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LichtundSchatten

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Insgesamt 307 Bewertungen
Bewertung vom 27.06.2025
Klonovsky, Michael

Alles für Buntland!


ausgezeichnet

„Alles für Buntland!“ bietet einen kritischen, oft auch beißend ironischen Rückblick auf die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen der Jahre 2022 und 2023 in Deutschland, wie sie Michael Klonovsky in seinem Online-Tagebuch „Acta diurna“ dokumentiert hat.

Wer links wie rechts liest und eigene, unabhängige Einordnungen liebt, kommt am scharfen Denker Michael Klonovsky nicht vorbei. Seine Beiträge lassen schmunzeln, heulen und Applaus verteilen, er unter-lüftet auch komplizierteste Sachverhalte und bläst den Staub von Heuchelei und Moral hinweg, um die Lage kristallklar sichtbar werden zu lassen.

Fast alles habe ich schon online aufgenommen und doch lohnt es sich, regelmäßig im Buch wieder zu lesen. Weil Klonovsky einfach mehr weiß, unabhängig denkt und Geschichte & Politik verstanden hat, Querverbindungen ziehen kann, die wenige sehen.

Klonovsky entgeht wenig und Staatsbesuche bei Steinmeier liebt er besonders: „ König Charles III ist zwar auch ein Beweis dafür, dass der woke Blödsinn bei Hofe angekommen ist, aber er wirkte neben Steinmeier wie eine attische Statue neben einer Fasnachtspuppe.“
Später macht er das Paar Elke Bütenbender und Campino auf, einfach ein absurder Witz, dem man zustimmen kann. „Das Wrack im Frack“, auf wen das gemünzt ist, ergibt sich vermutlich von selbst.

Besonders gelungen die Rezension zu dem Buch von Heinrich Stader: „Deutsche Originalität, 5000 und ein paar zerquetsche Phrasen, Sprüche und Sentenzen.“ Die daseins-kommentierende Alltagsmentalität spricht mehr als wir glauben eine einheitliche, gut meinende, gleiche Sprache. Beispiele: „Heul doch, alter Mann ist kein D-Zug, als ob es kein Morgen gäbe, beim Barte des Proleten, na toll!“ Oder das: „Ich liebe den Angstschweiß im Büro. Ich suche nichts Festes. Wer nichts kann und wer nichts ist, der wird Klimaaktivist. Woran ich immer denke, sind Weiber und Getränke.
Gott erschuf in seinem Zorn Bielefeld und Paderborn. Karohemd und Samenstau, ich studier Maschinenbau. Randgruppenreisen. Wohnmobilmachung. Gendersternhagelvoll.“

Klonovsky nimmt sich den Alltag ebenso vor wie intellektuell herausfordernde Fragen. Er mäandert vom Fußball zu hoch philosophischen Fragen, vom Schuh, der drückt bis hin zum Wein, den man schlotzt.

Wer tatsächlich für die entscheidende Vielfalt eintritt, die Meinungsvielfalt, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Es lohnt sich in vielerlei Hinsicht. Man schmunzelt und erhält sachlich fundierte Informationen ebenso wie gelungene Unterhaltung. Es stimmt, die deutsche Seele tickt sozial-demokratisch, immer in der Hoffnung mit der SPD den eigenen Reichtum auszugleichen, ihm einen Sinn zu geben. Und allen Minderheiten genehm zu sein, ihr Wohlwahlverhalten zu provozieren.

Wer in das Buch reinhören will, sollte sich vorab dieses Video anschauen: Alles für Buntland! – Das Beste aus den Acta diurna 2022–2023. Schade, dass es kein Hörbuch gibt.

Bewertung vom 27.06.2025
Ravn, Olga

Die Angestellten


sehr gut

Der Roman spielt im 22. Jahrhundert an Bord des „Sechstausender-Schiffs“, einem Raumschiff, das von einer gemischten Besatzung aus Menschen und Humanoiden bewohnt und bearbeitet wird. 

Die Welt im 22. Jh. in einem Raumschiff zusammengepackt, nicht ganz sicher, ob die Gefühle von Software erzeugt wurden oder genetisch in einem schlummern. Neben allen Ängsten von Weltuntergang und Kriegen jetzt auch noch jene der Zukunft aushalten? Humanoiden und Menschen leben zusammen, arbeiten, fühlen und denken, die Grenzen verschwimmen hin zum Unerträglichen. Eine Art Kunstwerk aus Gefühlen, Stoffen, Dingen und Software.

Man fühlt sich mit diesem Buch leicht überfordert und liest z.B. das: „Nachdem ich 28 Tage lang einen Arbeitsablauf in den Räumen gehabt hatte, begann ich mich selbst zu fragen, wer ich überhaupt bin. Ein Angestellter, ein Mensch, ein Programmierer, Schiffskadett 17 auf dem auf dem Sechstausender Schiff.“

Der Fortgang dieses Romans wird in Zeugenaussagen nach Nummern strukturiert, von 1 bis 179, gefolgt vom Nachtrag. Eine Art Versuchsanordnung über Mensch-Maschine Strukturen. Erahnt und skizziert wird die Arbeitswelt im 22. Jahrhundert als eine entmenschlichte, technokratische und leistungsorientierte Ordnung, die Identität und Menschlichkeit untergräbt, emotionale Bedürfnisse ignoriert und letztlich in eine Krise alle Angestellten mündet.

Lebensformen treffen sich in diesem Roman in Räumen, unsicher ob die Gegenstände für sie da sind oder sie für diese. Die Abstufung der Gefühle bis hin zum einfachen Ding ohne Emotionen, alle mixen sich zu einer merkwürdigen, entfremdeten Gesellschaft.

Wäre es so schlimm kein Mensch zu sein, lesen wir. Wenn die anwesenden Menschen schon tot sind, seien die Gegenstände immerhin noch da. Haben sie Anspruch auf den Rechtsweg, wird gefragt.

