Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Fabian
Wohnort: 
Obernhof

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 15.08.2024
Ankern.
Childers, Alisa

Ankern.


sehr gut

Anker setzen im historischen Christentum

Ich habe dieses Buch wirklich gerne gelesen! Alisa schreibt in einem sehr gefühlvollen, sanften und zum Nachdenken anregenden Stil. Sie nimmt den Leser mit auf ihre Reise: das Aufwachsen im Glauben, der Kampf mit den Herausforderungen, ihre stundenlange Suche/Studium und wie sie zu einer stärkeren Verankerung im historischen Christentum und einem robusteren Glauben kam. Sie erzählt, wie sie in ihren Kämpfen gebetet hat: "Gott, ich weiß, dass du da bist. Bitte schick mir ein Rettungsboot."

Nun ist sie auf der Suche nach klaren Antworten auf die herausfordernden Fragen, die an die Kernaussagen ihres Glaubens gestellt werden. Der Auslöser dabei ist ein Glaubenskurs eines progressiven Pastors. Ihre Antworten können dabei als Anregungen verstanden werden, selbst tiefer zu forschen, da sie bei der Komplexität der Themen diese meist zusammenfassend und vereinfacht darstellen muss. Da wären vielleicht noch mehr Tiefenbohrungen schön gewesen.

Gott schickte tatsächlich eine Reihe von Rettungsbooten in Form von Bibellehrern und Apologeten des Glaubens. Diese helfen ihr die Belege für das Christentum eingehend studieren zu können. Verschiedene amerikanische Dienste halfen ihr dabei, ebenso wie das Lesen/Studieren von Büchern über Theologie und Apologetik sowie der Schriften der Kirchenväter. Ihre Reise und Erkenntnisse legt sie in diesem Buch dar.

Dies ist ein Buch, welches das historische Christentum klar verteidigt. Dabei hängen ihre Argumente und Antworten eng mit ihrer eigenen Geschichte zusammen. Unsere Biographie prägt auch unsere Theologie, sagt man. Das versteckt sie nicht, sondern legt es offen. Das macht das Buch aus. Sie spricht das Herz und den Verstand an. Dabei hat sie einen ernsthaft Ton, aber mit einem Schuss Humor.

Ich empfehle dieses Buch gerne. Wer auch immer Sie sind, ob Christ oder nicht, ob Sie einen starken Glauben haben oder ernsthafte Zweifel hegen, was auch immer Ihre Lebensauffassung ist, dieses Buch kann eine echte Bereicherung für sie werden.

Bewertung vom 07.08.2024
Leb deine Wahrheit und andere Lügen
Childers, Alisa

Leb deine Wahrheit und andere Lügen


sehr gut

Leb nicht deine, sondern die Wahrheit

„Leb deine Wahrheit und andere Lügen" kann eine große Hilfe für jeden sein, der mit der heutigen ich-zentrierten Kultur zu kämpfen hat. Man wird immer wieder mit der Botschaft bombardiert, dass wir tief in unserem Inneren fantastisch sind und unsere eigene "Wahrheit" zur Realität machen können.

Wie schon in ihrem ersten Buch stützt sich Childers stark auf ihre eigenen Erfahrungen, um diese kulturellen Trends aufschlussreich zu analysieren. Dabei holt sie für meinen Geschmack regelmäßig zu weit aus, sodass man sich fragt, worauf sie mit dieser Geschichte aus ihrem Leben am Ende hinaus will.

Wenn sie allerdings zum Punkt kommt, liefert sie gute Argumente gegen den Slogan "Lebe deine Wahrheit" und zeigt auf, wie wir uns zu Jesus wenden müssen, um unser authentisches, wahres Selbst zu erkennen. Obwohl sich dieses Buch mit einigen großen theologischen Themen befasst, gelingt es Childers auf wunderbare Weise, es einfach und leicht verständlich zu halten. Die Themen sind gut zugänglich, ganz gleich, ob man sich zum ersten Mal mit diesen Themen befasst oder ob man sich bereits gut damit auskennen.

