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Benutzername: 
Petra Sch.
Wohnort: 
Gablitz

Bewertungen

Insgesamt 547 Bewertungen
Bewertung vom 07.04.2025
Die Yacht
Goodwin, Sarah

Die Yacht


sehr gut

Wer überlebt auf der Yacht?

3,5 Sterne

Hannah wird von ihrer ehemaligen Studienkollegin Libby zur jährlichen Silvesterparty eingeladen; diesmal auf eine Yacht in Italien. Libbys Mann Olly ist nämlich schwerreich, und jedes Jahr gibt es eine spektakuläre Feie ins neue Jahr.
Dieses Mal ist es jedoch klein und intim gehalten: nur Libby und ihre damaligen Studienkollegen Hannah, Maggie und Harry, sowie Libbys Mann Olly und Maggies Freund Leon.
Doch am nächsten Morgen sind alle geschockt: die Yacht treibt im Meer und entfernt sich immer weiter von der Küste weg. Der Treibstoff ist fast leer, und es gibt kaum etwas zu essen. Und dann verschwindet auch noch jemand spurlos. Schaffen sie es, rechtzeitig wieder an Land zu gelangen?

Der Schreibstil der Autorin ist wieder fesselnd und anschaulich; zu Beginn wird die Yacht ausführlich beschrieben und man lernt erst einmal die 6 Personen und ihr Verhältnis zueinander detailliert kennen. Leider sind nicht alle Figuren lebendig ausgearbeitet, ein paar bleiben flach und die beiden reichen "Anhängsel" sind in ihrer Art klischeehaft, sehr gleich und somit austauschbar.
Es dauert also ein wenig, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt. Doch spätestens, als die Sechs erkennen, dass die Yacht im Meer treibt und sich die Küste immer weiter entfernt, es zu noch mehr Spannungen und Streitigkeiten kommt, sich dabei viele Geheimnisse aufdecken, und schlussendlich auch noch eine der Personen spurlos verschwunden ist, ist man "mitten im Geschehen".

Mit Hannah hat Sarah Goodwin wieder eine (mehr oder weniger) taffe Protagonistin geschaffen, mit der die Leser mitfiebern und sich aufgrund der ich-Erzählung noch besser in ihre Gedanken- und Gefühlswelt hineinversetzen können. Besonders Hannahs Überlebenskampf, ganz alleine im offenen Meer, war sehr bedrückend und spannend zu lesen.

Die Plotidee mit der Yacht, die führerlos im Meer dümpelt und alle ums Überleben kämpfen müssen und dabei auch noch schmutzige Geheimnisse ans Tageslicht kommen und immer wieder Streitigkeiten aufwallen (manchmal war es jedoch zu viel Geprügel), fand ich richtig gut. Leider habe ich einiges an der Umsetzung zu bemängeln. So gab es doch öfter mal Längen und Wiederholungen; aber leider auch etliche (logische) Ungereimtheiten (v.a. dass niemand das Schiff gesehen hat? Am Ende erfährt man die Route, die die Yacht genommen hat, und da ist es sehr unglaubwürdig, dass niemand das Boot gesehen hat bzw. nie Land in Sicht war.) Und es blieben zum Schluss noch ein paar Fragen offen. Ja, im richtigen Leben wird man auch nie alle Details erfahren; aber in einem Unterhaltungsroman lässt einen so etwas leider etwas unbefriedigt zurück, wenn nicht alle offenen Fragen geklärt wurden.


Fazit:
Ein Psychogramm reicher Schnösel, die sich in Lebensgefahr - wo ihnen ihr Geld nichts bringt - nicht zu helfen wissen und diese im Gegenteil noch weiter verbal ausholen. Eine (mehr oder weniger) taffe Protagonistin, die erst durch das Gelangen in Lebensgefahr dazu gebracht wird, über ihr bisheriges Leben und Verhalten nachzudenken und v.a. die unausgeglichene Beziehung zu ihren ehemaligen Studienkolleginnen zu hinterfragen. Fesselnd war ihr alleiniger Kampf ums nackte Überleben. Spannende Plotidee mit einigen Mängeln in der Umsetzung.

