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Sonnenblume666

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 12.04.2023
Das Lied der See
Penninger, Tanja

Das Lied der See


sehr gut

Tanja Penningers Romantasy "Das Lied der See" entführt auf ein mutmaßliches Piratenschiff, in eine Welt voller Magie und überraschend düsterer Brutalität.

Gerade die Mischung konnte mich am Ende von dem Roman überzeugen, auch wenn nicht alles meinem Geschmack entsprach.

Aber erst zum Inhalt:

"Es ist mitten in der Nacht, als eine feindliche Armee ins Schloss eindringt und Prinzessin Angelina mit ihrer Zofe Emilia fliehen muss. Ein Fluchtschiff soll sie zu Angelinas Verlobtem, dem Kaiser der Goldenen Inseln, bringen. Kaum den Feinden entkommen, wird das Schiff jedoch von Seeräubern überfallen. Die beiden Frauen finden sich an Bord eines Piratenschiffes wieder und es sind ausgerechnet die tiefen meerblauen Augen des attraktiven Kapitäns Hektor Lewis, die Angelina mehr und mehr in ihren Bann ziehen. Eine bevorstehende Meuterei, ein wütender Sturm, zerstörte Schiffe und feindliche Piraten sind dabei ihre geringsten Probleme. Denn gerade als Angelina dabei ist, Hektor ihr Herz zu schenken, stößt sie auf ein dunkles Geheimnis."

Beginnen wir mit den beiden Punkten, an denen ich Kritik üben muss: Der eine Punkt betrifft die anfangs unheimliche Naivität der Protagonistin und der andere die Längen zu Beginn des Romans. Eigentlich nimmt sich "Das Lied der See" wahnsinnig viel Zeit für seine Charaktere und deren Entwicklung, was ich grundsätzlich begrüße. Aber Angelina war zu Beginn ihrer Reise so gar nicht mein Fall. Sie versucht einerseits ihr Bild einer rechtmäßigen Prinzessin durch überzogene Arroganz aufrecht zu erhalten, andererseits verhält sie sich stellenweise sehr naiv. Der zweite Kritikpunkt geht mit dieser Sache direkt einher, denn mir kam die Metamorphose von Angelina viel zu langsam vor. Angelina geht gefühlt mehrere Schritte rückwärts, sobald sie Mal endlich mehr Mut gefasst hat. Da hätte ich mir einen schnelleren Entwicklungsschritt gewünscht. Ihre Gefühlswelt entsprach einem typischen Teenager und schwankte daher enorm. Das alles stabilisierte sich zynischerweise erst, nachdem sie einen großen Fehler begeht.

Jetzt aber zu den vielen positiven Seiten des Romans.

Als großer Fan von Charakterentwicklung wurde ich im Verlauf des Buchs mehr als zufrieden gestellt. Ich fand die Entwicklung plausibel und stimmig, Angelina kam mir ab einem gewissen Punkt deutlich bodenständiger vor. Weil es sich um einen Romantasy handelt, ist es nicht zu viel verraten, auch vom Liebesobjekt zu sprechen, der mich sehr früh mitreißen konnte. Er ist zwar stark und lässt nicht alles durchgehen, hat aber auch eine sehr sensible Seite und setzt sich für einen guten Umgang mit Frauen ein. Mit der Mischung hatte mich das Buch bereits in der Tasche.

Das Cover konnte die Stimmung des Romans nach meinem Empfinden nicht so gut widerspiegeln. Es fehlen sowohl das düster-Brutale als auch das Romantische. Die angedeutete Meerjungfrau, die vom Titel auf dem ersten Blick verschluckt wird, ist das einzige Symbol, dass es sich hier um einen Fantasy-Roman handelt. Das ist schade, weil mir die Grundidee des Covers gefällt.

Das Leben auf dem Schiff wird nicht beschönigt, trotzdem genoss ich die Seemannsamtosphäre. Das ewige Hin und Her der ProtagonistInnen hätte bereits ein würdiges Ende finden können. Doch dann wurde ich im letzten Drittel noch einmal überrascht. Plötzlich werden Zusammenhänge sichtbarer und die Spannung steigt enorm. Den Liebkosungen folgen plötzlich brutale Szenen, die ich so nicht mehr erwartet hätte. Fast fand ich es schade, dass der Teil nicht früher einsetzte.

Auch die Botschaft am Ende des Buchs fand ich sehr gelungen.

Trotz der genannten Kritikpunkte war ich am Ende des Tages gut unterhalten, was nicht zuletzt auch am lockeren Schreibstil der Autorin lag. Insgesamt erhält der Roman von mit 3,5-4 Sterne.

Bewertung vom 19.02.2021
Der Wald der verlorenen Schatten
Eo, Danbi

Der Wald der verlorenen Schatten


ausgezeichnet

Klassische Liebesgeschichten sind normalerweise nicht mein Metier. Allerdings handelt es sich bei "Der Wald der verlorenen Schatten" der Koreanerin Danbi Eo auch keineswegs um eine normale Liebesgeschichte.

Die Geschichte um Hyoju und Muyeong, dem Schattenlosen, ist bezaubernd, mythisch und voller Hoffnung. Hyoju, eine Waise, verliert sich in Selbstmitleid und selbstzerstörerischen Beziehungen, in denen sie klammert. Als ein Anruf mit der Einladung zur Beerdigung ihrer unbekannten Großmutter in einem abgeschiedenen Dorf kommt, befindet sie sich am Tiefpunkt ihres Lebens: Arbeitslos und verschuldet hat sie nichts zu verlieren. Die Riten im Dorf kommen ihr albern abergläubisch vor, ebenso wie die Warnung vor dem Wald, aus dem niemand mehr zurückkam. Sie hat fünf Nächte Zeit, ihren im Wald verlorenen Schatten wiederzufinden...

Sympathisch ist die Protagonistin anfangs nicht unbedingt, auch wenn ihr Leben betroffen macht. Auch der Protagonist wirkt erstmal verstörend. Doch gerade das macht den besonderen Zauber dieser Geschichte aus, denn gemeinsam finden beide ihren Lebenszweck.

Die Atmosphäre des Buchs ist dabei weniger düster als vielmehr mystisch. Das liegt nicht zuletzt am Setting des geheimnisvollen Waldes, der unbändigen Natur mit eigenen Gesetzen. Die Fabelwesen wirken dabei nicht albern, die Geschichte ist - gespickt mit vielen Fragen zum Leben und Weisheiten - erwachsen.

Für mich war das Ende nicht direkt vorhersehbar, auch wenn es neben einigen anderen Ideen durchaus konsequent vorstellbar war. Mich haben die (Haupt- und Neben-)Charaktere sehr berührt.

Eine wunderschöne Liebesgeschichte für Fans von Gaiman, Murakami, Burton.