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LichtundSchatten

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Insgesamt 254 Bewertungen
Bewertung vom 02.03.2025
DITIB und der ferngesteuerte Islam in Deutschland
Güvercin, Eren

DITIB und der ferngesteuerte Islam in Deutschland


weniger gut

Der Autor meint auf Seite 36, dass der Islam sich immer daran gehalten habe, sich an Traditionen und Gebräuche eines anderen Landes anzupassen, wenn man dorthin auswandert. Darüber hinaus könne man die Inhalte der Religion auch an die Zeitläufe bzw. moderne Sichtweisen adaptieren, sie sozusagen weiterentwickeln. Er nennt aber keine Beweise/Belege dafür und ich möchte die Sure 86,13 des Koran dagegen halten: „Dieser Koran ist wahrlich ein entscheidendes, letztes Wort.“

Was ich gleich zu Beginn des Buches also vermisse ist die Ausgestaltung des muslimischen Glaubens des Autors. Wie sieht er die Mekka Zeit und die spätere Medina Zeit von Mohammed? Werden Auswanderungen der Muslime in Länder der Ungläubigen nicht ganz anders gesehen, d.h. man kann sich zum Schein durchaus anpassen, darf aber die zugrunde liegenden Inhalte nicht vergessen. Eine klare Aussage ist dies, Sure 2,2: „Dies ist das Buch, an dem kein Zweifel besteht. Es ist eine Rechtleitung für die Frommen.“

Ich lese das: „Die DITIB realisiert nicht, dass sie immer mehr jungen Muslimen keine relevanten Perspektiven mehr zu bieten hat, dass sie für ein Islamverständnis steht, mit dem sich immer mehr junge Menschen nicht identifizieren können.“ (S. 37) Nun, diese jungen Menschen wählen überwiegend Erdogan und hängen mehr und mehr einem traditionellen Verständnis des Islam an. Der Autor nennt keine Belege für seinen gegenteiligen Befund. Ebenso lese ich nichts Konkretes von den unzeitgemäßen Religionsvorstellungen der Islamverbände.

Alle Maßnahmen deutscher Regierungen haben nur zu einer Verfestigung der islamischen Enklaven in Deutschland geführt. Der Autor stellt das selbst fest auf Seite 121, lässt aber eine saubere Ursachenanalyse völlig aus. Er redet von einem deutschen Islam, wohl wissend dass Bassam Tibi mit seiner europäischen Variante völlig gescheitert ist. Prof. Khorchide muss von der Polizei beschützt werden, ebenso wie andere Islam-Verbesserer (Mansour, Abdel-Samad u.v.m.) Woher kommt das Überlegenheitsdenken der Islam-Verbandsfunktionär, das auf Seite 122 festgestellt wird? Wer im Koran liest, wird fündig, offensichtlich hat das der Autor noch nicht ausreichend getan.

Die Frage ist ganz einfach, ob man Intoleranz einer Religion dulden kann und nicht ob wir eine Verpflichtung zur säkularen Trennung hätten wie vom Autor auf Seite 131 insinuiert. Diese Frage muss der Eigenständigkeit einer Religion vorgeschaltet sein, die von Ungläubigen als einer Gruppe von Menschen spricht, die die schlechtesten aller Geschöpfe seien, mit denen man nicht befreundet sein solle.

Insgesamt gibt Güvercins Buch gute Einblicke in die Netzwerke der Erdogan-Lobby in Deutschland, ohne aber grundlegende Klarheit über den Islam zu schaffen. Für mich ein weiteres Buch der reinen Vernebelung von zugrunde liegenden Tatsachen, die sich aus den Grundlagenwerken des Islam (Koran, Hadith, Biografie Mohammeds) ableiten lassen. Dabei wird die Stellung der Frau nicht ausreichend problematisiert. Ich empfehle stattdessen das Buch des aus der Türkei ausgewiesenen Verfassungsrechtlers, Ilhan Arsel: „Frauen sind Eure Äcker.“ Danach sollte man über die verfassungsrechtlich zulässige Religion des Islam aufgeklärt sein.

