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finnliest
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Meiningen

Bewertungen

Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 04.10.2024
Das große Spiel
Powers, Richard

Das große Spiel


ausgezeichnet

Vier zu eins - Das Cover von ,,Das große Spiel" finde ich sehr schön, auch wenn ich die Manta Rochen zunächst für Vögel gehalten hatte. Beginnen tut das Buch mit einem etwas verwirrenden Gedicht, das aber relativ schnell logisch erscheint, wenn man weiterliest. Die vier einzelnen Charaktere, ihr Leben und ihr Schicksal, werden Stück für Stück miteinander verwoben und am Ende wird aus vier eins. Richard Powers schafft es, in seinem Buch eine fiktive Geschichte zu erzählen, die die wichtigen Themen unserer heutigen Welt, Gesellschaft und Lebensweise aufzeigt und kreativ gestaltet. Auch der Schreibstil trägt dazu bei, dass das Buch zu dem wird, was es ist - großartig. Besonders gut haben mir die Perspektivwechsel und teilweise kurzen Kapitel gefallen, was für mich das Lesen sehr flüssig gestaltet hat. Abschließend spreche ich eine klare Leseempfehlung aus und vergebe fünf Sterne.

Bewertung vom 23.09.2024
Ein anderes Leben
Peters, Caroline

Ein anderes Leben


sehr gut

Schauspielerin wird zur Autorin - Das Cover strahlt für mich pure Lebensfreude aus, denn es ist in strahlenden Farben gestaltet. Dass ich die Autorin als Schauspielerin kenne, war mir als ich mich auf das Buch beworben habe, gar nicht bewusst. Wir begleiten eine komplizierte Familiengeschichte in den 70er/80er Jahren mit einer Mutter, die drei Ehemänner und somit verschiedene Väter für ihre Kinder hat, was auch zu gewissen Identitätskrisen der Töchter führt. Der Schreibstil des Buches hat mir sehr gut gefallen, poetisch und dennoch klar und verständlich, sodass es mit dem Lesen relativ schnell ging. Die Leseprobe hat mir zwar besser gefallen, als der Rest des Buches, doch trotzdem hatte ich Spaß beim Lesen, deswegen bewerte ich es mit 4 von 5 Sternen. Ich empfehle das Buch für Fans der Schauspielerin und für Lesefans, die eine Familiengeschichte für zwischendurch suchen.

Bewertung vom 22.09.2024
Und später für immer
Jarck, Volker

Und später für immer


gut

Ein Deserteur auf dem Heuboden - Beginnen wir mit dem Cover: die Farben sind eher gedeckt, fast schon sanft, Johann und Emmy stehen umschlungen in der Mitte, was mir persönlich sehr gut gefällt. Das Thema der Geschichte - der zweite Weltkrieg und seine psychische Belastung auf die Soldaten, die gegen Ende desertieren, Angst haben, Sehnsucht nach ihren Geliebten verspüren - ist in meinen Augen leider nur semi gut umgesetzt. Die kurzen Kapitel und häufigen Orts- und Zeitwechsel führen nämlich dazu, dass der Lesefluss gestört wird und es dem Leser schwer fällt, sich mit den Personen zu identifizieren. Der Schreibstil an sich hat mich auch nicht immer überzeugt, denn öfters mal sind für mich zusammenhangslose Sätze aufgetaucht, die ich schwer einordnen konnte. Allgemein hat mir an vielen Stellen die kritische Hinterfagung der NS-Verbrechen gefehlt, denn Johann hat die meiste Zeit nur darüber nachgedacht, dass er zurück zu seiner geliebten Emmy will, was natürlich verständlich ist, aber aus heutiger Sicht sehe ich eine fehlende kritische Auseinandersetzung als fahrlässig an. Beim Lesen der 200 Seiten habe ich zudem die ganze Zeit darauf gewartet, dass ein einschneidendes Erlebnis eintritt und das ist meines Erachtens nach nicht passiert. Letztendlich hätte es der Geschichte gut getan, wenn sie ein paar mehr Seiten bekommen hätte, um sich zu entfalten. Dennoch kein schlechtes Buch! Deswegen bewerte ich die Geschichte mit drei Sternen.

