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Bewertungen
Insgesamt 43 BewertungenBewertung vom 09.04.2025 | ||
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In dem Roman geht es um Lore, die in kleinen Sequenzen aus ihrer Kindheit erzählt. Ländlich aufwachsend in den 90er Jahren in Österreich, zwischen Eltern- und Großelternhaus pendelnd. Es gibt keine Unterteilung in größere Kapitel. Nur Absätze markieren die gedanklichen Wechsel. Beim Lesen stellt sich schnell ein Fluss ein. Vieles bleibt aus dem kindlichen Verständnis und dessen unschuldigen Betrachtung heraus offen und unerklärlich. Und dennoch begleitet einen als Leser eine Ahnung, was der Großvater wohl erlebt haben mag, wie die Beziehungsqualitäten zwischen den Erwachsenen sein mögen, welche Rollenbilder Männer und Frauen in sich tragen. Schwimmen im Glas - ein poetischer Ausdruck über die Begrenztheit der Lebens- und Erlebensmöglichkeiten vor allem von Frauen in einem patriarchalem Umfeld. Ich mochte den leisen, feinfühligen Ton der Autorin, wie die Fragezeichen in der Luft hängen bleiben, vieles nicht ausgesprochen wird. Letztendlich waren es mir manchmal fast etwas zu viel Fragezeichen und Verbleiben in der Vorahnung beim Lesen. Dennoch ein lesenswertes Buch vor allem für diejenigen, die eine teilweise poetische Sprache schätzen. |
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Bewertung vom 08.04.2025 | ||
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Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben Die Leseprobe hatte mich für das Buch eingenommen und mich neugierig gemacht. In witzigem und kurzweiligem Ton erzählt die Autorin von Nina, die auf der Gartenparty ihres Ex-Mannes den deutlich jüngeren David kennenlernt und sich schneller als sie sich versieht, Hals über Kopf in ihn verliebt. Ich mag den Humor, die etwas skurrile Figurenzeichnung und die scharfe Beobachtungsgabe von Anika Decker sehr und hätte mir auch anfangs den Roman super als unterhaltsame Verfilmung vorstellen können. Gekonnt erzählt sie von Klischees und Erwartungen im Gruneberger Milieu, von Rollenbildern angesichts verschiedener Themen wie Liebe und Altern. Eine herzerwärmende Geschichte zum Abtauchen? Nicht ganz. Leider ist diese Geschichte letztendlich mehr um das Thema Me-Too/Gewalterfahrung bzw. Ungerechtigkeit gegenüber weiblichen Darstellern in der Filmbranche herumgestrickt. Vermutlich ein Thema, das der Autorin, die mehrere Drehbücher geschrieben hat, selber sehr wichtig ist. Ich würde behaupten, dass ich eine gewisse Toleranz für Unerwartetes in Romanen habe bzw. es auch schätze, wenn Geschichten nicht vorhersehbar sind. Für mich ging letztendlich die Wendung trotzdem nicht auf. Vielleicht weil ich mich schon sehr auf Nina und David gedanklich eingelassen hatte, diese aber mehr zum Sidekick wurden und ich mich dann fast etwas gelangweilt durch den Rest des Romans gequält habe immer auf der Suche nach den beiden. Vielleicht aber auch weil das Me-Too-Thema dann doch zu sehr an der Oberfläche behandelt wurde, so dass es mich emotional gar nicht richtig berührt hat bzw. in mir beim Lesen kein richtiger Raum für das Thema entstand. |
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Bewertung vom 30.03.2025 | ||