Der Verlag C.H.Beck musste inzwischen feststellen, dass das Unterkapitel „Diaspora ist zu Ende“ (S. 21 - 26) nicht, wie in der Anmerkung auf S. 21 vermerkt ist, auf einem Vortrag des Autors selbst beruht, sondern auf einem von Herrn Dr. Aydın Süer verfassten und gehaltenen Vortrag. Der Verlag hat daher beschlossen, das Buch vorläufig nicht weiter auszuliefern. 

Bewertung vom 19.02.2025
Stell dir vor, es ist Alltag, und du freust dich drauf
Melanie Carstens

Stell dir vor, es ist Alltag, und du freust dich drauf


ausgezeichnet

Ist es möglich, die Mühen des Alltags, all seine Routinen und das Immergleiche mit Begeisterung zu erleben? Auf diese Frage gibt dieses wunderschön aufgemachte Buch insgesamt 22 individuelle Antworten. Es lohnt sich sehr, diese spannenden, leisen und doch eindringlichen Ideen und Herangehensweisen zu lesen.

Das OpenDiary von Debora Kuder gefällt mir besonders gut: ein A-Null Plakat (84,1 × 118,9 cm) mit 4 Zeilen für jeden Tag. Wie schnell fließen Tage ins völlig Leere, sind komplett vergessen. Mit dieser simplen Möglichkeit werden Erinnerungsanker für jeden der Familie sichtbar gesetzt, die uns dankbar sein lassen für alles Erlebte und Erkannte der unmittelbaren Vergangenheit. Tagebücher werden oft im Schreibtisch abgelegt und vergessen, aber ein offen gehängtes Plakat erinnert daran, es immer, also täglich, zu führen. Leider habe ich ein solches Plakat nicht zum Kauf gefunden, vermutlich hat die Autorin es selbst entwickelt.

Wie hilfreich Stricken sein kann, vermittelt Sandra Geissler und Elisabeth Schoft zeigt, wie schön und entspannend die Wohnnähe zu einem Schwimmbad sein kann. Sie liebt Routinen, ohne sich jedoch zwanghaft immer daran halten zu müssen. Es sollte immer Raum sein für Unvorhersehbares, für Zwischenmenschliches und Gefühle, wenn man so will, also das Göttliche, das den Alltag sprengt!

Bewertung vom 19.02.2025
Die Essenz des Seins
Peterson, Jordan B.

Die Essenz des Seins


ausgezeichnet

Seinen Weg weg von der Hölle hin zum Himmel lenken, es ist für jeden in jeder Minute möglich, an jedem Tag. „Es ist der Aufruf zu einer göttlichen Verantwortung.“ Jordan B. Peterson vermittelt mit diesem ermutigenden Buch jene Essenz des Seins, die jeden von uns tragen und erweitern, die uns verzaubern kann.

„Denken Sie darüber nach, was sie der Welt bieten könnten, wenn wir alles gäben, was wir haben.“ Für den Staat Israel gab es zunächst wenig mehr als Wüste, heute wird dort mit Tröpfchenbewässerung Land urbar gemacht und grün verzaubert. Jedem von uns ist das auch möglich, in fast allen Umgebungen, mögen sie auch noch so depressiv erscheinen.

„Der Staat ist es nämlich, der sich ausdehnt, um all die Zwischenrollen und -verantwortlichkeiten zu übernehmen, die das zu sehr auf sich bezogene Individuum aufgibt.“ Um das zu erkennen, den kollektivistischen Drang des Staates zu ermessen, eignen sich viele Bilder aus der Bibel. Zum Beispiel die „H..e Babylon“ als Symbol für den Übergang vom Hedonismus der Weimarer Republik in das Totalitäre Dritte Reich. „Oder wenn aus dem Anarchismus der Französischen Revolution das zentralistische napoleonische Kaiserreich wird.“
Der Corona Dirigismus ist ähnlich zu sehen, „bei der sich im wahrsten Sinne des Wortes um eine Plage des Autoritarismus handelte…Alle, die sich dagegen aussprachen, wurden verteufelt, bestraft, geächtet und ausgegrenzt. Die Mehrheit machte jedoch begeistert mit und ergriff gerne die Möglichkeiten, einmal mit dem moralisch erhobenen Zeigefinger die eigenen Nachbarn zu verpfeifen.“

Die Lösung aller Probleme durch Bürokratie, Vorschriften und Gängelung durch den Staat führt aber bei Individuen zu Anonymität, Angst und einsamer Hoffnungslosigkeit. Morgens um 6 kann der Laptop abgeholt werden.

