Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
de.Susi

Bewertungen

Insgesamt 432 Bewertungen
Bewertung vom 30.09.2024
Narzissmus in toxischen Beziehungen (MP3-Download)
Krüger, Anna Sophie

Narzissmus in toxischen Beziehungen (MP3-Download)


weniger gut

Schilderungen von Betroffenen, die ihre Situation erkannt und den Absprung geschafft haben, verbunden mit hilfreichen Tipps sowie als Bonus einen Selbsttest - damit hat mich dieses Buch direkt angesprochen.
Doch leider hat mich mir dieser "Ratgeber" sehr enttäuscht. Für mich war bereits die Sprecherin mit ihrer euphorisch fröhlichen Art eine Fehlbesetzung für dieses ernste Thema. Trotz der geschilderten Schicksale wirkt alles auf mich wie weich gezeichnet, die Lösung ist ganz einfach und wenn man das beherzigt ist man frei. Und wenn es nicht gleich klappt, hilft der Glaube. Ich konnte dabei weder richtige Strategien erkennen und auch fehlten mir konkrete Hinweise wie Ansprechpartner zur Unterstützung (Vereine, staatliche Angebote etc).
Für mich setzt das Buch die leeren Worthülsen fort, wie sie bereits in der Artikelbeschreibung grossblumig beworben werden. Wer wirklich Rat und Unterstützung sucht wird die mit diesem Buch leider nicht finden.

Bewertung vom 30.09.2024
Dorf ohne Franz
Dolovai, Verena

Dorf ohne Franz


ausgezeichnet

In einem österreichischen Dorf Mitte der 1960er Jahre erkennt Maria, einzige Tochter und mittleres Kind einer Bauernfamilie schon früh ihren Stellenwert. Während der älteste Bruder Josef den Hof weiterführt, kann der jüngere Bruder mit seinem ausgezahlten Erbteil sein Leben weitab vom Dorf gestalten. Für Maria, der eine Erbverzichtseeklärung regelrecht zur Unterzeichnung untergejubelt wurde, bleibt nur das typische Leben im Patriarch: unbezahlte Arbeitskraft auf dem Hof und im zu niedrig eingeheirateten Familiengasthof, neben Haushalt und Pflege dahinsiechender Angehöriger. Ihr Mann Toni (der falsch erwählt von zwei Brüdern) ein Trinker und Weiberheld, die Mutter eine boshafte Alte und ein Vater der ihr kaum Beachtung schenkt. Aber Maria fügt sich klaglos, nur manchmal dämmert ihr bei Besuchen ihrer ehemaligen Freundin Therese oder ihres Bruders Franz, die dem Dorfleben entkommen konnten, welches Leben auch möglich gewesen wäre. Und dann bekommt sie mit Toni's Tod ihre Chance dem Ganzen zu entfliehen.
So nüchtern gehalten wie der Titel ist die gesamte Erzählung.
Das harte Landleben und die Unterdrückung der Frauen wird schonungslos geschildert - der Leser erfährt viel über die Eigendynamik und Hierarchie im geschichtlichen Kontext. Und trotzdem fehlt mir ein gewisser Sog.
Mehr oder weniger zusammenhanglose Schilderungen schließen aneinander an, so das ich mehrere Male zurückblättern bzw. lesen musste, ob ich nicht einen wichtigen Aspekt überlesen habe.
Hatte ich beim Lesen noch gehofft und mir gewünscht das Maria ihre Chance bekommt, so ist für mich das offene Ende mehr als unbefriedigend.
Dieses Buch wurde für den Österreichischen Buchpreis 2024 nominiert und ich muss sagen, dass ich wieder einmal von dieser Ehrung enttäuscht war. Leider ein Buch welches bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

Bewertung vom 30.09.2024
Mütter sind auch nur Töchter (MP3-Download)
Hoffmann, Heike

