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Top-Rezensenten Übersicht

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MB
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Rösrath

Bewertungen

Insgesamt 371 Bewertungen
Bewertung vom 18.11.2024
Vaterländer
Tambrea, Sabin

Vaterländer


sehr gut

Beeindruckend. Ich habe mir den autobiographischen Text "Vaterländer" von Sabin Tambrea über das Hörbuch zu Gemüte geführt und bin ziemlich angetan. Die Tatsache, dass der Autor als gelernter Schauspieler selbst das Buch eingelesen hat, lässt mich als Zuhörer noch ein gutes Stück näher an die Lebens- und Familiengeschichte heranrücken. Zudem interessant, hinter die Fassade des bekannten Schauspielers zu blicken, fernab von irgendeiner Rolle in irgendeinem Film. Was den Inhaltsüberblick betrifft gibt die Beschreibung des Verlages sehr gut wider, worum es geht, deshalb mag ich es hier an dieser Stelle nicht wiederholen. Was aber war für mich so fruchtbar an dem Text? Sabin Tambrea schafft es durch seine Erzählweise, dass ich mich förmlich ganz nah an der Seite derjenigen Personen aus der Familie fühle, um die es gerade geht. Ich erfahre eine Fluchtgeschichte und darf mein historisches Wissen um einiges auffrischen und ergänzen - wer kennt schon die Geschichte der Diktatur in Rumänien? Und vor allem: Kein Jammern, Klagen und Verzagen der Familienmitglieder - vielmehr ein Zusammenhalten, ein sich den schlechten Rahmenbedingungen stellen und der feste Wille, das Beste daraus zu machen. Da könnte sich so mancher, welcher sich angewöhnt hat, sich darüber zu beschweren dass nicht alles optimal ist und dafür nach Schuldigen zu suchen, eine ganz dicke Scheibe abschneiden. Fazit: Lesen oder Hören - hat einen guten Effekt für die eigene Lebenszufriedenheit.

Bewertung vom 16.11.2024
Nur nachts ist es hell
Taschler, Judith W.

Nur nachts ist es hell


gut

Erzählte Geschichte. Judith W. Taschler spannt den Bogen ihrer Geschichte vom Ersten Weltkrieg bis hinein in die Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges. Es ist die Geschichte einer verzweigten und über zwei Kontinente verteilten Familie. Im Mittelpunkt steht die erzählende Elisabeth, Krankenschwester, die gerne Medizin studieren würde und sich schließlich zusehends als Unterstützerin der Sache der Frauen begreift... Konfrontiert mit den 'Engelmacherinnen' setzt sie sich mit ihrem medizinischen Wissen für ungewollt schwangere Frauen ein. Allerdings ist es nicht einfach, in diesem keineswegs uniteressanten Roman den roten Faden zu halten. Der Roman ist gut, wenn er länger bei einem Thema, einer Teilgeschichte verbleibt, springt aber leider viel zu oft... unterschiedliche Zeiten, die Themen Frauenrechte, essayistisch anmutende Einschübe zur Entwicklung der Medizin, Beziehungsgeschichten... Aber vielleicht ist 'Zurückerinnern' ja tatsächlich eher ein sprunghafter als ein gradliniger Prozess.

Bewertung vom 16.11.2024
Stalker - Er will dein Leben.
Strobel, Arno

Stalker - Er will dein Leben.