Lyrik, Science Fiction, Zusammensein, Sinn, Menschlichkeit, mir fiel es schwer, hier Optimistisches zu extrahieren. Beziehungen und Erinnerungen sind puzzleartig geschichtet, fremd, unmenschlich, unsichtbar verwoben. Ein sehr anspruchsvolles luzides Leseerlebnis mit fröstelnden Wesenszügen der zukünftigen Menschheit.

Das Ganze in ein Raumschiff zu verlagern, verlangt natürlich strenge Regeln und durchgestaltetes Arbeiten, vielleicht nicht die beste Location über das Arbeiten in einigen Jahrzehnten. Das Zusammenspiel von Humanoiden mit echten Menschen folgt dem Hollywood Klischee des emotional lernenden Roboters, dessen Seelentiefe aber auf der Festplatte bzw. der Programmierung endet.

Offensichtlich transportiert das Raumschiff organische Stoffe und Essenzen, die man riechen kann. Sie werden zu emotionalen Begleitern, Ruhepolen, Raumbefeuchtern. „Du brauchst ein Update, das sagt man, wenn jemand etwas Dummes tut.“

Mitfliegende Mütter werden mit Kinderhologrammen beruhigt, alles ist aufs Beste fürs Funktionieren durchdekliniert, eine abgeschlossene Welt höchster Konzentration und Effizienz. Die Sehnsucht nach Mutter Erde, trotz Schalmeien des Fast-So-Gut-Wie-Dort. Träume, die festigen: „Ich lebe in dieser neuen Mischung aus Melancholie und Glück, dieses doppelte Gefühl ist mir zum Alltag geworden.“ Die Liebe zu Humanoiden ist real und unvergleichlich, die Zeugenaussage 064 erklärt es, denn Kadett 4 scheint perfekt modelliert.

Insgesamt: warum nicht, kann man machen. Es ist Ideen- und Wortkunst, die man selbst fügen muss und hinterfragen, skeptisch bleiben, hat es mich berührt? Eher nicht, aber einiges schon. Schwer zu erklären sind Sätze wie dieser: „Ich möchte gern von einem humanoiden Kollegen mit einem Messer gestochen werden.“ Humanoiden aber verstehen den Tod nicht richtig, weil sie immer wieder hergestellt werden können.

Sie töten mit Kernen, unzähligen Kernen und werden sich bald auf etwas Neues regenerieren, im ewigen Anflug auf Neuentdeckung, und in der großen Hoffnung auf die Begegnung einer großen Liebe. Sie können perfekt täuschen und sich immer wieder neu erfinden, die Humanoiden, die uns bald im Griff haben werden?
Was also werden die entschwundenen Humanoiden tun? Ins Tal gehen, in die Natur, auf die Gefahr hin, dass sie nicht wieder neu geladen werden können?

Bewertung vom 26.06.2025
von Bülow, Ulrich

Kafkas Eco


ausgezeichnet

Wer hat sich nicht mit Kafka beschäftigen müssen? Erst vor kurzem durfte ich eine Führung an den Originalschauplätzen in Prag mitmachen und wiederum Neues über ihn erfahren. Man erkennt dort den im Grunde kleinen Radius, an dem Kafka aufwuchs. Keiner der Dichter des vergangenen Jahrhunderts dürfte mehr Analysen, Rückfragen, Kritik, Unverständnis und Lob bekommen haben. Wenig andere dürften mehr Interpretationen der Werke erfahren haben.

Dieses Buch ist eine sehr gelungene Sammlung aller Echos, die Kafka erzeugt hat, ein Genuss in Layout, Text und überraschenden Inhalten. Es beinhaltet aber mehr als nur Echos, wir nähern uns dem Dichter zunächst in seinen eigenen Inspirationen.

Denn wir beginnen bei den Jugendlektüren Kafkas, zu denen auch eine Abhandlung über Pfadfinder gehört: „Nas Skautik = US Scout. Dann Grillparzer’s „Der arme Spielmann“ oder „Sören Kierkegaards Verhältnis zu seiner Braut.“ Kafka empfindet Kierkegaard gegenüber eine geradezu „körperliche Ähnlichkeit.“

Später lektoriert Kafka das neue Buch von Felix Weltsch „Gnade und Freiheit.“ „Weltsch, der die zionistische Wochenzeitschrift Selbstwehr herausgibt, betrachtet das Christentum als Religion der Gnade, das Judentum als Religion der Freiheit. Kafka stimmt ihm zu: Als Erbauungsbuch - und das ist viel mehr als ich dachte - bedeutet es mir viel und wird mir viel bedeuten.“

Welche Bücher besaß Kafka, welche Bilder gibt es von ihm und wie war er schreibend. „In mir kann ganz gut Konzentration auf das Schreiben hin erkannt werden. Als es in meinem Organismus klar geworden war, dass das Schreiben die ergiebigste Richtung meines Wesens sei, drängte sich alles hin und ließ alle Fähigkeiten leer stehen, die sich auf die Freuden des Geschlechts, des Essens, des Trinkens, des philosophischen Nachdenkens, der Musik zu allererst, richteten. Ich magerte nach allen diesen Richtungen ab.“ (3.1.1912, Tagebuch) Schriftsteller sein zu wollen, ordnete er alles andere unter.

Ehrlich gesagt empfinde ich einige Analysen von Schriftarten, Absätzen und vielen anderen Details im Grunde überflüssig, zu viel, aber das wissenschaftlich arbeitende Literaturarchiv in Marbach hat Zeit und Geld genug, um nun auch die hintersten Winkel zu durchleuchten, sei’s drum. Kafka ist in jeglicher Hinsicht ungewöhnlich, das spürt man an diesem Buch. Je unverständlicher, je besser für die Analysten. So erfahren wir auch, dass Heidegger keine Bücher von Kafka besaß.

