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fuddelknuddel

Bewertungen

Insgesamt 403 Bewertungen
Bewertung vom 18.05.2024
Of Dreams and Gods (eBook, ePUB)
Whitefall, Sarah

Of Dreams and Gods (eBook, ePUB)


gut

Götter und Klarträumen scheint auf den ersten Blick eine unschlagbare Kombination zu sein. Luzides Träumen wird in letzter Zeit in vielen Geschichten genreübergreifend genutzt, sei es Romance oder Jugendbuch, was ich gut finde. Es ist ein spannendes Thema, weshalb ich mich sehr auf dieses Buch gefreut habe.

Leider erwies sich das Leseerlebnis letztendlich als nicht ganz so aufregend, wie ich gehofft hatte. Der zunächst durch seine Jugendlichkeit und Schlichtheit bestechende Schreibstil wurde mir bald zu platt, zu wenig. Ich wurde durch die Worte nicht so abgeholt und gefesselt, wie es zu Beginn noch den Anschein hatte.

Dazu kommt, dass die Story gerade zum Ende hin so viel Fahrt aufnimmt, dass die wenigen Seiten Finale ihr nicht gerecht werden können. Konflikte werden zu schnell aufgelöst, die Lesenden mit zu wenig abgespeist, dass ich behaupten würde, ein paar Seiten mehr hätten nicht geschadet, im Gegenteil.

Durch die Kurzweiligkeit der Story haben die Figuren nicht so viel Farbe gewonnen, dass ich mich vollends in sie hätte hineinversetzen können, aber anfängliche Sympathien haben zumindest angehalten, wenngleich sie nicht ausgebaut wurden.

Alles in allem ein Buch, was mich zwar unterhalten hat, aber nicht begeistert, leider.

Bewertung vom 07.03.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


ausgezeichnet

Die Burg ist mein erster Thriller für Erwachsene gewesen. Als sehr ängstlicher Mensch mit blühender Fantasie hatte ich immer die Befürchtung, dass die Gedanken beim Lesen und auch nach dem Zuschlagen des Buches mit mir durchgehen würden. Das hat sich insofern nicht bestätigt, als dass ich das Buch bewusst nur tagsüber gelesen (und auch gehört) habe. Andernfalls wäre ich wahrscheinlich ordentlich in Schwierigkeiten gekommen, denn auch wenn hier „nur“ eine KI am Werk war, hat es die Bedrohungen, die die Gruppe ins Schwitzen bringt, für mich nicht weniger real und beängstigend gemacht.

Aber von vorn. KI-Thriller werden verständlicherweise immer populärer, denn auch wenn die Programme hilfreich sein können, verfolgt einen doch auch immer der Gedanke, ob deren Lernfähigkeit sich nicht irgendwann gegen uns wenden könnte. Wenn das passiert, wie können wir die KI aufhalten? Können wir schlauer sein als sie? Kann sie uns wirklich körperlich gefährlich werden? All diese Fragen stellten sich auch in diesem Buch und ich hätte nicht gedacht, wie sehr mich das packen und unterhalten könnte.

Ich habe leider, bevor ich angefangen habe zu tippen, viele negative Stimmen über dieses Buch gelesen. Mir ging gar nicht in den Kopf, wie das sein kann, denn mich hat die Geschichte vom Hocker gerissen. Es wurden sowohl die vielen unterschiedlichen Figuren bemängelt als auch angemerkt, dass die KI den Personen physisch trotz ihrer Illusionen gar nicht gefährlich werden könnte. Das hat mich jedoch keine Sekunde davon abgehalten, wie hypnotisiert an den Seiten und den Lippen von Rainer Strecker zu hängen, der das Hörbuch, auf das ich immer wieder umgestiegen bin, wenn ich unterwegs war, bemerkenswert eingesprochen hat.

Die Gefahr hat sich zu jeder Zeit echt und bedrohlich angefühlt, ich hatte Gänsehaut und mir standen die Haare alle paar Sekunden zu Berge, weil ich mich fragte, was wohl als nächstes auf die Gruppe zukommen würde, ob sie es schaffen, den Fängen der KI zu entgehen oder ob sie Opfer fordert.
Die Vielfalt der Figuren war für mich ein großer Pluspunkt, denn alle bringen für den Verlauf der Geschichte etwas mit. Sie sind sehr verschieden und gerade das macht die Dynamik im Escape Room aus, die Herangehensweisen, mit denen alle sich den Rätseln widmen und später auch der wachsenden Bedrohung durch KIsmet.