gut

Gute Idee, aber... Und dazu noch brandaktuell - Identitätsdiebstahl. Der neue Thriller "Stalker - er will dein Leben" von Arno Strobel kann über weite Strecken überzeugen und thematisiert auch recht treffsicher die gegenwärtige Sehnsucht nach Aufmerksamkeit: In öffentlichkeitswirksamen Jobs ist das Generieren von Aufmerksamkeit in den sozialen Medien unerlässlich (geworden) für die persönliche Karriere - und das mit all seinen Folgen, da sind nämlich nicht nur die Fans, sondern auch die Hater und Trolle mit all ihren destruktiv-bösartigen Kommentaren. Der Schauspieler Eric Sanders hat einen vielbeachteten Auftritt in einem 'Tatort' und hofft auf einen Karrieresprung; doch wird sein Facebook-Account von einem unbekannten gekapert, der die Person von Eric Sanders durch Fake-Posts als überheblich, arrogant und anzüglich erscheinen lässt. Zudem fordert der Unbekannte von Eric, innerhalb von 3 Tagen öffentlich einen Mord zu gestehen, den Eric angeblich als Elfjähriger an einem neunjährigen Jungen begangen haben soll. Der Unbekannte kombiniert seine seltsame Forderung mit der Androhung, bliebe das öffentliche Geständnis aus, würde etwas Schlimmes passieren. Für Eric, dessen Beliebtheitswerte als Schauspieler in den Keller zu purzeln beginnen läuft die Zeit und es beginnt eine Reise in seine Vergangenheit, in der bislang aber alle Erinnerungen an seine ersten 11 Lebensjahre durch das Trauma einer Brandkatastrophe ausgelöscht scheinen. Alles weitere wäre gespoilert... Was ich zu Strobels neuestem Werk sagen möchte: Liest sich gewohnt gut, ist spannend geschrieben und verläuft echt gut... bis dann ein Schluss sich ereignet, der alles kaputtmacht. Vielleicht war es das Bedürfnis des Autors, die Story unbedingt total unerwartet enden lassen zu wollen, noch einen letzten Turn zu vollziehen... und genau daran ist der Thriller schlussendlich gescheitert.

Bewertung vom 09.11.2024
Mein drittes Leben
Krien, Daniela

Mein drittes Leben


sehr gut

Verlust und Trauer. Daniela Kriens neuer Roman "Mein drittes Leben" hat mich tief bewegt. Die Geschichte wirkt derart authentisch - fast könnte man meinen, sie sei autobiographisch. Und das scheint die große Fähigkeit der Autorin zu sein - sich in (verzweifelte) Lebenslagen einzufügen. Sylvia, die 17-jährige Tochter von Linda und Richard erleidet einen tödlichen Unfall. Nichts im Leben ist mehr, wie es vorher war; vielmehr teilt Linda ihre bisherige Lebenszeit in drei Leben ein: Das Leben vor der Geburt ihrer Tochter, die 17 Jahre mit Sylvia und die Zeit nach dem größtmöglichen aller Verluste, dem Tod des Kindes. Zwar gibt es für Trauer keine Regeln, gleichwohl aber Erwartungen des Umfeldes, nämlich, dass man mit der Zeit ('nach spätestens einem Jahr') den Verlust verarbeitet und ins Leben zurückgefunden haben müsse. Linda aber geht eigene Wege; distanziert sich zusehends von ihrem Mann und zieht in ein kleines Dorf, um sich ihrer Trauer auf ganz eigene Art zu widmen. Daniela Krien beschreibt, wie sich Linda zunächst total zurückzieht und schließlich ganz langsam wieder selbst das Leben zutraut. Warnung an alle potenziellen Leser:innen - das ist kein 'Heile-Welt-und-alles-wird- gut - Buch'. Und gerade deshalb umso lesenswerter.

Bewertung vom 02.11.2024
Intermezzo
Rooney, Sally

Intermezzo


ausgezeichnet

Fantastisch! Sally Rooney hat bereits mit ihren Vorgängerromanen unter Beweis gestellt, wie gut sie ihr Handwerk versteht. In ihrem neuen, seitenstärkeren Roman "Intermezzo" präsentiert sich die Autorin noch um einiges gereifter. Meisterhaft versteht es Sally Rooney, menschliche Seelen zu sezieren und Innenleben plastisch nachvollziehbar zu präsentieren; sie lässt ihre Figuren einander begegnen und in (Liebes-) Beziehung zueinander treten; dabei wird offenbar, wie jede der Hauptfiguren auf ihre spezielle Weise mit sich hadert, welche Wünsche und Sehnsüchte, Ängste und Unsicherheiten in die Kommunikation der Figuren einfließen... selten habe ich eine Autorin erleben dürfen, die einen derart datailreichen Tiefenblick auf das Zwischenmenschliche nimmt. Zwei Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten; der Jüngere, Ivan, verliebt sich in die ältere, frisch getrennte Margret; der Ältere, Peter, sucht Trost bei der wesentlich jüngeren Naomi, nachdem er von seiner langjährigen Partnerin Sylvia verlassen worden ist. Nach dem Tod des Vaters der Brüder wird ihnen die ganze Ambivalenz ihrer Beziehung klar. Liebe, Hass, Eifersucht... Gefühlsstrudel ereilen die Protagonist:innen... Eine Geschichte, wie sie sicher nicht das erste Mal geschrieben wurde, aber nicht in der Art, wie Sally Rooney sie erzählt. Fantastisch!!!