Mütter sind auch nur Töchter (MP3-Download)


ausgezeichnet

In diesem Buch kommen Töchter unterschiedlichen Alter und Herkunft zu Wort, die sich mit ihrem Verhältnis zur eigenen Mutter auseinander setzen. Es wird sehr deutlich dabei viel an Verhaltensweisen bewusst und unbewusst von Generation auf Generation übertragen oder durch gesellschaftliche Zwänge bedingt wird.
Da ich mit meiner 21jährigen Tochter gerade eine schwierige Phase durchmachte, erhoffte ich mir Ratschläge aus diesen Erfahrungen anderer. Doch das Buch überraschte mich stattdessen mit einer bisher noch nicht getätigten Sichtweise auf das Verhältnis zu meiner Mutter und regte mich an, intensiver darüber nachzudenken. Dabei berührten mich einige Schilderungen in diesem Buch sehr, da sie mich an meine eigene Situation erinnerten und halfen, den eigenen Standpunkt zu verlassen und alles aus Sicht des Gegenübers zu sehen.
In meinen Augen ein Buch, das definitiv jede Tochter gelesen/gehört haben sollte um sich im Verhältnis zur Mutter zu "norden" und ggf. Veränderungen zu ergreifen, bevor es zu spät ist.

Bewertung vom 30.09.2024
Kleine Monster
Lind, Jessica

Kleine Monster


ausgezeichnet

Als Pia und Max, die Eltern des siebenjährigen Luca zur Elternsprechstunde eingeladen werden, ahnen sie nichts Schlimmes. Doch dann wird ihrem Sohn vorgeworfen, er hätte die gleichaltrige Alina sexuell belästigt. Zeugen dafür gibt es keine nur die Aussage des Mädchens.
Während Jakob dies eher als kindliche Neugier abtut, vermutet Pia, geprägt durch ihre eigene Kindheit, mehr. War der Bienenstich Luca's Spielgefährten neulich kein Zufall? Was schlummert Böses in ihrem Jungen?
In der Ich-Perspektive erzählt Pia auf zwei Zeitebenen ihre Geschichte. In der Gegenwart den Alltag mit Luca und Jakob mit allen Höhen und Tiefen welche jedoch immer stärker durch ihr Misstrauen durchdrungen wird. Ein Misstrauen das in Pia's Kindheit durch ein unaufgearbeitetes Trauma entstanden ist: dem Tod ihrer jüngsten Schwester Linda.
Es ist sehr traurig mitzuerleben, wie Pia ihren Sohn zusetzt, um ihn das ganze Geschehen zu entlocken. Wie sie ihn sofort als möglichen Täter für eine Begebenheit sieht, für die es einen ganz harmlosen Ausgang gibt. Und es dauert sehr lange, bis Pia die Wahrheit erkennt.
Als ich dieses Buch beendet hatte, war ich aufgrund des doch sehr raschen Endes etwas enttäuscht und auch hatte ich noch einige offene Fragen. Dies ist jedoch wieder mal ein Buch, das noch lange nachwirkt und das Gelesene sich nach und nach setzt, ohne das jede Frage beantwortet werden muss.

Bewertung vom 30.09.2024
Das Geheimnis der Nebelfrau (MP3-Download)
Barrett, Kerry

Das Geheimnis der Nebelfrau (MP3-Download)


ausgezeichnet

Fesselnde Story über Liebe und Verrat
Nach einem schrecklichen Unglück flieht die junge Hanna 1933 noch in ihrer Hochzeitsnacht in die Einöde von Loch Ness und baut sich hier ein bescheidenes Leben auf. Doch es gibt jemanden der nach ihr sucht und durch einen Verrat besteht die Gefahr das ihr Geheimnis aufliegt.
Im Jahre 2022 stößt die True-Crime-Podcasterin Scarlett zufällig auf den Fall der untergetaucht Hanna, welche verdächtigt wird, das Verschwinden ihres Mannes verursacht zu haben. Dem aktuellen Chaos in ihrem Leben entfliehen, macht sich Scarlett auf den Weg nach Loch Ness.
Der mysteriös angehauchte Titel passt genauso perfekt zu den wolkenverhangenen Highlands, wie auch zu der Story, in der sich der Nebel nach und nach auflöst. Nach und nach erfährt der Leser stimmig immer mehr Details über das Leben Hannas und je mehr Scarlett aufdeckt umso klarer wird ihr auch ihr eigener Weg. Durch Cliffhanger zu den Wechseln der Zeitebenen wird ein Sog erzeugt, dem man sich nur schwer entziehen kann. Auch wenn viele Wendungen durchaus absehbar sind, dennoch ein Buch was mich sowohl gefesselt als auch sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 30.09.2024
Woher wir kamen
Schweikert, Ulrike