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Maja Lunde geht in diesem Roman der Frage nach, was macht es mit Menschen, wenn plötzlich die Zeit stehen bleibt. Es stirbt niemand mehr, Babies werden nicht mehr geboren, Krankheiten kommen zum Stillstand. Jedes Kapitel widmet sich jeweils einer Figur, was die Perspektiven auf das Thema erweitert - die todkranke Fotografin und Mutter Jenny, der Rentner Otto usw. Mit der Zeit verweben sich einzelne Biografien, treffen Figuren aufeinander. Besonders nachgegangen ist mir die Figur des Außenseiters Philip, der "es in seinem Leben nicht leicht gehabt" hatte, vernachlässigt und oft sich selber überlassen gewesen war, seinen Selbstwert aus einer vermeintlichen "angeborenen inneren Stärke" zieht und gleichzeitig eine massive innere Unruhe und tiefe Unsicherheit und Verlorenheit spürt. Dessen kontraphobischer Krisengewinn, Vergemeinschafterung mit Pseudo-Gleichgesinnten und Radikalisierung mit der Möglichkeit sich nun endlich erfolgsorientiert präsentieren zu können, hat mich zeitweise auf eine beklemmende Art an die Coronazeiten erinnert. Auch die Figur der Fotografin Jenny hat mich sehr berührt mit der Frage, was bleibt, wenn ein Mensch geht. Ein bisschen mehr Tiefe in der philosophischen Auseinandersetzung mit der Frage des gesellschaftlichen Zeitstillstandes hätte mich sehr gereizt. Alles in allem ist aber in jedem Fall ein gut lesbarer Roman, bei dem jeder Leser vermutlich auf seine Art Figuren findet, denen er sich näher fühlt bzw. andere, die ihn möglicherweise weniger erreichen. |
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Bewertung vom 25.02.2025 | ||
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Das Erwachen des Drachen / Kleine Hexe Nebel Bd.1 Nach einigen Comics, die so "najaa" waren, ist hier die Begeisterung für die kleine Hexe Nebel wirklich übergeschwappt. Unglaublich niedlich, frech und "radikal selbstbewusst", mit ganz viel Sturheit und Entdeckerlust präsentiert sich das kleine Hexenmädchen. Dieser Band ist der erste von insgesamt 3 Bänden über die kleine Hexe Nebel, welche das französische Illustratoren-Paar Jérôme Péllisier und Carine Hinder während der Lockdown-Zeit zurückgezogen in einem pittoresken französischen Dorf geschrieben hat. Ein bisschen erinnert die Kulisse und der Aberglaube der Dorfbewohner an die Asterix-und-Obelix-Comics. Nebel lebt als Findelkind bei dem Dorffischer und möchte so gerne eine Hexe sein. Die alte Hexe des Dorfes Naia ist leider seit einiger Zeit verschwunden und irgendwer muss ja den Job machen... An ihrer Seite sind das schlaue Schweinchen Hubert, welches heimlich im Hintergrund die Fäden zieht, sowie ihr bester Freund Hugo, der ihr treu ergeben ist. Wir haben beim Anschauen und Lesen öfters schmunzeln müssen und besonders das Schweinchen sehr ins Herz geschlossen. Durch die witzigen Dialoge lassen sich auch kleine muffelige Leseanfänger gut hinter dem Ofen hervorlocken. Ein wirklich toller und witziger Comic über ein kleines Mädchen, das fest an sich glaubt und ein großes, ehrliches Herz hat. Wir freuen uns schon sehr auf die nächsten beiden Bände. |
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Bewertung vom 24.02.2025 | ||
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Das Buchcover mit dem Plattenbau vor blauem Himmel mit hellen Wölkchen wirkt fast heiter und harmlos, nahezu wie eine Theaterkulisse. Dabei geht es bereits auf den ersten Seiten für Wanda, die im achtzehnten Stockwerk eines Berliner Plattenbaus gemeinsam mit ihrer Tochter lebt, um vieles. Einerseits bahnt sich für die erfolglose und alleinerziehende Schauspielerin endlich ein dringend notwendiges Casting an, die finanzielle Situation ist mehr als angespannt. Gleichzeitig ist ihre kleine Tochter Karlie krank. Man spürt von Anfang an den Druck und das Tempo beim Lesen. Die