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Luise-21
Wohnort: 
Berlin

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Insgesamt 298 Bewertungen
Bewertung vom 05.06.2025
Am Meer ist es schön
Leciejewski, Barbara

Am Meer ist es schön


sehr gut

In ihrem neuen Roman “Am Meer ist es schön” erzählt die Autorin Barbara Leciejewskis die berührende Geschichte von Susanne, die als Kind zur Kur in ein Kinderkurheim nach St. Peter-Ording verschickt wird – ein Aufenthalt, der ihr Leben nachhaltig prägt.

Kurz vor der Einschulung wird Susanne vom Amtsarzt untersucht, der sie zu schmächtig findet und sie nach zwei Jahren noch einmal ansehen will. Die lispelnde und immer noch schmächtige Susanne, wird kurz entschlossen vom Amtsarzt zur Kur geschickt, denn schließlich übernimmt die Krankenkasse ja die Kosten. Sechs Wochen an der Nordsee zur Kinderkur, soll für Susanne zur schönsten Zeit ihres Lebens werden, das erhoffen und versprechen ihre Eltern. Die achtjährige Susanne landet im Jahr 1969 schließlich im Haus "Morgentau" in Sankt Peter-Ording an der Nordsee und der Alptraum ihres Lebens nimmt seinen Lauf.

Im Haus „Morgentau“ werden als erstes die Koffer der Kinder verwahrt und als Susanne selbst noch ihre Puppe abgeben muss, ahnt sie langsam, dass sie alle den „Tanten“ ausgeliefert sind. Wer den Teller nicht leer isst, die Regeln bricht oder sich anderweitig aufsässig zeigt, wird von den „Tanten“ hart bestraft. Kein Hilferuf dringt zu den Eltern durch, denn die Briefe der Kinder werden kontrolliert und müssen so lange nachgebessert werden, bis die „Tanten“ zufrieden sind. Es galt die Devise, den Willen der Kinder zu brechen und sich gehorsam unterzuordnen. Nur allein der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung unter den Kindern, hilft ihnen diese schrecklichen Grausamkeiten zu ertragen.

Als im Jahr 2018 Susannes dementkranke Mutter Luise im Sterben liegt und sich in einem wachen Moment bei ihr entschuldigt, ist ihr sorfort klar, dass ihre Mutter ihr endlich glaubt, was damals in „Morgentau“ passiert ist. Susanne beschließt, sich endlich dem Trauma ihrer Kindheit zu stellen, denn da gab es noch diesen einen Vorfall, der sie die ganzen vergangenen Jahrzehnte in ihren Alpträumen verfolgt hat …

Geschickt erzählt die Autorin auf zwei Zeitebenen Susannes Geschichte und verknüpft zum Ende, welche Ereignisse Jahrzehntelang hinter dem Trauma gelauert haben.

Fazit:
Ein wunderschönes Cover und ein toller Titel, hinter denen aber letztendlich traurige Kinderschicksale stecken, die die Autorin berührend erzählt hat. Für mich war dieses Thema „Leid der Verschickungskinder“ bisher weitgehend unbekannt und konnte mich mit dieser Geschichte, zur eigenen Recherche, aufrütteln.
Von mir 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung

Bewertung vom 29.05.2025
Wie Risse in der Erde
Hall, Clare Leslie

Wie Risse in der Erde


ausgezeichnet

Die Autorin Clare Leslie Hall erzählt in ihrem Roman "Wie Risse in der Erde" eine packende und geheimnisvolle Geschichte über eine leidenschaftliche Dreiecksbeziehung, die am Ende mit einem spannenden Todesfall, einem Prozess und einer Verurteilung verknüpft ist.

Die Geschichte wird abwechselnd auf zwei Zeitebenen aus der Perspektive von Beth in kurzen und geheimnisvollen Kapiteln aufgebaut während dazwischen immer wieder kurze und knappe Kapitel über einen Prozess protokollartig, einfließen. Auf eine angenehme und stilvolle Weise wird eine tolle Spannung aufgebaut, die einfach fesselt, weiter zu lesen.

