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gitti

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Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 24.10.2024
Schönwald
Oehmke, Philipp

Schönwald


gut

Schönwald ist ein sehr umfassendes Werk über eine gleichnamige fünfköpfige Familie. Und wie in den meisten Familien könnten die Charaktere der Fünf nicht unterschiedlicher sein.
Da ist Chris, der Älteste, das Wunderkind. Er ist bereits in jungen Jahren Professor für Literatur an der Uni in New York. Gestürzt über einen peinlichen Vorfall, bringt er es nicht fertig, seine Familie über das Ende seiner Karriere zu informieren.
Karolin, die Tochter, hat eine gescheiterte Ehe hinter sich und weiß wohl nicht so recht, ob sie lieber lesbisch ist. Bei der Eröffnung ihres queeren Buchladens kommt es zu einem Anschlag von Aktivisten, die behaupten, das Kapital für den Laden käme von Karolins Großvater, der angeblich eine Nazi-Vergangenheit hat.
Der Nachzügler Benni lebt zurückgezogen mit seiner Familie in der Uckermark in einem Fertighaus. Vorwiegend kümmert er sich wohl um die Familie, so daß das Geld eher knapp ist, trotz steinreicher Ehefrau. Warum diese dann seit vielen Jahren für die Miete von Karolin aufkommt, bleibt mir, wie so vieles, ein Rätsel.
Die Eltern Harry und Ruth. Harry, erfolgreicher Staatsanwalt in Pension, genießt seinen Ruhestand.
Ruth hat ihr ganzes Eheleben damit gehadert, daß sie im Beruf zurückstecken musste, weil das Familienleben mit drei Kindern ihren Einsatz erforderte Mit einer langjährigen Affäre verschafft sie sich Ausgleich.
In diesem Roman werden unendlich viele, wichtige Themen unserer Zeit angerissen, aber für meinen Geschmack zu wenig bearbeitet. Außerdem war das Buch aufgrund der vielen Sprünge für mich eher schwierig zu lesen. Daher nur drei Sterne.

Bewertung vom 24.10.2024
Lichtspiel
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


gut

Daniel Kehlmann ist ein vielgepriesener Autor, seine beiden ersten Werke waren Bestseller. Ich habe sie beide nicht gelesen und mich deshalb sehr gefreut, daß ich nun "Lichtspiel" gewonnen habe und endlich auch mitreden kann.
Das Cover gefällt mir sehr gut und passt perfekt zum Inhalt.
Die Schreibweise von Daniel Kehlmann hat mir sehr gut gefallen. Trotz seiner vielen Schachtelsätze ist sie klar, flüssig, gut zu lesen und auch zu verstehen.
Mit dem Inhalt habe ich mir schwer getan. Vielleicht weiß ich einfach zu wenig über das Leben eines Regisseurs, G.W.Pabst war mir nicht bekannt. Seine Lebensgeschichte ist durchaus interessant aber auch sehr fragwürdig.
Nicht gefallen hat mir der Anfang. Einen alten, demenzkranken Mann vor die Kamera zu zerren ist nicht gerade die feine Art und ist zum Scheitern verurteilt.
Das Buch hatte für mich viele Längen und war auch nur mäßig interessant.
Ich werde aber noch die beiden anderen Bücher des Autors lesen um ein vollständiges Bild zu bekommen.

Bewertung vom 24.10.2024
Wenn du schon hundert wirst, kannst du genauso gut auch glücklich sein
Kun Hoo, Rhee

