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Benutzername: 
AchiM
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Deutschland

Bewertungen

Insgesamt 19 Bewertungen
12
Bewertung vom 10.11.2024
Nur noch kurz die Welt sehen
Wolfram, Carina

Nur noch kurz die Welt sehen


gut

Heinz Stücke aus Hövelhof in Ostwestfalen heißt der die Welt umrundende Radfahrer in dieser unglaublichen, aber doch wahren Geschichte. Er ist der unstrittige und alleinige Held des Buches. Oder ist er vielleicht eher der Anti-Held? Wie sagt ein Fahrradhändler aus Hongkong über ihn: „Heinz ist kein außergewöhnlicher Mensch, aber er hat Außergewöhnliches geleistet“. Er ist offensichtlich ein eher einfacher Mensch und ist das auch bis ins hohe Alter geblieben, vielleicht ein Held wider Willen. Natürlich muss er sich unterwegs vermarkten, muss in allen Herren Ländern Dia-Vorträge halten, um zu überleben und natürlich liebt er es mit Menschen bei einem Bier (oder mehreren) Smalltalk zu halten. Aber dann ist er im „Dazwischen“, zwischen Aufregungen, Highlights und Abenteuern, wieder sehr oft und sehr gerne alleine („aber nie einsam“).
Die lebensphilosophischen Kernsätze des Heinz Stücke aus Westfalen sind an einer Hand abzuzählen.
„Man muss ohne Komfort leben können und auch ohne Familie. Man muss früh anfangen, bevor man Verantwortung hat und bevor man ein Sklave seiner Umgebung geworden ist.“
Er hat den rechtzeitigen Absprung geschafft. Mit 23 Jahren ist er Ende 1962 gestartet (mit 300 US-Dollar Startkapital in der Tasche), mit 74 Jahren ist er 2014 wieder in die alte Heimat zurückgekehrt.

Wie kann man sich über diese lange Zeit motivieren? „Links, rechts, links. Treten, treten, treten“. Aber da ist auch eine stete Sehnsucht nach weiteren Reisen, nach dem Neuen, noch mehr oder besser sogar alles zu sehen. Und eine Abneigung ins heimische Umfeld als Werkzeugmacher zurückzukehren. Die Aversion ist so groß, dass er eine Art von Familientreffen in den Niederlanden stattfinden lässt, nur 200 Kilometer vom Heimatort entfernt. Die Fremde ist zur Heimat geworden.

Wie er sich über all die Jahre finanziert hat? „Möglichst wenig ausgeben!“ Logischerweise reicht dies nicht aus, auch wenn man 51 Jahre ohne festen Wohnsitz überwiegend im Zelt lebt, aber zum Glück gibt es unterwegs immer wieder Einladungen zum Essen und Übernachten, Spenden und Sponsoren und Einnahmen aus Vorträgen und dem Verkauf seiner Fotografien. Heinz Stücke scheint nicht der Mann der tiefschürfenden Worte zu sein. Dafür hat er seine Kamera, mit der er die Welt wahrnimmt und seine Eindrücke mit beeindruckendem Geschick und bewegenden Blickwinkeln und Arrangements für die Ewigkeit festhält. Diese Fotografien sind die absoluten Höhepunkte im Buch.

Festgehalten werden muss, dass es nicht das Buch, nicht die Autobiografie des Abenteurers Heinz Stücke ist, sondern das Buch der Journalistin Carina Wolfram über Heinz Stücke. Carina Wolfram schreibt überwiegend für ein Radmagazin übers Radfahren.
Zu Beginn betont sie, dass die Arbeit an einem Buch über Heinz Stücke genauso wenig gradlinig verlaufen kann, wie die 51-jährige Radreise des Protagonisten. Ohne Zweifel richtig. Sie konnte der Fülle an Material leider bis zum Schluss nicht wirklich Herr/Frau werden. Phasenweise blitze etwas von einer Chronologie auf, dann wechselte sie in Schwerpunktthemen, die aber mehr als willkürlich aneinandergereiht wurden und den Logik-Test „Was passt nicht in die Reihe?“ fast alle nicht bestehen würden.

Gewünscht hätte man sich als Leser, dass es zumindest am Anfang einen kurzen zeitlichen Abriss in Stichworten oder als Grafik gegeben hätte, um sich im weiteren Verlauf des Buches an dieser Chronologie zu orientieren, einzelne Episoden besser einordnen zu können. Da liest man überrascht, dass der Welt-Radler etliche Male in London und Hongkong war, dass er mit dem Round-the-World-Ticket um die Welt geflogen ist und denkt hoppla, wie integriere ich denn nun diesen „Stilbruch“ in mein 51-Jahre-Nonstop-Radeln-Bild?

