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Ostwestfalen

Bewertungen

Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 27.03.2022
Roxy
Shusterman, Neal;Shusterman, Jarrod

Roxy


sehr gut

„ Roxy“ ist der neueste Roman von Neal Shusterman, den er erneut gemeinsam mit seinem Sohn Jarrod geschrieben hat. Es handelt von den Geschwistern Ivy und Isaac und ihrem Kampf gegen verschiedene Drogen.
Der Clou an dem Roman ist allerdings, dass die Drogen nicht abstrakt bleiben, sondern quasi Vermenschlicht werden und die Geschichte teilweise auch aus ihrer Sicht erzählt wird.
Isaac und Ivy sind Geschwister, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Während Ivy immer an die falschen Freunde und Typen gerät und schon Probleme mit Alkohol und Drogen hat, ist Isaac quasi das Gegenteil. Er ist ein fast mustergültiger Schüler, der auf ein Sportstipendium hofft und nebenbei auf seine ältere Schwester aufpasst und diese auch vor den Eltern zu decken versucht. Als er Ivy einmal von einer Party aufgabelt, gerät er in eine Schlägerei und verletzt sich am Knöchel. Um für anstehende Spiele seiner Mannschaft wieder fit zu sein, probiert er ein sehr starkes Schmerzmittel, das er zu Hause bei seiner Oma findet. Nach und nach rutscht Isaac damit in eine Abhängigkeit von „Roxy“ (Oxycodon). Ein schnell süchtig machendes Schmerzmittel, dass ihm in Gestalt einer unglaublich attraktiven jungen Frau begegnet.
Ich fand die Geschichte der beiden Geschwister sehr spannend und teilweise herzzerreißend zu lesen. Der Schreibstil ist flüssig und ich fand die Idee der Vermenschlichung sehr interessant. Allerdings konnte mich das Buch genau in diesem Punkt nicht immer überzeugen. Vieles aus der Welt der Drogen und ihrer Partys, die immer wieder beschrieben wurden, blieben für mich im Unklaren.
Ansonsten ist das Buch ein beeindruckendes Plädoyer gegen Drogen und die unterschätzten Gefahren verschreibungspflichtiger Präparate. Zu Beginn des Buches gibt es dazu auch eine Triggerwarnung des Autorenteams. Immerhin werden auch die positiven Aspekte beschrieben. Viele dieser Präparate sind ja auch ursprünglich entwickelt worden, um Menschen zu helfen.
Insgesamt finde ich das Buch gelungen mit kleinen Abstrichen, die durch die sehr gelungene Story aber aufgewogen werden. Ein Buch über ein wichtiges Thema, das bisher in der Jugendliteratur (noch) zu wenig Beachtung findet.

