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TL

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Insgesamt 41 Bewertungen
Bewertung vom 20.05.2024
Evas Rache / Paul Stainer Bd.4
Ziebula, Thomas

Evas Rache / Paul Stainer Bd.4


ausgezeichnet

Fantastischer Abschluss einer tollen Reihe!

Zum vierten und letzten Mal dürfen wir Paul Stainer bei seinen Ermittlungen im Leipzig der 1920er Jahre begleiten. Dieses Mal ist Stainer auf der Jagd nach einem besonders brutalen Mörder, den die Presse als „Bestie von Leipzig“ betitelt. Diesem Namen wird der Gesuchte mehr und mehr gerecht, was Stainer zunehmend in ein schwarzes Loch treibt.

In diesem Band verfolgen wir aber nicht nur die turbulenten Geschehnisse in der Wächterburg, sondern sind gleichzeitig in München bei dem Ehepaar Dorn zu Gast. Professor Dorn bereitet sich gerade auf seine Reise zur Leipziger Messe vor, um dort seine neueste Erfindung zu präsentieren, als bei ihnen eingebrochen wird, um seine Pläne zu stehlen. Maria, seine Frau, unterstützt ihn in jeglicher Hinsicht, allerdings merkt sie schnell, dass er kein großes Interesse daran hat, von ihr auf die Messe begleitet zu werden, da er die Zeit in Leipzig wohl lieber mit einer anderen Frau verbringt.

Damit nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf. Die liebe und nette Ehefrau wandelt sich von dem „Dornröschen“, wie ihr Mann sie immer (vermutlich auch etwas despektierlich) nennt, zu der starken und auch hasserfüllten Eva – was uns direkt zum Titel des Buches bringt.

Die beiden Handlungsstränge sind allein schon spannend, wie sich beide allerdings verweben bleibt zunächst offen und lässt einen durchgehend mitfiebern. Dass diese Kriminalfälle fesseln, steht außer Frage. Auch die historischen Begebenheiten, die wir wie nebenbei lernen sind wie gewohnt perfekt in die Handlung integriert.

Was aber für mich dieses Buch / diese Reihe ganz besonders macht, sind die liebgewonnenen Charaktere. Viele dürfen wir bereits seit Band eins begleiten, fiebern mit und drücken die Daumen, was aus ihren teils schwierigen Lebenswegen wohl werden wird. Bei manch anderen schüttelt man jedes Mal wieder den Kopf und regt sich über deren Ignoranz auf. Zu Beginn war ich etwas besorgt, was es wohl für ein Ende nehmen wird – jetzt kann ich sagen, das Ende hat mich sehr versöhnt zurückgelassen. Ein lachendes und ein weinendes Auge.

Für alle Fans der Reihe ist diese Empfehlung wohl fast schon unnötig. Aber auch allen anderen, die an historischen Kriminalromanen interessiert sind, kann ich diese Reihe und auch besonders diesen Teil ans Herz legen. Historische Ereignisse, verknüpft mit spannenden Kriminalfällen, ein absolutes Highlight.

Bewertung vom 05.03.2023
Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3


ausgezeichnet

Der Donnerstagsmordclub im Scheinwerferlicht

Unser liebstes Ermittlerteam, der Donnerstagsmordclub, hat einen neuen Fall: Nach einigem hin- und her wurde sich auf den Cold Case Bethany Waites geeinigt. Die Fernsehmoderatorin war einem Verbrechen auf der Spur. Ihr Auto stürzte daraufhin unter bislang ungeklärten Umständen eine Klippe hinab. Dieser ungelöste Fall führt die Gruppe nicht nur in ein Milieu aus verworrenem Steuerbetrug und kriminellen Machenschaften, sondern verschafft Joyce auch ganz nebenbei einen Einblick in das Showgeschäft und Ibrahim eine hochkarätige Klientin im Gefängnis.

Der mittlerweile dritte Fall des Donnerstagsmordclubs ist genau wie seine Vorgänger wieder herrlich humorvoll und gleichzeitig ungebrochen spannend. Die liebgewonnenen Akteure sind wie immer mit von der Partie und steuern alle auf ihre Weise Witz und Charme bei. Aber auch neue Figuren bereichern den Club: Ein Ex-KGB Spion ist genauso mit an Bord wie ein Kryptowährung-Geldwäscher. Dieses Mal wirbeln die Ermittlungen nicht nur im Showgeschäft einigen Schmutz auf, sondern reichen auch bis in die höchsten Ebenen des Polizeiapparates. Daneben wirkt es fast schon normal, dass Ibrahim neuerdings eine hochkriminelle Klientin im Gefängnis betreut und Ron in dem Hauptverdächtigen einen neuen Snooker Partner findet.

