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SternchenBlau

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Insgesamt 176 Bewertungen
Bewertung vom 15.09.2025
Baumeister, Jens

Andor Junior, Bücherhelden 1. Klasse, Die geheime Botschaft


gut

Von Andor kenne ich das Brettspiel sowohl in der Erwachsenen- wie auch in der Kindervariante. Da werden jeweils kleine, kooperative Geschichten durchgespielt, sogenannte "Legenden" . Nur zur Sicherheit, das hat aber alles nichts mit der Star Wars-Serie und Figur Andor zu tun. Zu beiden Brettspielen gibt es Romane bzw. Kinderromane, die kannte ich aber vor diesem Erstlesebuch noch nicht. Hier war ich einfach mal neugierig und wollte reinlesen.

Wie im Kinderspiel sind die vier Held*innen Chada (Bogenschütze), Thorn (mit dem Schwert), Kram (der Zwerg) und Eara (Zauber-Schülerin), die von drei Zauberwölfen unterstützt werden. Irgendwie fällt hier nochmal viel deutlicher als im Spiel auf, dass es außer Eara keine weitere weibliche Figur gibt, dabei gibt es ja dazu noch den Prinzen, den Bösewicht und den König. Klassische Smurfette-Konstellation, also einmal female unter lauter males. Gerade im Kinderbuch finde ich eine bessere Repräsentanz wichtig. Dafür ziehe ich einen Stern ab.

Erstlesebücher, gerade für die erste Stufe wie hier, haben häufig das Problem, dass sie mit den einfachen Sätzen meist nur einfache Geschichten bilden können. Trotzdem finde ich, dass es Bücher gibt, die viel mehr aus dem Genre machen. Dafür ziehe ich einen weiteren Stern ab.

Nettes Erstlesebuch, aber nichts Besonderes und bei der Repräsentanz ist noch Luft nach oben. 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 08.09.2025
Wills, S.J.

Kein Entkommen / Bite Risk Bd.1


ausgezeichnet

Echt spannend!

Erwachsene und ältere Teenager verwandeln sich zu Vollmond in Werwölfe – und die Kinder müssen auf sie aufpassen. Was für eine Idee. Für Sel und seine Freund*innen ist das völlig normal, so geht „Bite Risk“ fast schon gemächlich und vor allem mit einer guten Portion Ironie los. Aber längst ist nicht alles so, wie es scheint.

Das Buch, besonders durch gewisse Absurditäten und Brüche zu unserer Welt, gefiel meinem 13jährigen Sohn und mir ganz gut. Richtig vom Hocker gerissen hat es uns aber zunächst nicht. Einige Twists und Entwicklungen haben wir u.a. vorausgesehen und uns gewundert, warum die Protagonist*innen nicht darauf gekommen sind. Nun, wir sollen aber bis zu einem gewissen Grad auch mit deren Naivität durch die Welt gehen.

Dann wurde es immer spannender und spannender. Dabei gibt es auch gruselige und/odere blutige Szenen und Tode. Sel und seine Freund*innen begeben sich trotzdem weiter in Gefahr, weil sie die Wahrheit herausfinden wollen. Die Altersempfehlung des Verlags mit 12 würden wir jetzt nicht unterschreiten wollen, zart besaitete Lesende sollten vielleicht noch ein, zwei Jahre waren. Mehr als das letzte Drittel des Buches wollten wir das Buch dann nicht mehr aus der Hand legen. Und das muss ein Buch erstmal schaffen. Das Buch hatte zusätzlich noch so einige Plottwists auf Lager, an einige hatten wir mal gedacht, aber wieder verworfen, einige kamen völlig unerwartet. S.J. Wills liefert hier ein Feuerwerk an Twists, das uns so richtig packte. Die Übersetzung von Maren Illinger erzählt Sels Teenager Gedanken launig und mit Ironie, besonders, wenn er wieder über seine eigene Tollpatschigkeit stolpert.

Diese Mischung auf Fantasy, SciFi und Dystopie konnten wir zum Schluss gar nicht mehr aus der Hand legen. Daher vergeben wir 4,5 Sterne, die wir gerne aufrunden.

