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GeSchwaetz

Bewertungen

Insgesamt 26 Bewertungen
Bewertung vom 23.04.2024
Nachspielzeiten
Vogelsang, Lucas

Nachspielzeiten


ausgezeichnet

This is a men's world in diesem Buch für Fans des Männerfußballs.

Wem aktuell die Lust am Fußball (aus Gründen) abhandengekommen ist, findet sie beim Lesen dieser unterhaltsamen und teilweise amüsanten „Nachspielzeiten“ vielleicht wieder. Rechtzeitig zur EM im Sommer diesen Jahres in Deutschland.
Lucas Vogelsang, ein Autor mit viel Sinn für wortspielerischen Humor, weckt mit seinem Buch viele Erinnerungen an einige Spieler, große Erfolge, einige Macken und alte Sünden, jedoch ohne Zeige-oder Stinkefinger.
An König Otto (Otto Rehagel, Rehakles und Ioannis Topalidis führten 2004 die Nationalmannschaft Griechenlands zum EM-Sieg).
An Kaiser Franz (Franz Beckenbauer, mit Pelé in New York).
An Paul Gascoigne (Gazza) und Vinnie Jones.
An „Icke“ Thomas Häßler, Mehmet Scholl, Jimmy Hartwig, Ailton, Eike Immel, Tim Wiese u.a.
Dieses sportliche Buch, eine bunte Mischung aus Fußball und Feingeist, Anekdoten, Boulevard-Medien-Berichten und Zwischenlandungen im Trash-TV, bietet viel Swing für Herz und Hirn, im stets rhythmischen Tempowechsel sehr kurzer und sehr langer Sätze. Ich hatte jedenfalls Spaß dabei.

Bewertung vom 18.03.2024
Kosakenberg
Rennefanz, Sabine

Kosakenberg


ausgezeichnet

Vom Verlassen der Heimat

Nach der Wende in der DDR und der Wiedervereinigung Deutschlands haben viele Menschen ihre Heimatdörfer verlassen. Fabriken und Betriebe wurden geschlossen. Es gab keine Arbeit mehr auf dem Land und ohne diese keine Perspektive auf ein, nach den politischen Veränderungen erhofftes, besseres Leben.
Kathleen, die Ich-Erzählerin, arbeitet als Grafikdesignerin in London. Sie fühlt sich dort so wohl, dass sie sich ein Haus kauft und sesshaft werden will. Sie hat Kosakenberg, ihren Heimatort im Brandenburgischen, verlassen und kehrt nur noch selten, mit wachsender Entfremdung, und nur besuchsweise zurück. Sie stellt sachlich fest, was sich im Dorf und an den Menschen verändert hat und erinnert sich daran, wie es früher einmal war.
Von all dem erzählt Sabine Rennefanz sehr authentisch und mit einem wunderbar sanften Humor, so dass es eine Freude für mich war, diesen Roman zu lesen.

Bewertung vom 12.03.2024
Das Jahr ohne Sommer
Neumann, Constanze

Das Jahr ohne Sommer


ausgezeichnet

Pendeln zwischen Heimatgefühlen

DDR in den 1970er Jahren. Als die Ich-Erzählerin drei Jahre alt ist, wollen ihre Eltern mit ihr aus der Diktatur in die Freiheit, in die Bundesrepublik, fliehen. An der Grenze werden sie entdeckt. Die Eltern kommen als Republikflüchtlinge ins Gefängnis. Das Kind zunächst in ein Heim, dann zu ihren Großeltern nach Leipzig, bis sie später zu ihren, vom Westen freigekauften, Eltern übersiedeln kann.
Die emotionalen Erinnerungen an die alte Heimat lassen die Ich-Erzählerin nie wirklich los, in der neuen Heimat kommt sie nie richtig an.
So, wie das Kind auf dem Cover auf einer Schaukel zu sehen ist, pendeln ihre Gedanken, Gefühle und Sehnsüchte ständig zwischen dem, was sie in der DDR geprägt hat und dem Willen, sich dem Leben in der Bundesrepublik anzupassen, hin und her. Zwischen ihren zwei Welten finden sich keine verwurzelten Heimatgefühle, die ihr Halt geben können.
Die gescheiterte Flucht aus der DDR-Diktatur in die Freiheit der Bundesrepublik und die folgende Gefängnisstrafe haben die Eltern, besonders die Mutter der Ich-Erzählerin, traumatisiert.
Die Probleme, die sich für das Kind beim Aufwachsen und Eingewöhnen in der neuen Heimat ergaben, werden viele Menschen aus ähnliche Gründen nachvollziehen können.
Constanze Neumann erzählt sachlich, in knappen Sätzen und in einer einfacher Sprache, die oft wie unbeteiligt wirkt. Vieles wird leider wiederholt erwähnt. Man spürt die erdrückende Atmosphäre dieses tristen grauen Landes, dieser grauen Stadt und diese unbehagliche Enge im DDR-Alltagsleben. „Man konnte nicht sagen, was man dachte, und man konnte nicht fahren, wohin man wollte.“