Dass das Buch wieder klasse geschrieben ist und einen wunderbar unterhält, ist klar. Was ich am meisten an dieser Reihe schätze – und da kann ich mich nur wiederholen – ist diese hoffnungsvolle und positive Darstellung dieses besonderen Lebensabschnittes. Nie wirkt es so, dass die Charaktere in ihrer Seniorenresidenz einfach nur vor sich hinvegetieren, ganz im Gegenteil: Sie haben dort eine neue Aufgabe, Freunde um sich und genießen das Leben. Dabei werden allerdings keineswegs die Sorgen und Gebrechlichkeit des Älterwerdens verschwiegen oder verharmlost. Die Art und Weise wie diese Themen eingeflochten werden berührt nicht nur die Mitglieder des Donnerstagsmordclubs, sondern auch den Leser.

Die verirrte Kugel ist eine gelungene Fortsetzung dieser wunderbaren Reihe und natürlich ein Muss für alle Fans des Donnerstagmordclubs. Wer Gefallen an einem ungewöhnlichen Ermittlerteam und britischen Humor hat, kommt hier voll auf seine Kosten. Auch schon für den britischen Spionagekollegen war eine Kugel mit der Inschrift „007“ als Todesurteil reserviert – man kann also gespannt sein, wie es mit dem Adressaten dieser verirrten Kugel weitergeht.

Bewertung vom 25.02.2023
Die letzte Lügnerin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.3
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Die letzte Lügnerin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.3


sehr gut

Die Auswirkungen der Immobilienkrise

Auch der dritte Teil dieser Reihe wirft uns wieder sofort in das Geschehen hinein: Ein Video, welches den Berliner Bausenator bei anscheinend dubiosen Geschäftsabschlüssen zeigt, macht die Runde und beendet dessen politische Karriere. Kurz darauf bekommt auch der technisch für dieses Video Verantwortliche seine Quittung – als dieser damit prahlt das Video aufgenommen zu haben, wird er tot aufgefunden. Alles deutet auf den Bausenator als Täter hin, als Rocco Eberhardt dessen Mandat übernimmt.

Was mir als erstes an dem Buch auffiel ist, dass es im Vergleich zu den Vorgängern recht dünn ist. Die Kapitel sind, allerdings wie gewohnt, recht kurzgehalten, was einen nur so durch die Geschichte rasen lässt. Der Fall an sich ist wieder hochaktuell und beleuchtet korrupte Politik sowie die drastischen Probleme der momentanen Immobilienlage. Die Szenen im Gerichtssaal waren wie immer super spannend. Wie Rocco die Verteidigungsstrategie aufbaut, mit den anderen Akteuren spielt und seine Etappensiege erringt, hat einen mitfiebern lassen. Genauso war es auch bei Roccos kongenialem Counterpart Justus Jarmer. Gerade da man weiß, dass die Erkenntnisse welcher dieser aus seinen Autopsien erlangt, Hand und Fuß haben, sind diese umso spannender und bleiben im Gedächtnis.

Es wird auch in diesem Band wieder des Öfteren erwähnt, dass Serien und Filme juristische oder rechtsmedizinische Sachverhalte übertrieben und verfälscht darstellen, um das Publikum zu fesseln und mehr Wahrheitsgehalt vertragen würden – das mag wohl wahr sein, allerdings ist der Ausgang des Verfahrens, um das es hier geht, wohl auch mehr als filmreif und im wahren Leben eher nicht an der Tagesordnung.

Trotzdem war es eine gute Mischung aus Fakten und Fiktion, die durchgehend spannend zu lesen war. Besonders interessant fand ich die Figur der Hauptkomissarin Hardenberg, von deren Geschichte ich immer noch hin und hergerissen bin. Falls es einen nächsten Teil gibt, darf das Privatleben von Rocco Eberhardt und Justus Jarmer gerne wieder etwas mehr Platz einnehmen.