Im Jahr 1955 verliebt sich die 17jährige Beth in den schönen und klugen Gabriel, der aus einem reichen Haus stammt. Beths Vater freut sich für seine Tochter während Gabriels Mutter versucht, Beth in ihre Schranken zu weisen. Am Ende jenes leidenschaftlichen Sommers zerbricht unverhofft das Glück der beiden.
Im Jahr 1968 ist Beth glücklich verheiratet mit ihrem Mann Frank. Er hat sie bereits in der Schule angehimmelt und Beth nach der Trennung von Gabriel aufgefangen. Gemeinsam mit ihm, dessen Bruder Jimmy und deren Vater David, lebt sie auf einer Schaffarm abseits des kleinen Ortes Hamston in Dorset. Ihr Leben hat sich in eine völlig andere Richtung entwickelt, als sie es sich als Siebzehnjährige erträumt hat. Sie und Frank kümmern sich aufopferungsvoll um Land und Tiere und genießen ihre noch immer große Liebe.

Als Gabriel mit seinem Sohn Leo nach Meadowland, dem Herrenhaus seiner Eltern, zurückkehrt, kommen bei Beth Erinnerungen hoch und sie merkt, dass ihre Wunden nie wirklich verheilt sind. Beth hat ihren Sohn verloren, der so alt war wie Leo jetzt und ihre Gefühle brechen wie ein Sturm auf sie ein. Sie trifft eine schwierige Entscheidung, die verheerende Folgen für alle hat, die ihr am Herzen liegen. Ein Unglück passiert und wer die Schuld daran hat, bleibt bis zum Ende ein großes Geheimnis.

Erst zum Ende offenbaren sich die tatsächlichen Zusammenhänge und das ganze Ausmaß der tragischen Wahrheit, die ich vorher so nicht mal erahnt habe.

Fazit:
Die Autorin rollt emotional die Beziehungen der einzelnen Charaktere untereinander und miteinander Stück für Stück auf, und offenbart eine Realität, die mich total überrascht hat. Und der Erzählstil mit seinen vielen Ereignissen und unerwarteten Wendungen, hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Ein wunderbares Buch, mit dem ich viele schöne und intensive Lesestunden hatte.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.05.2025
Zeit der Hoffnung / Die Trümmerschule Bd.1
Maly, Beate

Zeit der Hoffnung / Die Trümmerschule Bd.1


sehr gut

Die Autorin Beate Maly erzählt in ihrem ersten Band einer Dilogie „Die Trümmerschule – Zeit der Hoffnung“, die Geschichte einer mutigen jungen Frau, angelehnt an die Lebensgeschichte der realen Stella Klein-Löw (1904-1986), die im Wien der Nachkriegszeit für ein besseres Morgen kämpft.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hält die jüdische Lehrerin Stella nichts mehr auf, in ihre zerstörte Heimat Wien zurückzukehren. In London versuchen ihre Freunde sie noch zu überreden zu bleiben, doch wie soll Stella ihnen ihre Sehnsucht nach ihrem geliebten Wien, erklären! Sie hat einfach nur Heimweh …

Wien 1946: Stella ist erschüttert, nach ihrer 8jährigen Flucht aus London, in ihre zerstörte Heimat Wien, zu kommen und zu sehen. Der einzige Lichtblick zwischen den Trümmern, ist ihre Freundin Feli, die sie vom Bahnhof abholt und bei der Stella wohnen wird. Zum Glück findet Stella schnell eine Anstellung am Lindengymnasium, doch mit ihrer fortschrittlichen Art zu unterrichten eckt sie bei ihren Kollegen und den Eltern der Kinder, an. So manche Hürde gilt es für Stella zu bewältigen. Besonders das Wohl der Kinder liegt ihr am Herzen, denn es fehlt an allem was Kinder so brauchen, Essen, Kleidung, Zuwendung und Liebe. Schnell schließen ihre Schüler sie in ihr Herz, denn Stella versteht es auch, die Kinder vor den strengen Maßregelungen ihrer Kollegen zu verteidigen und oft zu schützen.

