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take.a.book

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 08.02.2021
Flieh, so weit du kannst
Joy, Naomi

Flieh, so weit du kannst


gut

Anmerkung:
Der deutsche Titel sowie der Klappentext sind irreführend und passen nicht zum Buch. Im Original ist beides besser beschrieben und dargestellt.

Aufbau
Das Buch hat 374 reine Leseseiten und wird aus der Ich-Perspektive verschiedener Charaktere erzählt. Die beiden Protagonisten sind Jade und Ava und ihre Abschnitte nehmen den Hauptanteil des Buches ein, unterbrochen von zwei Perspektiven anderer Charaktere und einiger kommentierender Zeitungsartikel. Durch die wechselnden Sichtweisen wird deutlich, dass man den Charakteren nicht als zuverlässige Erzähler vertrauen kann. Es ist durchaus interessant zu sehen, wie Situationen von Jade und Ava unterschiedlich wahrgenommen und gedeutet werden.

Die Handlung
Jade und Ava sind zwei junge Frauen, die in einer Agentur arbeiten. Auf beiden lastet ein Geheimnis ihrer Vergangenheit, das sie miteinander verbindet. Beide konkurrieren um den Job der Teamleiterin und haben zugleich mit ihren eigenen privaten Problemen sowie mit ihren Schuldgefühlen zu kämpfen. Jade ist psychisch krank und lebt durch ihre Selbsttäuschungen und Ava beendet eine toxische kontrollierende Beziehung, um direkt in die nächste zu geraten. Beide lügen und manipulieren dabei mehr oder weniger ihr Umfeld, um ihre Geheimnisse zu wahren und ihre Ziele zu erreichen.

Die Charaktere
Jade wird als unsympathisch, aber gleichzeitig bedauernswert dargestellt. Dies ist nicht zwangsläufig die beste Darstellung einer Person mit einer psychischen Erkrankung, die mit fortschreitender Handlung offensichtlicher wird. Jade ist besessen von dem Konkurrenzkampf mit Ava, auch wenn dieser größtenteils in ihrem Kopf stattfindet. Sie ist neidisch, egozentrisch, unsicher und hinterhältig. Sie setzt sich selbst und die Leute in ihrem Umfeld konstant herab. An Niederlagen haben grundsätzlich die anderen Schuld. Sie würde alles für Anerkennung tun und schreckt auch vor Erpressung nicht zurück. Am besten beschrieben wird sie durch andere Charaktere: "Eine Frau, die derart in Selbsttäuschungen gefangen [ist], dass sie kaum funktionieren [kann]."(S.310)

Ava ist etwas sympathischer als Jade, aber auch sie lügt die Leute in ihrem Umfeld an und sabotiert dadurch ihre Beziehungen. Ava ist nicht greifbar, sie wird sehr distanziert beschrieben und bleibt größtenteils blass. Sie ist ebenfalls unsicher, kann aber in ihrem Job glänzen, der ihren Zufluchtsort darstellt. Ihre Entscheidungen sind teilweise nicht nachvollziehbar. Das Argument, warum sie nicht aus ihrer Wohnung ausziehen kann, in der ihr eifersüchtiger kontrollierender Freund lebt, war: “Unsere Miete ist zu hoch.”

Vorhersehbarkeit
Die Handlung war für mich sehr vorhersehbar. Es gab keine überraschenden Wendungen oder schockierenden Momente. Der Gegenspieler wird sehr offen dargestellt. Das führt dazu, dass die Charaktere dem Leser hinterherhinken und keine Spannung aufkommt. Zudem werden gegen Ende viele Dinge erneut erklärt, die sich der Leser bereits herleiten konnte oder die ihm schon erklärt wurden. Das Buch ließ sich durch seine klaren und kurzen Sätze schnell und flüssig lesen, was einen Pluspunkt darstellt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.05.2020
Maskenmacht
Wildfire, Lily