Woher wir kamen


gut

Berlin um 1910: Auf seiner Flucht aus dem Heim versteckt sich der junge Benno auf dem Dachboden des Berliner Admiralspalast. Dort findet ihn die Enkelin des Hausmeister, die aufgeweckte Emmy. Auch ihr Leben ist nicht so einfach, ihre alleinerziehende, nach Kinderlähmung gehandicapte Mutter ist streng und verbittert, das Geld immer knapp.
Aus anfänglicher Freundschaft entwickelt sich Liebe, was sowohl Emmys Mutter, die ihrer Tochter das gleiche Schicksal ersparen will, als auch ihrem Großvater sehr missfällt...
In der Gegenwart kämpft Jane mit ihren Traumata aus dem Irakkrieg und auch ihre Familiegeschichte ist äusserst tragisch: Mutter und Bruder, Vaters ganzer Stolz, frühzeitig gestorben und sie die ungeliebte Tochter die es ihrem Vater, einem strengen Marine, nie recht machen kann. Nach seinem Tod erfährt sie von dem Haus ihrer deutschen Grosseltern in Cape Cod und durch Briefe, welche sie dort findet, taucht sie in die Lebensgeschichte ihrer Großeltern ein.
"Woher wir kamen" ist an sich eine nette Geschichte, mehr jedoch leider nicht. Obwohl die Schicksale viel Tragik enthalten, fehlt mir der Tiefgang. Fast nebensächlich erscheinende Handlungen sind sehr ausgeschmückt, während wirklich wichtige Aspekte eher knapp abgehandelt wurden. Die Figuren sind zwar ganz gut gezeichnet, mitunter jedoch, und da vor allem Emmy, sehr lebensfern. Auch als Erwachsene lebt sie in ihrer "Heile-Welt-Blase", die nichts erschüttern kann. Und auch das Ende ist eher abrupt und enttäuschend.
Ein Buch das sich gut lesen/anhören lässt, jedoch bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Bewertung vom 23.07.2024
Johanna
Welsh, Renate

Johanna


ausgezeichnet

Das Schicksal der dreizehnjährige Johanna ist vorgezeichnet. Als uneheliches Kind wird sie von ihrer Pflegefamilie an einen Bauern abgegeben, der sie als billige Arbeitskraft ausnutzt. Entgegen aller abschlägiger Behauptungen träumt Johanna dennoch von einem selbstbestimmten Leben.
Gekonnt in den historischen Kontext, der die tatsächliche Handlung nie überlagert, eingepasst, schildert Renate Welsch sehr eindrücklich das schwere und von Rückschlägen geprägte Leben, dieses jungen Mädchens, deren Lebensweg allein durch ihre Herkunft vorgezeichnet scheint.
Beim Lesen konnte mich sehr gut in ihre Situation hineinversetzen, habe mit ihr gehofft, gebangt, getrauert und ihre unbeirrbare Zielstrebigkeit bewundert. Auch wenn Johanna ihr Leben gemeistert zu haben scheint, steht ihr Schicksal stellvertretend für das unzähliger junger Mädchen, die nicht als eigenständiger Mensch, sondern Eigentum betrachtet wurden. Definitiv ein sehr lesenswertes Buch, das ohne belehren zu wollen uns erdet sich zu besinnen, wie gut wir es heutzutage trotz aller anderen Schwierigkeiten haben.

