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hamburger.lesemaus
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Bargfeld-Stegen

Bewertungen

Insgesamt 394 Bewertungen
Bewertung vom 03.02.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


sehr gut

IN EINEM ZUG
Daniel Glattauer

Zwei Fremde sitzen sich im Zug von Wien nach München gegenüber und kommen ins Gespräch.
Catrin Meyr spricht den Mann nach kurzer Zeit an, überzeugt, ihn von irgendwoher zu kennen. Doch sie irrt sich. Nicht ihr ehemaliger Englischlehrer sitzt vor ihr, sondern der Autor Eduard Brünhofer.

Eduard fühlt sich zunächst geschmeichelt - eine so junge Frau scheint ihn und seine Bücher zu kennen. Doch als sich ihr Irrtum aufklärt, überspielt er seine Enttäuschung mit Witz und Charme.

Catrin stellt sich als Psychotherapeutin vor und löchert ihr Gegenüber mit Fragen. Eduard, in Plauderlaune, erzählt von seiner langjährigen Ehe mit Regina - wie sie sich einst kennenlernten und wie sie die schwierige Zeit nach der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter erlebten, bis hin zu seiner seit Jahren anhaltenden Schreibblockade. Er beginnt aus dem Nähkästchen zu plaudern - was Catrin dazu ermutigt, das Gespräch in eine sehr persönliche Richtung zu lenken: Sie spricht das Thema Sex an …

Irgendwann wird es dem Autor zu intim, doch als das eine oder andere kleine Fläschchen Beaujolais aus dem Speisewagen hinzukommt, beginnt sich seine Zunge erneut zu lösen.

Wohin dieses Gespräch führt - und vor allem, wie es endet -, müsst ihr natürlich selbst herausfinden.

Daniel Glattauer, dessen sprachlich gewandte Dialoge ich sehr schätze, konnte mich mit diesem Buch nur bedingt überzeugen. Während ich den Beginn der Unterhaltung noch amüsant und geistreich fand, gingen mir Catrins zunehmend forsche Fragen mit der Zeit auf die Nerven - zumal sie auf überraschend detaillierte Antworten seitens Eduards stießen, die ich kaum nachvollziehen konnte.

Etwa ab der Mitte schrillten bei mir alle Alarmglocken, doch Eduard, weiterhin in Plauderlaune, schien diese nicht zu hören.

Die zweite Hälfte hat mich dann jedoch versöhnt und ich bin froh, das Buch trotz der schwächeren ersten Hälfte nicht aus der Hand gelegt zu haben.
Alles in allem eine unterhaltsame Geschichte, die sich flüssig lesen lässt - sicher nicht Glattauers bestes Buch, aber wer weiß? Vielleicht hatte er selbst eine Schreibblockade und ließ sich von einer charmanten Gesprächspartnerin inspirieren?
4/5

Bewertung vom 31.01.2025
Sag mir, was ich bin
Mannion, Una

Sag mir, was ich bin


ausgezeichnet

Hier kommt ein weiteres Schätzchen aus dem Hause Steidl:

SAG MIR WAS ICH BIN
Una Mannion

Deena Garvey verlässt eines Morgens das Haus ihrer Schwester - doch auf ihrer Arbeit kommt sie nie an. Ihre Schwester Nessa ist überzeugt, dass Deenas Ex-Freund Lucas hinter dem Verschwinden steckt. Zwischen den beiden gab es zuvor immer wieder Konflikte, geprägt von häuslicher Gewalt und Sorgerechtsstreitigkeiten um die gemeinsame Tochter Ruby. Doch trotz intensiver Suche bleibt Deena verschwunden. Nessa zerbricht fast daran, besonders als Lucas mit ihrer Nichte nach Vermont zieht und jeglichen Kontakt unterbindet.
In Vermont wächst Ruby in völliger Abgeschiedenheit auf. Mit ihrer Großmutter Clover und ihrem Vater lebt sie an einem abgelegenen See. Schulbesuch wird ihr vom Vater untersagt - stattdessen lehrt er ihr, wie man fischt, Pilze sammelt und jagt. Sie lernt auch schnell, was ihn wütend macht und welche Fragen sie besser vermeidet, um seinen Zorn nicht zu provozieren. Besonders das Thema „Mutter" ist ein absolutes Tabu - nur eine Frage darüber bringt Lucas in Rage. Ein Foto von ihrer Mutter hat Ruby nie gesehen.