Bewertung vom 30.03.2025
Yoko / Die Rache Bd.1
Aichner, Bernhard

Yoko / Die Rache Bd.1


gut

Jeder kann zum Mörder werden...

Die 28jährige Yoko ist zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort; als sie nach der Auslieferung ihrer Glückskekse einem kleinen Hund beistehen will, der von zwei Chinesen getreten wird, wird sie von diesen kurzerhand entführt und vergewaltigt.
Da sie schon in ihrer Kindheit dieses Trauma erlitten, aber verdrängt hatte, kommt es durch die aktuellen Geschehnisse wieder zu Tage und es lässt sie nicht los. Sie kann nur mehr an eines denken: Rache.
Doch als sie sich nach den Namen ihrer beiden Peiniger erkundigt, weiß sie noch nicht, mit wem sie es zu tun hat...

Die Geschichte ist nicht so einfach zu lesen, denn man ist distanziert gegenüber Yoko, da sie eher gefühlskalt rüberkommt (und ihre Gefühle auch absolut nicht zeigen kann). Dennoch fiebert man die ganze Zeit mit ihr mit, denn man möchte wie sie Gerechtigkeit - und weiß, dass dies auf die übliche Art nicht möglich ist. Auch wenn Richard, der Freund ihres verstorbenen Vaters, bei der Polizei ist. Richard verhält sich Yoko allerdings sehr fragwürdig gegenüber - und seine Wandlung gegen Ende ist eher unglaubwürdig und man wundert sich: warum war er die ganze Zeit so ablehnend ihr gegenüber?
Die ganze Atmosphäre ist düster, deprimierend und sehr gewalttätig. Und sie bedient auch einige Klischees: Chinesen-Mafia; androgynes, lesbisches Mädchen, das Killerinstinkte in sich hat und alle gefährlichen Typen ausrottet (praktisch ist hier natürlich, dass sie lange als Metzgerin gearbeitet hat und das Töten der Tiere als Notwendigkeit sieht); Missbrauch in der Kindheit. Und es gibt viele (harte) Actionszene, sodass ich mir das Ganze auch echt gut verfilmt vorstellen könnte.

Jedenfalls bringt es einen auch wirklich zum Nachdenken: kann jeder zum Mörder bzw. zur Mörderin werden? Unter welchen Umständen? Denn der erste Mord war für Yoko Rache. Es gab aber auch welche, um selbst zu überleben. Und da fragt man sich dann: wäre man selbst auch dazu fähig?
Schade fand ich, dass der österreichische Autor keine österreichischen, sondern deutsche Ausdrücke verwendet hat (bzw. es der Verlag so geändert hat?) - zB Metzger und Azubi.


Fazit:
Mir war die Atmosphäre zu düster, Yoko zu unnahbar, sehr viel Gewalt und Blut, und viele Klischees.

Bewertung vom 16.03.2025
Valentina Amor. Love is in the air (oder woanders)
Kempen, Sarah M.

Valentina Amor. Love is in the air (oder woanders)


sehr gut

Wenn sich eine Liebesgöttin selbst verliebt...

Valentina Amor, die Tochter des Liebesgottes Amor, und Star, Sohn des Götterboten Hermes, sind beide in der Ausbildung zur Liebesgottheit (ja, Star möchte nicht ins Familienbusiness einsteigen) und deshalb müssen sie gemeinsam als Team Teenagern die erste Liebe bringen und sind deshalb (als Menschen getarnt) an einer Schule.
Ihre Zielperson ist Mimi, bei der das Verlieben nicht so einfach ist, denn Mimi ist eine aufstrebende und schon ziemlich bekannte Sängerin. Die anderen Menschen gegenüber skeptisch ist: mögen die mich um meinetwillen oder weil ich berühmt bin?
Klar, dass Valentina mal wieder öfter ins Fettnäpfchen tritt, Chaos verursacht und sich dann auch noch versehentlich selbst mit einem Liebespfeil abschießt und nun in Star verliebt ist - dabei findet sie ihn doch eigentlich obernervig!!

