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Benutzername: 
Skadi

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 16.11.2019
Unter der Mauer
Lahmer, Melanie

Unter der Mauer


sehr gut

"Unter der Mauer" ist der Start einer neuen Reihe der Autorin Melanie Lahmer rund um Psychologin Nike Klafeld.

Als Nikes Band ihren Probenraum in einem alten Weltkriegsbunker räumen muss, stößt sie auf Schnipsel eines Tagebuchs. Geschrieben 1983 von Michi, die in der DDR aufgewachsen ist und sich nach Freiheit sehnt. Nike puzzelt die Fetzen zusammen und begibt sich auf die Suche nach der Tagebuchschreiberin.

Die Geschichte wird in zwei Zeitsträngen erzählt. Der erste Handlungsstrang folgt Michi im Jahre 1983 und später ihrer Familie kurz nach der Wiedervereinigung. Der Hauptstrang ist Nikes Geschichte in der Gegenwart. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm und flüssig zu lesen, ohne dabei auf Fachbegriffe, die Nike als Psychologin zum einen kennen sollte, zum anderen an den passenden Stellen auch verwendet. Die Beschreibungen wirken lebendig, an einigen Stellen entsteht eine großartige Atmosphäre - vor allem im Zusammenhang mit dem Bunker, der für meinen Geschmack als Setting häufiger hätte Erwähnung finden können.

Die Struktur der Geschichte ist für einen Krimi ungewöhnlich, das übliche Leiche-Ermittlung-Falllösung findet hier nicht statt. Gut die erste Hälfte beschäftigt sich Nikes Strang nur minimal mit dem im Klappentext beschriebenen Fall, der Fokus liegt hierbei mehr auf ihrer persönlichen Familiengeschichte. Damit wird der Grundstein für die folgenden Bücher um Nike Klafeld gelegt, wer allerdings auf Spannung von Anfang bis Ende sucht, ist dadurch bei dieser Geschichte falsch. Erst im letzten Drittel kommt wirklich Schwung in die Geschichte. Leider ist dies nur ein relativ kurzer Spannungsmoment, um die Geschichte zu Ende zu bringen.

Die Figuren sind mit viel Liebe gestaltet, haben alle ihren eigenen Kopf, handeln dadurch aber zeitweise auch mal überraschend bzw. für den Leser in der Situation ein wenig unlogisch. Insbesondere Nike neigt zu Sprunghaftigkeit und bleibt damit bis zum Ende unberechenbar.

Wesentlich besser hat mir die Handlung in der Vergangenheit gefallen. Michis Tagebuch ist in jedem Abschnitt spannend, ihre Gefühle gehen dem Leser nahe - egal ob ihre Angst und ihre Zweifel oder ihre Hoffnung auf die Freiheit. Ihre Sehnsucht nach der Welt geht beim Lesen unter die Haut, sodass ich einige Male tief Luft holen musste, bevor ich weiter lesen konnte.

Der Klappentext ist für mich ein wenig irreführend. Wer, wie ich, einen typischen Krimi mit einem Cold-Case Fall erwartet, der ist hier definitiv falsch. "Unter der Mauer" ist mehr eine Familiengeschichte mit Krimi-Elementen. Persönlich war ich anfangs etwas enttäuscht davon, allerdings habe ich die Figuren mit der Zeit lieb gewonnen und warte nun definitiv auf den nächsten Band, um zu erfahren wie es mit Nike, ihrem Job und ihrer Familie eigentlich weiter gehen wird. Wäre es möglich, würde ich 3 1/2 Sterne vergeben, runde hier aber auf, da mir das Buch für 3 Sterne zu gut gefallen hat.

Bewertung vom 14.09.2018
BeastSoul
Fabula, Juliana

BeastSoul


ausgezeichnet

Finya liebt nichts so sehr, wie in die Welt ihrer Bücher abzutauchen und mit den Protagonisten die Abenteuer zu erleben. Doch dann wird Finyas Leben selbst zu einem solchen Abenteuer: Als Beasttamerin lernt sie in Arcanus mit ihren Fähigkeiten umzugehen und gemeinsam mit „ihrem“ Beast Leonél zu kämpfen.

Zuerst ist mir natürlich das wunderschöne Cover aufgefallen – wie könnte man sich nicht sofort darin verlieben? Aber es ist nicht nur schön, es passt auch perfekt zur Geschichte und das zählt mindestens genauso viel.
Anfangs hat mich die Geschichte sehr an Harry Potter erinnert. Nicht im negativen Sinne, sondern durch und durch positiv. Für mich war es, wie nach vielen Jahren nach Hause zu kommen und gleichzeitig eine neue aufregende Welt zu entdecken.