Zwischendurch wird Stella immer wieder von ihren eigenen Erinnerungen eingeholt und vergießt so manche Tränen, doch als ihr ein Mann begegnet, der neue Hoffnung in ihr weckt, muss sie sich ihrer Vergangenheit stellen. Wird sie den Mut für eine neue Liebe finden …

Wie wird es in der Fortsetzung für Stella, weitergehen?

Fazit:
Von der Autorin habe ich schon einige Bücher gelesen und finde ihr Talent, historische Fakten mit fiktiven oder realen Handlungen auf eine leichte Art zu vermitteln, ausgesprochen angenehm aber in dieser Geschichte fehlte mir auf beiden Seiten etwas mehr Tiefe. Ansonsten ist die Geschichte flüssig erzählt und lässt die Seiten nur so dahinfliegen.
Von mir 4 Sterne

Bewertung vom 13.05.2025
Coast Road
Murrin, Alan

Coast Road


ausgezeichnet

In seinem aufwühlenden und spannenden Debüt „Coast Road“ erzählt der Autor Alan Murrin, von den gesellschaftlichen Einschränkungen, die Frauenleben in Irland vor gerade einmal dreißig Jahren bestimmten – kurz bevor Scheidung in einem Referendum mit knapper Mehrheit legalisiert wurde – und beleuchtet dabei subtil, was Frauen überall auf der Welt auch heute noch davon abhält, ihre Partner zu verlassen.

Das Cover mit der aufgerissenen Tapete, gewährt einen Blick hinter die Fassade des irischen Küstenstädtchens Ardglas, einem kleinen Ort Mitte der 90er Jahre.

Im Herbst 1994 kehrt Colette Crowley, Dichterin, Bohemienne, die Frau, die ihre Familie verlassen hat, um in Dublin ihr Glück zu finden zurück nach Ardglas und wohnt in einem kleinen Cottage an der Coast Road. Es hat Colette schon einige Mühe gekostet, Dolores davon zu überzeugen, ihr das Cottage zu vermieten. Das Dolores‘ Mann Donal ein notorischer Fremdgänger ist, der trotz Frau und wachsender Kinderschar ein Auge auf Colette geworfen hat, konnte sie vorher nicht ahnen.

Colette ist noch verheiratet aber ihr Mann zahlt ihr keinen Unterhalt und untersagt ihr den Kontakt zu ihren Kindern. Die meisten Menschen in Ardglas meiden sie und gehen ihr aus dem Weg. Colette gründet einen Workshop für Schreiben, denn das kann sie und ein bisschen Geld verdienen, hat sie bitter nötig. Hier lernt sie Izzy Keaveney, Hausfrau und Mutter, in einer unglaublichen Ehe mit einem Lokalpolitiker, der sich ausgerechnet für die Legalisierung der Scheidung im Land einsetzt, näher kennen. Mit Izzys Unterstützung gelingt es Colette, sich mit ihrem Sohn Carl, heimlich zu treffen. Zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Frauen entsteht eine freundschaftliche Bindung, die ihre Leben in ungeahnte Bahnen lenkt.

Dann kommt es zu einem tragischen Vorfall, der die Schicksale der drei Frauen, geschickt miteinander verbindet …

Fazit:
Zum Teil konnte ich Colettes Verhalten nicht ganz nachvollziehen, dafür aber ihre Wut und ihre Hoffnungslosigkeit.
Sprachlich und inhaltlich ist dieser Roman ein ganz besonderes Werk, dem ich sehr gern meine Zeit geschenkt habe.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 12.05.2025
Von hier aus weiter
Pásztor, Susann

Von hier aus weiter


sehr gut

Als ich den Titel „Von hier aus weiter" von Susann Pastor und die Inhaltsangabe gelesen hatte, habe ich mich auf eine traurige Geschichte eingestellt, doch trotz des ernsten Themas lauert zwischen den Zeilen immer wieder ein skurriler Humor, der einem zum Schmunzeln oder Lachen bringt.