Der Schreibstil ist locker mit jungen, modernen Ausdrücken, der an die Zielgruppe angepasst ist. Kurze Kapitel und viel Humor zeichnen auch den zweiten Teil der Valentina-Amor-Reihe aus.
Leider war es im Mittelteil etwas langatmig, da Valentina stääändig wiederholt, dass sie nicht verliebt sein will und sich unbedingt wieder entlieben muss.
Die Kapitelüberschriften sind Titel (mehr oder weniger) bekannter Lovesongs (ich kannte nicht alle und habe mich dann natürlich durchgehört), die kleine romantische Illustrationen zieren.
Ich liebe diesen Mix aus griechischer Götter-Mythologie und Teenager-Liebesromanze. Humorvoll, fantasievoll, magisch. Wenn man sich ein bisschen in der Götterwelt auskennt (es kommen auch noch andere Gottheiten vor), ist es noch amüsanter.
Und Taube Bussi peppt alles wieder auf.

Doch diese Geschichte beinhaltet ebenso wie der erste Teile wieder die tiefgründige Botschaft: jede Art der Liebe ist richtig; jeder ist gut so, genau wie er ist; wenn du mal etwas verbockt hast, richte es wieder gerade. Und gib nie auf!
Familie, Freundschaft, Hilfsbereitschaft, werden großgeschrieben und die erste Liebe und Mobbing (in der Schule und den Sozialen Medien) sind große Themen; ebenso das Verhalten der Menschen auf Social Media und wie man damit umgehen soll.


Fazit:
Teenie-Liebeskomödie meets griechische Mythologie, Teil 2: witzig, fantasievoll, unterhaltsam; mit kleinen Längen im Mittelteil.

Bewertung vom 16.03.2025
Die Tote trug Diamanten / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.4
Bennett, S J

Die Tote trug Diamanten / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.4


sehr gut

Die junge Queen ermittelt im Jahr 1957

3,5 Sterne

Im 4. Teil der Reihe um die Kriminalfall-lösende Queen begleiten wir die junge Monarchin diesmal zurück ins Jahr 1957, wo es einen mysteriösen Doppelmord gibt: eine Prostituierte trägt eine wertvolle Edelstein-Tiara, und sie und ihr Freier wurden ermordet aufgefunden - in einem Haus, in dem sich vermögende Adelige zum Kartenspiel trafen.
Und dann stellt sich noch heraus, dass eine Verschwörung gegen die Queen geplant ist.
Die von allen unterschätzte Joan McGraw hilft ihr mit klugem Köpfchen und rascher Auffassungsgabe, die von der Queen als Assistentin ihres persönlichen Sekretärs eingestellt wird und ihr (natürlich inoffiziell) hilft, Puzzlesteinchen aufzudecken und an den richtigen Platz zu rücken, so dass die Namen der Verschwörer ans Licht kommen und natürlich auch der Mordfall aufgeklärt wird.

Diesmal hab ich leider etwas länger gebraucht, um in die Geschichte zu kommen und wurde auch nicht ganz soo warm damit, denn es waren mir ehrlich gesagt zu viele (adelige) Persönlichkeiten, historische Hintergrundinformationen und deren Verflechtungen. Auch die Dialoge konnten mich diesmal nicht so mitreißen und fühlten sich manchmal steif und gesetzt an. Gut, in einer Monarchie und zur damaligen Zeit ging es wahrscheinlich tatsächlich so zu, aber dadurch war es eben nicht so flüssig zu lesen. Auch wenn man natürlich die Recherchearbeit der Autorin herausliest, denn viele Geschehnisse waren tatsächliche geschichtliche Ereignisse, die ich mit großem Interesse verfolgt habe (zb die Nordamerika-Reise des jungen Königspaars - ich habe mir danach Bilder rausgesucht, um die "neue Mode" der Queen zu betrachten).