Für mich war das Buch ein absolutes Highlight und damit ein perfekter Start in das Genre Thriller. Nicht zu blutig, dennoch haarsträubend und packend von der ersten bis zur letzten Seite. Ich bin begeistert!

Bewertung vom 04.08.2023
Die Verräterin / The Darkest Gold Bd.2
Kennedy, Raven

Die Verräterin / The Darkest Gold Bd.2


ausgezeichnet

The Darkest Gold Teil eins war eine Überraschung für mich. Inhaltlich ging es kaum voran, die Sprache war unterirdisch, Frauen werden wie das geringste Gut in der Kette behandelt, und trotz all dem war ich (leider und seltsamerweise) fasziniert.
Meine Hoffnung für Teil zwei war dann ein größerer Schub, was die Handlung angeht, und den bekam ich auch. Man verbringt das erste Mal Zeit außerhalb des Schlosses und kann anfangen, das Königreich etwas zu greifen, was im ersten Band nur sporadisch alle 100 Seiten mal am Rande erwähnt wurde. Es wird auch hier bald Alltagstrott aufgebaut, aber das gefiel mir. Wenn sich langsam in all den Neuerungen Gewohnheiten einstellen und Freundschaften entstehen, die dann aber durch irgendeinen Twist wieder zerstört werden, zusammen mit meinem hoffenden Leserherzen.

Auren mausert sich hier endlich von der verwöhnten Favoritin zur Kämpferin. Sie merkt, dass nicht immer alles Gold ist, was glänzt (haha), und dass es sich lohnt, aus dem Käfig auszubrechen und die Freiheit zu genießen. Zudem wird ihr Bild davon, wer Freund und wer Feind ist, gehörig auf den Kopf gestellt, eine meiner liebsten Entwicklungen in Büchern, wie ich festgestellt habe. Der Twist von erbitterten Feinden zu vorsichtigem Waffenstillstand zu fast so etwas wie Anerkennung, das liebe ich, wenn es gut geschrieben ist. Und auch wenn der Stil hier wieder recht plump war, so gefiel mir doch, wie die Autorin die Lesenden einwickelt, in Sicherheit wiegt und sie dann aus dem Nichts im freien Fall auf den Boden der Tatsachen aufschlagen lässt.

Komplett überrascht wurde ich selten, auch am Ende dieses Buches nicht. Dass die Figuren sich entwickelt haben, wie sie es nun mal taten, war vorhersehbar, und dennoch mochte ich es, gerade weil es so genau in das Bild passte, was ich mir vom Handlungsverlauf erwartete.
Wie es weitergehen soll, hätte ich am liebsten direkt im Anschluss erfahren, aber leider dauert es bis zum dritten Band noch eine kleine Weile.

Mein Fazit:
Besser als der Auftakt, spannender, handlungsreicher, mehr Action. Es geht genauso derb und vulgär weiter wie im ersten Teil, auch sprachlich hat sich nichts verändert. Und dennoch mochte ich diesen Band noch lieber als seinen Vorgänger und kann den dritten Teil kaum erwarten.

Bewertung vom 04.08.2023
Die Gefangene / The Darkest Gold Bd.1
Kennedy, Raven

Die Gefangene / The Darkest Gold Bd.1


sehr gut

The Darkest Gold ist eine Reihe, die ich wegen ihres Hypes super gern mögen wollte, bei der ich aber im Vorfeld annahm, dass ich dazu zu zartbesaitet wäre. Dass ich diese dunkle Romance, wenn man es denn überhaupt so nennen kann, die Gewalt, die rohen Sprüche, den abwertenden Umgang mit Frauen, die düstere Welt nicht gut aufnehmen würde. Eigentlich entspricht nichts davon meinem Geschmack, eigentlich bin ich eher der Blümchen-Regenbogen-Welpen-Typ. Und jetzt kommt das große Aber.