Nessa gibt die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Ruby auch nach Jahren nicht auf. Sie schickt regelmäßig Briefe nach Vermont, die Lucas jedoch abfängt. Erst als Ruby eines Tages so einen Brief findet, ein Foto ihrer Mutter aus einem dieser Kuverte stiehlt und den Namen ihres Vaters im Internet recherchiert, erfährt sie die erschütternde Wahrheit: Ihre Mutter hat sie nicht einfach nur verlassen - vielmehr ist sie spurlos verschwunden und Rubys Verdacht erhärtet sich, dass ihr Vater ihr nie die volle Wahrheit erzählt - sie sogar vorsätzlich belogen hat.

Una Mannion hat mit diesem Roman ein packendes, tiefgründiges Werk geschaffen. Besonders beeindruckend ist der Perspektivwechsel: Verschiedene Figuren erzählen ihre Geschichte aus unterschiedlichen Zeitabschnitten, sodass sich ein immer klareres Bild von Lucas und seiner Tyrannei ergibt. Der Schreibstil ist prägnant und fesselnd. Und obwohl das Buch mit dem Ende beginnt, bleibt die Spannung bis zur letzten Seite erhalten.

Fazit:
Ein großartiges Buch, das ihr unbedingt lesen müsst!
5/5

Bewertung vom 24.01.2025
So ist das nie passiert
Collins, Sarah Easter

So ist das nie passiert


ausgezeichnet

SO IST DAS NIE PASSIERT
Sarah Easter Collins

Um es gleich vorwegzunehmen: Dieses Buch ist einfach großartig!

Acht junge Menschen – Freunde, Partner und Geschwister – kommen an einem Wochenende für ein gemeinsames Abendessen zusammen. Nicht alle kennen sich, doch ihre Geschichten sind auf faszinierende Weise miteinander verwoben. Von der ersten Seite an entfaltet sich ein Sog, der mich nicht mehr loslässt.

Im Zentrum steht Willa, die den Verlust ihrer jüngeren Schwester Laika nie überwunden hat. Laika verschwand im Alter von 13 Jahren, nachdem sie morgens das Haus verließ und nie in der Schule ankam. Dieses Trauma begleitet Willa bis ins Erwachsenenalter: In jedem fremden Gesicht sucht sie vergeblich nach ihrer Schwester.

Sarah Easter Collins erzählt Willas Geschichte auf zwei Zeitebenen. Stück für Stück fügen sich die Ereignisse zu einem Gesamtbild zusammen. Wir lernen Willas wohlhabende, aber zerrüttete Familie kennen: die Mutter, die am Verlust ihrer jüngeren Tochter fast zerbricht, und den Vater, der selbst von einer schwierigen Kindheit geprägt ist. Er neigt zu Gewalt und tyrannisiert die Familie mit seinem pedantischen Perfektionismus. Willa wird schließlich aufs Internat geschickt, um dem Medienrummel zu entkommen, der das Elternhaus belagert. Dort findet sie in Robyn eine enge Freundin und erlebt erstmals, wie es sich anfühlt, Teil einer harmonischen Familie zu sein.