Doch man konnte sehr gut die Gefühle von Queen Elizabeth II nachvollziehen; ihre Ängste über die Bedrohung ihrer Familie, der Monarchie bzw. des neuen Commonwealth; das Zurücklassen der damals noch kleinen Kinder bei der großen Reise nach Kanada und in die USA.
Und auch über das Fernsehen, das damals DAS neue Medium war. Sie sollte zum ersten Mal eine große Ansprache im Fernsehen halten und war natürlich sehr nervös. Auch weil sie zuerst nicht wusste, wie sie richtig damit umgehen sollte. Das war wirklich berührend.

Die Aufdeckung des Komplotts fand ich richtig spannend; bei der Auflösung des Mordfalls konnte ich mal wieder nicht nachvollziehen, wie die Queen plötzlich auf die Lösung gekommen ist (die ich aber gut und nachvollziehbar fand) - so ging es mir aber bei den vorigen Bänden auch schon ;)


Fazit:
Die junge Queen ermittelt im Jahr 1957 im Falle eines Doppelmords und einer Verschwörung gegen sie. Konnte mich nicht ganz so abholen wie die ersten 3 Bände.

Bewertung vom 10.03.2025
Ich hol mir dein Leben
Martin, Jana

Ich hol mir dein Leben


sehr gut

Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint.

In "Ich hol mir dein Leben" dreht sich alles um die Zwillingsbrüder Tim und Tom, Mitte 20.
Der eine ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden und versucht nun, in einem Programm um sein Überleben zu kämpfen, indem er sich möglichst aus Problemen raushält und seinen Job behält.
Der andere ist unfassbar reich, führt ein Unternehmen, lebt in einer Villa, hat jede Menge teurer Autos und div. anderer Immobilien.
Und der arme Bruder möchte nun das Leben seines wohlhabenden Bruders übernehmen, zu dem er seit 10 Jahren keinen Kontakt mehr hatte.

Was sich so "simpel" anhört, ist ein Geflecht aus unfassbaren Ereignissen in der Vergangenheit, die zu dem geführt haben, wie die Brüder jetzt leben; vielen dunklen Geheimnissen und überraschenden Wendungen.
Denn auch wenn man von Anfang an weiß, wer der Täter ist und wohin sich die Geschichte entwickeln wird, ist doch alles anders, als man denkt. Und am Schluss konnte mich die Autorin nochmal überraschen.
Obwohl ich lieber komplett abgeschlossene Geschichten habe, ist das halb-offene Ende hier genau richtig: man kann selbst überlegen, wie sich die Zukunft entwickelt könnte.

Abwechselnd liest man aus Sicht der beiden Zwillingsbrüder, sodass man tief in deren Gedanken- und Gefühlswelt eintauchen kann. Sprachlich könnte es für meinen Geschmack etwas raffinierter sein, vor allem bei den Dialogen.
Die Figurenzeichnung ist der Autorin sehr gut gelungen, findet man doch den einen Bruder sofort sympathisch, und den anderen absolut abstoßend - doch gibt es psychogisch zu denken: wie viel Einfluss hat die Umwelt auf die Charakterbildung? Oder sind gewisse Verhaltensweisen angeboren? Warum wird man zum Mörder? Das gibt hier, am Beispiel Zwillinge, ganz besonders zu denken.