Gewünscht hätte man sich mehr Makro-Szenen, mehr Tiefgang, mehr Emotionen, mehr Einblicke in die Psyche dieses ungewöhnlichen Exemplars aus der Gattung Mensch. Nur seine gelegentliche „Wut“ war einer Erwähnung wert. Gab es auch die sensible, nachdenkliche Seite des Radfahrers jenseits des stumpfsinnigen Tretens? Das Zitat „Sich-Verlieben ist eine Dummheit“ und der kurze Verweis auf eine Beziehung zu einer Frau in Belarus sind leider recht blutleere Andeutungen. Da wäre mehr spannend gewesen. Dafür hätte man gerne auf ein relativ sinnloses und die Oberflächlichkeit akzentuierendes Interview mit einem jüngeren Weltumradler verzichten können.

Am Ende des Buches bleibt das, was alleine schon durch Titel und Untertitel im Leser ausgelöst wurde - Faszination für diesen horizontsüchtigen Mann, sein Eintauchen in fremde Länder und Kulturen und sein Leben abseits der Norm. Ein Individuum, ein Unikum, ein Gegenpol zu Tradition, Konvention, Bausparvertrag, Reihenhaus und Unfallversicherung. Nichts für jeden, aber tief drinnen schlummert es öfter als man denkt.

Bewertung vom 24.07.2024
Atlas eines ängstlichen Mannes
Ransmayr, Christoph

Atlas eines ängstlichen Mannes


ausgezeichnet

Schicken Sie Ihre Phantasie auf Reisen oder testen Sie einfach nur Ihre Geografiekenntnisse, indem Sie Nadeln in eine imaginäre Weltkarte stecken. Osterinsel, China, Brasilien, Kalifornien, Marokko, Andalusien, Island, Griechenland, Wien, Neuseeland, Neu Delhi, Nepal, Bolivien, Mexiko, Juan Fernandez Archipel, Irland, Laos, Nordpol, Ontario, Kambodscha, Yokohama, Valparaiso, Pitcairn, Jemen, Sydney, Irland. Stopp! Das sind nur etwa die Hälfte der Orte und Ziele, die Christoph Ransmayr in seinem Atlas eines ängstlichen Mannes wie auf einer geografischen Perlenkette auffädelt.
In siebzig Episoden erzählt der österreichische Autor Kurzgeschichten für Menschen, die gerne reisen und in denen die Ferne immer eine unstillbare Sehnsucht auslöst. Aber seine Zielgruppe sind ohne Zweifel auch all jene Menschen, die nicht gerne reisen, weil er es versteht, Kopfkino vom Feinsten zu entfachen. Man muss schier gar nicht in Burma oder Thailand gewesen sein, denn Ransmayr schafft es, jeden mitzunehmen. Andererseits fragt man sich als Viel- und Dauerreisender, ob man die großartigen Bilder wirklich sehen kann, wenn man niemals an griechischen, arabischen oder asiatischen Orten war?
Nach kurzem Zögern denke ich: Ja, nur eben andere, nicht weniger schöne, nicht weniger bewegende. Denn der Stil, in dem Ransmayr schreibt, ist farbenprächtiger als jeder Film und jede Reisedokumentation. Man kann gar nicht anders, als einzutauchen, wenn er am verschneiten Ufer eines Bergsees im westlichen Himalaya entlang wandert oder wenn er einer Elefantenherde im Urwald von Sri Lanka ausweicht. Seine literarischen Fähigkeiten lassen jede Leserin, jeden Leser erblassen, ziehen einen in den Bann. Vor allem, wenn man selbst gerne schreibt, lässt einen der Autor mit untherapierbaren Minderwertigkeitskomplexen zurück. Seine lyrische Ader ist Garant für 3-D-Bilder im Kopf, für seufzende Emotionen, für ein so häufiges, neidisches Kopfschütteln wie bei kaum einem anderen Autor zuvor. So etwas kann man wahrscheinlich nicht lernen. Das haben auch schon andere erkannt – Ransmayr erhielt zahlreiche literarische Auszeichnungen, unter anderem die nach Friedrich Hölderlin, Franz Kafka und Bert Brecht benannten Literaturpreise, den Kleist-Preis und einige mehr. Literaturkenner halten den Nobelpreis schon lange für angemessen.
Bleibt noch die Frage – warum dieser Titel? Atlas, ja, das drängt sich auf. Aber ängstlich?
Ängstlich – weil er sich ohne den Input von außen, vor allem seiner langjährigen Lebensgefährtin, vielleicht nie und nicht so häufig auf den Weg gemacht hätte. Aber vielleicht auch ängstlich, weil große Teile dieses Buches entstanden, als Ransmayr mit einer lebensbedrohlichen Diagnose konfrontiert wurde und dieses Buch vielleicht sogar schon so etwas wie sein Vermächtnis zu werden drohte, ein Rückblick auf ein beispiellos volles und erfülltes Leben.
In diesem Mann sind Erfahrungen, Abenteuer, Wahrnehmungen und Gefühle gespeichert, die jeden Quantencomputer überfordern würden. So viele Bilder, Eindrücke, an denen ein Kopf zu platzen, ein Geist zu explodieren droht. Mit großer Sicherheit muss er auch genau deshalb schreiben, sein Ventil, um all das ein Stück weit zu verarbeiten, beherrschbar zu machen.
Zum Glück, denn so können wir an seinem Leben ein wenig teilhaben, den Weg einige Abschnitte weit mitgehen. Und unseren Vorteil daraus ziehen, uns – in sehr positiver und nicht merkantiler Absicht – bereichern. Der deutsche Philosoph Odo Marquard äußerte sich einmal in diesem Sinne dazu: Wer den Erzählungen und Geschichten anderer Menschen folgt, lebt deren Leben ein Stück weit mit. Und weil das einzelne menschliche Leben eigentlich viel zu kurz ist, muss man das sogar unter allen Umständen tun, muss lesen, zuhören, mitleben. Kaum jemand kann einem so viele Leben schenken wie Christoph Ransmayr.