Bewertung vom 08.09.2025
Mayer, Gina

Der Wald / Wilderland Bd.1


sehr gut

Spannendes Abenteuer

Hinter diesen neuen Mitbewohnenden der Wohngruppe steckt eindeutig mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Calum kann es ja wortwörtlich riechen. Und sein Geruchssinn ist total krass. Hier gilt es Geheimnisse zu entdecken, das ist bei „Wilderland“ von den ersten Seiten an klar.

Calum bleibt zunächst der Außenseiter, in der Schule und vor allem in der Wohngruppe. Doch dann findet er mit Mitbewohnerin Skye heraus, dass die ganze Wohnung verwanzt ist. Wer sollte schon vier Jugendliche abhören? Ein paar der Versatzstücke – Waisenjunge, Geheimnisse, Tiere – erinnern an Mayers Reihe „Das Internat der bösen Tiere“. Umso mehr gefiel mir, dass Mayer hier eine ganz neue Geschichte entwickelt, denn im Hintergrund lauert keine Magie, sondern handfeste Geheimdienstinteressen. Das hat ja trotz Fantasyanteil einen handfesten Realitätsbezug, darum passt die Altersempfehlung des Verlags ab 11 Jahren meiner Meinung nach auch ganz gut.

Mayers Stil, den ich in „Das Internat der bösen Tiere“ und „Die Stadtgärtnerin“ schon total mochte, ließ mich wieder durch die Seiten fliegen. „Wilderland“ zeichnet eine gute Grundspannung aus, die bereits im ruhigeren ersten Abschnitt (von dreien) durchs Buch zieht. Ab dann geht es darum die Hintergründe aufzudecken. Besonders gefiel mir die Zeit im Wald.

„Er war noch nie zuvor hier gewesen, er kannte den Wald nicht, er hatte keine Ahnung, wohin sie gingen. Aber er spürte, dass er hier zu Hause war.“

Ein Teil dieser Auflösung kommt sehr auf dem Silbertablett in Form eines Briefes. Darum, weil dann die Bösewichtin wie Kai aus der Kiste kommt (obwohl doch eigentlich die Tiere das abgeklärt haben müssten) und weil das mit dem Tiergefährten nicht ganz logisch ist ziehe ich einen Stern ab.

Ein spannendes Abenteuer, in die Tierverbindung aus einer ganz neuen Ursache entsteht, das ich sehr gerne gelesen habe. Ich bin schon gespannt, wie es im 2. Band weitergeht. 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 08.09.2025
Chang, Molly X.

Nightblood Prince


sehr gut

Hier hatte ich richtig Spaß beim Lesen und bin nur so durch die Seiten geflogen. Romantasy und ich ist jetzt kein „Match Made in Heaven“. Genauso wenig wie Love Triangles. Beides langweilt mich meist zu schnell. Bei diesem Buch ich allerdings schon schon bei Reinlesen gepackt. Wird sind gleich inmitten des Geschehens und die Grundkonstellation wird eindringlich geschildert. Durch eine Prophezeiung ist Fei dem Prinzen Siwang versprochen, aber Fei hadert deutlich mit ihrem Schicksal „die Kaiserin aller Kaiserinnen“ zu werden.

Der Hauptplot ist tatsächlich dieser Teil, wie Fei einen Weg findet, dieses Schicksal zu negieren. Mir gefällt die Welt und die Sprache Changs in der Übersetzung von Julia Schwenk und Kira Wolf-Marz.

Siwangs Freundlichkeit hat von Anfang an deutlich Schattenseiten, gleichzeitig werden die so klar problematisiert, dass mir nicht die „Bad Boy“-Galle hochkam. Auch im späteren Verlauf kann Fei nicht aus ihrer Haut, wie nahe sie Siwang über die Kindheit und Jugend ist, aber sie sieht seinen Machtmissbrauch durchaus. Die Entscheidung sich diesem Schicksal zu widersetzen, kommt unabhängig von Love Interest 2: Yexue, eine Art adlige Geisel, den sie beim Versuch aus dem Schlamassel zu entkommen bei dessen eigener Flucht überrascht, ist mehr mit ihrem Weg verknüpft, als sie denkt, aber er ist nicht Motor für ihre Entscheidungen. Yexue greift später Siwangs Königreicht an, wird von der kaiserlichen Propaganda als Monster geschildert, aber auch hier dreht sich der Blickwinkel immer wieder.