Der technische Fortschritt beschleunigt diesen Prozess weiter. Soziale Plattformen sammeln Daten und verwenden sie gegen das Individuum und Konzerne verhängen willkürliche Kommunikationsbeschränkungen, „die an Gefährlichkeit alles übertreffen, was sich selbst Pessimisten wie Aldos Huxley und George Orwell nur erträumen konnten.“ Der absolute Staat verdrängt die individuelle Identität, er macht ihr Angst und führt zu einer Radikalisierung von Personen und Maßnahmen.

Wenn Trudeau sagt, sein Land sei post-national, ergibt sich das aus der Neigung, „über Begriffe wie Inklusion, Vielfalt und Gleichberechtigung eine neue soziale Identität zu schaffen.“ Peterson zeigt das Ergebnis dieser Ideologie auf: „Eine Nation auf Vielfalt und Offenheit zu reduzieren, bedeutet letzten Endes, sie zu zerstören, denn Vielfalt ohne Einheit kann nur Auflösung bedeuten.“ Ein so agierender Meta-Staat verlangt, dass alle konkurrierenden Identitäten sich in ihm auflösen, und nach Peterson mit ihm untergehen.

“Multikultivielfalt” ist nach Peterson mithin eine gefährliche, nicht durchdachte Konzeption. Es ist ein ideologischer Begriff, eine Verkaufslackierung, die ethnischen Stress mit bunter Farbe übertünchen möchte. Demnach soll „jegliche Andersartigkeit und Marginalisierung an sich in den Himmel gelobt werden.“ Peterson erklärt dann weiter: „Damit einher geht die unmögliche Forderung, diese Vielfalt zu einer Art Maibaum zu machen, um den alle glücklichen Kinder der Gegenwart und Zukunft in Ewigkeit zu tanzen haben.“ (S. 95)
Die Regenbogenflagge hat sich nach Peterson zu einem Abbild eines globalisierenden Totalitarismus gewandelt, gegen den sich der Wind der Geschichte aktuell dreht.

Im Zentrum muss gestern wie heute die Familie stehen aus Vater, Mutter und Kindern, die ihr kulturelles Erbe wahrt, anerkennt und in gemeinsamen Feiern die Zukunft in Harmonie auch mit allen Minderheiten zu stehen, ohne diese als neuen Maibaum in die Mitte zu stellen.

Bewertung vom 14.02.2025
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen
Gracia, Giuseppe

Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen


ausgezeichnet

Fast täglich sehe ich im ZDF und ARD Bilder aus Gaza, immer mit einem Gefühl der Schuld, die mir unterlegt wird und eine gewisse Richtung aufzeigt. Zeit für dieses Buch von Guiseppe Gracia, in dem er Fakten und Geschichte sprechen lässt, die Licht in ein Dunkel bringen, das vielen bislang verborgen blieb.

Viele Israel Gegner behaupten heute, das Land sei r und ein Apartheid System. „In Wahrheit ist Israel der einzige Rechtsstaat im Nahen Osten, in dem Juden, Muslime, Christen und Atheisten die gleichen Rechte genießen.“

Juden waren immer eine Minderheit unter den Völkern, vertrieben und geächtet, klein und unbedeutend. Auf dem heutigen Gebiet von Israel gab es zwei jüdische Staaten, alle wurden von anderen Reichen von außen zerstört.