Nach dreißig Jahren Ehe ist Marlene plötzlich Witwe, doch statt zu trauern, ist sie vor allem wütend. Die Mitglieder ihrer angeheirateten Großfamilie wundern sich über ihr Verhalten, aber Marlene lässt niemanden an sich heran. Ihr schwer krebskranker Mann Rolf hat Suizid begangen, denn er wollte in Würde sterben, sich nicht der Pflegebedürftigkeit und der Schmerzen unterwerfen. Für Marlene war das soweit in Ordnung, nur nicht, dass Rolf sie hintergangen hat, denn gemeinsam wollten sie aus dem Leben scheiden.

Wütend auf sich und die ganze Welt sitzt Marlene in ihrem Haus, lässt sich gehen und überlegt, auf welchem Weg sie Rolf folgen soll. Die resolute junge Ärztin Ida Polanski, die Rolfs Arztpraxis übernommen hatte, versucht Marlene aus der Reserve zu locken, doch vergebens. Selbst Rolfs Söhne, die ihr immer wieder Unterstützung und Kontakte anbieten, lehnt sie ab. Erst der schwache Wasserstrahl beim Duschen bringt sie dazu, endlich einen Klemptner anzurufen und dann öffnet sich die Tür …

Hereinspaziert kommt Jack, ein ehemaliger Schüler von ihr aus der Grundschule und schon hat Marlene, ein vertrautes Gesicht vor Augen. Jack, der selbst mit Problemen zu kämpfen hat, wird von Marlene kurzerhand im Gästezimmer untergebracht. Schnell stellt sich heraus, dass Jack nicht nur ein begnadeter Koch ist sondern er es hervorragend versteht, Marlene auch die richtigen Fragen zu stellen. Zwischen Marlene und Jack entsteht bald eine ungewöhnliche und fürsorgliche Freundschaft.

Marlene reist nach Wien um bei ihrer ehemaligen Freundin Wally, einen hinterlegten Brief von Rolf, abzuholen. Sie erwartet in den Zeilen eine Erklärung von Rolf zu finden, warum sie überlebt hat, doch es kommt anders als erwartet …

Marlenes Geschichte endet mit einer veränderten Lebenseinstellung, das macht Hoffnung und zeigt, dass Trauerbewältigung immer seine Zeit braucht, sowie Menschen, die einem hilfreich zur Seite stehen.

Fazit:
„Von hier aus weiter“ ist keine Geschichte, die auf die Tränendrüse drückt, ganz im Gegenteil. Es gibt viele humorvolle und skurrile Situationen, die mich zum Schmunzeln und Lachen gebracht haben aber durchaus zum Nachdenken anregen.
Auch wenn ich eine etwas andere Vorstellung von der Geschichte hatte, hat sie mir sehr gut gefallen.
Von mir 4 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 11.05.2025
Die Brücke von London
Arth, Julius

Die Brücke von London


sehr gut

Während eines Englandbesuchs stieß der Autor (Pseudonym) Julius Arth auf ein Bild der alten London Bridge und war fasziniert von der dargestellten Stadt auf der Brücke. Seine Liebe für die englische Literatur des 18. Jahrhunderts inspiriten ihn zusätzlich zu seinem neuen Roman „Die Brücke von London".

London 1749: Die London Bridge ist die längste bewohnte Brücke auf der die besten Händler der Stadt ihre Waren anbieten. Die frisch verwitwete Tuchhändlerin Juliana Hamley muss mit allen Mitteln um ihren Tuchladen mitten auf der London Bridge kämpfen. Die Geschäfte gehen schlecht, sie ist hoch verschuldet, und der Bau einer zweiten Brücke über die Themse bedroht die Existenz aller eingesessenen Geschäfte. In ihrer Not steigt sie ins Schmuggelgeschäft ein, tatkräftig unterstützt von dem gewieften Straßenjungen Alder und dem neuen Gehilfen des Brückenmeisters. Oliver Morris zieht es immer mehr in Julianas Nähe und sie kann ihn sich gut an ihrer Seite vorstellen, wären da nicht die Gefahren, die überall auf sie lauern!