Fazit:
Ein perfides Psycho-Drama mit polarisierenden Charakteren, das zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 10.03.2025
Der zweite Verdächtige / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.5
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der zweite Verdächtige / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.5


sehr gut

5. und letzter Fall von Rocco Eberhardt und Justus Jarmer

Im 5. (und wohl letzten) Band der Reihe um Rechtsanwalt Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer, der in sich geschlossen ist und eigenständig gelesen werden kann, geht es um Jan Staiger, der verhaftet wurde, da er angeblich in einem Schwulenclub einen anderen Homosexuellen mit einer Überdosis k.o.-Tropfen umgebracht haben soll.
Der übermotivierte Hauptkommissar Ralph Berger nimmt ihn daraufhin gleich fest, obwohl es nur Indizien gibt.
Klar, dass Rocco Eberhardt ihn mit juristischer Begründung wieder auf freien Fuß holt.
Doch dann stirbt noch ein Homosexueller in einem anderen Club - und dieser hatte Jans Telefonnummer eingesteckt...

Der Schreibstil ist gewohnt fesselnd, auch durch die kurzen Kapiteln und Cliffhanger und die kurzen Einschübe aus Sicht von "Fuzz".
Toll fand ich wieder besonders die detaillierte und akribische Ermittlungsarbeit von Rocco und Tobi, aber auch die Beweisführung vor Gericht sowie die Obduktion und Spurenauswertung. Denn Rocco glaubt Jan dann doch, dass dieser nichts mit den Todesfällen zu tun hat, obwohl die Beweise eindeutig eine andere Sprache sprechen.
Mir gefiel hier auch die Zwiegespaltenheit von Rocco, denn mir ging es wie ihm: sagt Jan die Wahrheit oder lügt er? Man ist sich nie sicher, denn Jan verhält sich immer wieder auffällig.
Bedrückend waren die wahrscheinlich immer noch aktuellen Vorurteile, auch innerhalb der Polizei, gegenüber Homosexuellen, die hier eindrücklich dargestellt wird. Das gibt wirklich Stoff zum Nachdenken.

Ich war somit die längste Zeit wieder total begeistert, doch leider war ich von der Auflösung etwas enttäuscht. Der Täter kam nur kurz mal vor (oder ich hatte den einfach schon wieder vergessen bis dahin ;) ; aber v.a. konnte mich das Motiv nicht überzeugen. Der andere Verdächtige hätte ein wirklich authentisches Motiv gehabt, aber den Beweggrund des eigentlichen Täter konnte ich absolut nicht nachvollziehen.
Und der letzte Satz hat mich dann auch mit Entsetzen zurückgelassen. Vor allem, da dies ja der letzte Band der Reihe sein soll.


Fazit:
Ein fesselnder Abschlussband um Rechtsanwalt Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Justus Jarmer, dessen Auflösung mich leider nicht überzeugen konnte.

Bewertung vom 09.03.2025
Das Dinner - Alle am Tisch sind gute Freunde. Oder?
Rudolf, Emily

Das Dinner - Alle am Tisch sind gute Freunde. Oder?


sehr gut

Fünf Freunde, ein Krimidinner. Wer ist ein Mörder?

Fünf (ehemalige) Freunde treffen sich zu einem Krimidinner in einem abgelegenen Restaurant: Jonathan und Lotta, die mittlerweile ein Paar sind und denen das Restaurant gehört; diese haben auch zum Krimidinner eingeladen. Dann ist natürlich noch Hanna da, Jonathans Schwester. Tristan, Hannas Ex-Freund. Und Kiano, der sich vor 5 Jahren von allen abgewendet hat, aber zu dieser Einladung zugesagt hat. Einen Platz hat Lotta in Gedenken an Maria frei gehalten. Maria ist vor 5 Jahren bei einem Festival, das die Sechs damals gemeinsam besucht hatten, verschwunden.