Ich weiß nicht, wie es der Autorin gelungen ist, wirklich nicht. Nach rein logischen Gesichtspunkten und gemessen an meinem Geschmack hätte ich dieses Buch nach den ersten zwei Kapiteln verstört beiseite legen müssen und nicht auch nur annähernd mit dem Gedanken spielen sollen, jemals weiterzulesen. Doch aus irgendeinem Grund packte mich die Faszination für die Geschichte direkt am Kragen und ließ mich erst nach der letzten Seite wieder los, mit dem Wissen, ich würde direkt Band zwei brauchen, weil mir sonst der Kopf platzt.

Auren ist eine starke Frau, wenngleich sie sich anfangs noch blind und vertrauensselig auf ihren König und vermeintlichen Retter und Beschützer stützt. Sie hat es als seine Favoritin gesellschaftlich nicht leicht und sitzt recht einsam auf ihrem hohen Ross, während die anderen Frauen des Königs sowie seine Königin sie für ihren Status hassen. Sie ist, komplett aus Gold, etwas besonderes, der goldene Vogel im goldenen Käfig.
Ich fand spannend zu sehen, wie sie langsam aber sicher merkt, dass sie Interesse an einem Leben außerhalb der Gitterstäbe hat, auch wenn es ihr Angst macht. Immer nur eingesperrt zu sein, das bietet Sicherheit und Gewohnheit. Aber irgendwann ist auch das nicht mehr genug.

In diesem Band passiert geschichtlich noch nicht so extrem viel. Wenn ich noch mal Revue passieren lasse, was alles geschah, ist es sogar verschwindend wenig, vielleicht musste ich deshalb auch direkt den zweiten Teil anschließen, in der Hoffnung, dass es dann spannender wird.
Was mich hier aber faszinierte, war die Atmosphäre. Diese aufgeladene Stimmung, die signalisierte, es steht was Großes bevor, Gefahr schwebt im Raum. Das ließ mich stets am Ball bleiben, bis die erste Bombe platzte, gefolgt direkt von einer neuen Offenbarung.

So interessant das Buch für mich auch war, so kritisch kann man den Stil und die Umgangsformen darin auch betrachten. Frauen werden grob wie Vieh behandelt, es herrscht ein extrem vulgärer Ton und es gibt mehrere sich ständig wiederholende Formulierungen, die einem irgendwann auf den Keks gegen. Sprachlich ist das Buch wahrlich kein ausgeklügeltes Meisterwerk, aber wie ich schon sagte, mich hat komischerweise dennoch ein Sog gepackt, den ich nie im Leben erwartet hätte.

Mein Fazit:
Es passiert nicht viel, sprachlich auch eher anspruchslos, der Fantasy-Anteil ist bisher mini. Der Umgangston ist grob und vulgär, Frauen werden unter aller Sau behandelt und eigentlich sollte mir an all dem nichts gefallen. Und dennoch war ich von der ersten Seite an fasziniert, so fasziniert, dass ich direkt im Anschluss Band zwei verschlungen habe. Irgendwas muss die Autorin richtig gemacht haben, deshalb gibt es von mir 4 von 5 Sternen für diesen unerwartet fesselnden Auftakt.

Bewertung vom 04.08.2023
One Room Dog Bd.1
Shota, Sirokuma

One Room Dog Bd.1


sehr gut

One Room Dog ist mein erster Manga, den ich tatsächlich ganz durchgezogen habe. Vorher las ich zu 99% Comics und Graphic Novels aus diesem Design-Bereich, die Mangas habe ich wegen ihrer Leseweise immer spätestens nach der Hälfte erstmal pausiert. Die Geschichte von Potemaru jedoch ist so niedlich, dass ich mich ganz wohlig fallenlassen konnte und kaum bemerkte, wie schnell die Seiten dahinflogen.

Ich gebe zu, besonders spannend und abwechslungsreich war die Story nicht. Wir erfahren eine Menge aus dem Alltag von Potemaru und seinem Frauchen, ihrer Arbeit, dem gemeinsamen Leben, Hundegewohnheiten, einfach alles, was beim Wohnen mit Hund so anfällt. Das wird manchmal etwas dröge, war jedoch immer echt süß dargestellt, sodass ich darüber gut hinwegsehen kann.