Marcel Reich Ranicki stellt zum Hundertsten Geburtstag einen gewissen Überdruss fest, muss aber selbst einen Beitrag in der FAZ aufsetzen. Handke hält fest: Ich hasse Franz Kafka, den ewigen Söhnling. Wilhelm Genazino schreibt: „Der Autor, in dessen Texten ich mich am heimischsten fühle, ist nach wie vor Kafka.“ Genazino setzt sich über Jahrzehnte mit Kafka auseinander und ahmt den paradoxen Stil Kafkas in Aphorismen wie diesem nach: „Über Kafka kann man alles behaupten, sogar Abwegiges. Man kann sogar sagen: „Wer Kafka nicht gelesen hat, gehört noch gar nicht zu den Menschen.“

Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt.“ Manche lassen sich vom Fortgang dieser Geschichte so weit ängstigen, dass sie ihre Beine und Arme kontrollieren, ich selbst konnte damit noch nie etwas anfangen. Kafka und seine Ängste ließen mich immer kalt, näher komme ich ihm in seinem Prag, dem Altstädter Ring, ein Areal aus Heimat und Gleichklang der Dinge, fest gefügt und unabänderlich. Das Ausbrechen davon gelang Kafka nie.

Aber es gab die Sehnsucht nach Israel, in das er möglicherweise ausgewandert und dort von allen Problemen geheilt worden wäre. Abschließender, höchst lesenswerter Essay von Zeruya Shalev: „Aufwachsen mit Kafka“. Für ihn ist Kafka die Rettung, weil er ihm zeigte, dass, wenn alle Wege blockiert sind, der Pfad zur inneren Welt wie durch Zauberhand gepflastert ist. „In einem Maulwurfsbau aus Wörtern fühlte ich mich sicher und beschützt. Ich konnte frei atmen obwohl ich nahezu immer über Trauer und Verlust schrieb.“

Bewertung vom 25.06.2025
Andreas Kroll & Andreas Pietsch

Das Kokain der Industrie


ausgezeichnet

Hightech Rohstoffe, Seltenerd-Elemente (SEE) oder Technologiemetalle (TM), es gibt eine Reihe von Bezeichnungen für diesen Bereich, die vor unserem Auge zunächst nicht trennscharf sind. Der Titel des Buches nimmt sich eine Untergruppe von Hightech Rohstoffen und auch von Technologiemetallen zum Überbegriff und ist so etwas verwirrend. Auch kann ich den Begriff Kokain nicht als zutreffend erkennen, nimmt seine Wirkung doch sehr schnell ab, was bei Hightech Rohstoffen nicht der Fall ist.

Der Begriff Hightech-Rohstoffe ist ein übergeordneter Sammelbegriff für alle Rohstoffe, die für moderne, innovative Technologien und industrielle Anwendungen entscheidend sind. Dazu zählen Metalle, Mineralien und andere Materialien, die in Hightech-Produkten wie Elektronik, erneuerbaren Energien, Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik oder Digitalisierung eingesetzt werden. Hightech-Rohstoffe umfassen sowohl klassische Industriemetalle (z. B. Kupfer, Nickel) als auch spezielle Metalle und Nichtmetalle, darunter auch Technologiemetalle und Seltene Erden.

Technologiemetalle (TM) sind eine Untergruppe der Hightech-Rohstoffe. Sie umfassen Metalle, die aufgrund ihrer besonderen chemischen und physikalischen Eigenschaften für Hightech-Anwendungen unverzichtbar sind. Dazu zählen beispielsweise Indium, Gallium, Germanium, Silizium, Platingruppenmetalle, Gold, Silber sowie die Metalle der Seltenen Erden. Technologiemetalle werden vor allem in Wachstumstechnologien wie Elektronik, erneuerbaren Energien, Batterien, Halbleitern und Speziallegierungen eingesetzt. Sie sind oft schwer substituierbar und stehen daher im Fokus der Rohstoffsicherung345.

Seltene Erden (SEE) sind eine spezielle Gruppe chemischer Elemente, die zu den Technologiemetallen gezählt werden. Der Begriff bezeichnet meist 17 Elemente: die 15 Lanthanoide (Lanthan bis Lutetium) sowie Scandium und Yttrium. Sie zeichnen sich durch ähnliche chemische Eigenschaften aus und werden in der Industrie vor allem für Magnete, Leuchtstoffe, Katalysatoren, Batterien und Elektronikkomponenten benötigt. Trotz ihres Namens sind viele dieser Elemente in der Erdkruste nicht besonders selten, jedoch selten in wirtschaftlich abbauwürdigen Konzentrationen vorhanden.

Das Buch gibt einen sehr guten Einblick in das Vorkommen und den Abbau von SEE und TM, wobei insbesondere die Rolle von China behandelt wird. „Besonders bei SEE besteht eine extreme Abhängigkeit von China, wo die Raffinerien stehen: nämlich 98 bis 99 Prozent.“ Von 350.000 weltweit gekauften SEE Tonnen, lieferte China 240.000 Tonnen und auch die größten Vorkommen an TM liegen in China. Das Land fördert und verarbeitet Hightech-Rohstoffe unschlagbar günstig. Unter dem Stichwort Metall-Nato gibt es Bestrebungen, diese Vorherrschaft zu brechen und westliche Abbaustätte sowie die Verarbeitung zu fördern.

Tatsächlich wird die Speicherung von Energie mit Batterien und dessen Hauptanwendungszweck Elektroautos immer wichtiger. Niemand kann das heute übersehen. Zu aktuellen Problemen: zuverlässige Quellen listen Iran nicht als bedeutenden Produzenten oder Exporteur von Seltenen Erden auf. Die größten bekannten Vorkommen und Förderländer sind weiterhin China, Australien und die USA. Dabei weicht China aufgrund der hochproblematischen, oft illegalen Abbaus nach Myanmar aus, wo eine Welt entstand (Kachin), in der es keine Regeln gibt, keine Gesetze und keine Schutzvorschriften. Dort fließen Chemikalien in Bäche, Bäche in einen Fluss und ab ins Meer. Wir aber wollen weiterhin ein neues Handy, jedes Jahr.

