTiere
Grobbel, Jan

Die InvesTiere


gut

Wichtiges Thema , leider nicht gut umgesetzt
An dem Buch wäre ich wahrscheinlich in der Buchhandlung vorbeigelaufen , das Cover ist nicht sehr ansprechend gestaltet. Auch hinter den Titel muss man erst steigen.
Vom Klappentext war ich sofort begeistert, diese Mischung aus Coming-of-Age-Geschichte und Themen rund um Unternehmensgründung und Finanzen finde ich total interessant. Die Leseprobe war interessant und unterhaltsam. Nett der Titel Die InvesTiere in seiner Doppeldeutigkeit . Startup Roman hört sich erstmal etwas langweilig an und eher nach Theorie.
Der Autor Jan Grobbel versucht dies zu vermeiden: mit den Tierfiguren , dem Kaninchen Rosi und ihr bester Freund Hamster Erik , die gemeinsam ein Unternehmen aufbauen wollen. Dabei stoßen sie auf verschiedenste Schwierigkeiten. Der Roman will nicht belehren , will nett sein und ist sicher auch unterhaltsam und gleichzeitig lehrreich. Ob eine Tiergeschichte für Teenager das richtige Mittel der Wahl ist , wage ich leider zu bezweifeln.
Die Länge des Textes erschlägt selbst den erwachsenen Leser , für die Teenies hätte ich mir Graphiken , Tabellen und Zeichnungen zur Verdeutlichung der doch sehr komplexen Thematik gewünscht.
Meine älteste Enkelin , 12 Jahre , ist jetzt in dem Alter , in dem man sich schon mal mit der Thematik Investition, Finanzen, Unternehmertum beschäftigen kann. Ich bin mir leider ziemlich sicher , dass sie , trotz guten Willens, das Handtuch relativ zeitig werfen wird.
Schade, die Idee ist lobenswert, leider hapert es an der altersgerechten Umsetzung.
Der erwachsene Leser, der sich nicht an den tierischen Protagonisten stört, kann sicher Interessantes mitnehmen.

Bewertung vom 22.03.2024
Die sieben Türen
Draschoff, Adrian

Die sieben Türen


ausgezeichnet

Welch ein Leuchten!
Ich liebe dieses Buch mit seiner tollen inhaltlichen und grafischen Gestaltung !
"Die sieben Türen" von Autor Adrian Draschoff und Illustratorin Natascha Baumgärtner ist ein sehr gelungenes Buch zum Verschenken und Selbstbehalten.
Das kleines Leuchten begegnet im Dunkeln der kleinen Raupe Yara, die es durch die sieben Türen führt. Dahinter verbirgt sich das Leben in seiner Gesamtheit und mit seinen Gegenpolen ; Licht und Dunkelheit, Liebe und Hass, Mut und Angst, Glück und Trauer, Jetzt und Unendlichkeit, Alles und Nichts und Leben und Tod. Keins existiert ohne das Andere – ein nahezu philosophisches Buch.
Das kleine Leuchten lernt sehr viel dabei , wobei seine Fragen oft auch unbeantwortet bleiben. Was für ein kluges Buch für die ganze Familie und dazu noch so liebevoll gestaltet und insgesamt hochwertig ausgestattet.
Ein Buch , das man einfach nicht weglegen kann, sondern es immer wieder gerne zur Hand nimmt. Solche Bücher brauchen wir um Ruhe zu finden und zu uns selbst in einer so anspruchsvollen Zeit wie gegenwärtig.

Bewertung vom 02.03.2024
Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2
Stern, Anne

Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2


sehr gut

Endlich der zweite Teil
Dresden und die Semperoper als Schauplatz von politischen Wirren um 1848 und das dramatische Schicksal von Elise und Christian. Bereits im ersten Teil des Semperoper-Epos hat mir die Verbindung von Kunst und Politik sehr gut gefallen.
Das Cover passt wieder sehr gut zur Thematik des Buches der Autorin Anne Stern. Auch ihr bereits gewohnter flüssiger Schreibstil lädt zum Lesen ein.
Ich war gespannt auf Teil 2 , die Fortsetzung des ersten Romanbestsellers ; Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie.
Ich wurde nicht enttäuscht; Cover und Schreibstil konnten mit meinen Erwartungen mithalten. Auch historisch schließt das Buch an seinen Vorgänger an. Wir befinden uns wieder in Dresden, diesmal im Jahr 1849. Die Protagonistin ist wiederum Elise. Sie lebt jetzt dort als gefeierte Violinistin und Ehefrau des bekannten Komponisten Adam Jacobi. Ihre Liebe gilt immer noch der Semperoper; aber auch den Kunstmaler Christian, für den sie schon im ersten Teil entflammte, hat sie nicht vergessen…
Die Autorin verknüpft diese emotionale Welt des Theaters gekonnt mit den historischen Ereignissen des Jahres 1849. Die Bevölkerung ist beunruhigt, Frauen und Minderheiten wollen ihre Rechte wahrnehmen
Da ich ein großer Dresden Fan bin , kann ich dieses Buch als Unterhaltungslektüre auf jeden Fall empfehlen.

Bewertung vom 20.02.2024
Die Entflammten
Meier, Simone

Die Entflammten


gut

Kunst und Literatur gemeinsam
Das Cover des Buches hat mich sofort an van Gogh denken lassen , unschwer kann man sein allgegenwärtiges Sonnenblumenmotiv erkennen.
Interessiert hatte mich von Anfang an die Verknüpfung von Kunst und Literatur . Erleichternd, dass die gefundenen Figuren zur näheren Erklärung an den Anfang gestellt wurden. Der Roman spielt natürlich in Frankreich mit den durch van Gogh und seinen malenden Zeitgenossen bekannten Orten Paris, Arles und Auvers-sur-Oise und in den Niederlanden in Bussum , Laren und Amsterdam.
Uns begegnen Jo und Gina; zwei Frauen in zwei verschiedenen Epochen. Die Eine ist verheiratet mit Theo van Gogh , dem Bruder von Vincent, die Andere Kunsthistorikerin .
Das Buch ist durchaus informativ und die Autorin beschreibt unterhaltsam das leidenschaftliche Leben der Jo van Gogh-Bonger. Gelungen erscheint mir die Mischung aus Roman und Doku-Fiktion. Der Schreibstil ist sehr klar, passt aber nicht so ganz zur dargestellten Farbigkeit des Themas. Das liegt vielleicht auch daran, dass Simone Meier nicht nur Autorin ist , sondern auch Journalistin. Die Kenntnisse im Bereich Kunstgeschichte sind jedenfalls unterhaltsam umgesetzt.

Bewertung vom 11.02.2024
Die Stadt der Schattenschläfer und die Melodie der Albträume
Vieweg, Olivia

Die Stadt der Schattenschläfer und die Melodie der Albträume


ausgezeichnet

Tolles Kinderbuch
Ich kenne Olivia Vieweg von "Endzeit" , einer knapp 300 Seiten starken Graphic Novel. Sie stammt aus Thüringen und der Comic spielte auch da. Schon damals fiel mir auf , dass sie ein Gespür für gute Szenen hat , die sie dann einfühlsam koloriert richtig zur Geltung bringt. Diesmal ein Kinderbuch, aber das Gruselthema geht dabei nicht ganz verloren.
Sie hat sich diesmal eine Illustratorin zur Unterstützung geholt : Jana Heidersdorf, die nicht nur ein wunderschönes gelb- schwarzes Cover gestaltet hat , sondern deren zarte Illustrationen im Inneren des Buches auch hinreißend gelungen sind.
Auch hier lässt die Autorin die Geschichte , auch wenn sie noch so fantastisch daherkommt , in einer realen Stadt spielen; in Quedlinburg. Im idyllischen Quedlinburg wird Blasmusik wie eine Religion zelebriert. Jedes Kind spielt ein Blasinstrument und es scheint, als gäbe es hier niemals traurige Gesichter. Sehr zum Unmut von Elly. Die 13-Jährigen hasst Blasmusik wie sonst niemand . Deshalb träumt sie davon , der „Blasmusikhölle“ zu entfliehen und sich dahin zu begeben , wo Heavy-Metall-Musik heilig ist.
Und diese Quedlinburg birgt so einige Geheimnisse....
Diese Geschichte ist spannend und modern erzählt , oft mit einem Augenzwinkern. Der Schreibstil ist gut verständlich , auch durch die Einteilung in Kapitel und einen guten Zeilenabstand.
Ein tolles Leseerlebnis , sicher auch bald für meine Enkelin.