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Monkman
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Bewertung vom 30.03.2009
Die Straße
McCarthy, Cormac

Die Straße


ausgezeichnet

„Die Straße“ von Publitzer-Preisträger Cormick McCarthy zählt für mich zu den faszinierendsten Romanen der Gegenwart.

Es wird eine Welt beschrieben, die von Schrecken, Ängste und einer übermächtigen, alles umfassenden Hoffungslosigkeit beherrscht wird, und doch ist es auch ein Buch, das von einer tiefen Liebe erzählt und von der Kraft des Leben wollen, die diese Liebe freisetzt.

Es ist die Geschichte von einem namenlosen Vater, der mit seinem zirka zehnjährigen Sohn durch ein post-apokalyptisches Nordamerika gen Süden, Richtung Meer zieht. McCarthy konzentriert sich in seiner Endzeitgeschichte ausschließlich auf diese Beiden. Was die menschliche Zivilisation zerstört hat, warum die Infrastruktur, die gesamte Fauna und Flora in Staub und Asche verwandelt ist, warum die Sonne hinter einem immerwährenden Rauchschleier verdunkelt ist und die Temperaturen stets um den Gefrierpunkt verharren, erzählt McCarthy nicht. Und dies ist einer der Gründe, warum dieser Roman so beeindruckt, weil trotz dem Fehlen klassischer Erklärungsmuster dennoch eine Sogwirkung bei dem Leser entsteht, der er sich nicht entziehen kann. Von der ersten Seite an.

Der Weg der beiden Protagonisten durch diesen Alptraum von Welt, in der alle Farben nur noch in der Erinnerung der wenigen, die auf der Suche nach Nahrung durch zerstörte Städte und Natur ziehen, existieren, ist ein einziges Martyrium aus Angst, Hunger, Kälte und einer grenzenlosen Hoffnungslosigkeit. Der gesundheitlich schwer angeschlagene Vater zieht Richtung Süden, weil er nicht aufgeben kann, weil er seinen Sohn, der in diesen Alptraum hineingeboren wurde, retten will, obwohl es keinerlei Anzeichen dafür gibt, dass dies möglich sein könnte. Letztlich bleibt die Frage, ob es ein Überleben (der Menschheit) geben kann, unbeantwortet, auch wenn es am Ende des Romans durchaus Ansätze gibt, die so interpretiert werden könnten.

Cormack McCarthy verwendet eine sehr reduzierte Sprache und minimalistische Dialoge zwischen Vater und Sohn, die dennoch oder gerade deshalb eine hohe Emotionalität beim Leser erzeugen. Die Sprache McCarthys fesselt von der ersten Seite an, der Leser kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen, trotz der Schilderung schlimmster Überlebensbedingungen, wie etwa Kannibalismus, der von herumziehenden Überlebenden mangels anderer Nahrungsmittel praktiziert wird. Vater und Sohn sind also nicht nur der Gefahr des Verhungerns oder Erfrierens ausgesetzt, sondern auch solchen Kannibalen, die der Vater gegenüber seinem Sohn als „Die Bösen“ bezeichnet.

Solch einen existentiellen Überlebenskampf wie der von Vater und Sohn in einer hoffnungslos zerstörten und verstörenden Welt hat es wohl in der Literatur noch nicht gegeben. Ein Meisterwerk.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.