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Benutzername: 
SinaLe
Wohnort: 
Dossenheim

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 28.12.2020
Die treue Freundin
Unger, Lisa

Die treue Freundin


ausgezeichnet

Manchmal muss man Böses tun, um Gutes zu bewirken


Inhalt:

Im Buch „Die treue Freundin“ von Lisa Unger geht es um die investigative Journalistin Rain Winter, die sich aber momentan in Elternzeit befindet. Es fällt ihr nicht ganz leicht, ihren Job zu vergessen und sich auf das Mutterdasein zu konzentrieren. Als Kind entkam sie nur knapp einem Entführer, der dann aber nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis kaltblütig ermordet wurde. Als dann plötzlich ein ähnlicher Fall publik wird, macht sie sich, ganz die investigative Journalistin, selbst auf die Suche nach dem Mörder und begibt sich dabei immer wieder in Gefahr, denn das rote Kristallherz, das der Mörder am Tatort zurücklässt, kommt ihr allzu bekannt vor. Ihrem Mann Greg, ebenfalls Journalist, passt das natürlich überhaupt nicht, auch wenn er nachvollziehen kann, dass Rain gerne mit ihrer Vergangenheit abschließen will.


Meine Meinung:

Vorab muss ich sagen, dass ich eher eine Anfängerin im Genre „Thriller“ bin und ich glaube, dass dieser Thriller ein guter Einstieg für Neulinge ist. Demnach habe ich aber auch keine großartigen Vergleichsmöglichkeiten.
Mir hat der Thriller sehr gut gefallen, auch wenn die Schreibart zuweilen ein bisschen anstrengend wurde. Die Perspektiven wechseln regelmäßig zwischen der des Mörders, den wir schon ab dem 8. Kapitel entlarven, und Rains. Dazu kommt noch, dass während des Kapitels immer wieder in die Kindheit der Protagonisten gewechselt wird. Sprich: Man kriegt peu à peu die Geschichten der Gegenwart und der Vergangenheit erzählt.
Trotzdem fand ich den Schreibstil insbesondere aus Perspektive des Mörders sehr spannend, da er/sie immer zu der „treuen Freundin“ gesprochen hat und ich mich wirklich angesprochen gefühlt habe. Man war dadurch ziemlich in die Geschichte integriert.
Gerade die Situation und Gedanken vieler Frauen nach der Geburt wurde aber sehr gut dargestellt. Durch die Veränderung des Körpers fühlen sich viele nicht besonders wohl oder schön und wissen nicht, wie sie sportliche Aktivitäten - um zu sich zurückzufinden -, Eheleben, Freundschaften und Kind miteinander vereinen können.
Der Spannungsbogen hat sich über einige der letzten Kapitel gezogen, demnach war der Rest ein Hin-und-Her aus Familienleben/-drama, Investigation und Rätseln.


Fazit:

Als Frischling in der Welt der Thriller - wie ich es bin - ist dieses Buch sicher ein guter Einstieg, aber als Thriller-Fan hat er vermutlich zu wenig Spannung. Fakt ist, mir hat er gut gefallen, auch wenn man sich in den Perspektivenwechsel erst reinfuchsen muss.

Bewertung vom 02.09.2020
Hate Notes
Keeland, Vi;Ward, Penelope

Hate Notes


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Der Schreibstil des Duos, bestehend aus Vi Keeland und Penelope Ward, ist wie immer flüssig, lustig, emotional und sehr bildlich – ich hatte plötzlich das Bedürfnis, selbst noch mal nach New York zu fliegen. Das Buch hat ein wahres Kopf-Kino bei mir entfacht und es war mehr als nur schwer, es auch nur kurzfristig beiseite zu legen.


Die Story um Charlotte und Reed hat mich von Beginn an gefesselt.