Mit solchen Berichten wird es auch in Europa schwer, Hightech-Rohstoffe zu fördern. Im Südwesten Spaniens wurde der Abbau verhindert, wo die Rohstoffe buchstäblich auf der Straße liegen. „Grund: Das Überleben des iberischen Luchses wäre möglicherweise gefährdet gewesen, dessen Wiederansiedlung die EU gerade erst mit Millionen gefördert hatte.“

Klimafreundliche Technologie erfordern Highttech-Rohstoffe: „Entweder wir nutzen die technischen Möglichkeiten, oder wir gehen unter.“ Das Fazit dieses Buches lässt aufhorchen und die zukünftige Problematik in diesem Bereich deutlich aufleuchten. Sogar mögliche Privatinvestitionen in Hightech Rohstoffen werden in diesem umfassend gespannten Buch behandelt. Sehr spannend zu lesen.

Bewertung vom 25.06.2025
Bolz, Norbert

Zurück zur Normalität


ausgezeichnet

Es gäbe aus diesem treffend und sprachlich brillant formulierten Buch eine Menge an Sätzen, die man hervorheben und erinnern kann, ja muss.

An erster Stelle steht für mich dieser: „Moralisierung ist eine Dienstleistung für Inkompetente.“

Prof. Bolz betont, dass mit diesem cleveren Schachzug der Politik auch Ahnungslose an der Diskussion teilnehmen können. In schönstem Leergehalt passt dazu ein aktuelles Statement eines Schauspielers namens B. Mädel: „Viele Leute haben schnell eine Meinung, aber leider wenig Haltung. Wenn die Leute mehr Haltung hätten und diese auch kundtun würden, wäre schon mal viel geholfen.“

Selten habe ich die aktuellen Probleme besser auf diesen einen Punkt formuliert vorgefunden, den man nur noch mit Kopfschütteln begleiten kann. Sofern Probleme verschwiegen und notwendige Maßnahmen verweigert werden, holt sich die Politik das Droh- und Angstmachszenario der Moral. Damit lassen sich Menschen bzw. die Bevölkerung einfach steuern und auf bestimme Ziele hin ausrichten.

Der Kampf gegen Rechts wird aus dieser Ecke gesteuert und auf eine oppositionelle Partei hin ausgerichtet. Die Angst vor einer 33er Wiederkehr folgt dem oben beschriebenen Schema und lähmt jegliche Auseinandersetzung mit Sachthemen. Aber in der heutigen Politik sollen die Probleme nicht durchdacht, sondern gefühlt werden. Das erreicht man am einfachsten durch die Moralisierung eines Problems. So wächst eine Politik ohne Botschaft, in der wichtiger ist wie jemand etwas sagt als was er vermitteln möchte.

Professor Bolz skizziert den aktuellen Zustand deutscher Befindlichkeiten aus unterschiedlichen Blickwinkeln und stellt dem gegenüber jene Verhaltensweisen, die eigentlich normal wären, die aber aus politischen Gründen inzwischen als krankhaft denunziert werden. Dazu gehört insbesondere die klassische Familie, in der die Mutter zu Hause bleibt und den Kindern eine emotionale Basis bietet. Dass der Zwang zur Quote hier nicht nur segensreich wirkte und z.B. Kita-Kinder nicht die beste Erziehung erhalten, man braucht nur wenige Klicks, um das zu erfahren. Das Buch beschreibt den Kern des Normalen einer Familie, der über Jahrhunderte funktionierte, heute aber durch Dekonstruktivisten und egalitäre Feministinnen unter Beschuss steht.

Normal wäre, dass in der Demokratie hart über Entscheidungen gestritten wird. Was erleben wir stattdessen: den Drang zur Einheitsmeinung, die durch Politiker und Medien gemeinsam abgesichert und dem Untertan verlaut-bart werden. Alternativlos ist in diesem Zusammenhang ein oft gehörtes Wort, dessen Spitze inzwischen über endlose Diskussionssendungen als eine Art Polit-Simulation vor-exerziert wird. Selber denken? Unnötig, das machen Rundfunk und Fernsehen, sie ordnen ein, kauen vor und geben mit Scheindiskussionen allen Politikern der Mitte die notwendigen Plattformen. Was dort gesagt wird, hat man vorher aus Befragungen des Wahlvolkes herausgefunden, eine Art Herrschaft der Demoskopen.

Besonders interessant für mich war das Kapitel über die sozialen Medien, wo Professor Bolz auf X mit seinen kurzen Aphorismen höchst präsent ist. Ich lese dort regelmäßig und nutze seine und viele anderen Gedanken als Korrektur zu Mainstream-Medien der Mitte, die einem oft Angst einjagen und moralische LeidSätze verkünden. Soziale Medien haben als Korrektiv und Schlauheit der Vielen die Vorgaben durch bisherige, klassische Medien unter Beschuss genommen. Jeder kann mit KI und klugen Fragen alle Informationen sofort gegen-cheken und auf ihren Sinngehalt überprüfen. Umso heftiger entwickeln aktuell staatliche Stellen sog. Fakten-Checker, die die vorgegebene, richtige Einheitsmeinung absichern sollen. Dieser Kampf hat vor einigen Jahren schon begonnen und er wird in den nächsten Jahren mit härtesten Bandagen geführt.

Vor allem Politiker sollten dieses Buch lesen, die Politiker der Mitte, von den Linken bis zur CDU. Ihre Dominanz steht durch die Klugheit der Vielen unter Beschuss, sie werden z.B durch X unter-lüftet und bloß gestellt, und zwar in Sekundenschnelle. Der Wokeismus in seiner seichten, heuchelnden Gerechtigkeitsdimension von bunter, offener Toleranz stand in Amerika schon vor einigen Jahren unter Beschuss. Nach dem Buch „Ein falsches Wort, Wie eine neue linke Ideologie aus Amerika unsere Meinungsfreiheit bedroht“ (René Pfister) war mir klar, dass Amerika an die Republikaner fällt und auch bei uns diese Probleme virulent werden.

