Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Rabentochter

Bewertungen

Insgesamt 11 Bewertungen
12
Bewertung vom 06.12.2020
Ungezähmt
Doyle, Glennon

Ungezähmt


ausgezeichnet

Mutmacher

Dieser Roman ist neben „Three Women“ und „Zugvögel“ eines meiner Jahreshighlights! Glennon Doyle schreibt ehrlich und schonungslos über ihre Sicht der Dinge. Sie gesteht Fehler ein, die sie in der Vergangenheit gemacht hat und schließt auch nicht aus, dass in der Zukunft nicht wieder welche passieren.
Sie erzählt ihre Geschichte, wie sie sich aus ihrer Rolle als perfekte Mutter, als perfekte Frau herauskämpfte und zu ihrem wahren Selbst zurück fand. Denn die Rollen der perfekten Frau und Mutter waren ihr Käfig und sie die Gepardin, die zurück in die Wildnis wollte.
Anhand von Beispielen aus ihrem Leben, Situationen, die sie erlebt hat kommt sie auf Probleme zu sprechen, die Mädchen und Frauen beim Heranwachsen und auch noch im Erwachsenenstatus haben. Dinge, die sie daran hindern, sie selbst und damit auch vollends glücklich zu sein. Doyle geht es darum, die Rolle des guten, lieben Mädchens - das immer brav ist, nie zu laut, nie zu da, immer hübsch und anständig - zu durchbrechen. Auch die Rolle der sich aufopfernden Mutter will sie sprengen, sie von ihren Ketten lösen und Frauen und Mädchen zeigen, dass es in Ordnung ist, laut zu sein, seine eignen Gedanken zu äußern, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie andere verletzen. Es ist in Ordnung sich auch verwirklichen zu wollen, wenn man Mutter ist. Man soll sich nicht für die Familie opfern, sondern man selbst bleiben.
Doyle verknüpft ihre eigenen Erfahrungen mit diesen Apellen und bricht damit Stück für Stück das festzementierte Bild dessen auf, was nach Ansicht der weißen, westlichen Gesellschaft eine gute Frau/ein gutes Mädchen zu sein hat. Gerade ihre Metaphern machen alles sehr anschaulich und auch die Beispiele aus ihrem Leben zeigen, dass man manchmal scheitern muss, um zu verstehen, was man wirklich will und was einen glücklich macht.
Mich hat das Buch sehr berührt, wütend und traurig gemacht und mir an manchen Stellen den Spiegel vorgehalten. Ich fand es ungemein inspirierend und aufrüttelnd und würde es jedem Mädchen, jeder Frau und auch Jungen und Männern wärmstens empfehlen. Wir brauchen mehr solcher Bücher und mehr solcher Menschen, die uns zeigen, dass es nicht immer leicht ist, aus seinem Käfig auszubrechen, aber dass es die Mühe wert ist!

Fazit: Ein umwerfendes Buch, das jeder Lesen muss!

Bewertung vom 29.11.2020
Cara
Hope, Amalia

Cara


gut

Etwas schnell erzählt

Der Roman Cara - Unsterbliche Liebe von Amalia Hope hat mir ganz gut gefallen. Er lohnt sich definitiv, um ihn an einem grauen Tag auf dem Sofa durchzulesen. Der Schreibstil ist angenehm und man bekommt die Geschichte aus verschiedenen Figurenperspektiven erzählt.
Was mir nicht ganz so gut gefallen hat war, dass die Figuren teilweise etwas flach wirkten und mehr Tiefe und Hintergrundinfos hätten vertragen können. Da es sich hier allerdings um den Auftakt zu einer Reihe handelt, geschieht das vielleicht noch in den Folgebänden.
Bei zwei bösen Figuren fiel mir auf, dass die Motivation in der Vergangenheit, warum sie sich dem Bösen zugewendet haben, sehr ähnlich wenn nicht sogar die gleiche war. Beide hatten eine schwere Kindheit. Hier hätte ich mir ein klein wenig mehr Kreativität und Abwechslung gewünscht.
Auch war mir die Handlung an sich zu schnell erzählt. Es passiert ziemlich Schlag auf Schlag. Da wäre definitiv noch Raum gewesen, manche Szenen mehr auszuschmücken, das Finale etwas weiter herauszuzögern und die Spannung dadurch noch zu steigern.
Der Schreibstil lässt dies auf jeden Fall zu, da er sich flüssig lesen lässt und sehr angenehm ist. Man wünscht sich regelrecht, dass das Buch noch etwas weiter geht, weil man mehr über die Figuren erfahren möchte und einen tieferen Einblick in die Welt von Cara bekommen möchte.

