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suse9

Bewertungen

Insgesamt 16 Bewertungen
12
Bewertung vom 02.11.2023
Es heißt Freundschaft, weil man mit Freunden alles schafft / Ziemlich beste Mäuse Bd.1
Andeck, Mara

Es heißt Freundschaft, weil man mit Freunden alles schafft / Ziemlich beste Mäuse Bd.1


ausgezeichnet

Mit Freunden schafft man alles

Kinderbücher, die mit Cover und Titel aus dem Pulk der rosa oder hellblau süßen Geschichten hervorstechen, sind es wert, dass man einen näheren Blick ins Buch wagt.

Henry hat alles genauestens geplant und vorbereitet, um seinen Weg zum Meisterdieb mit dem Raub eines riesigen Berges Geld zu ebnen. Nichts überlässt er dem Zufall. Die Haare liegen, der Sprung sowie Rückweg sind berechnet. Auf alles ist er vorbereitet, nur nicht auf ein Gewitter.

Die Geschichte ist erfrischend anders, spannend und lustig zugleich. Henry erobert die Herzen der Leserschaft im Sturm, da er clever aber nicht unfehlbar ist. Auf seinem Weg zum besten aller Meisterdiebe lässt er sich von Niederlagen nicht aus der Bahn werfen, was ihn sehr sympathisch macht und den Kindern zeigt, dass es immer eine Lösung geben kann. Auch wenn er sein Ziel vor Augen hat und alles dafür tut, hat er doch sein Herz auf dem richtigen Fleck, lernt aus Fehlern und überwindet Ängste.

Die Charaktere sind authentisch und nachvollziehbar. Besonders gefallen hat mir auch, dass die Handlung nicht immer vorhersehbar ist und Raum für Fantasie lässt.

Die Illustrationen passen super zum Text und ergänzen diesen auf humorvolle, aber nicht aufgesetzt alberne Art. Man hat Spaß in ihnen versteckte Kleinigkeiten zu suchen. So habe ich mich zum Beispiel köstlich über die Bibliothek der „Leseratte“ amüsiert.

Mir ist es wichtig, dass Kinder ernst genommen und nicht mit verkitschten oder zu belehrenden Geschichten abgespeist werden. Bei "Ziemlich beste Mäuse" liegt eine interessante Mischung aus Spannung, Humor und wichtiger Botschaft vor. Am Ende hätte ich mir diese zwar ein bisschen subtiler gewünscht, aber wenn man berücksichtigt, dass das Buch für Kinder ab 5 Jahre ist, passt das wieder.

Bewertung vom 11.07.2022
Beifang
Simons, Martin

Beifang


gut

Wann ist man ein guter Vater?

Dieser und weiterer Fragen geht der Roman „Beifang“ nach. Frank hat Schwierigkeiten, seinen Platz im Leben zu finden. Es geht ihm gut, hält er sich doch mit dem Verfassen von Werbetexten über Wasser. Mehr als das will er aber auch nicht. Keine Ambitionen, Träume oder Leidenschaften, weder Familie noch richtige Freunde. All dies ist ihm im Laufe der Jahre abhandengekommen. Es wird Zeit, den Grund dafür zu suchen, und der liegt in der Vergangenheit seines Vaters – so scheint es.

Die Geschichte beginnt interessant und hat Potential. Der Autor nimmt den Leser mit in eine Welt, die fremd und undurchsichtig ist. Der Schreibstil gefiel mir gut. Er war schnörkellos, eigen und lies genug Raum für Zwischentöne. Nicht alles wurde ausgesprochen, Manches nur angedeutet, was das Lesen bereicherte. Ich las das Buch an einem Tag und war nicht bereit, es für längere Zeit aus der Hand zu legen. Dennoch weiß ich jetzt am Ende nicht so richtig, ob es mir gefiel oder nicht. Die Charaktere waren gut beschrieben, glitten mir aber durch die Finger. Es gab viele Grautöne, realistische Dialoge und nachvollziehbare Episoden, aber auch viel Ungelöstes und Nichtgesagtes. Ja, so ist das Leben – es gibt nicht für alles eine Lösung. Deshalb mag ich auch offene Enden im Roman. Hier allerdings fühlte ich mich teilweise alleingelassen und überfordert. Dem Buch – und vor allem mir – würde es guttun, darüber ins Gespräch zu kommen.