Das Buch kann allen Fans der Reihe empfohlen werden und kann meiner Meinung nach mit dem Vorgänger mithalten und den ersten Band übertreffen. Allerdings kann das Buch auch unabhängig von den Vorgängern gelesen werden, da immer wieder die vorangegangene Geschichte aufgegriffen wird und auch gar keinen sehr großen Platz – anders als der Cliffhanger aus Band 2 suggerierte – einnimmt.

Bewertung vom 15.05.2022
Eine Frage der Chemie
Garmus, Bonnie

Eine Frage der Chemie


ausgezeichnet

Was für eine Protagonistin!

Wir schreiben das Jahr 1961 und somit herrschen unfassbar verstaubte und starre Rollenbilder, die vor allem von Männern bestimmt werden. Doch eine junge Frau wagt etwas Ungehöriges: Elizabeth Zott ist Chemikerin und somit zugleich weiblich. Sie ist eine intelligente Frau, die genau weiß, was sie will und tritt damit vielen auf den Schlips. Zudem lebt sie in einer für diese Zeit unkonventionellen Beziehung – sprich unverheiratet und muss sich jedes Stück Freiheit und Gleichberechtigung hart erkämpfen.

Es war etwas ganz besonderes Elizabeth ein Stück auf ihrer Reise zu begleiten. Die Seiten flogen nur noch so vorbei und auch die ganze Bandbreite an Emotionen wurde bedient! Man war fasziniert von chemischen Vorgängen, musste über ihre unbestechliche Logik schmunzeln, hatte eine unglaubliche Wut auf diese verängstigen Männer, die ihr das Leben so schwer gemacht haben und hoffte so sehr, dass sie durchhalten würde. Selten hat mich eine Protagonistin von der ersten Seite an so fasziniert wie Elizabeth Scott. Ihre Art ist absolut authentisch und jeder, der für eine Sache so brennt, wie sie für Chemie, kann nachvollziehen woher sie diesen Kampfgeist und diese Faszination nimmt.

Die Sinnlosigkeit der damals vorherrschenden Rollenbilder und der heuchlerischen Sittenhaftigkeit springt nur so zwischen den Zeilen heraus und macht einen gleichzeitig sprachlos und wütend. Gut, dass unsere Protagonistin auch keinen Sinn hinter diesen Konstrukten sieht und stur ihren eigenen Weg geht!

Ich würde selbst gerne jeden Abend ihre Kochsendung „Essen um Sechs“ einschalten, da ich das Konzept wahnsinnig spannend finde. Wissenschaft alltagstauglich und für die breite Masse verständlich aufzubereiten halte ich für eine schwere, aber wichtige Aufgabe.

Obwohl ich mich persönlich total für die chemischen Zusammenhänge und Erklärungen begeistern kann und diese für mich noch viel detaillierter hätten sein können, muss man in diesem Buch keine Angst vor Fachsimpelei oder seitenlangen, hochkomplexen Erläuterungen haben. Man bekommt wie beiläufig einiges mit, wobei die Geschichte noch viel mehr zu bieten hat. Die Beziehung zwischen Elizabeth und Calvin, welche einerseits so gar nicht der Norm entspricht aber andererseits fast nicht tiefer hätte sein können, steht zu Beginn im Fokus. Beide hatten keine leichte Kindheit und Calvin ringt Zeit seines Lebens damit, was sich so durch den ganzen Roman zieht und einige schicksalhafte Wendungen bereithält. Auch die Beziehung und Erziehung ihrer Tochter ist Teil der Geschichte und ist wie alles was Elizabeth macht, erfrischend anders.

„Eine Frage der Chemie“ ist der perfekte Titel für diesen Roman. Die Geschichte rund um Elizabeth Zott ist faszinierend und bereichernd und hat mich total begeistert. Die Protagonistin hebt sich ab und ist nicht nur Identifikationsfigur für alle Frauen, sondern auch für alle Chemie und Wissenschaftsbegeisterten und hat mich nachhaltig beeindruckt. Ein großartiger Roman und eine große Empfehlung!

Bewertung vom 08.05.2022
Der Weg der Teehändlerin / Die Ronnefeldt-Saga Bd.2
Popp, Susanne

Der Weg der Teehändlerin / Die Ronnefeldt-Saga Bd.2


sehr gut

Die nächste Generation im Frankfurter Teehandel Ronnefeldt

Der zweite Teil der Familiensaga rund um die Familie Ronnefeldt nimmt uns mit in die Jahre 1853 und 1854. Seit Band eins ist einige Zeit vergangen und Friederike muss nicht nur ihren Teehandel für die Zukunft rüsten, sondern sorgt sich gleichzeitig um ihre Kinder, die erwachsen werden und ihre eigenen Wege gehen wollen, mit denen sie nicht immer so glücklich ist.