Für das Love Triangle haben wir also nicht den netten Kerl von nebenan gegen den schlimmen Jungen, sondern zwei mindestens graue Charaktere – und das erfrischende ist, dass Fei das so deutlich reflektiert. Ganz raus aus den Abhängigkeiten und toxischen Erwartungen der Herren kommt Fei dennoch nicht. Aber vielleicht lässt sie ja im folgenden Band das alles hinter sich.

Aber mir gefällt, wie sie sich ein eigenes Leben erarbeitet, wie sie dabei von ihrer Familie unterstützt wird, wie sie Schritte unternimmt, die zu schützen, die sie liebt. Und sie hinterfragt die Dynamik des Kriege, die generellen Fragen von Macht und Herrschaft, warum die Kaiser und Prinzen über Frauen und Menschen im Allgemeinen entscheiden dürfen. Hier geht Chang zwar nicht in die Tiefe, erzählet aber explizite Machtkritik, was ich sehr erfrischend fand.

Das alles habe ich mit Spannung gelesen. Das Buch konzentriert sich sehr auf die drei Hauptcharaktere. Die Nebenfiguren bleiben allerdings eher eindimensional, daher gerät gerade Feis Zeit als Soldat etwas flach, sonst hätte ich wohl 4,5 Sterne vergeben und aufgerundet. Chang schreibt hier ihren ersten expliziten Jugendroman, der sich aber auch noch für mich als Erwachsene gut wegliest.

Diesen Auftakt habe ich mit Vergnügen gelesen und ich freue mich, wie es im 2. Band weitergeht. Die explizite Machtkritik gefiel mir besonders gut, ebenso wie die grauen Charaktere der Love Interests im Liebesdreieck, aber bei den Nebenfiguren fehlte Tiefe und dadurch auch einigen Passagen. 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 08.09.2025
Schreiber, Jasmin

Im Schatten von Giganten


sehr gut

Jasmin Schreiber folge ich sehr gerne auf ihrem Blog und Social Media. Als Schriftstellerin und Biologin hat sie fundiertes Wissen und einen Stil, der mir sehr gut gefällt. Nach "Schreibers Naturarium" war ich nun sehr gespannt, wie mir ihre Fotografien gefallen werden. Und die sind wirklich ganz toll.

Schreiber lädt uns ein, ganz genau hinzusehen und die Schönheit von Käfern, Spinnen, Larven und allem anderen Gekreuch und Gefleuch zu entdecken. Denn – sind wir doch mal ehrlich – meist gehen wir achtlos an vielen faszinierenden Mikrohabitaten vorbei. Das Buch stellt neun davon vor: Stein, Totholz, Kraut, Bäume, Moos, Blüten, Pfütze, Kadaver und Dung. Die tollen Fotografien dazu stammen von Schreibers Ausflügen, wissenschaftlichen Expeditionen oder aus einem ihrer drei Gärten. In den Texten erzählt sie von den unterschiedlichen Bewohnenden und über deren Eigen- und Besonderheiten. Auch als Nicht-Biologin kann ich mir das alles sehr gut vorstellen und musste über einige witzige Formulierungen und persönliche Anekdoten grinsen. Wusste ihr, wie gut Libellen jagen können?

„Libellen sind mit einer Jagderfolgsquote von rund 95 Prozent die effizientesten Jägerinnen im Tierreich. Heißt: Wenn eine Libelle die Verfolgung aufgenommen hat, war's das für dich als Insekt.“

Schade fand ich allerdings, dass es nicht bei allen Fotografien Bildunterschriften gab. Ich würde dann halt irgendwie schon wissen wollen, welche Schnecke oder welcher Käfer das nun genau ist. Manchmal fehlten mir dann auch ein oder zwei ergänzende Sätze, z.B. warum Bierfallen nicht gut sind. Und wenn einer Unigruppe die gute Tarnung einer Art zum „Verhängnis“ wurde, dann ist mir das einerseits zu übertrieben und andererseits hätte mich dann die konkreten Auswirkungen interessieret.

