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skaramel

Bewertungen

Insgesamt 11 Bewertungen
12
Bewertung vom 16.09.2021
Der Mauersegler
Schreiber, Jasmin

Der Mauersegler


sehr gut

Da liegt er nun, der dritte Roman von Jasmin Schreiber. Mit Mariannengraben hat sie sich in mein Herz geschrieben, mit Abschied von Hermine grenzenlos enttäuscht.
Nun liegt „Der Mauersegler“ vor mir, der an nur einem Vormittag gelesen wurde und das Vertrauen in Schreibers Schreibkünste wiederhergestellt hat. So hat sie hier wieder vertrautes Terrain betreten. Ähnlich wie bei „Mariannengraben“ geht es um den Tod, um Schuld und um Trauerarbeit, jedoch auf eine andere Art und Weise. Während ihr erster Roman wie ein traurig-schöner Roadtrip-Roman war, ist der Mauersegler viel ernsthafter und auch düsterer.
Es geht um Prometheus, der als Arzt seinen krebskranken besten Freund behandelt. Er verliert sich irgendwo zwischen der Behandlung, Rationalität, Emotionalität und folgenschweren Entscheidungen. Der einzige Ausweg: die Flucht, die ihn weinend nach Dänemark verschlägt, wo er durch Zufall auf ein altes, lesbisches Pärchen trifft, die einen Pferdehof betreiben. Obwohl Prometheus panische Angst vor Pferden hat und die alten Frauen eher grimmig sind, scheint all dies ihm bei seiner Trauerbewältigung und dem Schuldbekenntnis zu helfen.
Während die Protagonisten in Mariannengraben sympathisch, warmherzig und liebenswert waren, ist Prometheus vor allem eins: ein Arschloch. Man mag ihn nicht. Er wirkt unsympathisch, narzisstisch und vor allem egoistisch. Auch wenn seine Trauer, seine Gedanken und seine Schuldgefühle nachvollziehbar und vor allem auch begründet sind, ist Prometheus vielleicht nicht der beste Protagonist, tut aber seinen Dienst. Er bringt den Leser in ein tiefes, düsteres Tal aus Gedanken und Gefühlen, die besser gar nicht beschrieben hätten werden können.
Der Mauersegler ist ganz anders als erwartet und vielleicht nicht das Highlight wie Mariannengraben. Trotzdem ein wunderbares, vor allem gut geschriebenes, Buch. Schreiber kann eben schreiben, den Leser abholen und nebenbei immer wieder mit kleinen Fakten, die man nie vergisst, punkten. Lesenswert. Absolut.

Bewertung vom 16.09.2021
Du hast mir gerade noch gefehlt
McFarlane, Mhairi

Du hast mir gerade noch gefehlt


ausgezeichnet

Stell dir vor, du verlierst deine beste Freundin mitten in deinen Dreißigern? Wie viel gibt es noch, was ungesagt geblieben ist? Was wird sie alles verpassen? Und wie soll das Leben einfach weiter gehen?
So geht es Eve. Sie ist seit Studienzeiten mit Susie, Ed und Justin befreundet und genau an dem Abend, an dem Eds Freundin, in dem sie seit Jahre heimlich verliebt ist, ihm einen Heiratsantrag macht, erleidet Susie einen Unfall. Dadurch erscheint auch Susis älterer Bruder Finlay in Eves Leben und sorgt für jede Menge Chaos. Als Eve feststellt, dass sich unter Finlays rauer Schale ein gar nicht so unattraktiver Kern verbirgt, spielt Ed plötzlich mit dem Gedanken, die Hochzeit abzusagen. Was für Eve ein Grund zur Freude sein sollte, hat ihr jetzt gerade noch gefehlt …
Mhairi McFarlane – ein Garant für gute Literatur und ein Name, der bei mir immer Freude hervorruft, sobald ich ihn auf der Liste der Neuerscheinungen sehe. So groß war daher die Vorfreude als „Du hast mir gerade noch gefehlt“ auf der Bühne erschien.
Und wie immer, McFarlane hat abgeliefert. Ihr neuster Roman ist ganz typisch ein McFarlane und doch so gar nicht. Im Mittelpunkt von „Du hast mir gerade noch gefehlt“ steht diesmal nicht nur eine zauberhafte Liebesgeschichte, sondern auch Trauerarbeit. Sie nimmt den Leser mit auf die Reise von Verlust, Freundschaft und dem „mit dem Leben wieder anfangen“. In all das baut sie eine aufkeimende neue Liebe ein.
All das macht sie wie gewohnt mit leichten Worten, schafft eine zuckersüße Geschichte, die doch so viel mehr Tiefgang hat als man zunächst denkt.
Das McFarlane sich nicht nur mit einem Thema beschäftigt, das kennen die treuen Leser. Geschickt und leicht für den Leser baut sie Rassismus, Feminismus, Demenz und auch die Trauer ein. Doch ihre Bücher wirken immer leicht, fluffig und haben trotzdem genau das richtige Maß an Tiefgang und snd mehr als nur eine Liebesgeschichte. Mit „Du hast mir gerade noch gefehlt“ hat sie ein mitreißenden, ans Herz gehenden Roman verfasst, der allen Erwartungen der treuen Fans gerecht wird, aber auch für jeden neuen Leser einen toller Einstieg bietet.