Der Zeichenstil war passend zur Geschichte ganz süß, die Figuren und Szenen wurden immer passend abgebildet und ich fand alles nachvollziehbar und angenehm anzuschauen. Insgesamt ist das Buch sicherlich nicht für alle was, einfach weil es an Spannung fehlt. Aber witzig ist es hier und da, und wer leichte Kost sucht und obendrein noch einen Hund besitzt, wird sich hier vielleicht noch einen Ticken wohler fühlen, als ich es tat.

Ich vergebe sehr wohlwollende 4 von 5 Sternen und freue mich auf weitere Bände mit Potemaru.

Bewertung vom 11.07.2023
Fourth Wing / Flammengeküsst Bd.1
Yarros, Rebecca

Fourth Wing / Flammengeküsst Bd.1


ausgezeichnet

Fourth Wing und dem damit verbundenen Hype kann im Moment wohl kaum jemand entkommen. Tatsächlich war mir noch gar nicht bewusst, was für eine enorme Fangemeinde dahintersteckt, wie viele Lesende dieses Buch begeistern würde. Ich hatte nicht mal damit gerechnet, selbst begeistert zu werden, weil ich in letzter Zeit so meine Vorbehalte dickeren Büchern gegenüber hege.
Und umso erstaunter war ich dann, in den Wochen um den ET Social Media mit Violet und den Drachen regelrecht überflutet zu sehen. Es gab Farbschnitt-Dramen, Fluten an Komplimenten zur Optik des Buches, aber auch ganz viel Lobhudelei, was den Inhalt angeht.

Und ich kann mich den vielen Meinungen anschließen: An diesem Buch ist nicht nur das Äußere schön, hier kann auch der Inhalt ohne Probleme mit der grandiosen Gestaltung mithalten. Fourth Wing ist ein Gesamtkunstwerk, innerlich wie äußerlich, was ich nur himmelhoch loben kann, ohne auch nur einen Gedanken an Kritik zu verlieren. Ein Highlight, welches ich so schon lange nicht mehr erlebt habe. Ein Buch, was es mit über 700 Seiten geschafft hat, mich so intensiv zu fesseln, dass es sich anfühlte, als sei es in einem Wimpernschlag vorbei gewesen. Einen Book-Hangover verursachend, den ich auch jetzt noch nicht ganz überwunden habe.

Die Hauptfiguren Violet und Xaden, das Setting des Basgiath War College, die Einführung und Gestaltung der Nebenfiguren, die Charakterentwicklung der Protagonistin, die Enemies to Lovers Story, die DRACHEN, die Atmosphäre... einfach alles an diesem Buch hat mich umgehauen. Ich liebe liebe liebe Xaden, er schafft es definitiv in meine Top 10 der Bookboyfriends. Und Violet ist eine Kämpferin par excellence, einfach weil sie sich überhaupt nichts anderes erlauben kann.

Der Schreibstil fesselt und lässt einen durch die Seiten fliegen, die Dialoge sind schlagfertig und voller Humor, insbesondere wenn die Drachen ins Spiel kommen. Das lockert das Buch trotz seiner teils brutalen und kämpferischen Szenen bestens auf und bringt eine gewisse Leichtigkeit mit.

Wenn ich mir nur eine Sache wünschen dürfte, dann wäre Band 2. Sofort. Aber da es gerade bei Erscheinungsterminen von Büchern mit dem Wünschen nicht so einfach ist, verlagere ich mich darauf, bis Dezember meine Wunden zu lecken, die der Cliffhanger verursacht hat.

Wenn ihr, warum auch immer, bisher an diesem Buch vorbeigekommen seid oder euch dagegen entscheiden habt, es zu lesen, dann ändert das. Greift danach, lasst euch auf die Geschichte ein, genießt sie. Ihr werdet es nicht bereuen.

Bewertung vom 13.06.2023
Der beste Beweis bist du selbst
Kaur Deo, Jesmeen

Der beste Beweis bist du selbst


ausgezeichnet

Der beste Beweis bist du selbst. Der beste Beweis für die These, dass dein Äußeres nicht das Kriterium sein sollte, nach dem andere sich ein Bild von dir machen. Dass man respektiert und geliebt werden kann und sollte, unabhängig davon wie man aussieht. Ob man größer oder kleiner, dicker oder dünner, oder eben behaarter ist als andere, so wie TJ, man verdient es nicht, verurteilt zu werden. Man ist wertvoll, genau wie alle anderen.