Ich vergebe 3 Sterne, da „Beifang“ ein gut geschriebener Roman ist, der zum Gedankenaustausch und zur Eigenreflektion einlädt, mich aber ein wenig verloren zurücklässt.

Bewertung vom 04.04.2022
Tell
Schmidt, Joachim B.

Tell


ausgezeichnet

Ohne Pathos und Klischees

Wilhelm Tell, wer hat nicht schon vom Schweizer Nationalhelden gehört. Joachim B. Schmidt greift diese Geschichte auf und interpretiert sie neu.

Ich bin kein Freund davon, dass Stücke modernisiert oder umgeschrieben werden, um sie dem Publikum/der Leserschaft gefälliger zu gestalten. Allerdings mag ich Interpretationen, die den Blick erweitern, Sichtweisen verändern und dazu animieren, sich mit einem Stoff neu auseinanderzusetzen. Es ist wie mit der „Zauberflöte“. Man kann sie sich immer wieder anschauen, wird aber nie zweimal die gleiche Oper sehen.

Dem Autor ist es gelungen, um die Tell-Saga herum, eine spannende, interessante Geschichte zu erzählen, die tiefe Einblicke in das Leben um das Jahr 1307 gewährt. In teilweise sehr kurzen Abschnitten lässt er die verschiedensten Personen in der Ich-Form zu Wort kommen. Der sich somit ständig verändernde Schreibstil trägt zur Erhöhung der Spannung bei. Jeder Charakter lässt einen Blick in sein Inneres zu. Somit verwischt sich Schwarz/Weiß zu einem Grau, das genug Spielraum für den Leser lässt, eigene Schlussfolgerungen zu ziehen. Der Autor hat sich außerdem die Freiheit genommen, Problematiken in den Roman einfließen zu lassen, die zu erwähnen wichtig sind. Mir gefiel dies gut, entwickelte sich der Roman dadurch doch von einem Heldenepos zu einem Plädoyer für die Liebe. Charaktere wurden greif-und Handlungen nachvollziehbar. Geschichte zum Anfassen.

Bewertung vom 31.01.2022
Ein Zesel zieht ein / Grimm und Möhrchen Bd.1
Schneider, Stephanie

Ein Zesel zieht ein / Grimm und Möhrchen Bd.1


ausgezeichnet

Herzlich Willkommen, Zesel!

Der Zesel – nicht ganz Esel und auch kein Zebra - erobert nicht nur das Herz des ein wenig einsamen Buchhändlers Grimm im Sturm. Er steht plötzlich in der Tür der Buchhandlung und hat nicht mehr vor zu verschwinden. Mit seiner unvoreingenommenen, neugierigen Art wirbelt er das verstaubte Leben von Grimm auf und sorgt für eine erfrischende Brise. Dabei ist er ziemlich keck und aufgeweckt, hat aber auch Fehler und Ecken.

Die kurzen Kapitel eignen sich sehr schön zum Vorlesen. Dabei werden Themen des täglichen Miteinanders aufgegriffen, ohne belehrend zu wirken. Sie regen die Fantasie an und laden zum Ausprobieren ein. Vor allem die Wortspiele ließen mich manchmal laut auflachen.

Die Illustrationen sind wunderschön gezeichnet (zum Glück nicht zu brav) und passen hervorragend zur Geschichte. Vieles gibt es zu entdecken, manches ist versteckt und erst beim zweiten Mal Hinsehen klar. Selbst ich als Erwachsene habe sie aufmerksam betrachtet und hatte viel Spaß dabei. So werden alle – Klein und Groß – sicher viel Freude mit dem Buch haben.

„Der Zesel zieht ein“ könnte der erste Band einer interessanten Reihe werden, die Potential hat.