Ihre ehrlichen Art ist erfrischend und abholend. Insgesamt empfehle ich dieses Buch gerne jedem, der in den gegenwärtigen Trends nach Klarheit und Orientierung sucht. Man wird aufgeklärt, aber auch ermutigt durch die gute Botschaft des Evangeliums.

Bewertung vom 01.08.2024
Morgen Kirche sein
Zimmerling, Peter

Morgen Kirche sein


ausgezeichnet

Die Kirche muss immer reformiert werden

Mit diesem von Martin Luther stammenden Kernsatz lässt sich recht gut das Kernanliegen von Peter Zimmerlings Buch „Morgen Kirche sein – Gemeinde glauben, denken und gestalten“ beschreiben. Dabei geht es dem bekannten Praktischen Theologen und Universitätsprediger aus Leipzig weniger um einen fertigen Masterplan, sondern vielmehr um richtungsweisende Impulse für die Zukunft der evangelischen Kirche.

Die 11 Thesen zu Anfang geben einen guten Überblick über die Richtung seines Plädoyers. Er versucht die Zukunft der Kirche ausgehend vom ernüchternden Status quo heraus zu gestalten und versucht dabei nicht in die Extreme zu fallen: Radikale Umbruch oder nur feine Kosmetik.

Der kurze Blick ins Neue Testament ist erfrischend. Besonders sein Eintreten das Priestertum aller Gläubigen auch in den Charismen im Gemeindeleben mehr zur Geltung kommen zur lassen. Hier wären sicherlich noch weitere Perspektiven zu nennen gewesen. Spannend wäre sicherlich gewesen in seine Überlegungen die Sendschreiben aus der Offenbarung des Johannes mit einzubeziehen.

Der Blick in die Geschichte ist dahingehend bereichernd, da deutlich wird, dass die Kirche in ihrer Sozialgestalt schon immer vielseitig war. Im Anschluss führt er seine Gedanken aus, was Gemeinde ist. Dies bringt ihn dazu über verschiedenen Theorien von Gemeindebau zu sprechen, die kritisch gewürdigt werden.
Ein großer Mehrwert war für mich seine Betonung auf die evangelische Spiritualität. Diese gilt es wieder zu entdecken, wieder mit dem auferstandenen Jesus in die Mitte der Kirche und Verkündigung zu rücken und die Gemeindeglieder darin zu schulen. In Anlehnung an das Thema der Nachfolge im Sinne Bonhoeffers betont er nicht nur die die klare Verkündigung, sondern macht sich auch stark mehr das zu leben, was wir glauben. Der Glaube will auch erfahrbar sein. Dabei thematisiert er beispielsweise das Pilgern als Chance Bezug zur Schöpfung, dem eigenen Körper und dem Glauben wieder neu herzustellen.

Horizonterweiternd fand ich auch seine Ausführungen zu einer vernachlässigten Sozialgestalt der Kirche, die der Einkehrhäuser und Kommunität, die gerade in der Ausübung des Glaubens einen großen Beitrag insgesamt für Kirche spielen bzw. wieder spielen sollten. Hier zu nennen sind Tageszeitengebete, Abendmahl, Beichte und die Meditation usw.

Das Buch wird von verschiedenen Praxisbeispielen, wie Aufbrüche gerade im Osten gelungen sind, abgerundet. Diese wären meiner Meinung nach allerdings nicht unbedingt nötig gewesen.
Wer Peter Zimmerling kennt, weiß um seine Vorliebe zu Bonhoeffer, der auf zu fast jedem Thema selbst zu Wort. Wie ich finde, meist bereichernd.

Manchmal tat ich mir etwas schwer, wie die einzelnen Hauptkapitel zusammenhängen. Hier wären ein paar mehr Worte zum weiteren Vorgehen hilfreich gewesen. So hat man manchmal den Eindruck, dass die Kapitel etwas unverbunden nebeneinanderstehen.

Alles in allem eine große Empfehlung für alle, die sich um die Zukunft der (evangelischen) Kirche in Deutschland Gedanken machen. Auf nur knapp 200 Seiten vermag es Herr Zimmerling exemplarisch und thesenhaft dieses große Thema ausgiebig zu behandeln.