Bewertung vom 31.10.2021
Streuner - Auf der Suche nach Hoparion
Bertram, Rüdiger

Streuner - Auf der Suche nach Hoparion


ausgezeichnet

„Streuner“ von Rüdiger Bertram hat mir sehr gut gefallen. Es handelt sich um einen dystopischen Roman für Kinder und Jugendliche. Laut Verlag ist das Buch für Leser*innen ab 10 Jahren geeignet. Wegen des eher düsteren Grundtons und einem ziemlich heftigen Finale würde ich es aber eher für Kinder ab 12 Jahren empfehlen.
Die Geschichte spielt nach dem „Tag“. Was genau an diesem Tag geschehen ist, wann und wo das Buch spielt, wird nicht weiter erläutert. Viele Menschen und Tiere scheint es aber nicht mehr zu geben, hauptsächlich kleinere Menschengruppen und Hunderudel, die diese Menschen jagen.
Hauptfigur in dieser Geschichte sind Judith und ihr jüngerer Bruder Abrogast, die sich alleine durchschlagen müssen, da beide Eltern nicht mehr leben. Hunger und die Angst vor den Hunden sind ihre ständigen Begleiter. Als sie einmal von einem Rudel angegriffen werden, werden die Kinder von den drei Hunden Nipper, Dash und Stubby gerettet. Trotz der gegenseitigen Vorbehalte schließen sie sich zu einem kleinen „Rudel“ zusammen. Kurz darauf stösst noch die undurchschaubare Bilkis zur Gruppe dazu, eine junge Kriegerin, die ein grosses Geheimnis mit sich herumträgt.
Das Besondere an diesem Roman ist sicherlich die ungewöhnliche Erzählweise: Abwechselnd wird die Geschichte aus der Sicht von Judith und Nipper, dem alten Anführer der drei Hunde erzählt. Das ist wirklich toll gemacht! Um den Wechsel jeweils noch besser zu verdeutlichen, ändert sich die Schrift jedes Mal etwas. Doch ist es vor allem die Sprache selbst, die den Unterschied zwischen Mensch und Hund deutlich macht. Die Sprache (und Denkweise) der Hunde ist viel schlichter und direkter als die der Menschen, deren Verhalten sie manchmal nur schwer verstehen können. Die Hunde verstehen genau die Worte, die die Menschen sagen, während das den Kindern nicht möglich ist. Diese Idee finde ich grandios.
Das Buch hält über den gesamten Verlauf die Spannung, ohne dass ständig etwas Actionreiches passiert. Die Kinder und die Hunde sind auf der Suche nach „Hoparion“, quasi eine Art Paradies, in dem Menschen und Hunde in Frieden miteinander leben und niemand mehr hungern muss.
Das Finale des Romans kommt heftig und ist für jüngere Leser, wie eingangs erwähnt, nur bedingt geeignet. Gleichzeitig finde ich es gut, dass der Autor nicht der Versuchung erlegen ist, das Buch auf Biegen und Brechen mit einem Happy End zu schließen. Doch entlässt es die Leser*innen trotzdem mit einem Gefühl der Hoffnung.
Alles in allem ein ungewöhnliches und dabei absolut empfehlenswertes Buch für Kinder ab 12 Jahren.

Bewertung vom 26.10.2021
Nachtschattenwald. Auf den Spuren des Mondwandlers
Tordasi, Kathrin

Nachtschattenwald. Auf den Spuren des Mondwandlers


sehr gut

Bei dem Buch „Nachtschattenwald“ von Kathrin Tordasi handelt es sich um einen dystopischen Roman für Kinder ab 10 Jahren. Am ungewöhnlichsten fand ich die Welt, in der „Nachtschattenwald“ spielt: Finn, die Hauptfigur, lebt gemeinsam mit seinen Eltern in einem Hochhaus. Allerdings hat sich die Natur das meiste in dieser Welt zurückerobert. Die unteren Stockwerke beispielsweise sind komplett überwuchert und Wege auf dem Boden müssen immer wieder mühsam mit einer Machete geschlagen werden. Es gibt nur noch sporadischen Schulunterricht und alles, was die Menschen zum täglichen Leben brauchen, bekommen sie auf einem Tauschmarkt. Strom wird so zum Beispiel durch Pflanzen erzeugt, die direkt mit USB-Anschluss gezüchtet werden. Finn kennt das Leben nicht anders und hat sich eingerichtet.
Nichtsdestotrotz vermisst er seine große Schwester Hannah, die sich nachts verbotenerweise im titelgebenden Wald aufhielt. Dieser wird angeblich vom sogenannten Mondwandler bewohnt, der sich jede“*n holt, sobald der Wald nachts betreten wird und in einen ewigen Schlaf versetzt. Seit sechs Jahren ist Hannah nun schon verschwunden. Trotz allem machen Finn und seine Freundinnen Samira und Elli, die etwas später zu ihnen stösst, auf, den Mondwandler zu finden und die Schlafenden zu befreien.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Der Schreibstil zieht einen gleich in den Bann und die Protagonist*innen sind sehr sympathisch. Besonders Finn wächst auf dieser Mission, doch auch die Mädchen wachsen einem beim Lesen ans Herz.
Mir gefiel besonders die ungewöhnliche Idee für das Setting dieses Romans, der durchaus auch für ältere Kinder und Jugendliche geeignet ist. Die Autorin hat ein großes Talent, diese Welt, die unserer so ähnlich und doch so überaus fremd ist, für Leser*innen lebendig werden zu lassen. Viele Details waren so anschaulich geschildert, als wäre man mittendrin in der Geschichte.
Dieses Buch ist für alle Kinder ab 10 Jahren absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 24.10.2021
Der Uhrmacher in der Filigree Street
Pulley, Natasha