Bewertung vom 21.10.2021
Grace
Lynch, Paul

Grace


ausgezeichnet

Zu viel gewollt

Im Jahr 1845 herrscht in Irland eine große Hungersnot. Die Menschen kämpfen ums nackte Überleben. Die Nahrung reicht schon lange nicht mehr für alle, und so wird die 14jährige Grace von ihrer Mutter von heute auf morgen verstoßen. Völlig verwirrt und die Situation schwer begreifend versucht Grace, sich auf der Straße durchzuschlagen. Dabei trifft sie auf die verschiedensten Menschen und muss sich gefährlichen Situationen stellen.

„Eine unvergleichliche Odyssee mit einer unvergesslichen Heldin, erzählt in einer ganz eigenen Sprache – kraftvoll, atemlos und lyrisch zugleich“ (Klappentext) – diese kraftvolle, lyrische Sprache war es, die ich kennenlernen wollte. Natürlich lockte mich auch die Geschichte selbst, da ich sehr wenig über die Hungersnot um 1845 wusste. Am Ende des Romans, welcher mir unglaublich lang und aufgeblasen vorkam, bleibe ich ein wenig enttäuscht zurück. Das Elend der Leute wurde sehr bildhaft geschildert, so dass ich mich in die Zeit hineinversetzen konnte. Allerdings empfand ich die Ereignisse ein wenig sprunghaft, wie nur nebeneinander aufgereiht und nicht richtig verbunden. Die Heldin, die unvergesslich werden sollte, entzog sich mir zunehmend. Ich konnte sie nicht richtig fassen und einordnen. Sie blieb fast kalt. Die Mythen und Rätsel, die eigentlich auflockern und zum besseren Verständnis von Land und Leuten dienen sollten, empfand ich weitestgehend als störend, da es ihrer viel zu viele waren. Am meisten hat mich aber der Schreibstil enttäuscht. Ja, er war teilweise lyrisch, ja auch eigen, aber auch hier war mir von allem wieder zu viel. Zu viel Poesie, so dass es teilweise schwülstig wurde und aufgesetzt wirkte – zu viel nicht zu Ende gebrachte Gedanken, die den Leser am losen Faden hängen ließen. Und ein falscher Satzbau mag als „eigen“ durchgehen, ich fand ihn eher ärgerlich, da er meinen Lesefluss störte.

Einige Passagen waren wirklich spannend und interessant erzählt, alles in allem hat mir „Grace“ aber nicht gefallen. Meine Erwartungen, erzeugt durch den Klappentext, waren groß und wurden nicht erfüllt.

Bewertung vom 17.09.2021
Reise durch ein fremdes Land
Park, David

Reise durch ein fremdes Land


ausgezeichnet

Kein Weg zu weit

Ein Schneechaos führt dazu, dass alle Flüge gecancelt wurden und das vor Weihnachten. Tom setzt sich kurzerhand ins Auto, um seinen fiebernden Sohn Luke abzuholen und nach Hause zu bringen, damit die Familie das Fest gemeinsam begehen kann. Die Fahrt dauert lang und ist mühsam. Nur selten begegnet er jemandem. Die beste Zeit also, um seinen Gedanken freien Lauf zu lassen und sich Zweifeln und Ängsten zu stellen. Die Frage ist nur, ob Tom da auch will und wohin das führt.

Ich muss gestehen, dass ich den Klappentext nicht aufmerksam genug studiert habe. Es gibt einige Themen, über die ich ungern einen Roman lese. Als ich jedoch bemerkte, wohin mich die Reise mit Tom führen würde, war es bereits zu spät, denn der Autor hatte mich mit seiner Art, die Gedanken des Protagonisten offen zu legen, schon überzeugt. Er führt den Leser tief ins Innere und beschreibt Freude und Hoffnung aber auch Trauer und Mutlosigkeit. Mit aller Kraft versuchte ich, beim Lesen auf Distanz zu bleiben, was mir jedoch durch den Sog der Worte misslang. Es muss schwer sein, einen ganzen Roman in der Gedankenwelt eines Protagonisten spielen zu lassen, ohne sich im Kreis zu drehen, rumzuschwafeln oder Seiten zu schinden. Aber genau das ist dem Autor gelungen. Auch schwingt er sich nicht auf, über den Dingen zu stehen. Er deckt menschliche Schwächen auf, ohne sie zu verurteilen, benennt Fehler, lässt aber die Frage nach dem besseren Weg offen.

