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KTh
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Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 25.11.2024
Das Haus der Bücher und Schatten
Meyer, Kai

Das Haus der Bücher und Schatten


gut

Mehr erwartet
Dass „Das Haus der Bücher und Schatten“ bereits der dritte Band einer Reihe ist, hat mich zwar beim Vielschreiber Kai Meyer nicht gewundert, aber ich wusste es vor der Lektüre nicht. Und dieses Nichtwissen hat meinen Lesefluss auch nicht wirklich gestört. Höchstwahrscheinlich wird durch die Kenntnis der ersten beiden Bände die private Fehde der Hauptfigur, Kommissar Cornelius Frey, mit dem NS-Parteifunktionär Schaller klarer, auch das Beziehungsgeflecht zwischen Cornelius, Dana und Felicie wäre sicherlich deutlicher.
Spannend ist die Verknüpfung der Ebenen – 1933 und 1913 – beides Jahre eines großen Umbruchs. Der Wechsel zwischen den Zeiten ist nicht regelmäßig und den Geschehnissen im Jahr 1933 wird ein größerer Raum zugesprochen. Dabei birgt die Geschichte im tief verschneiten Baltikum, in das die Lektorin Paula Engel gemeinsam mit ihrem Verlobten Jonathan reist, um einen ebenso erfolgreichen wie öffentlichkeitsscheuen Autoren zu besuchen, deutlich mehr an Spannung.
Die Geschichte um den zunächst entlassenen Cornelius Frey, der Zeuge eines Doppelmordes an einer jungen Frau und seines Ex-Kollegen wird, hatte für mich eigentlich mehr Potenzial, konnte dies jedoch nicht vollständig zeigen.
Während der Klappentext von der „Bücherstadt Leipzig, dem verlorenen graphischen Viertel und einem Labyrinth aus Literatur und Schatten“ spricht, kamen mir Bücher, die spezielle Situation im graphischen Viertel und die Literatur allgemein deutlich zu kurz. Die Handlung hätte meines Erachtens in jeder Stadt im Jahr 1933 spielen können – Büchergeschichten gibt es rund um die Reise von Paula und Jonathan ins Baltikum sowie im kurzfristigen „Nebenjob“ von Cornelius in der Deutschen Bücherei.
Einen Krimi habe ich von Kai Meyer bislang nicht gelesen – und mir gefällt er als Autor in dieser Rolle auch nicht so sehr. Der Kriminalfall ist für mich nicht wirklich gelungen – und der Kommissar zwar sympathisch gezeichnet, aber dennoch übergriffig. Die „Schauergeschichte“ rund um den Besuch im Baltikum traf da schon eher meinen Geschmack.
Erzählt wird atmosphärisch düster und sehr bildhaft, allerdings vielfach auch überladen. Der inhaltliche Switch kurz vor dem Ende hat mich eher verwirrt und bringt mich auch dazu, dem Roman, von dem ich mir deutlich mehr an Bücherliebe versprochen hatte, nur 3 Sterne zu geben.