Was ich wirklich geliebt habe, dass mir das Buch zeigt, wie viel Vergnügen das genaue Hinsehen macht. 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 27.08.2025
Paterson, Katherine

Jella Lepman


sehr gut

Manchmal braucht es einfach eine Idee und die Leidenschaft, diese Realität werden zu lassen. Als Jella Lepman kurz nach Ende des 2. Weltkrieges von der US-Militärverwaltung gefragt wird, als »Beraterin für die kulturellen und erzieherischen Belange der Frauen und Kinder« zu arbeiteten, weiß sie zunächst gar nicht, wie sie das umsetzen soll. Kann die Jüdin, die mir ihren Kindern gerade so vor den Nazigräueln fliehen konnte, ins Land der Täter*innen zurückkehren? Aber Kinder können nichts für diese Taten, findet Lepman. Bei einer Recherche durch die Besatzungszone wird Jella klar, dass es an allem fehlt, aber am allermeisten an geistiger Nahrung, denn gerade Kinderbücher nutzten die Nazis zur Indoktrination. Die Kinder, glaubt Jella, brauchen Geschichten. Eine Ausstellung mit internationalen Kinderbüchern soll sie ihnen bringen. Später entsteht daraus die Internationale Jugendbibliothek in München und noch viel, viel mehr.

Was mir am besten gefällt: Dieses Buch gibt Hoffnung. Auch nach dem absoluten Zivilationsbruch der Shoah können gerade Kinder den Gedanken „Nie wieder“ tragen. Bücher, Kunst und Gemeinschaft fördern Demokratie und kritisches Denken. In einem späteren Lesekreis, der im Radio übertragen wurde, kritisierten die Kinder nicht nur eine Kinderbuchautorin für ihre früheren Nazi-Bücher, sondern auch die eigenen Eltern für deren Mittäterschaft am Nationalsozialismus.

»Erklären Sie mir«, fragte eine Universitätsprofessorin Jella, »wie können Nazi-Eltern solche Kinder haben?« »Jedes Kind beginnt ein neues Leben«, antwortete Jella. »Das ist eben das Geheimnis.«
Welche Kraft kann Literatur entfalten! In ihren Illustrationen zeigt Sally Deng die Trostlosigkeit und Härte der Nachkriegszeit, Lepmans Vision setzt sie dem mit warmen Farben und viel Kraft gegenüber. Katherine Paterson schildert die vielfältige Arbeit von Lepman und wie stark sie trotz aller Widerstände nie aufhörte, für die Kinder zu kämpfen. Etwas weniger Draufsicht und mehr Blickwinkel aus Sicht der Kinder hätte das Buch noch runder gemacht. Gerade im letzten Drittel nimmt die Schilderung der bürokratischen Hindernisse für die Zielgruppe ab 10 etwas überhand. Aber das ist Meckern auf ganz hohem Niveau, denn diese Bibliothek der Träume gefiel mir wirklich gut.

Zwei Punkte finde ich allerdings unglücklich. Da braucht es Erklärung von Eltern oder Lehrkräften, die bei einem Buch ab 10 aber nur noch selten mitlesen. Es wird zwar auf Hitlers Hass auf Jüdinnen*Juden und andere Minderheiten eingegangen, auch die Diskriminierung und die Notwendigkeit der Flucht wird erwähnt, die Vernichtungslager allerdings nicht. Gerade weil viele Kinder in der Schule noch nichts über die Shoah gehört haben und vielleicht auch noch nicht im Elternhaus, finde ich das ungünstig. Dann gibt es den Satz, dass jüdische Kinder nach England gehen konnten. So isoliert betrachtet wirkt das, als wäre dieser Weg allen Kindern offen gestanden. Kinder könnten auf die Idee kommen, dass keine Kinder im Nationalsozialismus gestorben wären. Dabei schärfte gerade der Fakt, dass Kinder in meinem Alter gestorben sind, mein kindliches Bewusstsein für die Grauen des Nationalsozialismus meisten.

Aus einem Traum kann Realität werden – auch gegen die allerschlimmsten Momente. 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 27.08.2025
Roeder, Annette

Frag Philomena Freud


sehr gut

Dieser spannende Kinderkrimi, den ich ab ca. 12 Jahren empfehlen würde, führt uns ins Wien von 1922. Philomena schlägt sich als Schuhputzerin durch und ihr Stammplatz befindet sich vor Siegmund Freuds Praxis. Ich habe schon als Kind Geschichten geliebt, mit denen ich mich in die Lebensrealität von Kindern zu anderen Zeiten oder anderen Orten einfühlen konnte.


