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Leylin

Bewertungen

Insgesamt 22 Bewertungen
Bewertung vom 04.04.2025
Achtzehnter Stock
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock


gut

Das Buch startet stark – die Krankheit der kleinen Karlie zieht einen sofort emotional hinein. Man fühlt mit, ist betroffen und hofft mit den Figuren. Doch was danach folgt, lässt leider viel Potenzial ungenutzt.

Wanda, die zentrale Figur, bleibt über weite Strecken seltsam ungreifbar. Zwischen ihrer Schauspielerei, dem Versuch auszubrechen, dem Aufgeben und ihrer späteren Rückkehr wirkt sie schwammig und kaum bedürfnisorientiert – vor allem gegenüber ihrer Tochter. Ihre Entscheidungen erscheinen egozentrisch und oft beliebig.

Was besonders enttäuscht, ist der mangelnde Zusammenhalt in der Siedlung: Freundschaften zerbrechen bei kleinsten Konflikten, Solidarität unter Frauen scheint kaum existent. Stattdessen stolpert man durch eine Geschichte voller Klischees und Oberflächlichkeiten.

Richtig ärgerlich ist die dauernde Bezeichnung einer Figur als „Aylins Mama“ – diese Frau bekommt im ganzen Buch keinen eigenen Namen. Das ist nicht nur sprachlich monoton, sondern auch sinnbildlich für die fehlende Tiefe in der Figurenzeichnung.

Achtung Spoiler:
Am Ende verwandelt Wanda ihr Leben plötzlich in einen schicken Loft-Traum im Hochhaus, und alle feiern sie plötzlich dafür, dass sie „reich“ ist und zurückkommt? Davor wurde sie noch verurteilt, weil sie einen prominenten Schauspieler gedatet hat. Diese moralische Kehrtwende wirkt absurd und unglaubwürdig.

Bestes Zitat:
„Aylins rosarotes Kinderzimmer ist bis unter die Decke mit Plastikschrott aus China vollgestopft. Sie kriegt von ihrer Mama alles, was sie will, damit nicht auffällt, dass sie nichts haben.“

Ein Buch, das gut beginnt, aber zunehmend an Tiefe und Glaubwürdigkeit verliert. Schade um den starken Anfang.

Bewertung vom 19.03.2025
Halbinsel
Bilkau, Kristine

Halbinsel


sehr gut

Kristine Bilkaus Roman Halbinsel ist ein kurzweiliger, flüssig zu lesender Roman, der mit einer feinfühligen Erzählweise überzeugt. Im Mittelpunkt steht eine Mutter-Tochter-Dynamik, die Bilkau mit großer Sensibilität zeichnet. Die Geschichte handelt vom Loslassen, von der Suche nach neuen Erfahrungen und davon, sich treiben zu lassen – und dabei den Mut zu finden, Veränderungen zuzulassen.

Dabei spielt auch der Tod eine bedeutende Rolle. Bilkau thematisiert Verlust und Abschiednehmen auf leise, eindringliche Weise, ohne in Schwermut zu verfallen. Die Autorin versteht es, Stimmungen einzufangen und Landschaften ebenso lebendig zu machen wie ihre Figuren. Ohne große Dramatik, aber mit viel Gespür für Zwischentöne entfaltet sich eine Geschichte über Übergänge, Neuanfänge und die Vergänglichkeit des Lebens. Wer leise, atmosphärische Romane mit psychologischem Tiefgang schätzt, wird Halbinsel genießen.

Bewertung vom 26.02.2025
Wackelkontakt
Haas, Wolf

Wackelkontakt


ausgezeichnet

Wolf Haas beweist mit Wackelkontakt einmal mehr sein außergewöhnliches Erzähltalent. Der Roman fesselt von der ersten bis zur letzten Seite mit einem flüssigen Schreibstil, der ebenso spielerisch wie präzise ist. Haas gelingt es, Spannung aufzubauen, ohne sich in überflüssigen Details zu verlieren – stattdessen zieht er die Leser:innen mit seiner unverwechselbaren Erzählweise in den Bann.

Besonders faszinierend ist die Struktur des Romans: Zwei Geschichten werden kunstvoll miteinander verwoben, verbunden durch das Medium eines Buchs. Diese raffinierte Erzähltechnik sorgt nicht nur für Abwechslung, sondern auch für eine zusätzliche Spannungsebene. Der Wechsel zwischen den beiden Handlungssträngen ist geschickt inszeniert und hält die Leserschaft stets neugierig darauf, wie sich die Verbindungen zwischen den Erzählwelten weiter entfalten.