Bewertung vom 14.11.2024
Gefährliche Betrachtungen
Eckardt, Tilo

Gefährliche Betrachtungen


ausgezeichnet

Kein Kriminalroman, aber absolut lesenswert
Mit „Gefährliche Betrachtungen“ liegt ein wirklich schön gestaltetes und gut lesbares Buch vor einem – das Cover erinnert an ein Gemälde von Caspar David Friedrich – und dazu spielt einer der größten deutschen Literaten eine Hauptrolle. Einen Krimi jedoch habe ich nicht gelesen – dafür ein sprachlich außergewöhnliches Buch mit vielen historischen Anklängen.
Doch worum geht es? Der fiktive junge litauische Student und Übersetzer Zydrunas Miuleris hat ein großes Ziel: Er möchte „Die Buddenbrooks“ ins Litauische übersetzen. Um den Auftrag von Thomas Mann zu erhalten, reist er nach Nidden auf die Kuhrische Nehrung. Die Haupthandlung spielt 1930 – doch Zydrunas Miuleris, vom Literaten, den er kennenlernt, immer „Müller“ genannt, erinnert sich als 100jähriger in einigen Zwischenkapiteln an das Damals.
Durch einen Zufall gerät Miuleris an die Notizen Thomas Manns für seine berühmte Rede „Ein Appell an die Vernunft“, die der als unpolitisch geltende Literatur-Nobelpreisträger im Oktober 1930 in Berlin gehalten hat. Die Seiten sind nicht nur für Mann brisant, er hat Sorge, dass sie in falsche Hände geraten und seine Warnung vor dem Faschismus schon frühzeitig bekannt werden könnte.
Und dann geschieht genau das: Miuleris, der ein fotographisches Gedächtnis hat, fertigt eine Kopie der Rede an, die ihm allerdings am gleichen Abend im Wirtshaus abhanden kommt. Aus diesem Fakt entsteht der „Kriminalfall“, denn Mann und Müller/Miuleris machen sich auf, die Manuskriptseiten zu finden.
Dabei gibt es zwar typische Elemente eines Krimis, aber auch wenn es Raub, Erpressung und Totschlag gibt, ist es doch kein Krimi. Was die Lektüre nicht weniger gut macht – vielleicht hätte ich aber als Verlag auf die Bezeichnung „Kriminalroman“ verzichtet.
Ich habe das Buch als Hommage an Thomas Mann, an Nidden (litauisch Nida) und die Kuhrische Nehrung gelesen. Sprachlich sehr dicht und mit diversen Ausflügen in die – vielleicht gewöhnungsbedürftigen – Satzkonstruktionen eines Thomas Mann und seiner Zeit. Wer z.B. nutzt heute noch das Wort „beelenden“ (auch wenn „Word“ es nicht als Fehler unterkringelt).
Ein wirklich lesenswertes Schätzchen ist Tilo Eckhardt da gelungen – und durch das Nachwort und das Quellenverzeichnis werden die beschriebenen Szenen eingeordnet. Denn leider ist längst nicht alles an „Gefährliche Betrachtungen“ fiktiv – und leider gibt es einige sehr aktuelle Parallelen.

Bewertung vom 08.10.2024
Suche liebevollen Menschen
Borger, Julian

Suche liebevollen Menschen


sehr gut

Kleinanzeige als Rettung

1938 – ziemlich bald nach dem „Anschluss“ Österreichs an das „Dritte Reich“ erscheinen in britischen Zeitungen eigenartige Kleinanzeigen – angepriesen werden Kinder, jüdische Kinder, deren Eltern in der Kleinanzeige und der damit erhofften Vermittlung in britische Familien eine letzte Hoffnung sehen, ihre Töchter und Söhne zu retten.
Auch für den Vater des Autors von „Suche liebevollen Menschen“, den damals elfjährigen Robert Borger, wird eine solche Anzeige aufgegeben. „Seek a kind person who will educate my intelligent Boy, aged 11, Viennese of good family, Borger, 5/12 Hintzerstrasse, Vienna 3.“ In der gleichen Ausgabe des Manchester Guardian findet Julian Borger später fünf weitere ähnliche Anzeigen.
Für Robert werden liebevolle Menschen gefunden – und doch ist diese Rettung des Jungen in der Familie kein Thema.
Julian Borger findet die Anzeige erste viele Jahre nach dem Tod des Vaters – einem Selbstmord, den die Pflegemutter als späten Sieg der Nazis über Robert interpretiert.

Borgers Suche nach den Schicksalen hinter den Kleinanzeigen führt ihn und die Leser*innen nicht nur nach Großbritannien, sondern auch nach Shanghai, nach Holland, in den Widerstand und immer wieder auf die Spurensuche nach seinem Vater.

Viele der Anzeigen waren erfolgreich – ich muss sagen, dass dieser Fakt mich sehr überrascht hat. Aber noch vor den (im Buch leider nicht weiter erklärten) Kindertransporten gab es offenbar eine große Hilfsbereitschaft bei britischen Familien.

Durch die Geschichten über „mein[en] Vater, sieben Kinder und ihre Flucht vor dem Holocaust“ habe ich viel Neues erfahren. Die Beschreibung der häufig wenig erfolgreichen Spurensuche hat mich fasziniert. Weniger gut war für mich allerdings der Wechsel der Geschichten – oftmals werden die porträtierten Personen nur mit Vornamen genannt – und wenn dann auch noch Spitznamen dazu kommen, wird es ab und an sehr unübersichtlich.

Sprachlich ist „Suche liebevollen Menschen“ gelungen – die Schicksale sind berührend dargestellt, aber nicht kitschig oder heroisierend. Den Zusammenhang mit den Bildern am Anfang der Kapitel konnte ich allerdings nicht herstellen – ein kleines Manko, denn im Fazit sehe ich dieses Buch genau wie der Klappentext:

„Es sind berührende Geschichten voller Hoffnung – und über eine zutiefst menschliche Gabe: die Hilfsbereitschaft von Fremden.“

Gerade diese Hilfsbereitschaft sollte uns allen ein Vorbild sein!