Wenn du schon hundert wirst, kannst du genauso gut auch glücklich sein


sehr gut

Von diesem Autor habe ich noch nie etwas gehört und hatte deshalb auch keine besonderen Erwartungen.
Das Buch hat mir insgesamt wirklich gut gefallen.
Rhee Kun Hoo ist ein weißer, alter Mann, der ein extrem erfülltes Leben gelebt hat und immer noch lebt. Und der sich trotz vieler Gebrechen und Einschränkungen, die das Leben mit sich bringt, nicht unterkriegen lässt.
Es kommt immer wieder zur Sprache, wie dankbar er für sein langes Leben ist, und wie sehr er es liebt.
Er stellt kein Rezept aus, wie man sein Leben zu leben hat, daß es gelingt, sondern gibt Tipps und Ratschläge wie es gelingen könnte.
Er schreibt in einfacher Sprache und verzichtet auf Fachausdrücke, was das Buch für jedermann lesbar macht.
Die Geschichten, die er aus seinem Leben erzählt, sind oft sehr persönlich und zeigen einen sehr sympathischen Menschen.
Obwohl er sein Leben sehr bewusst gelebt hat und immer mit wichtigen Dingen beschäftigt war, wirkt er in keinster Weise überheblich.
Wie es gelingen könnte, ein glückliches Leben zu führen, dafür hat er viele Beispiele, bei dem Buch handelt es sich aber nicht um einen der vielen Ratgeber.
Der Autor geht von seinem Leben aus, überlegt rückblickend was er aus seinem Leben gemacht hat, reflektiert auch die Fehler, die er gemacht hat.

Gut gefällt mir auch, dass er sich als Kind seiner Zeit sieht, und daß es für ihn eine große Rolle spielt in welcher Region er aufgewachsen ist und in welche Familie er hineingeboren wurde.
Ein gut zu lesendes, interessantes Buch ohne erhobenen Zeigefinger!

Bewertung vom 24.10.2024
Sing, wilder Vogel, sing
O'Mahony, Jacqueline

Sing, wilder Vogel, sing


gut

Bereits Honoras Geburt stand unter einem schlechten Stern, das Rotkehlchen har Unglück gebracht, ihre Mutter starb. Von Anfang an war sie eine unerwünschte Person, die nur Unglück bringt. Sie musste sich weitgehend alleine durchschlagen, war immer auf sich alleine gestellt. Das prägt einen Menschen und verlangt übermenschliche Kräfte. Außerdem war die Protagonistin mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet, mit besonderer Intelligenz und dadurch mit zahlreichen Fähigkeiten die ihr das Überleben sichern, was für mich sehr unglaubwürdig klingt.
Die Hochzeit mit William war von vorneherein zum Scheitern verurteilt, dazu die Hungersnot, die ihr auch noch das neugeborene Baby nahm, daß Honora das alles überlebt hat, grenzt an ein Wunder.
In Amerika wurde ihr Leben nicht besser, und auch der zweite Ehemann war nicht der Richtige. Erst ein Indianer, der aus dem Nichts auftaucht, konnte ihr geben, was sie sucht.
Für mich ein Roman, in dem alles zu dick aufgetragen ist, der zu viele Themen nicht ausführlich genug bearbeitet und ein unbefriedigendes Ende hat.

Bewertung vom 23.10.2024
Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn
Matthiessen, Susanne

Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn


sehr gut

angeknüpft an "Ozelot und Friesennerz", das von ihrer dortigen Kindheit erzählt. Das ist ihr wirklich gut gelungen. Der Titel und das Cover sind hervorragend ausgewählt. (Irgendwann geht auch der Ohrwurm wieder weg)
Es geht um die Pandemiejahre 2020/21, in der es sich auf der Insel fast wieder so anfühlt wie in alten Zeiten. Man hat wieder genügend Platz, nach demTrubel herrscht gespenstische Ruhe und für die Inselbewohner bleibt wieder Zeit, sich aufeinander zu besinnen. Nur mit dem Geld wird es langsam knapp...
Abgesehen von der Pandemie gibt es zahlreiche Rückblicke in die Jugendzeit von Susanne und die mehr als fragwürdige Entwicklung dieser Insel. Themen wie Seehundsterben, Immpbilienpreise, die sich kein Einheimischer mehr leisten kann, und Punks, die das Leben und urlauben auf der Insel weniger lebenswert
machen.
Auch in das Leben der Inselbewohner bekommt man Einblick, vor allem in das Familienleben von Susanne und ihrer Freundin Pfuschi. Die Mißbrauchsgeschichte finde ich heftig und das jahrzehntelange Totschweigen noch mehr. Aber auch das ist wohl Sylt.
Auch wenn man die Insel gar nicht kennt ist das ein ausgesprochen lesenswertes, interessantes und gut geschriebenes Buch!