Bewertung vom 12.09.2021
Die Überlebenden
Schulman, Alex

Die Überlebenden


sehr gut

"Eins weiß ich über Wälder", sagte Papa. "Und zwar, dass jeder seinen eigenen Wald in sich trägt, den er in- und auswendig kennt und der ihm Geborgenheit gibt. Und einen eigenen Wald zu haben, ist das Schönste, was es gibt. Wenn du oft genug durch diesen Wald läufst, kennst du bald jeden Stein, jeden schwierigen Weg..."
Wir sind mitten in Schweden, vor einem roten Sommerhaus – doch nichts mit Idylle. Drei Brüder liegen sich prügelnd in den Armen. Die Gefühle sind übergekocht. Sind sie doch eigentlich aus einem Grund hier: Die Asche ihrer Mutter verstreuen und damit ihren letzten Wunsch erfüllen.
In seinem Roman „Die Überlebenden“ erzählt Alex Schulmann abwechseln in der Gegenwart und Vergangenheit wie es zu dieser Situation kam. Es ist eine bedrückende, schwere Familiengeschichte über drei Brüder, unterschiedlicher könnten sie nicht sein. Um einen alkoholkranken Vater, eine in sich gekehrte und aggressive Mutter. Alle Jungs wirken um Anerkennung buhlend, angestrengt und ein bisschen verloren. Pierre, Benjamin und Nils – die Brüder – sind sich fremd geworden. Zwischen ihnen viel Ungesagtes, viel liegt in der Luft. Es geht um das Miteinander, den Bruch der Brüder, viel Zwischenmenschliches.
Die Überlebenden liest sich nicht einfach, aber die Geschichte zieht den Leser mit. Schulman erzählt unaufgeregt, bildhaft, ruhig. So bedrückend die Stimmung ist, so sehr kann man den Sommer, die Hitze und den Wald förmlich spüren. Obwohl die Geschichte so bedrückt, spürt man förmlich eine träge Kindheit, warme Sommerabende und das kindliche Freisein. Es ist eine Geschichte über Familie, Beziehungen, aber vor allem auch über Schuld, Verdrängung und Trauma.

Absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 07.09.2021
Barbara stirbt nicht
Bronsky, Alina