Fazit: Der Roman lohnt sich auf jeden Fall und ist etwas für alle, die kurzweiligen Lesespaß mit viel Spannung suchen!

Bewertung vom 13.10.2020
Das Perchtenerbe (eBook, ePUB)
Arnold, Birgit

Das Perchtenerbe (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ausflug in den alten Glauben

Der Roman "Das Perchtenerbe" befasst sich mit dem alten Volksglauben rund um Frau Percht und die Zeit der Rauhnächte.
Die Handlung setzt in der Gegenwart ein und gleitet dann aber, eingeleitet von der Erzählung der Großmutter, in einen weit entfernte Vergangenheit, als der alte Glaube langsam ausstarb und das Christentum immer mehr an Bedeutung gewann.
Die Handlung ist spannend und fesselnd. Deswegen konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Man wird in eine Welt entführt, die mir persönlich noch neu war, da ich den alten Volksglauben um Frau Percht bis dahin noch nicht kannte. Es wird aber alles gut beschrieben, sodass man die Unterwelt der Frau Percht und auch die Regeln und Gebote, die mit dem Glauben an sie einher gehen super versteht und sich alles wunderbar vorstellen kann.
Der Schreibstil ist recht nüchtern gehalten und erinnert fast ein wenig an eine Berichtsform, liest sich aber wunderbar. Es ist weit entfernt von gefühlsduselig, aber dennoch so nah an den Figuren, dass man mit ihnen hofft, bangt und leidet. Damit ergibt sich die perfekte Mischung.

Fazit: ein wunderbarer Roman für alle, die sich für den alten Glauben interessieren und sich gern in fremde Welten entführen lassen. Die Reise lohnt sich!

Bewertung vom 27.09.2020
Die letzte Rauhnacht (eBook, ePUB)
Golling, Alexander Lorenz

Die letzte Rauhnacht (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Toll geschriebener Grusel!

Leo findet auf einem nahen Friedhof das Tagebuch einer Verstorbenen. Sie war eine Einwohnerin eines mittlerweile nicht mehr existenten Weilers, in dem sich, wie Leo bald feststellt, seltsame Begebenheiten zugetragen haben, die nicht ganz von dieser Welt scheinen. Bevor Leo sich versieht, fängt er an mit seinem neuen Freund, dem Iren Doug, Nachforschungen anzustellen, die ihn immer tiefer in den Sog von Mythen, altem Volksglauben und einer dunklen Macht geraten lassen und ihm sehr gefährlich zu werden drohen....

Ich hatte schon ein bisschen Bedenken, weil es ja als Schauerroman benannt ist und ich schon immer ein riesengroßer Hasenfuß war und immer noch bin. Deswegen hatte ich ein bisschen Sorge, dass es zu gruselig für mich sein könnte. Gruselig fand ich's dann auch für meine Verhältnisse, aber ich denke echte Horrorfans werden dann doch eher nur einen leichten Schauer vernehmen. Seltsame Begegnungen, Alpträume und Erlebnisse, die sich der Protagonist einbildet oder vielleicht doch nicht (?) regen nicht nur die Fantasie, sondern auch den Schauer an. Der Grusel entsteht zu Beginn zunächst nur im Kopf des Lesers, nimmt aber mit der Handlung immer handfestere oder sollte ich sagen krallenbewertere Formen an...

Die Figuren fand ich toll gestaltet und besonders die Diskussionen zwischen Leo und Doug waren sehr spritzig und wie ich fand auch sehr natürlich und nicht überzogen gestaltet. Man hatte wirklich den Eindruck, dass einem zwei Menschen aus Fleisch und Blut gegenüberstehen und man ihnen bei der Diskussion zuhören kann. Ich fand es dabei auch spannend zu beobachten, wie ich manchmal Leos Position und manchmal Dougs vertreten habe. Bei Figuren sind also gut nachzuvollziehen.