Die Spannung bleibt dabei konstant hoch – Haas versteht es, Cliffhanger zu setzen, Wendungen einzubauen und die Erwartungen seiner Leser:innen immer wieder zu durchbrechen. Gleichzeitig schafft er es, mit seinem typischen Sprachwitz und feiner Ironie eine ganz eigene Atmosphäre zu erzeugen.

Wackelkontakt ist ein außergewöhnlicher Roman, der hochgradig unterhaltsam ist. Die raffinierte Erzählweise und die spannungsgeladene Handlung machen das Buch zu einem echten Lesevergnügen. Eine klare Empfehlung für alle, die eine packende Story zu schätzen wissen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.11.2024
Das Haus der Bücher und Schatten
Meyer, Kai

Das Haus der Bücher und Schatten


sehr gut

Kai Meyers Roman Das Haus der Bücher und Schatten verwebt zwei Zeitebenen und erzählt eine fesselnde Geschichte voller Mystik, Spannung und historischer Elemente.
Zum Einen begleiten wir den ehemalige Kriminalkommissar Cornelius Frey 1933 in Leipzig. Dieser wird nach einer Suspendierung in einen mysteriösen Doppelmord verwickelt. Eine junge Frau, die er kurz zuvor vor einem Selbstmord retten wollte, wird erschossen aufgefunden, neben der Leiche eines Polizisten. Ihre letzten Worte deuten auf ein düsteres Geheimnis hin: „Sie weinen alle im Keller ohne Treppe.“ Während Cornelius ermittelt, stößt er auf politische Intrigen und okkulte Zusammenhänge, die in die Vergangenheit reichen.
Der zweite Zeitstrang spielt 20 Jahre zuvor in Livland wo die junge Paula Engel, Lektorin eines Leipziger Verlags, mit ihrem Verlobten Jonathan in ein abgeschiedenes Herrenhaus reist, um ein Manuskript eines berühmten Autors abzuholen. Das Haus ist ein unheimlicher Ort voller Bücher, Schatten und Geheimnisse. Paula beginnt bald, an der Identität des Autors und an Jonathans Treue zu zweifeln.

Die beiden Erzählstränge sind durch ein düsteres Geheimnis verbunden, das erst allmählich ans Licht kommt. Der Autor fängt die Atmosphäre sowohl des verschneiten Livlands als auch des politischen Klimas im Leipzig der 1930er Jahre meisterhaft ein und kombiniert historische Details mit spannenden Wendungen und mystischen Elementen.

Kai Meyers Schreibstil ist, wie gewohnt, hervorragend und flüssig zu lesen. Er schafft es, mit einer detailreichen und atmosphärischen Sprache die verschiedenen Schauplätze und Charaktere lebendig wirken zu lassen. Besonders die Übergänge zwischen den beiden Zeitebenen sind geschickt gestaltet, sodass der Lesefluss durchgehend angenehm bleibt.

Allerdings fiel es mir schwer, mich in das Thema des Okkulten hineinzulesen. Die mystischen Elemente sind zwar spannend und geben der Geschichte Tiefe, jedoch fand ich sie persönlich schwer greifbar, was mir den Zugang erschwert hat. Dennoch bleibt die Erzählweise beeindruckend und das Buch empfehlenswert, besonders für Leser:innen, die Freude an dieser Thematik haben.
Die bisher erschienenen Bücherkrimis des Autors fand ich persönlich besser.

Bewertung vom 14.10.2024
Wohnverwandtschaften
Bogdan, Isabel

Wohnverwandtschaften


sehr gut

Der Roman ist wie eine kleine warme Umarmung.
Es dreht sich um die 4 MitbewohnerInnen einer zusammengewürfelten WG. Jörg - der Älteste und Hausherr, Murat - der gute Laune-Magnet und Küchenchef der WG, Anke - die mittelalte Schauspielerin welcher der große Durchbruch fehlt und Constanze - die durch eine beendete Beziehung und ihrem Inserat im Supermarkt in dieser Konstellation gelandet ist.

Die Kapitel sind prinzipiell nach den 4 Protagonisten aufgeteilt, es gibt aber auch Kapitel in denen alle Mitbewohner vorkommen - hier sind lediglich die Dialoge dieser aufgeführt. Ich kann mir gut vorstellen dass dies einige LeserInnen irritiert zwischen den Dialogen und "Normalen" Erzählungen zu switchen.
Die Autorin integriert bspw. die Thematik der Demenzerkrankung Jörgs in die Leben der drei MitbewohnerInnen und deren persönlichen Umgang mit dem "Verschwinden" einer geliebten Person. Sehr passend empfand ich die Kapitel aus Jörgs Sichtweise gegen Ende des Buches. Hier lässt die Autorin oftmals Leerstellen in den Sätzen welche die Leerstellen in seinem Gedächtnis widerspiegeln sollen. Dieses stilistische Mittel finde ich sehr gelungen und äußerst passend.