Bewertung vom 08.10.2024
VERGIFTETE ZUKUNFT (eBook, ePUB)
Schleheck, Regina

VERGIFTETE ZUKUNFT (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein wahres Feierwerk fantastischer Ideen! Bei Kurzgeschichten denke ich immer: Das ist was Leichtes aber Nachdenkenswertes für Zwischendurch. Mit Regina Schlehecks Geschichtensammlung ist es mir völlig anders ergangen... hatte ich die erste Geschichte zu Ende gebracht, zog es mich schon in die zweite hinein... und so ging es dann (fast) in einem fort. Ich habe jede der fantastischen Geschichten genießen können, jede Geschichte war zu Beginn zunächst auch ein kleines Rätsel mit umso größerem Überraschungseffekt am Ende; und ich habe mich immer wieder gefragt, wo die Autorin ihre Ideen und ihre Inspiration hernimmt; einige Ideen wirken zuweilen wie drogeninduziert... aber natürlich sind da keine (bewusstseinserweiternden) Drogen im Spiel, weil dann hätte das mit der sprachlich sehr ansprechenden Umsetzung mit Sicherheit nicht in dieser herausragenden Art geklappt. Da ist die biblische Geschichte der Menschheit aus göttlicher Perspektive und ziemlich abseitig vom Mainstream erzählt; gegenseitige Hörnung mit abschließender Kreuzigung. Da ist eine Waschmaschine, die den größten Menschenverächter und -vernichter der Geschichte ins 1000-jährige Paradies katapultiert. Wir erfahren, wie aus einem - des Untergangs wegen - geplanten Doppelselbstmord mit Übungsvorlauf der Mord der Eva wird. Es ist zu lesen vom schwarzen Gold und den Visionen eines Jungen: Abbauen, Auffressen, Pulverisieren. Und schließlich auch, warum alter und teurer Whiskey mörderisch gut sein kann. Am Ende gibt es sogar eine Lektion, warum sich Außerirdische nicht auf eine Lieb mit einer Menschin einlassen können. Vorher dann noch, warum Wolkenkratzer Symbole der Phallokratie sind und wie das alles ein Ende findet... auch wenn's noch was dauern wird. Die Enttarnung des Gutmenschen in seiner doppelbödigen Motivlage... weil unterhalb des Altruismus dunkle Stebungen lauern. Die Bahnen der Planeten sind berechenbar, das Verhalten eifersüchtiger Frauen mit Rachegelüsten hingegen nicht. Web-Space als Menschenlagen im Weltall - über die (kein-)tierische Rache im Stile von 'E.A.Poe goes SF'. Lost in Space in Folge von unerwartetem Präsidialbesuch...
Gut geschrieben, böser Humor, implizite Gesellschaftskritik (das leistet gute SF), Überraschungseffekte - ein Erählungsband als wahrer Pageturner!!!