David Park zeigt, wie das Leben ist und dass es klein Richtig oder Falsch gibt. Wer hat schon für alles eine Lösung?

Der Roman liefert keine Hollywood-Vorlage, aber jeder, der mutig genug ist, Tom auf seinem Weg zu seinem Sohn zu folgen, findet ein Stück Hoffnung. Das Buch macht nachdenkelich, spendet aber auch Trost.

Bewertung vom 30.08.2021
SCHWEIG!
Merchant, Judith

SCHWEIG!


ausgezeichnet

Rotkäppchen und die böse Schwester

Freunde kann man sich aussuchen, Familie nicht. Jeder weiß das und hat sicher schon das ein oder andere Mal frustriert über ein Familienmitglied geseufzt. Man kann sich also ziemlich gut in Esther hineinversetzen, als sie aus Pflichtgefühl am Tag vor Heiligabend zu ihrer kleinen Schwester Sue in den Wald fährt, um sich zu vergewissern, dass in dem einsamen Haus alles in Ordnung ist. Das Verhältnis der Beiden steht nicht zum Besten, und deshalb würde sie sich viel lieber um die vielen kleinen wichtigen Nebensächlichkeiten kümmern, die zu einem perfekten Weihnachtsfest gehören. Doch sie ist nun einmal die große Schwester und muss sich kümmern. Egal, ob das gewünscht wird oder nicht.

„Schweig“ ist ein spannendes Kammerstück, das den Leser tief in die Seelen der Protagonisten schauen lässt. Zwei Schwestern, die nicht miteinander reden möchten und es doch tun. Ereignisse aus der Vergangenheit werden aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und demnach auch verschieden wahrgenommen. Man ist hin- und hergerissen, wem man mehr Glauben schenken kann. Ich fand es unglaublich spannend, zwischen den Zeilen zu lesen und jedes noch so kleinste Detail zusammenzufügen.

„Schweig“ wird als Thriller beworben, aber ist es wirklich einer? Mit Sicherheit kein herkömmlicher, und vielleicht werden Fans dieses Genres enttäuscht Actionszenen und Verfolgungsjagden vermissen. In fast plauderndem Ton baut die Autorin jedoch langsam einen Spannungsbogen auf, der am Schluss zum Reißen gespannt ist.

Für mich war es die perfekte Mischung: ein ruhiger, unspektakulärer Schreibstil, der in Abgründe schauen lässt, die Mitleid, Wut und Angst erzeugen. Kurze Kapitel bringen schnelle Perspektivwechsel und mit ihnen ein Zweifeln am zuvor Gelesenen. Es gibt keine Schwarz-/Weiß-Charaktere, keine Vorhersehbarkeit und keinen Trost.

Bewertung vom 09.08.2021
Junge mit schwarzem Hahn
vor Schulte, Stefanie

Junge mit schwarzem Hahn


sehr gut

Zum Nachdenken

„Junge mit schwarzem Hahn“ ist ein ungewöhnlicher nicht leicht einzuschätzender Roman, der betroffen, zugleich aber auch Hoffnung macht.

Alles, was der elfjährige Martin besitzt ist ein schwarzer Hahn und ein mitfühlendes Herz. Der Gemeinschaft, in der er lebt, ist er suspekt. Mit seiner Freundlichkeit und Klugheit können sie nicht umgehen. Deshalb machen sie ihm das Leben zur Hölle und sind froh, als er sich dem Maler anschließt und das Dorf verlässt. Maler, Junge und Hahn freunden sich an und begeben sich auf eine Wanderschaft durch eine von Krieg verwüstete und aus den Fugen geratene Welt.