Im Fokus dieses zweiten Teils steht die nächste Generation, allen voran die älteren Kinder Carl und Elise, wobei wir auch Wilhelm und Minchen ein kleines Stück auf ihren Wegen begleiten.

Obwohl der Roman in dieser ungemein spießigen Zeit spielt, hinterfragt vorallem Elise immer wieder die damals herrschende Rollenverteilung und macht sich dafür stark, als Frau selbstbestimmt leben zu können. Wenn man den Diskussionen über die Verantwortungsbereiche und die Unterordnung der Frauen folgt – natürlich nur von Männern geführt – schaudert es einen und man ist dankbar, was sich seit dieser Zeit alles verbessert hat. Friederike musste alles selbst in die Hand nehmen, ihre Tochter möchte es von sich aus – dieser Konflikt ist wirklich spannend zu verfolgen gewesen.

Teilweise spielt die Geschichte dieses Mal in Hamburg, was als zusätzlicher Handlungsort interessant eingebaut war. Die Beschreibungen der Orte in dieser Zeit und die Epoche an sich sind so detailliert, dass man sich wunderbar in Ort und Zeit hineinversetzen kann.

Mit den Zeitsprüngen habe ich mir allerdings etwas schwergetan. Dass man sich vieles aus Band eins erst mal wieder in Erinnerung rufen muss, ist ja völlig klar, aber der Sprung am Ende hat die Geschichte für mich zu abrupt beendet. Während man noch gespannt ist, welche Entscheidungen die Kinder wohl treffen werden, finden wir uns plötzlich 35 Jahre später inmitten der nächsten Generation wieder. Allerdings klang dieser Teil so vielversprechend, dass die Vorfreude auf den nächsten Band den Abschied von den Figuren dieses Bandes etwas weniger schmerzlich erscheinen lässt.

Obwohl wir zwar viele interessante Infos über verschiedene Teesorten bekommen, kommt der Teehandel bzw. der Laden an sich wieder etwas kurz. Für diese besondere Familiensage hätte davon gerne mehr die Rede sein können.

Besonders wichtig und interessant war für mich, dass die Autorin im Nachwort nochmals die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion aufzeigt. Auch wer oder was ihre wirklich guten Quellen sind war für mich spannend zu erfahren und untermauert die wirklich gute Recherche nochmals.

Ein toller historischer Roman über eine besondere Familie, den man theoretisch unabhängig vom ersten Teil lesen könnte. Sinn macht es aber trotzdem die Bände chronologisch zu lesen. Ich denke wer dieses Genre mag, wird hier keinesfalls enttäuscht werden. Ich freue mich bereits auf den dritten Teil und empfehle diese spannende Saga gerne weiter.

Bewertung vom 04.05.2022
Engel des Todes / Paul Stainer Bd.3
Ziebula, Thomas

Engel des Todes / Paul Stainer Bd.3


ausgezeichnet

Historischer Kriminalroman

Bereits zum dritten Mal dürfen wir Paul Stainer nun bei seinen Ermittlungen begleiten, die genau mit den Tagen des Kapp-Putsches im März 1920 zusammenfallen.

Die Polizei steht vor einem Rätsel: An jedem Tatort, zu dem sie gerufen werden, finden sie einen geköpften Leichnam vor, dem die Zunge herausgeschnitten wurde. Wäre schon dieser Anblick schwer zu verkraften, geraten einige Kollegen in die Unruhen des Putsches und werden Opfer der sinnlosen Gewaltausschreitungen. Es gibt also nicht nur einen brisanten Fall, sondern auch jede Menge geschichtlichen Zündstoff.

Die Geschichte lebt von Gegensätzen: Wo der eine den Aufschwung der 20er voll auskostet und das Leben genießt, kämpft manch anderer noch stark mit den Nachwehen des Krieges. Viele, die einfach zurück in den Alltag geworfen wurden, finden nicht mehr richtig ins Leben zurück. Auch Stainer gerät immer wieder mit seinem Vater aneinander, da dieser voll falschem Stolz die Kaiserzeiten glorifiziert. Diese Reibungspunkte vermitteln ein gutes Gefühl für die angespannte Stimmung dieser Zeit, die Unruhen und Sorgen der Menschen.