Bewertung vom 06.10.2024
Das große Spiel
Powers, Richard

Das große Spiel


sehr gut

Weltengang. Richard Powers Versuch, den Weltengang zu beschreiben. Eins steht (schon längst) fest - Richard Powers ist ein großer Autor mit nie nur einfachen Themen. In seinem neuen Roman "Das große Spiel" widmet sich der Autor dem Gang der Welt, dem Werden der Welt. Zunächst lässt er uns wissen und auch teilhaben an seinem Wissen, dass unser Planet dominiert wird durch seine Ozeane und die ungeheure Vielzahl seiner faszinierenden Bewohner, dass das Irdische quasi eine eher untergeordnete Rolle spielt. Gleichwohl sind seine Hauptpersonen nicht die Meeresbewohner, sondern Menschen - die allerdings das Schicksal des Planeten in ihrer Hand haben. Das Leben als Spiel, das immer weiter geht, das ist das Motto der Götter; geschaffen aus einem Ei von Ta'aroa, der aber allein war, weshalb er "weinte vor Langeweile und Einsamkeit, und seine Tränen füllten die Ozeane, die Seen und alle Flüsse der Erde." Man muss schon sehr genau lesen, um sich nicht in der Geschichte zu verlieren. Vier getrennte Handlungsstänge und unterschiedliche Zeiten wechseln einander ab... und am Ende läuft es dann zusammen. Zwei zentrale Themen, die sich durch die Geschichte ziehen - das Überleben mit und in der Natur, dem Meer und das Fortschreiten der Computertechnologie, die Übernahme der Welt durch KI. Ein zentraler Handlungsort ist Makatea, ein kleines Atoll im Pazifik; hier soll eine schwimmende Stadt entstehen, eine neue prototypische Form des Zusammenlebens für die Menschen ermöglicht werden. Hier laufen alle Handlungsstränge zusammen: Die Meeresforscherin Evelyne Beaulieu (welch passender Name!), Ina Aroita, eine Künstlerin, die am Strand nur noch angespültes Plastik für ihre Skulpturen findet, die Freunde Rafi Young, Büchernarr und Kreativgeist, und der Computerexperte Todd Keane, der eine KI perfektioniert haben muss, bevor bei ihm demenzbedingt das Licht ausgeht. Und über allem steht die Frage der Würdigung und Erhaltung der Schöpfung und wie er sich weiterentwickeln wird, der Weltengang. Ein faszinierendes Buch, weit mehr als 'nur ein Roman'.

Bewertung vom 30.09.2024
Das Lied des Propheten
Lynch, Paul

Das Lied des Propheten


ausgezeichnet

Untergangspoesie. Es gibt schon ein halbes Regal voll mit Thrillern, die das Leben und Überleben in einem totalitären Regime beschreiben. Da gibt es zumeist eine Heldin / einen Helden, die / der eine Befreiungsbewegung anführt und zumeist auch erfolgreich gegen die Bösewichte agiert. "Das Lied des Propheten" von Paul Lynch ist vollkommen anders. Ab der ersten Seite wurde ich förmlich mitgerissen und wie durch einen Sog förmlich hineingezogen in die Geschichte; gleichzeitig hatte ich immer wieder den Impuls, das Buch wegzulegen und einfach nicht weiterzulesen, weil schließlich nicht sein kann, was nicht sein darf (... die aktuelle Brisanz des Themas durch den Rechtsruck in Europa). Es gibt keine Vorgeschichte mit einer Art 'Machtübernahme' - es 'geht einfach los'. Die neue Regierung lässt durch die Geheimpolizei Eilishs Mann Larry abholen, seineszeichens Gewerkschafter; Larry taucht nicht mehr auf; der große Sohn schließt sich der Widerstandsbewegung an; Eilish ist verzweifelt; es gibt kriegerische Auseinandersetzungen zwischen der Regierung und den Revolutionsgarden; wer kann, verlässt das Land; was schließlich auch Eilishs Plan ist. In kurzen und mächtigen Sätzen haut der Autor uns die Geschichte förmlich um die Ohren. Es geht weniger darum, wie ein Staat (Nordirland) sich langsam zu einer Diktatur hin verändert sondern vielmehr darum, wie die Veränderungen auf das Erleben und Verhalten der Menschen einwirken. Für mich das Buch der Stunde, weil es nicht nur hervorragend geschrieben sondern gleichzeitig auch ein Warnruf ist.