THINGS DON'T BREAK ON THEIR OWN, der Originaltitel des Debüts, hätte kaum besser gewählt sein können: Dinge zerbrechen nicht von alleine. Dieser eindringliche, stellenweise schmerzhafte Roman ist ein wahres Meisterwerk und hat mich tief beeindruckt.
5/5

Bewertung vom 22.01.2025
Stadt der Hunde
de Winter, Leon

Stadt der Hunde


ausgezeichnet

Was für ein besonderer Ritt war das?
Zunächst dachte ich, der unterkühlte, arrogante, ja fast misogyne Protagonist würde mich nicht fesseln. Doch dann wurde die Geschichte so spannend, stellenweise grotesk, dass ich einfach immer weiterlesen musste …

STADT DER HUNDE
Leon de Winter

Jaap ist Neurochirurg - einer der Besten. Sein Rat und seine Expertise sind hochgeschätzt. Auch privat scheint alles in Ordnung zu sein, zumindest fast: Er hat eine Frau, die ihn zunehmend nervt, und eine Tochter, die sich ausgerechnet für seine ungeliebten jüdischen Wurzeln interessiert.
Zusammengefasst könnte man sagen, sein Leben läuft gut - bis zu dem Tag, an dem seine Tochter spurlos in einem Krater in der Wüste Israels verschwindet.

Auch zehn Jahre später glaubt Jaap nicht an den Tod seiner Tochter. Jedes Jahr reist er an den Ort im Negev, an dem man einst ihren Schlafsack und ihre Kleidung fand, stets in der Hoffnung, dort neue Spuren von ihr zu entdecken.
Als ihm eines Tages ein Geologe eine neue, wenn auch äußerst kostenintensive Methode vorschlägt, um mögliche DNA-Spuren seiner Tochter im Krater zu suchen, ist Jaap sofort Feuer und Flamme. Die Kosten von rund drei Millionen Euro kann er sich jedoch nicht leisten, weshalb er eine äußerst riskante Herausforderung annimmt, die vor ihm bereits viele Neurochirurgen abgelehnt haben: eine Hirnoperation ohne Aussicht auf Erfolg.
Der Vater der Patientin, eine saudische Prinzessin, bietet ihm eine Summe an, die Jaap nicht ablehnen kann - es ist die vielleicht letzte Chance, seine Tochter doch noch wiederzufinden.

Es ist mein drittes Buch von Leon de Winter, und erneut hat er mich begeistert.
Selten habe ich ein Buch gelesen, das so viele überraschende Wendungen nimmt und absolut unvorhersehbar bleibt.
Großes Kino! Meine Buddyread-Partnerin und ich haben die Seiten nur so verschlungen, waren wie elektrisiert und wollten unbedingt wissen, wohin diese Reise führt.

Große Leseempfehlung von mir:
5/ 5

Bewertung vom 20.01.2025
Der Bademeister ohne Himmel (MP3-Download)
Pellini, Petra

Der Bademeister ohne Himmel (MP3-Download)


ausgezeichnet

"Mit 12 denkt man, schlimmer kann es nicht werden, und man wird größer, und es kommt schlimmer.“ (Kapitel 58)

DER BADEMEISTER OHNE HIMMEL
Petra Pellini
Die 15-jährige Linda möchte ihrem Leben ein Ende setzen. Sie weiß nur noch nicht, wo und wann – nur das Wie steht fest: Sie will sich vor ein Auto stürzen.
Mit ihrer Mutter streitet sie oft. Ihr Vater, der die Familie verlassen hat, fehlt ihr sehr. Ihre einzigen Bezugspersonen sind Kevin und Hubert – zwei Menschen, die sie noch an das Leben binden. Kevin ist ein Weltverbesserer im gleichen Alter wie sie, aber wenig an anderen Menschen interessiert. Hubert, der 86-jährige Nachbar und ehemalige Bademeister im Ruhestand, leidet an Demenz. Trotz seiner Krankheit erzählt er immer wieder, dass bei ihm nie ein Kind ertrunken sei. Und er sucht unaufhörlich nach seiner Frau Rosalie - obwohl sie bereits vor sieben Jahren verstorben ist.

Linda verbringt viel Zeit bei Hubert, weil sie bei ihm Ruhe findet. Er gibt ihr das Gefühl von Geborgenheit und tankt sie mit Zuversicht auf. Bei ihm kann sie einfach sie selbst sein. Doch als Huberts Krankheit fortschreitet, ändert sich ihre Rolle: Linda beginnt ihm seine Geschichten immer wieder zu erzählen, um seine Erinnerungen zu wecken und ihn in der Welt zu halten.