Bewertung vom 24.06.2024
Unter dem Moor
Weber, Tanja

Unter dem Moor


gut

Der 14jährigen Gine widerfährt im Landjahr in den 30er Jahren unsägliches Leid und während in den 70er Jahren die junge Mutter Sigrun sich in der DDR eingeengt fühlt, hadert in der Gegenwart die Ärztin Nina mit ihrem Beruf. Drei Frauen deren Schicksale unsichtbar miteinander verwoben sind und drei Zeiten, die durch ihre eigenen Ansichten und Einstellungen dominieren.
Tanja Weber zeichnet auf drei Zeitebenen die Lebensläufe der Protagonisten feinfühlig auf, man fühlt mit ihnen und sich gleichfalls in die Zeit versetzt, was stellenweise einen unsagbaren Sog auslöst. Leider hält dieses hohe Niveau nicht bis zum Schluss durch, trüben inhaltliche fachliche Fehler (das Reh ist nicht das Kind vom Hirsch; die Steineiche ein Baum der mediterranen Klimazone) den Lesegenuss und auch das Ende wirkt auf mich zu abgehackt.
Ein Buch das sich flüssig und spannend liest, jedoch bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Ich würde es nicht noch einmal lesen.

Bewertung vom 08.04.2024
Als wir an Wunder glaubten
Bürster, Helga

Als wir an Wunder glaubten


ausgezeichnet

Betty lebt mit ihrer Mutter Edith, die auf die Rückkehr ihres Mannes aus dem Krieg wartet, in dem kleinen norddeutschen Dörfchen Unnenmoor. Hier scheint die Zeit stehengeblieben. Tief verwurzelt sind in den Köpfen einiger Leute der Aberglaube und die Angst vor Hexen, was sich verschiedene Scharlatane zu nutze machen. Schon kleine Dinge werden als Hexenzeichen angesehen und bestärken die Überzeugung das "Töversche" unter der Dorfgemeinschaft sind. Vor allem Betty und Edith sind aufgrund ihrer roten Haare dafür prädestiniert. Als eines Tages ein Mann ohne Gedächtnis auftaucht, der den Ring von Ediths Mann Otto trägt, flammt der Hexenzauber neu auf. Denn es ist nicht Otto, sondern Joseph, der Mann ihrer besten Freundin Anni. Und diese ist felsenfest davon überzeugt, daß Edith Joseph verzaubert hat...
Und dann kommt die neue Zeit mit dem Fortschritt auch nach Unnenmoor, indem das Moor zur Schaffung neuer Weide Plätze trocken gelegt werden soll, was wiederrum von einigen Dorfbewohner skeptisch betrachtet wird. Als der Vorarbeiter erhängt an dem Tiefpflug Mammut aufgefunden wird, scheint sich auch da zu bestätigen das unheimliche Mächte im Dorf wirken...
Dieses Hörbuch fesselte mich vom ersten Moment an sowohl von Handlung, aber auch durch die Sprecherin Katja Danowski, welche vor allem den schlessischen Dialekt der Hausiererin Kati wunderbar rüber bringt.
Geschickt verknüpft die Autorin Helga Bürster den Hauptstrang wie beiläufig mit weiteren ernsten Themen wie den ausgeübten Funktionen der Saubermänner in der Zeit des Nationalsozialismus als auch dem Leben mit einem behinderten Kind. Insgesamt eine sehr authentische Handlung die sich für mich schliesst, indem zum Ende hin Betty eine alte Schuld begleicht und quasi als Krönung des Ganzen eine neue Sichtweise für die Wiedervernässung des Moores eintritt.
Ein absolut gelungener Roman mit sehr viel Gefühl.

Bewertung vom 08.04.2024
Der Tunnelbauer (MP3-Download)
Nielsen, Maja

Der Tunnelbauer (MP3-Download)


ausgezeichnet

1961, mit der politischen Entwicklung der DDR wird es eng für Freidenker. Als die Mauer errichtet wird, gibt es für Achim nur eins: die Flucht in den Westen. Doch dafür muss er Freunde, Familie und seine erste aufkeimende Liebe Chris zurück lassen. Doch er hat den Plan sie in den Westen zu holen. Gemeinsam mit vielen Gleichgesinnten beginnt er mit dem Tunnelbau nach Ostberlin und lässt sich auch von Fehlschlägen nicht entmutigen.
Sehr spannend und emotional fesselt dieses Buch und beleuchtet damit anschaulich ein Stück Zeitgeschichte. Ein Buch welches ich gern gelesen habe und auch weiterempfehlen kann.