Das sind alles Wahrheiten, die ganz selbstverständlich für uns Menschen sein sollten. Derer sich viele wohl auch bewusst sind, die man aber nicht immer sofort beherzigen und leben kann. TJ's Geschichte zeigt deutlich, wie schwer es ist, sich von den Erwartungen, die die Gesellschaft an das Aussehen von Menschen hat, zu lösen, auch als selbstbewusste Person. Wie viel Mühe und Kraft es kostet, sich nicht vom Strom mitreißen zu lassen, sondern gegen an zu schwimmen.

Die Protagonistin TJ Powar ist für mich ein riesiges Vorbild. Als behaarte Frau wird man von der Gesellschaft automatisch als weniger weiblich wahrgenommen, es wird erwartet, dass man sich stets glatt und haarlos zeigt. Gender wird in diesem Buch als fragiles Konstrukt beschrieben, was von der breiten Masse an verschiedenste Bedingungen geknüpft ist, vorwiegend äußerlicher Natur. Und das trifft es in meinen Augen auf den Punkt.

So kommt es dann, dass TJ nach ihrem eigentlich sehr mutigen Entschluss, sich nicht weiter zu enthaaren, zunehmend mit negativer Aufmerksamkeit und fiesen Kommentaren konfrontiert ist, die sie ins Wanken bringen. Diesen Prozess mit ihr zu durchleben, von der ersten Entschlossenheit über die Zweifel, die ständig geschürt werden bis hin zum Finale, war hochgradig emotional. TJ's Gefühle und Gedanken wurden zu jeder Zeit authentisch und nachvollziehbar wiedergegeben, man ist nah bei ihr und dadurch ein Teil dieser intensiven Geschichte. Genau so soll es in meinen Augen sein, wenn man eine Story mit so einer wichtigen Message zur Body Positivity liest.

TJ erzählt schonungslos ehrlich, was in ihr vorgeht. Dabei reflektiert sie sich, ihr Verhalten und das Verhalten anderer, seien es Mitschüler:innen, Freunde oder Familie, über das Buch hinweg so gekonnt, dass ich sie nur bewundern kann. Natürlich macht auch sie Fehler, das gehört zum Prozess dazu. Aber alles in allem macht sie eine persönliche Entwicklung durch, die ich vielen Figuren in ihrem Alter nicht auf diese Weise zutrauen würde. Dazu trägt auch bei, dass sie durch ihre Erfahrung im Debattieren über ein Geschick für Sprache verfügt, das mich nach einer ihrer eindringlichsten Ansprachen am Ende des Buches sprachlos und mit Tränen in den Augen zurückgelassen hat.

Das Debattieren zieht sich als kontinuierliches Motiv durch das ganze Buch. Bisher hatte ich mich damit noch nicht weiter auseinandergesetzt und es eher als amerikanisch-kanadisches Ding abgestempelt und war dann ganz erstaunt, dass ich die Wettbewerbe, die hier öfter eine Rolle spielen, mich keineswegs langweilten, sondern ich von der Redegewandtheit der Schüler:innen unglaublich beeindruckt war.

Auch Charlie, TJ's ärgster Konkurrent, spielt eine große Rolle in TJ's persönlicher Debatte um ihre Haare. Anfangs kann man die Feindschaft zwischen den beiden förmlich greifen, doch je mehr Zeit man in Charlies Anwesenheit verbringt, desto wohler fühlt man sich bei ihm, so ging es mir zumindest. Er ist scharfsinnig, hat einen trockenen Humor und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, was ihn TJ sehr ähnlich macht und auch ein gutes Match für sie abgibt. Die Beziehung der beiden zueinander entwickelt sich für mich in einem sehr angenehmen Tempo, ausgehend von einer Feindschaft zu einem vorsichtigen Waffenstillstand zu noch mehr, wenngleich man auch hier natürlich nicht ohne Dramen auskommt. Gestört hat mich das keinesfalls, das erwartet man bei einem sensiblen Thema wie Body Positivity vermutlich auch.