Sprache ist rauh und direkt. Großartig beschreibt Sara Gmuer das Leben mit ihrer Tochter in der Platte, das Eintauchen in die Filmwelt, den Spagat zwischen beiden Welten. Jedem sich am Horizont ankündigenden Stereotyp (Schauspielkollege als Retter und Helfer, Sisterhood unter den in der Platte lebenden Frauen) wird ein Strich durch die Rechnung gemacht. Sara Gmuer zeigt fein beobachtet Figuren mit all ihren Ambivalenzen, mit Ecken und Kanten, die man lieben und an denen man sich als Leser stoßen kann. Es geht um das Träumen vom kleinen und großen Glück, das Dranbleiben, Hoffen und Durchbeißen. Innerhalb von 2 Tagen habe ich die 222 Seiten gelesen und das Buch etwas atemlos beendet. Ein Roman mit einem ganz eigenen Klang, der nachhallt. |
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Bewertung vom 20.02.2025 | ||
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Streit! Und nun? Das artgerecht-Bilderbuch von Nicola Schmidt Während das Pappbilderbuch "Mein artgerecht-Geschwisterbuch" von Nicola Schmidt sich an ganz Kleine richtet, sind mit diesem Buch Kindergartenkinder angesprochen. Eine Gruppe von Tierkindern macht einen Ausflug und jedes hat auf seine Art sein ganz eigenes Köpfchen und seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche, was natürlich nicht ohne Konflikte bleibt. Die Zeichnungen sind hübsch und die einzelnen Tierkinder ganz individuell gestaltet. So wie es ja auch bei den Menschenkindern im wahren Leben ist. Das Buch lebt von den Wiederholungen und gleichen Ansätzen. Immer wenn es Streit gibt, nimmt eine erwachsene Tierfigur die Gefühle der beteiligten Kinder auf und fragt "Wie können wir das lösen?". Das Lesen und Anschauen der Lösungsvorschläge hat uns sehr viel Spaß gemacht, da zum Teil lustige Ideen dabei waren und manches hätten unsere Kinder auch anders entschieden. Es gibt halt manchmal einfach mehrere (kreative) Lösungen für ein Problem. Sehr nett fand ich zum Ende die Idee, einzelne abgebildete Ausschnitte von den Kindern im Buch wiederentdecken zu lassen, was das ganz genaue Anschauen der liebevollen Details und kleinen Nebengeschichten auf den Bildern fördert. Die beiden an die Eltern gerichteten Seiten zum "artgerechten" Begleiten von Konflikten bei Kindern fand ich persönlich interessant zu lesen, hätte es meiner Meinung aber nicht unbedingt in diesem Buch gebraucht. Vielleicht hätte auch eine Beilage in Form eines "Lesezeichens" ausgereicht und uns etwas die Diskussion erspart, ob diese Seiten vor dem Einschlafen auch noch unbedingt vorgelesen werden müssen. Aber das Thema "Einschlafverzögerungstaktiken" ist vielleicht noch mal ein anderes Buch wert... ;) |
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Bewertung vom 19.02.2025 | ||
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Mein artgerecht-Geschwisterbuch: Ich zuerst! Nein, ich! In der Eichhörnchenfamilie gibt es neben dem kleinen Vincent auch noch dessen jüngere Schwester Sophia, die manchmal etwas nervt... ein Buch über das Streiten, Trösten und Vertragen für ganz Kleine. Die Figuren sind unglaublich süß und liebevoll gezeichnet, dass es wirklich eine Freude ist, die Geschichte anzuschauen. Es gibt so viele niedliche Details zu entdecken - z.B. womit spielen kleine Eichhörnchenkinder, die "Parallelstreiterei" zwischen Biene und Marienkäfer. Am Ende gibt es für Eltern auf 2 Seiten nochmal 9 Hinweise, wie aus Geschwistern ein Team wird. Sicherlich ist einem selber als Elternteil vieles bewusst, sehr hilfreich fand ich aber die Beispiele für die konkrete Formulierung z.B. "Statt zu sagen: "Das darfst du nicht sagen! Er ist dein Bruder", sagen wir: "Ja, heute war es wirklich schwierig, aber er wird lernen, deine Grenzen zu beachten, wir üben das gemeinsam."