Bewertung vom 13.06.2024
Crossroads
Franzen, Jonathan

Crossroads


ausgezeichnet

Jonathan Franzen hat es wieder getan.
Mit „Crossroads“ geht Franzen konsequent den Weg weiter, den er in „Die Korrekturen“ bereits äußerst erfolgreich beschritten hat. Er greift einmal mehr tief hinein in diesen Schmelztiegel an Schicksalen, den man schlichtweg Leben nennt. Sein Spezialgebiet: Familienleben. In Crossroads nimmt uns der Autor mit in das Leben der US-amerikanischen Familie Hildebrandt Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts.
Pikant, wie Franzen bereits mit dem Titel spielt und Ahnungen generiert. Crossroads bedeutet im Englischen sowohl Wegkreuzung als auch Scheideweg. Nichts anderes passiert in dieser, nein doch eigentlich in jeder Familie. Zuerst treffen sich stets und überall Vater und Mutter, die aber auch beide ihre ganz individuelle Vergangenheit haben, ihre guten Seiten, aber auch ihre Marotten und Schattenseiten. Bei Franzen sind es Vater Russ, Pastor in einer Vorstadtgemeinde und Möchtegern-Gigolo, und Mutter Marion, die über die monotone Erfüllung mütterlicher und familiärer Pflichten äußerlich zur Matrone degeneriert ist. Und dann kommen natürlich wie immer früher oder später die Kinder dazu, die die Lebenswege der Eltern und ihrer Geschwister kreuzen. Mal für eine kürzere, mal für eine längere Zeit. Mal in Harmonie, oft aber wegen der divergierenden Persönlichkeitsentwicklung auch im Dissens, der bis zum Hass gehen kann. Wiedererkennungseffekte? Aber natürlich, alles andere wären erfolgreiche Verdrängungsmechanismen, um nicht von der rosa Wolke zu fallen. Clem, Becky, Perry und Judson heißen die vier beispielhaften Kinder-Charaktere bei Franzen.
Dass Crossroads nebenbei auch der Name einer kirchlichen Jugendgruppe im Buch ist, gerät in Anbetracht der Metaphorik des Gesamtromans fast zur Nebensächlichkeit.
Das Grundkonstrukt dieses Familien-Epos bietet Raum für alles, was Familien landläufig ausmacht. Da gibt es Ehebruch, Drogensucht, psychische Erkrankungen, Lebenssinnkrisen, Ablöungsprozesse, ungewollte Schwangerschaft, Geschwisterkonflikte, Trennungsabsichten, um nur die essentiellsten zu nennen. Einen erwähnenswerten zusätzlichen Fokus richtet der Autor in „Crossroads“ auf das Thema Glauben. Das Panoptikum religiöser Überzeugungen reicht von Religion als Job über eine völlig kritikunfähige Verblendung sowie die Rückkehr zum Glauben durch eine plötzliche, imaginäre Erleuchtung bis hin zum überzeugten Atheismus. Dabei nimmt Franzen scheinbar die Funktion des aussenstehenden Erzählers ein. Er scheint vordergründig nicht zu werten. Nicht immer kann man ihm diese Rolle abnehmen und fragt sich dann als Leser an der ein oder anderen Stelle, ob man sich nicht doch einer geschickt gewobenen Persiflage religiöser Geisteshaltungen gegenüber sieht. Wo ist der Roman einfach nur Storytelling oder wo sind die Messages versteckt? Ein guter Autor wie Franzen lässt das offen.
All diese facettenreichen Komponenten einer Familiendynamik mixt Franzen mit einem Schuss Dramatik zu einem qualitativ hochwertigen Potpourri. Zusammen mit seinem schon in „Die Korrekturen“ bestechenden Gefühl für den richtigen Flow und das richtige Schreibtempo reiht sich Franzen mühelos ein in die lange Liste anderer großer US-amerikanischer Geschichtenerzähler wie John Steinbeck, T. C. Boyle, Ernest Hemingway und viele andere. Aber das wussten Franzen-Leser ja schon.
In Summe beste Unterhaltung, viel Buch fürs Geld und ganz nebenbei eine ganze Menge philosophischer und sprachlicher Highlights. Drei verführerische Kostproben aus dem Schatzkästchen eines literarischen Ausnahmekönners: „Sein Schmerz und sein Hass waren von einer horizontlosen Totalität“, „Die Abwesenheit von Negativa ergab nicht zwingend ein Positivum“ und „Hoffnung war die Zuflucht der Dämlichen“.
Und die Quelle Franzen scheint unerschöpflich. Sicherlich zur Freude des Verlags. Teil zwei und Teil drei der Generationen übergreifenden Saga sind angekündigt.