Das Buch von Professor Bolz erfasst alle aktuellen Probleme und zeigt, warum linke Ideologen von gestern sind und warum wir alle uns nach Normalität sehnen bzw. wie diese eigentlich zu leben wäre. Der moderne Wokeismus hat sich wie ein seichter Nebel über diese Normalität gelegt, wird aber bald von vielen Menschen und selber denkenden Menschen weggefegt. Als Ergänzung bzw. stark aktivierendes Buch in die gleiche Richtung empfehle ich dieses Werk von Dr. Wolfgang Herles: „Mehr Anarchie, die Herrschaften.“

Bewertung vom 17.06.2025
Ostermann, Manuel

Deutschland ist nicht mehr sicher


ausgezeichnet

Schon das Vorwort von Dr. Ulf Poschardt bringt den Sachverhalt auf den Punkt: „Wenn ein Bundestagsabgeordneter der Linken die Entwaffnung der Polizei fordert, die nach seiner Meinung in einem rassistischen kapitalistischen System nicht der Sicherheit diene, dann verdeutlicht das, wie verrückt Teile der Gesellschaft geworden sind.“ Die JungGrünenVorsitzende steht hinter einem Kürzel, das Polizisten diffamiert und Mitglieder der Linken sagen, diese Aussage sei wichtiger Teil des Antifaschistischen Kampfes. Man beginnt zu frieren ob solcher Sätze und beginnt, die Gefühle von Polizisten im Einsatz zu erahnen.

Manuel Ostermann fordert in diesem Buch eine radikale innenpolitische Kehrwende, „und das im Sprint und Marathon gleichzeitig.“ Die Zeit leerer Versprechungen sei vorbei, die Sicherheit darf nicht für Parteien und ihre Wahlchancen benutzt, sondern muss jetzt im Interesse der Bevölkerung umgesetzt werden. „Zudem müssen Polizisten wieder mehr Anerkennung sowie politischen und öffentlichen Rückhalt erfahren.“

Selten habe ich so viele Sätze unterstrichen und noch seltener spricht mir ein Buch so sehr aus dem Herzen. Manuel Ostermannn formuliert den traurigen Zustandsbericht eines Landes, den er umfassend so skizziert: „Mir scheint, dass die deutsche Regierung Weltmeister darin ist, viel zu reden, aber nicht zu handeln.“

Vor allem das islamistische Problem, besonders krass zu erkennen nach dem Polizistenmord in Mannheim, wird so adressiert: „Es ist schon lange an der Zeit, dass die islamistische Gefahr mit aller Dringlichkeit in den politischen Fokus gerückt wird. Viel zu lange hat die Regierung dieses Problem ignoriert, kleingeredet, ausgeklammert oder gar in ihrer brutalen und explosiven Dimension verschwiegen.“

Von seiner eigenen Entwicklung und Ausbildung über einen aktuellen Zustandsbericht bei der Wahlwerbung auf der Straße (grölende und auch zur Gewalt bereite Linksaußen-Kämpfer), den Tod des Polizisten Rouven Laur in Mannheim, Angriffe gegen Polizisten, Aussagen anderer Polizisten, Tatort Schulhof, Im Schatten der Regenbogenflagge, hat die Polizei ein Rassismus Problem? bis hin zu einem Plädoyer für eine innenpolitische Kehrtwende: jede Seite dieses Buches ist sachlich begründet und spannend zu lesen. Jeder Satz ist verständlich und lässt keine Interpretationen offen.

Besonders das Schlusskapitel hat mir gefallen. Es sind Worte, die ich so jedem Politiker gerne laut vorlesen würde: „Wir die Menschen in Deutschland, sollten doch eigentlich den Takt angeben, und nicht machtblinde Politiker, die sich von der Realität zunehmend abkoppeln und denen es am wichtigsten ist, ihre Privilegien und Diäten abzusichern. Es ist doch schrecklich, dass wir Deutschen uns einreden lassen, dass Brandmauern unsere Demokratie schützen würden.“

Ich habe bei diesem Buch ein ähnlich ermutigendes Gefühl wie bei dem Werk von Dr. Wolfang Herles, Titel: „Mehr Anarchie, die Herrschaften.“ In der Tat gehören ein linkes Utopia, ein rechter Sumpf und eine islamistische Steinzeit nicht zu Deutschland. Es kommt mehr denn je darauf an, dass Politiker sich als Diener auf Zeit von unseren Interessen begreifen und aufhören, ihre eigene Macht weiter zu verfestigen und auszubauen.

Manuel Ostermann schreibt klar und verständlich, abseits des üblichen Politiker-Sprechs, ein Mann der Praxis, gelernt aus täglicher, harter Realität: "Was viele Menschen vielmehr nervt und deshalb unsere Gesellschaft polarisiert, ist die Tatsache, dass Minderheiten heute immer wieder versuchen, Mehrheiten zu dominieren, ihnen ihre Sicht der Dinge aufzudrängen, ja per Gesetz aufzuzwingen."

Nicolás Gómez Dávila schrieb: "Keine soziale Klasse hat die anderen unverschämter ausgebeutet als die, die sich heute selbst Staat nennt.“ Wer den Anteil des Staates auf über 50% treibt, wie aktuell, und Schulden aufnimmt wie nie zuvor, der beutet die zukünftigen Generationen aus und würgt eine effektive Wirtschaft langsam ab. Die Polizei steht zwischen allen Fronten und soll kranke Effekte ausbügeln. Kein Wunder, dass von dieser Seite eine so dramatische Stimme zu hören ist. Wir müssen unbedingt auf Herrn Ostermann hören.