Petra Pellini hat ein tief berührendes und einfühlsames Buch geschrieben, das mich sehr bewegt hat. Ich habe die Geschichte sowohl gelesen als auch gehört und dabei mehrfach Gänsehaut verspürt.

Besonders beeindruckend ist, wie Linda mit dem demenzkranken Hubert umgeht. Ihre Geduld und ihr Mitgefühl werfen die Frage auf, ob so ein Verhalten für eine so junge Frau nicht fast schon außergewöhnlich ist. Ich glaube, ich habe viel von ihr lernen können.

Neben dem Buch habe ich auch das Hörbuch genossen, das durch die besondere Stimme von Marie-Isabel Walke eine ganz eigene Atmosphäre schafft. Sie hat es wunderbar verstanden, die Emotionen und Stimmungen der Geschichte einzufangen und mit Akzenten zu versehen. Dadurch wird das Hörbuch zu einem echten Hörerlebnis.

Fazit:
Ein sehr berührendes und gutes Buch, dass ich gerne gelesen habe.
4½/ 5

Bewertung vom 17.01.2025
Täuschend echt
Lewinsky, Charles

Täuschend echt


sehr gut

TÄUSCHEND ECHT
Charles Lewinsky

Unser Protagonist und Werbetexter hat es nicht leicht: Erst verliert er seine Freundin und dann auch noch seinen Job. Als er schließlich bemerkt, dass sein Konto leergeräumt wurde, ist klar - er braucht dringend Arbeit. Doch was kann er tun? Außer Texte, die Konsumenten ein Müsli schmackhaft machen sollen, hat er noch nie etwas geschrieben.
In seiner Verzweiflung experimentiert er mit KI, füttert das Programm mit Fragen und Phrasen und suhlt sich ein wenig in Selbstmitleid.
Als er von einem Freund des Nachbars ein großzügiges Angebot bekommt, ein Buch zu schreiben, kann er nicht ablehnen. Er soll über Missstände der Welt aufklären und diese den Menschen ins Bewusstsein bringen. Doch auch nach Tagen am Schreibtisch will ihm zu diesem Thema nichts einfallen. Schließlich greift er zur KI, die ihm die bewegende Geschichte einer afghanischen Frau entwirft.

Ob er mit dem Buch Erfolg hat oder seine Lüge ans Licht kommt, müsst ihr jedoch selbst herausfinden.

Charles Lewinsky benennt Dinge, die ich schon des Öfteren vermutet habe. Mit feinem Humor begleitet er unseren konservativen Ich-Erzähler auf seiner Reise vom unsicheren Ja-Sager hin zu einem selbstbewussten Mann. Die Geschichte nimmt dabei zunehmend an Tempo auf und gipfelt in einem herrlich überraschenden Finale.

Mich hat das Buch gleichermaßen erschüttert wie begeistert - daher gibt es von mir eine klare Leseempfehlung.
4/ 5

Bewertung vom 16.01.2025
Drei Tage im Juni
Tyler, Anne

Drei Tage im Juni


sehr gut

DREI TAGE IM JUNI
Anne Tyler

Gails Tochter heiratet. Zu diesem Anlass reist ihr Ex-Ehemann Alex an. Ursprünglich sollte er bei seiner Tochter übernachten, doch da er eine Katze mitgebracht hat und der zukünftige Schwiegersohn allergisch auf Katzenhaare reagiert, quartiert sich Alex kurzerhand bei seiner Ex-Frau ein. Gail ist zunächst alles andere als begeistert – hat sie doch gerade genug mit sich selbst zu tun: Ihr wurde mitgeteilt, dass ihre Position als stellvertretende Schulleiterin durch eine andere Person ersetzt werden soll. Zudem hat sie das Gefühl, dass die zukünftige Schwiegerfamilie versucht, ihre Tochter komplett für sich einzunehmen.
Doch dann kommt alles ganz anders: Gail fühlt sich in Alex’ Anwesenheit zunehmend wohler. Sie verstehen sich gut und entwickeln eine freundschaftliche Beziehung. Gail beginnt sich zu fragen, ob das fortgeschrittene Alter sie milder gestimmt hat oder ob ihr Blick auf die Vergangenheit sie täuscht.