..." Was ich für mich interessant fand, wird gleichzeitig bei uns beim Vorlesen etwas zum Stolperstein, da die letzten beiden Seiten natürlich (!) mit zum Buch gehören und jedes Mal mit vorgelesen werden müssen. Da hilft auch kein "Die bunten Seiten sind deine Seiten, ab hier sind die Mamaseiten". Vielleicht hätte es da auch eine andere Lösung gegeben, z.B. als Beilage in Form eines "Lesezeichens". Insgesamt hat uns die Geschichte aber sehr gefallen und empfehlen wir gerne weiter. |
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Bewertung vom 16.02.2025 | ||
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Die Mutter (DDR-)Deutsche und der Vater Libanese, lernen sich die Eltern der Nachrichtensprecherin Aline Abboud in den 80er Jahren in einem Studentenwohnheim in Leipzig kennen und lieben. Die Autorin erzählt in ihrem Buch vom Aufwachsen zwischen den beiden Welten Ostdeutschland und Libanon. Dabei ist der Erzählton lebendig. Mit viel Wärme spricht sie über ihre Familie und das Leben während ihrer Sommerurlaube im Libanon - ein Land das die meisten nur aus den Nachrichten kennen als von Krisen geprägte Region. Wer eine Biografie erwartet, wird vermutlich enttäuscht werden. Dazu fehlt die notwendige Introspektion, Auseinandersetzung mit Ambivalenzen und möglichen Reifungsprozessen, kurzum eine gewisse psychologische Tiefe. Vielmehr fühlte es sich für mich beim Lesen wie das Blättern in einem Fotoalbum an. Hübsche Anekdoten, Bilder im Kopf von leckerem Essen und beeindruckender Landschaft, durchaus unterhaltsam und kurzweilig. Auch wenn es mich nicht unbedingt emotional tiefer berührt hat, mein Interesse für die libanesische Kultur ist durch das Buch von Aline Abboud geweckt. |
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Bewertung vom 01.02.2025 | ||
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"Ein Haushalt sind diejenigen, die den gleichen Rauch einatmen." S.5 |
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Bewertung vom 01.02.2025 | ||
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Ich gebe es zu, auf den ersten Blick hat mich der Stil der Illustrationen zunächst nicht angesprochen - recht reduziert, farblich eher dezent. Die Botschaft und der Text treten hingegen deutlich in den Vordergrund. Das Sachbuch setzt sich auf witzige Weise ohne zu banalisieren oder mit erhobenen Zeigefinger zu belehren mit Geschlechterrollen, Vorurteilen und Fragen der Identität auseinander. Elise Gravel ist bekannt und mehrfach ausgezeichnet für ihre Arbeit, besonders schwierige Themen kindgerecht und witzig darzustellen. Inhaltlich unterstützt wird sie dabei durch Mykaell Blais, selbst transsexuell und bei einer LGBTQ+-Organisation für Jugendliche arbeitend. Sowohl mein 8 Jähriger als auch meine 11 Jährige haben das Buch gerne angeschaut und gelesen. Der Zeichenstil ist eher cartoonhaft, "nicht so babymäßig", was auch ältere Kinder anspricht. Über Fragen wird anfangs zu der Thematik hingeführt, was sehr einlädt, sich auszutauschen. Besonders gefallen hat uns der liebevolle Blick der Illustratorin. Immer wieder haben wir geschmunzelt und zudem einiges Neues erfahren, z.B. dass vor 100 Jahren Modemagazine die Farbe Rosa für Jungen und Blau für Mädchen empfahlen. Ein tolles Buch, das den Horizont erweitert. |
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