Bewertung vom 14.05.2024
Paradais
Melchor, Fernanda

Paradais


ausgezeichnet

Wenn es eine Autorin mit zwei ihrer vier Romane auf die Short List des Internationalen Booker Price schafft, lässt das aufhorchen. Vielleicht geschah diese Huldigung auch ein Stück weit deshalb, weil Fernanda Melchor Mut hat. Obwohl sie an manchen Schauplätzen ihrer Romanhandlungen aus Angst um ihr Leben nicht recherchieren konnte, schreibt sie dennoch über all die brutalen Drogenkriege, die allgegenwärtigen Misshandlungen von Frauen und die deprimierende Ohnmacht gegenüber den endlosen Missständen in ihrer Heimat Mexiko. So tut sie es auch in „Paradais“.
Der Titel ist bereits die pure Ironie. Das Leben in dem kleinen mexikanischen Städtchen ist alles andere als paradiesisch. Jeder kämpft in einer Atmosphäre der Angst um seine nackte Existenz. Ganz anders auf der anderen Seite des Flusses in der Paradais-Wohnanlage. Dort haben sich geschützt von Mauern und Wachpersonal die Schönen und Reichen in ihren Villas verschanzt. Die Protagonisten des Romans sind gleichzeitig die Repräsentanten dieser gesellschaftlichen Ambivalenz. Da ist der sechszehnjährige Polo, der aus armen Verhältnissen stammt, nachts auf einer Bastmatte in der Küche seines Elternhauses schläft und tagsüber als Gärtner für die Reichen arbeitet. Sein Traum ist es, Bandenmitglied zu werden, sein Trost ist der Alkohol. Sein gleich junger Kumpane wider Willen ist Franco, der mit seinen reichen Großeltern im Paradais-Resort lebt, jedoch wegen seiner überdimensionalen Fettsucht und einer verunstaltenden Akne völlig isoliert ist. Sein Trost sind der Konsum von Porno-Filmen zu jeder Tages- und Nachtzeit und die Beobachtung seiner schönen Nachbarin, mit der er in seiner von der Pornowelt geprägten Vorstellung seinen Phantasien nachgeht.
Zufällig finden die beiden Jungen am Fluss zusammen. Der mittellose Polo bedient sich an den von Franco finanzierten Alkoholika, muss sich aber im Gegenzug Abend für Abend dessen Verbal-Pornographie anhören. Eine auf den ersten Blick vielleicht nicht ganz untypische und tendenziell eher gutartige Koexistenz, bis eines Tages…
In der glaubhaft realen Geschichte ist es nicht der erhobene Zeigefinger, der die Autorin ausmacht, sie ist nie arrogant oder besserwisserisch, was die sozialen Bedingungen und ihre Kausalitäten betrifft. Ihr Roman ist eher ein literarischer Hilfeschrei, mit dem Fernanda Melchor sehr eindrücklich auf die alltägliche Realität ihres Landes aufmerksam macht. Und es ist ihr atmosphärisch genau dazu passender Schreibstil. Träge wie der die Welten trennende, breite, dunkle Fluss strömt auch die Handlung über weite Strecken dahin. Trostlos, perspektivenlos, aber zu keinem Zeitpunkt langatmig oder gar langweilig. Durch schier endlose Bandwurmsätze aggraviert Melchor diese Stimmung, jedoch nie im hypotaktischen Stil eines Thomas Mann hochkompliziert verschachtelt, sondern durchaus verständlich, zielführend, deskriptiv dahinschwebend, Bilder erzeugend, den Leser mitnehmend. Ihre Sprache ist schmutzig, schonungslos vulgär, aber dann auch wieder romantisch-ästhetisch und immer voller situationsadäquater Empathie.
Es erfüllt mich immer mit Genugtuung, wenn ein Buch nicht wirklich kategorisiert werden kann, da dies meines Erachtens für die Vielseitigkeit, den Facettenreichtum und die innovative Qualität einer Autorin oder eines Autors spricht. In welches Genre also presst man Paradais, wenn es denn unbedingt sein muss? Zeitgenössischer, gesellschaftskritischer Roman? Sicher. Kriminalroman? Sicher auch, aber eher mit dem Blick auf die Evolution einer Straftat. Also eine wunderbare Mischung, phasenweise mit einem Schuss ins Lyrische. Und ein Finale furioso, das jedem Hollywood-Thriller Ehre machen würde.
Messages to take home? Sich zurückzulehnen und zu denken, dass „so etwas“ nur in Mittelamerika passieren kann, wäre ein Trugschluss. Unregulierter Zugriff Jugendlicher und Kinder auf Pornografie und Gewalt als einzige Lösung in auswegslosen Situationen, kombiniert mit Trost- und Perspektivenlosigkeit, sind globale Phänomene. Auch neben uns. Polo meint gegen Ende des Romans, dass sein einziges Ziel sei, endlich frei zu sein, auf welche Art auch immer. Aber wie schon Janis Joplin einer ganzen Generation auf den Weg gab: „Freedom is just another word, for nothing left to loose“.