Alles in allem fand ich das Buch total nett und wohlig warm. Klare Empfehlung für die herbstlichen Stunden zum Einmummeln mit einer Tasse Tee!

Bewertung vom 17.09.2024
Die Unmöglichkeit des Lebens
Haig, Matt

Die Unmöglichkeit des Lebens


weniger gut

Matt Haigs neuer Roman erzählt die Geschichte von Grace Winters, einer pensionierten Mathematiklehrerin aus England, welche nach einem schweren Schicksalsschlag zurückgezogen lebt. Überraschend erbt sie ein Haus auf Ibiza von einer lang verloren geglaubten Freundin. Ohne Plan oder Rückflugticket reist sie auf die Insel Ibiza, um das Geheimnis um das Leben und den Tod ihrer Freundin zu lüften. Dabei erfährt sie absurde sowie mysteriöse Begegnungen und Erfahrungen auf Ibiza.

Generell mag ich die Romane von Matt Haig äußert gerne. Mit dieser Geschichte bin ich leider nicht wirklich warm geworden. Der Schreibstil an sich ist wie immer flüssig und angenehm zu lesen. Leider hat mich aber die Verknüpfung der Sinnsuche, der Übersinnlichkeit sowie vieler aufeinander folgenden Vorfällen nicht überzeugt. Der Roman war für mich zu überladen mit Esoterik und Astrophysik.
*SPOILER*
Hinzu kamen dann noch Trauer, Selbstmitleid, Sinnsuche im Leben, Mord, sprechende Tiere, Freundschaft, Krankheit und Parallelwelten. Und noch viel mehr kleine angeschnittene Themen wie u.a. Naturschutz, Nachtleben auf Ibiza und schlechte Mütter. Es wirkt einfach alles zu konstruiert und alle Protagonist:innen holen mich nicht wirklich ab. Sie wirken flach. Genauso wie der Antagonist welcher auch bereits suuuuuper langes Foreshadowing hatte und in einer total lieblosen Charakterentwicklung steckt. Machte für mich null Sinn warum er so crazy die Natur zerstören will. Naja.
*SPOILER ENDE*

Hätte ich noch einmal mehr "La Presencia" lesen müssen, hätte ich geschrien.
Leider hat mir das Buch letztendlich nicht gefallen und ich war froh als es zu Ende war.

Bewertung vom 17.08.2024
Taumeln
Scherzant, Sina

Taumeln


ausgezeichnet

In Sina Scherzants Roman "Taumeln" beobachten die Leser:innen eine Gruppe Menschen bei der wöchentlichen Suche im Wald nach Hannah. Denn diese ist vor zwei Jahren spurlos verschwunden. Man begleitet Louisa - Hannahs Schwester, Frank, Inge und 5 weitere einzigartige Charaktere durch ihre Gefühlswelten. Die Autorin zeichnet hier bei jeder der Protagonist:innen die eigene tragische Geschichte sowie die Anstrengung der Vertuschung dieser sowie das Gefühl der unerlässlichen Suche - nur nach was eigentlich? Gefühlvoll und empathisch durchdringt man die individuellen Lebensläufe, Abzweigungen und Wendungen der Personen. Klar wird - jede:r fühlt sich einsam auf die eigene Art und bringt die eigenen Beweggründe samstags mit in den Wald. Durch die gemeinschaftliche Suche nach Hannah versuchen die Menschen diese Lücke zu schließen und ein Gemeinschaftsgefühl herzustellen. Ferner stellt sie die schwerwiegenden Folgen des Verschwindens für die Familie Auerbach ausführlich dar.
Sina Scherzants zeichnet so liebevoll die unterschiedlichen Menschen, sodass ich jede:n in mein Herz schließen konnte. Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm und flüssig zu lesen. Das Cover ist ein kleines Highlight, denn unter dem Papierumschlag versteckt sich ein überaus hübscher Farbverlauf.
Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.07.2024
VIEWS
Kling, Marc-Uwe

VIEWS


ausgezeichnet

Von leylin

Der Thriller von Marc-Uwe Kling beginnt mit einem verstörenden Video welches viral geht. Die BKA Kommissarin Yasira Saad wird darauf angesetzt die verschwundene Lena Palmer zu finden und die Täter im Video zu finden. Der Plot nimmt an Fahrt auf, sodass sich die Kommissarin immer mehr in Gefahr begibt um die Wahrheit hinter dem Video aufzudecken und den aufkeimenden Lynchmob zu stoppen.