Bewertung vom 23.10.2024
Für diesen Sommer
Klönne, Gisa

Für diesen Sommer


sehr gut

Franziska kehrt nach mehr als drei Jahrzehnten in ihr Elternhaus zurück, das sie als junges Mädchen im Streit verlassen hat. Sie muss sich um ihren alten Vater kümmern, der nicht mehr alleine zurechtkommt, das aber nicht einsehen will. Schwester Monika, deren Aufgabe das normalerweise ist, braucht eine Auszeit.
Gut beschrieben, mit welch gemischten Gefühlen Franziska zurückkehrt. Viele ihrer Lebensträume sind geplatzt und es fällt ihr nicht leicht, mit den Veränderungen in ihrem Elternhaus zurechtzukommen. Das Fehlen ihrer verstorbenen Mutter macht ihr zu schaffen und auch Gewissensbisse stellen sich ein, weil sie es nicht mehr geschafft hat, zu Lebzeiten ihrer Mutter zurückzukehren. Nach einem Sturz muß der Vater ins Krankenhaus und Franziska nutzt die Zeit um zu entrümpeln und das Haus behindertengerecht umzubauen. Dabei stößt sie auf Familiengeheimnisse, von denen sie nichts gewußt hat, die aber trotzdem immer irgendwie präsent waren.
Schön finde ich, daß Vater und Tochter am Ende eine Art Versöhnung zustande bringen und das es so aussieht, als ob beide auf einem guten Weg sind.
Für mich hat dieses Buch auch wieder die schwierige Frage aufgeworfen, inwieweit erwachsene Kinder für ihre betagten Eltern verantwortlich sind.
Trotz des schwierigen Themas ist das Buch ein gut zu lesender Roman, der auch seine komischen Seiten hat und den ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann.

Bewertung vom 23.10.2024
Das Fundbüro der verlorenen Träume
Paris, Helen Frances

Das Fundbüro der verlorenen Träume


gut

Mit dieser Geschichte über Dot, die nach einigen Schicksalsschlägen einen Job im Fundbüro annimmt, und diesen mit ihrer ganzen Kraft und Persönlichkeit ausfüllt, konnte ich nicht allzuviel anfangen.
Gut gefallen hat mir die Beschreibung der Protagonistin Dot, die man sich sehr gut vorstellen kann und die sehr sympathisch wirkt, genauso wie ihre, vom Leben gebeutelte Kollegin, Anita.
Schön sind auch die detailliert beschriebenen Fundsachen, die an Stelle von Überschriften stehen.
Die Geschichte von Mr. Appleby und der verlorenen Handtasche, die seiner verstorbenen Frau gehörte und für ihn von unschätzbarem Wert war hat mir auch sehr gefallen. Dot agiert mit großem Engagement und Einfühlungsvermögen und es gelingt ihr schließlich die Handtasche seinem rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben.
Dann ist da noch die tragische Geschichte von Dots Eltern und noch viele andere Geschichten, ich glaube mir war das einfach zuviel. Nicht zu vergessen die Liebesgeschichte. Ich glaube bei diesem Buch bewahrheitet sich das Sprichwort "Weniger ist mehr"!

Bewertung vom 23.10.2024
Der Brand
Krien, Daniela

Der Brand


sehr gut

Ein weiteres Buch des Diogenes Verlages, bei dem man vorher schon weiß, dass man nicht enttäuscht wird. Ob einen das Thema, oder wie in diesem Fall viele Themen interessieren, ist sicher auch eine Frage des Alters.
Die Geschichte von Peter und Rahel ist die Geschichte einer in die Jahre gekommenen Ehe. Aber gerade Rahel, als Psychotherapeutin, müsste genügend Handwerkszeug haben, um Verbesserungen vorzunehmen. Das klappt aber meistens nur bei anderen... Für mich steckt diese Ehe nicht in einer Krise, es handelt sich vielmehr um "Abnutzungserscheinungen".
Schade fand ich, dass in diesem Buch so enorm viele Themen angerissen, aber nicht zu Ende gedacht, werden.
Es geht um die Erwachsenen Kinder und ihre Konflikte. Auch um das nicht ganz ungetrübte Verhältnis zu ihren Eltern.
Es geht auch um einen Schlaganfall Patienten und die Frage, ob ein derartiges Leben noch lebenswert ist.
Nicht zuletzt stellt sich die Frage, wer Rahels Vater ist.
Jede dieser Fragen wäre genügend Stoff für ein eigenes Buch.
Der leichte und flüssige Schreibstil von Daniela Krien nimmt in diesem Buch den schwerwiegenden Fragen die Schwere und so ist ein sehr lesenswertes , tiefgründiges Buch entstanden, das ideal als Sommer Lektüre taugt.
Ich habe mir gleich noch ein anderes Buch von der Autorin besorgt, nämlich "Die Liebe im Ernstfall".