Finya war mir als Hauptfigur so sympathisch wie noch nie in einem Fantasy-Jugendbuch. Zu Beginn war sie zwar ein wenig zu defensiv, doch im Laufe der Geschichte macht sie eine beeindruckende Entwicklung durch, was ihr noch mehr Tiefe verleiht.

Auch die anderen Figuren sind spannend und gut ausgearbeitet. Genauso wie die Hintergründe von Nebula Astéri, der Welt in der die Geschichte spielt. Immer wieder erfährt man etwas über die Geschichte dieser Welt und der Akademie. Durch diese liebevollen Details, fällt es ganz leicht, sich in das Buch hineinsaugen zu lassen. Ehrlich gesagt habe ich schon seit einer Weile kein Buch mehr gelesen, das ich unbedingt weiterlesen wollte und gleichzeitig auch nicht, weil ich Angst hatte, auf der letzten Seite anzukommen und Abschied nehmen zu müssen. Zum Glück wird es ja noch vier weitere Teile geben – ich kann sie wirklich kaum erwarten!

Der Spannungsbogen ist gut gelungen. Die Autorin zeigt auf wundervolle Weise, dass ein Buch auch gerne langsame Passagen haben darf und nicht nur Actionszenen Spannung erzeugen.

Dazu kommt noch ein wundervoller Stil: locker, witzig und gleichzeitig mit einem poetischen Touch. Vor allem lässt sich das Buch super lesen.

Ich muss gestehen, ich habe mich beim Lesen wirklich in das Buch verliebt. Oder um es anders auszudrücken: ein Muss für alle Fantasyfans und jene, die ihre Liebe zu diesem Genre wieder (neu) entdecken wollen!

Bewertung vom 13.09.2018
Mord im Balkanexpress
Wittekindt, Matthias;Wittkamp, Rainer

Mord im Balkanexpress


ausgezeichnet

1895. Am Burgtheater in Wien soll der neue Theaterdirektor vorgestellt werden. Unter den Gästen wird auch Kaiser Franz Joseph sein, doch einem glücklichen Zufall sei Dank ist der Kaiser an diesem Abend zu spät und nicht anwesend, als die Bombe im Burgtheater hochgeht. Die an diesem Abend anwesende Schauspielerin Christine Mayberger begibt sich mit dem deutschen Agenten Albrecht Prinz von Schwarzburg-Rudolstadt auf die Jagd nach den Attentätern.
Das Buch ist in der dritten Person Singular und im Präsens geschrieben. Zudem wird immer wieder die Perspektive gewechselt, sodass man als Leser nicht nur die Ereignisse rund um Christine und Albrecht, sondern auch die um die Attentäter und den Serben Lazard verfolgen kann.
Durch die fülle an auftretenden Figuren mag es vielleicht im ersten Moment ein wenig verwirrend klingen, wer nun wer ist – in dieser Hinsicht ist das Personenverzeichnis zunächst einmal etwas erschreckend, beim Lesen allerdings hatte ich persönlich keine Probleme damit. Die Figuren sind gut charakterisiert und unterscheiden sich dadurch voneinander.
Insbesondere Christine und Ica sind zwei starke Frauenfiguren, die durch ihre Art viele Sympathiepunkte sammeln können. Insgesamt fällt es tatsächlich leicht, mit den einzelnen Figuren mit zu fiebern, ganz unabhängig davon, auf welcher Seite sie stehen.
Sprachlich kann der Roman definitiv punkten. Durch die Wortwahl entsteht eine Atmosphäre, die hervorragend zum Ende des 19. Jahrhunderts passt. Unterstrichen wird dies ebenfalls durch den doch recht nüchternen und schnörkellosen Schreibstil.
Stellenweise fällt die Spannung leider ein klein wenig ab. Für einen Krimi eigentlich unüblich fiebert der Leser nicht der Auflösung eines Mordfalls oder in diesem Fall des Attentats zu Beginn hin, denn noch bevor die Bombe detoniert, ist klar, wer die Täter sind. Viel mehr geht es um die Frage, ob es den Tätern gelingt ein weiteres Attentat auf den Kaiser auszuüben. Dennoch hat der Krimi genügend Stellen mit Tempo und auch die langsamen Szenen funktionieren hervorragend.
Es ist vielleicht nicht der beste historische Krimi, den ich bislang gelesen habe, dennoch ist das Buch eine kleine Zeitreise. Über die historische Korrektheit kann ich nicht all zu viel sagen, allerdings fühlt sich diese Zeit beim Lesen sehr lebendig an und der entstandene Eindruck deckt sich mit dem, was mir über diese Zeit bekannt ist.
Für Liebhaber historischer Romane, insbesondere historischer Krimis, definitiv empfehlenswert.