Antijudaismus bezeichnet die unterstellte Schuld der Juden am Tod von Jesus. Das Christentum hat hier große Schuld auf sich geladen, aber auch in der Antike wurden Juden verfolgt. Im Alten Ägypten lebten Juden und wurden von dort vertrieben. „Im Reich der Pharaonen galten die Juden als A. der ägyptischen R.“

Gleiches galt im antiken Rom und Griechenland. Sie galten als Feinde der griechischen und römischen Götter.

Der problematische islamische Sicht auf Juden startete von Anfang an, sie wurde in den Koran und die Hadith gegossen. Gracia beschreibt dies eindrücklich. „Heute wird die theologisch-historische Entstehung des JH im Islam oft verschwiegen, seitens der Muslime selber, aber auch von westlichen Experten, die in den Massenmedien auftreten und das Problem leugnen oder wie eine vernachlässigbare Fußnote der Geschichte darstellen.“


Auf 112 Seiten präsentiert Guiseppe Gracia relevantes Wissen um einen Staat und eine Religion, die ungewöhnlich viele Nobelpreisträger hervorgebracht und heute einen Staat entwickelt hat, der das heruntergekommene Land aus dem Osmanischen Reich wieder urbar, fruchtbar und grün gemacht hat. Friedrich Engels hat geschrieben: „Der Antisemitismus ist das Merkzeichen einer zurückgebliebenen Kultur.“ Leider haben seine Nachfolger im Sozialismus wenig dazu gelernt und betreiben heute wieder ihren H auf die jüdisch-christliche Seele, deren Wirken für sie Reichtum und Neid unterlegt und gegen Israel richtet.



Heute wird die Überlebensfrage Israels auch für uns höchst relevant. Verliert Israel, ist es vorbei mit diesem Staat und auch wir sind als Zielscheibe vorhanden. Schlimm genug, dass Willy Brandt 1973 den Transport amerikanischer Waffen für Israel im Yom Kippur Krieg untersagte, heute lässt die grüne AM kein Zeichen aus, um für Solidarität mit dem Gaza Streifen zu werben. Die Sicherheit Deutschlands wird auch auf den Golan Höhen und dem Gaza Streifen verteidigt, wer das begreifen will und muss, erhält mit diesem Buch punktgenaue, erschreckende Einsichten.

Auf 112 Seiten präsentiert Guiseppe Gracia relevantes Wissen um einen Staat und eine Religion, die ungewöhnlich viele Nobelpreisträger hervorgebracht und heute einen Staat entwickelt hat, der das heruntergekommene Land aus dem Osmanischen Reich wieder urbar, fruchtbar und grün gemacht hat. Friedrich Engels hat geschrieben: „Der Antisemitismus ist das Merkzeichen einer zurückgebliebenen Kultur.“ Heute wird die Überlebensfrage Israels auch für uns höchst relevant. Alle Punkte in diesem Buch sind eine Mahnung, in dieser Sache aktiv zu werden. Für jeden von uns.

Bewertung vom 20.01.2025
Das Buch der Albert-Schweitzer-Zitate

Das Buch der Albert-Schweitzer-Zitate


ausgezeichnet

Albert Schweitzer steht mit seinem Leben und seinen Gedanken für eine tiefe Ehrfurcht vor dem Leben. Er betont die Verantwortung des Menschen gegenüber allen Lebensformen und fordert eine respektvolle und wertschätzende Haltung gegenüber jedem Lebewesen.

Dieses Zitate Buch eröffnet einen guten Zugang zur Welt von Albert Schweitzer, mit den Abschnitten:

Philosophie und Leben
Kultur und Kulturkritik
Ethik
Religion und Theologie
Musik
Autobiographisches

Über seine Zeit in Afrika, Lambarene, schrieb er: „Die Ideen ergriffen mich und wandelten mein Leben.“ Sein Wirken beschrieb er eher als ein Akt der Menschlichkeit, weniger als ein religiöses. Er wollte die armen N… vor den weißen Raubtieren schützen. „Was kümmert mich da das Fieber! Das werde ich überwinden.“

Ob diese Aussage zutrifft, würde ich bezweifeln: (50/33)„Weil der Mohammedanismus seinen Traditionen nach nicht in Versuchung kommt, etwas an den gesellschaftlichen Zuständen der afrikanischen Völker zu ändern, ist er dem Christentum gegenüber also im Vorteil.“ Hier empfehle ich ein Buch von Prof. Egon Flaig: Weltgeschichte der Sklaverei.