Auch wenn der Aufbau des Krimis dieses Mal ein bisschen anders ist, da recht schnell klar wird, wer der Täter ist, tut dies der Spannung überhaupt keinen Abbruch. Man weiß wer auf der Liste des Mörders steht und so kann man das Wettrennen zwischen Täter und Stainers Team ebenso atemlos verfolgen, als wenn man als Leser völlig im Dunkeln tappen würde. Da dieser Fall während einer politisch spannenden Zeit spielt, muss dem Ganzen auch sein Platz eingeräumt werden, was mir wiederum gut gefällt, da man wie nebenbei noch vieles lernen kann.

Ich finde, dass diese Art Krimi in Kombination mit den historischen Ereignissen sehr gut gelungen ist. Da dieser Zeitabschnitt allein schon so viel Spannung zu bieten hat, wäre ein hochkomplexer Fall mit vielen möglichen Tätern zu viel gewesen. So können beide Handlungsstränge wunderbar nebeneinander herlaufen oder sich auch mal ineinander verstricken, ohne das einer in Vergessenheit gerät.

Wieder einmal hat mir der Schreibstil sehr gut gefallen, da alles so lebhaft beschrieben wurde, dass mir viele der Szenen gut als Film umgesetzt vorstellen kann. Kleine Einschübe aus damaligen Zeitungen oder Behandlungsprotokolle in Schreibmaschinen Optik lockern auf und bringen das gewisse Etwas an Authentizität in die Geschichte mit ein. Die Charaktere sind wunderbar gegensätzlich und interessant und geben Einblicke in ganz verschiedene Lebenssituationen, Träume und Alltage. Die brodelnde Stimmung ist greifbar und lässt einen selbst in diese Zeitspanne eintauchen.

Für alle Stainer Fans sowieso ein Muss. Allen, die gerne einen guten Krimi mit viel geschichtlichem Hintergrund schätzen, kann ich „Der Engel des Todes“ nur empfehlen.

Bewertung vom 03.04.2022
Das Leben, ein wilder Tanz / Die Polizeiärztin Bd.3
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein wilder Tanz / Die Polizeiärztin Bd.3


sehr gut

Schöner Abschluss

Der dritte und letzte Teil der Polizeiärztin Reihe nimmt uns noch einmal mit in das Berlin der 20er Jahre. Magda Fuchs kämpft mit ihrer Doppelbelastung als Polizeiärztin und ihrer eigenen Praxis, während sie gleichzeitig die Suche nach dem kleinen Otto nicht aufgibt. Gemeinsam mit ihrem Mann, Kommissar Mehring, wird sie in ein Verbrechen verwickelt, das ihnen Einblick in die exzentrischen Kreise des Berliner Nachtlebens gewährt. Celia hat währenddessen mit den starren und konservativen Vorstellungen ihrer Schwiegermutter und Matriarchin der Hinnes Dynastie und ihrem Eheleben zu kämpfen.

In diesem Teil gibt es sowohl neue, interessante Figuren, als auch das ein oder andere Wiedersehen mit alten Bekannten. Ein bisschen Wehmut schwingt in jedem Abschluss mit, allerdings lässt man die liebgewonnenen Figuren an einem Punkt in ihrem Leben zurück, an dem sie selbst wie auch der Leser damit zufrieden sein können.

Leider war die Spannung dieses Mal nicht so hoch wie bei den Vorgängern. Durch die vielen Nebenschauplätze gerät der eigentlich spannende und skurrile Fall oft in Vergessenheit. Die ganze Geschichte etwas zu komprimieren, hätte dem Ganzen vielleicht ganz gutgetan. Auch die Figuren haben sich nicht so kontinuierlich wie gewohnt weiterentwickelt und treten gefühlt eher auf der Stelle. Zumindest hatte ich es ein wenig so empfunden, als würden alle nur auf das für sie vorgesehene Ende hinarbeiten. Auch Magda tritt kaum in ihrem Beruf als Ärztin in Erscheinung, sondern immer nur als Sidekick ihres Mannes.

Wofür die Geschichte zwar nichts kann, mich das ein oder andere Mal aber sehr irritiert hat, sind die Wechsel der Erzählperspektive. Diese fallen oft mit dem Ende einer Seite zusammen und haben keine klare Abgrenzung. So ist man auf der nächsten Seite erst mal verwirrt und muss neu einordnen wer gerade über was erzählt.