Bewertung vom 19.08.2024
Im Unterholz
Strömberg, Sara

Im Unterholz


sehr gut

Roman, der von seiner Hauptfigur lebt
Mit Vera Bergström ist Sara Strömberg eine starke und nachhaltig in Erinnerung bleibende Hauptfigur gelungen – die den Kriminalroman „Im Unterholz“ dominiert. Die Ex-Journalistin arbeitet inzwischen als Aushilfslehrerin, wurde von ihrem langjährigen Partner wegen einer jüngeren Frau verlassen – und suhlt sich zwischenzeitlich im Selbstmitleid.
Also nicht unbedingt sympathisch – aber schlussendlich ist sie es, die die langsam erzählte Geschichte aus Nordschweden trägt. Sie recherchiert als eine Art Aushilfsjournalistin im Fall der getöteten Frau, die unter dem Hochsitz gefunden wurde. Dabei werden vor allem die verzwickten Zusammenhänge zwischen den Freund:innen und Bekannten aus dem kleinen Ort aufgedeckt.
Die Erzählweise von Strömberg ist nicht rauschend und schnell, sondern eher langsam und ausführlich. Dazu kommt eine etwas düstere Stimmung, die über dem nordschwedischen Ort liegt.
Gesellschaftskritisch ist „Im Unterholz“ auch – vor allem, wenn es um die Verdrängung des Lokaljournalismus geht oder um das Ausbluten des ländlichen Bereiches – von Schulschließungen, Abwanderungen und vielem mehr.
Action und Nervenkitzel sind Mangelware – was mich jedoch nicht gestört hat. Die hintergründige und psychologische Art, den Kriminalfall langsam und beharrlich – und noch dazu aus verschiedenen Perspektiven – aufzulösen, hat mir gut gefallen und macht Lust auf den zweiten Band.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.08.2024
Leichenstarr an der Bar
Jensen, Joost

Leichenstarr an der Bar


gut

Teil 3 der Sünnum-Krimis
In der Hoffnung, dass sich Stil und Inhalt mit der Zeit bessern, habe ich auch den dritten Teil der Cosy-Krimis rund um die Friesenbrauerin gelesen – und kann nur sagen, dass meine Hoffnung leider nicht erfüllt wurden.
Das fiktive Örtchen Sünnum ist und bleibt aber auch diesmal ein mörderisches Fleckchen – ein Ort, an dem man nicht wirklich Urlaub machen wollte, auch wenn das selbstgebraute Bier noch so gut schmecken könnte und die gegenseitige Unterstützung der Einheimischen geradezu sorgenfrei anmutet.
Im aktuellen Fall geht es um Umweltaktivist:innen, um mehr oder weniger nachhaltigen Tourismus – und wieder darum, dass die Hauptfigur, die Friesenbrauerin Gesine Felber, auf den Spuren von Miss Marple unterwegs ist und auch dann ermittelt, wenn es für sie und ihre Lieben gefährlich werden könnte.
Mit dem klassischen Who-done-it hat „Leichenstarr an der Bar“ nur sehr wenig zu tun. Die Personenzeichnungen sind übertrieben – und gleichzeitig langweilig. Die Friesenbrauerin ist einfach deutlich überzeichnet – und leider gibt es auch einige Unlogiken.
Für mich war es der letzte Versuch mit dieser Reihe – bei der leider keine Entwicklung zu erkennen ist.
Ach ja, das Cover ist zwar chic und nett – aber die abgebildeten Häuschen haben gar nichts mit Ostfriesland zu tun.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.06.2024
Toskanisches Verhängnis
Trinchieri, Camilla