Charlotte ist sympathisch, lustig und mit ihren Eigenarten einfach erfrischend und einmalig. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge und wenn nötig, kann sie auch sehr gut Kontra geben, ohne dabei böse zu sein – denn das tippt sie einfach in die Luft („Meine Oma hat immer gesagt: Eine Dame lächelt wie ein Engel und behält ihre bösen Gedanken für sich“ – Kapitel 7).
Deshalb habe ich sie auch sofort ins Herz geschlossen. Trotz eines anfangs gebrochenen Herzens trägt sie dieses weiterhin am rechten Fleck. Andere Menschen, deren Gefühle und Bedürfnisse sind ihr nicht egal, sie stellt sie oft auch über ihre eignen.
Gleichzeitig ist sie auch eine Träumerin, mit einer kämpferischen Ader und einem Herz aus Gold:
In der Liebe ging es nicht um schöne Kleider, zärtliche Botschaften und ergreifende Worte. Es ging darum, gemeinsam durch dick und dünn zu gehen und nicht nur die besten Momente des Lebens miteinander zu teilen, sondern auch die schlechten. – Kapitel 35

Reeds Vergangenheit und einige unglückliche Erlebnisse haben ihn geprägt. Dementsprechend ist er besonders zu Beginn sehr distanziert, pessimistisch und stürzt sich hauptsächlich in seine Arbeit – ein echter Workaholic. Gleichzeitig ist er auch auf eine ziemlich sarkastische Art witzig:
Schwerenöter Ken verschwendet keine Zeit, die nordische Barbie anzubaggern. – Kapitel 6

Auch seine „Hate Notes“ laden zum Lachen ein:
„Liebe Charlotte, wissen Sie, warum die Eichhörnchen Sie so lieben? Weil Sie ROSINEN IM KOPF haben.“ –Kapitel 14

Da Charlotte sich von derartigen Kommentaren nicht unterkriegen lässt, sind die Konversationen jeglicher Art zwischen den beiden auch immer witzig:
„[…] Haben Sie es schon mit einer Expositionstherapie zur Desensibilisierung versucht? Vielleicht hilft es ja, wenn Sie ab und zu mal stehen bleiben, um an einer Rose zu riechen, statt den Garten zu zertrampeln. […] Abgesehen davon stehen Männern gute Manieren am besten.“ – Mail an Reed, Kapitel 15

„Was hast du da gemacht?“ – „Ausfallschritte“ – „Warum?“ – „Damit mein Po nicht aussieht wie Hüttenkäse, darum.“ –Kapitel 19

So ziemlich jeder Schlagabtausch zwischen ihnen hat mich zum Lachen gebracht.

Mein absoluter Lieblings-Nebencharakter – nicht nur in diesem Buch, sondern bisher in allen Büchern der Autorinnen – ist definitiv Iris. Sie haut nicht nur die besten Sprüche raus, sie gibt uns selbst auch einige Weisheiten mit auf den Weg und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund:

„Reed, du bist mein Enkel, und ich liebe dich sehr. Aber manchmal bist du wirklich ein Knallkopf. […] Lass dir endlich Eier wachsen, Junge, und sei kein Feigling!“ –Kapitel 27


Fazit:

Ganz besonders die erste Hälfte des Buches ist unglaublich witzig und definitiv sexy. Mit der Zeit werden Reed und Charlotte ein eingeschworenes Team. Um sich gegenseitig aus der Patsche zu helfen, haben sie sogar einen Notfallplan – nämlich Projekt Eichhörnchen.
In der zweiten Hälfte hingegen wendet sich das Blatt um 180°. Diese Wendung trifft einen so unvorbereitet wie ein Vorschlaghammer und ich konnte das Buch dann nicht mehr aus der Hand legen. Die Autorinnen sind immer für eine Überraschung gut, aber das hat bisher alles übertroffen. Die zweite Hälfte ist unglaublich emotional und tiefgründig.
Dieser Liebesroman ist bisher definitiv mein Jahreshighlight 2020. Ich habe gelacht, geweint, die Luft angehalten, bin rot geworden, sprachlos gewesen und mich in die Charaktere verliebt – eine reine Achterbahn der Gefühle.