In seinem Buch "Das Christentum und die Weltreligionen" (1924) schrieb Albert Schweitzer: „Der Islam besitzt keine geistige Originalität und ist nicht eine Religion, in der ein tiefes Denken über Gott und die Welt vorliegt.“

Schweitzer schildert seine Probleme in Afrika mit Veränderungen: „Denn Bauen mit den schwarzen Brüdern ist keine einfache Sache. Steht man nicht neben ihnen auf dem Bauplatz, geht die Sache nicht voran. (S. 361

Seine Motivation: „Er Europäer wird nie begreifen können, wie grausig das Leben der armen Menschen ist, die ihre Tage in Furcht vor Fetischen, die gegen sie benutzt werden können, hinbringen. Nur wer dieses Elend aus der Nähe gesehen hat, wird verstehen, dass es Menschenpflicht ist, den primitiven Völkern eine neue Weltanschauung zu bringen, um sie von dem quälenden Wahn zu befreien.“ (S 360)

Spannend auch das: „In mancher Hinsicht ist das Denken der Eingeborenen lebhafter und ungebrochener als das des Durchschnittseuropäers, weil sie durch kein Zeitungslesen gedankenlos und unpersönlich geworden sind.“ (50/31)

Bewertung vom 14.01.2025
Der Kobaltkanzler
Jörges, Hans-Ulrich

Der Kobaltkanzler


weniger gut

Ich erinnere mich, dass Herr Jörges vor einiger Zeit gefragt wurde, wer nächster Verteidigungsminister würde. Er meinte es wäre klar, dass diese nur Lars Klinglbeil sein könne. Einmal nachprüfen ergab, dass der Co Vorsitzende der SPD Wehrdienstverweigerer war. Wenige reden so gut und überzeugend und selbstbewusst wie Herr Jörges, aber seine Treffer liegen leider weit unter 50%. So auch mit diesem Buch, in dem er ein Horrorszenario aus Österreich an die Wand malt und die gefallene Brandmauer der CDU beschreibt. Er irrt auch hier und hat einen langweiligen, zähen Roman geschrieben, der mich langweilte.

Bewertung vom 07.01.2025
Mittelmaß und Wahn
Enzensberger, Hans Magnus

Mittelmaß und Wahn


ausgezeichnet

Die Beobachtungs- und Analysegabe von Enzensberger ist unvergleichlich. Ihm gelingt in diesem Buch ein Blick auf jene Rechtsanwalts- und Steuerberatungsgesellschaft, die Deutschland schon in den 80ern war - und die heute mit dem Weltenrettungswahn bürokratisch, steuerselig, ahnungslos und trickbetrügerisch in sich zusammenbricht. Es gibt dafür keinen besseren Titel als Mittelmaß und Wahn.

Enzensberger vergleicht die aktuelle Bildung u.a. mit jener von Melanchthon, der in Bretten aufwuchs und zur intellektuellen rechten Hand von Luther wurde. Er fasst die Trauer über die deutsche Bildung so zusammen: "...eine kulturelle Landkarte der Bundesrepublik im Maßstab eins zu eins, auf der in immer neuen Abwandlungen immer dasselbe zu sehen ist: Unfähigkeit, Analphabetentum und Ignoranz.“

Dabei weist Enzensberger darauf hin, wo diese ungeheuerliche Unwissenheit ihr Haupt erhebt: „In einem Staat, der sich das weitläufigste, großzügigste, teuerste Bildungssystem der Welt leistet.“

Der depressive Zustandsbericht lässt mich als Leser erschaudern: “Die aberwitzigen steuerlichen und sozialstaatlichen Regelungen, die wir den Bonner Parteien verdanken, haben die Deutschen zu einem Volk von Trickbetrügern gemacht. Wer sich nicht darauf versteht, nach Strich und Faden abzuschreiben, einklagen, rauszuholen, abzusetzen, der hat hier nichts zu lachen."