Der Schreibstil gefiel mir bereits auf den ersten Seiten sehr gut. Er ist nicht kompliziert aber zum Glück auch nicht simpel. Die Formulierungen sind gut gewählt, verzichten aber auf Schwülstigkeit. Beschreibungen sind authentisch und plastisch. Die Handlung war stellenweise ziemlich grausam, allerdings nicht blutrünstig. Erst beim Durchdenken des Gelesenen werden die Not, Angst und Verzweiflung der Menschen offenbart. Sie sind dadurch nicht weniger greifbar, jedoch für mich leichter zu ertragen. Die Geschichte ist ein Mix aus Historie, Märchen und Satire. Anfangs befürchtete ich, dass sie zu geistig werden könnte, was sich nicht bestätigte. Sie verlangt ein Lesen zwischen den Zeilen, ein „Sackenlassen“ und Nachdenken. Leser, die um die Ecke denken können, werden hier auf ihre Kosten kommen.

Bewertung vom 14.05.2021
Sturmvögel
Golz, Manuela

Sturmvögel


ausgezeichnet

Ein Zuhause für Sturmvögel

Die 87jährige Emmy ist ein humorvoller, mutiger Mensch, der nie mit seinem Schicksal hadert, sondern dieses beim Schopfe packt und nach Lust und Laune selbst gestaltet. Einfach war ihr Start ins Leben nicht. Aufgewachsen auf einer Nordseeinsel lernte sie schon früh Armut und harte Arbeit kennen, aber auch das Glück, ein geliebter Mensch zu sein. Das Wissen, dass ihre Eltern sie gewollt und tief in ihrem Herzen getragen hatten, gab ihr Kraft und Selbstbewusstsein. Von der Familie getrennt sah sie sich gezwungen, sich allein in Berlin durchzuschlagen.

Das Leben der Großmutter inspirierte die Autorin zu Emmys Geschichte. Sie wirkt authentisch und ehrlich. Der Schreibstil ist flüssig und leicht aber nicht simpel. Besonders gefallen hat mir die Erwähnung einiger Bräuche der Nordseeinseln, die neu für mich und interessant waren. Emmy wuchs mir rasch ans Herz, so dass ich ihr gern nach Berlin folgte. Ich begleitete sie durch die Höhen und Tiefen ihres Lebens und lernte so 80 Jahre deutsche Geschichte durch ihre Augen zu sehen und verstehen. Leider weist die Erzählung ein paar Längen auf und kommt nicht ohne Klischees aus. Außerdem hätte der Botschaft, die die Autorin vermitteln wollte, ein bisschen Subtilität nicht geschadet. Dadurch ging die anfängliche Besonderheit des Buches ein wenig verloren.

Alles in allem aber ein gut zu lesender, netter Roman.

Bewertung vom 28.04.2021
Die Beichte einer Nacht
Philips, Marianne

Die Beichte einer Nacht


gut

Beichte ohne Vergebung

„Die Beichte einer Nacht“ ist genau so zu verstehen. Es handelt sich hierbei um einen Monolog einer Patientin einer Nervenklinik. Sie setzt sich zur nähenden Nachtschwester an den Tisch und beginnt, über ihr Leben, ihre Liebe zu reden. Der Leser ahnt natürlich von Anfang an, dass die Geschichte nur tragisch enden kann, denn wir befinden uns in der geschlossenen Anstalt.

In den Niederlanden erschien der Roman bereits 1930. Das sollte man beim Lesen im Auge behalten. Man versteht dann einige Formulierungen und Ereignisse besser.

Es fällt mir nicht leicht, ein eindeutiges Fazit zu ziehen. Der Schreibstil gefiel mir sehr gut. Er war flüssig und anspruchsvoll aber nicht kompliziert, die Handlung nachvollziehbar und nicht überladen. Die Protagonistin nimmt uns mit in ihre Kindheit, die geprägt war von Hausarbeit und wenig kindliche Freude, lässt uns aber auch die Kraft spüren, die sie als junges Mädchen befähigte, ihren eigenen Weg zu gehen. Soweit fühlte ich mich gut unterhalten. Einige Längen trübten dann aber meine Lesefreude etwas. Das zunehmende Selbstmitleid, das fast ins Lamentieren überging, machte mich ratlos. Ob mein Widerwillen der Protagonistin gegenüber oder die Freude über ein gut geschriebenes Buch überwiegte, kann ich nicht konkret bestimmen. Es lässt mich ein bisschen hoffnungslos zurück.

Die Frage, was ich aus diesem Roman mitnehme, muss unbeantwortet bleiben.

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