Bewertung vom 28.09.2024
Die Unmöglichkeit des Lebens
Haig, Matt

Die Unmöglichkeit des Lebens


gut

Überbordende Fantasie. Und dabei fast schon ein wenig 'zuviel des Guten' - das ist mein Eindruck nach der Lektüre von Matt Haigs neuem Roman "Die Unmöglichkeit des Lebens". Wer Matt Haig kennt, der weiß in etwa, was ihn erwartet - nämlich Lebensklugheit und ein Schuss magischer Realismus. Nur diesmal spielen mächtige Wesenheiten aus einer anderen Welt, Portale in eine andere Welt und Weltrettungsabsichten der Aliens für unsere Welt eine Rolle - Handlungsort ist die Mittelmeerinsel Ibiza. Maurice, beunruhigt durch die aktuelle Lage der Welt und betroffen von persönlichen Verlusten wendet sich, weil er es irgendjemandem erzählen muss und nicht so richtig weiterweiß in seinem eigenen Leben, per Email an seine alte Mathematiklehrerin Grace Winters. Diese antwortet ihm schon bald und bietet ihm an, ihre Geschichte zu erzählen, in der Hoffnung, dass diese ihm in seinem Leben weiterhelfen wird. Und genau diese von Grace Winters erzählte Geschichte ist der Kern des Romans. Grace erbt völlig unerwartet ein Haus auf Ibiza - und zwar von einer ganz alten Bekannten, als Dank dafür, dass Grace sie in einer schweren Zeit zum gemeinsamen Weihnachtsfest eingeladen hatte. Grace, selbst schon über 70 und in ihren Alltagsroutinen gefangen, überlegt ob sie den Schritt wagen soll. Was sie dann natürlich tut (in Matt Haigs Romanen machen die Protagonisten stets eine Persönlichkeitsentwicklung durch). Auf Ibiza schließlich wird Grace durch die Magie uralten Seegrases mit übersinnlichen Fähigkeiten ausgestattet und ehe sie sichs versieht zu einer Vorkämpferin zur Erhaltung des ökologischen Gleichgewichtes auf Ibiza; auch gewinnt sie den Kampf gegen einen nahezu ebenso mächtigen Bösewicht... und natürlich wird am Ende alles gut. Die Magie der Insel ist ziemlich gut beschrieben, die Message ist auch klar. Und vielleicht hat der Autor ja auch recht, dass unser Leben auf unserem Planeten ein besseres wäre, wenn wir der Magie wieder einen Platz in unserem Leben einräumen würden.

Bewertung vom 20.09.2024
Feuerjagd
French, Tana

Feuerjagd


gut

Toll erzählt. Tana French gelingt es in ihrem aktuellen Roman "Feuerjagd" äußerst gut, ein ziemlich anregendes Leseerlebnis zu haben. Ihr Schreibstil - nicht die Handlung - hat mich sehr an Stephen King erinnert. Genau wie ihm gelingt es Tana French hervorragend, ihre Figuren mit all ihren teilweise 'schrulligen Eigenarten' zum Leben zu erwecken, in soziale Milieus wie Dorfgemeinschaften einzutauchen, Menschen und Landschaften bildhaft vor Augen zu haben ... und sich als Leser einfach nur auf das nächste Kapitel zu freuen. Dafür hat "Feuerjagd" wahrhaft die volle Punktzahl verdient. Die Handlung hingegen trägt weniger gut, ist ein wenig schleppend und weitgehend frei von Zwischenhochs, Zuspitzungen, Katharsis, Höhepunkt. Ein Dorf im irischen Niemandsland, eine unvollständige Familie (Vater verschwunden); Tochter Trey, noch immer rätselnd, wo ihr Bruder seinerzeit verblieben ist und die Dorfgemeinschaft einer Untat verdächtigend, findet emotionalen Halt bei dem ehemaligen Cop Cal und seiner Freundin; Treys Vater taucht zusammen mit einem Fremden wieder auf, um dunkle Geschäfte zu machen, das Dorf abzukassieren, um die eigenen Schulden zu begleichen; Trey wittert eine Chance, dem Schicksal ihres Bruders auf die Spur zu kommen und geht sehr eigene Wege... Der Rest wäre gespoilert. Aber wie gesagt - trotz der etwas schlappen Handlung hatte ich viel Freude beim Lesen von "Feuerjagd" ... und ja, am Schluss spielt ein Brand noch eine zentrale Rolle ;-)