Bewertung vom 21.12.2023
Die Verletzlichen
Nunez, Sigrid

Die Verletzlichen


ausgezeichnet

Ein Essay-Roman zum Literatur-Verlieben

New York, 2020. Corona-Virus. Pandemie. Lockdown. Quarantäne. Weltweit waren wir alle „Die Verletzlichen“.
Eine Freundin der Erzählerin, kann wegen der Reisebeschränkungen, nach einem Aufenthalt in Kalifornien, für ungewisse Zeit nicht in ihre Wohnung nach New York zurückkehren. Sie bittet die Erzählerin, sich um Eureka, ihren Papageien zu kümmern und am besten in ihre Wohnung einzuziehen. Eines Tages taucht ein viel jüngerer Mann in dieser Wohnung auf, der sich ebenfalls um den Ara kümmern möchte. Werden die beiden miteinander zurechtkommen?
Sigrid Nunez schickt ihre Erzählerin auf viele lange Spaziergänge durch die veränderte Atmosphäre der Stadt, die sich ohne die Menschen, die sich sonst dort drängen und tummeln, seltsam und fremd anfühlt. Sie geht von Park zu Park und lässt ihre Gedanken wandern. Über das Schreiben, über das Komische, das man auch im Traurigen als Trost finden kann, über die Erfahrungen von Verlusten von Menschen, von Heimat, von gewohntem Alltag. Über aktuelle Diskussionen (Feminismus, Frauenrechte, Politik u.a.).
So entsteht ein Potpourri, nicht eines launischen Frühlings, wie im ersten (zitierten) Satz, sondern einer turbulenten und verwirrenden Zeit während sich das Corona-Virus global verbreitete.
Der Papagei, der mit seinen gestutzten Flügeln in seinem großen und schön gestalteten Käfig lebt, ist eine sehr gute und altbewährte Metapher, die hier für die Ausgangssperre während der Pandemie, in der die Freiheit aller eingeschränkt war, steht.
Der Autorin, die uns an ihrer Liebe zur Literatur teilhaben lässt, die immer wieder zwischen romanhafter Erzählung und essayistischen Betrachtungen wechselt, ist ein sehr interessanter und unterhaltsamer Essay-Roman gelungen, der so viele Gedanken enthält, dass man sich mit einigen noch länger beschäftigen, sich öfter erinnern und dieses Buch sehr wahrscheinlich noch ein zweites und ein drittes Mal lesen wird.
Für das Cover, das mir überhaupt nicht gefällt, hätte ich mir ein anderes Motiv gewünscht. Zum Beispiel eine einsame Spaziergängerin in einem großen Park.