Annette Roeder zeigt durchaus die Härten des damaligen Alltags, bewahrt aber eine Leichtigkeit, wodurch die Zielgruppe nicht zu düster damit umgehen muss. Obwohl Philomena auf der Straße lebt, hat sie es noch ganz gut getroffen, denn im Waisenhaus zuvor ging es ihr noch viel schlechter. Und auf der Straße passen nicht nur die anderen Kinder gegenseitig aufeinander auf, auch ein Wachtmeister zählt zu Philomenas Freund*innen. Eine von Freunds Patientinnen gerät unter Verdacht, ihre Erbtante ermordet zu haben. Sidonie lebte früher im selben Waisenhaus wie Philomena und sie ist überzeugt, dass Sidonie unschuldig ist. Da muss Philomena ermitteln. Und dieser Ermittlung bin ich wirklich gerne gefolgt. Gerade im letzten Drittel nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf. Und mir gefiel die Mischung aus historischem Setting, falschen Fährten und Spannung wirklich gut.


Da ich Wien liebe und den Dialekt, waren die Wiener und österreichischen Begriffe für mich echt ein Fest. Da gibt es Schwammerl und Kipferl, Mistkübel, Kieberer und Sandler. Aber keine Angst, auch junge Lesende werden durch das Glossar am Ende mit dem wundervollen Vokabular sehr gut zurecht kommen.


Zwei Kritikpunkte habe ich allerdings: Die Figuren blieben für mich recht oberflächlich, so dass ich u.a. bei Philomenas Entscheidung am Ende nicht wirklich emotional mitgehen kann. Die Motivationen und Beziehungen werden mehr erklärt als entwickelt. Und die Verknüpfung mit Freud und/oder mit seinen Ansätzen (gerne auch der Kritik daran) hätte für mich noch mehr Potential gehabt.


Spannender Krimi für Leser*innen ab ca. 12 mit einer mutigen Heldin. Auch, wenn ich die Figuren etwas oberflächlich fand, habe ich Philomenas ersten Fall gerne gelesen und gucke mir gerne auch den zweiten an. 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 12.08.2025
Schwab, V. E.

Bury Our Bones in the Midnight Soil


gut

So viel Seiten für einen einzigen Twist

Schon länger hatte ich mir vorgenommen, mal wieder was von Schwab zu lesen. Ihre „Villains“-Reihe mochte ich total gerne, auch, wenn es mir bereits dort etwas schneller hätte gehen können. Gerade die fiesen und ambivalenten Protagonist*innen sind nur sehr gut in Erinnerung geblieben.

Nun also drei Frauen und das Schlagwort Vampire haben mich sehr neugierig gemacht. Schwabs blumigen und seeeehr ausführlichen Stil kannte ich ja bereits, da kann ich durchaus mitgehen und er gefällt mir sogar oft, aber muss die Geschichte so auf der Stelle treten? Passiert ist zwar allerhand, auch viel brutales, über die Hälfte des Buches aber mit der allerundpannendsten Protagonistin. Ehrlich gesagt, fand ich eigentlich ALLE (Neben)Charaktere interessanter als Sabine. Das lag an zwei Aspekten: Mich hat wirklich nichts bei ihr überrascht. Jegliche feministischen Ansätze, die mir durchaus positiv aufgefallen sind, gingen in dieser Vorhersehbarkeit unter. Zur Erwartbarkeit kam noch hinzu, dass ich ihren Grausamkeit keinerlei Entwicklung gesehen habe. Dabei mag ich böse oder moralisch graue Charaktere… Da mir Sabine als Hauptfigur der ersten Hälfte recht egal blieb, wurde die langsame Erzählweise nochmal dröger.

Zum Glück kam ich an eine der drei Protagonist*innen deutlich mehr ran. Allerdings gab es da Rückblenden, die mich zunehmend nervten, weil auch hier die Auflösung genau so kam, wie ich mir das gedacht habe. Gähn. Eigentlich läuft alles auf einen einzigen Twist am Ende hinaus. Aber dafür hätte es wirklich deutlich weniger Seiten gebraucht.

3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 05.08.2025
Avery, Sean E.