Bewertung vom 21.02.2024
Stimmen im Wald / Jo Frings Bd.1
Kramp, Ralf

Stimmen im Wald / Jo Frings Bd.1


ausgezeichnet

Nach welchem ausgeklügelten Prinzip wählt man als literaturbegeisterter Vielleser sein nächstes Buch aus? Man sitzt in einer Bäckerei in Kapstadt, entdeckt im Buchregal ein Taschenbuch mit deutschem Titel, nimmt es aus Langeweile einfach mal in die Hand, entdeckt auf der ersten Innenseite eine handschriftliche Widmung des Autors für Hannelore und Hartmut, et voilà – der neue Lesestoff ist gefunden.
Ehrlicherweise kam noch ein kleiner Nebenaspekt hinzu. Unter dem Titel stand der entscheidende Hinweis „Eifel-Krimi“. Nicht dass ich eine überdurchschnittliche Beziehung zu diesem Landstrich hätte, nein. Aber schon lange treibt mich die Frage um, warum Krimis wie Unkraut (sorry, nur eine Redewendung und keine vorweggenommene Bewertung) aus dem Boden schießen, die sich in bestimmten Regionen abspielen und diesem Genre deshalb auch seinen Namen gegeben haben – Regional- oder Regiokrimis. Synonyme wie Heimatkrimi und Lokalkrimi lassen schon eine Ahnung aufkommen, was der verkaufsfördernde Hintergrund dieser Welle ist. Diese Bücher sprechen insbesondere Leser an, die sich nicht in erster Linie für die eigentliche Handlung des Krimis interessieren, sondern vor allem für ihre eigene Region bzw. ihre Stadt, in der sie die Romanhandlung wiederfinden wollen und in der sie die Handlungsorte kennen. Die Protagonisten sind lokale Originale mit allem, was dazu gehört – Schwächen, Stärken, Schrulligkeiten und natürlich die verkraftbare Portion Mundart. Wiedererkennungseffekte plus literarische Heimatkunde sind garantiert. Es gibt mittlerweile kaum eine Gegend in Deutschland, die nicht ihre eigene Krimi-Serie plus zugehörigem Autor hat. Und das Prinzip zieht. Während sonst im Spannungssegment in den letzten Jahren Verkaufseinbußen zu verzeichnen waren – wenn man nicht gerade zu den Großen wie Sebastian Fitzek gehörte –, so ging der Trend bei den Regiokrimis als kuscheligem Gegenpol zu persönlichen Krisen und unübersichtlichem Weltgeschehen kontinuierlich nach oben.
Aber stopp! Man würde Ralf Kramp Unrecht tun, wenn man den Erfolg seiner mittlerweile durchaus stolzen Reihe an Eifel-Krimis alleine diesem Trend anlasten würde. Der Mann hat wirklich einen schönen Schreibstil und bietet einen flüssigen Handlungsstrang mit bildhafter Untermalung, stellenweise für oft so stimmungskarge Krimiautoren fast schon blumig. Und er schafft es, durch eine handwerklich gut konstruierte Story durchaus zu fesseln. Was kann man also mehr verlangen, als dass es zwischen Wittlich, Ahütte, Schlehborn und Feusdorf so richtig spannend wird und natürlich an allen Ecken und Enden menschelt. Da fühlt man sich gut unterhalten und zudem sofort zuhause. Heimat eben.