Bewertung vom 30.12.2024
Sieg der Blödigkeit
Kalkofe, Oliver

Sieg der Blödigkeit


weniger gut

Die Stimme von Oliver Kalkofe springt mich an, als ob ein Grundschul-Lehrer mich aufklären möchte. Theatralische Oberlehrerhaftigkeit, die ich nur schwer ertragen konnte, viel zu gequetscht und schnell gesprochen.

Inhaltlich ist wenig bis nichts haften geblieben. Gut in jedem Fall der Hinweis auf die „belanglos bumsbanalen Reality-Formate im TV“. Das Wort „bumsbanal“ gibt den Stil der saumäßig witzigen Sprache des OK gut wieder, man kann es mögen, muss es aber nicht.

Einige Gedanken finde ich gut, die nach unten gezogene Sprache gefällt mir nicht, sie wirkt gekünstelt und gedrechselt, gequirrlt bis zum Nichtmehrverstehen.

Bewertung vom 28.12.2024
Freiheit
Merkel, Angela;Baumann, Beate

Freiheit


weniger gut

Wenn AM von ihrer Jugend berichtet, dem Verhältnis zu Eltern, Geschwistern und Freunde, kommt man ihr nahe und kann sie begreifen. Durchaus sympathisch. Familie verschaffte Rückzugsräume, das war ihr immer wichtig.

Das Buch ist eine Ansammlung von Aktennotizen eher als ein Vermächtnis, wenig spannend in Szene gesetzt, mit ihrer Vertrauten, Beate Baumann geschrieben. Weil ich die Bank in Elmau kenne, dort steht sie an der langen Bank auf der Wiese mit Obama und breitet die Arme aus. Sie wollte ihm radebrechend erzählen, dass diese Bank auf den Strandkorb in Usedom zurückgeht, in dem auch alle Gäste Platz nahmen. Das Wort, das ihr fehlte, war: wicker beach chair.

Im späteren Politikerleben wurde sie ab 1991 mit Limousinen gefahren und kam auch mal zu spät. Trotzdem gewann sie ihren Wahlkreis hoch im Norden und hat wohl einiges für die Region um Stralsund getan.

Prolog: "Diese Geschichte wird es so nicht noch einmal geben, weil es den Staat, in dem ich aufgewachsen bin, nicht mehr gibt.“ Man könnte aber feststellen, dass es diesen Staat annäherungsweise wieder gibt. Kitas sind fast so breit vorhanden wie einst in der DDR und etwas Problematisches gegen Politiker sagen, ist schwer heute. Ein dichtes Netz an Meldestellen schafft Unsicherheit bei Bürgern, die Politiker kritisieren wollen.

Merkel sagt in diesem Buch ganz zum Schluss: Am Ende habe ich versucht, eine europäische Lösung für die Verteilung der Flüchtlinge zu erreichen. Vergebens.

Sie sagt nichts über Wulff und Gauck und das größte aktuelle Problem adressiert sie so: „Wenn ein islamistischer Terrorist über die gesamte politische Agenda bestimmt, dann hilft das weder der Lösung des Problems noch gegen die AfD.“

Über Friedrich Merz sagt sie das, was Parteifreunde gerne über andere sagen, in großer Bruderschaft der Anerkennung: „Wer soweit gekommen ist, muss über irgendwelche Fähigkeiten verfügen.“

Sie war in jungen Jahren Bardame in einer Disco an der Uni. 40-60 West-Ostmusik sollte gespielt werden, aber die Osttitel wurden früher beendet.

AM wurde einmal aus dem Hörsaal verwiesen: eine für sie peinliche Situation, weil sie nach unten gehen musste, an allen vorbei. Sie hatte im Sozialismus-Unterricht Physik-Aufgaben gelöst, ein Affront gegen die anwesenden Kontrolleure.