Maskenmacht


gut

Inhalt
Vaaras Welt ist eine geteilte Welt: Die Menschen leben in einem eingemauerten Land. Auf der anderen Seite leben die Maskierten, mächtige magische Wesen, die die Herrscher über die Menschen sind. Als Kind findet Vaara ein magisches Schwert. Dieser Fund zieht die Auslöschung ihres Dorfes durch einen Maskierten nach sich, der sich als rechtmäßiger Besitzer des Schwertes sieht. Vaara wird gerettet und lebt fortan getrieben von dem Gedanken, die Herrscher zur Rede zu stellen und sich zu rächen.


Charaktere
Vaara, die Protagonistin des Romans, hat mit Verlusten, Selbstzweifeln und Ängsten zu kämpfen. Die Trauma ihrer Vergangenheit hängen ihr noch nach und werden in der Handlung immer wieder thematisiert. Von dem Schwert, das sie gefunden hat, ist sie besessen und es beeinflusst ihre Handlungen. Vaara ist zudem stark von dem Hass auf die Maskierten getrieben.
Ihre enge Freundin Yalani begleitet sie auf ihrer Reise zu den Maskierten. Yalani stellt einen starken Gegenpart zu Vaara dar. Sie ist selbstbewusst, strategisch, belesen, wortgewandt und schön. Sie kennt sich bestens mit medizinischen Belangen aus und ist eine ausgezeichnete Bogenschützin. Yalani trägt mit ihren Entscheidungen die Handlung und dominiert über Vaara. Sie plant ihre gesamte Reise, hat für jedes Problem eine Lösung parat und ist auf alles vorbereitet; selbst lebensgefährliche Verletzungen halten sie nicht auf.


Handlungsaufbau
Das magische Schwert dient in dem Buch nur als Auslöser für die Handlung. Danach verschwindet es in den Hintergrund und der Leser erhält keine weiteren Informationen über das Schwert. Den Hauptteil der Geschichte nimmt die Reise zum König der Menschen und der Diebstahl einer Maske ein. Ein unausgereifter gefährlicher Plan, der in letzter Minute spontane Änderungen erhält, wird viele Seiten diskutiert, stellt sich jedoch im Endeffekt als nichtig heraus. Die Ausführung des “Plans” bekommt der Leser nicht mit und im späteren Handlungsverlauf zeigt sich, dass sich vor allem Vaara keine Gedanken über den Plan gemacht hat. Zudem kommt den Protagonisten der Zufall sehr stark zu Hilfe.
Über die Maskierten erfährt man so gut wie nichts. Erst auf den letzten 50 Seiten betritt der Leser das Reich der Maskierten und die Handlung überschlägt sich.


Fazit
Auf das Buch habe ich mich gefreut, seit ich das Cover gesehen habe. Von der Welt war ich begeistert: maskierte Wesen, die die Menschen zu ihrem scheinbaren Schutz einmauern, aber sie als Ungeziefer betrachten, Schattenwesen, die die Menschen angreifen, magische Schwerter, Geheimnisse und Intrigen. Nach den ersten 100 Seiten hat sich meine Begeisterung etwas gelegt, da für mich Geschichten nach dem Motto “Die Reise ist das Ziel” nicht viel Reiz ausmachen. Hinzu kam, dass die Maskierten nur einen sehr kurzen Auftritt haben. Der Leser bekommt einen kleinen Einblick in ihre Welt und in ihre Ansichten, die sich von denen der Menschen stark unterscheiden. Das Buch lässt den Leser mit vielen offenen Fragen und ungeklärten Handlungssträngen zurück. Da dies das erste Buch einer Reihe ist, ist das grundsätzlich kein Problem. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass zumindest ein paar Dinge geklärt werden, sodass das Buch in sich einen runden Abschluss hat. Da mich die offenen Fragen und die Welt der Maskierten nach wie vor faszinieren, warte ich gespannt auf das zweite Buch.