Bewertung vom 21.01.2024
Was ein Mann ist
Szalay, David

Was ein Mann ist


sehr gut

Ich bin ein Mann. Zumindest ziemlich sicher. Finde ich mich im Buch von David Szalay, dem aufsteigenden Stern am Literaturhimmel, wieder? Ein klares Jein.
Vieles von dem, was der britische Autor mit internationalen Wurzeln über den Teil der Menschheit mit den zwei X-Chromosomen schreibt, ist feinsinnig beobachtet und trifft ohne Zweifel zu. Aber wäre ich ein Mann nach szalayschem Zuschnitt, würde ich diese Zeilen wohl eher nicht schreiben. Doch der Reihe nach.
Im Werk „Was ein Mann ist“, mit dem es der Autor immerhin auf die Shortlist des Man-Booker-Preises geschafft hat, ist das maskuline Geschlecht in unterschiedlichsten Lebensphasen repräsentiert. Chronologisch lässt uns Szalay an einem Männerleben teilhaben, allerdings nicht am Leben eines einzelnen Mannes, sondern in neun getrennten Abschnitten des Buches am Leben von neun unterschiedlichen Protagonisten. Zwischen den Episoden und deren Handlung gibt es allenfalls marginale Überlappungen. Die Titel der einzelnen Roman-Abschnitte sind einzig und allein Monatsnamen, angefangen vom Monat April bis hin zum Monat Dezember. Diese Analogie zum Lebensalter ist kreativ, aber nicht ganz neu, schon Caspar David Friedrich spielte in seinen Landschaftsgemälden, die vordergründig Tages- und Jahreszeiten darstellten, auf den menschlichen Lebenszyklus an.
Die Neugeborenen- und Kleinkindphase des Mannes überspringt Szalay geflissentlich und steigt im Monat April zur Zeit der Adoleszenz ein. Fließend und mit viel literarischem Geschick webt der Autor die pubertäre Unsicherheit und die Selbstwert-Volatilität dieses Alters in eine kurzweilige Geschichte ein. Identisch prägnant und dennoch unterhaltsam geht es in den folgenden Monaten, sprich Lebensphasen weiter. Während anfangs der sexuelle Trieb dominiert, nehmen später Macht- und Karrierestreben immer größeren Raum ein. Oder – falls „Mann“ versagt – ein Leben in trostlosem Umfeld im kroatischen Hinterland. Man/Mann/Frau ahnt es schon: Im Dezember schlägt sich der Protagonist mit dem physischen und psychischen Verfall und dem nahenden Tod herum. Und hadert mit dem Gefühl, dass er trotz – nach den üblichen Kriterien – vermeintlichem Karriereerfolg an seinem eigentlichen Ich vorbei und mit einer Selbstverleugnung gelebt hat.
Alle von Szalay unterhaltsam und spannend geschilderten „Mannsbilder“ sind irgendwo zutreffend, aber leider so zutreffend, dass sie schon wieder allzu stereotyp sind. So sehr, dass es fast schon weh tut. Da ist nur Simon im April, der etwas mehr Feinfühligkeit zu haben scheint. Die anderen Männer entspringen einem altersspezifischen Schubladendenken. Szalay malt maskuline Schablonen aus. Oder beschreibt er wirklich das, was der Männermarkt in all diesen Altersstufen hergibt? Emotionale Intelligenz? Fehlanzeige. Reflektiertes Metaebenen-Denken? Offensichtlich ein Paradoxon. Lebensbejahende Initiative bis ins hohe Alter? Kein Raum bei so viel depressiver Dystopie.
Was lernen Frauen in „Was ein Mann ist“ über Männer? Nichts. Sie bekommen nur bestätigt, was sie immer schon gewusst und befürchtet haben, haben sich aber im Buch zumindest gut unterhalten.
Was lernen Männer? Auch nichts. Zumindest nicht der Männertyp, den Szalay beschreibt, da dieser das Buch schließt und denkt: „So isses!“
Oder besteht irgendwo dort draußen am Ende vielleicht doch noch Hoffnung…?