Die Geschichte beginnt ruhig und baut sich langsam auf; man lernt die Charaktere kennen und es gibt auch immer wieder Rückblenden zu den Geschehnissen am Festival vor 5 Jahren. Und zwar aus Sicht unterschiedlicher Personen; es gibt somit verschiedene Erzählstimmen.
Und das Krimidinnerspiel erinnert mehr und mehr an die damaligen Ereignisse, was alle aus dem Konzept bringt. Es war interessant zu sehen, wie die einzelnen Personen unter diesem Stress reagieren.
Doch wer hat das Spiel erstellt und warum?
Man fiebert mit den Charakteren mit, denn man möchte selbst auch unbedingt herausfinden, warum Maria damals verschwunden ist. Und lebt sie noch, oder ist sie tot? Wer von den Freunden lügt? Und warum erscheint Kiano plötzlich zum Dinner, obwohl er die anderen seit damals gemieden hat? Man kann also super miträtseln.

Die handelnden Personen sind detailliert ausgearbeitet und sehr unterschiedlich; ich fand sofort zwei davon total unsympathisch. Man fragt sich jedoch immer wieder: ist das nur ein Ablenkungsmanöver? Und mit dem immer besseren Kennenlernen hatte ich nur mehr eine Person, die ich mochte und wo ich mir ganz sicher war, dass diese nicht der Täter ist, auch wenn die Autorin die Leser immer wieder an der Nase herumführen möchte.
Mit den Spielernamen des Krimidinners und den echten Namen bin ich anfangs durcheinander gekommen, doch es gibt in der vorderen Klappe eine hilfreiche Übersicht.
Leider gerät das Escape Room Spiel nach der Hälfte in den Hintergrund bzw. hat überhaupt keine Priorität mehr.
Ich hätte nur gerne ein paar Kürzungen gehabt, um die Spannung hoch zu halten, denn die Überlegungen der einzelnen Personen haben sich sehr oft wiederholt.
Es gibt auch einige unlogische Stellen bzw. Dinge, die nicht genau genug ausgearbeitet sind. Und etliche derbe Sexszenen, die ich hätte ich nicht gebraucht.

Es war zwar raffiniert, dass durch die ganzen Geheimnisse, die aufgedeckt wurden, eigentlich wirklich jeder ein Motiv gehabt hätte, Maria loszuwerden. Trotzdem hatte ich eine Person recht schnell im Visier. Die Begründung war mir allerdings etwas zu unglaubwürdig bzw. konnte ich es nicht wirklich nachvollziehen und ich war dann enttäuscht.
Doch dann kommt nochmal so ein richtiges BUMM und diese Wendung war so überraschend, dass ich wieder versöhnt war.


Fazit:
Ein langsamer Beginn, der Spannung aufbaut; ein etwas langatmiger Mittelteil und eine Auflösung, bei der man zuerst enttäuscht ist, dann aber nochmal überrascht wird. Leider bleibt das Krimidinner-Feeling eher im Hintergrund.

Bewertung vom 27.02.2025
Dich schaff ich auch noch
Schwarzhuber, Angelika

Dich schaff ich auch noch


ausgezeichnet

humorvoller (Fast-)Schwiegermutterroman

4,5 Sterne


Tilda, Mitte 30, erwischt ihren Mann mit seiner Neuen, von der sie bis dato keine Ahnung hatte. Zu allem Überfluss ist die auch noch schwanger - und mit Tilda wollte er aber nie ein Kind!
So landet sie zuerst bei ihrer Freundin und danach bei Betty, der Schwiegermutter von Doktor Lott, in dessen Ordination Tilda zu arbeiten beginnen will - aber erst nach erfolgreichem Schwiegermuttersitting (samt zweier Katzen) während des Doktors Urlaub.

Ich weiß gar nicht, wie es passieren konnte, dass ich bisher noch keinen Roman von Angelika Schwarzhuber kenne, denn die Geschichte überzeugt mit lebendigen Figuren, viel Humor und guter Unterhaltung!!
Den halben Stern musste ich leider abziehen, weil mich Tildas Verhalten, als sie ihren Mann mit dessen Neuer erwischt hat, und danach bei der Scheidung, einfach so sehr aufgeregt hat.
Aber ansonsten fühlt man sich einfach rundum wohl in Tildas neuem Leben - ungewollt, anders als geplant und total chaotisch!