Bewertung vom 23.10.2024
Fräulein Mozart und der Klang der Liebe / Ikonen ihrer Zeit Bd.4
Maly, Beate

Fräulein Mozart und der Klang der Liebe / Ikonen ihrer Zeit Bd.4


gut

Nannerl Mozart wurde 1751 in die Künstlerfamilie hineingeboren. Wie ihr berühmter Bruder wird sie vom Vater im Klavierspielen unterrichtet. Ihre Kindheit ist geprägt durch aufwendige und anstrengende Konzertreisen. Die beiden Wunderkinder kommen überall gut an und die Familie kann von den Gagen gut leben. Kaum ins Erwachsenenalter gekommen muß Nannerl die Bühne für ihren kleinen Bruder räumen. Ihr Platz ist fortan zu Hause. Nachdem Wolfgang sehr talentiert darin ist, das Geld mit vollen Händen unter die Leute zu bringen, bleibt Nannerl nichts anderes übrig, als sich mit Klavierunterricht ihr eigenes Geld zu verdienen. Die Liebe zum Internatsleiter ist aussichtslos, denn die Familie ist inzwischen hochverchuldet und eine Liebesheirat deshalb ausgeschlossen. So ergibt sich Nannerl ihrem Schicksal und heiratet aus finanziellen Gründen einen ungeliebten Mann, der aber finanziell für die Familie Mozart aufkommt.
Interessant war, über eine Zeit zu lesen, von der ich sehr wenig weiss, besonders über das Leben der Frauen.
Der Schreibstil ist mir zu ausschweifend und mit zu vielen Nannerln, Katherln und Wolferln durchsetzt, deshalb nur drei Punkte.

Bewertung vom 23.10.2024
Die Beichte einer Nacht
Philips, Marianne

Die Beichte einer Nacht


sehr gut

Helfen ist zur Zeit in einer Nervenklinik untergebracht und erzählt in zwei aufeinanderfolgenden Nächten der diensthabenden Schwester ihr Leben. Die Schwester bleibt komplett im Dunkeln, das Buch ist in Form eines Monolog geschrieben.
Aufgewachsen in einer Familie in bitterer Armut und mit unzähligen Geschwistern, um die sie sich von Anfang an kümmern musste, war es ihr wichtigstes Ziel, so schnell wie möglich aus diesem Umfeld herauszukommen. Dafür war ihr jedes Mittel recht. Sehr zugute kamen ihr ihre Schönheit und ihr Talent, was sie beruflich gut nutzen konnte. Im privaten Bereich hatte sie weniger Glück, aber Geld tröstet wohl über vieles hinweg. Mit ihrer großen Liebe Hannes verbringt sie einige glückliche Jahre, die glücklichsten in ihrem Leben. Zusammen mit ihrer kleinen Schwester Lentje führen die drei ein harmonisches Familienleben. Das Ende der Geschichte hat mich entsetzt, obwohl einiges darauf hindeutete. Das dieses Buch eine Neuauflage ist und bereins vor fast hundert Jahren geschrieben wurde, ist kaum zu spüren. Die Themen sind nach wie vor aktuell, Moral, Identität und die Suche nach dem Glück im Leben. Geändert haben sich allerdings die Zustände in den Nervenkliniken, Schlafsäale gehören endgültig der Vergangenheit an. Mir hat das Buch, besonders die Form des Monologs, gut gefallen. Marianne Philips hat es verstanden, die Spannung aufrecht zu erhalten und ins Innerste der Protagonistin vorzudringen. Schön, dass es erneut aufgelegt wurde.