Bewertung vom 14.07.2024
Die geleugnete Natur
Favale, Abigail

Die geleugnete Natur


ausgezeichnet

Eine sehr hilfreiche Behandlung eines komplexen Themas

Abigail Favale schreibt ein wichtiges Buch als ehemalige Professorin für Gender-Studies. Sie kehrt dem Gender-Paradigma den Rücken und betrachtet das Menschsein nun als Katholiken aus der Genesis- Perspektive, die sie als ganzheitlicher ansieht als das fragmentierte Menschenbild der Gender-Theorie. (1Mose – Bibel). Ihre innere Perspektive spiegelt sich nicht nur auf der philosophischen Eben wider, sondern sie spricht auch offen über ihren eigenen, persönlichen Wandel. Der englische Titel trifft ihr Anliegen noch besser: The Genesis of Gender: A Christian Theory.

„Die Genesis und die Gender-Theorie sind damit zwei miteinander unvereinbare Modelle, zwei unterschiedliche Weisen, das menschliche Personensein zu verstehen. Das eine führt zusammen, während das andere trennt.“ (252)

Das Buch bietet eine sehr hilfreiche Behandlung der grundlegenden Fragen in Bezug auf das Geschlecht und insgesamt, was es heißt Mann und Frau nach dem Ebenbild Gottes zu sein. Eine wissenschaftliches, aber zugängliches Buch, dass nicht immer ganz leicht zu lesen ist. Aber es lohnt sich! Sie beschreibt, wie wir dahin gekommen sind, wo wir heute sind, ohne eine politische Agenda zu verfolgen. Das Ganze tut sie aus ihrer amerikanischen Sicht, die man als Europäer manchmal etwas filtern und übertragen muss. Sie stellt berechtigte Anfragen aus philosophischer und medizinischer Sicht. So wird beispielsweise deutlich, dass bei der so schnellen Medikamentengabe bei einem Wunsch einer Transition eher eine Ideologie als wissenschaftliche Studien die Triebkraft ist.
Sie ringt mit Worten und tauscht sich mit Betroffenen aus. Ihr ist ihre Liebe zu Menschen anzumerken, aber zugleich auch die Liebe zur Wahrheit. Daher legt sie bewusst die Finger in die Wunde, in das Kern des Problems. Um ein weiteres Beispiel zu nennen: Ihrer Meinung nach lasse sich die ganze Entkopplung von Sex, und Fortpflanzung und Körper und Seele auf die sexuelle Revolution zurückführen, spezielle auf die Pille. Sie macht dabei auf sehr persönliche Weise deutlich, was dies das Frausein bedeutet.
Dieses Buch hilft, klarer über die grundlegenden Ideen zu reflektieren, die bei der Genderfrage eigentlich im Hintergrund stehen. Einige der Schlussfolgerungen gegen Ende des Buches würde ich als evangelischer Christ etwas anders behandeln. Denn das Buch ist aus einer römisch-katholischen Perspektive geschrieben. Aber ich kann über weite Strecken ihre Aussagen zu stimmen und davon lernen, wie ihre Ausführungen zur Inkarnation und Sakrament. Dies ist ein sehr gut geschriebenes und zum Nachdenken anregendes Werk. Große Empfehlung!

Bewertung vom 03.07.2024
Leben vom Meister lernen
Comer, John Mark

Leben vom Meister lernen


sehr gut

Nicht alle Christen sind auch Nachfolger Jesu

Oder wie JMC sagt: Auszubildende. Nur wenige lassen sich von Jesus mittels seinen Gewohnheiten auch erneuern. Mit Jesus zu leben bedeutet auf einem Weg mit ihm zu sein. Ein Prozess beginnt bei der Bekehrung. Es geht weniger darum in den Himmel zu kommen, als den Himmel in mich hineinzubekommen.

Er fordert das oft zu vereinfachte Evangelikale Evangelium heraus und entwirft eine Vision, die eine ganzheitliche Nachfolge im Sinne Jesu vorsieht. Das Reich Gottes eben. Menschen der Liebe zu werden.