Bewertung vom 17.12.2023
Turbulenzen
Szalay, David

Turbulenzen


ausgezeichnet

Mutter Kanadierin, Vater Ungar, geboren in Montreal, aufgewachsen in London, Literaturstudium in Oxford, viele Jahre wohnhaft in Budapest – das sind die passenden kosmopolitischen Voraussetzungen, die der 49jährige Schriftsteller David Szalay mitbringt, um einen global vernetzten Roman wie „Turbulenzen“ zu schreiben.
Das Grundprinzip unterschiedlichster Schauplätze rund um die Welt hat Szalay bereits in seinem Werk „Was ein Mann ist“ sehr erfolgreich umgesetzt, was ihm für jenes Buch 2016 zurecht eine Nominierung auf der Shortlist des „Man Booker Prize“ einbrachte.
In „Turbulenzen“ nimmt Szalay diesen Modus noch konsequenter wieder auf. Man erwirbt mit dem Buch sozusagen ein Round-the-world-Ticket. Die einzelnen Kapitel bestehen aus ineinandergreifenden Flugstrecken, die zugehörigen Titel bestehen einzig und allein aus den internationalen IATA-Codes der Airports, eine Herausforderung für alle Vielreisenden. Oder hätten Sie spontan gewusst, von wo nach wo es bei GRU - YYZ geht?
Doch das sind nur die formalen Rahmenbedingungen. Eigentlich stellt jedes Kapitel eine eigene Kurzgeschichte dar, allerdings hat Szalay diese genial ineinander verwoben, indem sich immer neue menschliche Schicksale entlang dieser Flugetappen rund um die Welt aus der vorhergehenden Geschichte ergeben. Eine Randfigur in dem einen Kapitel wird plötzlich zur Hauptprotagonistin im nächsten.
Mit präziser, adäquater Sprache, eindrucksvollen, aber nie schwülstigen Bildern gewährt der Autor Einblicke in unterschiedlichste Leben und Kulturen rund um den Globus. Durch den kontinuierlichen Wechsel der Hauptfiguren vollzieht sich immer wieder ein für den Leser erstaunlicher Perspektivenwechsel. Eine literarische Technik, durch die es Szalay gelingt, die Ambivalenz einer Figur messerscharf und lebensecht herauszuarbeiten. Da ist der indische Ehemann gerade noch der gewalttätige Tyrann seiner Familie, erscheint dann aber im Folgekapitel plötzlich in einem ganz neuen Licht, wenn man plötzlich erfährt, dass auch er Opfer gesellschaftlicher Konventionen ist.
Obwohl sein Schreibstil sehr eingängig und leicht ist, macht es der Autor seinen Lesern inhaltlich nicht einfach. Er stellt Themen unserer Zeit in den Fokus und fasst dabei zuverlässig in offene Zeitgeist-Wunden. Wie reagiert die Familie auf ein behindertes Neugeborenes? Wie geht man offen mit einer neuentdeckten Liebe um, die die Ehe im höheren Alter gefährdet? Was ist, wenn man bei der Heimkehr spürt, dass in der heilen Familienwelt etwas Furchtbares passiert sein muss, aber die Gewissheit sich erst ganz langsam ins Bewusstsein schleicht? Da wirkt eine leichte Episode wie das Tinder-Date eines Piloten zwischen zwei Flügen trotz der durchaus psychoanalytisch interessanten zwischenmenschlichen Interaktion fast schon lapidar.
Durch sein literarisch innovatives Konzept nimmt David Szalay einen mit auf eine Reise um die Welt, die in London beginnt und dort auch wieder endet. Szalay schreibt sehr fliessend, ist angenehm zu lesen, baut aber nach kurzer Zeit diese verheissungsvolle Spannung auf, weil er in seinen Stories unberechenbar ist. So wie das echte Leben auch. Eben voller Turbulenzen.

Bewertung vom 07.12.2023
Fünf Viertelstunden bis zum Meer
van der Kwast, Ernest

Fünf Viertelstunden bis zum Meer


gut

Kurzes Buch, kurze Rezension. Wer sich eine Kurz-Version von „Liebe in Zeiten der Cholera“ für ganz Eilige vorstellt, liegt richtig und hat den Inhalt der etwa 95 Seiten schon weitgehend erfasst. Ein über achtzigjähriger Italiener kehrt zu seiner gleichaltrigen Geliebten aus Jugendzeiten nach Apulien zurück. Er hat ein stoisch langweiliges Leben als Apfelpflücker und Melker in Südtirol verbracht. Sie vergnügte sich lange Zeit mit anderen Bekanntschaften, bis sie nach sechs Jahrzehnten merkt, dass sie ihn wohl irgendwie vermisst. Schliesslich erreicht ihn ein Brief von ihr, er kehrt zu ihr zurück. Am Bahnhof von Lecce steht man sich nach mehr als 60 Jahren wieder gegenüber.
Titel und Inhaltsangabe des Mare-Verlages verheißen ein kurzweiliges Urlaubsbuch. Leider ist jedoch ein romatisch-sentimentaler Roman herausgekommen, teilweise mit depressiven Tendenzen. Wenn man sein Bild im Abspann des Buches sieht, kann man sich beim Lesen sehr gut vorstellen, wie der indisch-niederländische Autor van der Kwast mit großen, tränennassen Basset-Augen vor seiner Tastatur sitzt und schluchzend mit seinen eigenen Protagonisten dahin schmachtet. Dabei kann man ihm ein gewisses Maß an Wortgewandtheit gar nicht absprechen, allerdings driften kurze literarische Highlights zu oft wieder ab in eine schwülstige Schwere. Pluspunkte sammelt van der Kwast ein wenig dadurch, dass er doch nicht in alle Klischee-Fallen tappt und Giovanna, die weibliche Hauptdarstellerin, ein für die frühen fünfziger Jahre fast schon emanzipiertes und feministisches Leben führen lässt. Man muss sich ansonsten beim Lesen stetig zügeln, um nicht die Logik und Sinnhaftigkeit der Handlung und des Verhaltens zu hinterfragen. Aber gut, es mag Menschen geben, die sechzig Jahre ihres Leben ungenutzt verstreichen lassen, einfach verschenken. Stellt man sich das in der Realität vor, wird ungläubiges Kopfschütteln über das Buch möglicherweise in einen Frust über das menschliche Dasein umgelenkt.
In Summe hat sich van der Kwast bemüht, hat sicher auch ein gewisses Talent für tragisch-blumige Literatur, aber letztendlich reichte es nur zu einem Liebesroman auf leicht höherem Niveau. In etwa fünf Viertelstunden ist man durch.