London 1202: Im zweiten Handlungsstrang dreht es sich um den Bau der Brücke und wird aus der Perspektive von Estrid erzählt, deren Schwester Sibilla als Kräuterkundige in einer Hütte im Wald leben muss, weil sie dem alten Glauben anhängt. Bei einem Besuch in der Hütte, warnt Sibilla ihre Schwester Estrid vor einem Unglück am nächsten Tag und bittet sie inständig, ihren Mann Stephen, nicht aus dem Haus gehen zu lassen. Und dann passiert am nächsten Tag ein Unglück! Schnell wird klar wer Stephan, von seiner Arbeit und weshalb, abgehalten hat. Der verantwortliche Geistliche Peter de Colechurch und dem Baumeister Gilbert sind Sibillas Prophezeiungen ein Dorn im Auge, und als Stephen sich auch noch gegen sie stellt, gerät sie in Gefahr, als Hexe angeklagt zu werden. Kann Estrid ihre Schwester retten?

Der Zusammenhang zwischen den beiden Zeitebenen sind auf überraschender Weise erst zum Ende deutlich und lassen keine Fragen offen..

Fazit:
Die Geschichte hat mich tief in die historischen Epochen eintauchen lassen. Besonders interessant fand ich die historischen Fakten, die bildhaft dargestellt sind, während die fiktiven Charaktere und deren Handlungen, mich nicht ganz so überzeugen konnten.
Von mir 4 von 5 Sternen!

Bewertung vom 10.05.2025
Beeren pflücken
Peters, Amanda

Beeren pflücken


ausgezeichnet

In ihrem Debüt „Beeren pflücken“ erzählt die Schriftstellerin mit Mi'kmaq- und Siedlerabstammung Amanda Peters, eine eindringliche fiktive Geschichte über eine ungebrochene Hoffnung, die unerschütterliche Liebe und den Zusammenhalt einer indigenen Familie.

Im Juli 1962 ist es wieder soweit und die Mi'kmaq-Familie aus Nova Scotia macht sich mit ihren fünf Kindern Mae, Ben, Charlie, Joe und der kleinen Ruthie auf den Weg nach Maine, um den Sommer über Blaubeeren zu pflücken. Sie leben ein einfaches, aber zufriedenes Leben, bis die vierjährige Ruthie spurlos verschwindet. Zuletzt wird sie von ihrem sechsjährigen Bruder Joe gesehen, als sie auf ihrem Lieblingsstein am Rande eines Beerenfeldes sitzt. Die Tage- ja Wochenlange Suche wirft Rätsel auf, denn Ruthie bleibt spurlos verschwunden. Hilfe von Außenstehenden erhält die Familie nicht und reist schließlich ohne Ruthie, wieder nach Hause. Die Hoffnung Ruthie je wiederzusehen, ist das Einzige was ihnen bleibt.

Ein Mädchen namens Norma wächst in Maine in einer wohlhabenden Familie als Einzelkind auf. Während ihr Vater ihr gegenüber emotional distanziert ist, wird sie von ihrer Mutter erdrückend fürsorglich umsorgt. In der Nacht begleiten Norma Träume, in der sie ein fürsorgliches und glückliches Leben hat, doch woher kommen all diese Bilder? Ihre Mutter versucht sie zu trösten, lässt Norma kaum aus den Augen und riegelt sie von der Außenwelt ab. Den kleinsten Versuch von Norma, sich frei zu bewegen löst bei ihrer Mutter sofort Kopfschmerzen aus und bei ihr, Schuldgefühle. Mit zunehmendem Alter ahnt Norma jedoch, dass ihre Eltern ihr etwas verheimlichen. Da sie nicht bereit ist, von ihrem Gefühl abzulassen, wird sie Jahrzehnte damit verbringen, dieses Geheimnis zu lüften.

Nach Jahren kehrt der schwerkranke Joe endlich zu seiner Familie zurück, obwohl er weiß, dass seine Zeit auf Erden nur noch begrenzt ist. Seine Gedanken und Erinnerungen schweifen im stätigen Wechsel zwischen der Gegenwart und den vergangenen 50 Jahren immer wieder hin und her. Joe hat sich ein Leben lang schuldig am Verschwinden seiner Schwester Ruthie gefühlt obwohl er damals selbst kaum älter war als sie!