Neville gibt nicht auf


sehr gut

Absurd witziges Abenteuer um einen wagemutigen Pinguin

Neville ist ein wagemutiger Pinguin. Und allein das ist schon witzig, weil die Beispiele für seinen Wagemut überzeugen zwar die anderen Pinguine, wir als Lesende fragen uns vielleicht: Das ist doch gar nicht so hoch, wo er da runterspringt, oder? Mit dem Wagemut und Neville selbst scheint es dann vorbei, als er von einen Killerwal geschnappt wird. Aber er landet nicht im Magen, sondern im großen Maul des Tieres. Das Maul ist mit Couch, Spielkarten und Robbe Walter ausgestattet. Doch so schnell will sich Neville nicht geschlagen geben.

Ihr seht also, dieses Bilderbuch ist hübsch absurd, oder hättet ihr im Schlund des Killerwals einen Haufen Möbel entdeckt, die sich als Fluchthilfe nutzen ließen? Falls ihr absurde Ideen in Kinderbüchern ebenso liebt wie ich, dann ist das ein Buch für euch. Denn nein, es muss nicht immer alles logisch sein, stimmig reicht auch, finde ich. Und stimmig ist das Buch auf alle Fälle. Dazu wollen wir doch, dass unsere Kinder mit ihren Gedanken auf phantasievolle Reisen gehen und da tut etwas Absurdität oftmals ganz gut. Die Bilder passen ebenfalls super dazu. Klasse gefällt mir auch, dass Neville einfach nicht aufgeben will. Nur den Schluss finde etwas knapp und den letzten Satz nicht ganz gelungen, auch, wenn er eine Klammer bildet.

Absurd witziges Kinderbuch. 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 05.08.2025
Mikail, Nadia

Katzen, die wir auf unserem Weg trafen


sehr gut

Und wenn die Welt unterginge, was würdest du tun?

Nur noch acht Monate bleiben der kompletten Menschheit, denn ein Meteorit rast auf uns zu. Trotzdem ist „Katzen, die wir auf unserem Weg trafen“ keine Dystopie, sondern ein ruhiger Jugendroman, der die Frage stellt: Was würdest du tun, wenn die Welt unterginge?

Und nein, Menschen müssen den Menschen eben keine Wölfe sein. Vielleicht erzählen wir das eh viel zu häufig falsch. Es gibt ja eine reale Geschichte, die die Grundlage für „Herr der Fliegen“ bildet. Und ganz anders als in dem berühmten Roman, haben sich in der Realität alle gegenseitig geholfen und unterstützt.

Vier Monate, nachdem die Nachricht vom Weltuntergang alle erschüttert hat, haben sich die Menschen in Malaysia, wo Aisha lebt, sich seltsamerweise schon wieder beruhigt. Die Menschen konzentrieren sich auf das Wesentliche. Ihre Mutter will June suchen, Aishas ältere Schwester, die vor drei Jahren wegging und sich nie wieder gemeldet hat. Aisha will aber nur mit ihrem Freund Walter gehen und der nur mit seinen Eltern. So macht sich eine kleine Gruppe auf den Weg in einem alten, gemütlichen Bus.

Obwohl es um großen Themen geht, sind die Konflikte sehr klein gehalten. Selbst Hindernisse bei der Suche gibt es eigentlich nicht. Das finde ich erfrischend unkapriziös. Stattdessen folgen wir Aishas Gedanken, ihren Gefühlen, ihrer Wut angesichts des Endes, wo sie doch dachte, ihr Leben ginge nach dem Abitur endlich los. Und wir folgen der Achtsamkeit und Liebe, die zwischen den Figuren herrscht. Manchmal hätte ich mir ein, zwei erklärende Sätze mehr gewünscht. (Die unterschiedliche Herkunft von Aisha und Walter wurde zwar thematisiert, mir aber leider nicht ganz klar.) In den knappen Kapiteln bleibt manches offen, Gedanken werden angerissen, aber nicht immer verfolgt. Das Buch ist nicht 100% perfekt, aber das ist das Leben ja auch nicht.

Dieser leise Jugendroman mag manchen Lesenden zu leise sein, vielleicht auch zu harmonisch. Mich hat genau das fasziniert. Ich mochte das Buch sehr gerne und vergebe 4 von 5 Sternen.