Gerne würde ich dieses Buch im Bundestag vorlesen und vor allem diese Stelle betonen: „Schluss mit der einseitigen Meinungsdiktatur! Schluss mit der Bevormundung der Bürger, was sie zu denken und zu sagen haben! Schluss mit den Methoden eines Überwachungsstaates, in dem Bürger quasi dazu aufgerufen werden, andere zu verpetzen und anzuschwärzen.“

Und das würde dabei nicht fehlen: „Politiker, die mit Deutschland nichts anfangen können, die Nationalstolz grundsätzlich verächtlich finden oder die im Bundestag nicht einmal unsere Nationalhymne mitsingen, können wir nicht in Regierungsverantwortung gebrauchen.“ Diese innere Einkehr und Stille, wie Herr Habeck sein Nichtmitsingen am 17.6.2023 erklärte, ist wenig glaubwürdig. Und heute, Politiker, fährt ihr Dienstwagen nicht vor, Sie dürfen an die HotSpots zu Fuß gehen, an denen Bürger Angst haben, um dort mitzuempfinden.

3 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.06.2025
Meloni, Giorgia

Ich bin Giorgia


ausgezeichnet

Italien war mir im Grunde eher fremd, ich hatte wenig Einblicke in das Leben normaler Menschen und die italienische Politik. Eiscafés und italienische Restaurants reichen dazu nicht aus, Sympathie alleine genügt nicht. Mit den Büchern von Petra Reski habe ich eine eher depressive Sichtweise kennengelernt, die Giorgia Meloni mit diesem Buch korrigiert und auf eine bessere Ebene stellt.

Giorgia ist sie selbst, eine kleine Frau, sie ist eine normale Frau, sie ist Mutter, sie empfindet bürgerlich rechts, sie ist Christin und stolze Italienerin. Fast wundert man sich, dass sie mit Ursula von der Leyen ein gutes Verhältnis haben kann, scheint in Brüssel doch das woke Imperium aktiv.

„Mit Urlaub habe ich einfach Pech. Wahrscheinlich glaubt mein Karma, dass es meine Aufgabe ist, immer und ohne Unterbrechung zu arbeiten, denn Fakt ist, dass jedesmal, wenn ich eine Pause plane, irgendeine Tragödie oder irgendein Schlamassel passiert.“ Von klein auf geschieht viel im Leben von Giorgia sehr viel Überraschendes: der Vater verlässt die Familie, das Kinderzimmer brennt und sie ist meist in der Defensive. Trotz ihrem schwierigen Charakter hat sie eine behütete Kindheit, umgeben von Großeltern, Mutter und Verwandten, vor allem ihrer Schwester. „Wir waren glückliche Kinder.“ Sie erlebt Mobbing und wird oft als „Dickerchen“ verspottet. Ihr Vater hat kein Interesse an ihr und sie bricht den Kontakt zu ihm ab.

Wenn ich die woken Floskelmaschinen, also die deutschen Politiker, reden höre, dann vergleiche ich diese ab sofort mit diesem Buch. Schon auf Seite 30 erklärt Giorgia, was Mobbing auslösen kann und Minderheiten nicht als Liste aufzustellen sind und Menschen so zu beschützen sind. Schon in der Verfassung sei Diskriminierung verboten. „Eine detailliertere List zu erstellen, wäre gefährlich, weil dadurch zwangsläufig diejenigen ausgeschlossen würden, die nicht ausdrücklich genannt sind.“

Ihr gesunder Menschenverstand und die Überwindung von Nachteilen durch harte Arbeit formt sie schon in der Jugendzeit zu einem Mitglied bürgerlicher Bewegungen, sie gewinnt Überzeugungskraft und Rhetorik, für Schüchternheit und Unentschlossenheit ist da kein Platz. Besonders interessant zu lesen war, wie sie die nächtlichen Aktionen beschreibt, in denen man Plakate klebte und als Gruppe immer aufeinander aufpasste, man erfährt alle Details z.B. wie Plakate zu rollen sind, damit sie schnell angebracht werden können. Sie setzt sich früh durch und erlebt eine sie stützende, hilfreiche Gemeinschaft.

Auf der Straße, in den Diskussionen mit Menschen entwickelt sich ihr Bild von politischer Handlungsweise: „Man muss von den Leuten auf der Straße verstanden werden, denen ideologische Verdrehungen fremd sind und die Führung suchen.“ Meloni braucht keine Quoten, sondern sie möchte Frauen mit den gleichen Waffen ausrüsten wie Männer sie besitzen, um konkurrieren zu können.

Giorgia Meloni’s Einstellung zur Türkei und dem wachsenden Einfluss des Islam würde man sich in dieser Klarheit auch in Deutschland wünschen und ihre Sätze zu den weltweit verfolgten Christen treffen mitten in mein Herz. Hier schreibt eine Frau mit Seele und Verstand über Themen, die Angela Merkel sträflich vernachlässigt hat, für mich ein Bild wie Tag und Nacht.

Der Aufstieg dieser Frau hat mich wirklich beeindruckt, sie ist keine gestanzte Politikerin, sondern eine mitten aus dem Volk, die sich durchboxen musste. Man muss sie bewundern und hoffen, dass eine ähnliche Qualitätsstufe auch in Deutschland in die Verantwortung kommt. Sie ist allerdings weit und breit leider nicht zu sehen.

„In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“ Das sagte der unvergessene Egon Bahr in einer Zeit als die SPD noch bedeutender war. Giorgia Meloni formuliert es so: „Für mich bedeutet Außenpolitik in erster Linie die Förderung und den Schutz unserer nationalen Interessen.“ Sie beschreibt z.B. wie Italien durch Europa / USA zur Teilnahme am Lybien/Ghadaffi Sturz mitmachen musste, obwohl es wenig sinnvoll war. Dem hätte sie sich widersetzt.