Besonders gefallen hat mir, dass die Universen aller „Ärztinnen“ hier einen gemeinsamen Schnittpunkt haben. Vielleicht lese ich jetzt bis zum Erscheinen von „Die Töchter der Ärztin“ erst mal noch die „Die Ärztin“ Reihe!

Alles in allem war das Buch wieder wunderbar zu lesen, mit vielen Hintergrundinformationen, die einen das Berlin der 20er gut nachempfinden lassen. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, diese starken Frauen auf ihrer Reise zu begleiten. Trotz einiger Längen ist ein würdiger Abschluss der Trilogie entstanden, die es sich sehr zu lesen lohnt.

Bewertung vom 03.03.2022
Mrs Agatha Christie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.3
Benedict, Marie

Mrs Agatha Christie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.3


sehr gut

Eine raffinierte Version des Rätsels um Agatha Christies Verschwinden

Als großer Agatha Christie Fan habe ich mich sehr auf dieses Buch gefreut, um auf eine unterhaltsame Art, mehr über diese ganz besondere Frau und ihr Leben zu erfahren. Das Buch erzählt in kurzen Kapiteln zwei Handlungsstränge: Zum einen erfahren wir die Ereignisse direkt nach ihrem Verschwinden aus Sicht ihres Mannes Archie, zum anderen begleiten wir die junge Agatha auf verschiedenen Stationen in ihrem Leben und nähern uns immer mehr an den ersten Erzählstrang an. Im Vordergrund steht aber jeweils die Beziehung zwischen Agatha und Archibald.

Von Anfang an habe ich mich gefragt, wie die Autorin wohl das Geheimnis um Christies Verschwinden auflösen wird, da dieses Buch ja genau das behandelt, aber niemand die wahre Geschichte kennt.

Eine kleine Überraschung, die zumindest mich sehr gefreut hat, bietet gleich zu Beginn ein Gespräch zwischen Agatha und ihrer Schwester. Sie unterhalten sich über ihre Lieblingsbücher in der letzten Zeit und so bekommt man gleich ein paar Leseempfehlungen geliefert, die über Christies Vorliebe für Doyles Sherlock Holmes hinausgehen.

Im Lauf der Geschichte tauchen gerade die ersten Krimis und Geschichten Christies immer wieder auf und man erhält interessante Hintergrundinformation zu deren Entstehung oder realen Vorbildern der Charaktere. Allerdings hat mich sehr gestört, dass auf einmal das Ende bzw. der Clou hinter „Alibi“ verraten wird. Hier hätte es definitiv irgendeiner Art Spoilerwarnung bedurft, gerade da man zuvor auf den Krimi neugierig gemacht wurde, was dann natürlich sofort verpufft.

Da ich bisher noch keine Biografie und insbesondere Agatha Christies Autobiografie nicht gelesen habe, kann ich schwer einschätzen, wie nah dieses Buch an der echten Person ist, fand es aber sehr überzeugend. Das damalige Frauenbild bzw. die Rolle der Frau, jagt einem aus heutiger Sicht mal wieder einen Schauer über den Rücken. Die junge Agatha ist in einer toxischen Beziehung gefangen, in der ihr Mann ihr die Schuld vor allem an seinen eigenen Verfehlungen in die Schuhe schieben will und sie jeden Selbstwertgefühles beraubt. Genau deshalb würde ich mir wünschen, dass diese Geschichte genauso passiert ist!

Wenn man sich vor Augen hält, dass es sich hier um eine Mischung aus Biografie und Fiktion hält, wird man wunderbar unterhalten. Allerdings könnte man ohne Vorahnung leicht denken, dass es die wahre Geschichte erzählt, vielleicht hätte das irgendwo noch deutlicher gemacht werden können. Eine besondere Rolle spielt gegen Ende auch ein Manuskript Christies. Hier stellt sich mir jetzt natürlich die Frage, ob dieses Stück tatsächlich existiert und als Basis für eines ihrer Bücher diente?

Für mich ist ein Buch immer dann besonders wertvoll, wenn es mich nicht nur unterhält, sondern auch mein Interesse für ein Thema weckt, sodass ich darüber mehr erfahren möchte und eigene Recherchen anstelle. Das hat „Mrs. Agatha Christie“ definitiv erreicht.