Bewertung vom 31.10.2023
Jil Sander. Eine Annäherung
Wiesner, Maria

Jil Sander. Eine Annäherung


sehr gut

Jil Sander – Zeitlose und schlichte Eleganz in Perfektion

Die „Queen of less“ Jil Sander, nicht im direkten Mittelpunkt des Covers, aber sehr präsent. Sie kommt aus einer, in warmen, dunklen Farben gehaltenen Kulisse, ihre Körperhaltung ist dezent, ihr Blick freundlich, ihr Lächeln zaghaft, um sich für einen Moment ihrem Publikum zu zeigen.
Dieses Bild, das schon sehr viel über die Persönlichkeit der Porträtierten aussagt, steht für das, was man bekommt. Eine sanfte Annäherung an die weltberühmte deutsche Mode-Designerin, über die man nicht viel erklären muss. Ihre „Marke“ spricht buchstäblich für sich.
Bei der Autorin Maria Wiesner spürt man eine große Verehrung für Jil Sander, die schon als 24-Jährige in Hamburg Pöseldorf eine eigene Mode-Boutique eröffnet hat und ihren künstlerischen Weg konsequent weiter ging, ihrem Stil und ihren Ansprüchen über Jahrzehnte treu blieb.
Wahrscheinlich wollte sie die Designerin für ihre Lebensleistung, anlässlich ihres 80. Geburtstages am 27. November 2023, mit diesem Buch besonders würdigen. Das ist relativ gut gelungen.
Deutliche Reduzierung von diversen Wiederholungen und mehr Sorgfalt bei sprachlichen Details (wie z.B. weibliche Designerin) wäre gerade bei einem Buch über eine Perfektionistin, wie Jil Sander eine ist, sehr angebracht gewesen.
Maria Wiesner skizziert in diesem Buch die Modewelt, in der sich Jil Sander bewegte, von den 1960er bis in die 2020er Jahre, informativ, sachlich, einfach strukturiert und schnörkellos.

Bewertung vom 26.10.2023
Endstation Malma
Schulman, Alex

Endstation Malma


sehr gut

Mit dem Zug des Schicksals bis zur Endstation

Vom gelben Licht der Sonne beleuchtet zieht ein Adler weit über allen Dingen seine Kreise und kann frei entscheiden, wann er sich wie das Schicksal, auf seine Beute stürzt, für die es kein Entkommen mehr geben wird.
Wir Lesenden haben seine Sicht von oben auf die Figuren, die von Alex Schulman alle auf Bahnsteigen wartend und in Zügen sitzend, eingeführt werden, womit vom Autor von Beginn an eine gute Spannung aufgebaut wird.
Während langer Zugfahrten hat man viel Zeit zum Nachdenken. Besonders Harriet, die in diesem Roman im Mittelpunkt steht, beschäftigt sich intensiv mit ihren Erinnerungen an ihre Eltern und ihre Kindheit, um herauszufinden welche Ereignisse und Erlebnisse sich so negativ auf ihr Leben und ihre Psyche ausgewirkt haben. Sie glaubt, „Sie sei eine Gefangene der Entscheidungen, die andere für sie getroffen hätten …“ und dass „Die Zukunft […] bereits vorherbestimmt“ ist und sich nicht beeinflussen lässt.
Alex Schulman versucht herauszuarbeiten, warum manchen Menschen psychisch krank sind. Sind es hauptsächlich die vererbten Traumata, die von Generation zu Generation weitergegeben werden? Kann man seinem Schicksal wirklich nicht entkommen? Ab wann und wodurch lösen sich familiäre Bindungen auf?
Wenn man erst einmal sortiert hat, wer wer ist und wer zu wem gehört, nimmt der Roman langsam Fahrt auf wie ein Zug, der durch die Leben der Figuren fährt. Im letzten Drittel allerdings zuckelt er so träge von Station zu Station, dass man froh und erleichtert ist, dass er endlich seine Endstation Malma erreicht hat.
Obwohl ich mir manches in den Beschreibungen der Familienkonstellationen und der schönen schwedischen Natur etwas variantenreicher gewünscht hätte, ist es doch insgesamt ein sehr guter Roman, der seinen Fokus auf die Bedeutung der Psychologie für uns Menschen gerichtet hat.

