Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
AnneE
Wohnort: 
Elbe

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2022
Der Papierpalast
Heller, Miranda Cowley

Der Papierpalast


ausgezeichnet

Wie ein Puzzle, dessen einzelne Teile eine erfahrungsreiche Lebensgeschichte offenbaren

„Der Papierpalast“ von Miranda Cowley Heller ist ein ganz besonderer Roman, der mich unheimlich berührt hat.

Nachdem Cover und Titel - und insbesondere der Werdegang und die Auszeichnungen der Autorin - mich sehr angesprochen haben, war ich zunächst durch die ersten Sätze etwas abgeschreckt, weil ich fragmentarische und naturalistische Beschreibungen wie die einleitenden leider nicht so gerne lese und mich meist gegen Bücher mit so einem Schreibstil entscheide...

Umso mehr bin ich nun froh und dankbar, dass ich diesem Debüt eine Chance gegeben habe, denn die einzelnen Szenen, die hier beschrieben werden, gehen so unter die Haut, dass man sich der Aura dieses Romans nicht entziehen kann!

Der Roman wird aus Perspektive der 50-jährigen Eleanor „Elle“ Bishop erzählt, die ihren Sommer wie gewohnt in dem idyllisch an einem See gelegenen Ferienhaus der Familie, dem „Papierpalast“, gemeinsam mit ihrem Mann, den Kindern und ihrer Mutter verbringt. Obwohl alles wie gewohnt erscheint, überschattet ein unverhofftes, folgenreiches Wiedersehen mit Elles Jugendliebe die Zeit am See. Und auch wenn eigentlich nur ein Tag in Elles Leben vergeht, lässt ihr Gedankenstrom, der fragmentarisch verschiedene Erinnerungen aus der Vergangenheit zusammensetzt, ihr bisheriges Leben und die getroffenen Entscheidungen Revue passieren.

Insofern ist der „Papierpalast“ nicht nur eine besondere, teils auch tragische Lebensgeschichte, sondern auch eine Familiengeschichte, in der insbesondere die Rolle der Frauen mehrperspektivisch betrachtet wird.
Demgemäß gehört der sehr lesenswerte Roman "Der Papierpalast" bereits jetzt zu meinen Favoriten dieses Lesejahrs!

Bewertung vom 23.11.2021
Wir sind schließlich wer
Gesthuysen, Anne

Wir sind schließlich wer


ausgezeichnet

Erfrischende Familiengeschichte mit viel unerwarteten Wendungen – begeisternd von der ersten Zeile an!

Anna von Betteray hat es nicht leicht – soll sie doch den ehrenwerten, plötzlich erkrankten Pfarrer van Bebber probeweise, und um sich als Pastorin zu etablieren, vertreten und tritt dabei mit ihrer unkonventionellen Art in so einige Fettnäpfchen…
Auch wenn die langjährige Haushälterin des Pfarrers, in dessen Dienstwohnung Anna vorerst gemeinsam mit ihrem Hund Freddy während der Vertretungszeit untergekommen ist, an diesen Missverständnissen und dem scheinbar unvermeidbaren Dorftratsch nicht ganz unschuldig zu sein scheint.
Und so hat „Wir sind schließlich wer“ von Anne Gesthuysen mich nicht nur aufgrund der interessanten Rahmenhandlung, sondern auch wegen des besonderen Schreibstils von der ersten Zeile an begeistert.
Die Dialoge sind so erfrischend ehrlich und authentisch, dass ich mich nur zu gut in Annas Situation hineinversetzen konnte.
Etwas skeptisch und gleichsam gespannt war ich, wie es der Autorin wohl gelingen würde, die anderen, kriminalistisch anmutenden Handlungsstränge rund um Annas Schwester Maria und deren verschwundenen Sohn Sascha in die Rahmenerzählung einzubetten. Doch auch dies wurde meiner Meinung nach äußerst gelungen gelöst, in dem die Ermittlungen so viele andere Geheimnisse zum Vorschein bringen, dass die Entführung „quasi nebenbei“ mit aufgedeckt wird.
Darüber hinaus bietet dieser Familienroman durch die sehr ambivalente Beziehung der zwei Schwestern und ihrer Mutter aber auch viele Impulse zum Nachdenken, z.B. wie das eigene Leben durch die Familie geprägt wird, wie schnell man andere Leute – aufgrund ihres Standes oder Habitus – über- oder unterschätzt und was der Preis für ein selbstbestimmtes Leben ist.
Dementsprechend ist dieses Buch meiner Meinung für Leser:innen, die Freude an besonderen Familiengeschichten, unerwarteten Wendungen, urigen Figuren und einer sehr humorvollen, warmherzigen Erzählweise haben, sehr zu empfehlen.

Bewertung vom 21.10.2021
Annemone Apfelstroh
Hänel, Wolfram;Bertram, Rüdiger;Pantermüller, Alice

Annemone Apfelstroh


ausgezeichnet

Eine unglaubliche und magische Zeitreise...

Annemone lebt mit ihrem Vater in einem Tal - in einem windschiefen Haus. Vor langer Zeit verschwand eines Tages Annemones Mutter. Als Annemone unerlaubt an die Töpferscheibe ihres Vaters geht, landet sie plötzlich in einer anderen Zeit und beschließt ihre Mutter zu suchen und zu finden…

Als ich das Cover zu Annemone Apfelstroh entdeckt hatte, wusste ich sofort, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss, da es so geheimnisvoll und märchenhaft wirkt.

Die einzelnen Kapitel waren sehr gut lesbar für mich und nachdem meine jüngeren Schwestern (4 und 6 Jahre) zuerst nicht ganz so geduldig zuhören konnten, habe ich ihnen am Ende jedes Kapitels mithilfe der Bilder die Geschichte nacherzählt, was ihnen sehr gut gefallen hat.

Am Anfang habe ich mich noch gewundert, dass so viele Autorinnen und Autoren an diesem Buch mitgeschrieben haben und konnte mir gar nicht vorstellen, wie so ein Projekt gelingen kann... aber mittlerweile glaube ich, dass mir Annemone Apfelstroh gerade deshalb so gut gefallen hat, weil es so viele unerwartete Wendungen und lustige Charaktere gab, die man sich allein wahrscheinlich gar nicht hätte ausdenken können.

Ich hoffe, dass es bald - auch ohne Lockdown, denn in dieser Zeit ist dieses tolle Buchprojekt entstanden, noch weitere Geschichte rund um Annemone Apfelstroh, Finn, Madonna und Lufthansi geben wird!

Für alle, die spannende und unerwartete Geschichten, Zeitreisen und märchenhaft gestaltete Illustrationen mögen, ist Annemone Apfelstroh absolut zu empfehlen!