Dieses Buch hat mich bewegt in seiner sachlich klaren Sprache, seinen Zielen und Maßnahmen. Der Wunsch, dass ein ähnlicher Politiker in Deutschland heranwächst, ist da. Man sollte die Hoffnung nie aufgeben. Das woke, morsche System der linken deutschen Demokratie steht meines Erachtens vor dem langsamen, knirschenden Zusammenbruch. Man hört es an allen Ecken und Enden.

Der abschließende Brief an ihre Tochter Ginevra ist ein Meisterwerk für Hoffnung und Optimismus und eine Lebenseinstellung, die weiter bringt. „Sich selbst zu verbessern, sich zu erheben, über seine Grenzen hinauszugehen: Das ist der einzige wahre Reichtum, der dir niemals wie Sand zwischen den Fingern zerrinnen wird.“

Bewertung vom 15.06.2025
Güçyeter, Dinçer;Hörner, Wolfgang;Jürgs, Britta

7 Gründe, einen Verlag zu machen


ausgezeichnet

Wer wie ich schon einen Verlag gegründet hat, interessiert sich brennend für ein Buch, in dem sieben Verleger ihre Beweggründe darlegen. Schon das Vorwort bewegt und legt dar, wie Barbara Kalender die Neugründung des März Verlages begleitet hat. „Deshalb geht es nicht ohne Selbstausbeutung, wir zahlen uns geringe Gehälter und kämpfen so, wie unsere anderen unabhängigen Kolleg.innen ums Überleben.“

Benno Käsmayer ist hinein- und weiter gestolpert mit dem Maro Verlag, eine spannende Geschichte aus den Anfängen in den 60ern bis heute. Und tatsächlich gibt es diesen anarchischen Verlag immer noch, ich lese von einer aktuellen Neuerscheinung diesen Titel: „Aus den Ärschen aus dem Sinn, Eine Odyssee durch Körper, Klo, Kanalisation, Kläranlage und Wolken.“

Hanna Mittelstädt erläutert ihre Punkte für die Gründung mit diesen 7 Punkten: a) das Lesen, was es nicht zu lesen gibt b) Kollektiv leben und arbeiten c) sich für ein mögliches eigenes Schaffen ausbilden d) täglich neue Abenteuer e) zwischen Glück und Unglück pendeln f) beste Freunde sein mit Künstlern jeder Art und jeden Geschlechts g) Keine Lohnarbeit: Arbeitet nie!

Der letzte Punkt war für mich besonders spannend, drückt er doch auf andere Art eine meiner Lieblingszitate aus: „Wer mit Begeisterung tätig ist, muss nie arbeiten.“ Dies ist auch ein Wahlspruch für gelungene Selbst-Ausbeutung, die man aber nicht in diesem Sinne empfindet, im Gegenteil. Das Buch von Hanna Mittelstädt „Arbeitet nie“ werde ich lesen.

Nett die Geschichte des Verbrecher Verlages (Linksverlegen wollen) von Jörg Sundermeier, der erklärt wie ein linksradikaler Verlag die Marktwirtschaft entdeckt und tatsächlich formuliert, dass es doch irgendwie notwendig war, Text und Bilder in eine handelbare Ware zu verwandeln, auch PR und Werbung zu betreiben. Alle Autoren werden gleich fair behandelt, niemand bevorzugt. Man sollte die Marktregeln kennen, auch wenn man sie hinterfragt.

Herr Sundermeier skizziert jene linken Freunde von mir, die meist die härteren Kapitalisten wurden, vielleicht weil sie so blind an viele Dinge herangingen. Sie haben in der Folge schmerzvoller gelernt. Sein Ausblick scheint vorsichtig optimistisch, reich wird man nicht, aber das Seelenheil ist stimmig, lese ich.

Meines Erachtens ist der missionarische Trieb, einen Verlag zu gründen, der völlig Falsche. Die in diesem Buch versammelten, eher linken Denker:innen sollten sich die Frage stellen, was Menschen wirklich motiviert. Es ist vermutlich nicht abhängige Lohnarbeit, sondern das unternehmerische Gen, die Lust, etwas herzustellen, das andere kaufen wollen. Und damit zum Lebensunterhalt des Unternehmers beitragen. So lese ich es z.B. beim Klett Kinderbuchverlag heraus, obwohl mich in der Beschreibung der Begriff „Vorstandstyp“ eher negativ berührte. Dieser Typ meinte es doch tatsächlich gut mit der Gründerin.

Diese bürgerliche Vernunft scheint linkem Denken eher fremd - und das ist sehr schade. Denn Menschen wollen kein ausschließlich kollektives Wesen sein, sondern eines, das mit Freuden für andere schafft, mit Begeisterung und Hingabe, aber schon in eigenen Namen und Rechnungen, die dort bezahlt werden.

Ich habe meinen eigenen Klein-Verlag gegründet, um anderen Menschen die Freuden des Unternehmertums näherzubringen, die beste Entscheidung meines Lebens, verbunden mit Freunden, die ebenso wie ich, eigene Ideen am Markt platzieren und verkaufen können.

Die Geschichten in diesem Buch habe ich eher als das Gegenteil meiner selbst gelesen und frage mich, um wieviel erfolgreicher sie alle gewesen wären, wenn nicht eine linke Ideologie oder SonnenseitenGutseinsStrahleDaseinsWünsche geblendet hätten.

Bewertung vom 08.06.2025
Friedrichs, Julia

Crazy Rich


gut

Man taucht mit diesem Buch in die Psychologie von Superreichen ein. Die Autorin Julia Friedrichs spricht mit einigen Überreichen, aber die Mehrheit wollte nicht mit ihr reden. Sie erforscht bisherige Untersuchungen bzw. Bücher und bietet einen breiten Überblick zum Thema.

Drei Dinge sind mir geblieben:

a) Die Autorin musste auf Bitten von Theo Müller das Buch „Gemeinwirtschaft“ von Ludwig Mises lesen, um ihn verstehen zu können. Sie meint, dass es keine natürliche Ungleichheit gäbe und dieser verstorbene Denker wenig über unsere aktuelle Zeit sagen könne. Mir ist klar, warum Theo Müller sie danach nicht sprechen wollte. 

