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H2SO4
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Stuttgart

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Bewertung vom 13.07.2018
Mach keinen Ärger, Conrad!
Zöller, Elisabeth

Mach keinen Ärger, Conrad!


weniger gut

Nette Idee. Grausige Ausführung.

An dieser Stelle hätte ich Euch vor Spoilern gewarnt, doch da die bisherigen Rezensenten sich bei der Inhaltswiedergabe sehr ins Zeug gelegt haben, ist dies wohl nicht nötig. Vielleicht gelingt es mir aber, Euch davon zu überzeugen, mit den 2 Euro was sinnvolleres anzustellen, als dieses Buch zu kaufen. Ihr könnt die zweier Münze beispielsweise in eins der Automaten einwerfen, die in der Alki-Ecken mancher Dönerbuden zu finden sind - macht genau so wenig Sinn, aber vielleicht etwas mehr Spaß.
"Hey man, was ist dein Problem? Das ist nur ein Kinderbuch mit selten wichtiger Thematik." würden manche von Euch nun denken. Stimmt ja auch. Die Autorin verspricht "eine Geschichte, die zeigt, wie wichtig es ist, richtig streiten zu können und die Meinung anderer gelten zu lassen. [..]" Hört sich gut an, nicht wahr? Denn das Leben ist keine märchenhafte Aneinanderreihung von schönen Momenten und Happy Ends. Negatives, Auseiandersetzungen und Streitigkeiten gehören ja schließlich genau so dazu.
Das haben wir uns auch gedacht, als wir das Buch von der Stadtbücherei ausgeliehen haben. Anstatt einer moralerfüllten Geschichte über gegenseitigen Respekt aber, bekamen wir ein Buch, was einen unerklärlichen Fall vom Stockholm-Syndrom behandelt: Conrad ist ein skatender Bully, der seine 'Freunde' dauerhaft mobbt und piesackt. Als er eines Tages alle um sich erneut vergrault hat, bleibt er draußen allein, skatet eine Weile weiter, fällt und bricht sich das Bein. Dieses wird eingegipst und Conrad darf für gewisse Zeit das Bett hüten. Da fühlt er sich einsam und wünscht sich, seine 'Freunde' würden ihn besuchen.
"Ja, nun wird aber keiner kommen, da er sich wie das totale Arschloch aufführt" dachte ich, als ich die nächste Seite umblätterte und mental bereit war, meiner aufmerksam zuhörenden Tochter die wohl verdiente 'wer Wind sät, wird Sturm ernten'-Situation Conrads zu erörtern. Dazu kam es aber nicht, da für die gesamte Freundestruppe der Wunsch Conrads Befehl war und diese ganz besorgt an der Stelle auftanzt, um sich weiterhin unterwürferisch beschimpfen und anschreien zu lassen. All diese Kids, die davor gehauen, beleidigt, am Zopf gezogen und auf andere Weisen unterbuttert wurden, sind tatsächlich nun da, um nach ihrem 'Kumpel' zu sehen. Ob Masochismus oder irgendeine biblische Güte dieses Verhalten hervorgerufen hat bleibt offen, doch man sieht sich gezwungen, seinem Kind zu erklären, dass weder dieses Benehmen normal, noch die Aufmerksamkeit, die Conrad von seinen Prügelknaben bekommt, in irgendeiner Weise gerechfertigt ist...
Zum Ende des Buches geht alles sehr schnell, dem Conrad wird erklärt, er solle nicht mit Fäusten streiten, sondern mit dem Kopf. Diese Weisheit scheint nicht sonderlich zu fruchten, da bis zum Schluss keiner tatsächlich zu argumentieren beginnt. Trotzdem sind alle auf einmal wunschlos glücklich und ihre Namen ergeben zusammen PICCOLO & Co(nrad). Beste Pointe ever.

Seitdem meine Tochter auf der Welt ist, sind Bücher ein unzertrennlicher Teil ihres Lebens. 3,5 Jahre schon werden alle möglichen Bücher angeschaut bzw (vor)gelesen - Bildergeschichten, Märchen, Kinderromane, Enzyklopädien. Manche besser, andere uninteressanter. Dieses Buch war bisher eindeutig das schlechteste und ich rate sehr vom Kauf ab.

Zwei Sterne, da die Illustrationen an sich ganz nett sind.

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