Barbara stirbt nicht


gut

In Herr Schmidts Leben gibt es klare Regeln, klare Abläufe und ganz viele Routinen. Für die Einhaltung dieser ist vor allem seine Frau Barbara verantwortlich. Als eines morgens kein Kaffeegeruch in der Luft liegt, er nicht vom Gewusel im Erdgeschoss wachwird, ist er zunächst irritiert und danach besorgt. Barbara liegt auf dem Fußboden des Badezimmers, wieder bei Bewusstsein, aber alles in Ordnung ist es nicht. Und ehe sich Herr Schmidt versieht, ist Barbara zum ersten Mal wirklich krank und er steht vor ganz anderen Problemen: Wer kocht denn nun? Und wer räumt auf? Und wie geht das überhaupt?
Eigentlich klingt „Barbara stirbt nicht“ wie ein kurzer, lustiger Roman, der zur Unterhaltung da ist und zwischendurch ist er das auch. Doch neben der kurzweiligen, humoristischen Art ist der Roman von Alina Bronsky doch sehr tiefgründig und melancholisch. Denn während Barbara sich „scheinbar“ erholt, ist Herr Schmidt, dessen Vorname konsequent nicht benutzt wird, überfordert und fast unsympathisch. Er ist eben der typische alte Herr, der von „Frauenkram“ spricht, stoische Ignoranz ausstrahlt und absolut nicht lebensfähig ohne seine Frau ist, dies aber nie zugeben würde. Doch am Ende beschreibt „Barbara stirbt nicht“ die Reise von Herrn Schmidt, wie er sich immer mehr mit den alltäglichen Dingen, aber auch dem Leben auseinandersetzt und die Komfortzone verlässt.
Und während Barbara immer kränker wird, Herr Schmidt dies jedoch gekonnt ignoriert, wird der Roman immer zu seiner Geschichte, der Liebe zum Kochen und dem eigentlichen Familienleben. Stück für Stück wird die Familie Schmidt aufgerollt, ein bisschen mehr erzählt und Hintergründe werden dem Leser auf einmal klar.
Doch hier ist auch der kleine Knackpunkt. Die ganzen Einzelgeschichten sind am Ende etwas zu konstruiert, so als wolle Bronsky noch mehr geben, noch mehr Punkte setzen und noch mehr Diversität zeigen. Feminismus, queere Einflüsse, Rassismus, Inklusion – am Ende wirkt es alles zu viel und zu gewollt. Hier hätte ein bisschen gespart und dafür die einzelnen Themen mehr Tiefe gegeben werden können.
Und das Ende, das kam leider viel zu abrupt. War man noch ein paar Seiten vorher massiv überrascht von so vielen Wendungen, neuen Erzählsträngen, so überfahren war man über den plötzlichen, kurzen Cut, der mir persönlich viel zu wenig gegeben hat.

Bewertung vom 30.08.2021
Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


sehr gut

Deduktion, moderne Ermittlungsmethoden, drei bis vier Mal um die Ecke denken - das sind die typischen Merkmale der Detektivarbeit von Sherlock Holmes und wer ist bitte ist kein Fan von dem so berühmten Ermittler? Bücher und Filme, die nicht zwangsweise von Sherlock Holmes handeln, aber sich den gleichen Methoden und Erzählarten bedienen, sind immer wieder ein Genuss.
So ist es auch mit „Das Buch des Totengräbers“ von Oliver Pötzsch, welches nicht in Großbritannien spielt, sondern in Wien um 1893. Auch gibt es hier nicht den altbekannten, berühmten Ermittler, aber einen der es mit ihm aufnehmen kann: Leopold von Herzfeldt. Leopold ist seiner Zeit voraus, nutzt Fotoapparate, ermittelt mit Schlussfolgerungen und Laborergebnissen. Seine Arbeit wird nun in Wien gebraucht, wo er sich als neuer Ermittler erst positionieren muss und das zwischen all den alteingefahrenen Polizisten, die „wie immer“ arbeiten.
Nun wurden mehrere Dienstmädchen ermordet – jede von ihnen brutal gepfählt. Augustin Rothmayer, der städtische Totengräber – etwas schrullig, aber sehr hilfreich, hat schon Leichen in jeder Form gesehen, kennt alle Todesursachen und Verwesungsstufen. Schreibt sogar ein Buch darüber. Er weiß auch, dass das Pfählen eine uralte Methode ist, um Untote unter der Erde zu halten. Geht in Wien also ein abergläubischer Serientäter um? So entwickeln Leopold von Herzfeld und August Rothmayer gemeinsam und bilden ein seltsames, aber effektives Duo, das einen famosen Auftakt für eine neue Krimi-Reihe.
…und für einen Auftakt, einen ersten Band, leistet Pötzsch hier super Arbeit. Grundlegend sind Krimis, die nicht in der jetzigen Zeit spielen, für mich persönlich immer schwierig zu lesen. „„Das Buch des Totengräbers“ macht es einem aber sehr einfach. Die Charaktere sind angenehm, haben schon erste Tiefe und sind sympathisch, bzw. klassisch „schwierig“ angehaucht. Der Schreibstil ist fließend, leicht und hilft dem Leser schnell durch die Seiten zu fliegen. Und noch ein großes Plus: der Täter war nicht direkt bekannt und kam mir zwar nicht erst bei Auflösung in den Sinn, aber doch später als gedacht.
Von daher: vielversprechender Anfang für eine neuen Krimi-Reihe, der Lust auf mehr macht!

Bewertung vom 20.08.2021
Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1
Beckett, Simon

Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1


weniger gut

„Der Auftakt einer atemberaubenden neuen Thrillerserie von Bestsellerautor Simon Beckett.“ Das preist das Internet auf der Suche nach „Die Verlorenen“ von Beckett an und macht erstmal Lust auf mehr.