Toskanisches Verhängnis


gut

Ein amerikanischer Ermittler in der Toskana
„Toskanisches Verhängnis“ war für mich der erste – und wohl auch der letzte – Teil der Krimiserie von Camilla Trinchieri. Während der Nachname der Autorin basketballerische Emotionen bei mir weckt, war ich erstaunt, dass es sich um eine US-Autorin handelt, die offenbar Donna Leon nachahmen möchte mit ihren Krimis, die die italienische Lebensart auffangen sollen.
Weder das üppige Personal konnte mich in seinen Bann ziehen noch die Geschichte. Bis zum Schluss hatte ich Probleme, die Beziehungsgeflechte zu durchdringen, auch wenn diese häufig thematisiert wurden. Aber warum z.B. hat ein Hund gleich zwei Namen? Während mich verzweigte Personenkonstellationen in skandinavischen Krimis nicht stören, fand ich das „Maresciallo“ hier, „Signorina“ da unangenehm und den Lesefluss behindernd.
Die Vermischung von Rezeptideen und Krimihandlung kann vielleicht dazu führen, dass das Buch von „Eat – Read – Sleep“ besprochen wird, aber mir hat es nicht gefallen. Zumal die Rezepte nicht wirklich ausgeführt werden – okay, bis auf das hinten im Buch …
Arge Probleme hat mir die Lösung des Mordfalls bereitet – lapidar wird über die Tötung des Freundes weggegangen – und auch die Hintergründe der Taten werden nicht wirklich deutlich.
Grundsätzlich hat mich die Geschichte nicht abholen können – und zwar in keiner Weise. Liegt es vielleicht daran, die Vorgängerbände nicht zu kennen?

Bewertung vom 23.05.2024
Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1
Cors, Benjamin

Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1


sehr gut

Der schlechte Ruf der Krähe
Krähen und Raben gelten hierzulande als Unglücksbringer und werden oftmals mit dem Tod assoziiert. So auch im Thriller „Krähentage“ von Benjamin Cors. Der geht sogar noch weiter, denn die ausgehungerten Krähen tragen eine entscheidende Botschaft mit sich, die den neuen Ermittler*innen aus der „Gruppe 4“ lange Zeit zu schaffen macht.
Jakob Krogh und Mila Weiss sind die Protagonist*innen im Thriller, die gleich in zwei komplexen Fällen ermitteln müssen. Junge Frauen werden missbraucht und gleichzeitig finden sich Tote, die nachweislich nach ihrem Tod noch lebend gesehen wurden. Der erste Fall wird allerdings im Laufe des Buches immer weiter in den Hintergrund gedrängt – die sogenannten „Krähenmorde“ dominieren das Geschehen.
Interessant ist der Wechsel der Erzählperspektive zwischen den Ermittler*innen und dem ungenannten Täter – so wird viel Spannung erzeugt und der Wissensvorsprung der Leser*innen erhöht.
„Krähentage“ ist ein packender Auftakt zu einer neuen Thrillerreihe – mit den Insignien, die ein Thriller braucht: Gänsehautmomente, etwas Brutalität und Härte, blutige – aber nicht zu blutige – Elemente und interessant gezeichnete Charaktere. Spannend geschrieben ist es dazu auch noch – so dass man die Lektüre kaum unterbrechen mag. Das Ende des Romans birgt nicht nur einen Cliffhanger, sondern eine wirkliche Überraschung, mit der selbst erfahrene Leser*innen wohl nicht gerechnet haben.

Bewertung vom 24.04.2024
Nachspielzeiten
Vogelsang, Lucas

Nachspielzeiten


sehr gut

Fußball als persönliches Esperanto

„Nachspielzeiten“ ist eine Sammlung von Geschichten und Geschichtchen über mehr oder weniger bekannte Fußballer – und so finden sich auch auf dem Cover nur stilisierte Männerfiguren, in denen man allerdings nach Lektüre durchaus Vinnie Jones und Paul Gascoigne sowie Franz Beckenbauer und Pelé erkennen kann.
Lucas Vogelsang schreibt flüssig und kenntnisreich, er hat die vermeintlichen Helden offenbar auch getroffen und mit ihnen gesprochen – denn so voller Heldentum sind die Geschichten nicht immer. Viele der beschriebenen Fußballer weisen durchaus Brüche in ihrer Biografie auf, die sie vielleicht sogar menschlicher machen.
Starten möchte ich jedoch mit meiner Hauptkritik: Vogelsang beschreibt oftmals ein charakteristisches Bild, das er mit den skizzierten Personen verbindet. Diese können sich Interessierte natürlich per Suchmaschine auf den Rechner/Tablet oder Co. holen, aber es wäre ein absoluter Mehrwert gewesen, diese in einem Bildanhang im Buch zu haben.
Sprachlich hat mich Vogelsang häufig durch seine deutliche und doch blumige Art fasziniert: Zu Oliver Bierhoff schreibt er z.B.: „Ein Neuanfang in Nadelstreifen, mit Brief und Siegel. Er beherrschte die Sprache des Verbandes. Und hatte dieses Dreiwettertaftige, dieses Bügelfaltige eines FDP-Spitzenkandidaten. Bierhoff hätte auch Versicherungen verkaufen können. Oder Anleihen.“
Mich haben – natürlich – vor allem die Geschichten um die Fußballer abgeholt, die ich selbst live im Stadion gesehen habe: Ailton, Tim Wiese und natürlich König Otto. Und Ioannis Topalidis ist mir sehr sympathisch geworden.
Die Situation, über gemeinsame Sporthelden auch abseits des Sprachlichen mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, kenne ich auch aus dem Basketball – und erlebe sie immer wieder als sehr bereichernd. Einen Basketballvergleich gibt es auch in Stil und Form, erinnert Lukas Vogelsang mich doch sehr an Thomas Pletzinger, dem kongenialen Biographen von Dirk Nowitzki.
Es sind sicherlich nicht die „besten Geschichten“, die der Fußball schreibt, aber diese von Vogelsang zusammengetragenen Geschichten bieten auf jeden Fall einige Stunden Lesegenuss – vielleicht sogar für Nicht-Fußballfans.