Die Handlung war durchweg spannend und super zu verfolgen. Manche Stellen haben bestimmt Handlungen oder Enthüllungen etwas hinausgezögert, was aber niemals künstlich wirkte und immer sehr verständlich begründet wurde. Gerade dieses Hinauszögern hat dazu geführt, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte und unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht.

Das Übrige hat dann der Schreibstil dazu getan. Ich war zu Beginn etwas verwirrt und musste mich eine Seite lang eingewöhnen, weil ich davor ein Buch mit sehr beschreibendem Stil gelesen hatte. Der Schreibstil ist eher berichtend, wie ein fast schon nüchterner Tagebucheintrag. Es passt aber perfekt zu Leos Charakter und der Geschichte und las sich herrlich. Ich habe nichts vermisst und konnte richtig gut eintauchen in die Geschichte!

Fazit: Gruselig genug war es für mich auf jeden Fall, ich kleiner Angsthase ;) Aber auch der Charakter der Rauhnächte kam gut rüber, wie ich finde. Alles in allem also ein super Buch für die dunkle Jahreszeit, bei dem man sich je nach Charakter mehr oder weniger gruseln kann, mit einem tollen, angenehm zu lesenden Schreibstil!

Bewertung vom 25.09.2020
Madame Curie und die Kraft zu träumen / Ikonen ihrer Zeit Bd.1
Leonard, Susanna

Madame Curie und die Kraft zu träumen / Ikonen ihrer Zeit Bd.1


ausgezeichnet

Der Glaube an Träume

Der Roman "Marie Curie und die Kraft zu träumen" befasst sich mit dem Leben Marie Curies. Der Fokus liegt dabei vor allem auf Maries Kindheit und Jugend. Erst im letzten Drittel geht es um die Forschungsarbeiten der Curies. Dabei wird immer wieder deutlich, dass Marie für ihr Forschung lebt und bereit ist, alles dafür zu opfern. Ihre Entschlossenheit ist beeindruckend. Durch bestimmt Szenen in der Gegenwart werden immer wieder Flashbacks ausgelöst. In diesen Rückschauen wird Maries Leben aufgezeigt. Der Roman ist gut geschrieben und liest sich sehr leicht und schnell. Man kann es trotz der zweifelsohne sorgfältigen Recherche der Autorin nicht als Biografie lesen. Aber es ist definitiv ein Roman, der neugierig auf das Leben der großen Wissenschaftlerin macht.
Fazit: liest sich super und macht neugierig auf Marie Curies Leben.

Bewertung vom 16.09.2020
Zugvögel
McConaghy, Charlotte

Zugvögel


ausgezeichnet

Eines der besten Bücher 2020

Die Handlung des Romans "Zugvögel" von Charlotte McConaghy ist ebenso unerwartet wie umwerfend und man kann gar nicht anders als sich von ihr in seinen Bann ziehen zu lassen.

Der Roman spielt in einer "nicht allzuweit entfernten" Zukunft, in der fast alle Wildtiere ausgestorben sind, die Meere leergefischt und die Natur so langsam aber sicher am aussterben ist. Die Wissenschaftlerin Franny Lynch will unbedingt auf einem Schiff die Flugbahn des letzten Schwarms Küstenseeschwalben verfolgen und versucht alles um auf einem der letzten Fischkutter aufgenommen zu werden. Mit Erfolg! Im Folgenden sind aber die teilweise raue See und die Sorge um ihre Vögel nicht die einzigen Probleme, mit denen sie zu kämpfen hat...



Gefesselt war ich von der ersten Seite an: von der Handlung, vom Schreibstil von der Protagonistin. Franny ist nicht leicht zu durchschauen. Immer wenn man denkt, man hätte ihre letzte Facette kennengelernt, kommt ein neues Puzzelstück über ihren Charakter ans Licht, der wieder alles Erkenntnisse über den Haufen zu werfen scheint. Man fühlt sich selbst ein wenig wie ein Wissenschaftler, der eine unbekannte Spezies erforscht und mit jeder Minute, die er mehr in seine Forschung investiert ein kleines bisschen schlauer wird.