Denn Beckett ist für alle Thriller-Fans eine bekannte Nummer und ein Garant für gute und spannende Unterhaltung. Nun gibt es also einen neuen Protagonisten, der den Leser fesseln soll. In die „Verlorenen“ spielt Jonah die Hauptrolle. Er ist Polizist bei der Spezialeinheit der Londoner Polizei und findet in einer Lagehalle einige Leichen. Einer davon sein bester Freund, mit dem der Kontakt vor Jahren abgebrochen ist.
Klingt alles, als könnte es ein richtig guter neuer Band werden. So richtig rund ist der Auftakt jedoch nicht geworden. Jonah ist als Hauptfigur absolut blaß geblieben und konnte den Leser nicht wirklich für sich einnehmen. Beckett beschreibt ihn als Ermittler einer Sondereinheit. Davon ist leider nichts zu sehen, denn Jonah stolpert von Tatort zu Tatort, von Problem zu Problem. Täter überraschen ihn, Situationen kommen unerwartet und so wirklich vorbereitet und durchdacht wirkt er in keinem Moment. Dass so ein Charakter Mitglied einer Spezialeinheit sein kann, ist absolut unglaubhaft.
Auch die Story kann am Ende nicht ganz überzeugen. Die Zusammenhänge zwischen der Entführung des Sohnes von Jonah als der Freundschaft des Opfers und dem Ermittler als auch all den Verknüpfungen in die Vergangenheit gehen am Ende nicht wirklich auf und bleiben mit einem Stirnrunzeln zurück.
Nichts destotrotz merkt man, dass ein Simon Beckett das Buch geschrieben hat. Es ist kurzweilig, schnell zu lesen und ein kleiner Pageturner. Jedoch nicht aus den richtigen Gründen, die ich mir bei einem Thriller wünschen würde. Es ist nicht die Spannung, eher das kurzweilige Gefühl, das einen weiterlesen lässt. Hätte nicht Beckett auf dem Cover gestanden, wäre es sicherlich noch weiter in der Gunst gefallen.
Ein atemberaubender Thriller ist es daher nicht. Leider unten den Erwartungen, die gemäß dem Autor einfach auch sehr hoch waren.

Bewertung vom 18.08.2021
Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?
Green, John

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?


gut

John Green ist ein Name, der uns allen bekannt sein sollte. Wenn wir nicht „Looking for Alaska“ kennen, dann sollte spätestens allen das Buch als auch die Verfilmung zu „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ bekannt sein. John Green schreibt, was ihm auf der Seele liegt und das geht tief ins Herz.

… und nun liegt da dieses neue Buch „Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen? - Notizen zum Leben auf der Erde“ von John Green und ist so ganz und gar nicht john-greenish und doch so viel. Sehr persönlich erzählt John Green über seine Beweggründe dieses Buch zu schreiben, die Ideen und seine eigene persönliche Geschichte. So hat Green ganz am Anfang seiner schriftstellerischen Karriere einige Buchkritiken verfasst. Hierbei hat er jedoch nie in der Ich-Form erzählt, sondern immer eine neutrale Position eingenommen. Daher gibt es nun das neue Buch, in dem er vollkommen subjektiv in 43 Texten persönliche Anekdoten unterbringt, aber auch seine Erfahrungen und Meinungen teilt

Alles in allem ist das Anthropozän anders als das, was man vielleicht erwarten mag. Trotzdem alle macht es Spaß dies zu lesen. John Green weiß einfach mit Worten umzugehen und seine persönliche Note zu hinterlegen. Es ist wie ein großer, wilder Mix aus unnützen Fakten, Fun Facts und zufällig gewürfelten Themen, die John Green in ein Buch drückt. Mal gibt es dazu mehr mal weniger persönliches, mal ist schnell mal weniger schnell zu lesen.

Besonders lesenswert macht das Buch der autobiografische Teil, der vor allem den Autor auszeichnet. Wäre dies ein Buch von einem namenlosen oder unbekannteren Autor, dann würde dieses Buch wohl schnell irgendwo Staub fangen.
Wer also Lust auf ein bisschen leichte Kost und das von John Green, hat, der ist mit dem Buch gut bedient und wird sicherlich ganz angenehm unterhalten. Der richtige Wow-Effekt fehlt jedoch.

Bewertung vom 03.05.2021
Hard Land
Wells, Benedict

Hard Land


ausgezeichnet

Wenn wir an die Sommer unsrer Jugend denken, kommt da nicht ein bestimmtes Bild und ein bestimmtes Gefühl auf? Eine Hitze, die über den Tagen hängt, alles ist bedeutungsschwer, die Zeit scheint unendlich.