Der Uhrmacher in der Filigree Street


ausgezeichnet

„ Der Uhrmacher in der Filigree Street“ ist eine wirkliche Überraschung für mich gewesen. Das Buch zeigt Facetten verschiedenster Genres und lässt sich dabei kaum festlegen. Auf der einen Seite ist es ein historischer Roman mit dezenten Fantasyelementen. Auf der anderen Seite aber auch eine Kriminal- und Liebesgeschichte. Man kann auch nur wenig zum Inhalt sagen ohne zu viel zu verraten.
Die Geschichte spielt 1883 in London und handelt von dem eher unscheinbaren Nathaniel (Thaniel) Steepleton, einem einfachen Angestellten im britischen Innenministerium. Dieser findet eines Tages eine mysteriöse Taschenuhr in seinem Zimmer, die ihn durch einen lauten Alarmton genau ein halbes Jahr später vor einem Bombenanschlag rettet. Thaniel versucht, der Herkunft dieser Uhr auf den Grund zu gehen und trifft auf Mori, den titelgebenden Uhrmacher. Mori bleibt für Thaniel und die Leser*innen lange mysteriös und undurchschaubar, gleichzeitig fasziniert er Thaniel immer mehr. Dieser gerät dadurch zunehmend in einen Loyalitätskonflikt, da er Mori eigentlich eher beschatten soll, um eine mögliche Verbindung zum Attentat herauszufinden.
Daneben gibt es noch eine Frauenfigur, Grace, deren Geschichte zunächst parallel erzählt wird, bevor die beiden Handlungsstränge schließlich zusammentreffen. Grace ist, für die damalige Zeit sehr untypisch, eine Wissenschaftlerin, die sich schwertut, in der klar von Männern dominierten Welt, ihrer Passion zu folgen.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Vor allem das Verhältnis zwischen Thaniel und Mori fand ich toll beschrieben. Mori war mir auch schnell sympathisch, obwohl die Autorin einen über seine wahren Beweggründe lange im Dunkeln lässt. Zunächst ist das Erzähltempo eher ruhig, während es gerade zum Finale hin gehörig Fahrt aufnimmt. Das Ende hätte ich mir dann auch eher etwas weniger abrupt gewünscht (dafür den Sternabzug), aber die Autorin Natasha Pulley schafft es, die Leser*innen bis zum Finale einige Male aufs Glatteis zu führen. Auf Englisch gibt es bereits einen Nachfolgeband, auf den ich mich auf jeden Fall schon freue. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 05.10.2021
Der Fluch des roten Drachen / Andor Junior Bd.1
Baumeister, Jens

Der Fluch des roten Drachen / Andor Junior Bd.1


ausgezeichnet

Das Buch „Andor Junior - Der Fluch des roten Drachen“ von Jens Baumeister hat meiner 10jährigen Tochter sehr gut gefallen. Die Geschichte spielt im Königreich Andor und handelt von den vier Helden Chada, Eara, Kram und Thorn. Allerdings sind diese vier noch keine wirklichen Helden, sondern vier Kinder, die sich in dieser Geschichte kennenlernen und ihr erstes gemeinsames Abenteuer erleben.
Als der Bauernjunge Thorn einen bösen Magier beim Beschwören eines Drachen beobachtet, machen sich die vier auf, ihre Heimat zu retten.
Meiner Tochter hat besonders die (altersgerechte) Spannung gefallen. So werden die vier zwischenzeitlich sogar gefangen genommen, doch kurz darauf von einem Zauberwolf befreit. Ich finde diese Mischung sehr gelungen. Neben der erwähnten Spannung, die in so einer Geschichte natürlich nicht fehlen darf, gibt es trotz des geringen Umfangs noch genug Raum, die vier Charaktere zu entwickeln und wachsen zu lassen. Wie es sich für solch eine Geschichte (und für die Altersklasse) gehört, finden die vier auch eine Lösung, die aber an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden soll.
Jedes der vier Kinder in dem Roman hat seine eigenen Stärken, ob Kraft, Klugheit, Zauberkraft oder Witz. Doch nur gemeinsam gelingt es ihnen, das Königreich zu retten. Das ist die schöne Botschaft des Buches.
Zur Stimmung tragen außerdem noch die tollen Illustrationen des Spieleerfinders Michael Menzel bei. „Andor Junior“ ist der erste Roman zum gleichnamigen Spiel. Meine Tochter freut sich schon auf die Folgebände. Klare Kaufempfehlung für Mädchen und Jungs ab Klasse 3.