Bewertung vom 08.04.2024
Was das Meer verspricht
Blöchl, Alexandra

Was das Meer verspricht


sehr gut

Wen die Meerjungfrau verzaubert
Ein sehr einprägsames Cover: wie mit Öl gemalt ist das Meer zu sehen, darin eine schwimmende oder tauchende Frau im Bikini. Sehr schön – und doch passt es nur zum Teil zum Inhalt des Buches.
Denn in „Was das Meer verspricht“ ist es Marie Quindt, die als Meerjungfrau die kleine Insel N. verzaubert – insbesondere Vida und Zander, die so ungleichen Geschwister. Und da wäre eine – meinetwegen auch stilisierte – Meerjungfrau oder zumindest einer dieser selbsterstellten Meerjungfrauenschwänze doch passender für das Cover gewesen.
Auch wenn Vida schon 27 ist und kurz vor der Hochzeit mit ihrem Jugendfreund Jannis steht, ist „Was das Meer verspricht“ für mich ein Coming-of-Age-Roman. Durch ihre Begegnung mit Marie stellt Vida nämlich zum ersten Mal ihren eigenen Lebensweg in Frage. War sie doch davon ausgegangen, Jannis zu heiraten, Kinder zu bekommen und Laden und Café der Eltern weiter zu führen. Nun steht alles zur Disposition.
Alexandra Blöchls Roman ist nicht laut, aber kraftvoll geschrieben, gut zu lesen und mitreißend. Insbesondere die Figur Vida wird gut ausgearbeitet, ihre Unsicherheiten, Fragen und Entscheidungen sind nachvollziehbar und sympathisch. Andere Figuren bleiben eher blass, wie z.B. Zander oder die Eltern.
Und obwohl der Roman wirklich gut lesbar und die Story gut aufgebaut ist, fehlt mir etwas – um im Wortspiel zu bleiben – Tiefgang.

Bewertung vom 08.04.2024
Mord unterm Reetdach / Kristan Dennermann ermittelt Bd.1
Weißmann, Eric

Mord unterm Reetdach / Kristan Dennermann ermittelt Bd.1


gut

Was zu erwarten war
Ein Krimi auf Sylt – aufgemacht mit reetgedecktem Friesenhaus, Bohlenweg durch die Dünen und Leuchtturm – und genau wie das Cover vermuten lässt, ist auch die Geschichte eines Cosy-Crimes würdig. Ein Immobilienmakler, der zum Detektiv wird, weil der alte Herr, dessen Haus er vermarkten soll, erst verschwindet und dann doch tot aufgefunden wird.
Dabei ist die Hobby-Detektivarbeit nicht ohne Gefahren für Kristan Dennermann und seinen geliebten Corgi, der für mich viel zu viel Raum einnimmt.
Gespielt wird in „Mord unterm Reetdach“ mit allzu vielen Klischees – die Schönen und Reichen sind korrupt und hinterhältig, haben Dreck am Stecken und sagen nur selten die Wahrheit. Dazu wird in diesen Kreisen geprasst, was das Zeug hält.
Die „einfachen Menschen“, zu denen Dennermann sich und seine Mitarbeiterin wie auch das Mordopfer, den kauzigen Hinnerk Petersen, zählt, sind hingegen ehrlich, fleißig und rechtschaffen.
Nein, ich muss sagen, dieser Krimi hat mir nicht gefallen – gut, es gab keine groben handwerklichen Schnitzer, aber sowohl Geschichte als auch Setting sind nicht meins. Vielleicht auch, weil ich das Buch nicht im Strandkorb gelesen habe ...