Die Message, die das Buch vermittelt, ist klar: Liebt euch, wie ihr seid. Jeder Mensch ist die Liebe und den Respekt wert, egal wie ihr ausseht. Haare machen euch nicht weniger weiblich, enthaart zu sein macht euch nicht weniger männlich, Haare haben kein Gender. Ihr seid, wer ihr seid, und niemand außer euch hat da Mitspracherecht oder die Erlaubnis zu urteilen.

Mein Fazit:
Ich habe jede Seite geliebt und würde, wenn ich könnte, jede Person da draußen mit einem Exemplar dieser wichtigen und emotionalen Geschichte ausstatten. Es war mir ein Fest und eine Ehre, TJ bei ihrer Debatte um ihre Haare zu begleiten und kann allen dieses Plädoyer für Body Positivity nur dringlichst ans Herz legen.

Bewertung vom 07.06.2023
Waraka
Goldfarb, Tobias

Waraka


gut

Waraka sprach mich vor allem wegen des Autors auf dem Cover an. Von Tobias Goldfarb bin ich nur das Beste gewohnt und daher war ich mir zunächst sicher, dass auch dieses Buch mich gut unterhalten und begeistern wird. Der Klappentext verspricht Jugendfantasy mit dem Fokus auf Freundschaft und dem Kampf um Freiheit und das alles in einer einzigartigen Welt mit neuartigen Tieren und Wesen. Und all das bekommt man auch, allerdings lief der Anfang nicht so wie geplant.

In der Welt von Prinz Arkyn habe ich zunächst mich so gar nicht zurechtgefunden. Man wird schon in den ersten paar Kapiteln so überrannt mit Infos, die erst später richtig erklärt werden, dass ich mich gefühlt habe, als hätte mich wer mit kaltem Wasser übergossen und danach in den Kühlschrank gesetzt. Es fühlte sich unbequem an, als stimme da etwas nicht. Das hat mich so aus dem Konzept gebracht, weil ich es bei einem Buch für jüngere Lesende eigentlich anders gewohnt bin, dass ich auch nicht mehr in die Geschichte reingefunden habe und das Geschehen an mir vorbeigeplätschert ist.

Arkyn und Saga konnte ich ebenfalls nur schwer greifen. Sie scheinen beide mutig zu sein und sich durchsetzen zu wollen, der Freiheitsdrang und der Gerechtigkeitssinn stehen ihnen beiden ins Gesicht geschrieben. Doch eine emotionale Verbindung zu ihnen war mir nicht möglich, was ich sehr schade fand.

Was mir gut gefiel, ist, dass innerhalb der Story wichtige Themen in diesem Buch angesprochen werden. Die Messages beinhalten den Wunsch nach Toleranz, Gerechtigkeit, Freundlichkeit und Offenheit, da können sich auch die älteren Lesenden noch eine Scheibe von abschneiden.

Mein Fazit:
Ich habe das Buch leider nicht gefühlt, technisch war es nach dem plötzlichen Einstieg gelungen und wie gewohnt angenehm zu lesen. Dennoch habe ich keine Verbindung zur Geschichte und/oder den Figuren aufbauen können, es reicht nur für 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 05.06.2023
Unsichtbar
Moreno, Eloy

Unsichtbar


ausgezeichnet

Unsichtbar ist ein Buch, was ich so schnell nicht vergessen werde. Allein der Klappentext sorgte schon für Gänsehaut und wer es dann schafft, keine Tränen zu vergießen, denen kann ich auch nicht mehr helfen.

Der namenlose Junge, um den es geht, ist geradewegs in mein Herz spaziert und umso mehr hat dann wehgetan, was er Tag für Tag erleiden musste. Zu sehen, was man ihm antut, wie er gemobbt, beleidigt, ausgegrenzt, geradezu isoliert und fertig gemacht wird, hat puren Kummer ausgelöst, grenzenlose Trauer und eine große Portion Wut. Er wird regelrecht zerstört, jede Faser seines Seins erschüttert und entzwei gerissen, und der Autor schafft es, die Lesenden so nah daran teilhaben zu lassen, dass man eine Seele aus Stein haben muss, wenn es einen kalt lässt.