Bewertung vom 14.10.2023
The Magic Border
Parks, Arlo

The Magic Border


ausgezeichnet

The magic border of poetry

„Beim Schreiben von Lyrik geht es für mich um tiefe Innerlichkeit.“ Mit diesem Satz beginnt Arlo Parks ihr einführendes Statement zu ihrem Buch „The Magic Border“. Und sie erläutert weiter: „Wenn ich schreibe, fühle ich mich, als würde ich lernen, schwierige Dinge weicher zu machen und sie dann zu externalisieren.“
Einen Menschen macht in seinem Leben, seinem Empfinden, seiner Kunst, nicht nur eines aus. Und so ist es interessant und auch mutig, dass die Künstlerin hier ihre Gefühlswelt aus Lieben, Ängsten, Zweifeln, Sprache, Poesie, Musik und Bildern der Öffentlichkeit zur Einsicht übergibt.
Ich habe beim Lesen des Buches das aktuelle Album von Arlo Parks „My Soft Machine“ gehört, wodurch ihre Texte, die so viel Liebe, Zweifel, Fragen und Sehnsüchte enthalten, die vom leichtgängigen Rhythmus der Musik und ihrer sanften Stimme zärtlich umspielt werden, noch intensiver wirken. Auf diese Weise ist ein sehr poetisches Gesamtkunstwerk entstanden.
Ihr Blick auf dem Cover aus einem freundlichen Himmelblau heraus, richtet sich nicht an die Betrachtenden dieses Fotos, sondern sucht vielleicht die magische Grenze zwischen der Poesie ihrer Seele und der Wahrhaftigkeit des Lebens.
Der Übersetzung von Amanda Mukasonga hätte etwas mehr Geduld und Sorgfalt gut getan. Schon im Inhaltsverzeichnis ist nicht alles ins Deutsche übertragen worden. Mal eine vertauschte Reihenfolge von Zeilen und mal eine nicht sehr treffende Formulierung, die dem Original nicht gerecht wird, lenken kurz ab, schmälern aber nicht wirklich das Leseerlebnis, dieses Buches, dass man bestimmt öfter zur Hand nehmen wird.

Bewertung vom 09.10.2023
Ich erkenne eure Autorität nicht länger an
Bech, Glenn

Ich erkenne eure Autorität nicht länger an


ausgezeichnet

Tacheles reden. Weil es nötig ist.

Diskriminierungen gegen Menschen, die nicht der sogenannten heteronormativen Lebensführung entsprechen, die aus finanziellen, familiären und diversen anderen Gründen nicht zu den Privilegierten gehören, finden nicht nur weiterhin im Alltag statt, sie nehmen auch zu. Warum wird erwartet, dass Menschen sich und ihre Art zu leben und zu lieben, erklären und rechtfertigen sollen? Hilft es dem Einzelnen wirklich, wenn Stars sich in den sozialen Medien outen und sich symbolisch zum gleichberechtigten Leben aller auf allen Ebenen bekennen?
Aus seiner Hilflosigkeit und Wut heraus schrieb Glenn Bech dieses Manifest, in dem er über seine sehr persönlichen Erlebnisse mit Diskriminierung, Mobbing u.a. berichtet und viele Fragen stellt, die jeder Lesende sich selbst beantworten kann.
Dieses Manifest ist ein Aufruf, uns gegenseitig mehr Raum zu geben, sich wieder auf Empathie und Menschlichkeit zu besinnen. Traurig, dass so etwas nötig ist. Leseempfehlung!

Bewertung vom 06.10.2023
Lichtspiel
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