Der Glaube an eine Herstellung von absoluter Gleichheit scheint übermächtig zu sein, steht aber der menschlichen Realität diametral entgegen. Diversität in Personen und Charakter, in Motivation und Tun scheint mir die einzige Vielfalt zu sein, die zählt. Sie zu verstehen ist der Kern aller Bildung und mir bleibt hier das Buch von Gustave Le Bon über den Sozialismus zu nennen: "Mit all meinen Kräften verweigere ich mich dem Sozialismus, da er unvermögend, unmoralisch und nur dazu geeignet ist, Betrüger und Diebe hervorzubringen.“ 



Und heute beherrschen diesen Sozialismus einige wenige sogenannte demokratische Parteien: "Keine soziale Klasse hat die anderen unverschämter ausgebeutet als die, die sich heute selbst Staat nennt.“ (Davila) Superreiche und Staat kooperieren und kungeln, das habe ich aus diesem Buch gelernt. Parteispenden seien wie Schutzgeldzahlungen, um entsprechend günstige Gesetze zu sichern. Aber trotzdem stellt sich die Frage: warum sollen Superreiche und Arme unzufrieden sein, wenn die Spanne wächst? 

Mehr als andere Gründe habe ich den Eindruck, dass eine gesamte Buchindustrie darauf hinarbeitet, hier einen der Hauptgründe zu ver-orten, obwohl es keine guten Gründe dafür gibt. Dass die eigene Kultur verschwindet und sich auflöst, scheint mir ein weitaus größeres Problem. Warum bringen Grüne ihre Kinder auf Privatschulen in Dänemark und lassen Kinder in Arbeitervierteln in Neukölln alleine in einem ungewöhnlichen Umfeld?

b) Insgesamt bespricht die Autorin Bücher & Untersuchungen von Autoren, die über Superreiche geforscht/ geschrieben haben. So besucht sie z.B. Dr. Dr. Zitelmann, um über seine Dissertation über die Psychologie von Superreichen zu sprechen. Ihre Art, Personen über ihre Umgebung vorzustellen hat mir besonders bei diesem Autor nicht gefallen. Die Autorin steht Reichen durchaus richtig und skeptisch gegenüber, aber doch klingt ihre verfestigte Ideologie der Gleichheit durch. 


c) Frau Engelhorn wird zum Star hochgeschrieben, sie will re-demokratisieren, sie sei empört, dass sie selbst so viel Macht habe. „Niemand ist mehr wert als eine andere Person.“, sagt sie. Deshalb wolle sie ihre Macht radikal teilen. Ich gebe Ihnen meine Macht zurück, sagt sie dem Bürgerrat, der ihr Geld verteilen soll. Demokratie ist für mich etwas ganz anderes, sie sollte jeden in die Lage versetzen, Geld zu verdienen, statt Geld zu verteilen. Wie dieser Bürgerrat zu Ergebnissen kam und wie schwierig dieser Prozess war, schildert die Autorin sehr gut. Wenig lesen wir davon in den klassischen Medien.

Fazit: Es stimmt: Geld und Gut ist ein köstliches Messer, doch gebrauche es nicht zum Verletzen, sondern zum Brotausteilen. Jeder Kapitalist macht das, denn er produziert für andere, was er nur kann, wenn er dessen Bedürfnisse erforscht hat.

Insgesamt: Es gibt wenig Erkenntnisse über Superreiche, aber dieses Buch bietet einen umfassenden Status Quo des Wissens zu diesem Thema. Ich hab es gerne gelesen und viel Neues erfahren. Mein Wissen - vom Buch des Ludwig von Mises (Die Gemeinwirtschaft) herrührend, hat sich nicht verändert. Schade, dass die Autorin die Inhalte nicht begriffen hat.

Theo Müller hatte also Recht, die Autorin nicht zu empfangen. Wer immer noch im Reich der Märchen (alle Menschen seien gleich) zuhause ist, hat keinen realistischen Blick auf die Welt. Dass Reiche so viel reicher sind als Normale macht sie nicht ungewöhnlicher. Im Gegenteil, sie konsumieren und agieren wie gewöhnliche Menschen. Vielleicht ist der Traum Superreicher von einem normalen Leben (Sebastian) viel zentraler als wir glauben. Geld zu verschenken, sinnvoll, wie Frau Engelhard, ist ebenso fehlsteuernd wie die Annahme, alle Menschen würden durch Gleichheit Gleiches schaffen.

Der wachsende Abstand zwischen Superreichen und Normalen ist kein Problem für Erwerbstätige, weil sie davon meist profitieren. Störend ist das Gerede darüber in Büchern und Medien, die daraus ein Problem konstruieren. Diese LuftNummer ist ebenso ärgerlich wie Politiker und Beamte, bzw. ein Staat, der sich mit Steuern und Aufträgen als Verbündeter bzw. Anwalt seiner selbst konstruiert hat. Superreiche sind in diesem Zusammenhang nur ein Rädchen, das bis zum völligen bürokratischen Wahnsinn gedreht wird. Sie sind der letzte, aufgebauschte Feind der Linksgrünen. Besser Dr. Dr. Zitelmann lesen und seine Psychologie der Superreichen.

Bewertung vom 08.06.2025
Eschbach, Andreas

Der schlauste Mann der Welt


sehr gut

Interessante Idee und philosophische Gedanken über Lebenskunst. Allerdings vermisste ich die Leiden der Langeweile und des Alleinseins, d.h. ohne Partnerin. Und die Herausforderung etwas zu leisten. Ein Leben in Reichtum und Langeweile macht eher unglücklich, obwohl ich nicht ausschließe, dass viele Menschen so leben können. Insgesamt spannende, sehr gute Idee mit unerwarteten Wendungen.