Es gibt neben der Perspektive des Jungen auch andere Sichten, die die Lesenden verfolgen können, sowohl von Freunden als auch von Gegnern des Protagonisten. Das war unglaublich spannend zu sehen, weil man dadurch den Blickwinkel geöffnet bekommt. Es schürt nicht unbedingt Verständnis, aber dennoch kann man einige Dinge vielleicht ein klein bisschen besser nachvollziehen.

Das Buch schafft Sichtbarkeit für Mobbing als extrem wichtiges und stets aktuelles Thema, appelliert an die Lesenden, achtsamer zu sein und die Augen vor solchen Ungerechtigkeiten nicht zu verschließen, andererseits kann es böse ausgehen.

Mein Fazit:
Dieses Buch ist ein Must-Read, nicht nur für die Jugendlichen im Alter der Figuren, sondern auch Eltern und Lehrende, einfach für alle, die in ihrem Alltag Mobbing begegnen könnten. Tief bewegend und aufrüttelnd, ein so wichtiges Buch!

Bewertung vom 24.04.2023
Lass mal Therapie gehen!
Jordis, Nina

Lass mal Therapie gehen!


ausgezeichnet

Lass mal Therapie gehen war ein unglaublich intensives Buch für mich. Psychotherapie ist heutzutage leider immer noch für viele ein Tabu-Thema, dabei sollte man diejenigen, die die Kraft haben, sich Hilfe zu suchen, viel mehr bewundern statt sie zu verurteilen. Dieses Buch trägt einen großen Teil zur Enttabuisierung bei, wie ich finde, und genau deshalb kann ich es auch uneingeschränkt weiterempfehlen, nicht nur an Jugendliche, sondern auch Angehörige oder diejenigen, die sich vor Augen führen wollen, wie so eine Therapie überhaupt funktioniert.

Ein weit verbreitetes Vorurteil: Nur Menschen aus instabilen Verhältnissen kommen überhaupt in die Situation, sich einen Therapieplatz suchen zu müssen. Wer eine liebende Familie hat, viele Freund*innen, Erfolg, gute Noten, eine erfüllte Freizeit mit spannenden Hobbys, dem*der kann es doch nicht schlecht gehen.
Man könnte gar nicht weiter daneben liegen, das zeigt Nina Jordis in ihrem Buch auf. Die Jugendlichen, deren Therapiewege sie hier aufschlüsselt, könnten unterschiedlicher kaum sein, meist sind sie sozial sehr gut integriert und haben einen großen Freundschaftskreis, oder sie sind sehr selbstbewusst, beinahe forsch, so gar nicht die „typischen“ Kandidat*innen, bei denen man den Vorurteilen folgend erwarten würde, dass sie in Therapie sind. Gerade deshalb empfand ich die Wahl auch als so gut gelungen.

Die Geschichten der Jugendlichen beinhalten alle verschiedene Diagnosen. Dadurch wird das Spektrum dessen, was man kennenlernen kann, breit gefächert und man lernt viel mehr, als man es bei zu ähnlichen Geschichten vielleicht getan hätte.
Die Aufbereitung der Fälle fand ich großartig gemacht. Zunächst gibt es immer eine kleine Einführung zum jeweiligen Gegenüber, das Kennenlernen und die Hintergrundstory bis hin zur Diagnose. Dann kommt ein lebendig und gut verständlich geschriebener Teil mit Fakten zur Erkrankung, sodass man sich mehr darunter vorstellen kann, welche Prozesse dahinterstecken, wo die Ursache liegen kann, welche Einschränkungen das für die Jugendlichen bedeutet. Zum Schluss kommen die Patient*innen auch immer selbst noch zu Wort, was für mich besonders in den Fällen, wo ich mich selbst in Teilen wiedererkannt habe, sehr berührend war. Meinen Respekt für den Mut, die eigene Geschichte so für andere aufzuarbeiten!

Nina Jordis schafft es, das Buch informativ und sensibilisierend zugleich wirken zu lassen, ohne jedoch dabei mit dem belehrenden Zeigefinger auf die Lesenden zu zeigen. Ich habe mich trotz der schweren Themen immer sicher zwischen den Seiten gefühlt, die Aufklärung war unglaublich lehrreich und ich würde das Buch am liebsten jedem einzelnen Menschen da draußen in die Hand drücken, damit endlich verstanden wird, dass Therapie kein Tabu ist.