Fazit:
Eine durchweg emotionale aber auch traurige Geschichte, der ich gerne gefolgt bin. Die Autorin hat in flüssig wechselnden Handelsträngen, das Leben von Joe und Norma/Ruthie geschickt der Reihe nach, aufgeblättert. Das Ende kam viel zu schnell! Ich konnte das Buch bis zum Ende nicht aus der Hand legen.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.05.2025
Die Erbin
Winter, Claire

Die Erbin


ausgezeichnet

Mit „Die Erbin“ ist der Autorin Claire Winter, ein packender Spannungs- und berührender Famlienroman, der bis in die dunkle Vergangenheit einer großen deutschen Industriellenfamilie führt, voller Atmosphäre und unverhoffter Wendungen, gelungen.

Im Jahr 1957: Ein Unbekannter kommt auf tragische Weise ums Leben und stellt einige Tage später, das Leben der jungen Miterbin Cosima Liefenstein, die einer angesehenen und erfolgreichen Industriellenfamilie angehört, auf den Kopf.

Nach einem Reitunfall trifft Cosima im Krankenhaus auf die alleinerziehende Lisbeth und ihre drei Kinder. Ihr Schicksal berüht sie, denn als Witwe bekommt Lisbeth so gut wie keine Hilfe vom Staat. Was für Frauen dieser Zeit unmöglich erscheint, gelingt Cosima, eine Stiftung für bedürftige Frauen und Witwen zu gründen. Auf der Feier macht Cosima, eine seltsame Beobachtung, denn ein Mann schüttet ihrem Onkel ein Glas Sekt ins Gesicht und Tage später, ist er tot. Als sie ihren Onkel darauf anspricht, reagiert er etwas sonderbar und die feinfühlige Cosima steht plötzlich vor einer Mauer des Schweigens.

Cosima lernt den Journalisten Leo Marktgraf kennen, der über ihre Stiftung berichten möchte, aber im Stillen, Nachforschungen über den Tod seines Freundes macht und hofft, mehr über die Liefensteins zu erfahren. Nach einem überraschenden Fund auf dem Dachboden, ist sich Cosima sicher, dass ihr Vater Edmund eine Geliebte hatte doch auch hier leugnet ihr Onkel Theodor und ihre Mutter erzählt ihr sogar wie groß die Liebe zwischen ihr und ihrem Vater war. Gerade die vielen Ungereimtheiten und offenen Fragen im Umfeld ihrer Familie, machen Cosima neugierig und besonders warum ihre Familie unbedingt verhindern will, dass sie in der Vergangenheit herumstöbert? Wird sie herausfinden, was die Familie vor ihr zu verbergen versucht?

Berlin, im Jahr 1929 kommt die junge Waise Elisa als Dienstmädchen in die Familie der schwerreichen Liefensteins und lernt dort nicht nur ein völlig neues Leben kennen, sondern begegnet auch ihrer großen Liebe.
Wilhelm Liefenstein, Großvater von Cosima, Vater von Theodor, Albert und Edmund, kauft Beteiligungen und Firmen auf um seinen Reichtum und Einfluss zu vermehren. Liefenstein-Batterien oder Liefenstein-Stahl sind bald international zu einem Namen geworden. Theodor soll die Nachfolge seines Vaters antreten, Albert ist willens aber es fehlt im an Fantasie und Führungskraft für ein Unternehmen. Von seinem jüngsten Sohn Edmund ist er grenzenlos enttäuscht besonders wegen seiner mangelnden Ambitionen der zunehmend engeren Beziehungen zu den Nationalsozialisten. Erst durch die standesgemäße Heirat mit Rita und der Geburt ihrer Tochter Cosima, wird Edmunds Leben, etwas leichter. Während Edmund seine Tochter über alles liebt, entfernt er sich immer mehr von Rita. Trotz des großen Standesunterschiedes, zieht es Edmund immer mehr in Elisas Arme, denn bei ihr findet er sein Glück.

Die Autorin fächert geschickt die Vergangenheit aus unterschiedlichen Perspektiven auf und lässt dazwischen immer wieder Raum für Cosimas Entdeckungen. Der Kreis schließt sich und die grausame Wahrheit der Vergangenheit kommt ans Tageslicht.