Frannys Figur ist wahnsinnig vielschichtig und erst am Ende des Romans hatte ich die leise Hoffnung, sie zumindest in Ansätzen fassen und begreifen zu können. Es macht unwahrscheinlich viel Freude, diesen Figurenaufbau zu lesen und Stück für Stück mit dem Fortschreiten der Geschichte auch Franny besser kennen zu lernen.

Viel erfährt man durch Rückblenden, die immer wieder die aktuelle Handlung unterbrechen und dem Leser mehr über Frannys Vergangenheit, ihren Charakter und ihre Biografie verraten. Nach und nach setzt sich aus den Puzzlestücken ein Bild zusammen, das allerdings nicht chronologisch erzählt wird. Immer wieder überrascht einen die Handlung und schlägt einen anderen Weg ein, als man vielleicht vermutet hätte. man gerät leicht in einen Sog und kann das Buch fast nicht mehr weglegen.

Fazit: Eines der besten Bücher, die ich in 2020 gelesen habe. Sehr bewegend und umwerfend gut!

Bewertung vom 16.09.2020
Edingaard - Gebieter der Schatten / Schattenträger-Saga Bd.1
Zeißler, Elvira

Edingaard - Gebieter der Schatten / Schattenträger-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Kreativ und spannend

"Edingaard: Gebieter der Schatten" ist ein Fantasyroman, der die zweite Trilogie in der Welt Edingaard eröffnet. Während die erste Trilogie sich mit Cassions Mutter befasst, steht nun deren Sohn im Zentrum der Handlung. Ich kannte die erste Trilogie nicht und konnte problemlos den Anschluss finden. Außerdem hatte ich nie das Gefühl, dass mir Informationen fehlen. Der Roman war schlüssig und machte viel Freude beim Lesen. Ein oder zwei Szenen zogen sich für mein Gefühl etwas in die Länge, aber das fällt tatsächlich nicht weiter ins Gewicht. Die Welt, die Figuren und die Handlung bestechen durch Kreativität, Dichte und Spannung. Immer wenn man denkt, eine Figur sei raus aus den gröbsten Schwierigkeiten, steht sie bereits vor dem nächsten Problem. Man wird immer wieder überrascht, hat aber genügend Spielraum und "Atempausen" für eigene Vermutungen und Spekulationen. Durch bewusste Setzung von Leerstellen im Text ist man als Leser über manche Beweggründe und Identitäten der Figur nicht immer im Klaren, aber das erhöht nur noch die Spannung und die Neugierde auf das, was noch kommt.

Besonders haben mir die magischen Wesen und ihre Gestaltung und Hintergrundinfo gefallen. So wurden bereits bekannte Wesen umgedeutet, mit anderen Attributen und Erscheinungsformen besetzt, was mich begeistert hat. Um die Überraschung und Spannung nicht vorweg zu nehmen, gehe ich aber nicht näher ins Detail.

Fazit: Lesevergnügen, dass die Fantasie sprudeln lässt und gleich Leselust auf Band zwei macht.

Bewertung vom 10.09.2020
Omama
Eckhart, Lisa

Omama


sehr gut

poetisch süffisant

Wer bei "Omama" von Lisa Eckhart eine rührselig verklärte Kriegserfahrung der Großmutter zu hören wünscht, der hat sich das falsche Buch ausgesucht. Das wird bereits im Vorwort sehr deutlich gemacht. Die Hommage an die Omama ist anders geartet.
Schonungslos offen, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen berichtet die Ich-Erzählerin von der Beziehung zur Großmutter und deren Jugend und weiteren Lebensweg. Als Leser ist man abwechselnd verblüfft, fasziniert, amüsiert, angewidert und manchmal auch abgestoßen ob der Ungeheuerlichkeiten, die da vor einem ausgebreitet werden. Und als wären das nicht schon genug Gefühlsregungen, tut nicht nur die Handlung, sondern auch der Schreibstil sein Übriges dazu.
Wer die Autorin als Poetry Sammlerin oder Kabarettistin erlebt hat, kennt ihren Stil, der von poetischer Süffisanz geprägt ist. Gekonnt legt sie den Finger in die Wunder, formuliert unangenehmes und gar Ekelhaftes mit so viel Wortgewandtheit, dass es den Makel des Unschönen nicht ganz nimmt, aber ihm zumindest ein adrettes, weniger anstößiges Gewand verleiht.
Allerdings macht es diese poetische Sprache und teilweise auch die ungewohnten österreichischen Dialektbegriffe etwas sperrig zu lesen. Es fällt dadurch schwer sich komplett in den Roman fallen und vom Schreibstil tragen zu lassen. Was sich auf der Kabarettbühne so amüsant und locker hören lässt, macht das Lesen etwas schwer. Es empfiehlt sich daher eher auf das Hörbuch zurückzugreifen.