Die Geschichte ist nicht nur sehr humorvoll in puncto Bettys Verhalten bzw. wie Tilda darauf reagiert, sondern auch aus dem Leben gegriffen, zB Tildas schwierige Jobsuche - und das im Pflegeberuf, wo ja eh händeringend Personal gesucht wird. Und auch die Pflege älterer Menschen ist hier ein wichtiges Thema.
Mir gefällt es, wenn ernste Themen so humorvoll verpackt werden, dass man nicht nur ins Grübeln kommt, sondern ganz viel lachen muss und nach dem Lesen zufrieden und glücklich zurück bleibt.
Ach ja, die Romantik kommt auch nicht zu kurz ;)


Fazit:
Humorvoller und emotionaler Roman, der ernste Themen so verpackt, dass man nicht nur zum Nachdenken angeregt wird, sondern sich gut unterhalten fühlt.

Bewertung vom 24.02.2025
Die Schanze
Menz, Lars

Die Schanze


sehr gut

Schatten der Vergangenheit

3,5 Sterne


Ärztin Ellen Roth zieht aus Hamburg wieder in ihr Heimatdorf in den Alpen zurück, weil der dortige Hausarzt in Pension geht und sie dessen Praxis übernimmt.
Sie ist direkt nach dem Abitur geflüchtet, weil auf dem Abi-Ball etwas Schreckliches geschehen ist, das vertuscht wurde.
Und genau am Tag ihrer Ankunft wird Johannes Gruber, der Sohn des Bürgermeisters, an der beleuchteten Sprungschanze aufgehängt gefunden.
Hängt der Mord mit den Geschehnissen von damals zusammen? Und wird es weitere Tote geben?

Gleich zu Beginn geht es extrem spannend los; man liest aus Sicht des Täters, wie er sein Opfer zur Sprungschanze treibt. Es ist so eindrücklich und lebendig beschrieben, dass man sofort Gänsehaut bekommt.
Immer wieder gibt es Einschübe aus Täter-Sicht, die dem Leser wertvolle Infos liefern, man aber trotzdem nicht darauf kommt, wer es denn nun ist. (Erst ab der Hälfte war mir klar, wer der Täter ist.)
Die komplette Stimmung im Buch ist extrem düster; nicht nur Ellens Charakter mit ihren Depressionen und ihrer nicht verarbeiteten Vergangenheit; auch das Dorf und dessen Bewohner geben einem das Gefühl von "in der Zeit stecken geblieben": erzkonservativ, und bloß keine schlechte Meinung aufkommen lassen - lieber alles unter den Tisch kehren, dabei noch das Beste für sich rausschlagen, und dass daran ein Menschenleben zerbricht, ist komplett unwichtig. Einfach nur unfassbar.

Die beiden Nebencharaktere, der ehemalige Polizist Haußer und der Journalist Merab, der eigentlich nur weg will aus diesem Ort, bringen Pepp in die Story, denn Haußer ist eine traurige Existenz, die etwas zu verbergen hat. Und Merab ist von Ellen fasziniert und will ihr helfen, jedoch ist man sich zuerst nicht ganz sicher, welches Ziel er eigentlich verfolgt? Nur die große Story, um aus dem Kaff wegzukommen?
Die Schanze kam nur ganz zu Beginn als wichtiges Element vor (wurde dort doch die erste Leiche präsentiert), und wurde dann nur mehr selten erwähnt, weil es eben das Markenzeichen des Ortes ist (und viel mehr gibt es dort auch schon nicht mehr zu sehen).