Besonders hervorheben möchte ich den ausführlichen Anhang der Autorin, mit den fiktiven und realen Fakten sowie der Angabe mit einer Bücherauswahl für Interessierte.
Die Industriellenfamilie Liefenstein ist fiktiv, während die Geschichte der Liefensteins und ihre Verstrickungen in den Nationalsozialismus angelehnt an wahre Begebenheiten sind. Erschreckend in welchem beträchtlichen Maße, die deutsche Industrie und Wirtschaft im „Dritten Reich“ von den Arisierungen, den Enteignungen und dem Raub jüdischer Betriebe und Firmen und von der Zwangsarbeit profitierten.

Fazit:
Die Autorin hat eine wunderbare Gabe, Geschichte lebendig zu erzählen und ihre gut recherchierten historischen Fakten, wie ganz nebenbei zu schildern. „Die Erbin“ ist ein packender und absolut glaubwürdiger Roman mit unverwechselbaren Figuren, voller Atmosphäre und unverhoffter Wendungen, den ich sehr gerne gelesen habe.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 30.04.2025
Die Schanze
Menz, Lars

Die Schanze


sehr gut

„Ein nächtliches Dorf, nur die beleuchtete Skischanze ragt empor. Mit einem elektrischen Viehtreiber wird ein Mann zur Schanze getrieben. Am höchsten Punkt stößt ihn sein Peiniger hinab – ein Seil um den Hals.“

Nach der Trennung von Christoph bricht die junge Ärztin Ellen Roth ihre Zelte in Hamburg ab und kehrt zurück in ihre alte Heimat am Rande der Alpen, die sie vor Jahren verlassen hat. Ihre Schwester hat sie dazu überredet um die alte Arztpraxis von Dr. Schwarz zu übernehmen. Bei ihrer Ankunft ist Ellen sofort klar, wie heruntergekommen die Arztpraxis und das ganze Haus, samt Inventar sind. Hat sich Dr. Schwarz deshalb vor einer Übergabe wie geplant und abgesprochen, entzogen? Um einen klaren Gedanken zu finden, muss Ellen erst mal eine Runde joggen gehen und trifft auf zwei Männer, die ihr wie selbstverständlich, ein Fernglas reichen. Als Ellen den Toten an der Schanze hängen sieht, erstarrt sie in Panik. Sie kennt das Opfer. Der grausame Fund reißt ihre alten Wunden aus der Vergangenheit wieder auf. Ist es Zufall, dass der Mord ausgerechnet jetzt geschieht?

Aus unterschiedlichen Perspektiven kommen immer mehr Details und Wahrheiten über die verschwiegene Dorfgemeinschaft ans Tageslicht, denn irgendwie scheint jeder eine Verbindung zu dem zu haben, was Ellen vor vielen Jahren hier passiert ist. Hier vor Ort scheint die Vergangenheit für Ellen gegenwärtig zu sein und legt ihre alten Wunden offen. Dann passiert ein zweiter Mord und wieder könnte der Verdacht auf Ellen fallen, doch wer steckt dahinter? Ellen beschließt zu kämpfen, denn noch einmal, lässt sie sich nicht vertreiben!

Der Autor zeichnet seine Charaktere vielschichtig und undurchsichtig, so dass gleichzeitig mehrere Dorfbewohner, verdächtig sein könnten.
Wie ein Puzzle wird die Vergangenheit, Stück für Stück aufgerollt und erst zum Ende, wird Ellen tief in ihren Erinnerung die bittere Wahrheit erkennen ...

Fazit:
Der Autor hat in einer klaren Sprache, einen leicht angehauchten Thriller mit einigen überraschenden Wendungen erzählt, der durch seinen ständigen Perspektivwechsel sehr angenehm zu lesen ist.
Von mir 4 von 5 Sternen!