Es ist die Geschichte einer Frau, die die Mitte des Lebens überschritten hat, zurückblickt, Fehler in der Vergangenheit eingesteht und ihr Leben noch einmal überdenkt.

Anne Taylor zeichnet das Bild einer amerikanischen Familie mit großer Authentizität und Feingefühl. Sie nimmt den Leser mit auf eine Hochzeit, dessen Gäste sich untereinander nicht verstehen – und dennoch funktioniert alles wie ein perfekt inszeniertes Schauspiel. Diese Geschichte, voller stiller Konflikte und universeller Wahrheiten, könnte an jedem Ort der Welt spielen.

Ich habe dieses schmale Buch an nur einem Tag gelesen. Die Protagonisten haben mir sehr gefallen, auch wenn Gail mir zu Beginn etwas empathielos erschien. Schnell wurde jedoch klar, dass sie viel Gefühl in sich trägt, es nur nicht ausdrücken kann.

Fazit:
Eine schöne Geschichte, die ich sehr gerne gelesen habe.
4/ 5

Bewertung vom 15.01.2025
Kleine Grausamkeiten (Steidl Pocket)
Nugent, Liz

Kleine Grausamkeiten (Steidl Pocket)


ausgezeichnet

Ich habe mein erstes Highlight des Jahres gefunden:

KLEINE GRAUSAMKEITEN
Liz Nugent

… ist ein Porträt einer dysfunktionalen Familie.
Nachdem der gutmütige Vater früh verstorben ist, stehen die drei Söhne und die narzisstische Mutter im Fokus.
Im Verlauf des Buches erfahren wir viel über die Kindheit der Jungen, ihre Machtspiele untereinander und ihren Kampf um die Aufmerksamkeit und Anerkennung der Eltern zu erlangen. Sie wachsen in Dublin der 70er- und 80er-Jahre auf und sind dabei meist auf sich allein gestellt. Während die Mutter an ihrer Gesangs- und Schauspielkarriere arbeitet, kümmert sich maximal der Vater um die Jungen.

Als Erwachsene haben sich die Spannungen zwischen den Brüdern keineswegs gelegt, obwohl sie mittlerweile unterschiedliche Rollen innerhalb der Familie einnehmen. William ist der erfolgreiche Bruder mit aggressiven, misogynen und narzisstischen Zügen. Brian, der mittlere Bruder, ist Lehrer und versucht als Vermittler in der Familie zu agieren. Luke, der Jüngste, bleibt das exzentrische und labile „schwarze Schaf“ der Familie.

Im Verlauf der Geschichte spitzen sich die Beziehungen der Brüder so zu, dass sie schließlich alle drei einer Beerdigung beiwohnen - einer von ihnen im Sarg.

Liz Nugent erschafft in zahlreichen, in sich abgeschlossenen Kapiteln ein beeindruckendes Charakterporträt einer völlig toxischen Familienbeziehung. Besonders beeindruckend ist, wie jedem der Brüder im Verlauf des Buches ein eigener Abschnitt gewidmet wird, in dem er als Hauptfigur seine Perspektive auf die Ereignisse schildert. Dadurch verdichtet und erweitert sich die Erzählung von Bruder zu Bruder, bis schließlich ein großes, vollständiges Bild entsteht.