Herausfordernd für mich war vor allem diese Frage: Wenn jemand meine Predigt hört, wird ihm klar, dass das Evangelium beinhaltet Jesus nachzufolgen und von ihm zu lernen, wie man richtig lebt? Oder kommt nur das prominente Entscheidungsgebet heraus?

Nachfolger folgen drei Zielen:
1. Bei Jesus sein
2. Werde wie Jesus
3. Das tun, was Jesus tat.

Das ist die Gliederung des Buches. Der Höhepunkt bildet eine Lebensregel zu finden, die sich durch 9 Gewohnheiten Jesu zusammensetzt.

Einen Punktabzug muss ich geben. Alles läuft auf dieses Gewohnheiten hinaus und am Ende schreibt er nur eine Seite pro Gewohnheit. Da hätte ich mehr Tiefe erwartet. JMC hat wesentlich mehr in anderen Büchern und Podcast dazu schon gebracht. Schade, dass es nicht Eingang in das Buch gefunden hat.

Bewertung vom 19.06.2024
Transgender (eBook, ePUB)
Sprinkle, Preston

Transgender (eBook, ePUB)


sehr gut

Das beste Argument für die Wahrheit ist die Liebe

Das Buch „Transgender“ von Preston Sprinkle ist aus vielen Gründen lesenswert. Ein seelsorgerlicher Charakter schimmert durch und überführt den Leser. Manchmal wird das Thema als ein rein politisches Problem oder Konzept behandelt, das es zu lösen gilt. Preston wirbt dafür sich auf das Leben von Trans*-Personen einzulassen und ihnen mit dem Wert und der Würde zu zu begegnen, die jeder Menschen als Ebenbild Gottes inne hat. Ich empfand dies als eine hilfreiche Haltung während des gesamten Buches, die mich immer wieder daran erinnert, wie ich meinen Nächsten begegnen will. So wie es Jesus tat. Das Buch ist von einer warmen Wertschätzung und Liebe durchzogen, die man dem Autor wirklich abspürt. Viele Trans*-Menschen zählt er zu seinem engen Freundeskreis, von denen er immer wieder berichtet.

Am Anfang definiert Sprinkle viele Begriffe. Das muss sein, auch wenn es etwas zäh ist. Die Endnoten des Buches sind mit zahlreichen Studien, Artikeln und Büchern zu diesem Thema gefüllt. Schauen Sie sich die Verweise an, markieren Sie die Begriffe und lesen Sie auch die Fußnoten.

Einer seiner Liebglingssätze im Buch ist: „Wenn man eine Transgender-Person kennengelernt hat, hat man ….eine Transgender-Person kennengelernt.“ (S-67) Dies soll zeigen, wie Vielfältig und Komplex das Thema ist und soll besonders von Schubladendenken und Pauschalisierungen schützen. Es geht am Ende um den Menschen und um dessen Wertschätzung. Dieser Gedanke halt auf jeden Fall nach und lädt ein mein Gegenüber wirklich kennen zu lernen.

Sprinkle leistet in den Kapiteln 5-9 gute Arbeit, indem er zeigt, wie die Bibel und die Wissenschaft Beweise und Unterstützung für die Ansicht bieten, dass das biologische Geschlecht am Ende bestimmt, wer wir sind, und nicht unsere Geschlechtsidentität oder -rolle, selbst wenn es Inkongruenzen gibt. Dabei ringt er fair mit allen Perspektiven und macht sich eine Positionierung nicht zu einfach oder wird zu pauschal. Manchmal wünscht man sich eine eindeutige Meinung, was jedoch schwierig bei diesem komplexen Thema ist.

Im Kapitel 12 wendet er seine Ergebnisse auf pragmatische Themen wie Toiletten, Schlafplätze und bevorzugte Pronomen an. Obwohl ich in manchen praktischen Schlussfolgerungen anders abbiege, kann man ihm gut folgen und verstehen.

„Es gibt so vieles, worüber man sich aufregen könnte. Aber das ändert die Welt nicht. Liebe verändert die Welt.“ (S.263)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.