Bewertung vom 23.04.2025
Maikäferjahre
Höflich, Sarah

Maikäferjahre


ausgezeichnet

Nach dem gelungenen Debüt „Heimatsterben“ der Drehbuchautorin Sarah Höflich, war ich sehr gespannt auf ihren neuen Roman „Maikäferjahre“, der eine Geschichte über Hoffnung und Vergebung in dunklen Zeiten, erzählt und ich wurde nicht enttäuscht.

Annis Vater Gottlieb Baumgartner ist Violinist bei der Sächsischen Staatskapelle und ein begnadeter Musiker, der sich immer schon mit der Herrschaft der Nationalsozialisten schwergetan hat. Besonders hart trifft es Gottlieb Baumgartner, als sein „Jahrhundertgeiger“ wie er seinen Protegé den Halbjuden Adam Loewe nennt, in Gefahr schwebt. Er muss eine schwere Entscheidung treffen, will er Adams Leben retten und zahlt einen hohen Preis.

Bereits seinen ältesten Sohn Siegfried hat Gottlieb Baumgartner, im Russlandfeldzug verloren und sein Sohn Tristan ist im Krieg und jagd als Kampfpilot über dem Ärmelkanal während seine Hochschwangere Zwillingsschwester Anni in Dresden bei den Eltern lebt und auf ihren in Russland vermissten Mann Fritz, wartet.

In den Wirren des Zweiten Weltkriegs getrennt, in Gedanken immer verbunden: Nie hören die Geschwister Anni und Tristan auf, sich Briefe zu schreiben – in der verzweifelten Hoffnung, der jeweils andere möge noch leben.
Aus wechselnden Perspektiven unterteilt in Kapiteln, die jeweils mit einem Brief entweder von Anni oder Tristan beginnen, erzählen beide über ihre Ängste und Erlebnisse während des Krieges, der Flucht und der Hoffnung sich wieder zu sehen.

Gegen Ende des Krieges wird Dresden von den Alliierten schwer bombardiert und bevor Anni mit ihrer Tochter in den Luftschutzkeller flieht, nimmt sie den Violinenkoffer mit der geliebten Geige ihres Vaters, etwas Geld und ein paar wichtige Unterlagen aus dem Safe mit. Annis Leben liegt in Scherben. Ihr Bruder Tristan ist vermisst, Mutter und Vater haben die letzten Kriegstage nicht überlebt. Einzig ihre Tochter Clara gibt ihr Hoffnung. In Annis dunkelsten Stunden trifft sie den halbjüdischen Geiger Adam wieder und gemeinsam fliehen sie aus dem brennenden Dresden, quer durch das besetzte Deutschland – auf der Suche nach einem sicheren Ort.
Bald hat Adam nicht nur die kleine Clara ins Herz geschlossen, auch für Anni schlägt längst sein Herz, doch eines Tages steht Fritz vor der Tür …

Tristan ist nur knapp dem Tod entronnen und in englische Kriegsgefangenschaft geraten. Einzig die Hoffnung, dass seine Zwillingsschwester Anni überlebt haben könnte, lässt ihn für seine Genesung kämpfen. Und noch etwas hält ihn am Leben. Die Liebe zur britischen Krankenschwester Rosalie, eine Liebe, die vom Gesetz verboten und heftigen Anfeindungen ausgesetzt ist.
Rosalie, fühlt sich gegen jede Vernunft zu Tristan hingezogen und kämpft für ihre Liebe.

Zum Abschied von Adam überreicht Anni ihm die Geige ihres Vaters mit den Worten: „Sie gehörte meinem Vater. Er hätte es so gewollt. Glaub mir. Du spielst sie schöner, als ich es je können werde.“ – „Hör nicht auf, an dich zu glauben!“ – „Versprich mir das.“

Der Autorin ist es hervorragend gelungen, mit ihren fiktiven Charaktere und Ereignissen, eine sehr bewegende und emotionale Geschichte über das Leben in schwierigen Zeiten zu erzählen. Besonders die Anfeindungen und der Hass zwischen den Deutschen und Engländern werden anschaulich beschrieben. Die Protagonisten sind im Handlungsverlauf bildhaft und hervorragend ausgearbeitet. Das Ende der Geschichte, wartet fast auf eine Fortsetzung …
Von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!