Bewertung vom 26.11.2023
Die spürst du nicht (eBook, ePUB)
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht (eBook, ePUB)


gut

Der leidige Fluch des Erfolges. Der österreichische Autor Daniel Glattauer landete 2006 einen Megahit. Mit seinem Roman „Gut gegen Nordwind“ stürmte er die Bestsellerlisten und wurde für den Deutschen Buchpreis nominiert. Theateraufführung und Verfilmung waren unausweichlich. Das prägnante Merkmal dieses Überflieger-Romans war, dass die beiden Protagonisten die Story dadurch entwickelten, dass die Konversation einzig und allein über Emails erfolgte. Eine grandiose Idee. Literarisch perfekt umgesetzt.
In „Die spürst Du nicht“ spüren zwar die Romanfiguren manches nicht, die Leser dieses Buches spüren jedoch ganz deutlich, dass Glattauer wieder experimentiert. Vielleicht steckt in dem Österreicher ein bisserl was von seinem Landsmann Wolf Haas, der neben seiner erfolgreichen Brenner-Krimi-Reihe gerne einmal innovative Wege geht, indem er beispielsweise dem Leser in seinem Buch „Verteidigung der Missionarsstellung“ die Chance zum Querlesen gibt, indem er Zeilen wirklich quer über das Papier laufen lässt. Aber nein, das sonstige Schaffensrepertoire von Glattauer spricht gegen diese Annahme. Also drängt sich der Verdacht auf, dass mit „Die spürst Du nicht“ der schon etwas verzweifelte Versuch eines Autors vorliegt, mit neuen, aber irgendwie doch wiederum vergleichbaren Stilmitteln einen Follow-up-Roman zu konstruieren.
Herausgekommen ist eine stilistische Mixtur aus Fließtexten, Dialogen, Interviews, Presseveröffentlichungen, Social Media-Postings inklusive Kommentaren der Internetgemeinde und Fotografie-Shots, wobei Glattauer bzw. seinem Lektorat ein kleiner technischer Fehler unterläuft, indem die Foto-Beschreibungen keine Standbilder, sondern bewegte Szenen beinhalten. Unbedeutendes Detail am Rande.
Was den Inhalt anbelangt ist es wie mit den Stilmitteln - fleissig bemüht, aber zu viel gewollt.
Zwei wohlhabende österreichische Familien nehmen gegen den anfänglichen Widerstand der afrikanischen Eltern die Tochter einer somalischen Migrantenfamilie mit in den Toskana-Urlaub. Das unscheinbare und ruhige Mädchen ertrinkt im Pool. In einem – wegen der politischen Prominenz einer der beiden Mütter – sehr öffentlichkeitswirksamen Prozess werden Schuldfrage und Trauerschmerzensgeld wegen Schockschaden verhandelt.
In diesen Rahmen presst Glattauer Themen wie Politikethos, Ehekrisen, Fremdgehen, das unmerkliche Abgleiten einer Tochter in die Drogensucht durch eine Internet-Bekanntschaft und natürlich dem Zeitgeist folgend die Darstellung eines erschütternden Migrantenschicksals. Glattauer springt auf alle Trends der Zeit auf, gibt aber keinem Thema den Raum und die Tiefe, die jedes einzelne verdient hätte, indem er fortlaufend Komplexitätsreduktion betreibt. Dadurch sind viele Handlungsstränge eher naive Malerei, welche unserer diffizilen Realität nicht gerecht wird. Daran ändern auch die Stil-Collage nichts. Hinzu kommt, dass man überall seinen erhobenen Zeigefinger zu spüren scheint. Aber leider bleibt es bei der oberflächlich-moralisierenden Geste im Sinne eines Virtue Signalling, womit Glattauer wiederum voll im Trend liegt.
Daniel Glattauer ist ein Profi, an dessen handwerklich fundiertem Können nichts auszusetzen ist. Er kann Menschen abholen, allerdings geschieht dies in „Die spürst Du nicht“ inhaltlich und stilistisch recht effekthascherisch. Man wünscht sich, dass er zurückkehrt zu einer Schaffenskraft, die zum Beispiel „Ewig Dein“ hervorgebracht hat. Davon bitte mehr.

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