Bewertung vom 05.10.2023
Kajzer
Kaiser, Menachem

Kajzer


sehr gut

Familiengeschichte
Der Autor tritt eine Reise zu seinen Wurzeln an. Der Grund dafür ist die gewünschte Zurückgewinnung eines Hauses, das der Familie gehörte und das durch die Nationalsozialisten enteignet wurde.
Der Leser begleitet den Protagonisten bei der Spurensuche und dem teilweise qualvollen Weg, bei dem er eine mysteriöse Anwältin kennenlernt und auf eine ebenfalls mysteriöse Forschergruppe trifft.
Das Buch ist in mehrere Teile gegliedert und teilweise sprunghaft erzählt, was in meinen Augen aber den Lesefluss nicht gestört hat. Auch sind einzelne graphische Elemente enthalten, die mir persönlich ebenfalls sehr gut gefallen haben.
Der historische Bezug auf den Nationalsozialismus und die damit einhergehende Judenverfolgung und Enteignung sind ernstere Themen, die mit den schlesischen/polnischen Wurzeln des Autors im Buch verknüpft werden.
Fazit:
Das Sachbuch/der Roman (für mich eine Mischung aus beidem) „Kajzer“ - von Menachem Kaiser - über die Suche nach der eigenen Familiengeschichte - hat mich gepackt, bewegt und berührt, auch wenn sich das Buch an manchen Stellen etwas gezogen hat.

Bewertung vom 24.08.2023
Terafik
Karkhiran Khozani, Nilufar

Terafik


ausgezeichnet

Identität

Zu Beginn des Buches war für mich noch nicht klar gewesen, dass es sich bei der Protagonistin Nilufar um die gleichnamige Autorin handelt. Dieser autobiographische Roman mit dem Titel Terafik, der übrigens gleich zu Beginn des Buches aufgeklärt wird, ist für mich eine ganz besondere Erzählung. Die ca. 250 Seiten lesen sich durch die recht kurzen Kapitel und den poetischen und literarischen Schreibstil recht schnell und am Ende war ich traurig, dass es schon vorbei war. Beginnen tut die Geschichte mit Nilufars Vater, der im Buch eine große Rolle spielt, denn er ist der Schuldige an Nilufars Identitätskrise zwischen zwei Nationalitäten, der deutschen und der iranischen. Es ist erstaunlich, dass Nilufar erst so spät in das Land reist, in dem ein Teil ihrer Wurzeln liegt. Auf der Reise zu ihren Wurzeln begleiten wir sie und lernen dabei nicht nur Iran, sondern auch ihre Familie, die sich als ziemlich komplex erweist, sowie Bräuche und Kultur kennen – durchaus interessant. Der Fakt, dass Nilufar homosexuell ist und somit Frauen liebt, ihre eigene Mutter nicht sonderlich mag und ihre gleichaltrige Cousine Narges ein ganz anderes Leben führt als sie, obwohl doch das Leben dieser auch ihres hätte sein können, sind nur ein paar Punkte, die dem Leser Nilufars kompliziertes Leben näherbringen. Und am meisten berührt haben mich die Beziehung von Nilufar zu ihrer Großmutter, ihre Reue, dass sie noch nicht eher in das Land ihrer Wurzeln gereist ist und der Fakt, dass ihr Leben von den Entscheidungen ihres Vaters beeinflusst wurde. Diese Geschichte hat für mich vor allem einen Effekt: das eigenen Leben, die eigene Identität zu hinterfragen, denn was wäre, wenn mein Vater nach Iran ausgewandert wäre? Ich bewerte dieses Buch mit 5 Sternen und empfehle es jedem/jeder, der/die sich für Iran, Familiengeschichten, Identitätskrisen und alltägliche Probleme interessieren, wie wir sie doch alle alltäglich haben.
Danke Nilufar, dass du uns deine Geschichte erzählt hast!