Dieses Gefühl ist für mich der Dreh- und Angelpunkt von Hard Land, dem neusten Werk von Benedict Wells. Den hier geht es um Sam, der seinen Sommer zwischen Leid und Leben verbringt. Der Leser begleitet ihn und sein Spagat zwischen der Krebserkrankung seiner Mutter und dem Gefühl endlich Freunde gefunden zu habe. Eigentlich ist er der typische Außenseiter, wie wir ihn aus den typischen Coming-of-age-Romanen kennen. Ein bisschen verschroben, vor allem introvertiert und etwas einsam. Sam findet in diesem Sommer, dem Sommer seines Lebens, endlich Anschluss , einen Job und vor allem auch zu sich selbst. Wells schickt ihn durch Auseinandersetzungen, Partys und Situationen, für die er noch nicht gewachsen ist. Auf alkoholreiche Abende, folgen intensive Gespräche mit seiner Mutter und Mutproben. Als kleinen Rahmen gibt es das Werk „Hard Land“, das Sam in Literatur durchnimmt und immer wieder den tieferen Sinn in den Zeilen sucht.

Für Liebhaber von „vom Ende der Einsamkeit“ wird „Hard Land“ wohl einen anderen Ton anschlagen und nicht die gleiche Kerbe treffen. Wells kann schreiben und das Buch verfliegt nur so, aber an sich ist Hard Land anders. Für mich aber genauso perfekt, da es in mir eine kleine Sehnsucht an solche Sommer und ein Gefühl von Erinnerung hervorruft.

Bewertung vom 03.05.2021
Unterwasserflimmern
Schaller, Katharina

Unterwasserflimmern


weniger gut

Eigentlich hatte ich mich auf "Unterwasserflimmern" gefreut. Versprochen hatte ich mir einen schonungslos ehrlichen Roman über eine Frau, die eben nicht den gesellschaftlich gängigen Weg für sich einschlägt. Haus und Kinder, dass alles ist ihr zu viel, ob der Mann dafür an ihrer Seite ist. Stattdessen hat sie Affären und nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau.

Am Ende des Tages brauche ich keine Sympathieträgerin als Protagonistin und kann auch gut mit der recht unsympathischen Namenslosen von Katharina Schaller leben. Was aber am Ende das Buch für mich so schlecht gemacht hat: es ist nicht wirklich rund.
Rund um das "Nichtheiratenwollen" und "keine Kinder"-Thema eine Geschichte zu spinnen, finde ich gut. Genau solche Themen sollten eigentlich kein Thema sein und gesellschaftlich akzeptiert werden. Doch so wichtig diese Message so ist, so sehr verhagelt es Schaller in dem sie das Ganze ad absurdem führt. Die Protagonistin ist so überspitzt gegen alles, hat so sehr Bindungsende, reist quer durch das Land um abzuhauen und ist alles in allem so unvorsichtig, dass mir die wichtige Message verloren geht: Nicht alle Kinderlosen und Heiratsverweigerer sind untreue, partyliebende Idioten, die sich nicht binden können.

Bewertung vom 03.05.2021
Die Geschichte von Kat und Easy
Pásztor, Susann

Die Geschichte von Kat und Easy


sehr gut

Ein Buch, das sich ein bisschen so anfühlt als könnte man den Geruch seiner eigenen Jugend noch einmal in der Nase haben. Als wüsste man schlagartig wie man unbesiegbar und wichtig man sich mit 16/17 Jahren gegeben hat und wie unsicher man doch eigentlich war.

Susann Pasztor beschreibt ganz wunderbar die tägliche Teenager-Scharade, die man eben so spielt, wenn man noch so jung ist und sich der Welt beweisen will. Doch was dann passiert, wenn man viele Jahre später wieder mit dieser Zeit konfrontiert wird, erzählt sie in dem sie Kat und Easy gemeinsam nach Kreta schickt. Viele, viele Jahre später, als gestandene Frauen, die sich vielleicht auch bewusst aus den Augen verloren haben.

Das Buch hat mir - ohne, dass ich jegliche Erwartungen daran hatte - absolut gut gefallen. Pasztor schreibt so schön leicht, dass das Buch gerade zu verfliegt. Kat und Easy sind beide nicht wirklich Sympathieträger, aber ihre Geschichte ist so nachvollziehbar, dass es ein Genuss war diese zu lesen.

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