Teilweise konnte ich die Beweggründe und (Ellens) Verhalten nicht verstehen - warum es damals vertuscht wurde, kann ich nachvollziehen, aber nicht, warum Ellen es jetzt immer noch soo unbedingt geheim halten will. Sie ist eine erwachsene Frau, die Zeiten haben sich geändert (wenn auch viele der Einwohner nicht), aber das kann ihr eher egal sein. Die alten Leute werden deshalb bestimmt nicht zig Kilometer weit zu einem anderen Arzt fahren, denn ihre Praxis ist die einzige im Ort.
Auch war mir unverständlich, warum sie sich - als erwachsene Person und Ärztin - immer noch ritzt. - Wenn sie merkt, sie kann die Geschehnisse nicht verarbeiten, warum hat sie sich nicht schon längst psychologisch betreuen lassen?
Die Beweggründe des Täters haben sich mir leider auch nicht so ganz erschlossen. Und gerne hätte ich von der Polizei und deren Ermittlungsarbeit gelesen.


Fazit:
Ein verschwiegenes Dorf in den Alpen, das immer noch die schrecklichen Geschehnisse der Vergangenheit vertuschen will. Ich konnte leider viele Beweggründe und Handlungen nicht nachvollziehen.

Bewertung vom 23.02.2025
Crime im Heim
Tannert, Ida

Crime im Heim


sehr gut

Fünf schrullig-taffe Senioren ermitteln

3,5 Sterne

Im Seniorenheim Haus Silberblick will der ehemalige Impresario Friedhelm Klemp mit einigen seiner Mitbewohner den "Hamlet" einstudieren, denn Kunst und Kultur kommt nach seinem Geschmack im Heim viel zu kurz!
Doch ein Mord macht ihm und seinen Proben einen Strich durch die Rechnung: der Hund einer der Darstellerinnen, Mops Ophelia, wird tot aufgefunden und die Aufregung ist groß, denn der Hund wurde erschossen!
Und dann findet die bunte Truppe auch noch eine menschliche Leiche...

Ich musste mich erst kurz 'warmlesen', denn die Erzählung beginnt aus Sicht des Impresarios, der genauso hochgestochen spricht, wie seine geliebten Shakespeare Stücke verfasst sind.
Aber man kommt schnell rein, lernt nach und nach die Senioren und Seniorinnen kennen, die im Stück mitspielen sollen.
Einerseits ist natürlich die Aufführung selbst eine schöne Abwechslung, denn der Alltag im Heim ist manchmal etwas langweilig. Doch der tote Hund ist natürlich viel aufregender! Und sie wollen selbstverständlich herausfinden, wer und warum den Mops getötet hat. Hier ist die große Liebe von Friedhelm Klemp, die ehemalige Yogalehrerin Katia Horenfeld, federführend.
Die Charaktere der alten Leute sind alle unterschiedlich gezeichnet, aber auch unterschiedlich detailliert ausgearbeitet. Von Friedhelm und Katia erfährt man natürlich am meisten; und von Hans Grünsteudl, ehemaliger Viehzüchter, der für die ganze Sache eine große Rolle spielt.

Mich hat die Story in vielen Teilen an an eine andere Reihe mit Senioren-Ermittlern im Altersheim britischer Herkunft erinnert (nur der Grund für die ganze Aufregung war dann doch mehr Agententhriller), doch hier hatten die alten Leutchen nicht ganz so viel Charme. Doch es gibt immer wieder was zu schmunzeln.
Leider gab es einige Längen, und die Senioren und Seniorinnen kamen mir ZU fit vor; was diese alles gemacht haben bzw. körperlich geschafft hatten (ich sag nur: Leiche durch den Park schleppen) war teilweise sehr unglaubwürdig.
Ich hatte zwei Täter im Visier - einer davon war es dann auch, aber die Auswahl war auch nicht allzu groß.
Die Auflösung war nachvollziehbar, ist es doch der zweithäufigste Grund für Tötungsdelikte.


Fazit:
Humorvoller Cosy Crime im Altersheim: schrullige Senioren ermitteln. Mir waren diese jedoch teilweise zu unglaubwürdig rüstig.