Nicht gutgläubig im Umgang mit anderen sein, war ihr Motto, aber trotzdem legte sie eine Art Unbekümmertheit an den Tag. Redete gerne mit den Menschen so wie im Waldheim zu Hause, wo sie auch mit Behinderten zusammen war.

Als Studentin wollte sie alle 6-8 Wochen auch mal wieder bei den Eltern sein. Zuhause war zuhause, sie vermisste in Leipzig das Glockenläuten von Templin.
AM fieberte 1974 mit der West-Fußballmannschaft und ermunterte Klinsmann später zu seinem Vorgehen 2006.

Angela Merkel konnte gut vermitteln, reden und bei den Leuten sein. So kommt sie bei mir nach diesem Buch rüber, nicht unsympathisch, aber keine Intellektuelle. Multikulti sei deshalb gescheitert, weil sie meint, wir hätten uns nicht genügend angestrengt, wo wir das doch hätten schaffen sollen.

Gespannt wäre ich, ob sie das Buch von Sabatina James gelesen hat, das ihr gegeben wurde und ob sie das Konzept des Islam wirklich in der Tiefe begriffen hat.

Lenin sagte: “Wer den Kapitalismus besiegen will, der muss dessen Geld zerstören.” Wie wäre die Eurorettung einzuordnen? Weiter sagte Lenin: “Wer den Kapitalismus besiegen will, der muss dessen Energieversorgung zerstören.” Die Verschärfung der “Energiewende” (Atomausstieg) und die Klimaideologie. Wie wären sie in diesem Zusammenhang einzuordnen? Weiter Lenin: “Wer den Kapitalismus besiegen will, der muss die bürgerlichen Strukturen zerstören.” Warum empfinden viele Bürger seit der Masseneinwanderung 2015 hier bleibende Schäden?

Angela Merkel hat der eigenen Meinung nach ihre Sache gut gemacht. Kann man so sehen. Aber sie war eher eine Getriebene als ein Motor oder Vordenkerin für etwas. Ihre politische Zeit war lange und sie blieb nicht in den Kleidern hängen. Ich bin dankbar, kein Politiker geworden zu sein. Das blieb bei mir am Ende dieses Buches.

Angela Merkel sagt ganz am Ende, im Epilog, folgendes: “Freiheit, das ist für mich herauszufinden, wo meine eigenen Grenzen liegen, und an meine eigenen Grenzen zu gehen. Freiheit, das ist für mich, nicht aufzuhören zu lernen, nicht stehen bleiben zu müssen, sondern weitergehen zu dürfen, auch nach dem Ausscheiden aus der Politik.” Dann hätte ich noch Hoffnung, dass sie das Buch von Sabatina James zu Ende liest.

Bewertung vom 16.12.2024
Schecks Bestsellerbibel
Scheck, Denis

Schecks Bestsellerbibel


weniger gut

Als Antwort auf dieses Buch möchte ich festhalten, meine 10 Leseregeln:

1. Lesen Sie kein Sach-Buch, in dem Sie keine Gliederung finden.

2. Lesen Sie keine Bücher nach der Vorgabe Ausland versus Inland.

3. Differenzieren Sie bei den Autoren nicht nach Geschlecht.

4. Glauben Sie keinen Kritikern, die vorgeben Bücher ganz gelesen zu haben

5. Lesen Sie keine Leseempfehlungen von Kritikern, die Bücher vernichtend in die Mülltonne werfen.

6. Lesen Sie keine Bücher, die in Titel oder Format das Konzept Bibel anpreisen.

7. Lesen Sie Buchempfehlungen von Leuten, die das Leben ganz ausgekostet haben, und die Unterhaltung - so wie Reich-Ranicki

8. Lesen Sie als erstes die Biografie von Reich-Ranicki, um zu verstehen, was Literatur leisten sollte

9. Lesen Sie das letzte Buch des Literaturliebhabers Ulrich Greiner von Die Zeit: Heimatlos

10. Kaufen Sie vor allem Bücher mit gelbem Umschlag, bin damit immer gut gefahren.