Fazit: poetisch süffisanter Schreibstil mit von bösem Humor triefender Geschichte, die sich aber besser hören lässt.

Bewertung vom 03.09.2020
Tokessah
Sternjakob, Hannah

Tokessah


gut

Nicht ganz rund, aber schön

In "Tokessah" von Hannah Sternjakob muss die Titelheldin ihre Prüfung auf der Erde bestehen, um als Halbgöttin ihren Platz unter den anderen im Himmel einnehmen zu können. Bei ihrer Prüfung kommt es allerdings zu unerwarteten Hindernissen für die junge Halbgöttin.

Mich hat der Klappentext gleich neugierig gemacht und im Großen und Ganzen hat mir der Roman auch gut gefallen. Die Figuren sind sympathisch, die Handlung ganz gut nachvollziehbar und das Ende sehr schön und stimmig, dazu aber gleich noch mehr.

Was mir persönlich nicht so gefallen hat war, dass die Wortwahl und Sprache teilweise nicht gepasst hat. Da bin ich vielleicht etwas empfindlich und anderen mag das gar nicht auffallen oder sie groß stören. Mir jedenfalls stieß die ein oder andere Wortwahl unangenehm auf. Um ein Beispiel zu nennen: sehr oft verwendet die Autorin den Begriff "säuseln". Die Figuren säuseln, dass es kein Halten gibt, obwohl das Wort in den meisten Zusammenhängen nicht passt. "Säuseln" meint ein Flüstern, oft mit gekünstelter, verstellter Stimme, um etwas bestimmtes zu erreichen. Ich verbinde es meistens mit einem neckischen Flirt oder einem Liebespaar, dass sich gegenseitig etwas ins Ohr säuselt. In den meisten Fällen wären im Roman aber Wörter wie "murmeln" oder "nuscheln" passender gewesen - wie gesagt, bei so etwas bin ich sehr empfindlich, penibel und pingelig. Mich hat es leider gestört.

Mein zweiter Kritikpunkt ist, dass Tokessah recht schnell ihre Aufgabe aus dem Blick verliert. Zumindest hatte ich diesen Eindruck. Zu Beginn, im Himmelreich gibt es für sie nichts anderes als die Erfüllung der Prüfung. Auch in ihrer ersten Nacht steht die Prüfung an erster Stelle und sie kann es gar nicht erwarten, wieder zurück zu ihrer Mutter und Schwester zu kommen. Aber dann steht sie auf einmal nicht mehr im Fokus und die Teilschritte, die für die Erfüllung der Aufgabe nötig sind, werden wie nebenbei erledigt. Ich verstehe, warum das so ist und am Ende fügt sich alles auch zusammen. Ich hätte mir nur gewünscht, dass die Wandlung schleichender von statten geht und Tokessah sich mehr Gedanken darum macht, ob sie vielleicht ihre Mutter enttäuscht, etc. Die Handlung geht ein wenig darüber hinweg, gerade das Ende war abrupt, das hätte man noch ausbauen können. Da steckt noch Potential drin, finde ich.

Abgesehen davon dass es zu kurz beschrieben war und damit zu wenig Platz in der Gesamthandlung einnahm, hat es mir sehr gut gefallen. Die Idee, wie sich alles auflöst und beendet wird fand ich nicht nur wunderschön, sondern auch die logische Konsequenz aus allem, was davor aufgebaut wurde. Es war stimmig, passte gut und ergab einen hübschen Abschluss für einen Roman, der mir alles in allem gut gefallen hat und den ich trotz allem weiterempfehlen würde.



Fazit: Für mich in Stil und Handlung nicht ganz rund, aber dennoch ein schöner Roman, der Spaß macht beim Lesen!

12