ausgezeichnet

Das Leben ist kein Film

Daniel Kehlmann erzählt eingebettet in die historischen Ereignisse des 2. Weltkrieges, aus dem Leben und Arbeiten des Regisseurs G.W.Pabst, der zu seiner Zeit, dem Übergang vom Stumm- zum Tonfilm, sehr berühmt war.
Wunderbar vielsagend beginnt dieser Roman, mit dem Vergessen dessen, was während des Krieges passierte. Vor allem von denen, die sich schuldig fühlten und schuldig waren.
Stellvertretend für unzählige Menschen, wird an G.W.Pabst sehr nachvollziehbar aufgezeigt, wie schwierig es ist, sich in politisch komplizierten Zeiten soweit anzupassen, um überleben zu können, auch wenn einem moralisch vieles gegen die Überzeugungen geht.
Der Regisseur denkt weder politisch korrekt, wie die Reichsfilmkammer es von ihm fordert, noch verhält er sich clever, als es noch die Möglichkeit zu reisen, zu emigrieren gibt. Nach einem Aufenthalt in Hollywood, kehrt er nach Europa, nach Österreich, zurück und soll Filme zur Unterhaltung des Publikums drehen. Immerhin blieben ihm Propagandafilme erspart.
Nach dem Verlust des Material seines Films „Der Fall Molander“, der nach der vehementen Aussage seines Assistenten nie gedreht wurde, hat er sich mehr und mehr in sich selbst zurückgezogen, sich immer heftiger in seine Obsession des Filmemachens hineingesteigert und ist der Welt entflohen. Er versucht, mit Verdrängung der Realität durchs Leben zu kommen. Alles was er sieht und erlebt, betrachtet er aus der Perspektive des Filmemachers. Doch das Leben ist kein Film.
Daniel Kehlmann nutzt gekonnt einige literarische Stilmittel, seinen subtilen Humor und zeichnet sehr einfühlsam die unterschiedlichsten Figuren, ohne zu werten, so dass sie einem fast alle ans Herz wachsen.
Dieses „Lichtspiel“ ist auch deshalb so interessant, weil viele Beschreibungen, Szenen, Dialoge u.a. spiegeln, was für uns heute relevant und politisch sehr aktuell ist.
Die Lektüre dieses Romans ist sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 25.08.2023
Hinter der Hecke die Welt
Molinari, Gianna

Hinter der Hecke die Welt


sehr gut

Bestandsaufnahme statt Zukunftsvision im globalen Dorf.

Ein einsames Dorf, irgendwo im beginnenden Nirgendwo. Eine riesige Hecke, hoch wie ein Leuchtturm, in baumloser Weite. Leerstehende Häuser. Eine Pension ohne Gäste. Dort leben nur noch wenige Erwachsene, zwei kleine Kinder und ein Hund. Auf der Landkarte nur noch als winziger grüner Strich zu entdecken. „Das geht nicht nur uns so. Auch andere Orte verschwinden, Inseln gehen unter, Berge zerbröseln zu Steinklumpen, Klümpchen, zu Staub.“ Alles schwindet. Nur die Hecke wächst. Hinter der großen Hecke vermutet die kleine Pina die Welt. Was tut sie? Was ist der Plan? Gibt es überhaupt einen?
Ihre Mutter arbeitet auf einem Forschungsschiff in der Arktis.
Gianna Molinaris Wissenschaftler, Meeresbiologen, Geologen u.a. versuchen, die Erde, die Natur, rückwärts zu verstehen, denken aber nicht vorwärts. Zumindest wird keine Zukunftsvision angedeutet. Oder soll der Verweis auf die Zugvögel uns sagen, einst werden Beduinen unsere Lehrmeister sein? Ihre Figuren erzählen ständig, sie stellen sich dies und jenes vor zu tun, aber sie verändern nichts. Weil sie keine Zukunft haben? Weil sie resignieren?
Antworten gibt die Autorin nicht. Wir tragen das Wissen um den Zustand unserer Erde in uns.
Gianna Molinari vermengt viele Zutaten für eine Geschichte, die ein Roman werden sollte, wie für eine Bouillabaisse àla Arctica. Jeweils ein paar Gramm Inspirationen aus Nils Holgersson, dem Kleinen König, der Insel der besonderen Kinder, aus Dokumentarfilmen, Zeitungsmeldungen aus den Rubriken, Wissenschaft, Kurioses und Vermischtes u.a.m. Doch das Ergebnis blieb für das große Format dann doch zu klein. Wie die Kinder im Dorf mit der Hecke. Alles ist wie von einem Schlafrock umhüllt und hat beim Verzehr einen dumpfen, trägen, ermatteten, hoffnungslosen Sound.
Die abstrakte Symbolik auf dem Cover war für mich nicht kaufanregend.
Während der Lektüre verstand ich sie allerdings sehr gut. Sie hätte durchaus eindeutiger sein können, denn unser Umwelt-und Klimaproblem ist längst nicht mehr abstrakt.

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