Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Louis Prinz
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 26.11.2017
Erdoğanistan (eBook, ePUB)
Cobanli, Hasan

Erdoğanistan (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieses Buch führt die LeserInnen ein in die Psychologie der vor Europas Haustür entstandenen Diktatur. Es ist ebenso spannend und amüsant wie kompetent geschrieben, liest sich leicht und ist dabei ungeheuer bildend. In seinem Prolog leitet der Autor Cobanli die Geschichte der deutsch-türkischen Beziehungen her - angereichert mit Anekdoten aus seiner eigenen deutsch-türkischen Familiengeschichte. Das erste Kapitel "Gezi-Park war für mich besonders bewegend und erinnert als brillante Reportage daran, was man nicht für möglich hielt in der Türkei: Haltung, Humor und klassen-übergreifenden Widerstand. Im Kapitel "Nach Diktat abgestürzt" beschreibt der Autor anschaulich und beißend ironisch zugleich, wie sich Macho-Gehabe und Untertanen-Mentalität des türkischen Regimes noch im Verhalten der Besatzungen und des Managements türkischer Fluggesellschaften spiegeln - mit fatalen Folgen. Im Kapitel "Almanya" lässt er Deutsch-Türken mit ihren Pro- und Contra-Diktatur-Argumenten zu Wort kommen, und nimmt die LeserInnen mit auf Demonstrationen und in Therapiegruppen türkischer Männer. Das Kapitel "Land der Putsche" ist eine schnelle Tour d'horizon durch die jüngste Geschichte der Türkei, die dem Autor auch deshalb so treffend gelingt, weil seine eigenen (deutschen und türkischen) Vorfahren Teil dieser Geschichte waren, und er sie selbst seit 1960 aus unterschiedlichen Perspektiven miterlebt. Im Kapitel "Der neue Sultan" beschreibt er filmreif ein Treffen mit dem späteren Diktator Tayyip Erdogan, den er ebenso fair wie hier und da auch schonungslos porträtiert. Der Epilog enthält am Schluss ein flammendes Plädoyer, die Türkei nicht zu verwechseln mit "Erdoganistan" und die "andere Hälfte" der türkischen Zivilgesellschaft nicht im Stich zu lassen. Der renommierte C H Beck-Verlag hat ein mutiges Buch herausgegeben. Ich kann es nur allen LeserInnen empfehlen, die sich knapp, fundiert und unterhaltsam zugleich über das, was im Verhältnis der Türkei zu Deutschland noch zu erwarten ist, informieren wollen. Ein Guide für alle, die sich für Diskussionen zu den Themen "Islamisierung", "Multi-Kulti", "Türken in Deutschland", "Psychologie einer Diktatur", etc. wappnen wollen. Und in Deutschland, wo M das wird gebraucht in Deutschland, wo Millionen Türkischstämmige von Deutschen zunehmend kritisch gesehen werden, weil eine Mehrheit der Wahlberechtigten unter diesen Mitbürgern derzeit sehr laut für die Abschaffung der Demokratie in ihrer Heimat plädieren. Nicht umsonst haben große Zeitungen wie "Süddeutsche Zeitung" und "Frankfurter Allgemeine" etc. dem Buch ausführliche Rezensionen gewidmet.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.11.2017
Erdoganistan
Cobanli, Hasan

Erdoganistan


ausgezeichnet

Dieses Buch führt die LeserInnen ein in die Psychologie der vor Europas Haustür entstandenen Diktatur. Es ist ebenso spannend und amüsant wie kompetent geschrieben, liest sich leicht und ist dabei ungeheuer bildend. In seinem Prolog leitet der Autor Cobanli die Geschichte der deutsch-türkischen Beziehungen her - angereichert mit Anekdoten aus seiner eigenen deutsch-türkischen Familiengeschichte. Das erste Kapitel "Gezi-Park war für mich besonders bewegend und erinnert als brillante Reportage daran, was man nicht für möglich hielt in der Türkei: Haltung, Humor und klassen-übergreifenden Widerstand. Im Kapitel "Nach Diktat abgestürzt" beschreibt der Autor anschaulich und beißend ironisch zugleich, wie sich Macho-Gehabe und Untertanen-Mentalität des türkischen Regimes noch im Verhalten der Besatzungen und des Managements türkischer Fluggesellschaften spiegeln - mit fatalen Folgen. Im Kapitel "Almanya" lässt er Deutsch-Türken mit ihren Pro- und Contra-Diktatur-Argumenten zu Wort kommen, und nimmt die LeserInnen mit auf Demonstrationen und in Therapiegruppen türkischer Männer. Das Kapitel "Land der Putsche" ist eine schnelle Tour d'horizon durch die jüngste Geschichte der Türkei, die dem Autor auch deshalb so treffend gelingt, weil seine eigenen (deutschen und türkischen) Vorfahren Teil dieser Geschichte waren, und er sie selbst seit 1960 aus unterschiedlichen Perspektiven miterlebt. Im Kapitel "Der neue Sultan" beschreibt er filmreif ein Treffen mit dem späteren Diktator Tayyip Erdogan, den er ebenso fair wie hier und da auch schonungslos porträtiert. Der Epilog enthält am Schluss ein flammendes Plädoyer, die Türkei nicht zu verwechseln mit "Erdoganistan" und die "andere Hälfte" der türkischen Zivilgesellschaft nicht im Stich zu lassen. Der renommierte C H Beck-Verlag hat ein mutiges Buch herausgegeben. Ich kann es nur allen LeserInnen empfehlen, die sich knapp, fundiert und unterhaltsam zugleich über das, was im Verhältnis der Türkei zu Deutschland noch zu erwarten ist, informieren wollen. Ein Guide für alle, die sich für Diskussionen zu den Themen "Islamisierung", "Multi-Kulti", "Türken in Deutschland", "Psychologie einer Diktatur", etc. wappnen wollen. Und in Deutschland, wo M das wird gebraucht in Deutschland, wo Millionen Türkischstämmige von Deutschen zunehmend kritisch gesehen werden, weil eine Mehrheit der Wahlberechtigten unter diesen Mitbürgern derzeit sehr laut für die Abschaffung der Demokratie in ihrer Heimat plädieren. Nicht umsonst haben große Zeitungen wie "Süddeutsche Zeitung" und "Frankfurter Allgemeine" etc. dem Buch ausführliche Rezensionen gewidmet.

10 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.