Für mich ist das Buch ein echtes Highlight. Von der ersten Seite an war ich gefangen und bis zum Ende wusste ich nicht, welcher Bruder gestorben war - äußerst spannend!
Nachdem ich ihr neuestes Werk, Seltsame Sally Diamond, gelesen hatte, wollte ich unbedingt diesen Vorgänger lesen - und ich wurde nicht enttäuscht. Kurz erwähnen möchte ich noch das wieder einmal wunderschöne Cover im Leinenbezug aus dem Verlagshaus Steidl - einfach großartig! ❤️

Großes Kino!
5/5

Bewertung vom 31.12.2024
Wieso? Weshalb? Warum? Meine Vorlesegeschichten, Band 2 - Was passiert in Wald und Wiese?
Pooch, Anna

Wieso? Weshalb? Warum? Meine Vorlesegeschichten, Band 2 - Was passiert in Wald und Wiese?


ausgezeichnet

WIESO? WESHALB? WARUM? MEINE VORLESEGESCHICHTEN
Was passiert in Wald und Wiese?
Ravensburger
Text: Anna Pooch

Wusstet ihr, warum Murmeltiere es während des Winterschlafs besonders warm und gemütlich haben? Weil sie meist zu zwanzigst eng aneinander gekuschelt in einem Bau schlafen.
Oder dass Krähen besonders clever sind? Sie lassen ihre Walnüsse gezielt auf die Straße fallen, damit vorbeifahrende Autos die harte Schale für sie knacken. Und kennt ihr den Unterschied zwischen Winterschlaf und Winterruhe? Nein? Dann wird es höchste Zeit, Nesrin, Mara, Alex, Sofia, Emil und Luca in Brummelsby kennenzulernen!
In dieser kleinen Stadt, nahe der Nordsee, wohnen die sechs Freunde - und hier gibt es eine Menge zu erleben. Ob im Moor, am Meer, im Wald oder auf dem Bauernhof - Brummelsby steckt voller Abenteuer! Die Kinder überführen tierische Diebe, die Turnschuhe stehlen, entdecken Geister im Moor und erleben viele weitere spannende Geschichten.
Am besten lernt ihr die Freunde selbst kennen und taucht in dieses wunderbare Buch ein – ich bin mir sicher, es wird euch begeistern!

Ein Naturabenteuer für Kinder von 4 bis 7 Jahren, liebevoll illustriert von Dominik Rupp.
Mit kurzen, abgeschlossenen Geschichten ist das Buch perfekt geeignet für die abendliche Vorlesezeit.

Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung!
5/5

Bewertung vom 27.12.2024
Ein Wochenende
Wood, Charlotte

Ein Wochenende


gut

EIN WOCHENENDE
Charlotte Wood

Drei Freundinnen im fortgeschrittenen Alter treffen sich an einem heißen Wochenende in einem Haus am See in Australien, um den Nachlass ihrer kürzlich verstorbenen gemeinsamen Freundin zu sichten.
In der Vergangenheit verband sie eine enge Freundschaft, doch heute fällt es ihnen schwer, an diese Nähe wieder anzuknüpfen. Jede der Frauen hat einen ausgeprägten Charakter und ihre eigene Art, mit dem Leben umzugehen. Das führt zu Spannungen, Meinungsverschiedenheiten und unangenehmen Wahrheiten, die nicht jede der Damen hören möchte.

Charlotte Wood zeichnet ein Porträt von vier reifen Frauen, die mit den Herausforderungen des Alterns und den Veränderungen in ihren Beziehungen konfrontiert sind. Leider empfand ich den Austausch der Figuren als eher düster und schwerfällig. Der leichte, humorvolle Umgang miteinander, den ich nach so vielen gemeinsamen Jahren der Freundschaft erwartet hatte, blieb aus.

Auch die Charaktere konnten mich nicht für sich gewinnen. Keine der Protagonistinnen wirkte auf mich sympathisch, was dazu führte, dass ich mich emotional nicht mit ihnen verbunden fühlte. Dadurch fehlte mir auch die Spannung beim Lesen. Stattdessen hätte ich mir Rückblicke auf lustige, berührende, bedeutsame und gemeinsame Erlebnisse gewünscht, die die besondere Verbindung der Frauen greifbar gemacht hätten. Stattdessen vermittelt das Buch für mich ein beklemmendes Bild des Älterwerdens, das ich eher abschreckend fand.

Trotz des wundervollen Covers konnte mich das Buch leider nicht überzeugen.