Der Autor greift die aktuellen gesellschaftlichen Themen auf und legt oftmals den Finger in die Wunde was Faschismus und Rechtspopulismus angeht. Als "Marc-Uwe-Kling-Ultra" (alles von ihm gelesen und gehört) konnte ich auch seinen Humor in manchen Szenen wiederfinden. Generell bin ich positiv überrascht über den Genrewechsel des Autors, würde mich aber bei der nächsten Publikation eher über ein Qualityland 3.0 freuen. Das Ende ließ mich ein wenig unzufrieden zurück, da nicht alles aufgelöst wurde und somit die Leserschaft der eigenen Vorstellungskraft überlassen wird.

Bewertung vom 19.04.2024
Und alle so still
Fallwickl, Mareike

Und alle so still


ausgezeichnet

Nach "Die Wut die bleibt" hat Mareike Fallwickl - neben ihren ebenfalls bisher erschienen Romanen "Dunkelgrün fast schwarz" und "Das Licht ist hier viel heller" - einen neuen, aufwühlenden Roman hervorgebracht.
Die Autorin zeigt in ihrem Roman auf, was passieren würde, wenn die Frauen ihre Sorgearbeit und sich, wortwörtlich, niederlegen würden.
Wir begleiten Ruth - eine engagierte und kompetente Krankenpflegerin am Rande ihre Kräfte mit schwerem Schicksal,
Elin - die junge Influencerin, welche für ihren Körper geshamed wird und welcher Gewalt angetan worden ist sowie
Nuri - ein junger Migrantensohn, welcher auch, wie alle weiblichen Personen, im Patriarchat um sein Gesehen werden und Überleben kämpft. Den jeweiligen Protagonist:innen sind abwechselnd Kapitel aus deren Sicht zugeordnet. Die Erzählstränge verknüpfen sich aber recht schnell um das Gesamtbild zu vervollständigen.
Als weiteres Stilmittel etabliert die Autorin kleine Zwischenkapitel, welche von einer Pistole, der Gebärmutter und der Berichterstattung handeln.
Das Buch wühlt viele Emotionen beim Lesen auf, da eine Wand an Ungerechtigkeiten, Fassungslosigkeit und Entsetzen auf die Leser:in einprasselt. Die Tatsache dass die Handlung an sich eine fiktionale ist, aber der lesenden Person bewusst wird, dass mehrere der Schilderungen der Realität entsprechen hinterlässt eine Schwere.
Im Nachwort erläutert die Autorin dass der Roman "Die Wut, die bleibt" die derzeitige Realität beschreibt und der vorliegende Roman die Möglichkeit einer Veränderung für die Zukunft darstellt

Für dieses - und alle anderen Bücher der Autorin - spreche ich eine ganz klare Leseempfehlung aus! Mareike Fallwickl leistet einen großen Beitrag in der Gesellschaft mit ihrer Literatur und JEDE:R sollte "die Wut die bleibt" und "und alle so still" lesen um zu verstehen.

Bewertung vom 14.09.2023
Bei euch ist es immer so unheimlich still
Schröder, Alena

Bei euch ist es immer so unheimlich still


ausgezeichnet

Das Cover sowie Titel sind wieder ansprechend gestaltet, weshalb ich auf dieses Buch aufmerksam wurde. Alena Schröder nimmt uns mit in die Vorgeschichte ihres bereits erschienen Romans "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid". Mir war dies allerdings bis zum Ende nicht bewusst, da es bereits einige Zeit her ist dass ist dieses Buch gelesen hatte und freute mich daher umso mehr unverhofft auf wieder bekannte Charaktere getroffen zu sein.
Silvia ist ungewollt schwanger und flieht aus ihrer WG in Berlin zu ihrer Mutter ins Schwabenland, zu der sie kein gutes Verhältnis hat - bis jetzt? Im Verlauf des Buches wird durch die Rückblenden der beiden Protagonistinnen deutlich warum beide so geworden sind und vor allem was sie eigentlich vom Leben wollten.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und angenehm zu lesen und ich habe es regelrecht verschlungen weil ich wissen wollte wie es ausgeht.
Klare Empfehlung!