Ich kann mir vorstellen, dass es für alle Agatha Christie Fans spannend ist, die offen sind für eine mögliche Version ihres Verschwindens, die ähnlich ausgeklügelt, irreführend und genial wie die Auflösungen ihrer Kriminalromane ist. Für alle anderen könnte das Ende zu ausgedacht – was es schlussendlich ja auch ist – erscheinen. Nichtsdestotrotz wird die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die nach und nach in die Schlingen einer toxischen Beziehung gerät, es aber schafft sich zu befreien und stärker und selbstbestimmter daraus hervorgeht. Somit kann es allen an diesem Thema interessierten als kurzweilige Unterhaltung empfohlen werden.

Bewertung vom 23.01.2022
Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2
Osman, Richard

Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2


ausgezeichnet

Diamantenfieber

Der Donnerstagsmordclub hat einen neuen brisanten Fall: Diamanten im Wert von 20 Millionen sind verschwunden und kein geringerer ist in diesen Diebstahl verstrickt, als Elizabeths‘ Ex-Mann Douglas. Alle sind Feuer und Flamme, diesem Rätsel auf den Grund zu gehen und als dann noch zwei mysteriöse Morde passieren, gibt es kein halten mehr für den Donnerstagsmordclub.

Der erste Teil dieser Reihe hat mir schon wirklich gut gefallen und deshalb war ich ganz gespannt auf die Fortsetzung, auch, weil einem die ProtagonistInnen wirklich an’s Herz gewachsen sind. Jeder Charakter ist so liebevoll ausgearbeitet und trägt mit seinen Eigenheiten und Macken nicht nur dazu bei, den Fall aufzuklären, sondern lässt einen auch viel über Freundschaft und Zusammenhalt lernen und macht so die Geschichte zu etwas ganz Besonderem und Einzigartigem. Dies setzt sich auch in dem zweiten Teil fort und so bekommt jeder die Bühne, die er auch verdient.

Dem Club wird es nicht langweilig, gleich mehrere Fälle müssen sie gleichzeitig lösen und finden doch zu allem eine gewitzte Lösung. Fast wie bei einer Schnitzeljagd folgen sie Hinweis für Hinweis und es macht wahnsinnig Spaß, sie dabei zu begleiten. Auch man selbst darf etwas miträtseln, obwohl man dabei keinem der Mitglieder des Donnerstagsmordclubs das Wasser reichen kann.

Neben der Spannung, die sich durch die ganze Geschichte zog, hatte ich auch viel zu Lachen. Ich habe mich köstlich über versteckte Botschaften in geheimen Briefen oder aber Joyce neu entstandener Instagram Karriere amüsiert. Überhaupt hat man mit ihr immer was zu lachen. So zieht die verschmitzte Joyce beispielsweise einmal den Schluss, wer in den sozialen Medien nicht zu finden sei, müsse dementsprechend tot sein. Auch über das Privatleben der Detectives erfährt man wieder einiges, was allerdings der Spannung keinen Abbruch tut.

Alles in allem fand ich diesen zweiten Fall sogar noch etwas besser als den Ersten. Für mich war alles klarer strukturiert und es gab nicht zu viele Nebenschauplätze. Auch die kurzen Kapitel fand ich sehr angenehm und so wurde keine Handlung unnötig in die Länge gezogen.

Ich kann es nur wiederholen, vor allem der Blick auf das ganze Thema Seniorenresidenz finde ich wunderbar umgesetzt. Hier wird das Leben in Coopers Chase nicht als letzte Haltestelle dargestellt, sondern einfach als neuer Lebensabschnitt, was ich als sehr erfrischend empfinde. Nichtsdestotrotz wird einem bewusst, dass keiner das ewige Leben hat. Daher fand ich die Interpretation des Titels bezüglich dem ganzen Thema Demenz ergreifend und hat einen nachdenklich gestimmt.

Für alle, die auch schon Fans des ersten Teils waren, ein Muss! Wer hier an einen Cozy-Krimi denkt, ist eindeutig falsch gewickelt und wird den Donnerstagsmordclub wohl erst noch kennenlernen müssen. Deswegen kann diese Reihe eigentlich allen Krimi Fans empfohlen werden.

Mögen sich die Mitglieder des Donnerstagsmordclubs noch eines langen, gesunden und glücklichen Lebens erfreuen! Ich freue mich auf ein Wiedersehen.